Altenheim Athene - Cassandra Hayworth - E-Book

Altenheim Athene E-Book

Cassandra Hayworth

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Beschreibung

Die beiden Pflegerinnen Vanessa und Martina planen zusammen ein neues Altenheim. Die Bewohner sollen nicht nur untereinander ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben dürfen, sondern auch noch mit dem gesamten Personal. Nachdem sie ein geeignetes Gebäude gefunden haben, beginnen sie ihr Heim aufzubauen. Nach einer besonderen Besprechung unterwirft sich Martina ihrer Kollegin und möchte von ihr als Sklavin behandelt werden. Vanessa gewöhnt sich an ihre neue Macht und im neuen Altenheim geht es völlig versaut zur Sache.

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Seitenzahl: 265

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Altenheim Athene

Erotikroman

Cassandra Hayworth

Copyright © 2023

Alle Rechte bei Cassandra Hayworth

Union Rd. 14

Sint Maarten

E-Mail: [email protected]

9798396865952

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

1. Kapitel

Auf mei­nem klei­nen Schreib­tisch türm­te sich die Ar­beit, die ich noch zu er­le­di­gen hat­te. Hät­te ich ge­wusst, wel­chen Papier­krieg ich je­den Tag be­wäl­ti­gen muss­te, be­vor ich die­sen Be­ruf er­griff, wä­re ich schrei­end weg­ge­lau­fen. Schreib­ar­beit und Do­ku­men­ta­tion waren nie so meins, aber in die­sem Be­ruf ging es lei­der nicht mehr an­ders. Stän­dig gab es neue Vor­schrif­ten vom Ge­sund­heits­amt und sons­ti­gen Stel­len, die alle ei­nen Blick in un­se­re Auf­zeich­nun­gen wer­fen woll­ten. Die Chef­eta­ge hielt sich da fein raus, denn es han­del­te sich allei­ne um un­se­re Auf­ga­be. Zeit, um die Al­ten zu be­treu­en und zu pfle­gen gab es fast kei­ne mehr. Noch vor ei­ni­gen Jah­ren war es mein Traum­job.

Mitt­ler­wei­le woll­te ich nicht ein­mal mehr zur Schicht ge­hen. Man gab uns immer mehr Zim­mer mit al­ten Leu­ten, die ver­sorgt wer­den muss­ten, da­zu noch die stän­di­ge Do­ku­men­ta­tion da­zu und der Lohn reich­te ge­ra­de ein­mal zum Über­le­ben. Die Chef­eta­ge in­te­res­sier­te das schon lan­ge nicht mehr. Wir waren ein­fach nur noch das Hu­man­ka­pi­tal der Ge­sell­schaft, was auch noch Geld für die Ar­beit ha­ben woll­te, die immer mehr wur­de. Es gab kei­ner­lei Er­leich­te­run­gen mehr, son­dern nur noch immer mehr Pflich­ten, die wir zu über­neh­men hat­ten. Statt bes­ser wur­de es nur noch schlim­mer. Im Pfle­ge­heim Ro­san­na, in dem ich mei­nen Be­ruf lern­te, konn­te man nicht weiter auf­stei­gen.

An­ge­fan­gen hat­te ich als Pfle­ge­as­sis­ten­tin, bis ich dann ge­prüf­te Pfle­ge­fach­kraft wur­de und mit ei­ner Kol­le­gin ei­ne Ab­tei­lung lei­te­te. Die Pfle­ge­dienst­lei­tung war für mich un­ge­fähr so un­mög­lich zu er­rei­chen wie die Ei­ger­nord­wand für ei­nen As­thma­ti­ker. Von der Ein­rich­tungs­lei­tung mal ganz ab­ge­se­hen. Die­se Pos­ten waren be­setzt und wur­den nur vom Vor­stand er­nannt. Oh­ne ei­nem der ober­sten Chefs den Schwanz zu lut­schen kam man hier nicht mehr weiter. Aller­dings lag das gar nicht in mei­nem Sin­ne. Schon ziem­lich früh hat­te ich be­grif­fen, dass man nur weiter­kam, wenn man selbst die Che­fin ei­nes Heims wur­de. Das war mein gro­ßes Ziel.

In mei­ner Zeit im Haus Ro­san­na wur­de mir aber noch ei­ni­ges mehr klar. Das Pfle­ge­per­so­nal muss­te immer wie­der Über­grif­fe der Be­woh­ner ab­weh­ren. Wie oft hat­te ich als Pfle­ge­as­sis­ten­tin schon ei­ne Hand auf mei­nem Hin­tern, oder ei­ner der al­ten Be­woh­ner ver­such­te die Zwil­lin­ge un­ter mei­ner Kluft zu strei­cheln. Das pas­sier­te täg­lich und sie hat­ten es be­reits nach ei­ni­gen Mi­nu­ten schon wie­der ver­ges­sen. Den äl­tes­ten Trieb der Men­schen konn­te man auch in die­sem Al­ter nicht ab­le­gen. Der war immer da und ließ sich nicht un­ter­drü­cken. Na­tür­lich waren wir an­ge­wie­sen se­xu­el­le Über­grif­fe ab­zu­weh­ren, aber mel­den brauch­ten wir so et­was nie.

Den Al­ten pas­sier­te oh­ne­hin nie et­was und wenn waren da­ran nur wir Pfle­ge­kräf­te Schuld. Es hieß immer, wir wä­ren so of­fen­her­zig ge­klei­det und muss­ten dann mit so et­was rech­nen, ab­ge­se­hen da­von das die Be­woh­ner so­wie­so nicht mehr in der La­ge waren sich zu kon­trol­lie­ren. Wenn sie nur den An­satz von ein paar fal­ten­frei­en Brüs­ten sa­hen, war es vor­bei mit der Be­herr­schung. Aber auch die Be­woh­ner des an­de­ren Ge­schlechts waren nicht vor Über­grif­fen si­cher, die wir zu un­ter­bin­den hat­ten. In dem Al­ter woll­te nie­mand mehr zwei Men­schen in ei­nem Bett vor­fin­den, die es mit­ein­an­der trie­ben. Das war wie­der­um ei­ne An­wei­sung der Ein­rich­tungs­lei­tung.

Wa­rum soll­te man den al­ten auch noch Spaß gön­nen? Pas­sie­ren konn­te ja nichts mehr, aber es ging auch nicht da­rum ih­nen Spaß zu er­lau­ben, son­dern sie nur am Le­ben zu hal­ten wie Hüh­ner de­ren ein­zi­ge Auf­ga­be es war Ei­er zu le­gen. Wie lan­ge sie noch durch­hiel­ten, war völ­lig ir­re­le­vant. Man schob sie in ein Heim ab, weil sie sich nicht mehr selbst ver­sor­gen konn­ten und die ar­bei­ten­de Fa­mi­lie das nicht auch noch über­neh­men woll­te. Da­zu gab man je­den Monat ei­ne Men­ge Geld aus, was aller­dings nur für die Ver­sor­gung und den Ge­winn der Be­treib­er­ge­sell­schaft drauf­ging. Spaß war für die Be­woh­ner nicht mehr vor­ge­se­hen. Da­zu hat­ten sie ja sieb­zig Jah­re vor­her schon ge­nug Zeit ge­habt.

Hier ging es ein­fach nur noch da­rum, sie zu be­auf­sich­ti­gen, ih­nen ei­ne Be­schäf­ti­gung zu ge­ben und ein biss­chen Nah­rung zu­zu­füh­ren, bis sie dann das Zeit­li­che seg­ne­ten. Man konn­te es auch war­ten auf den er­lö­sen­den Tod nen­nen, aber das woll­te man von den obe­ren na­tür­lich nicht hö­ren. Man be­schäf­tig­te sie mit ge­mein­sa­men Sin­gen, Fern­se­hen, ein paar Ge­sell­schafts­spie­len und durch­ge­hen­der Lang­ewei­le. Hät­te ich et­was zu ent­schei­den ge­habt, wä­re ein an­de­rer An­satz viel­ver­spre­chen­der. Wa­rum soll­te man den Al­ten jeg­li­chen Spaß vor­ent­hal­ten bis sie ir­gend­wann un­ter­er­nährt oder von Krank­hei­ten ge­beu­telt den Löf­fel reich­ten.

Ich dach­te eher da­ran, ih­nen ei­nen an­ge­neh­men Lebens­abend zu be­rei­ten. Wenn sie vögeln woll­ten, soll­ten sie doch. So viel ging in dem Al­ter oh­ne­hin nicht mehr und die Krank­hei­ten konn­te man auch ver­nach­läs­si­gen. Wen in­te­res­sier­te es schon, wenn sich ein al­ter Hengst von ei­ner al­ten Stu­te ei­ne He­pa­ti­tis ein­fing? An­fangs ver­such­te ich noch, die Über­grif­fe ab­zu­weh­ren, aber mitt­ler­wei­le war es mir völ­lig egal ge­wor­den. Soll­ten sie eben die Fes­tig­keit mei­ner Hin­ter­ba­cken tes­ten oder ein paar fal­ten­freie Tit­ten be­rüh­ren, wenn sie Spaß da­ran hat­ten. Den Be­wohn­ern ging es oh­ne­hin schon schlecht ge­nug, dann soll­ten sie we­nigs­tens die letz­ten Jah­re ih­res Lebens mit ein biss­chen Spaß hin­ter sich brin­gen. Der Tod kam schon noch früh ge­nug.

Aller­dings waren mei­ne Vor­stö­ße in die­ser Rich­tung bei der Ein­rich­tungs- und Pfle­ge­dienst­lei­tung völ­lig er­folg­los. So­gar ei­ni­ge äl­te­re Kol­le­gin­nen be­zeich­ne­ten mich als Nut­te für Mu­mien. Da­bei hat­te ich nie mit ih­nen in ei­nem Bett ge­le­gen. Auf mei­ner Sta­tion gab es ei­nen al­ten Bock, des­sen schlaf­fer Schwanz beim Wa­schen mor­gens auf­stand. Der freu­te sich immer, wenn ich Früh­dienst hat­te und kurz nach sieben in sei­nem Zim­mer stand. Ge­wa­schen wer­den muss­te er so­wie­so und da­bei spiel­te es dann auch kei­ne Rol­le, wie schnell man den In­tim­be­reich säu­ber­te. We­nigs­tens zwei­mal in der Wo­che nahm ich mir ein biss­chen mehr Zeit und schüt­tel­te ihm ei­nen von der Pal­me. Da war für Heinz der gan­ze Tag schon ge­ret­tet.

Die Do­ku­men­ta­tion auf dem Com­pu­ter war die reins­te Fol­ter. Von der Be­schaf­fen­heit des Stuhls am Mor­gen bis hin zur ge­nau­en An­ga­be wie viel Nah­rung sie auf­nah­men, wur­de je­der klei­ne Furz no­tiert und ge­spei­chert. Ein­mal im Jahr wur­den wir ge­prüft und das Ge­sund­heits­amt nahm sich die gan­zen Auf­zeich­nun­gen vor. Sie ver­schanz­ten sich dann für drei Ta­ge in ei­nem klei­nen Ta­gungs­raum und sa­hen sich den gan­zen Mist an, den wir über das Jahr sam­mel­ten. Nicht für je­den Be­woh­ner, aber stich­pro­be­nar­tig wur­den sie kon­trol­liert. Ei­ni­ge Be­woh­ner die noch klar im Kopf waren, wur­den noch be­fragt, bis dann die Be­wer­tung fests­tand und sie uns wie­der in Ru­he lie­ßen.

Für mich war die­ser Zu­stand nicht mehr län­ger halt­bar. Ich war nicht Pfle­ge­kraft ge­wor­den, um den Tod zu ver­wal­ten, und die Al­ten nur so lan­ge am Le­ben zu hal­ten bis sie star­ben. Ich woll­te ih­nen ei­nen an­ge­neh­men und spa­ßi­gen Ab­gang be­sche­ren. Da­her be­schäf­tig­te ich mich außer­halb der Ar­beit da­mit, ein ge­eig­ne­tes Ob­jekt zu fin­den, wo­raus man ein Al­ten­heim ma­chen konn­te. Die Fi­nan­zie­rung war ein an­de­res Pro­blem, das mir Sor­gen mach­te. Aber da­für be­kam ich Hil­fe von mei­ner äl­te­ren Kol­le­gin Mar­ti­na, die den glei­chen An­satz ver­folg­te. Na­tür­lich waren wir die Aus­sät­zi­gen im Haus Ro­san­na, aber das stör­te uns nicht weiter.

Mitt­ler­wei­le war es kurz vor 14 Uhr und ich ver­ließ mei­nen Ar­beits­platz. Auf dem Weg nach drau­ßen traf ich auf mei­ne Kol­le­gin Hei­ke die schon kurz vor der Ren­te stand. Als sie mich in mei­nen Stra­ßen­kla­mot­ten sah, fing sie an zu grin­sen und scherz­te, »Wenn dich ein Be­woh­ner so sieht, kannst du dich vor An­trä­gen nicht mehr ret­ten Va­nes­sa.«

»Das macht nichts. Sie dür­fen ja oh­ne­hin nicht mehr raus Hei­ke. Leicht be­klei­de­te Frau­en mit fast drei­ßig Jah­ren se­hen sie im Fern­se­hen schon ge­nug, da bin ich kei­ne gro­ße Ab­len­kung mehr.«

Hei­ke lach­te, »Al­so Heinz wür­de dich ger­ne hei­ra­ten.«

»Nein, nur mei­ne Hand«, lach­te ich. »Mit dem Rest weiß er nicht mehr viel an­zu­fan­gen.«

»Das hat sich heu­te Mor­gen aber ganz an­ders an­ge­hört. Er mein­te, wenn er nur noch ein­mal drei­ßig Jah­re jün­ger wä­re, wür­dest du ge­nau in sein Beu­te­sche­ma pas­sen.«

Ich grins­te, »Ich glau­be nicht, das ich mich mit ei­nem 48-Jäh­ri­gen ein­las­sen wür­de. Das sind immer­hin noch ein­und­zwan­zig Jah­re Alters­un­ter­schied. So nö­tig ha­be ich es dann doch nicht.«

Hei­ke leg­te ei­nen Arm um mei­ne Schul­ter und sag­te lei­se, »Suchst du noch nach ei­nem Ge­bäu­de mei­ne Lie­be? Ich ha­be da was für dich, wenn du in­te­res­siert bist.«

Si­cher war ich noch an ei­nem Ge­bäu­de in­te­res­siert. Dort konn­te ich dann we­nigs­tens ein Al­ten­heim nach mei­ner Vor­stel­lung ein­rich­ten, falls ich die Fi­nan­zie­rung ir­gend­wie hin­be­kam. Hei­ke er­zähl­te mir von ei­nem klei­nen al­ten ver­las­se­nen Kran­ken­haus et­was außer­halb der Stadt. Die Stadt hat­te sich ent­schlos­sen den Kos­ten­fak­tor, der lang­sam ver­fiel, los­zu­wer­den. Um das Ge­bäu­de gab es je­de Men­ge grü­ne Wie­sen mit al­ten Bäu­men, die da­zu­ge­hör­ten, und nie­mand woll­te das Ge­län­de kau­fen. Für die Be­treib­er­ge­sell­schaf­ten von Al­ten­hei­men waren sol­che Ge­bäu­de viel zu klein. Es gab nur sieb­zig Räu­me für die Be­woh­ner und die Kos­ten wür­den sich nie rech­nen. Für mich aber wä­re das ein per­fek­ter Ein­stieg.

Mir ging es nicht ums Geld, was ich da­mit ver­die­nen konn­te. Mir ging es um die Al­ten und die da­zu­ge­hö­ri­ge Ver­sor­gung. Wenn sich un­ser Kon­zept durch­setz­te und wir noch ein wei­te­res Ge­bäu­de be­ka­men oder ei­nes bauen konn­ten, wür­den auch die Ein­nah­men stei­gen. Aller­dings brauch­ten wir da­für noch ge­eig­ne­tes Per­so­nal, was gar nicht so leicht zu fin­den sein dürf­te. Pfle­ge­kräf­te wuch­sen nicht auf Bäu­men und bei den be­son­de­ren Diens­ten, die wir an­bie­ten woll­ten, muss­ten sie na­tür­lich auch ein­ver­stan­den sein. Es brach­te ja nichts, wenn die Be­woh­ner un­ter­ein­an­der Or­gien fei­ern konn­ten und das Pfle­ge­per­so­nal nur kopf­schüt­telnd da­ne­ben stand.

Am be­sten wür­den sie noch da­bei mit­ma­chen, aber das war na­tür­lich schwer zu ma­chen. Soll­ten sie eben da­bei zu­se­hen aber es hin­neh­men. Hei­ke gab mir die ge­naue Adres­se und den Na­men des zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ters im Rat­haus. Es war noch früh am Nach­mit­tag und außer ein biss­chen Ein­kau­fen hat­te ich nichts ge­plant. Ich nahm mein Han­dy aus mei­ner Hand­ta­sche und tele­fo­nier­te mit Mar­ti­na, die heu­te ei­nen frei­en Tag hat­te. Sie war so­fort Feu­er und Flam­me und wir ver­ab­re­de­ten uns bei dem al­ten Kran­ken­haus. Wir woll­ten es ge­mein­sam er­kun­den. Mein er­ster Weg führ­te mich direkt ins Rat­haus und ins Büro von Thors­ten Me­ring­hof, dem zu­stän­di­gen Sach­be­ar­bei­ter.

Me­ring­hof war ein Mann in den drei­ßi­gern mit sau­ber aus­ra­sier­tem und ge­stutz­tem Ba­cken­bart. Auf sei­nem Schreib­tisch sta­pel­ten sich kei­ne Ak­ten oder Papie­re. Alles war völ­lig sau­ber auf­ge­räumt und lag ex­trem pa­ral­lel. Das muss­te ein in­ne­rer Zwang bei ihm sein. Auch sei­ne Aus­spra­che klang völ­lig sau­ber. Bes­ser konn­te auch kein Mo­de­ra­tor im Fern­se­hen hoch­deutsch spre­chen. Er gab mir für den Nach­mit­tag die Er­laub­nis, das Ge­bäu­de zu be­sich­ti­gen, und hän­dig­te mir den Schlüs­sel aus. Gleich da­zu be­kam ich das aus­ge­druck­te An­ge­bot der Stadt, was uns der Grund­be­sitz kos­ten soll­te. So teu­er war es eigent­lich gar nicht. Nur wuss­ten wir eben nicht, was es uns kos­ten wür­de, das Ge­bäu­de um­zu­bauen und zu sa­nie­ren.

Das An­ge­bot für das ver­las­se­ne Ge­bäu­de war aller­dings nicht wirk­lich schlecht. Die Stadt hat­te ein gro­ßes In­te­res­se da­ran, es los­zu­wer­den und ei­ner Ver­wen­dung als Al­ten­heim stand auch nichts im We­ge. Außen­rum waren kei­ne Nach­barn, son­dern nur ein klei­ner See und Wie­se mit ei­ni­gen Bäu­men. Außer ein paar We­gen und Bän­ken brauch­te es eigent­lich nichts weiter. Da­mit die ver­wirr­ten Men­schen nicht ab­hau­en konn­ten, wä­re ein Zaun mach­bar, der das ge­sam­te Ge­län­de um­gab. Na­tür­lich brauch­ten wir dann ei­ni­ge Haus­meis­ter, die am be­sten gleich noch das Gras mä­hen konn­ten und die klein­eren Re­pa­ra­tu­ren in der An­la­ge zu er­le­di­gen im Stan­de waren.

Mar­ti­na war­te­te schon am Zu­gang auf mich. Sie hat­te das Ge­bäu­de schon ein­mal um­run­det und war ganz be­geis­tert. Die un­te­ren Zim­mer be­sa­ßen ei­nen ei­ge­nen klei­nen Außen­be­reich statt ei­nes Bal­kons. Gut die Blu­men bil­de­ten kei­ne rich­ti­ge Bar­rie­re, aber ein Holz­zaun kos­te­te jetzt auch nicht die Welt. Not­falls konn­ten wir bei­de den auch noch an­brin­gen. Laut dem An­ge­bots­zet­tel war das gan­ze Ge­bäu­de schon vier­zig Jah­re alt und die letz­te Nut­zung als Kran­ken­haus lag schon acht Jah­re zurück. Als ich mit dem Schlüs­sel die Tür öff­ne­te, schlug uns ziem­lich stau­bi­ge Luft und ein muf­fi­ger Ge­ruch ent­ge­gen. Na­tür­lich war es schon lan­ge ver­las­sen und ich konn­te ver­ste­hen, wa­rum die Stadt es los­wer­den woll­te.

Mar­ti­na war deut­lich op­ti­mis­ti­scher als ich. Ei­ne Ein­rich­tung war kaum noch vor­han­den, aber die muss­ten wir ja oh­ne­hin kau­fen. Nur ein gro­ßer Vor­teil hat­te das Ge­bäu­de für uns, der auch gleich ins Au­ge fiel. Der Ein­gangs­be­reich war doch ziem­lich ge­räu­mig und mit ei­ni­gen Ti­schen und Stüh­len konn­te man ei­ne gro­ße Ca­fe­te­ria ein­rich­ten. Die ein­zel­nen Zim­mer waren gut un­ter­teilt und reich­ten für ei­ne Per­son di­cke aus. Sie be­sa­ßen so­gar schon eige­ne Bä­der wie im Haus Ro­san­na, die nur mo­der­ni­siert wer­den muss­ten. So­gar ei­ne Ru­fan­la­ge war hier schon ein­ge­baut, die man ja wie­der in Be­trieb neh­men konn­te. Zu­sam­men er­kun­de­ten wird das gan­ze Ge­bäu­de.

Stau­nend fan­den wir die gro­ße Kü­che vor. Sie war noch voll­stän­dig vor­han­den und ge­nüg­te auch für die gan­zen Be­woh­ner aus. Es gab so­gar zwei ge­trenn­te Kühl­häu­ser, die man nur sau­ber put­zen muss­te, da­mit man sie wie­der nut­zen konn­te. Es war ein­fach nur per­fekt. Mar­ti­na scherz­te, »Wir müs­sen hier nur mal ei­ne Putz­ko­lon­ne durch­ja­gen und könn­ten ein paar Ta­ge spä­ter er­öff­nen. Ich hab auch schon ein biss­chen nach brauch­ba­rem Per­so­nal ge­sucht Va­nes­sa.«

»Und an wel­ches Per­so­nal hast du da­bei ge­dacht?«, frag­te ich.

Mar­ti­na lach­te mich mit ih­rem Raub­tier­ge­biss an, »Der not­gei­le Bru­der mei­nes Ex-Freun­des hat ein paar Jah­re in ei­ner Pen­si­on als Haus­meis­ter zu­ge­bracht, bis es ge­schlos­sen wur­de. Ich ha­be mich heu­te Mor­gen mit ihm un­ter­hal­ten und er kennt ei­ni­ge Leu­te, die bei uns ar­bei­ten wür­den. Er kennt ein paar ehe­ma­li­ge Nut­ten, die auch schon in ei­nem Kran­ken­haus als Schwes­ter ge­ar­bei­tet ha­ben.«

Je län­ger ich da­rüber nach­dach­te, um­so mehr ge­fiel mir die­se Idee. Ehe­ma­li­ge Nut­ten hat­ten wohl kaum ein Pro­blem mit Sex und wür­den auch ga­ran­tiert selbst mit­spie­len. Wenn sie auch noch Er­fah­rung in der Be­treu­ung von Kran­ken hat­ten, wür­den wir sie auch als Pfle­ge­kräf­te ein­set­zen kön­nen. Wir brauch­ten auf je­der Sta­tion nur ei­ne ex­ami­nier­te Fach­kraft, um das Amt zu­frie­den­zu­stel­len. Zu An­fang reich­ten aber auch Mar­ti­na und ich schon aus, um we­nigs­tens ei­ne Sta­tion zu er­öff­nen. Ein Pro­blem war nur die Fi­nan­zie­rung des gan­zen Un­ter­neh­mens. Aber auch das muss­te ir­gend­wie mach­bar sein. Mar­ti­na brach­te mich da­bei auf ei­ne Idee.

Immer­hin han­del­te es sich bei un­se­rem Un­ter­neh­men ja um ei­ne so­zia­le Ein­rich­tung, die auch von der Stadt be­zu­schusst und ge­för­dert wur­de. Zu­sätz­lich konn­ten Mar­ti­na und ich auch noch ei­nen Zu­schuss für die Un­ter­neh­mens­grün­dung be­an­tra­gen. Auch ein klei­ner Kredit bei ei­ner Bank war für sie und mich mög­lich. Al­so konn­ten wir schon ein biss­chen Geld auf­trei­ben, um un­ser Al­ten­heim Wirk­lich­keit wer­den zu las­sen. Das muss­te sich nur ir­gend­wie am En­de rech­nen.

2. Kapitel

Mar­ti­na und ich trie­ben uns noch den gan­zen Nach­mit­tag in dem Ge­bäu­de he­rum. Wir fer­tig­ten ei­ne Lis­te an, was wir alle mo­der­ni­sie­ren muss­ten und was von dem Ge­bäu­de wir noch ver­wen­den konn­ten. Mei­ne Part­ne­rin rief so­gar den Bru­der ih­res Ex-Freun­des an, der so­fort zu­sag­te, uns zu un­ter­stüt­zen. Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter stand er mit ei­nem Kol­le­gen schon vor uns und zu­sam­men nah­men wir das gan­ze noch ein­mal un­ter die Lu­pe. Ma­nu­el und Ste­fan kann­ten sich gut aus und über­prüf­ten das Ge­bäu­de. Sie hat­ten kei­ne Ein­wän­de sich die­sem Un­ter­neh­men an­zu­schlie­ßen und nach Er­öff­nung auch als Haus­meis­ter zu ar­bei­ten.

Mar­ti­na lach­te, »Wie alt die Fot­zen sind, stört euch ver­mut­lich auch nicht. Haupt­sa­che ihr habt was zum Vögeln.«

Ste­fan grins­te nur, »Die Tan­te ist ver­gam­melt, doch täg­lich wird ge­ram­melt.«

»Ihr zieht aber ei­ne Müt­ze aus Gum­mi über«, schränk­te ich ein. »Mei­net­we­gen könnt ihr mit den Be­wohn­er­in­nen Ver­gnü­gen ha­ben, wenn die Ar­beit er­le­digt wird.«

»Das krie­gen wir schon hin«, be­schö­nig­te Ma­nu­el.

Den bei­den schien es egal zu sein, wie alt die Frau­en in un­se­rer An­la­ge waren. Gut, wann be­kam man auch die Ge­le­gen­heit den gan­zen Tag lang den Trieb aus­le­ben zu kön­nen und auch noch da­für be­zahlt zu wer­den. Wich­tig war mir nur das sie auch die an­fal­lenden Ar­bei­ten pünkt­lich er­le­dig­ten und wir uns auf sie ver­las­sen konn­ten. Dann spiel­te es auch kei­ne Rol­le, wie oft sie es mit den Be­wohn­er­in­nen trie­ben. Bis es aber so weit war, lag noch ein gan­zes Stück Ar­beit vor uns. Un­se­re bei­den Hand­wer­ker mach­ten ei­ni­ger­ma­ßen dunk­le Ge­sich­ter, als sie uns schließ­lich da­rüber in­for­mier­ten, das es ei­ni­ges kos­ten wür­de das Gan­ze, zu sa­nie­ren und zu mo­der­ni­sie­ren.

Sie rech­ne­ten mit un­ge­fähr zwei­hun­dert­tausend Eu­ro, was es uns kos­ten wür­de, nur ei­nen Flü­gel des Ge­bäu­des zu re­no­vie­ren. Ab­ge­se­hen von dem gan­zen Geld was wir für die Ein­rich­tung noch aus­ge­ben muss­ten, da­mit die Al­ten es auch wohn­lich hat­ten. Es soll­te ja nicht mehr nach ei­ner Kli­nik aus­se­hen. Die Be­woh­ner soll­ten sich ein we­nig wohl­füh­len. Na­tür­lich wuss­ten sie, dass ih­re Fa­mi­lien sie ab­ge­scho­ben hat­ten, das hieß aber nicht, dass es wie in ei­ner ste­ri­len Kli­nik wir­ken muss­te. Wohn­lich und ein we­nig be­hag­lich soll­te es schon sein. Immer­hin waren sie nicht in ei­nem Ge­fäng­nis ge­lan­det, son­dern in ei­nem Al­ten­heim, in dem sie sich aus­le­ben konn­ten, so lan­ge sie noch am Le­ben waren.

Nach un­se­rem Termin fuh­ren die bei­den Män­ner nach Hau­se. Für Mar­ti­na und mich be­gann das gro­ße rech­nen. Sie hat­te mit ih­rem Han­dy das gan­ze Ge­bäu­de foto­gra­fiert und durch die Aus­sage der bei­den Män­ner wuss­ten wir, was noch zu tun war. Laut ih­rer Aus­sage konn­ten sie das alles sel­ber ma­chen, wür­de na­tür­lich nur ei­ne gan­ze Zeit lang dau­ern. Mar­ti­na und mir war da­ran ge­le­gen so früh wie mög­lich un­se­re Pfor­ten zu öff­nen. Wir bei­de waren zwar erst 27 Jah­re alt und konn­ten nicht be­haup­ten sehr viel Er­fah­rung ge­sam­melt zu ha­ben, woll­ten aber un­se­re Idee mög­lichst schnell in die Tat um­set­zen. Wir plan­ten die­ses Heim schon seit mehr als fünf Jah­ren, fan­den aber bis­her kein ge­eig­ne­tes Ob­jekt.

Das Ge­bäu­de hat­ten wir jetzt ge­fun­den und es schien für un­se­re Zwe­cke per­fekt ge­eig­net zu sein. Mit Ste­fan und Ma­nu­el gab es auch schon Haus­meis­ter, die auch Re­no­vie­run­gen er­le­di­gen konn­ten. Bei­de waren im Mo­ment nur ge­ring­fü­gig be­schäf­tigt und wür­den ger­ne lie­ber heu­te als mor­gen da­mit an­fan­gen für uns zu ar­bei­ten. Mar­ti­na scherz­te noch, dass die bei­den wohl lie­ber uns be­ar­bei­ten wür­den. Da waren sie aber schief ge­wi­ckelt. Ich hat­te nichts ge­gen Män­ner, aber die bei­den muss­ten es nicht ge­ra­de sein. Da gab es deut­lich hüb­sche­re und lie­be­voll­ere Ex­em­pla­re, falls wir denn wirk­lich ei­nen brauch­ten. Das sah auch Mar­ti­na so. Sie war zu­min­dest mit dem Bru­der von Ma­nu­el zu­sam­men ge­we­sen und konn­te ei­ni­ges be­rich­ten.

Mei­ne Er­fah­rung mit Män­nern war alles an­de­re als groß. Mein Le­ben stand bis­her ganz im Zeichen der Ar­beit. Ich woll­te et­was aus mir ma­chen und Män­ner stör­ten da nur. Sie lenk­ten ei­nen vom we­sent­li­chen ab und raub­ten ei­ner jun­gen Frau ne­ben der Un­schuld auch noch je­de Men­ge Zeit. Zu­min­dest mei­ne Un­schuld hat­te ich schon lan­ge ver­lo­ren, aber die Zeit hat­te ich mir nicht neh­men las­sen. Wenn Mar­ti­nas und mein Traum er­le­digt war, ob po­si­tiv oder ne­ga­tiv spiel­te da­bei kei­ne Rol­le, dann war immer noch ge­nug Zeit, sich ei­nen zu su­chen mit dem man ei­ne Fa­mi­lie grün­den konn­te. In un­se­rem Ar­beits­um­feld gab es ge­nug jun­ge Frau­en, die früh schwan­ger wur­den und sich jetzt als allein­er­zie­hen­de Mutter durch­schla­gen muss­ten.

Die­ses Schi­cksal droh­te mir nicht. Bei Mar­ti­na wä­re es bei­nahe schon ein­mal da­zu ge­kom­men. Zum Glück war sie aber nicht schwan­ger ge­wor­den, als sich der Typ mit ei­ner an­de­ren aus dem Staub mach­te und nicht nur sein Geld, son­dern auch ih­res gleich mit durch­brach­te. Wir leb­ten nicht ge­ra­de wie die Kö­ni­gin­nen. Mar­ti­na und ich konn­ten von dem biss­chen Geld was wir ver­dien­ten kei­ne gro­ßen Sprün­ge ma­chen. Es ge­nüg­te zu­min­dest für die lau­fen­den Rech­nun­gen und ei­ne klei­ne Woh­nung am Stadt­rand. Bei ei­ner Fla­sche Wein sa­ßen wir bei Mar­ti­na zu­sam­men und rech­ne­ten, was die Bat­te­rien des Taschen­rech­ners nur her­ga­ben.

Um un­se­ren Traum ans Lau­fen zu be­kom­men brauch­ten wir rein rech­ne­risch fast ei­ne Mil­li­on Eu­ro. Da­rin war das Ge­bäu­de, die Re­no­vie­rung, und zu­min­dest ei­ne ganz klei­ne Ver­sor­gung ent­hal­ten. Am Lohn der Mit­ar­bei­ter muss­ten wir zu­min­dest am An­fang noch ganz schön spa­ren, aber falls das Ge­schäft lief, wür­den wir die Be­zü­ge er­hö­hen. Mar­ti­na zeig­te mir auf dem Bild­schirm des Lap­tops ei­ni­ge Bil­der der Mit­ar­bei­ter­in­nen, die sie für uns fin­den konn­te. Gab es eigent­lich ei­nen be­son­de­ren Grund, wa­rum ehe­ma­li­ge Nut­ten immer rie­si­ge Tit­ten ha­ben muss­ten? Selbst in den Fil­men für Er­wachs­ene hat­ten die Damen größ­ten­teils Me­di­zin­bäl­le auf der Brust kle­ben. Das sah doch nicht wirk­lich schön aus, oder emp­fan­den das Män­ner als schön?

Was war denn an Mar­ti­nas C und mei­nen B Körb­chen ver­kehrt? Tit­ten hat­ten wir alle, aber brauch­te es da­zu wirk­lich am be­sten so gro­ße, dass man nach vor­ne um­fiel, wenn man sich nur die Schu­he band? Viel­leicht soll­te ich mich am Mor­gen ein­mal mit Heinz un­ter­hal­ten. Er hat­te schon ge­nug Lebens­er­fah­rung und konn­te mir zu­min­dest sa­gen, was da­ran schön sein soll­te. Erst spät am Abend kam ich in mei­ner Woh­nung an. Das Ein­kau­fen hat­te ich kom­plett ver­ges­sen. Der gan­ze Nach­mit­tag und Abend stand im Zeichen un­se­res gro­ßen Traums. In mei­nem Kühl­schrank be­fand sich nur noch ein Ma­ger­milch­jog­hurt. Es­sen konn­te man das nun wirk­lich nicht nen­nen, aber ich hat­te zu­min­dest et­was im Ma­gen, be­vor ich ins Bett krab­bel­te.

Die ei­ne Mil­li­on war für uns bei­de schon ein gro­ßer Schock. Wir hat­ten zwar mit ei­ner gro­ßen Zahl ge­rech­net, aber das es gleich so viel wer­den wür­de, mach­te uns dann doch zu schaf­fen. Mar­ti­na und ich hat­ten un­ge­fähr die Hälf­te im Sinn. Aber allei­ne das Ge­län­de mit dem Ge­bäu­de wür­de uns schon 700.000 Eu­ro kos­ten. Das auf­zu­brin­gen war schon schwer ge­nug. Aber nur für ei­ne Ab­tei­lung ei­ne gan­ze Mil­li­on, ver­teilt auf Mar­ti­na und mich war schon ei­ne ganz an­de­re Haus­num­mer. Ich muss­te un­be­dingt noch ein­mal mit dem Sach­be­ar­bei­ter auf dem Amt spre­chen. Mar­ti­na wür­de am näch­sten Tag ein Ge­spräch mit ih­rer Bank füh­ren.

Wir wuss­ten zu­min­dest schon ein­mal, wie viel Geld wir für un­se­ren Traum auf­trei­ben muss­ten. Das war ein klei­ner Vor­teil für uns bei­de, mach­te un­se­re Auf­ga­be aber auch nicht leich­ter. Wel­cher Ir­re wür­de uns bei­den 27-jäh­ri­gen Hüh­nern schon ei­ne Mil­li­on an­ver­trauen? In der Nacht konn­te ich kaum schla­fen. Mir schwirr­ten noch immer Tausen­de Zah­len durch den Kopf und ich frag­te mich, wie es wohl wer­den wür­de. Konn­te un­ser Plan wirk­lich funk­tio­nie­ren? Na­tür­lich konn­te er funk­tio­nie­ren, auch wenn es ganz furcht­bar schief ge­hen konn­te. Dann stan­den Mar­ti­na und ich mit ei­ner Mil­li­on Eu­ro in der Krei­de, die wir ir­gend­wie be­zah­len muss­ten.

Von un­se­rem schma­len Ge­halt als Pfle­ge­kräf­te ei­ne Mil­li­on auf­zu­trei­ben grenz­te schon an ein Wun­der. Am frü­hen Mor­gen klin­gel­te mein We­cker und ich woll­te gar nicht aus dem Bett. Die gan­ze Nacht lang lag ich wach und dreh­te mich von ei­ner Sei­te auf die an­de­re, fand aber kei­nen Schlaf. Die Grün­dung un­se­res Traums raub­te mir schon jetzt den Schlaf, da­bei hat­ten wir bis­her nur ei­ne ganz klei­ne Pla­nung auf­ge­stellt und immer wie­der ver­fei­nert. Nach un­se­rer Mei­nung konn­te das eigent­lich nicht schief­ge­hen, aber was wuss­ten wir schon vom Le­ben. Nach mei­ner Du­sche und ei­nem Früh­stück aus ei­nem lau­war­men Kaffee mach­te ich mich auf den Weg zur Ar­beit.

Wäh­rend mei­ner un­ru­hi­gen Nacht hat­te uns ei­ne Be­wohn­erin ver­las­sen. Sie war schon 103 Jah­re alt und ihr Körper woll­te ein­fach nicht mehr län­ger mit­ma­chen. Das hat­te sich schon ei­ni­ge Ta­ge vor­her an­ge­kün­digt und wir waren da­rüber nicht über­rascht. Ihr Leich­nam wur­de im Bett in den klei­nen Raum ge­fah­ren, in dem die Ver­wand­ten von ihr Ab­schied neh­men konn­ten und ihr Zim­mer wür­de im Lau­fe des Mor­gens von uns aus­ge­räumt. Da­nach gab es ei­ne kur­ze Re­no­vie­rung durch die Haus­meis­ter und dann bot das Zim­mer wie­der ei­nem neu­en Be­woh­ner Platz. Die War­te­lis­te war lan­ge ge­nug. Es gab mehr al­te Leu­te als Plät­ze in ei­nem Pfle­ge­heim.

Im Zim­mer von Heinz war schon wie­der alles hell er­leuch­tet. Er war schon immer ein Frü­haufs­te­her ge­we­sen und war­te­te schon auf mich. Na­tür­lich wuss­te er ganz ge­nau, dass ich heu­te Mor­gen zu ihm kam. Wie ge­wöhn­lich brach­te ich ihm gleich ei­ne Tas­se Kaffee auf sein Zim­mer. Sein glü­ckli­ches Lä­cheln be­grüß­te mich schon an der Tür. Heinz war ei­ne ech­te Froh­natur und ließ sich von nichts aus der Ru­he brin­gen. Nur für mich hat­te er ei­ne Schwäche. Ich half ihm beim Auf­ste­hen und brach­te ihn ge­stützt ins Ba­de­zim­mer. Dort half ich ihm aus sei­nem Schlaf­an­zug und setz­te ihn un­ter die Du­sche. Da­bei frag­te ich ihn ganz bei­läu­fig, wie es kam, dass Män­ner auf gro­ße Ober­wei­ten ab­fuh­ren.

Sein Grin­sen wur­de schon auto­ma­tisch brei­ter, als ihm ver­schie­de­ne Bil­der aus sei­nem Le­ben durch den Kopf gin­gen. Die­se Er­in­ne­run­gen hat­te er über die gan­zen Jah­re ge­spei­chert und sie wür­den ihn nie ver­las­sen. Er er­klär­te es, auf sei­ne eige­ne Art. Je grö­ßer die Tit­ten ei­ner Frau waren, um­so mehr er­in­ner­te der Ein­blick ins De­kol­leté an ei­nen gut aus­ge­stat­te­ten Hin­tern und das war schon lan­ge vor dem auf­rech­ten Gang ein be­son­de­res Merk­mal für ei­ne gu­te Ver­an­la­gung zur Ver­meh­rung. Da­rum ging es in der Evo­lu­tion der Men­schen. In Män­nern war es schon ge­ne­tisch pro­gram­miert, dass sie mit ih­ren Er­bin­for­ma­tio­nen mög­lichst viele Kin­der zeugen soll­ten.

Da der Ein­blick auf die Tit­ten an ei­nen Hin­tern er­in­ner­te, schien das zu stim­men, was mir Heinz da er­zähl­te. Aller­dings gab es auch mehr als ge­nug Män­ner, die bei uns Frau­en die klein­eren Aus­ga­ben be­vor­zug­ten. Heinz lach­te und gab mir sehr ge­nau zu ver­ste­hen, dass ich ihm sehr recht war und er ger­ne mit mir zu­sam­men­sein wür­de. Trotz des ho­hen Alters hat­te ich es ihm an­ge­tan und er ließ da­ran auch kei­nen Zwei­fel. Die feuch­te Hand an mei­nem Hin­tern be­merk­te ich na­tür­lich, ließ ihn aber ge­wäh­ren. Soll­te er sei­ne Freu­de da­ran ha­ben ei­ner jun­gen Frau an den Arsch zu pa­cken. Viel Freu­de gab es in die­sem Laden für ihn oh­ne­hin nicht mehr.

Für mich aller­dings auch nicht wenn ich weiter­hin so trö­del­te. Heinz kos­te­te mich schon mehr als ge­nug Zeit, die ich dann bei den an­de­ren Be­wohn­ern wie­der ein­spa­ren muss­te. Die­ses stän­di­ge Het­zen am frü­hen Mor­gen mach­te ei­nen krank, aber die Ver­sor­gung der Al­ten hat­te in die­ser Re­pu­blik schon lan­ge kei­ne gro­ße Be­deu­tung mehr. Wenn man et­was ein­spa­ren konn­te, dann bei uns und in der Zeit, die wir mit ih­nen noch ver­brin­gen durf­ten. Die­se wur­de über die letz­ten Jah­re immer we­ni­ger, wäh­rend die zu­sätz­li­che Ar­beits­be­la­stung immer weiter an­stieg. Die gan­zen Pfle­ge­kräf­te ar­beit­eten schon am An­schlag, aber das reich­te der Poli­tik noch nicht. Sie woll­ten un­be­dingt noch mehr von uns und am be­sten fast nichts da­für be­zah­len.

Wir waren so­wie­so schon den gan­zen Tag am ren­nen und konn­ten uns kei­ne gro­ße Zeit mehr für die ein­zel­nen Be­woh­ner neh­men. We­nigs­tens das soll­te in Mar­ti­nas und mei­nem Heim ganz an­ders wer­den. Aller­dings muss­ten wir da­zu ein paar Ab­stri­che ma­chen, wel­che Be­woh­ner wir denn auf­nah­men. Sie soll­ten sich zu­min­dest noch größ­ten Teils selbst ver­sor­gen kön­nen und nicht die gan­ze Zeit be­treut wer­den müs­sen. Das gab un­se­ren An­ge­stell­ten mehr Zeit mit ih­nen Spaß zu ha­ben. Mar­ti­na und ich woll­ten uns eben nicht auf die ganz har­ten Pfle­ge­fäl­le ein­las­sen. So lan­ge sie konn­ten, soll­ten sie bei uns ei­ne gu­te Zeit ver­le­ben kön­nen. Das war un­ser An­spruch.

In Deutsch­land waren die Ein­rich­tun­gen in drei Ka­te­go­rien un­ter­teilt. Es gab ne­ben ei­nem Al­ten­wohn­heim noch ein Al­ten­heim und ein Al­ten­pfle­ge­heim. Wir bei­de ar­beit­eten der­zeit in der letz­ten Ka­te­go­rie. Im Haus Ro­san­na gab es nur Pfle­ge­fäl­le, die den gan­zen Tag über be­treut wer­den muss­ten. In ei­nem Al­ten­heim, das, was Mar­ti­na und ich plan­ten, gab es nur ei­ne ge­rin­ge Pfle­ge­be­dürf­tig­keit, wenn über­haupt. Die er­ste Ka­te­go­rie war ein Al­ten­wohn­heim. Da gab es fast kei­ne an­de­ren Leis­tun­gen und die Al­ten führ­ten noch ei­nen ei­ge­nen Haus­halt. Des­halb soll­te es bei uns ein Al­ten­heim wer­den. Die­se Be­woh­ner führ­ten kei­nen ei­ge­nen Haus­halt mehr, son­dern be­wohn­ten ein­fach ein Zim­mer in ei­ner gan­zen An­la­ge.

In der kur­zen Mit­tags­pau­se traf ich Mar­ti­na. Sie hat­te in der Nacht wie ich fast kein Au­ge zu­ge­tan. Dem­ent­spre­chend mü­de sa­ßen wir zu­sam­men in un­se­rem Pausen­raum und un­ter­hiel­ten uns lei­se über un­se­ren Plan und was wir am Nach­mit­tag noch er­le­di­gen woll­ten. Ich durf­te auf kei­nen Fall das Ein­kau­fen ver­ges­sen, denn sonst saß ich oh­ne Lebens­mittel zu Hau­se und muss­te mich von Fens­ter­kit er­näh­ren. Mehr gab es in mei­ner Kü­che, mit Aus­nah­me ei­ni­ger In­sek­ten, näm­lich nicht mehr zu fin­den. Von Luft und Lie­be konn­te ich nicht satt wer­den und in mei­nem Fall blieb bis auf Luft nichts mehr üb­rig.

Am Nach­mit­tag be­gann wie­der die gro­ße Do­ku­men­ta­tion, die wir ne­ben un­se­rem Job auch noch ma­chen muss­ten. Das muss­te deut­lich ein­fa­cher ge­hen. In die­ser Welt, die von Tech­no­lo­gie über­flu­tet war, soll­te es doch mög­lich sein uns die­se Ar­beit ab­zu­neh­men, da­mit wir mehr Zeit mit den Be­wohn­ern ver­brin­gen konn­ten. Aber das ge­stand man uns na­tür­lich nicht zu. Eher woll­te man von uns noch mehr Daten er­fah­ren. In dem ver­las­se­nen Zim­mer war mitt­ler­wei­le ei­ner un­se­rer Haus­meis­ter am Strei­chen. Nach ei­ner Grund­rei­ni­gung am näch­sten Mor­gen wür­de be­reits am Nach­mit­tag ein neu­er Be­woh­ner ein­zie­hen, um den wir uns küm­mern soll­ten.

Kurz vor Feie­ra­bend saß ich wie­der am Com­pu­ter im Schwes­tern­zim­mer und tipp­te die gan­zen er­fass­ten Daten in un­ser Sys­tem. Mar­ti­na auf der an­de­ren Sta­tion ar­beit­ete am glei­chen Pro­blem wie ich. Immer kurz vor Feie­ra­bend muss­ten wir die­sen Mist auf­schrei­ben. Aller­dings lief die Zeit bis zum Feie­ra­bend stän­dig weiter. Nach dem Um­zie­hen mach­te ich mich zu­erst auf den Weg zum näch­sten Super­markt. Mein Ein­kauf fiel et­was grö­ßer aus als nor­mal­er­wei­se. Bis zum Wo­che­nen­de gab es noch so viel zu tun und ich wuss­te nicht, ob ich noch ein­mal Zeit fand mir Lebens­mittel zu be­sor­gen. Da­nach mach­te ich mich wie­der auf den Weg zum Rat­haus. Noch immer hat­te ich den Schlüs­sel zu dem Ge­bäu­de in der Ta­sche.

3. Kapitel

Im Rat­haus traf ich auf Thors­ten Me­ring­hof in sei­nem Büro, dem ich den Schlüs­sel zu der An­la­ge wie­der über­reich­te. Ich ließ nicht durch­bli­cken, wie ger­ne wir die­se An­la­ge zu un­se­rem Al­ten­heim ma­chen woll­ten. Statt­des­sen ver­such­te ich, ein biss­chen mit ihm zu ver­han­deln. Nach­dem wir uns das Ge­bäu­de an­ge­se­hen hat­ten und am Tag zu­vor un­se­ren ge­sam­ten Ein­satz be­rech­ne­ten, ging es jetzt da­rum, ei­ne Ver­güns­ti­gung her­aus­zu­schla­gen. Als er mit­be­kam das Mar­ti­na und ich ein Al­ten­heim plan­ten, wur­den sei­ne Ge­sichts­zü­ge deut­lich wei­cher. Er zeig­te mir ein deut­li­ches Lä­cheln und griff zum Tele­fon auf sei­nem Schreib­tisch. Er rief ei­nen Kol­le­gen an und bat ihn, in sein Büro zu kom­men.

Er be­rich­te­te, »Ich ha­be den So­zi­al­de­zer­nent der Stadt her­be­stellt. Da es sich bei ei­nem Al­ten­heim um ein so­zia­les Pro­jekt und ei­ne öf­fent­li­che Ein­rich­tung han­delt, ste­hen ih­nen Ver­güns­ti­gun­gen zu. Das be­deu­tet das sich die Stadt mit Geld­ern da­ran be­tei­ligt und sie nicht den ge­sam­ten Kauf­preis auf ein­mal ent­rich­ten müs­sen. Sie be­zah­len nur ei­nen Teil da­von und tra­gen den Rest dann auf Jah­re ver­teilt ab.«

Das hör­te sich gut an, aller­dings hat­te ich das schon ein­mal ge­hört und die Fra­ge war, »Wel­che Vor­schrif­ten macht uns die Stadt dann?«

»Das weiß ich nicht, Frau Fär­ber«, weil das nicht in sei­nem Be­reich lag.

Ein paar Mi­nu­ten spä­ter kam ein äl­te­rer Mann in sein Büro, der ei­nen sehr fei­nen An­zug trug. Er stell­te sich mir als So­zi­al­de­zer­nent Traut­mann vor und be­gann Ver­hand­lun­gen mit mir auf­zu­neh­men. Vom eigent­li­chen Kauf­preis muss­ten wir nur den klein­sten Teil be­zah­len. Da­für ver­lang­te die Stadt aber die Ho­heit über bau­li­che Ver­än­de­run­gen. Hieß Mar­ti­na und ich waren ge­zwun­gen, Fir­men zu neh­men, die der Stadt ein An­ge­bot mach­ten und waren dann ver­pflich­tet die­sen Zu­stand nicht zu ver­än­dern, bis wir den Rest des Ge­bäu­des be­zahlt hat­ten. Auf Jah­re hin­aus wür­de der Stadt das Ge­bäu­de noch ge­hö­ren und uns waren so lan­ge Um­baum­aß­nah­men ver­bo­ten, be­zie­hungs­wei­se muss­ten sie von der Stadt erst ge­neh­migt wer­den, wo­rauf wir kei­nen Ein­fluss mehr neh­men konn­ten.