Tom Prox 137 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 137 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Das Hilton-Valley scheint ein solch paradiesisches Fleckchen Erde, dass man beinahe glauben mag, es sei von Gott gesegnet. So perfekt, wie aus der Spielzeugschachtel aufgebaut, wirkt das Tal auf die Männer der Ghostsquad, als sie von einem Gebirgszug aus erstmals dieses Kleinod erblicken. Und inmitten dieses Tals liegen fünf prächtige Ranches, denen der Reichtum ihrer Besitzer noch an jedem verbauten Stein oder Balken anzusehen ist.
Captain Tom Prox und seine Sergeanten sind aber nicht gekommen, um die Aussicht zu genießen. Die Ghosts reiten auf der Spur eines Mannes, der wegen seines graugelben Pferdes nur "der falbe Reiter" genannt wird. Der taucht stets ebenso unerwartet auf, wie er blitzschnell wieder verschwindet, nachdem er den Ranchern Schaden zugefügt hat. Immer brutaler werden die Anschläge, und als ein Ranchhelfer schwört, in dem Maskierten einen gewissen Jack Morton erkannt zu haben, liegen die Nerven im Tal endgültig blank. Denn Morton wurde fünf Jahre zuvor nachweislich wegen Mordes aufgehängt ...


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Inhalt

Cover

Einer rechnet ab

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Einer rechnet ab

Von Frank Dalton

Das Hilton-Valley scheint ein solch paradiesisches Fleckchen Erde, dass man beinahe glauben mag, es sei von Gott gesegnet. So perfekt, wie aus der Spielzeugschachtel aufgebaut, wirkt das Tal auf die Männer der Ghostsquad, als sie von einem Gebirgszug aus erstmals dieses Kleinod erblicken. Und inmitten dieses Tals liegen fünf prächtige Ranches, denen der Reichtum ihrer Besitzer noch an jedem verbauten Stein oder Balken anzusehen ist.

Captain Tom Prox und seine Sergeanten sind aber nicht gekommen, um die Aussicht zu genießen. Die Ghosts reiten auf der Spur eines Mannes, der wegen seines graugelben Pferdes nur »der falbe Reiter« genannt wird. Der taucht stets ebenso unerwartet auf, wie er blitzschnell wieder verschwindet, nachdem er den Ranchern Schaden zugefügt hat. Immer brutaler werden die Anschläge, und als ein Ranchhelfer schwört, in dem Maskierten einen gewissen Jack Morton erkannt zu haben, liegen die Nerven im Tal endgültig blank. Denn Morton wurde fünf Jahre zuvor nachweislich wegen Mordes aufgehängt ...

1. Kapitel

»Auf, Boys – lange genug gerastet! Wenn wir uns nicht beeilen, erreichen wir den Hilton-Kessel kaum vor Anbruch der Dunkelheit!«

Ghost-Captain Tom Prox richtete sich mit energischer Bewegung auf, gab seinem langen Sergeanten Snuffy Patterson einen Stoß in die Rippen und drehte dann vor dem Weiterritt noch rasch eine Zigarette.

Sie rasteten auf einer Bodenerhebung, eine gute Meile vom Eingang des Hilton-Valley entfernt. Von rechts und links schoben sich Bergketten an den Eingang heran, sodass nur eine wie ein riesenhaftes Tor aussehende Öffnung blieb.

Durch diese Öffnung preschte jetzt ein Reiter auf fahlgelbem Pferd und jagte in halsbrecherischem Galopp davon.

»So etwas haben meine verwöhnten Augen gern!« Snuffy drehte sich ebenfalls eine Zigarette. »Leider bekommt man dergleichen heutzutage immer seltener zu Gesicht. Ross und Reiter – einfach Klasse!«

Ben Closter schnalzte anerkennend mit der Zunge; das war alles.

Die Straße wand sich, kaum, dass sie den Felsdurchlass hinter sich ließ, in scharfem Knick nach Süden und verlief dann einige hundert Yards in schnurgerader Richtung. Es sah aus, als würde sie ansteigen; in Wirklichkeit senkte sich jedoch das Gelände rechts und links von ihr.

Ungefähr dreihundert Yards weiter wurde sie durch einen steilen Felseinschnitt unterbrochen, über den eine aus wenigen Balken bestehende Brücke führte. Dicht dahinter machte der Weg einen erneuten Knick und verschwand dann endgültig hinter hoch strebenden Felswänden.

Die Ghosts konnten dem Reiter ihre Aufmerksamkeit nicht lange widmen. Mit viel Lärm preschte jetzt eine Gruppe von zehn Westmännern aus dem Durchgang. Sie fluchten und brüllten, dass die Freunde sie bis zu ihrer Anhöhe hören konnten.

Die Zügel in den Linken, schwangen die Reiter in den Rechten die Colts und knallten ununterbrochen, obwohl der Mann, den sie verfolgten, längst nicht in Schussweite war.

»Sollte das etwa der Mann sein, auf den wir angesetzt sind?«, fragte Ben. »Dann wären wir ja bereits mitten in der Geschichte drin! So etwas habe ich gern!«

Inzwischen hatte der Flüchtende den wenig vertrauenserweckenden Steg erreicht – und galoppierte einfach weiter.

»Wenn es klappt, hat er Glück!«, kommentierte Snuffy. Gleich darauf stieß er ein verblüfftes »Hell and damnation!« aus.

Was sie jetzt sahen, war geradezu faszinierend.

Der Reiter befand sich mitten auf dem gut dreißig Yards langen Steg. Die Ghosts glaubten, den Hufschlag seines Pferdes auf dem groben Holz zu hören.

Plötzlich ließ er sich aus dem Sattel gleiten. Es sah aus, als sei er von einer Kugel getroffen worden.

Aber er glitt mit geschmeidiger Bewegung von seinem Falben, landete gleich darauf auf den unebenen Brückenplanken, rollte darüber hinweg, streckte sich und geriet an den geländerlosen Rand – nun würde er abstürzen!

Wie er fertigbrachte, was er beabsichtigte, konnten die Ghosts nicht erkennen, aber er fand im selben Moment, in dem er hätte in die Tiefe sausen müssen, an der unteren Seite der Planken einen Halt für seine Hände. Wie ein riesenhaftes Pendel schwang er unterhalb der Brücke hin und her.

Sein Pferd preschte weiter und verschwand gleich darauf hinter der Felswand am anderen Ende der Brücke.

Das Ganze ging so schnell, dass die Verfolger nichts davon bemerkten. Sie galoppierten über Brücke und Mann hinweg. Ein wenig später verschwanden auch sie aus dem Blickfeld.

»Allerhand!«, bemerkte Snuffy und besah die zweite Zigarette, die er sich gedreht hatte, genau, ehe er sie in den Mund steckte. »Dieser Mann muss Nerven wie Drahtseile haben!«

»Hat er auch – wenn er der ist, für den wir ihn halten«, meinte Ben.

Kaum waren die Verfolger hinter der Felswand verschwunden, als sich der Mann mit kühnem Schwung wieder in die Höhe warf und auf die Brücke zurückkletterte. Einen Augenblick lang stand er reglos und starrte zu den Ghosts herüber.

»Er ist es! Ich habe die gelbe Maske vor seinem Gesicht deutlich gesehen, Chef!« Snuffy wollte zu den Pferden rennen.

»Bleib hier, Langer!«, befahl Tom. »Wollen uns das Schauspiel bis zu Ende ansehen.«

Snuffy ließ sich wieder zu Boden gleiten und spuckte aus. Er hatte in der Aufregung das Ende seiner Zigarette zum Besen zerkaut und nun den Mund voller Tabakkrümel.

Der Mann mit der Maske lief mit weiten, federnden Schritten zum Kesseleingang zurück. Dort steckte er zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.

Keine drei Minuten später stob sein Gaul wie der leibhaftige Teufel auf ihn zu, den gleichen Weg zurück, den er vorhin genommen hatte.

Der Maskierte schwang sich in den Sattel und ritt wieder in den Talkessel hinein.

Snuffy grinste anerkennend. »Führt sie ganz schön an der Nase herum! Obwohl er ein Bandit ist und wir den Auftrag haben, ihn hinter schwedische Gardinen zu bringen – für dieses nette Stückchen kann ich ihm meine Bewunderung nicht versagen.«

Die Ghosts erhoben sich.

Noch ehe sie ihre Pferde erreichten, kamen die Verfolger bereits wieder zurück. Man hörte sie fluchen und schreien, noch ehe sie zu sehen waren. Außer sich vor Wut galoppierten sie durch den Kesseleingang.

Als sie mitten darin waren, ereignete sich etwas Neues. Innerhalb des Kessels waren einige Coltschüsse zu hören. Dann jagten mindestens zwanzig Rinder den Reitern entgegen und verstopften den schmalen Durchgang völlig.

Die Männer konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Ehe sie sich versahen, gab es ein wirres Durcheinander von sich auf dem Boden wälzenden Menschen- und Tierleibern.

Es dauerte lange, bis sich das Chaos lichtete. Hinkend und humpelnd erhoben sich die Männer schließlich wieder und machten sich daran, ihre Pferde einzufangen. An die Verfolgung des Mannes mit der Maske dachten sie nicht mehr.

»Wenn er mit solch halsbrecherischer Kühnheit alles auf eine Karte setzt, ist es kein Wunder, dass man ihn bisher nie gefangen hat«, stellte Snuffy fest. »Schätze, auch wir werden es nicht leicht mit ihm haben, Chef.«

»Reiten wir weiter!«, bestimmte Tom. »Wollen sehen, von dem Höhenzug hier herunterzukommen. Möchte noch vor Einbruch der Dunkelheit ins Hilton-Valley gelangen, um die Hilton-Ranch mit unserem Besuch zu beehren.«

Zwanzig Minuten später stellten die Ghosts fest, dass es gar nicht so einfach war, von dem Höhenzug herunterzukommen, wie sie angenommen hatten.

Die Abstürze erwiesen sich zu steil, als dass sie von den Pferden hätten bewältigt werden können. Sie mussten einige Meilen reiten, ehe sie endlich einen geeigneten Abstieg fanden.

Ben feixte. »Dein Pech, Langer – zur Hilton-Ranch kommen wir heute nicht mehr. Schreib dein Abendessen in den Schornstein und träume von Whisky – wirst froh sein, wenn du einen Schluck Wasser bekommst.«

Sie waren so weit vom Eingang zum Hilton-Valley entfernt, dass es tatsächlich fraglich schien, ob sie das Tal vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden.

Missmutig ritten sie auf der Sohle einer langgestreckten, einer Schlucht ähnlichen Vertiefung dahin, die zwar auf den Hilton-Kessel zuführte, den Weg aber durch ihre Windungen außerordentlich verlängerte.

Die Dunkelheit brach schneller herein, als ihnen lieb war. Von einem Augenblick zum anderen wurden sie von der nächtlichen Finsternis überfallen.

»So ein Pech!«, murrte Snuffy. »Noch mindestens zwei Stunden bis zum Kessel! Bis dahin haben sich unsere Gäule die Beine und wir die Hälse mindestens zweimal gebrochen.«

Ein wenig später war es völlig finster. Sie konnten nur noch im Schritt reiten, denn der Weg war schmal und das Gelände rechts und links davon mit Steinen und Felsbrocken übersät.

Snuffy fluchte leise, aber inbrünstig. Tom und Ben hielten es für besser, zu schweigen.

Plötzlich stieß der Dicke aufgeregt hervor: »Ein Licht, Chef!«

»Sehe nichts«, erwiderte Snuffy. »Fehlt noch, dass du an Halluzinationen zu leiden beginnst!«

»Es war gleich wieder weg«, verteidigte sich Ben. »Dass es aber kurz vorher da war, kannst du mir nicht ausreden, Langer!«

Tom stimmte zu. »Ich habe es auch gesehen. Reiten wir weiter – schätze, wir haben genau die richtige Richtung.«

Hundert Yards weiter lösten sich die Konturen eines Häuschens aus der Dunkelheit. Es handelte sich zwar nur um eine armselige, baufällige Hütte, aber Tom hatte seinen Entschluss bereits gefasst, noch ehe sie völlig heran waren.

»Schätze, wir übernachten hier«, schlug er vor. »Stellt natürlich keine fürstliche Unterkunft dar, aber ein Dach über dem Kopf ist, so schlecht es auch sein mag, immer noch besser als der weite, freie Himmel.«

Snuffy schwang sich als Erster aus dem Sattel und versuchte seine Fäuste an der geschlossenen Tür der Hütte.

»Nicht so wild, Langer!«, meinte Tom. »Wenn du zu stark klopfst, fällt die Tür aus den Angeln.«

»Wer ist da?«, fragte eine brüchige Männerstimme. Einer der Fensterläden des Häuschens hatte sich einen Spaltbreit geöffnet, und der Lauf eines uralten Jagdgewehrs zeigte auf die Freunde.

»Hol deine Donnerbüchse ein, Buddy!«, riet Snuffy lachend. »Wir haben nicht die Absicht, dir die Haut über die Ohren zu ziehen. Reisende, die von der Nacht überrascht wurden und um Quartier bitten, mehr sind wir nicht.«

»Habe keine freien Betten zur Verfügung!« Die Stimme drin klang ablehnend.

Tom schaltete sich ein. »Muss nicht unbedingt ein Bett sein, Gent! Die Hauptsache ist das Dach über dem Kopf. Sind mit den Fußbodendielen zufrieden. Noch besser wäre ein Plätzchen im Stall.«

Jetzt wurde auch eine Frauenstimme laut. Ängstlich fragte sie etwas, das die Ghosts nicht verstanden.

»Ehrliche Leute brauchen sich nicht vor uns zu fürchten, Lady!«, versicherte Tom. »Sind bereit, fürs Nachtquartier zu zahlen – wenn es darum geht.«

»Für die Erfüllung unserer Christenpflicht nehmen wir keine Dollars«, ließ sich der Mann hinter dem Fensterladen wieder hören. »Wartet an der Tür und rührt euch nicht, bis ich euch auffordere, hereinzukommen, Strangers. Seitdem der falbe Reiter sein Unwesen treibt, sind wir vorsichtig geworden.«

»Können es euch nicht verargen«, erwiderte Tom. Dann warteten sie geduldig.

Es dauerte nicht lange, bis drinnen schlurfende Schritte laut wurden. Die Haustür öffnete sich einen Spaltbreit und quietschte dabei, als sei sie seit Langem nicht mehr geölt worden.

Der Mann aus dem Häuschen blieb vorsichtig hinter der Tür stehen. Nur die linke Hand, die eine Laterne hielt, streckte er vor. Die Rechte schien immer noch das Gewehr zu tragen.

Der trübe Lampenschein beleuchtete die Gesichter der Freunde. Ein wenig später wurde die Lampe zurückgezogen und die Tür vollends geöffnet.

Die brüchige Stimme sagte: »Treten Sie ein, Gent! Willkommen bei Bill Hawkins! Wenn wir auch arme Leute sind, so soll es doch auf eine Scheibe Brot und ein Stück Speck für Sie nicht ankommen.«

Sie wurden in eine Stube mit so unwahrscheinlich niedriger Decke geführt, dass Snuffy froh war, rasch auf einem der wackligen Stühle Platz nehmen zu können.

Das Mobiliar war alt und sah aus, als würde es im nächsten Augenblick in sich zusammenfallen – wie das ganze Haus.

Besitzer der Hütte waren ein Mann und eine Frau, beide sehr alt.

»Das hier ist meine Rosie«, stellte der Mann vor, »das beste Weib auf Gottes Erdboden!«

Die Frau errötete wie ein Schulmädchen, und das gab ihr ein liebenswertes Aussehen.

»Moment, Gentlemen!«, entschuldigte sie sich und trippelte davon. Gleich darauf hörte man sie nebenan in der Küche rumoren.

Der Alte holte einen Tabaksbeutel aus der Tasche, stopfte sich umständlich eine Pfeife und schob ihn dann den Ghosts zu. »Bitte, bedienen Sie sich!«

Er stand auf, schlurfte in die Stubenecke, hob ein Brett der Dielung heraus und griff in die freigelegte Öffnung. Gleich darauf kam er mit einer dickbauchigen Kruke wieder an den Tisch zurück.

Von einem Wandbord holte er vier Trinkgefäße herab: ein an einer Ecke angeschlagenes Wasserglas, einen Blechbecher, etwas, das früher wohl einmal eine Blumenvase gewesen war, und eine henkellose Tasse.

Diese Gefäße füllte er aus der Kruke mit einer dunkelbraunen, wenig vertrauenerweckend aussehenden öligen Flüssigkeit, von der ein starker Geruch ausging.

Misstrauisch sahen ihm die Ghosts zu und hoben dann, noch viel misstrauischer, ihre Gefäße an den Mund, als der Alte sie dazu aufforderte.

Snuffy wagte den ersten Schluck. Als er getrunken hatte, verdrehte er die Augen in seliger Verzückung.

»Hol es der Teufel, Mann!«, prustete er anerkennend vor sich hin. »Zuerst hatte ich Sie in Verdacht, uns vergiften zu wollen. Aber nun – hell and damnation – wo haben Sie dieses Gesöff her? Hab in meinem ganzen Leben noch nichts so Ausgezeichnetes getrunken. Schmeckt wie Nektar und Ambrosia mit einem Schuss Höllenpfuhl drin!«

Der Alte freute sich. »Selbst gebraut, Mister – nach einem Rezept meines Urgroßvaters.«

Snuffy leckte sich über die Lippen. »Macht einen ganz neuen Menschen aus einem«, behauptete er.

»Und gibt allen Körperteilen eine gesunde Gesichtsfarbe«, ergänzte Ben begeistert.

Als der Alte zum zweiten Mal eingeschenkt hatte, trug seine Frau das Abendessen auf.

Tom wurde den Verdacht nicht los, sie könnte die Vorräte geplündert haben, die eigentlich für die nächsten vierzehn Tage hätten reichen sollen.

Sie ließen sich Brot, Eier, Butter, Käse und Speck gut schmecken. Der Alte spendierte noch eine dritte Lage seines selbst gebrauten Schnapses.

Dann waren sie so müde, dass sie nur noch den einen Wunsch hatten, schlafen zu gehen.

»Der Stall wäre richtig für uns«, erklärte Tom, nachdem sie eine Stube besichtigt hatten, in der es nichts anderes gab als eine alte, wacklige Bank und ein Bild an der Wand. »Wir schlafen gern bei unseren Pferden.«

Der Alte nickte ernsthaft. »Das ehrt Sie. Kommen Sie bitte mit!«

Er führte sie in den Stall. Es war nicht viel Stroh darin, reichte aber aus.

»Sie wollen sicher ins Hilton-Valley?«, fragte der Mann neugierig, ehe er sie allein ließ. »Mit einem der Kings was zu tun?«

Fragend blickte Tom ihn an.

»Wer sind die Kings? Keine Ahnung, dass eine Familie dieses Namens im Hilton-Valley wohnt.«

»Wohnt dort auch nicht«, belehrte ihn der Alte. »Wir nennen sie nur so. Ausgezeichnetes Land im Hilton-Valley. Wem genügend davon gehört, der wird ein reicher Mann, ob er will oder nicht. Leben fünf Familien dort, die das Tal fast ganz unter sich aufgeteilt haben. Die anderen, die es sonst noch dort gibt, haben kaum so viel, dass sie leben können. Deshalb nennen wir die fünf reichen Familien die Kings.«

»Nette Leute?«, fragte Tom interessiert.

»Kommt darauf an, was Sie unter nett verstehen«, erwiderte der Alte vorsichtig.

»Wir pflegen alles genauso zu meinen, wie wir es sagen«, erklärte Snuffy grinsend.

Der Alte lachte. »Dann kann ich Ihnen verraten, dass die Kings nicht gerade beliebt sind. Zu hochnäsig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Jeder, der nicht mindestens so viel hat wie sie selbst, ist Dreck für sie – oder noch weniger.«

Snuffy feixte. »Sind im Bilde. Hatten schon verschiedentlich mit Leuten dieser Art zu tun. Lassen uns gewöhnlich nicht davon beeindrucken.«

»Genauso schätze ich Sie ein. Und nun – Good night! Wenn Sie morgen aufstehen, kommen Sie ins Haus hinüber. Rosie wird für ein anständiges Frühstück sorgen. Reitet sich nicht gut mit nüchternem Magen.«

»Ein wahres Wort«, stimmte Snuffy zu. »Sind da ganz Ihrer Meinung, mein Lieber.«

Der Alte ging, und die Ghosts machten es sich sofort auf dem Stroh bequem.

»Das Rezept zu seinem Höllentrunk muss ich ihm abluchsen, Chef«, sagte Snuffy, ehe er die Augen zuklappte. »Damit kann man ein reicher Mann werden.«

2. Kapitel

Wenn es in der armseligen Hütte von Mr. Hawkins eine Uhr gegeben hätte, würde sie gerade eins geschlagen haben, als sich ein Reiter dem baufälligen Anwesen näherte.

Er kam von Hilton-Valley her, ritt einen Falben und trug eine gelbe Maske vor dem Gesicht.

An der Tür des Häuschens schwang er sich aus dem Sattel, probierte die Klinke, fand die Tür abgeschlossen und versuchte es an den Fensterläden. Da aber auch sie nicht nachgaben, klopfte er schließlich laut und energisch dagegen.

Es dauerte einige Augenblicke, bis sich drinnen etwas regte. Eine Stimme wurde laut.

»Wer da? Was wollen Sie, Stranger?«

»Aufmachen!«, forderte der Maskierte kurz und herrisch.

»Tut mir leid!«, kam es von drinnen zurück. »Mitternacht ist längst vorüber. Gehen Sie ein Haus weiter, Mann!«

»Ich warte genau drei Minuten«, erwiderte der Maskierte. »Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ihnen das Dach über dem Kopf anstecke, dann öffnen Sie schleunigst!«

Schlurfende Füße wurden hörbar. Dann fragte eine ängstliche Frauenstimme etwas.

Über das Gesicht des Maskierten huschte ein Lächeln.

Die Schritte näherten sich unschlüssig der Tür. Hawkins öffnete vorsichtig.

Er fuhr zurück, als er den Maskierten erblickte. Seine Hand griff nach hinten, um das Gewehr zu fassen, das gegen die Flurwand gelehnt stand.

Aber der Fremde kam ihm zuvor. Ehe der Alte die Waffe in der Hand hatte, hielt ihn der Maskierte am Arm fest.

»Keine Dummheiten, Alter! Kommen Sie in die Stube!«

»Ich – ich will nichts mit Ihnen zu tun haben«, stotterte der Alte erschrocken.

»Gibt noch mehr Leute, die nichts mit mir zu tun haben wollen«, erwiderte der Maskierte. »Aber nur wenige brauchen sich wirklich vor mir zu fürchten.«

Der Hüttenbesitzer trat zurück.

Sorgfältig schloss der Maskierte die Tür hinter sich, nachdem auch er in den Flur getreten war.

Gleich darauf folgte er dem Alten in die Stube.