Tom Prox 131 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 131 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Als es Captain Tom Prox und seinen beiden Sergeanten, Snuffy Patterson und Ben Closter, gelingt, eine Frau aus den Händen von Kidnappern zu befreien, da bedeutet das nicht das Ende eines Einsatzes für die Ghosts, sondern ist vielmehr erst der Beginn einer neuen Mission.
Maud Marble, so der Name der jungen Frau, ist Erbin von El Capitan, einer der größten Ranches weit und breit. Der Ghostchef und seine Männer entscheiden sich, Maud nach El Capitan zu begleiten, aber just, als die vier die Ranch erreichen, erscheint dort ein gewisser Chaney Fletcher, der erklärt, ebenfalls Erbe der Ranch zu sein. Und tatsächlich hatte Maud selbst, die von Viehzucht und Ranchbetrieb nichts versteht, die Behörden veranlasst, nach möglichen weiteren Erben zu suchen.
Tom Prox mag zunächst nicht glauben, dass Fletcher hinter der Entführung stecken könnte, zumal mit dem geheimnisvollen, verschlagenen Posade schon bald ein weitaus gefährlicher wirkender Gegenspieler auf der Bildfläche auftaucht. Und dem scheint es um etwas ganz anderes zu gehen als "nur" eine Ranch ...


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Inhalt

Cover

Treffpunkt Posade – um zwölf

Vorschau

Impressum

Treffpunkt Posade –um zwölf

Von Frank Dalton

Als es Captain Tom Prox und seinen beiden Sergeanten, Snuffy Patterson und Ben Closter, gelingt, eine Frau aus den Händen von Kidnappern zu befreien, da bedeutet das nicht das Ende eines Einsatzes für die Ghosts, sondern es ist vielmehr erst der Beginn einer neuen Mission.

Maud Marble, so der Name der jungen Frau, ist Erbin von El Capitan, einer der größten Ranches weit und breit. Der Ghostchef und seine Männer entscheiden sich, Maud nach El Capitan zu begleiten, aber just, als die vier die Ranch erreichen, erscheint dort ein gewisser Chaney Fletcher und erklärt, ebenfalls Erbe der Ranch zu sein. Und tatsächlich hatte Maud selbst, die von Viehzucht und Ranchbetrieb nichts versteht, die Behörden veranlasst, nach möglichen weiteren Erben zu suchen.

Tom Prox mag zunächst nicht glauben, dass Fletcher hinter der Entführung stecken könnte, zumal mit dem geheimnisvollen, verschlagenen Posade schon bald ein weitaus gefährlicher wirkender Gegenspieler auf der Bildfläche auftaucht. Und dem scheint es um etwas ganz anderes zu gehen als »nur« eine Ranch ...

Maud Marble hatte sich noch nie so weit von der El-Capitan-Ranch entfernt wie heute. Aber ihre Stute Samby war ausnehmend guter Laune gewesen, sodass Maud geglaubt hatte, das Wagnis eingehen zu können. Ihr machte das Reiten immer noch Schwierigkeiten, und es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis sie sicher im Sattel saß.

Sie ritt durch hohes, saftiges Gras, das Samby bis an den Leib reichte, und schätzte, dass sie nicht weit vom Ufer des Rio Grande entfernt war. Wenn die Karte, die sie daheim studiert hatte, nicht trog, musste sie in zehn Minuten bei den Ruinen der alten Del-Rollocante-Mission von 1688 sein. Die ehemalige Jesuiten-Niederlassung hatte sie schon lange einmal sehen wollen.

Plötzlich wurde Samby unruhig und begann zu tänzeln. Wenn Maud besser mit Pferden Bescheid gewusst hätte, wäre das ein Zeichen für sie gewesen, dass sich Menschen in der Nähe befanden. So klopfte sie nur beruhigend den schlanken Hals ihres rassigen Tieres.

Plötzlich tauchten zwei Reiter aus einem rechts von ihr gelegenen Waldstück heraus und sprengten in wildem Galopp auf sie zu. Unschlüssig blickte sie ihnen entgegen.

Von ihren Gesichtern sah sie nicht viel. Beide trugen ihre Reittücher so, dass nur die Augenpartie frei blieb. Mauds Herz begann wild zu klopfen.

Hastig beugte sie sich über den Hals ihres Pferdes und flüsterte ihm anfeuernde Worte ins Ohr. Samby galoppierte an und zeigte, was sie konnte.

Damit war aus der unvermuteten Begegnung eine Jagd auf Leben und Tod geworden.

»Stopp!«, schrie einer der beiden Verfolger hinter Maud her. Als sie nicht gehorchte, zog er den Colt und schoss auf sie.

Maud war den beiden jedoch bereits so weit voraus, dass ihr die Kugel nicht gefährlich werden konnte. Sie fürchtete sich aber trotzdem, denn die Männer mit den Reittüchern holten nun wieder auf.

Noch einmal erscholl der Befehl: »Stopp!« Dann knallte es wieder. Fünf, sechs Schüsse fegten hinter dem Mädchen her. Maud stand Todesängste aus.

Samby raste auf eine undurchdringlich erscheinende Gebüschgruppe zu. Die Colts der Verfolger sprachen nicht mehr. Dafür wirbelte jetzt eine Lasso durch die Luft. Maud war zu unerfahren, um zu wissen, was das Zischen in ihrem Rücken bedeutete. Sie merkte es erst, als sich ihr der Riemen unvermutet um den Oberkörper legte.

Der Ruck, mit dem es sie aus dem Sattel riss, war so hart, dass sie vor Schmerz aufschrie. Mit heftigem Aufprall stürzte sie zu Boden. Die Sinne drohten ihr zu schwinden.

Gleich darauf waren die Männer heran. Keiner von beiden sprach.

Wortlos fesselten sie Maud Marble mit dem Lasso, mit dem sie vom Pferd gerissen worden war. Einer der beiden nahm sie auf und warf sie sich über den Rücken.

Sie stampften mit ihr ins Gebüsch hinein. Ein schmaler, kaum gangbarer Pfad führte hindurch. Er endete auf einem mit Trümmern übersäten Platz, der von Strauchwerk und Pflanzen überwuchert war.

Hier wurde das Mädchen auf dem Boden abgelegt. Die Männer gingen ein Stück seitwärts. Maud hörte Geräusche. Es klang, als ob schwere Steine bewegt würden.

Nach kurzer Zeit kehrten die beiden Kidnapper zu ihr zurück. Wieder wurde sie aufgenommen und nun an den Platz geschafft, an dem die Männer kurz vorher gearbeitet hatten.

Mauds Augen weiteten sich angstvoll. Ein Schacht führte hier in den Erdboden hinein. Er war mit einer großen, viereckigen Steinplatte bedeckt gewesen, die die Männer weggewuchtet hatten.

Sie wusste, was geschehen sollte: Die beiden hatten vor, sie in den Schacht zu werfen!

Warum?

War sie bisher vor Schreck stumm gewesen, so begann sie jetzt, laut und verzweifelt um Hilfe zu rufen.

Die Männer kümmerten sich nicht um ihr Schreien. Die Gegend war menschenleer. Niemand würde sie hören.

Einer der beiden sprang in den Schacht hinunter. Der andere schob ihm das gefesselte Mädchen zu. Er legte es auf den Fußboden eines steinernen Ganges, dessen Ende nicht zu sehen war. Dann schwang er sich mit Hilfe seines Komplizen wieder in die Höhe.

Gemeinsam wuchteten sie den schweren, steinernen Deckel auf die Öffnung zurück.

Dann gingen sie zu ihren Gäulen und schwangen sich in die Sättel. Bisher hatten sie alles lautlos getan. Erst jetzt begannen sie zu sprechen.

»Kein Vergnügen, bis morgen in diesem alten, unterirdischen Gang zu liegen!« Der Größere der beiden band das Reittuch los, um sich einen gewaltigen Brocken Kautabak zwischen die Zähne zu schieben.

»Möchte nur wissen, welchen Zweck die Sache haben soll, Bill«, meinte der Kleinere, während er sich eine Zigarette anzündete.

»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Jones – dafür wirst du nicht bezahlt. Das Denken besorgt der Boss.«

Sie ritten schneller und verschwanden bald darauf in dem Gestrüpp, das am Flussufer wucherte.

»Diese alte Mission muss direkt auf unserer Route liegen«, sagte der lange Ghost-Sergeant Snuffy Patterson. »Was meinst du, Chef, ob wir es riskieren, sie ein wenig näher in Augenschein zu nehmen? Scheint ganz interessant zu sein! Ich ließ mir sagen, einzelne Teile seien noch beinahe völlig erhalten.«

Captain der Ghost Squad Tom Prox erwiderte: »Ich möchte mir lieber erst einmal die beiden Gents dort drüben etwas näher ansehen.« Dabei deutete er nach links.

»Sind Weidereiter, wie sie im Buche stehen, Chef«, entgegnete Snuffy Patterson nach einem flüchtigen Blick in die angegebene Richtung. »Vermutlich auf dem Weg nach El Paso, genau wie wir!«

Tom Prox überlegte einen Moment. »Möglich. Also, sehen wir uns die Ruinen an.«

Snuffy grinste Ben Closter triumphierend an.

Die Freunde kümmerten sich nicht weiter um die beiden Reiter, die inzwischen verschwunden waren. Wahrscheinlich hatte es sich wirklich nur um Cowboys gehandelt, die einen ihnen nicht zusagenden Job aufgegeben hatten und auf der Suche nach einem neuen waren.

Langsam ritten die Ghosts voran, den Ruinen entgegen. Sie befanden sich nach Erledigung ihres Auftrages, der sie in die Gegend von Clifferton geführt hatte, auf dem Rückweg. Von El Paso aus wollten sie mit der Bahn nach Frisco fahren.

»Ein Teil der Gebäude ist bereits völlig verfallen«, erklärte Tom. »Die Kirche und die ehemalige Klausur aber sind noch gut erhalten. Es gibt ferner eine Menge unterirdischer Gänge, eine Art Wasserleitung vom Rio Grande zum Kloster hinüber, und einige Fluchtwege, die angelegt wurden, um aus der Niederlassung verschwinden zu können, falls sie sich bei Angriffen durch aufständische Indianerhorden nicht mehr hätte halten lassen.«

Die drei Reiter erreichten das Gestrüpp, das die Trümmer der zusammengestürzten Teile der Mission fast völlig bedeckte. Große Steinquadern lagen umher.

Plötzlich stoppte eine Stimme zur Rechten den Weiterritt der Ghosts.

»Halt!«, klang es drohend von einem der überwucherten Felsblöcke her. Der Mann, dem die Stimme gehörte, war nicht zu sehen.

Die Freunde hielten ihre Pferde an.

»Nanu?«, brummte Snuffy verblüfft. »Ist wenig freundlich, dieser Empfang, das muss ich schon sagen! Wem passt es denn da nicht, dass wir etwas für unsere höhere Bildung tun?«

»Kommen Sie hervor und lassen Sie sich besehen, wenn Sie etwas von uns wünschen!«, rief Tom ungehalten. »Wir pflegen nicht gern Zwiesprache mit Unsichtbaren.«

»Werfen Sie Ihre Waffen weg, und rühren Sie sich nicht!«, klang es zurück.

»Sonst haben Sie aber keine Wünsche, wie?«, fragte Tom spöttisch. »Tut mir leid, Ihnen nicht dienlich sein zu können, Gent!«

Nun bellte ein Schuss auf. Der Schütze war nicht der Mann, der gesprochen hatte. Die Kugel zischte dicht über Toms Kopf hinweg. Er zuckte jedoch nicht mit der Wimper. Und im selben Augenblick hatten die Freunde auch schon ihre Colts in den Händen.

Hinter dem Block, hinter dem sich der Sprecher verborgen hielt, erschien jetzt ein Kopf. Das Gesicht, das unter einem alten, dreckigen Stetson saß, sah wenig vertrauenerweckend aus.

Der Mann musterte die Freunde und erklärte dann: »Ich komme jetzt zu Ihnen!«

Tom lachte spöttisch. »Nett, dass Sie das tun wollen – obwohl ich sagen muss, dass ich keinerlei Verlangen spüre, Sie kennenzulernen.«

»Kleiner Spaßvogel, wie?«, knurrte der Mann hinter dem Felsquader erbost und wurde nun völlig sichtbar. Tom genügte ein einziger Blick, um festzustellen, dass er einen Galgenvogel vor sich hatte.

»Wer sind Sie?«, fragte er streng. »Mit welchem Recht halten Sie uns auf?«

»Ich bin Sheriff Winter aus San Sebastiano«, entgegnete der andere, bemüht, Würde zu zeigen. »Da sich in den vergangenen Wochen einiges Gesindel hier eingenistet hat, sehe ich mir die Fremden, die in meinen Distrikt kommen, ein wenig genauer an. Sind Sie okay, will ich mich bei Ihnen entschuldigen. Im anderen Falle werden Sie bald wünschen, mich nicht kennengelernt zu haben.«

Tom fragte spöttisch: »Wie steht es denn mit Ihrem Sheriffstern, Mister? Den haben Sie wohl daheim auf dem Nachttisch liegen lassen – oder?«

Der Mann blickte irritiert auf seine Brust hinunter.

»Sie werden es nicht glauben«, entgegnete er. »Ich habe ihn wirklich vergessen, wenn auch nicht gerade auf dem Nachttisch. Sehen Sie sich meinen Ausweis an, wenn Sie es für nötig halten. Der tut es wohl auch.«

»Na, dann lassen Sie einmal sehen!«, erwiderte Tom gemütlich und glitt aus dem Sattel. Snuffy und Ben taten es ihm nach.

Der Fremde griff in die Brusttasche. Was er gleich darauf mit blitzschneller Bewegung zum Vorschein brachte, war jedoch kein Ausweis, sondern eine jener flachen Pistolen, die gerade in Mode waren. Triumphierend richtete er sie auf Toms Brust und befahl kurz und hart: »Hands up!«

Tom schlug unerwartet rasch zu. Der Arm des Fremden flog nach oben. Es geschah in genau demselben Sekundenbruchteil, da der Mann durchkrümmte. Der Schuss fuhr in den blauen Himmel.

Sofort griff Tom nach, packte den Arm des heimtückischen Schützen und drehte ihn mit einem heftigen Ruck nach innen. Der Mann stieß einen Schmerzensschrei aus und ließ die Waffe fallen. Sein Gesicht verzerrte sich.

»Soll ich ihn ein wenig filzen, Chef?«, fragte Snuffy hoffnungsvoll. »Interessiert mich, zu erfahren, welch sauberes Vögelchen uns da ins Garn gegangen ist.« Er trat einen Schritt näher, warf sich jedoch sofort zu Boden, denn es knallte abermals.

Snuffy und Ben spähten in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, und konnte gerade noch einen hinter einem Trümmerhaufen verschwindenden Kopf sehen.

Snuffy fuhr mit einem wahren Panthersprung in die Höhe und setzte auf die Stelle zu, während Ben einen kleinen Bogen schlug. Er wollte den heimtückischen Schützen von hinten fassen.

Der Mann, den Tom am Arm hielt, hatte sich zu Boden fallen lassen und damit von der Hand des Captains losgerissen. Ehe Tom sich nach ihm bücken konnte, rollte er einige Schritte beiseite, sprang wieder auf die Beine und rannte davon. Gleich darauf war er hinter den umherliegenden Trümmern verschwunden.

Ben hatte den Block, neben dem der andere kauerte, noch nicht erreicht, als der Mann aufsprang und das Weite suchte. In langen Sätzen fegten Snuffy und Ben hinter ihm her.

Die Jagd war nur kurz. Die Angreifer kannten sich in dem unübersichtlichen Gelände aus, während es den Ghosts fremd war. So hatten die Männer das Flussufer längst erreicht, ehe die Ghosts aus den Ruinentrümmern heraus waren.

»Dort drüben, Chef!«, rief Snuffy erbost und wies zum Fluss hinüber. Die Geflüchteten tauchten kurz vor dem Gestrüpp, das längs des Rio Grande wuchs, noch einmal auf, um dann endgültig zu verschwinden.

Als die Freunde das Wasser erreichten, war nichts mehr von den Desperados zu sehen. Tom entdeckte einen am Ufer entlangführenden Pfad, und darauf frische Hufspuren.

»Sie müssen ihre Pferde hier herum stehen gehabt haben!«, stellte Ben enttäuscht fest. »Natürlich sind sie jetzt längst auf und davon.«

Wie um seine Worte zu bekräftigen, erscholl ein Stück weiter weg das Wiehern eines Pferdes. Es klang den Ghosts beinahe spöttisch in die Ohren.

»Hinterher!«, drängte Snuffy kampfeslüstern.

»Das werden wir nicht tun«, entschied Tom. »Sie sind fort, und schließlich wollten wir ja die Rollocante-Ruinen besichtigen, oder?«

»Jetzt? Nachdem man versucht hat, uns umzubringen?« Snuffy war empört.

Auch Ben erboste sich. »Dieser Kerl war nie im Leben ein Sheriff! Ganz faule Gesellen, denen wir das Handwerk legen müssen! Wahrscheinlich hatten sie es auf unsere Dollars abgesehen.«

»Es sind die zwei Burschen, die wir für Cowboys auf der Suche nach einem neuem Job hielten«, meinte Tom. »Sie kamen von den Ruinen her, und dass sie uns aufhielten, hat nichts mit unseren Dollars zu tun. Sie wollten verhindern, dass wir uns den Ruinen nähern! Warum? Das möchte ich ergründen. Deshalb sind die Rollocante-Überreste im Augenblick wichtiger für uns als die beiden Schufte. Aber ehe wir uns die Ruinen ansehen, sollten wir feststellen, ob die beiden endgültig fort sind.«

Sie stiegen wieder in die Sättel und ritten am Flussufer entlang. Die Hufabdrücke zweier Pferde waren deutlich zu sehen; die Gauner hatten sich also tatsächlich aus dem Staub gemacht.

Nach einiger Zeit hielt Tom an.

»Ich glaube, sie haben es aufgegeben! Kümmern wir uns nicht weiter um sie und wenden uns jetzt den Ruinen zu!«

Sie ritten zurück.

Etwa auf halbem Wege, sie befanden sich noch am Fluss, meldete sich Snuffy zu Wort.

»Moment, Chef – ich höre da ein reichlich seltsames Plätschern, dessen Ursache ich ergründen möchte.« Er schwang sich aus dem Sattel, stieg die Uferböschung hinab, kam aber kurze Zeit später wieder zum Vorschein und berichtete: »Ein aus Steinen gemauerter Kanal, so groß, dass ein Mann bequem darin stehen kann, und uralt – scheint noch aus der Missionszeit zu stammen.«

Sie ritten weiter. Als sie sich dem Gestrüpp näherten, das die Ruinen von Rollocante umgab, stutzten sie plötzlich. Aus allernächster Nähe scholl ihnen das laute, angstvolle Wiehern eines Pferdes entgegen.

»Es gibt also noch andere Leute, die sich für die Ruinen interessieren«, stellte Tom fest. »Wir wollen vorsichtig sein, Boys!«

Einige hundert Yards weiter kam plötzlich ein Pferd auf sie zugelaufen.

»Ein lediger Gaul in dieser Einsamkeit – da stimmt etwas nicht, Chef!«, stellte Snuffy fest.

»Gesattelt!«, fügte Ben hinzu. »Dem Reiter scheint etwas zugestoßen zu sein.«

»Wir werden gleich sehen, was los ist«, erwiderte Snuffy.

Der fremde Gaul kam zögernd auf sie zu, beschnupperte ihre Pferde und schloss sich ihnen dann an. Sie befanden sich am Anfang des überwucherten Trümmerfeldes.

»Stopp!«, befahl Tom plötzlich. »Seht euch das einmal an, Boys! Was haltet ihr davon?«

Der Lange meinte: »Sieht aus, als sei jemand vom Pferd gerissen worden – mit einem Lasso.«

Ben spottete: »Nur gut, dass du das so genau erklärst. Ich hätte sonst noch geglaubt, es wäre eine Wäscheleine gewesen.«

Snuffy ließ sich nicht beirren. »Siehst du die Spuren dort? Sie rühren von zwei Männern her. Der eine trug eine Last. Seine Füße traten das Gras viel stärker nieder als die des anderen.«

»Die beiden von vorhin!«, rief Ben aufgeregt.

»Wollen mal sehen, was sie in den Ruinen wollten«, schlug Tom vor. »Runter von den Pferden!«

Snuffy lief, kaum, dass er aus dem Sattel war, wie ein Spürhund los. Tom und Ben folgten ihm.

»Hier brachen sie durch das Gestrüpp. Da gingen sie weiter, und dort – da legten sie das, was sie trugen, ab. Wenn man sich die Umrisse besieht, könnte man meinen, dass es sich um einen Menschen gehandelt hat.«

»Dort geht's weiter!«, fiel ihm Ben ins Wort. Er hastete an seinem langen Freund vorbei wie ein Jagdhund. »Hier legten sie das, was sie trugen, erneut auf den Boden«, stellte er aufgeregt fest.

»Und da ist 'ne Steinplatte, die wie ein Schachtdeckel aussieht«, rief Snuffy. »Fass an, Dicker! Ich habe das Gefühl, wir brauchen die Platte nur anzuheben, um die Lösung des Rätsels zu finden.«

Sie schafften die Platte zur Seite und beugten sich über den Schacht, der ihnen entgegengähnte. Unten war es jedoch zu dunkel, um etwas erkennen zu können.

»Ist da jemand?«, rief Snuffy hinunter. Seine Stimme hallte hohl von den steinernen Wänden wider.

Angestrengt lauschten sie.

»Ich schlucke die nächsten acht Tage nur Hafer und Häcksel, wenn das nicht eben ein Stöhnen war«, rief Ben aufgeregt und schwang seine kurzen Beine über den Schachtrand.

Er war kaum unten angelangt, als Snuffy ihm auch schon folgte.

»Ein Gewölbegang, Chef!«, schallte gleich darauf die Stimme des Langen nach oben. »Scheint noch von Anno dazumal zu stammen, ist aber gut erhalten. Wirf mir doch mal die Stablampe herunter!«

Geschickt fing er den Handscheinwerfer auf, und in der nächsten Sekunde huschte ein blendend heller, kalkig weißer Lichtstrahl über die Felssteine hinweg, aus denen der Gang gemauert war.

»Wir wagen uns ein Stück voran, Chef«, meldete er anschließend.

»Falls euch die Atemluft zu knapp wird, kommt wieder zurück«, mahnte Tom. »Man weiß bei diesen alten, unterirdischen Gemäuern nie, welche Überraschungen einem bevorstehen.«

Einige Minuten blieb es still, dann schallte wieder Bens Stimme nach oben: »Ein Girl, Chef! Verpackt wie ein Postpaket, aber sonst wohlbehalten.«

»Bringt sie herauf!«, befahl Tom kurz.

Wenige Augenblicke später befreiten die Ghosts Maud Marble von ihren Fesseln, halfen ihr auf die Füße, und Snuffy tat sogar etwas, das er sonst nur selten zu tun pflegte – er hielt ihr ein Taschenfläschchen an den Mund.