Tom Prox 142 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 142 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Er ist ein wahrer Gentleman, ein gemachter Mann und einer der vielbewunderten Bürger von Sheridan. So scheint es wenigstens. In Wahrheit aber ist Bart Fuller ein gemeiner Verbrecher und gefürchteter Boss einer Bande von Halsabschneidern, der buchstäblich über Leichen geht, wenn nur genug dabei herausspringt.
So lässt Fuller einen nahezu perfekten Bankraub ausführen, bei dem sein Alibi, sollte er überhaupt je eines brauchen, nicht hieb- und stichfester sein könnte. Denn während des Raubes ist er höchstselbst am Tatort - als vermeintlich treuer Kunde und guter Bekannter des Bankdirektors!
Doch noch der klügste Plan hat bisweilen eine Schwachstelle. So sind, während der Überfall vonstatten geht, ausgerechnet die beiden Ghostsquad-Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter in der Nähe, die mit einer Order auf dem Weg zu Captain Tom Prox sind. Und nun beginnt die Sache aus dem Ruder zu laufen. Nicht nur, dass zwei seiner eigenen Leute Fuller um die Beute prellen wollen, auch der Captain der Ghosts taucht plötzlich auf Fullers luxuriösem Anwesen auf ...


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Inhalt

Cover

Fahr zur Hölle, Boss!

Vorschau

Impressum

Fahr zur Hölle, Boss!

Von Frank Dalton

Er ist ein wahrer Gentleman, ein gemachter Mann und einer der vielbewunderten Bürger von Sheridan. So scheint es wenigstens. In Wahrheit aber ist Bart Fuller ein gemeiner Verbrecher und gefürchteter Boss einer Bande von Halsabschneidern, der buchstäblich über Leichen geht, wenn nur genug Profit dabei herausspringt.

So lässt Fuller einen nahezu perfekten Bankraub ausführen, bei dem sein Alibi, sollte er überhaupt je eines brauchen, nicht hieb- und stichfester sein könnte. Denn während des Raubes ist er höchstselbst am Tatort – als vermeintlich treuer Kunde und guter Bekannter des Bankdirektors!

Doch auch der klügste Plan hat bisweilen eine Schwachstelle. So sind, während der Überfall vonstattengeht, ausgerechnet die beiden Ghostsquad-Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter in der Nähe, die mit einer Order auf dem Weg zu Captain Tom Prox sind. Und nun beginnt die Sache aus dem Ruder zu laufen. Nicht nur, dass zwei seiner eigenen Leute Fuller um die Beute prellen wollen, auch der Captain der Ghosts taucht plötzlich auf Fullers luxuriösem Anwesen auf ...

Die Kneipe sah nicht vertrauenerweckend aus, aber der Whisky, der darin ausgeschenkt wurde, war gut.

»Komm her, Blacky, noch mal dasselbe!«, grölte eine raue Stimme aus der kleinen Nische heraus. »Müssen gleich weg, verstanden?«

Der riesenhafte Schwarze hinter dem Schanktisch zeigte seine weißen Zähne.

»Okay, Gents, komme sofort!« Er griff nach der Flasche. Trotz seiner Größe trat er mit katzenhaft geschmeidigen Bewegungen in die Nische.

Captain Tom Prox schaute auf. Er kannte die Stimme, die nach dem Whisky verlangt hatte, auch wenn er im Augenblick nicht wusste, wem sie gehörte.

Als der Keeper wieder hinter den Schanktisch wollte, winkte Tom. Er beabsichtigte, zu zahlen und in sein Hotel zurückzukehren. Sheridan langweilte ihn. Trotzdem musste er hier das Eintreffen seiner Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter abwarten.

Die beiden Männer, die in der Nische gesessen hatten, erhoben sich ebenfalls. Tom musterte sie mit einem raschen Blick.

»Stier uns nicht an!«, knurrte einer der beiden angriffslustig. »Und geh ein Haus weiter, wenn du nicht etwas vor den Latz bekommen willst!«

Jetzt erkannte Tom die beiden und lachte.

»Sieh an – Rundgesicht und Messer-Bill! Sind die drei Jahre schon um? Heaven, wie die Zeit vergeht!«

»Hol dich der Teufel, Schnüffler!«, fauchte Rundgesicht erbost. »Für diese verfluchten drei Jahre bin ich dir einiges schuldig.«

Messer-Bill aber machte seinem Namen alle Ehre. Während sein Kumpel noch sprach, zog er bereits das Messer und wollte zustechen.

Die Dolchspitze war nur noch fünf Millimeter von Toms Brust entfernt, als der Bills Gelenk mit eiserner Gewalt packte. Der Schmerz, der Bills Arm durchzuckte, trieb ihm das Wasser in die Augen.

Sein Gesicht verzerrte sich. Seine Finger verloren ihre Kraft. Das Messer klirrte zu Boden.

Tom stieß die Klinge mit einem Tritt unter den Tisch. Das machte Bill wild vor Wut.

Seine Linke schnellte vor.

Tom aber ließ seine Rechte sprechen. Sie landete krachend an Messer-Bills Kinn.

Der verdrehte einen Sekundenbruchteil lang die Augen. Dann brüllte er vor Wut und versuchte vergeblich, seine Hand freizubekommen.

»Tu was, Rundgesicht!«, schrie er wütend. »Sieh nicht bloß zu!«

Rundgesicht sprang zur Seite. Es sah aus, als wollte er flüchten. Aber ein Aufblitzen in Messer-Bills Augen verriet Tom, dass etwas anderes geplant war.

Der Captain fuhr herum. Dabei ließ er Messer-Bill nicht los, sondern riss ihn mit sich.

Rundgesicht hatte eine volle Whiskyflasche vom Schanktisch genommen und wollte sie Tom auf den Schädel schlagen.

Im letzten Augenblick trat der Captain einen kleinen Schritt beiseite.

Da er Messer-Bill immer noch nicht losgelassen hatte, stand dieser genau in der richtigen Sekunde am rechten Platz.

Die Flasche traf krachend Messer-Bills Kopf. Der seufzte auf, verdrehte die Augen und ging in die Knie.

Rundgesicht stierte ihn an, als wäre ihm unbegreiflich, was geschehen war.

»Haut ab!« Tom wedelte mit der Hand. »Verduftet – alle beide! Ich habe die Nase voll von euch.«

Rundgesicht warf Tom einen Blick voller Hass, aber auch Furcht zu. Dann mühte er sich, den Freund wieder auf die Beine zu bringen.

Bill schwankte beträchtlich, als sein Kumpel ihn aus der Kneipe schleifte.

Der Barkeeper nickte Tom begeistert zu. »Gute Arbeit, Mister – hervorragende Arbeit!«

Er begutachtete die Whiskyflasche, zeigte sich sehr darüber zufrieden, dass sie heil geblieben war, und begann, die Gläser aus der Nische wegzuräumen.

Tom ließ einen Dollar auf die Theke klingeln. »Der Rest für dich, Blacky!« Dann verschwand er ebenfalls durch die Schwingtür.

Seine Widersacher gingen einige hundert Yards vor ihm die High Street von Sheridan entlang. Messer-Bill war immer noch nicht völlig auf der Höhe. Rundgesicht betreute ihn wie die Mutter ihr Kind.

Die beiden erreichten den Stadtrand. Tom folgte ihnen. Dass sich ein paar so ausgekochte Banditen hier getroffen hatten, konnte kein Zufall sein.

Wenige hundert Yards hinter den letzten Häusern lag das Land so einsam und verlassen, dass man der Meinung sein konnte, die Welt wäre hier zu Ende.

Messer-Bill erholte sich langsam und benötigte Rundgesichts Hilfe nicht mehr.

Immer rascher schritten die beiden aus, und plötzlich sah Tom sie nicht mehr. Sie waren verschwunden, als hätte der Erdboden sie verschluckt.

Kurze Zeit suchte er noch nach ihnen. Dann gab er es achselzuckend auf und kehrte in die Stadt zurück.

Rundgesicht und Bill hatten sich tatsächlich von der Erde verschlucken lassen.

Bill maulte zwar, als Rundgesicht ihn in den Graben zog, der die Straße querte, aber Rundgesicht mahnte: »Besser ist besser! Dieser verfluchte Cop ist imstande, uns bis zu Bart zu folgen.«

»Es ist doch Wasser im Graben!«, maulte Bill ungnädig. »Ist es wirklich nötig, uns nasse Füße zu holen?«

»Nasse Füße sind besser als eine Schlinge um den Hals, du Idiot! Im Übrigen dauert es nicht lange.«

Sie erreichten eine Stelle, an der ein Kanalrohr in den Graben mündete.

»Hier rein!«, verlangte Rundgesicht. »Müssen zwar auf allen vieren kriechen, ist aber absolut sicher.«

»Verdammt dreckiges Zeug, das da fließt«, fluchte Bill. »Werden den Gestank überhaupt nicht mehr aus den Kleidern bekommen.«

Rundgesicht grinste. »Besser Gestank als gesiebte Luft! Wäre ein Wunder, wenn es hier nicht stinken würde! Ist schließlich ein Abwassergraben!«

Auf Händen und Füßen krochen sie durch das Rohr und waren froh, als sie das Ende erreicht hatten. Ein Schacht führte nach oben.

Rundgesicht richtete sich auf, tastete nach den in die Schachtwand eingelassenen Eisenbügeln, fand sie und kletterte daran hinauf.

Bill folgte fluchend.

Nach kurzer Zeit verlangte Rundgesicht: »Warte! Muss den Deckel heben, damit wir raus können!«

»Beeil dich!«, schimpfte Bill wütend.

Rundgesicht wuchtete den hölzernen Deckel mit einem Ruck in die Höhe und schwang sich über den Schachtrand. In derselben Sekunde nahm er die Arme hoch. Eine energische Stimme hatte ihm ein leises, aber unmissverständliches »Hands up!« zugeflüstert.

Der Mann, der zwei, auf Rundgesichts Bauch gerichtete Colts in den Händen hielt, war klein, dick und hatte ein Gesicht wie eine Bulldogge.

»Ich bin es, verdammter Idiot!«, knurrte Rundgesicht erbost. »Wie lange soll ich hier stehen und die Wolken kitzeln?«

»Yeah – bist es tatsächlich!«

Der andere ließ die Colts sinken.

»Werde nicht sofort wieder verrückt, Bully!«, mahnte Rundgesicht. »Messer-Bill kommt hinter mir her.«

»Warum denn durch den Kanal?«, fragte Bully verwundert. »Hegh steht vor der Tür, um euch einzulassen.«

»Erzähle es euch drinnen!«, brummte Rundgesicht. »Wollen Bart nicht warten lassen.«

Bully spuckte aus.

»Die anderen schon da?«, fragte Messer-Bill und fuhr dabei vorsichtig mit der Hand über den Hinterkopf, auf dem sich eine prächtige Beule gebildet hatte. Wütend blickte er Rundgesicht an, dem er sie verdankte.

Im Hause wartete Bart Fuller bereits ungeduldig.

»Hol Hegh von der Tür, damit wir endlich anfangen können!«, befahl er. Dann stellte er die Whiskyflasche auf den Tisch. Gläser wurden nicht benötigt.

Hegh, ein langer, dürrer Bursche mit einem Gesicht, das nur aus Knochen und darüber gespannter Haut zu bestehen schien, kam herein. Er brachte Staff, einen sehr unauffällig aussehenden Mann, mit. Nun waren sie vollzählig.

Bart Fuller sah wie das verkörperte gute Gewissen aus. Jeder, der ihn sah, hielt ihn für einen Ehrenmann.

»Setzt euch!«, forderte er. »Habe was von Wichtigkeit mit euch zu besprechen.« Er wandte sich an Rundgesicht. »Warum kommt ihr durch den Kanal? Verpestet das ganze Haus!«

»War besser so, Big Boss«, verteidigte sich Rundgesicht eifrig. »Nahmen, ehe wir hierherkamen, noch rasch einen Schluck im ,Knorrigen Tomahawk'. Und was meinst du, wen wir dort sahen? Diesen verdammten Ghost, Captain Prox!«

Bart erschrak. »Damn! Ausgerechnet jetzt! Weshalb ist er in Sheridan?«

Rundgesicht grinste. »Keine Ahnung, Big Boss! Fragten ihn nicht danach, und von selbst sagte er es nicht.«

»Well«, entschied Bart nach einigem Nachdenken. »Kocht schließlich auch nur mit Wasser. Also: Ihr kennt die Barkers Bank in der High Street, oder?«

Messer-Bill nickte. »Natürlich, Boss! Obwohl ich sie bisher immer nur von außen gesehen habe. War leider nie in der Lage, mir ein Bankkonto einzurichten. Gibt zu viele Saloons hierzulande.«

»Kein überflüssiges Gerede«, mahnte Bart. »Will nicht, dass ihr zu lange bleibt. Könnte sein, jemand sieht euch, und ...«

»... und das wäre dem rechtschaffenen Mr. Fuller nicht recht, he?« Rundgesicht grinste hämisch.

Bart antwortete nicht.

»Barkers Bank empfängt morgen einen Transport von fünfundsiebzigtausend Dollars, Gents!«, erklärte er triumphierend.

»Damn – wozu brauchen die Leute so viel Geld?«, fragte Messer-Bill überrascht.

»Brauchen es nicht«, erklärte Bart. »Ist nur für eine Nacht dort – gewissermaßen auf der Durchreise. Die fünfundsiebzigtausend Bucks werden morgen Abend im Tresor von Barkers Bank untergebracht und übermorgen weitertransportiert. Falls sie noch da sind!«, schloss Bart lächelnd.

Bills Augen funkelten. »Du meinst, dass wir uns den Zaster über Nacht unter den Nagel reißen können?«

»Genau das, Bill!«

Rundgesicht kratzte aufgeregt an seinem Kopf herum.

»Schon mal überlegt, wie wir Barkers Tresor aufbekommen, Boss? Soll ein höllisch modernes Ding sein, habe ich mir sagen lassen.«

»Wir holen uns die Pinke, ehe sie in den Tresor kommt«, belehrte ihn Bart.

»Feiner Gedanke!«, lobte Bully begeistert. »Hast ein kluges Köpfchen, Big Boss! Wenn du uns jetzt noch verrätst, wie wir es anfangen sollen, ist alles klar.«

»Wäre längst klar, wenn du nicht immer dazwischen quasseln würdest!« Er setzte sich zu den anderen an den Tisch und mahnte: »Also, passt auf, Boys!«

Messer-Bill wollte sich die Whiskyflasche angeln, aber Bart nahm sie ihm sofort weg.

»Nichts da – wenigstens jetzt nicht! Nun heißt es aufpassen, sonst vermasselt ihr mir morgen die Tour.«

»Sind ganz Ohr, Big Boss!«, beeilte sich Rundgesicht eifrig zu versichern.

Bart erklärte: »Den Überfall führen Hegh und Staff durch. Sind die Einzigen, die die Bank von innen kennen. Dafür, dass sie hereinkommen, sorge ich. Die beiden Männer, die den Transport durchführen, kreuzen so gegen sechs in Sheridan auf. Ich kenne den Direktor der Bank und gehe kurz vor sechs hin, um mich von ihm in einer finanziellen Angelegenheit beraten zu lassen.«

»Fin ... fin ... anzi ...«, stammelte Messer-Bill ehrfürchtig. Er hatte ungeheuren Respekt vor Fremdwörtern und Fachausdrücken.

Bart erklärte weiter: »An der Seitentür, durch die die Boten hereinkommen, befindet sich ein kleiner Sicherheitsriegel. Den schiebe ich vor, ehe sie die Tür hinter sich geschlossen haben. Sie kann dann nicht mehr völlig zuschnappen. Und kaum sind die Männer drin, werden Hegh und Staff den Kassenraum entern. Masken vor den Gesichtern, und was sich sonst so gehört. Die beiden fesseln den Direktor und mich, greifen sich das Geld, hauen damit ab ...«

»Und die Boten?«

»Müssen natürlich ebenfalls außer Gefecht gesetzt werden. Wie Hegh und Staff das deichseln, ist ihre Sache. Vielleicht genügt ein Schlag mit dem Coltkolben, vielleicht muss geschossen werden – Hegh und Staff werden schon wissen, was zu tun ist. Verstehen sich ja aufs Metier. Sobald sie das Geld haben, hauen sie sofort ab und begeben sich auf dem schnellsten Weg nach Fullers Repose in Thermopolis. Dort treffen wir alle zusammen und teilen die Beute auf. Hinterher macht sich jeder für ein paar Monate unsichtbar – bis Gras über die Geschichte gewachsen ist.«

»Und was tun wir anderen?«, fragte Rundgesicht misstrauisch. »Sehen wir bloß zu? Oder wie meinst du das, Big Boss?«

»Für euch gibt es natürlich auch zu tun.« Bart blickte Rundgesicht nachdenklich an. »Die Feinarbeit in der Bank kann ich euch nicht überlassen. Schätze, ihr würdet den Job vermasseln. Aber gegenüber der Bank liegt ein Saloon.«

Messer-Bill grinste. »Kenne ihn! Ganz netter Stall. ,Zum flotten Weidereiter' heißt er.«

»Dort geht ihr hin – du, Rundgesicht und Bully. Gießt euch einen kleinen hinter die Binde – bleibt aber nüchtern! Einer von euch hält die Tür der Bank ständig im Auge. Sobald es so weit ist, erscheine ich am Eingang und fahre mir rasch mit der Hand über den Mund. Dass ihr mir dieses Zeichen nicht versäumt!«

Nun wurde Rundgesicht eifrig. »Das übernehme ich, Big Boss! Werde dein Zeichen nicht verpassen. Was ist zu tun, wenn deine Nachricht kommt?«

»Dann fangt ihr Streit miteinander an. Schadet nichts, wenn ihr ein paar Gäste mit hineinzieht. Seht zu, dass ihr die Klopperei auf der Straße fortsetzen könnt. Kein Problem, wenn euch der Sheriff dabei schnappt. Mehr als ein paar Tage wegen Trunkenheit wird es nicht geben. Hinterher kreuzt ihr ebenfalls im Repose auf. Wisst ja, wo es liegt.«

»Warum die Prügelei, Boss?«

»Möglichst viel Krach auf der Straße – für den Fall, dass es in der Bank nicht ohne Colt geht. Wenn ihr genug Lärm macht, hört man die Schüsse vielleicht nicht.«

Messer-Bill grinste. »Werde jemanden in dem Laden ein wenig mit dem Messer kitzeln.«

»Idiot! Wenn sie dich bei einer Messerstecherei erwischen, gibt es ein paar Monate Jail. Aber mir soll es recht sein! Wer nicht rechtzeitig im Repose ist, hat bei der Aufteilung der Beute das Nachsehen.«

Messer-Bill war zwar nicht ganz einverstanden, versprach aber, zu parieren.

»Okay, Boss, sollst zufrieden mit mir sein. Werde meine Gegner nur ganz sanft streicheln.«

»Noch eine Frage?«, beendete Bart die Unterhaltung.

Rundgesicht grinste. »No, Boss, alles klar! Kann gar nichts schiefgehen!«

»Dann haut ab! Lasst euch nicht unnütz sehen. Das ist eine einmalige Gelegenheit, die dürfen wir nicht vermasseln.«

»Woher weißt du das eigentlich mit dem Transport, Boss?«, fragte Messer-Bill neugierig.

Bart hob die Schultern. »Kann dir doch gleich sein, oder? Hat schon seine Vorteile, als honoriger Mensch zu gelten und Bankdirektoren, Sheriffs und andere hochgestellte Persönlichkeiten zum Freund zu haben.«

Messer-Bill angelte noch einmal nach der Whiskyflasche. Diesmal durfte er einen tiefen Zug tun.

Dann schoben sie sich aus dem Raum. Nur Hegh und Staff blieben zurück. Bart hatte noch Einzelheiten mit ihnen zu besprechen.

»Wieder durch die Stinkröhre?«, fragte Messer-Bill, als sie im Hof standen.

»Denke, dass das jetzt nicht mehr nötig ist«, erwiderte Rundgesicht grinsend. »Dieser verdammte Cop wird sich inzwischen wohl verkrümelt haben.«

Ungefähr zur selben Zeit stattete Tom dem Sheriff-Office von Sheridan einen Besuch ab. Sheriff Hunter, groß, stark und mit rotem Gesicht, empfing ihn mit breitem Lachen.

»Diesmal habe ich Nachricht für Sie, Captain! Die Warterei hat ein Ende.«

Tom lachte. »Thanks, Sheriff! Nichts ist so ekelhaft wie Nichtstun. Was gibt es?«

»Telegramm aus Frisco, Captain! Direktiven geändert. Sollen nach Thermopolis weiter, Sir. Erst dort stoßen Ihre Sergeanten zu Ihnen.«

»Okay – machen wir uns also auf den Weg nach Thermopolis! Übrigens, Sheriff, halten Sie in den nächsten Tagen die Augen ein wenig offen. Begegnete vorhin zwei dunklen Brüdern, unter den Namen Rundgesicht und Messer-Bill bekannt. Es liegt im Augenblick nichts gegen sie vor. Wurden erst vor Kurzem nach Verbüßung einer Strafe, zu der ich ihnen verholfen hatte, aus dem Zuchthaus entlassen. Möglich, dass sie die Absicht haben, hier ein Ding zu drehen.«

»Thanks für den Hinweis, Captain! Werde die Augen offenhalten. Wann gedenken Sie zu reiten?«

Tom sah auf die Uhr. »In einer Stunde, Mr. Hunter.«

»Sie lassen wohl auch nicht gern Gras unter Ihren Füßen wachsen, Captain?«

»Wenn es sich vermeiden lässt – no! Falls Sie weitere Nachrichten für mich bekommen, leiten Sie diese an den Sheriff von Thermopolis weiter.«

»Wird gemacht, Captain Prox! Wie wäre es mit einem kleinen Gläschen zum Abschied?«

»Aber wirklich nur eins, Hunter! Habe immer die Empfindung, mein Gaul merkt es, wenn ich in den Sattel steige, nachdem ich einen getrunken habe.«

Am Tage darauf ritten zwei arg verstaubte und nicht gerade vertrauenerweckende Männer in Sheridan ein, der eine lang und dürr, der andere klein und dick.

Mitten auf der High Street, Barkers Bank genau gegenüber, hielten sie an.

»Ich weiß nicht, wie es mit dir steht, Ben, aber meine Kehle ist verdammt ausgetrocknet«, sagte der Lange auffordernd.

Der Dicke betrachtete das Wirtshausschild, auf das der Lange wies.

»Zum flotten Weidereiter«, las er. »Sieht gar wenig vertrauenerweckend aus, Snuffy!«

»Sehen wir vertrauenerweckend aus, Dickerchen? Mit dem vornehmsten Hotel von Sheridan ist es nichts für uns. Wenn wir schon mal heruntergekommene Figuren mimen, müssen wir uns auch an die entsprechenden Kneipen halten.«

»Hoffentlich ist der Whisky hier nicht mit Wasser verdünnt, dafür aber mit Pfeffer versetzt, damit er zwickt«, unkte Ben Closter, Sergeant der Ghost Squad.

»Ganz gleich, wovon einem schlecht wird.« Sergeant Snuffy Patterson grinste. »Habe übrigens einen Mordshunger.«

»Dann also – nichts wie rein!«

Sie banden ihre Pferde am Holm vor dem »Zum flotten Weidereiter« fest und traten in die Gaststube.

Sie war klein, niedrig und nicht sehr sauber. Die Batterie Flaschen hinter der Theke aber versprach viel.

Ben stiefelte auf einen Tisch zu, von dem aus sie Eingangstür und Straße im Auge behalten konnten, und ließ sich häuslich nieder. Er war müde. Schließlich hatten sie einen beschwerlichen Ritt hinter sich.

Snuffy ging zur Küche. Er musste sich bücken, um eintreten zu können.

»Hallo, Holde!«, rief er der grauhaarigen Frau am Herd zu. »Selten so ein nettes Girl gesehen wie Sie! Können Sie mal Ihre Mutter rufen? Möchten ein kleines Abendessen, mein Freund und ich.«

Die Frau sah ihn misstrauisch an.

»Mutter? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Stranger?«

Snuffy legte beschwörend die Hand aufs Herz.