Tom Prox 96 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 96 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Beinahe mit militärischer Präzision werden namhafte und damit Beute versprechende Ranches überfallen. Der Mann aber, dessen eindeutige Handschrift die Raubzüge aufweisen, ist längst tot. Gummi-Clark, wie der Gangster wegen seiner Sucht nach Kaugummi genannt wurde, war ein Jahr zuvor unter den Opfern eines verheerenden Zugunglücks, Irrtum ausgeschlossen.
Aber nicht nur das macht Tom Prox, Snuffy Patterson und Ben Closter zu schaffen. Auf der Caro-Three-Ranch, wo die Freunde inkognito logieren, verschwinden Menschen, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen. Sogar eine Leiche wird vermisst, findet sich dann aber an einem anderen Ort wieder. Rätsel, auf die die Ghosts keine Antwort zu finden scheinen - bis sie unter der Ranch ein riesiges Kellerlabyrinth entdecken ...


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Inhalt

Cover

Der Mann aus der Vergangenheit

Vorschau

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Der Mann aus der Vergangenheit

Von Frank Dalton

Beinahe mit militärischer Präzision werden namhafte und damit Beute versprechende Ranches überfallen. Der Mann aber, dessen eindeutige Handschrift die Raubzüge aufweisen, ist längst tot. Gummi-Clark, wie der Gangster wegen seiner Sucht nach Kaugummi genannt wurde, war ein Jahr zuvor unter den Opfern eines verheerenden Zugunglücks, Irrtum ausgeschlossen.

Aber nicht nur das macht Tom Prox, Snuffy Patterson und Ben Closter zu schaffen. Auf der Caro-Three-Ranch, wo die »Ghosts« inkognito logieren, verschwinden Menschen, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen. Sogar eine Leiche wird vermisst, findet sich dann aber an einem anderen Ort wieder. Rätsel, auf die die »Ghosts« keine Antwort zu finden scheinen – bis sie unter der Ranch ein riesiges Kellerlabyrinth entdecken ...

»Ich glaube, wir haben's bald geschafft, Chef – sieht aus, als handle es sich um die Caro-Three-Ranch auf deiner Karte!« Sergeant Patterson, lang, mager und vergnügt wie immer, grinste. »Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass wir dort etwas Gutes und noch etwas Besseres ...«

»... 'ne hübsche Rancher-Tochter, was ... dann bist du restlos bedient?« Der dicke Ben Closter feixte spöttisch.

»Verdammter Neidhammel!« Snuffy fegte Bens Worte mit einer Handbewegung weg.

»Sieht beinahe wie 'ne Wasserburg aus«, stellte Ben Closter sachlich fest, ohne sich über den Langen zu erbosen. »Gibt schon komische Leute auf dieser schönen Welt! Warum dieser Mr. Walsh ausgerechnet einen Turm neben sein Ranchhaus gesetzt hat, ist mir ein Rätsel.«

»Seltsam!« Auch Snuffy sah sich die Gegend jetzt etwas näher an. »Das Anwesen liegt auf einer kleinen Insel mitten im Fluss, vom Land her führt ein schmaler Damm hinüber. Würde mich nicht wundern, wenn's irgendwo 'ne Zugbrücke gäbe, die ungebetenen Gästen den Zutritt verwehrt. Will nur hoffen, dass man uns nicht als ungebeten ansieht, sonst gibt's Komplikationen.«

Die Ghosts waren ungefähr vier Stunden den Glendale River hinaufgeritten, mitten durch eine sehr einsame Gegend, obwohl es hier bestes Weideland gab. Die Ranches lagen weit auseinander, und bis Southstar, dem nächsten Ort, waren es noch zwei Stunden.

»Deshalb habe ich auch die Caro-Three-Ranch als Standquartier gequält«, erwiderte der Ghostchef. »In Southstar säßen wir auf dem Präsentierteller. Ihr kennt ja diese kleinen Orte: Sobald einer niest, wird es im ganzen Ort lebhaft. Von der Caro-Three aus können wir unbeobachtet operieren.«

»Falls uns Mr. Walsh Gastfreundschaft gewährt!«

»Warum sollte er das nicht? Der Glendale Distrikt genießt doch gerade deswegen einen besonderen Ruf!«

»Hm ... ja ... könnte sein, dass den Leuten hier die Lust dazu vergeht, wenn sie dich sehen«, stichelte Ben. »So lang, so dürr! Da kann ich mir vorstellen, dass Mr. Walsh sich sagt: ,Ausgerechnet bei mir will sich diese Bohnenstange kugelrund futtern? Kommt nicht in die Tüte!'«

»Unser Kleiner will mal wieder witzig tun, Tom!«, meinte Snuffy verächtlich. Er unterbrach sich, denn von der Inselranch her bellten einige Schüsse zu ihnen herüber. »Scheint recht lebhaft zuzugehen da drüben! Ich glaube, wir kommen zur richtigen Zeit!«

»Sollte mich wundern«, gab Tom Prox zurück. »Die Raubüberfälle, derentwegen wir gekommen sind, ereignen sich doch ausnahmslos nachts. Jetzt haben wir aber hohen Mittag!«

In das Bellen der Colts mischten sich nun auch Gewehrschüsse. Es klang beinahe wie ein erbittert geführtes Gefecht.

»Machen wir zu, dass wir hinkommen!«, entschied Tom. »Dann wissen wir, was los ist!«

Im Hof der Caro-Three-Ranch rannten fünf oder sechs Männer hin und her, Gewehre und Colts schussbereit. Immer wieder riss einer von ihnen die Waffe hoch und feuerte. Toby Walsh, der Rancher, stand in der offenen Tür des Haupthauses und hielt Ausschau. Furcht spiegelte sich in seinem angestrengten Gesicht.

»Hier!«, schrie plötzlich einer seiner Leute und rannte zu dem kleinen, langgestreckten Vorratshaus hinüber, dessen Eingang einige Stufen tiefer lag als der Hof. Er stolperte und fiel gegen die Tür, die aufging und ihn in den dahinterliegenden Raum kollern ließ. Ob ihm nun jemand einen Schlag gegen den Kopf versetzt hatte oder er nur gegen die harte Kante einer Kiste gefallen war, wusste er nicht. Jedenfalls wurde ihm schwarz vor Augen. Er stieß einen lauten Schrei aus, und dann verließ ihn das Bewusstsein.

Nun liefen auch die anderen zum Vorratsschuppen hinüber, konnten aber wegen der darin herrschenden Dunkelheit nicht gleich ihren bewusstlosen Kameraden erkennen.

Als sie ihn schließlich draußen auf den Boden legten, stieß der Rancher einen alarmierenden Ruf aus. Seine Männer schossen daraufhin sofort wieder in Richtung Mauer, obwohl keiner etwas Verdächtiges gesehen hatte.

Während Walsh weiter Ausschau hielt, erhob sich in dem Dämmerlicht des langgestreckten Flures ein leises Geflüster.

»Die Gelegenheit scheint mir günstig!« Eine junge, frische Stimme hatte sich gemeldet. »Wenn Walsh nur fortgehen wollte, könnten wir José schon kriegen!«

»Reichlich unvorsichtig!«, erwiderte eine zweite Stimme. »Du handelst nicht überlegt genug, Freddy. Wie sollten wir ihn denn fortschaffen? No, wir müssen auf einen geeigneteren Zeitpunkt warten!«

Die beiden schienen doch etwas zu laut gesprochen zu haben, denn der Rancher wandte plötzlich den Kopf und spähte misstrauisch in den dunklen Flur. Die beiden hielten nun den Atem an, um sich nicht zu verraten.

Walsh tat einen halben Schritt in den Flur hinein, wandte dann aber seine Aufmerksamkeit wieder nach draußen.

»Schluss jetzt!«, rief er nervös seinen Leuten zu. »Es ist zwecklos! Schade um die Patronen!« Er trat in den Hof hinaus.

»Das ging noch einmal gut«, flüsterte im Flur Freddy, ein junger Mann von knapp zwanzig Jahren mit blondem Haarschopf und blitzenden Augen. »Müssen jetzt verschwinden!«

»Über den Hof können wir nicht«, stellte sein Freund fest, ein junger Mann mit rundem, gutmütigem Gesicht und sympathischen Augen.

»Wir können's ja auch anders!« Freddys Mund verzog sich zu einem fröhlichen Grinsen. »Es ist immer gut, wenn man Bescheid weiß.«

Sie gingen bis zum Ende des Flurs, öffneten eine Tür und sahen in einen großen Küchenraum, in dem eine dicke Frau am Herd hantierte.

»Damn! Hier kommen wir nicht durch, Joe!«

»Vielleicht gelingt es, wenn wir uns ganz leise vorbeischleichen. Es gibt keinen anderen Weg.«

Vorsichtig trat Freddy in die Küche, schlich am breiten Rücken der Köchin vorüber auf eine Tür an der Seitenwand zu. Freddy folgte zögernd.

Die Tür knarrte ein wenig. Die Köchin hob den Kopf und fuhr trotz ihrer Behäbigkeit mit einer Schnelligkeit herum, die man ihr nicht zugetraut hätte.

Die jungen Männer erstarrten. Als die Dicke aber den Mund aufriss, um laut loszuschreien, ergriff Joe geistesgegenwärtig einen Eimer mit geschälten Kartoffeln und schüttete ihr den Inhalt ins Gesicht.

Als die Frau schließlich wieder zu sich kam, waren die jungen Leute längst verschwunden.

Mr. Walsh und seine Leute stürzten in die Küche. Die Köchin wies wortlos auf die Tür.

»Die Keller durchsuchen!«, befahl der Rancher grimmig. »Ich muss wissen, was hier vorgeht!«

Das Schießen hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Die Ghosts ritten weiter. Bald hielten sie an der Stelle, an der der Damm zur Inselranch anfing.

Es war tatsächlich nicht leicht, hinüberzugelangen. Eine hohe Mauer umgab das stattliche, von behäbigem Wohlstand zeugende Anwesen, und zwischen Mauer und Fluss lag nur ein schmaler, von hohem Gras und einigen Bäumen bewachsener Streifen Land. Das große Tor der Ranch befand sich dort, wo der Damm die Insel erreichte, und zu allem Überfluss gab es mitten auf dem Damm, auf halbem Weg zwischen Festland und Insel, noch ein zweites, sehr stabiles Tor, das jetzt geschlossen war.

»Die reinste Festung!«, stellte nun auch der Ghostchef fest und ritt den Damm hinauf. Als sie das erste Tor erreichten, entdeckten sie an einem Pfosten einen altmodischen Klingelzug. Tom setzte ihn in Bewegung.

Sie mussten lange warten, bis jemand erschien, um nach ihren Wünschen zu fragen. Ein Mexikaner mit schwarzem, fettigem Haar, funkelnden Augen und spitzem Schnurrbart baute sich jenseits des Tores auf.

»Was wünschen die Gents?«, kam es unfreundlich.

»Wir möchten Mr. Walsh sprechen«, entgegnete Tom kurz. »Habe ihm eine Bitte vorzutragen.«

Der Mexikaner hob verlegen beide Hände. »Mr. Walsh ist sehr selten zu sprechen! Sie verstehen, er hat viel zu tun. Können Sie mir nicht sagen, worum es sich handelt?«

»Wir sind Mineningenieure und haben hier in der Gegend einen Auftrag durchzuführen«, entgegnete Tom nach kurzem Überlegen. »Alles andere werden wir Mr. Walsh persönlich sagen.«

»Warten Sie bitte!« Der Mexikaner schlurfte davon, ohne sich zu beeilen.

Nach einiger Zeit erschien der Rancher selbst am Tor, ein Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren, kräftig, selbstbewusst und jovial.

»Womit kann ich den Herren dienen?«, fragte er nicht unfreundlich.

»Ich will's kurz machen, Mr. Walsh! Wir sind Regierungsingenieure, die sich in der hiesigen Gegend umtun sollen, weil jemand der Meinung ist, dass hier Öl zu finden sein müsste. Wir haben fünf, vielleicht auch sechs Tage in Ihrer Umgebung zu tun und bitten um Gastfreundschaft. Werden Ihnen auch wenig Umstände machen, da wir den ganzen Tag über unterwegs sind.«

»Es würde mir nicht gefallen, wenn Sie hier Öl finden sollten«, entgegnete der Rancher schon kühler.

»Die meisten aber freuen sich darüber, wenn ihr Besitz als fündig erklärt wird«, schaltete sich der Lange ein.

»Möglich«, gab der Rancher zu. »Aber so etwas bringt Unruhe ins Land. Mir ist mein Land so wie's ist, gerade recht.«

»Ich glaube, Sie beruhigen zu können!«, lächelte Tom. »Nach dem, was wir bisher feststellten, sieht es nicht aus, als ob mit Öl zu rechnen wäre. Wir wollten nur ganz sicher gehen. Sie wissen ja, mit halben Meldungen ist keine Behörde zufrieden.«

»Unter diesen Umständen freue ich mich, dann sollen Sie mir willkommen sein!« Endlich schloss der Rancher das schwere Tor auf.

»Sie sind wohl ein sehr vorsichtiger Mann?«, fragte Snuffy und grinste mit leichtem Spott.

»Es gab in der letzten Zeit im Distrikt einige nicht leicht zu nehmende Überfälle«, entgegnete der Rancher. »Eine wohlorganisierte Bande scheint da am Werk zu sein.«

»Sind Sie etwa eben angegriffen worden?«, fragte Ben neugierig. »Wir hörten einen lebhaften Schusswechsel.«

Walsh lachte. »Sie haben aber eine blutige Fantasie, mein Lieber! Die Banditen, gegen die wir uns sichern wollen, Kommen nach den Erfahrungen anderer nur nachts. Sollten sie es einmal bei uns versuchen, werden wir ihnen einen warmen Empfang bereiten. Deshalb müssen meine Leute jeden Tag ein Viertelstündchen üben.«

Die Freunde blickten sich im Ranchhof um, der einen genauso ordentlichen Eindruck machte wie das ganze Anwesen. Fünf bis sechs Männer standen pfeife rauchend herum und musterten die Fremden mit neugierigem Interesse.

»Gäste!«, rief ihnen Walsh zu. »Werden einige Tage bei uns bleiben. Und nun geht wieder an die Arbeit, Boys, die Mittagspause ist beendet.«

Ein großer starker Mann, ebenfalls Mexikaner, trat auf den Rancher zu. Er war der Vormann der kleinen Crew, die Walsh auf der Ranch hielt.

»Sollen wir weitermachen, Boss, oder haben Sie besondere Aufträge für uns?«

»Macht nur weiter, José! Und hab ein Auge auf Pedro! Er ist in letzter Zeit sehr nachlässig geworden und spricht dem Alkohol mehr zu als gut ist.« Dann wandte er sich wieder an seine Gäste, während José seine Leute in die große Scheune dirigierte.

»Passt auf, Leute!«, erklärte er hier halblaut. »Falls Minnie keine Gespenster sah, was bei ihr ja hin und wieder mal vorkommt, wenn sie zu tief in die Flasche guckt, muss sich der Eindringling im Keller befinden. Mich wundert nur, dass sie plötzlich zwei gesehen haben will, während wir der Meinung sind, es handle sich nur um einen.«

»Wenn man zu tief in die Flasche guckt, sieht man doch alles doppelt«, grinste Pedro. »Das weiß ich aus eigener Erfahrung.«

»Zwei von euch nehmen den Kücheneingang, ihr beide steigt vom kleinen Vorratshaus aus nach unten, und Pedro und ich benutzen den Eingang unter dem alten Turm. Es ist verdammt finster dort unten, bringt euch also nicht gegenseitig um!«

»Ich wundere mich schon lange, dass es auf dieser Ranch so ausgedehnte Keller gibt!«, wandte sich ein langer, schlanker Kerl mit hartem Gesicht an José. »Fast die ganze Insel scheint unterkellert zu sein ...«

»Ich habe mir sagen lassen, dass vor ungefähr fünfzig Jahren an den Hängen rechts und links des Flusses Wein angebaut wurde, eine ganz ausgezeichnete Sorte sogar. Und damals lagen die Keller bis unter die Wölbungen hinauf voll mit Weinfässern. Hinterher wurde die Viehzucht lohnender, und da hat man eben aus Caro-Three eine Ranch gemacht. Nun aber haut ab!«

Die Männer verschwanden. José und Pedro tauchten bald danach in der Küche auf. Minnie kochte noch immer vor Wut.

»Mir einfach einen Eimer Kartoffeln ins Gesicht zu werfen!«, brummte sie vor sich hin. »So was hat bisher noch niemand gewagt!« Sie holte eine angebrochene Whiskyflasche aus dem Küchenschrank und nahm zur Beruhigung einen kräftigen Schluck.

»Und ich krieg gar nichts ab?«, grinste Pedro. »Dabei bildete ich mir immer ein, du hättest ein Auge auf mich geworfen.«

»Wenn's ums Werfen geht, schmeiß ich dir lieber 'ne Bratpfanne an den Kopf! Kauf dir deinen Whisky selber, alter Suffkopf!«

»Schon gut!« José lachte. »War doch nur Scherz! Du hast wirklich zwei Männer gesehen, nicht nur einen, Minnie?«

»Was ich gesehen habe, habe ich gesehen, Punkt! Schließlich habe ich ja zwei Augen im Kopf!«

»Das ist es eben«, erwiderte José sanft. »Vielleicht war's nur einer, Minnie, und du dachtest an zwei, weil du mit beiden Augen gleichzeitig hinschautest.«

»Jetzt kriegst gleich du die Pfanne an den Kopf!«

Die Männer stiegen sieben oder acht ausgetretene Steinstufen hinunter, dann hatten sie eine Nische erreicht, in der auf einem Brett drei altertümliche Petroleumlampen standen.

»Hängen wir uns jeder so 'n Ding vor den Bauch«, schlug Pedro vor.

»Besser wär's, wir gingen ohne Licht.« Wenn wir wie die Weihnachtsbäume hier unten herumwandeln, sehen sie uns schon von weitem und wir haben das Nachsehen.«

»Meinst du, ich hab Lust, mir im Finstern die Knochen zu brechen? Überhaupt 'ne Schnapsidee, hier unten nach jemandem zu suchen. Man kann sich in diesem Labyrinth unweigerlich verirren, wenn man nicht 'ne Landkarte davon bei sich hat.«

»Rede nicht so viel!«, beendete José die nutzlose Unterhaltung. »Gehen wir lieber!«

Die Lampen verbreiteten einen trüben, kaum wenige Schritt weit reichenden Schein. Es war wirklich unheimlich hier unten. Die Gewölbe bestanden aus großen, ungleichmäßig geformten Ziegelsteinen. Wasser tropfte von den Decken herab und verursachte ein an die Nerven gehendes monotones Geräusch.

»Man sollte die Eingänge zu diesem Labyrinth zumauern«, brummte Pedro. »Die Keller sind sowieso zu nichts mehr nütze.«

»Pst!«, unterbrach ihn José. »Jemand scheint vor uns her zu schleichen.«

»Was wird das schon sein? Wahrscheinlich Ratten!« Aber dann packte er seinen Vordermann aufgeregt beim Arm. »Da ist tatsächlich jemand!«

Geduckt schlich er voran, um dann hastig loszuspringen.

»Dich hab ich!«, wollte er schreien, aber sein Ruf ging in einem entsetzten Gurgeln unter.

José hörte einen dumpfen Fall, und dann war es totenstill.

»Damn!«, knurrte er verblüfft und schlich nun seinerseits die Stelle an, auf die Pedro zugesprungen war.

Pedro lag reglos vor seinen Füßen. Als er sich hastig niederbeugte, vernahm er ein Geräusch von der Seite her, fuhr herum – doch ehe er eine einzige Bewegung tun konnte, sauste etwas gegen seinen Kopf. Jose fiel und blieb ebenfalls liegen.

Die Lampen waren natürlich ausgegangen. Auf einmal blitzte der grelle, kalkweiße Strahl einer elektrischen Stablampe auf.

»In zehn Minuten sind sie wieder bei sich«, murmelte eine Stimme. »Die Dinge laufen wirklich schwieriger an, als ich glaubte!«

Die Lampe erlosch. Nichts regte sich mehr.

Ein Schatten huschte zielstrebig durch die unübersichtlichen Gänge, blieb hier und da stehen und lauschte. Ein verächtliches Lächeln flog über sein Gesicht. Er tat wieder ein paar Schritte vorwärts, um sich gleich darauf scharf nach rechts zu wenden. Erneut flammte seine Lampe auf, allerdings so gehalten, dass er völlig im Dunkeln blieb.

Vor ihm standen, vom grellen Licht geblendet, zwei junge Männer ihre Gesichter zeigten wohl Überraschung, aber keine Furcht.

»Ich weiß nicht, wer ihr seid«, flüsterte der Mann mit der Lampe, um seine Stimme nicht erkennen zu lassen. »Aber ich weiß, dass ihr nicht auf die Ranch gehört. Verschwindet also so schnell wie möglich, ihr seid hier überflüssig!«

»Mit welchem Recht erteilen Sie uns Befehle?«, erwiderte einer der beiden jungen Leute.

»Nehmt die Hände hoch und verschränkt sie hinter den Köpfen! Und nun vorwärts! Ich dirigiere euch. Wer sich einbildet, mich überlisten zu können, wird es bald bereuen!«

Gehorsam wanderten die beiden vor dem Mann her, von dem sie nur einen unbestimmten Schatten wahrgenommen hatten.

»Wenn wir nun schreien?«, fragte einer der jungen Burschen spöttisch.

»Ihr werdet das nicht tun«, erwiderte der andere ruhig. »Dann würdet ihr nämlich vom Regen in die Traufe kommen. So, da wären wir – jetzt hier hinein!«

»Sie kennen sich hier unten aber verdammt gut aus.« Der eine wunderte sich.

»Sie etwa nicht?«, kam höhnisch die Antwort. »Deshalb wäre es besser gewesen, Sie hätten sich nicht auf diese heikle Sache eingelassen. Denn die übersteigt Ihre Kräfte!«

Sie wanderten weiter. Ab und zu blitzte die Lampe auf, und schließlich standen sie vor einigen nach oben führenden Stufen.

»Da hinauf!«, befahl der Schatten.

Es blieb den jungen Leuten nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Gleich darauf standen sie vor einer alten, eisenbeschlagenen Tür.

»Öffnen!«, kam der Befehl.

Sie kamen in einen nicht übermäßig großen, achteckigen Raum. Ihnen gegenüber führte eine schmale, halsbrecherische Treppe steil nach oben. Der Strahl der Lampe beleuchtete sie.

»Hinaus!«

Die beiden traten in den rückwärtigen Teil des Ranchhofes, der, mit Bäumen und viel Strauchwerk bestanden, beinahe parkartig wirkte.

»Wenn ihr geradeaus geht, erreicht ihr die Ranchmauer und könnt hinüberklettern«, sagte der Unbekannte. »Falls ihr meinen Rat hören wollt: lasst euch nie wieder hier sehen!«

Verblüfft blickten sie sich an. Als sie dann die Mauer erreicht hatten, fragte der eine von ihnen: »Nun, Freddy? Unser Unternehmen ging doch anders aus, als wir erwartet hatten. Sollen wir uns jetzt geschlagen geben?«

»Kommt nicht infrage, Joe. Wir kommen heute Nacht noch einmal her. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich Bescheid weiß.«

Der Besitzer von Caro-Three begleitete seine Gäste ins Haus.

»Tut mir leid, dass ich mich Ihnen jetzt nicht weiter widmen kann«, entschuldigte er sich. »Ich habe einen unaufschiebbaren Ritt nach Southstar vor. Wir wollen nur rasch einen Begrüßungsschluck nehmen, zeige Ihnen dann Ihre Zimmer. Hinterher muss ich fort. Am Abend aber stehe ich Ihnen dann gern zur Verfügung.«

Nachdem Patterson den vorgesetzten Whisky probiert hatte, strahlte er vor Zufriedenheit.

»Wenn bei Ihnen alles so ausgezeichnet ist wie das hier, halte ich es bis an mein Lebensende auf Caro-Three aus!«

»Ich glaube, wir werden uns ganz gut vertragen«, schmunzelte der Rancher. »Hab nichts für Leute übrig, die puritanischer tun, als sie sind! Nun noch Ihre Zimmer! Tut mir leid, aber einer von Ihnen muss im Turm schlafen. Anders lässt es sich leider nicht einrichten.«

»Wie kommen Sie denn überhaupt zu diesem komischen Ding?«, fragte Tom Prox interessiert. »So was gibt's doch sonst im ganzen Westen nicht. Passt eher zu einer alten, europäischen Burgruine als zu einer Viehranch.«

»Bin da ganz Ihrer Meinung. Aber als ich die Ranch übernahm, stand dies Monstrum schon. Hätte ich den Turm abbrechen lassen sollen? Schließlich stört er niemand hier.«

»Sie haben die Caro-Three noch nicht lange in Besitz?«

»Seit genau einem Jahr lebe ich hier. Habe das Anwesen von meinem leider zu früh verstorbenen Onkel übernommen. Ich wundere mich noch heute darüber, dass er ausgerechnet mich zu seinem Erben eingesetzt hat. Natürlich freue ich mich darüber, denn die Ranch wirft allerhand ab. Auch die Gegend gefällt mir, und wenn ich mich heute wohlhabend nennen kann, so werde ich in zehn bis fünfzehn Jahren ein reicher Mann sein. Was könnte ich mir besseres wünschen?! Aber wie verteilen wir nun die Zimmer?«

Snuffy grinste. »Ich melde mich freiwillig für den Turm! Hab mir schon lange gewünscht, mal wie ein alter Ritter zu hausen. Falls ich nicht schlafen kann, spuk ich ein wenig herum. Zu jedem alten Turm gehört doch wohl ein passendes Gespenst – oder?«