Animalische Instinkte - Cassandra Hayworth - E-Book

Animalische Instinkte E-Book

Cassandra Hayworth

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Beschreibung

Der verheiratete millionenschwere Geschäftsmann Tobias hat unbefriedigte Bedürfnisse, traut sich aber nicht, seine geliebte Frau Helena, ein Mauerblümchen, darüber aufzuklären. Während einer Geschäftsreise trifft er eine folgenschwere Entscheidung und reist sofort nach Hause. Er möchte endlich seine Perversionen ausleben, von der seine Frau noch keine Ahnung hat. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Zusätzlich bekommt sie mit der frechen Stella noch eine freiwillige Sklavin an die Seite. Beide werden zu Pisszofen erzogen und verbringen ihre Zeit in Latex. Die Ereignisse überschlagen sich und es geht ganz schön versaut zur Sache.

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Seitenzahl: 314

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Animalische Instinkte

Teil 1: Erste Erlebnisse

Erotikroman

Cassandra Hayworth

Copyright © 2023

Alle Rechte bei Cassandra Hayworth

Union Rd. 14

Sint Maarten

E-Mail: [email protected]

9783988658555

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

1. Kapitel

Zu­frie­den sah To­bi­as Dee­len über die Dä­cher Roms, die in der Son­ne glänz­ten. In sei­ner lin­ken Hand hielt er ei­ne gro­ße ku­ba­ni­sche Zi­gar­re und in der an­de­ren ein Glas Whis­key mit drei Eis­würfeln die lei­se am Glas­rand klirr­ten. Die Ge­schäf­te waren sehr gut ver­lau­fen und er hat­te in den letz­ten Stun­den wie­der ein­mal meh­re­re Mil­lio­nen Eu­ro ver­dient. Sei­ne Prä­sen­ta­tio­nen waren mehr oder we­ni­ger immer das glei­che und er be­saß die Ga­be sei­ne Ge­schäfts­part­ner mit Wor­ten um sei­ne Fin­ger zu wi­ckeln, bis sie be­reit­wil­lig allen sei­nen Vor­schlä­gen mehr oder we­ni­ger frei­wil­lig zu­stimm­ten. Dee­len war durch und durch Ge­schäfts­mann mit ei­nem klei­nen dunk­len Ge­heim­nis.

In den Stun­den nach ei­nem er­folg­rei­chen Ab­schluss fühl­te er sich un­glau­blich leer. Freu­de emp­fand er schon lan­ge nicht mehr. Immer wie­der neu und doch auf die ein oder an­de­re Art mach­te er je­den Tag das­sel­be. Wie man an sei­ner Fir­ma se­hen konn­te, war er über die Jah­re sehr er­folg­reich ge­wor­den und trotz­dem war er alles an­de­re als glü­cklich. In ihm schlum­mer­te der Wunsch, sich kom­plett aus­zu­le­ben und sei­nen Trie­ben nach­zu­ge­ben, die er all die Jah­re über mehr oder we­ni­ger un­ter­drück­te. Er woll­te do­mi­nie­ren und all sei­ne völ­lig per­ver­sen Trie­be aus­le­ben. Aller­dings war er seit Jah­ren mit sei­ner Frau He­le­na ver­hei­ra­tet und sie war alles an­de­re als ein Lus­tob­jekt.

In den Jah­ren ih­rer Ehe hat­ten sie sich immer weiter vo­nei­nan­der ent­fernt und was ihr ge­mein­sa­mes Sex­le­ben be­traf, muss­te er sich ein­ge­ste­hen so gut wie kei­nes zu ha­ben. Er hat­te die Fä­hig­keit ver­lo­ren, sich ein­fach zu neh­men, was er woll­te. Mehr als ein biss­chen ku­scheln und lang­wei­li­ger Sex in ei­nem dunk­len Schlaf­zim­mer gab es nicht. Falls es über­haupt ein­mal zum Ver­kehr mit sei­ner Frau kam. Meist saß Dee­len in sei­nem Büro und ona­nier­te zu un­ans­tän­di­gen Fil­men auf sei­nem Com­pu­ter­bild­schirm. Er ver­such­te, sich zu er­in­nern, wann er sei­ne He­le­na eigent­lich das letz­te Mal nackt ge­se­hen hat­te. Hat­te er sie über­haupt schon mal un­be­klei­det ge­se­hen? Er konn­te sich zu­min­dest nicht da­ran er­in­nern, sie über­haupt schon ein­mal ganz nackt ge­se­hen zu ha­ben. Ge­fühlt ja, aber ge­se­hen eigent­lich noch nie.

Er lieb­te sei­ne Frau, aber sie war so et­was wie ein gut aus­se­hen­des Püpp­chen an sei­ner Sei­te und nicht wirk­lich so nach sei­nem Ge­schmack. Er woll­te mit ihr sei­ne ge­heims­ten Wün­sche aus­le­ben und sei­ne per­ver­sen Ge­lüs­te an ihr stil­len, trau­te sich aber nicht das auch of­fen an­zu­spre­chen. Um des Frie­dens Wil­len blieb es bei ei­ni­gen Stun­den im dunk­len Schlaf­zim­mer, in de­nen er nie auf sei­ne Kos­ten kam. Er träum­te da­von, vor ihr zu ste­hen und sein Rohr in ih­rem Hals zu ver­sen­ken. Sie ein­fach an den Oh­ren auf sei­nem Stän­der vor und zurück zu zer­ren und zum Ab­schluss ins Ge­sicht zu sprit­zen. Sie soll­te es dann ge­nüss­lich in ih­ren Mund schie­ben, schlu­cken und ihn dann an­bet­teln sie an­zu­pis­sen, wäh­rend sie sich selbst zum Or­gas­mus strei­chel­te.

Aller­dings konn­te er die­se Fan­ta­sie mit sei­nem Mau­er­blüm­chen nicht ver­wirk­li­chen. Soll­te er viel­leicht sei­ne Ehe auf­ge­ben, sich ei­ne voll­kom­men per­ver­se jun­ge Frau hal­ten und sie nach sei­nen Ge­lüs­ten be­nut­zen, wie es ihm ge­fiel? Die­se Vor­stel­lung er­reg­te ihn schon sehr, aller­dings war die Kehr­sei­te der Me­dail­le, dass He­le­na im Fal­le ei­ner Schei­dung min­des­tens die Hälf­te sei­ner Fir­ma be­kam. Außer­dem wür­de nie­mand mehr mit ihm Ge­schäf­te ma­chen, wenn er sei­nen En­gel ge­gen ei­ne we­sent­lich jün­ge­re Ge­spie­lin er­setz­te und auch noch her­aus­kom­men wür­de, wel­che Sex­spie­le er ver­lang­te.

Dee­len kipp­te sei­nen Whis­key in ei­nem Zug hin­un­ter, spür­te wie der hei­ße Al­ko­hol sei­ne Keh­le er­wärm­te und in sei­nem Ma­gen ver­schwand. Es muss­te im Le­ben des Ge­schäfts­man­nes et­was pas­sie­ren. Mitt­ler­wei­le war er Mit­te vier­zig, meh­re­re Mil­lio­nen schwer und doch to­dung­lü­cklich über je­den ein­zel­nen Tag in sei­nem Le­ben. Nur fehl­te ihm im pri­va­ten Be­reich der Mut, et­was an den ein­ge­fahr­enen Struk­tu­ren zu ver­än­dern. Mit sei­ner Zi­gar­re setz­te er sich seuf­zend vor sei­nen Lap­top und blick­te auf die un­fer­ti­ge Prä­sen­ta­tion. Mü­de rieb er sich die Augen, be­vor er sich wie­der in sei­ne Ar­beit ver­grub. Die pri­va­ten Pro­ble­me drück­ten immer mehr, weil er ein­fach nicht be­kam, wo­nach er be­gehr­te.

Den gan­zen Abend über ar­beit­ete er noch ver­bis­sen an dem vor­lie­gen­den Pro­jekt, ver­gaß da­rüber so­gar das Abend­es­sen und schüt­te­te ei­nen Whis­key nach dem an­de­ren in sich hin­ein. Er fass­te ei­nen Ent­schluss. Be­reits mor­gen wür­de er schon zurück­flie­gen und sein Le­ben um­krem­peln. Ent­we­der mit oder oh­ne sei­ne He­le­na. Er lieb­te sie oh­ne je­den Zwei­fel, aber er brauch­te et­was völ­lig an­de­res. Sei­ne Fir­ma wür­de er ver­kau­fen, zah­lungs­kräf­ti­ge In­te­res­sen­ten gab es da mehr als ge­nug und sich dann auf die Su­che nach Er­fül­lung sei­ner ge­heims­ten Wün­sche ma­chen. Das muss­te auch nicht un­be­dingt in Deutsch­land sein. Ir­gend­wo wür­de es ei­ne jun­ge per­ver­se Frau ge­ben, die er zu sei­ner Sex­pup­pe ma­chen konn­te.

Völ­lig vom Al­ko­hol be­ne­belt fiel er schon vor sei­nem Lap­top in ei­nen un­ru­hi­gen Schlaf. Sei­ne Ge­dan­ken quäl­ten ihn. Konn­te das mit He­le­na gut ge­hen, wür­de er sich über­haupt trauen, die­se ge­lieb­te Frau so vor den Kopf zu stoßen, oder wür­de er wie­der wie ein zahn­lo­ser Ti­ger ein­fach ein­kni­cken? Bis jetzt war er immer wie­der ein­ge­knickt, wenn er sei­ne He­le­na sah. Sie war aber auch ein­fach zum Nie­derk­nien. Mit ih­ren kas­ta­nien­brau­nen lan­gen Lo­cken und den dunk­len Augen in ih­rem hel­len Ge­sicht ließ sie ihn immer wie­der weich wer­den. Über­haupt war es nicht ein­fach wenn er vor ihr stand. He­le­na war mittel­groß, schlank und ih­re C-Körb­chen zau­ber­ten ei­nen wun­der­vol­len Aus­schnitt, der Män­ner immer wie­der träu­men ließ.

Am näch­sten Mor­gen er­wach­te er mit ei­nem Ka­ter auf der Couch sei­nes Hotel­zim­mers. Eigent­lich stand noch ein Termin auf sei­nem Pro­gramm und die Prä­sen­ta­tion auf sei­nem Lap­top war eigent­lich so weit fer­tig, um die­sen auch an­zu­ge­hen. Trotz­dem hielt sich Dee­len heu­te nicht mehr für ge­schäfts­tüch­tig. Sei­ne Fir­ma woll­te er oh­ne­hin ver­kau­fen und da spiel­te es auch kei­ne Rol­le mehr, ob er den klei­nen Auf­trag auch noch an Land zie­hen konn­te. Nach ei­nem Ka­ter­früh­stück was er sich vom Room­ser­vi­ce brin­gen ließ, pack­te er sei­ne Sa­chen zu­sam­men. Die vor­be­rei­te­te Prä­sen­ta­tion lösch­te er von sei­nem Lap­top und mach­te sich rei­se­fer­tig.

He­le­na wür­de sich zwar wun­dern, wa­rum ihr Mann ei­nen Tag zu früh von sei­ner Ge­schäfts­rei­se kam, aber To­bi­as hat­te ja et­was Be­son­de­res im Sinn. Ent­we­der wür­de sein Le­ben heu­te noch in Trüm­mern lie­gen, oder aber er könn­te es tat­säch­lich schaf­fen, sei­ne Frau zu sei­nem wil­li­gen Se­xob­jekt zu er­zie­hen. Be­zie­hungs­wei­se erst ein­mal et­was da­von zu sa­gen, was ihr noch über­haupt nicht be­kannt war. Aber da muss­te sie jetzt durch. To­bi­as war fest ent­schlos­sen die Bro­cken hin­zu­wer­fen, sei­ne Fir­ma zu ver­kau­fen und ent­we­der mit dem gan­zen Geld und sei­ner Frau He­le­na neu zu star­ten oder mit der Hälf­te des Gel­des ein neu­es Le­ben zu be­gin­nen.

Er ließ sich von ei­nem Ta­xi durch die Ewi­ge Stadt zum Flug­hafen fah­ren. Ei­nen Miet­wagen konn­te er in Ita­li­en noch nie ge­brau­chen. Vor al­lem nicht in die­ser Stadt. Der Ver­kehr auf den ver­stopf­ten Stra­ßen schien kei­ne Re­geln zu ken­nen. Da wur­de aus ei­ner zwei­spu­ri­gen Stra­ße auch ger­ne mal ei­ne Vier­spu­ri­ge und man muss­te sei­ne Augen über­all ha­ben, um nicht un­schul­di­ge Men­schen auf ih­ren Zwei­rä­dern um­zu­fah­ren. Vor al­lem in den wär­me­ren Mo­na­ten des Jah­res fan­den sich auf den Stra­ßen mehr Rol­ler und klei­ne Mo­peds als Autos. Ver­kehrs­re­geln be­trach­te­te man nur als Emp­feh­lung und ei­ne ro­te Am­pel be­deu­te­te nicht un­be­dingt, dass man an­hal­ten muss­te. Vor al­lem bei Aus­län­dern ach­te­ten die Ca­ra­bi­nie­ri da­rauf, sie mög­lichst an Ort und Stel­le ab­zu­kas­sie­ren. Na­tür­lich lan­de­te das Geld nicht in der Staats­kas­se, son­dern ver­schwand in den Taschen der Be­am­ten.

Da­her ver­trau­te er hier auch nur auf Ta­xis. Er kann­te die Stra­ßen der Stadt und der Fah­rer konn­te kei­ne gro­ßen Um­we­ge neh­men. Aller­dings dau­er­te es un­end­lich lan­ge, bis man end­lich an sei­nem Ziel an­kam. Das Ta­xi brauch­te ei­ne hal­be Ewig­keit durch die In­nens­tadt und in To­bi­as Kopf ging es drun­ter und drü­ber. Wie soll­te er sei­ner He­le­na mit­tei­len, was er sich wünsch­te? Wie wür­de sie da­rauf rea­gie­ren? Ei­nen Ge­dan­ken konn­te er nicht fest­hal­ten, da­für rea­gier­te aber et­was an­de­res. In sei­ner An­zug­ho­se wur­de es lang­sam eng. Sein be­stes Stück be­gann sich mit Blut zu fül­len und er ver­such­te ei­ne ent­spann­te­re Po­si­tion auf sei­nem Sitz ein­zu­neh­men.

Auf der Aus­fall­stra­ße zum Flug­hafen ging es deut­lich schnel­ler vo­ran. To­bi­as hat­te ei­ne ex­trem har­te Er­ek­tion und ver­senk­te sei­ne Hand in der Ho­sen­ta­sche, um sei­nen stahl­har­ten Riemen et­was zu ver­schie­ben. We­nigs­tens merk­te der Fah­rer nichts da­von. Am Flug­hafen an­ge­kom­men nahm er sei­nen Kof­fer, die Lap­top­ta­sche an sich und mach­te sich auf zum Schal­ter der Flug­ge­sell­schaft. Sein Rück­flug war eigent­lich erst für mor­gen ge­plant. Er woll­te aller­dings heu­te schon zurück­flie­gen. Ei­nen Flug gab es für To­bi­as, aller­dings erst ge­gen Mit­tag und nicht noch frü­her. Die An­kunft in Frank­furt wä­re dann um zwei Uhr nach­mit­tags.

Die Zeit bis zu sei­nem Ab­flug nutz­te er für ein zwei­tes Früh­stück, um sei­nen Ka­ter durch den gan­zen Whis­key vom Vor­abend weiter zu be­kämp­fen. Da er noch ei­ne gan­ze Men­ge Zeit bis zu sei­nem Flug hat­te, star­te­te er sei­nen Lap­top und mach­te sich Ge­dan­ken um den Ver­kauf sei­ner Fir­ma. To­bi­as hat­te sie aus dem Nichts ge­schaf­fen und sie sehr er­folg­reich ge­macht. Er ver­dien­te sein Geld mit dem An- und Ver­kauf ver­schie­de­ner Im­mo­bi­lien. Viel­fach be­kam er für klei­nes Geld ei­nen Be­trieb, der in wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten ge­ra­ten war, mach­te ihn mit­hil­fe sei­ner Un­ter­neh­mens­be­ra­ter wie­der pro­fi­ta­bel und ver­kauf­te sie ei­nem In­te­res­sen­ten für Mil­lio­nen­be­trä­ge.

Um sei­nen Lebens­abend brauch­te er sich kei­ne Ge­dan­ken mehr zu ma­chen. To­bi­as war kin­der­los und auf sei­nen Bank­kon­ten lag mehr als ge­nug Geld für vier Le­ben in Saus und Braus. Spar­sam muss­ten er und sei­ne Frau nie le­ben. Zu sei­nem pri­va­ten Geld ka­men dann auch noch die Mil­lio­nen aus dem Fir­men­ver­kauf. Der ge­schätz­te Fir­men­wert lag bei weit über vier­zig Mil­lio­nen Eu­ro. Die konn­te er auch ver­lan­gen. Selbst wenn er He­le­na im Fal­le ei­ner Schei­dung noch die Hälf­te ab­ge­ben muss­te, wür­de sich das kaum be­merk­bar ma­chen. Trotz­dem woll­te er sei­ne Frau nicht ver­lie­ren, was ihm immer wie­der schlaf­lo­se Näch­te be­rei­te­te.

Durch die gan­ze Ab­len­kung durch sei­ne Un­ter­lagen auf dem Lap­top ver­gaß er bei­nahe sich noch recht­zei­tig zum Ga­te zu be­we­gen. In we­ni­ger als ei­ner hal­ben Stun­de wür­de schon sei­ne Ma­schi­ne nach Frank­furt ab­he­ben und er muss­te un­be­dingt auf dem schnell­sten Weg zum Bo­ar­ding. To­bi­as klapp­te ein­fach nur den Lap­top zu, warf ihn bei­nahe in sei­ne Ta­sche und eil­te zum an­ge­ge­be­nen Ga­te. Um die Mit­tags­zeit war der Flug­hafen Rom schon fast we­gen Über­fül­lung ge­schlos­sen. Hier trieb sich so ziem­lich alles he­rum. Von allen mög­li­chen Pfaf­fen, die ih­re welt­li­chen An­wei­sun­gen aus dem Va­ti­kan ho­len muss­ten bis hin zu jun­gen Paa­ren auf ei­nem Wo­che­nend­trip in die Me­trop­olen Euro­pas.

To­bi­as has­te­te im Sla­lom durch die Men­schen­men­gen. Hät­te er noch ei­ne Si­cher­heits­kon­trol­le über sich er­ge­hen las­sen müs­sen, bräuch­te er sich nicht ein­mal mehr be­ei­len. Die Ma­schi­ne wür­de dann ein­fach oh­ne den Ge­schäfts­mann ab­he­ben. Sie stör­te es nicht, ob er an Bord war oder nicht. Sei­nen Kof­fer wür­den sie ein­fach wie­der aus­laden und dann ab­he­ben. Ge­ra­de als er um die letz­te Ecke bog, er­tön­te aus den Lauts­pre­chern der letz­te Auf­ruf für sei­nen Flug. Er war mit zwei an­de­ren Pass­agie­ren so­gar na­ment­lich ge­nannt. Es hör­te sich bei­nahe lä­cher­lich an, als die Flug­hafen­mit­ar­bei­te­rin ver­such­te, sei­nen Nach­na­men auf­zu­sa­gen. Sie hielt es fäl­schli­cher­wei­se für Eng­lisch und mach­te aus dem dop­pel­ten E ein lang ge­zo­ge­nes I.

Die bei­den Damen am Ga­te stan­den noch die letz­ten Mi­nu­ten an der Tür und war­te­ten auf die feh­lenden drei Pass­agie­re, be­vor sie end­gül­tig die Tür zur Flug­gast­brü­cke schlie­ßen könn­ten. Ab­ge­hetzt rann­te To­bi­as mit der schwe­ren Ta­sche un­ter dem Arm auf die bei­den zu und fum­mel­te um­ständ­lich sei­ne Bord­kar­te aus der vor­de­ren Ta­sche. Nach der letz­ten Kon­trol­le lie­ßen sie ihn ge­ra­de noch pas­sie­ren. Hin­ter ihm wur­de die Tür schon ab­ge­schlos­sen. Die bei­den an­de­ren Pass­agie­re, die noch fehl­ten, wür­den wohl nicht mehr zu­stei­gen. To­bi­as such­te für sei­ne Lap­top­ta­sche in den Fä­chern über den Sit­zen nach ei­nem Platz. Die an­de­ren Pass­agie­re für den Flug nach Frank­furt wur­den schon lang­sam un­ge­dul­dig, als der Ge­schäfts­mann end­lich auf sei­nen Ses­sel sank und den Gurt an­leg­te.

Star­ten konn­ten sie aber trotz­dem noch nicht. Erst muss­ten die Män­ner auf dem Vor­feld noch ein­mal an Bord des Air­bus klet­tern und die Kof­fer der bei­den feh­lenden Rei­sen­den aus­laden. Glü­cklich sa­hen sie nicht ge­ra­de aus und To­bi­as konn­te es ih­nen nicht ver­den­ken. Lei­der gab es das immer wie­der. Vor al­lem in der Haupt­rei­se­zeit gab es immer wie­der Ver­zö­ge­run­gen, die nicht nur für die an­de­ren Rei­sen­den un­an­ge­nehm waren. Erst ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter konn­te die Flug­be­gleit­erin end­lich die Tür schlie­ßen und sich auf ih­ren Not­sitz für den Start set­zen. Nach ei­nem klei­nen Ru­ckler fing die Ma­schi­ne lang­sam an nach hin­ten zu rol­len. Sie wur­den aus der Park­po­si­tion auf den Ta­xi­way ge­scho­ben. Die Trieb­wer­ke wur­den et­was lau­ter und der Air­bus A 320 roll­te zur Start­bahn.

To­bi­as lehn­te sich in sei­nen Sitz zurück und ge­noss die an­der­thalb Stun­den Flug­zeit zurück in sei­ne Heimat. Sei­ne Ge­dan­ken kreis­ten trotz­dem un­abläs­sig um sein heu­ti­ges Vor­ha­ben. Wür­de er die­ses Mal wirk­lich den Mut auf­brin­gen, sei­ner He­le­na zu sa­gen, was er woll­te, oder wür­de er wie­der im letz­ten Mo­ment ei­nen Rück­zie­her ma­chen? ›Nein‹, schalt er sich selbst im Stil­len. Ei­nen Rück­zie­her wür­de es heu­te de­fi­ni­tiv nicht mehr ge­ben. Er muss­te aus die­sem All­tags­trott her­aus und war auch nicht mehr ge­willt auf sei­ne Gat­tin zu war­ten. Er wür­de sie vor die Wahl stel­len und sie muss­te sich in­ner­halb von 24 Stun­den ent­schei­den. Wür­de sie ihm fol­gen und sei­ne per­ver­sen Wün­sche mit­ma­chen, oder doch das Wei­te su­chen?

In sei­nem Kopf exis­tier­ten schon er­dach­te Plä­ne für bei­de Fäl­le. Falls He­le­na ab­ge­schreckt da­von­lief, wür­de To­bi­as sei­ne Fir­ma in­ner­halb we­ni­ger Ta­ge ver­kau­fen und sich dann in ein Flug­zeug set­zen. Wo­zu soll­te er noch in Deutsch­land blei­ben? Am an­de­ren En­de der Welt war es auch ganz schön und ir­gend­wo wür­de sich schon ei­ne völ­lig per­ver­se jun­ge Frau fin­den las­sen, die fröh­lich alles mach­te, was sich der Ge­schäfts­mann er­träum­te. Mit Mit­te vier­zig hat­te To­bi­as nicht mehr viel län­ger Zeit zu war­ten. Es muss­te end­lich et­was pas­sie­ren und er hat­te be­schlos­sen, das es in die­sem Früh­jahr ge­sche­hen soll­te. Kos­te es auch, was es wol­le. Selbst wenn er sei­ne liebs­te He­le­na ver­lie­ren wür­de, dann war es eben so. Aus ihm muss­te end­lich wie­der ein rich­ti­ger Mann wer­den, der sich ge­gen alle Wi­ders­tän­de nahm, was er woll­te.

Als der Air­bus in Frank­furt auf­setz­te, und sei­ne Mit­rei­sen­den an­fin­gen wie blöd zu klat­schen, nur weil der Pilot sei­nen ver­damm­ten Job ge­macht hat­te, hielt er es kaum noch auf sei­nem Sitz aus. Er woll­te nur noch raus aus die­ser Sar­di­nen­büch­se und sei­ne viel zu eng ge­wor­de­ne Ho­se los­wer­den. Durch sei­ne Tag­träu­me und die letz­te Ent­schei­dung ver­brach­te er die letz­te Stun­de über den Wol­ken mit ei­ner stahl­har­ten Er­ek­tion. Eben­falls an­ge­facht durch ei­ne jün­ge­re Da­me ei­ni­ge Rei­hen vor ihm. Ob­wohl es doch noch re­la­tiv kühl war, trug sie nur knal­len­ge Hot­pants und die schwar­zen Schnü­re ih­res Tan­gas zeig­ten sich über dem Bund. Das fach­te sei­ne Fan­ta­sie an und er gab sich sei­nen Träu­men hin.

2. Kapitel

Mit ei­nem Mal wur­de ihm alles klar, es er­gab alles ei­nen Sinn. Er hat­te ver­ges­sen, was es hieß männ­lich zu sein und sich zu neh­men, was man will. Statt­des­sen war er im Lau­fe der Zeit zu ei­nem lamm­from­men Wei­chei de­ge­ne­riert. Un­fass­bar, dass er die­se schlei­chen­den Ver­än­de­run­gen nicht be­merkt hat­te. Aber nun wür­de sich ei­ni­ges än­dern. Nun wür­de er sich nicht mehr ver­bie­gen las­sen und neue We­ge be­schrei­ten. Ab jetzt gab es kein ›Viel­leicht‹ oder ›Un­mög­lich‹ mehr. Jetzt war alles mög­lich und alle Pro­ble­me lös­bar.

›Nun ist es so weit. Die Stun­de der Wahr­heit ist da‹, dach­te To­bi­as Dee­len, als er sei­nen Wagen vor der Ga­ra­ge ab­stell­te und mit dem Schlüs­sel den Motor ab­stell­te. Er war in­ner­lich die Ru­he selbst, wie ein zu­ge­fro­re­ner See im Win­ter. Es gab kei­ne Un­klar­hei­ten mehr und er hat­te alles gen­aus­tens durch­dacht. Kei­ne Selbst­zwei­fel mehr, son­dern nur noch tie­fen in­ne­ren Frie­den. Was nun pas­sie­ren wür­de, wür­de ein­fach pas­sie­ren. Der Un­ter­neh­mer er­griff den Strauß Blu­men, den er am Flug­hafen ge­kauft hat­te und den gro­ßen Rei­se­kof­fer, stieg aus dem Auto und ging mit for­schen Schrit­ten zur Ein­gangs­tür.

An­ge­ru­fen hat­te er nicht. He­le­na wür­de ei­ne Über­ra­schung er­le­ben und die war schon vor­be­rei­tet. Nach sei­ner An­kunft am Flug­hafen war er noch in ei­nem gro­ßen Laden für Er­wachs­enen­spiel­zeug und hat­te ein­ge­kauft. Nicht viel, aber ein biss­chen was. Nach­dem er die Haus­tür ge­öff­net, den Flur be­tre­ten und sei­ne Ja­cke auf­ge­hängt und den Kof­fer ab­ge­stellt hat­te, rief er sie.

»Schatz, ich bin wie­der zu Hau­se.«

Es gab kei­ne Ant­wort. Das war selt­sam, denn es war Sams­tag Vor­mit­tag und He­le­na ar­beit­ete nicht. Aber viel­leicht war sie ja un­ter­wegs ein­kau­fen oder hat­te ih­re Mutter be­sucht. Oder sie ging ge­ra­de ih­rer Lie­blings­be­schäf­ti­gung nach, der Gar­ten­ar­beit. To­bi­as be­trat das Wohn­zim­mer und schau­te durch die Ter­ras­sen­tür, ob er sie im Gar­ten ent­de­cken konn­te, aber auch dort war kei­ne Spur von ihr zu se­hen.

›Nun gut‹, dach­te er sich, ›Dann pa­cke ich am be­sten erst ein­mal den Kof­fer aus.‹

Er schmun­zel­te. ›Viel­leicht ist das so­gar ganz gut, denn dann kann ich in Ru­he noch ein paar Vor­be­rei­tun­gen tref­fen und mei­ne Ein­käu­fe aus­pa­cken.‹

Al­so hol­te er den Kof­fer aus der Die­le und stieg die Trep­pe zum Schlaf­zim­mer nach oben. Auf hal­ben Weg hielt er in­ne und lausch­te. Was waren das für Ge­räu­sche? Der Un­ter­neh­mer glaub­te, sei­nen Oh­ren nicht zu trauen. Es klang ein­deu­tig nach lust­vol­lem Stöh­nen. Vor­sich­tig ging er weiter, stell­te den Kof­fer lei­se ab und press­te ein Ohr an die ge­schloss­ene Schlaf­zim­mer­tür. Er hat­te sich nicht ge­täuscht. Drin­nen waren of­fen­bar äu­ßerst un­sitt­li­che Din­ge im Gang, die vom rhyth­mi­schen Knar­ren des Bet­tes be­glei­tet wur­den.

›Das kann doch wohl nicht wahr sein‹, dach­te er fas­sungs­los. ›Be­trügt mich et­wa mei­ne eige­ne Ehe­frau?‹

To­bi­as über­leg­te ei­nen kur­zen Mo­ment. Bes­ser konn­te es ja eigent­lich nicht mehr sein. He­le­nas Un­treue hät­te wei­trei­che Fol­gen. Im Fal­le ei­ner Schei­dung wür­de sie ab­so­lut nichts mehr be­kom­men und wenn er sie auch noch da­bei ent­deck­te, konn­te sie eigent­lich nur noch ei­nem be­son­de­ren Ab­kom­men zu­stim­men. ›Das wä­re ja fast zu schön, um wahr zu sein.‹ Ein dia­bo­li­sches Grin­sen er­schien auf sei­nen Mund. Nun muss­te er zwar sei­ne Plä­ne än­dern, aber die­se neu­en über­ra­schen­den Er­eig­nis­se bar­gen im­men­se Mög­lich­kei­ten. Er war er­staun­li­cher­wei­se nicht ein­mal wü­tend. Eigent­lich war es auch gar nicht mal so ab­we­gig, dass sie ihn be­trog, denn er hat­te He­le­na in der Ver­gan­gen­heit ziem­lich oft allein­ge­las­sen, als er job­be­dingt um die Welt ge­flo­gen war.

Der ge­hörn­te Ehe­mann be­schloss, zur Tat zu schrei­ten, sam­mel­te sich ei­nen Augen­blick für sei­nen Auf­tritt und öff­ne­te kraft­voll die Schlaf­zim­mer­tür.

»Schatz, ich bin zu …. Was ist denn hier los?«, frag­te er ge­spielt auf­ge­bracht.

Schon im er­sten Mo­ment, nach­dem er die Tür auf­ge­ris­sen und das Zim­mer be­tre­ten hat­te, sah er, dass sich sei­ne Ver­mu­tun­gen be­stä­tig­ten. Sei­ne ›bra­ve‹ Ehe­frau knie­te auf allen vie­ren auf dem Ehe­bett und wur­de kräf­tig von ei­nem, To­bi­as un­be­kann­ten Mann, von hin­ten ge­vögelt. Und das auch noch im gut be­leuch­te­ten Schlaf­zim­mer. To­bi­as konn­te es, trotz­dem er da­rauf vor­be­rei­tet war, kaum fas­sen. Vor al­lem nicht mit die­sen Um­stän­den. Auf dem Bett brach nack­te Pa­nik aus. Mit weit auf­ge­ris­se­nen Augen glotz­te He­le­na ihn an wie ei­nen Geist. Ihr Lieb­ha­ber war eben­so ent­setzt und er­starr­te mit­ten in der Be­we­gung zur Salz­säu­le. Als ihm of­fen­bar die Ge­fahr die­ser Si­tua­tion völ­lig klar wur­de, riss er ab­rupt sein Glied aus ihr her­aus und floh wim­mernd in ei­ne Ecke, wo er sich im Af­fekt hin­knie­te und die Ar­me schüt­zend vor sich hielt.

»Ich bring dich um«, brüll­te To­bi­as der­weil sei­ne un­treue Ehe­frau an.

In­ner­lich war er am Grin­sen, denn das wä­re das Letz­te ge­we­sen, was er ge­tan hät­te, aber das konn­te sie ja nicht wis­sen.

»To­bi­as, mach dich nicht un­glü­cklich«, schrie die­se von Pa­nik er­füllt, dreh­te sich um und ver­such­te, die De­cke vor sich zu hal­ten, um sich zu be­de­cken. Aus der Ecke er­tön­te nun mit zit­tern­der Stim­me ein sich stän­dig wie­der­ho­len­des »Oh mein Gott, oh mein Gott …«.

»Ich soll­te euch bei­de um­brin­gen«, rief er. »Erst dich Schlam­pe und dann die­sen Halb­rie­sen in der Ecke.« Dro­hend nä­her­te sich der Un­ter­neh­mer dem Bett.

»Bit­te nicht To­bi­as. Es tut mir leid«, heul­te He­le­na ver­zwei­felt, robb­te aus dem Bett und warf sich ih­rem Ehe­mann vor die Fü­ße.

Der An­ge­spro­che­ne ent­schied, dass es jetzt wohl bes­ser sei, den Lieb­ha­ber zu ver­scheu­chen, da­mit die­ser kei­nen Herz­in­farkt be­kam. Er drück­te sich noch immer in die Ecke und wie­der­hol­te die glei­che Phra­se wie ei­ne Schall­plat­te mit ei­nem Sprung.

»Du«, brüll­te er ihn an. »Ver­schwin­de, so schnell du nur kannst, wenn dir dein Le­ben lieb ist, und lass dich nie wie­der hier oder in der Stadt se­hen.«

Der Un­be­kann­te kam, nach­dem er er­fasst hat­te, dass sich ihm nun ei­ne ein­ma­li­ge Chan­ce bot, sein Le­ben zu ret­ten, die­sem Be­fehl nur all­zu ger­ne nach. In Win­des­ei­le floh er an To­bi­as vor­bei, völ­lig nackt, stol­per­te die Trep­pe hin­un­ter und ver­ließ das Haus, als wä­re der Leib­haf­ti­ge hin­ter ihm her. He­le­na lag der­weil immer noch schluch­zend und völ­lig auf­ge­löst vor ihm in de­mü­ti­ger Hal­tung auf dem Boden. Sie tat To­bi­as leid, aber an­de­rer­seits hat­te sie es auch ver­dient. Mit eis­kal­ter, lei­ser Stim­me zisch­te er sie an, »Und nun zu dir …«

Der Un­ter­neh­mer blick­te hi­nab auf sei­ne un­treue Ehe­frau, die heu­lend vor ihm auf dem Boden knie­te. »War­te hier und be­we­ge dich nicht ei­nen Mil­li­me­ter! Ich bin gleich wie­der da!«, sprach er mit her­ri­scher Stim­me. Wort­los ging er hin­aus, die Trep­pe hi­nab in die Die­le, öff­ne­te sei­nen Kof­fer und ent­nahm ihm ei­ni­ge Din­ge. Er hat­te eigent­lich nicht er­war­tet, sei­ne neu­er­wor­be­nen Uten­si­lien be­reits so früh ein­zu­set­zen, aber die ge­än­der­te Si­tua­tion for­der­te es nun von ihm. To­bi­as war schon sehr ge­spannt auf die Re­ak­tio­nen sei­ner Frau. Er stieg die Trep­pe nach oben und be­trat er­neut das Schlaf­zim­mer. He­le­na hat­te, wie er mit ei­nem Blick fests­tell­te, sei­nem Be­fehl wort­ge­treu Fol­ge ge­leis­tet und sich nicht be­wegt.

»Das ist zu­min­dest ein viel­ver­spre­chen­der An­fang …«, freu­te er sich. Aber nun muss­te er Här­te zei­gen, wenn er woll­te, dass alles nach Wunsch ver­lief.

»Hän­de hin­ter den Rü­cken«, bell­te er sei­ne An­ge­trau­te an. Die­se wag­te sich, in ih­rer augen­bli­ckli­chen Ver­fas­sung nicht ein­mal den Kopf an­zu­he­ben, son­dern kam sei­nem Auf­trag be­reit­wil­lig nach und führ­te ih­re Ar­me hin­ter ih­ren Rü­cken. Ihr Ehe­mann bück­te sich, er­griff ih­re Hand­ge­len­ke und leg­te ihr die mit­ge­brach­ten Hand­schel­len an, was sie mit ei­nem über­rasch­ten Keu­chen quit­tier­te.

»To­bi­as? Was hast Du vor?«, wim­mer­te sie lei­se, mit of­fen­kun­dig wach­sen­der Pa­nik. »Tu mir bit­te nichts an.« Er ant­wort­ete nicht, son­dern leg­te ihr wort­los die schwar­ze Augen­bin­de an und zog sie fest.

»Oh, mein Gott. Was soll das? Du machst mir Angst«, fuhr He­le­na mit sich über­schla­gen­der Stim­me fort.

Halt die Fres­se, du ver­fick­tes Dreck­stück«, un­ter­brach der ge­hörn­te Ehe­mann lauts­tark sei­ne Frau. »Du wirst nur noch re­den, wenn ich dich da­zu auf­for­de­re. Du hast ab­so­lut je­des Recht in die­sem Haus ver­lo­ren. Und wenn du nicht ge­horchst, dann wer­de ich dir ei­nen Kne­bel ein­set­zen. Hast du das ver­stan­den?«

Sei­ne Frau zuck­te un­ter sei­nen har­schen Wor­ten zu­sam­men, als wä­re sie von ihm ge­schla­gen wor­den, nick­te dann aber er­ge­ben mit dem Kopf. To­bi­as er­griff sie nun an ih­ren Ober­ar­men, hob sie hoch und warf sie un­sanft auf das Bett. Er ver­ge­wiss­er­te sich kurz, ob die Augen­bin­de noch an ih­rem Platz war, hol­te noch ein­mal tief Luft und sag­te dann, »So, nun wirst du mir ge­nau zu­hö­ren und wa­ge es nicht, mich zu un­ter­bre­chen, es sei denn, ich for­de­re dich mit Fra­gen auf, mir zu ant­wor­ten. Und die­se wirst du ab­so­lut ehr­lich be­ant­wor­ten.«

Mit schnei­den­dem Un­ter­ton in sei­ner Stim­me füg­te er hin­zu, »Soll­te ich her­aus­fin­den, dass du mich in nur ei­ner ein­zi­gen Sa­che be­lügst, dann wird es dir schlecht er­ge­hen. Über­le­ge dir al­so sehr ge­nau, was du ant­wort­est.«

Nach ei­ner kur­zen Pau­se, denn er woll­te, dass He­le­na sei­ne Wor­te ver­ar­bei­ten konn­te, fuhr er fort, »Mei­ne er­ste und gleich­zei­tig wich­tigs­te Fra­ge an dich. Liebst du mich wirk­lich und auf­rich­tig? Ant­wor­te.«

Er­neut be­gann sei­ne Frau zu schluch­zen und sie brauch­te ei­ni­ge Zeit, bis sie sich so weit ge­fan­gen hat­te, um ant­wor­ten zu kön­nen, »Aber das weißt du doch. Ich lie­be dich über alles, To­bi­as. Du bist mein Le­ben.«

Der Mil­lio­när blick­te kalt auf das heu­len­de Bün­del vor ihm. Mit ge­press­ter Stim­me ant­wort­ete er, »So? Weiß ich das? Wie kommt es dann, dass du dich, so­bald ich aus dem Haus bin, nur all­zu be­reit­wil­lig von wild­frem­den Män­nern nach Strich und Fa­den durch­fi­cken lässt? Ich ha­be dir ver­traut.«

»Bit­te, To­bi­as", fleh­te sei­ne Frau ihn an. »Du musst mir glau­ben. Es war nur die­ses ei­ne Mal. Ich war so ein­sam und ha­be mich nach Lie­be ge­sehnt.«

»Du ver­damm­te Schlam­pe«, schnapp­te ihr Mann nach Luft. »Nach Lie­be ge­sehnt? Was er­zählst du mir da für ei­ne Schei­ße? Du brauch­test ei­nen Fick. Und ich glau­be dir im Le­ben nicht, dass es nur die­ses ei­ne Mal war. Soll ich mir mal spa­ßes­hal­ber die Adres­sen, SMS und den Mail­ver­kehr der letz­ten Jah­re in dei­nem Han­dy und am Com­pu­ter an­schau­en?«, wag­te er ei­nen Schuss ins Blaue.

Voll­tref­fer. Sei­ne un­treue Ehe­frau war sicht­lich ge­schockt auf­grund sei­nes Vor­schlags und stot­ter­te nur noch, »Ich … Ich … Es tut mir so leid.«

Ver­ächt­lich und an­ge­wi­dert mus­ter­te To­bi­as sei­ne An­ge­trau­te, »Du bist so ei­ne ver­lo­ge­ne Kuh. Raus mit der Spra­che. Wie viele ver­schie­de­ne Ty­pen waren es in den letz­ten zehn Jah­ren? Und wa­ge es nicht, noch ein­mal zu lü­gen, ich wer­de alles dop­pelt kon­trol­lie­ren.«

He­le­na brach völ­lig zu­sam­men. Es hat­te kei­nen Zweck mehr, sich weiter in Lü­gen zu ver­stri­cken. Jetzt war oh­ne­hin schon alles egal. Kaum hör­bar flüs­ter­te sie, »Viel­leicht zehn bis fünf­zehn …«

Dann er­gänz­te sie aber zu To­bi­as Er­stau­nen mit re­la­tiv fes­ter, und, wie er mein­te, recht glaub­wür­di­ger Stim­me, »Aber ge­liebt ha­be ich kei­nen ein­zi­gen … Du bist, auch wenn du mir das jetzt nicht mehr glau­ben kannst, mei­ne ein­zi­ge gro­ße Lie­be.«

Der Un­ter­neh­mer schwieg. Die­se neu­en In­for­ma­tio­nen muss­te er erst ein­mal sa­cken las­sen. Lan­ge über­leg­te er, wie er sich nun ver­hal­ten soll­te. Er selbst lieb­te He­le­na immer noch, trotz al­lem, was er so­eben er­fah­ren hat­te, und wür­de sich um kei­nen Preis der Welt von ihr tren­nen wol­len. Aber so konn­te es nicht weiter­ge­hen, er muss­te nun ei­ne Ent­schei­dung tref­fen. Die­se wie­der­um könn­te aller­dings be­deu­ten, dass er sein Le­ben kom­plett um­krem­peln müss­te. Aber hat­te er über­haupt ei­ne Wahl? Er er­in­ner­te sich da­ran, was er sich selbst in Rom ge­schwo­ren hat­te. Kei­ne Kom­pro­mis­se mehr.

»Gut«, er­wi­der­te er ge­dehnt. »Ich ver­su­che, dei­nen letz­ten Wor­ten zu glau­ben, auch wenn es mir im Augen­blick un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den enorm schwer­fällt. Aber das reicht bei Wei­tem nicht«, er­gänz­te er ru­hig und sach­lich. »Du wirst es mir ab jetzt be­wei­sen müs­sen.«

Sei­ne Ehe­frau neig­te kurz den Kopf et­was fra­gend, sag­te aber nichts da­zu und so fuhr er fort.

»Ich ha­be be­schlos­sen, mich aus der ak­ti­ven Fir­men­lei­tung zurück­zu­zie­hen. Ich den­ke, ich ha­be in mei­nem Le­ben ge­nug ge­ar­bei­tet und nun er­ken­ne ich auch, dass es wahr­schein­lich zu viel war. Ich ver­kau­fe das Un­ter­neh­men so­gar … Um Geld müs­sen wir uns ja kei­ne Sor­gen mehr ma­chen.« Er mach­te ei­ne kur­ze Atem­pau­se und fuhr dann fort, »Die da­durch ge­won­ne­ne Zeit wer­de ich in Zu­kunft mit dei­ner Er­zie­hung und Aus­bil­dung ver­brin­gen, da­mit du ge­nau die Ehe­frau für mich wirst, die ich mir wün­sche.« To­bi­as hat­te die bei­den Wor­te be­wusst be­tont, da­mit kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men konn­ten.

He­le­na hob den Kopf und echo­te fas­sungs­los, »Er­zie­hung und Aus­bil­dung? Wa … was meinst du da­mit?«

Ihr Ehe­mann lä­chel­te. ›Gut, dass sie mei­nen Ge­sichts­aus­druck un­ter ih­rer Augen­bin­de nicht mit­be­kommt‹, dach­te er bei sich. Ge­las­sen ant­wort­ete er, »Du hast ge­nau ei­ne Chan­ce, dei­ne Ehe mit mir zu ret­ten und mir zu be­wei­sen, wie sehr du mich liebst und was du alles für mich zu tun be­reit bist.« Nach ei­ner kur­zen dra­ma­ti­schen Pau­se er­gänz­te er, »Du wirst ab jetzt stän­dig und un­ein­ge­schränkt all mei­nen Wün­schen, For­de­run­gen und Be­feh­len so­fort und oh­ne Wi­ders­tand nach­kom­men, wie sie auch lau­ten mö­gen.«

»Aber …«, be­gehr­te sei­ne Frau heu­lend auf. »Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Das ist ja wie Skla­ve­rei. Das kannst du nicht ver­lan­gen.«

»Kann ich nicht?«, fuhr er ihr scharf da­zwi­schen. »Es ist mein voll­ster Ernst. Wenn du weiter­hin bei mir blei­ben möch­test, wirst du dich mir von heu­te an be­din­gungs­los un­ter­wer­fen, mir ge­hor­chen und mir oh­ne Ein­schrän­kun­gen die­nen. Da­mit kannst du dir viel­leicht mein Ver­trauen wie­der ver­die­nen.«

Ät­zend er­gänz­te er, »Soll­test du das aller­dings nicht, dann er­ken­ne ich da­ran, dass du mich nicht wirk­lich liebst oder je ge­liebt hast. Im Augen­blick hast du für mich we­ni­ger Wert als Ab­fall. Be­wei­se dich. Du hast die freie Wahl.«

Der Un­ter­neh­mer um­run­de­te das Bett, er­griff den Na­cken sei­ner Frau, zog ih­ren Kopf zu sich hoch und flüs­ter­te in ihr lin­kes Ohr, »Ent­schei­de dich für mich, dann neh­me ich dich mit of­fe­nen Ar­men auf. Ent­schei­de dich ge­gen mich und du ziehst noch heu­te aus. Aber dann nur mit dem, was dir tat­säch­lich ge­hört und was du von dei­nem ei­ge­nen Geld ge­kauft hast. Ich möch­te, dass dir mei­ne um­fas­sen­den For­de­run­gen be­wusst sind und dei­ne Ent­schei­dung end­gül­tig und bin­dend sein wird. Ein­schrän­kun­gen und Kom­pro­mis­se wer­de ich nicht ein­ge­hen.«

Durch den plötz­li­chen körper­li­chen Kon­takt mit ih­rem Ehe­mann ver­steif­te sich He­le­na. To­bi­as fühl­te, wie sie am gan­zen Leib, wie Espen­laub zit­ter­te. Er muss­te ihr wohl ein we­nig Zeit las­sen, denn un­ter dem Stress wür­de sie kei­ne kla­ren Ent­schei­dun­gen tref­fen kön­nen.

»Ich wer­de jetzt in ein Hotel fah­ren und dort über­nach­ten. Mor­gen Mit­tag um 12 Uhr wer­de ich wie­der­kom­men und er­war­te dei­ne end­gül­ti­ge und frei­wil­li­ge Ent­schei­dung. Hast du mich ver­stan­den?«

»Ja«, er­klang es jäm­mer­lich aus dem Mun­de sei­ner Frau. Mehr trau­te sie sich un­ter die­sen Um­stän­den nicht zu sa­gen.

»Gut. Dein Han­dy und die Sa­chen von dei­nem Lo­ver wer­de ich si­cher­heits­hal­ber mit­neh­men, da­mit du nicht auf die Idee kommst, Be­wei­se dei­ner Un­treue zu ver­nich­ten.«

Er schnapp­te sich die er­wähn­ten Ge­gen­stän­de, schloss He­le­nas Hand­schel­len auf und ver­ließ mit sei­nem Kof­fer wort­los das Haus. Als er mit dem Wagen aus der Ein­fahrt fuhr, schau­te er nicht ein­mal zurück. ›So‹, dach­te er, ›Nun ist alles ge­sagt und was jetzt ge­schieht, liegt im Augen­blick nicht in mei­ner Hand. Ich bin mal ge­spannt, wie He­le­na sich ent­schei­det.‹ Lang­sam fuhr er durch die In­nens­tadt zu ei­nem na­hen und gu­tem Hotel, in dem er Zim­mer für ei­ne Nacht be­kam. Durch He­le­nas Un­treue hat­te er ge­nau die Chan­ce be­kom­men, die er brauch­te, um sei­ne an­ge­stau­ten Fan­ta­sien end­lich mit ihr aus­zu­le­ben. Sie konn­te sich nicht ein­mal mehr groß da­ge­gen weh­ren.

3. Kapitel

He­le­na fühl­te sich immer noch wie be­täubt, als ihr Ehe­mann be­reits das Haus ver­las­sen hat­te. Ihr Le­ben hat­te sich in­ner­halb der letz­ten hal­ben Stun­de in ei­nen Trüm­mer­hau­fen ver­wan­delt. Und sie selbst war da­ran schuld. Was war hier ge­ra­de ge­sche­hen? Und vor allen Din­gen, was war mit To­bi­as los? So hat­te sie ih­ren Mann noch nie er­lebt, er schien wie aus­ge­wech­selt zu sein. Sie blick­te auf die Hand­schel­len und die Augen­bin­de, die vor ihr auf dem Bett lagen. Auch so ein Phä­no­men. Ir­gend­et­was muss­te in Rom mit ihm pas­siert sein. Aber was? Da Rät­sel­ra­ten der Un­ter­neh­mer­gat­tin nicht lag, be­schloss sie, sich lie­ber auf die ak­tu­el­le Pro­ble­ma­tik zu kon­zen­trie­ren. Das Ul­ti­ma­tum, dass ihr Mann ihr ge­stellt hat­te, war wirk­lich übel. Sie soll­te sich ihm voll­stän­dig un­ter­wer­fen, um ihm ih­re Lie­be zu be­wei­sen?

He­le­na frag­te sich, wie er sich das wohl vor­stell­te? Die Hand­schel­len und die Augen­bin­de wie­sen ja auf ei­ne se­xu­el­le Schie­ne hin. Das wä­re grund­sätz­lich okay, da ihr Se­xu­al­le­ben ja in­zwi­schen mehr oder we­ni­ger schon lan­ge auf Eis lag und neue Im­pul­se wä­ren be­stimmt ei­ne gu­te Sa­che. Bis­her hat­te ihr Ehe­mann noch nie wirk­lich viel Lei­den­schaft ge­zeigt. Man konn­te ihn eher als lamm­fromm und keusch be­zeich­nen, da­her pass­te alles nicht in ein Bild. Fra­gen über Fra­gen. Aber was zur Höl­le mein­te er mit ›Er­zie­hung‹ und ›Aus­bil­dung‹? Aus­bil­dung wo­zu oder wo­rin?

Und dann noch der Um­stand, dass er sich aus dem Be­rufs­le­ben ver­ab­schie­den und so­gar die Fir­ma ver­kau­fen woll­te. Wo­her kam die­ser plötz­li­che Sin­nes­wan­del? Konn­te das alles nur da­rauf be­ru­hen, dass er ih­re Un­treue auf­ge­deckt hat­te, oder steck­te we­sent­lich mehr da­hin­ter? Ir­gend­wie hör­te sich das alles an, als ob er es schon län­ger ge­plant hät­te. He­le­na war völ­lig ver­un­si­chert. Alles war aus den Fu­gen ge­ra­ten und es gab nichts mehr, wo­rauf sie sich ver­las­sen konn­te. Die Fra­ge war auch, wie sie, wenn sie sich für ei­ne Tren­nung ent­schied, allei­ne zu­recht­kom­men soll­te? Sie hat­te zwar vor ewig lan­ger Zeit ei­ne Aus­bil­dung als Fach­kraft für Büro­kom­mu­ni­ka­tion ab­sol­viert, aber nach­dem sie To­bi­as ge­hei­ra­tet hat­te, nie wie­der ge­ar­bei­tet.

Wo­zu auch? Er war reich. Den ho­hen Lebens­stan­dard, den sie ge­wohnt war, konn­te sie mit Si­cher­heit in Zu­kunft nicht mehr auf­recht­er­hal­ten, ih­re gan­zen so­zia­len Kon­tak­te wür­den sie mei­den. Die Frau­en im Tennis- und Bac­ca­rak­lub waren alle ober­fläch­lich sehr nett, wür­den aber, soll­ten sie ih­ren Sta­tus Quo her­aus­be­kom­men, blitz­schnell ih­re Prio­ri­tä­ten an­ders set­zen, um dann wie ein Ru­del hung­ri­ger Hyä­nen über sie herz­ufal­len und sie zu zer­flei­schen.

Ar­bei­ten ge­hen? Un­denk­bar. Aber da sie nach­weis­lich die­je­ni­ge war, die bös­wil­lig be­tro­gen hat­te, wür­de sie bei ei­ner Schei­dung ver­mut­lich kei­nen Hel­ler se­hen. Je mehr He­le­na über ih­re po­ten­ziel­le Zu­kunft nach­dach­te, de­sto mehr wur­de ihr Angst und Ban­ge. Das Ein­zi­ge, was ihr noch ei­nen Rest psy­chi­scher Sta­bi­li­tät be­wahr­te, war To­bi­as. Er lieb­te sie of­fen­bar wirk­lich und auf­rich­tig, denn an­sons­ten hät­te er sie mit Si­cher­heit so­fort acht­kan­tig raus­ge­wor­fen und ihr nicht die­sen De­al vor­ge­schla­gen.

»Lie­be ich ihn eigent­lich wirk­lich noch?«, frag­te sie sich selbst als Kon­se­quenz die­ser Ge­dan­ken er­schro­cken. Mit Si­cher­heit moch­te sie ihn sehr gern, war an ihn ge­wöhnt und er hat­te in ih­rem Le­ben nur Gu­tes be­wirkt. Aber ist das Lie­be? Ihr Ge­wis­sen mel­de­te sich und stell­te ihr, sehr zu ih­rem Ver­druss, ei­ne sehr bö­se Fra­ge, ›Was hast du eigent­lich je für ihn ge­tan, außer sei­ne Kredit­kar­te zu be­las­ten?‹ Die Un­ter­neh­mer­gat­tin seufzte tief. Mit ei­nem Schlag wur­de ihr be­wusst, dass sie eigent­lich immer ei­ne Schma­rotz­erin ge­we­sen war. Und zum Dank hat­te sie nie et­was ge­tan, was ih­rer Be­zie­hung för­der­lich war, son­dern ih­ren Mann auch noch be­lo­gen und be­tro­gen. In die­sem Augen­blick ekel­te sich He­le­na zum er­sten Mal in ih­rem Le­ben vor sich selbst. Das hat­te er nicht ver­dient.

An­de­rer­seits, wenn sie auf sei­nen Vor­schlag ein­ging, dann wür­de es so wir­ken, als ob sie nur we­gen sei­nes Gel­des bei ihm blei­ben wür­de. Ein Teufels­kreis. Was soll­te sie nur ma­chen, wie soll­te sie sich ent­schei­den? ›Kann ich mich über­haupt so weit fal­len las­sen und To­bi­as be­din­gungs­los ge­hor­chen‹, frag­te sie sich. ›Eigent­lich war ich es ja immer ge­we­sen, die die Ho­sen an­ge­habt und alles Pri­va­te ge­ma­nagt hat­te.‹

Je mehr sie über alles nach­dach­te, de­sto ver­zwei­fel­ter wur­de sie. Sie hat­te noch nicht ein­mal ei­ne be­ste Freun­din, der sie ihr Leid kla­gen konn­te oder von der sie Hil­fe be­kom­men könn­te. He­le­na fühl­te sich halt­los und wert­los. ›Was war ich bloß zeit mei­nes Lebens für ei­ne blö­de Kuh? Wa­rum will To­bi­as mich eigent­lich über­haupt noch? Er könn­te je­de ha­ben. Für so ei­nen net­ten, rei­chen und zu­dem auch noch gut aus­se­hen­den Mann wür­den an­de­re Frau­en tö­ten.‹ Sie traf ei­ne Ent­schei­dung. Wahr­schein­lich die er­ste selbst­lo­se Ent­schei­dung in ih­rem Le­ben.

Sie woll­te sein An­ge­bot an­neh­men. Aber nicht nur das. He­le­na war klar ge­wor­den, dass es nun an ihr war, ihm so viel wie mög­lich von all der Lie­be und Gü­te zurück­zu­ge­ben, die er ihr all die gan­zen Jah­re ge­schenkt hat­te. Wenn sie jetzt als Kon­se­quenz sei­ne Skla­vin wer­den soll­te, um ih­re Schul­den ab­zu­tra­gen, dann war das eigent­lich nur fair und es wür­de ihr schlech­tes Ge­wis­sen zu­dem ein we­nig be­ru­hi­gen. Aber noch et­was war ihr be­wusst ge­wor­den. Die Vor­stel­lung, von To­bi­as ge­trennt zu wer­den, äng­stig­te sie zu To­de. Aber nicht we­gen des Gel­des, oder dem Um­stand dann ar­bei­ten ge­hen zu müs­sen, son­dern ein­fach, weil sie ihn immer noch lieb­te. Mit die­sen Ge­dan­ken schlief sie er­schöpft ein.

To­bi­as Dee­len hat­te den Mor­gen ge­nutzt und ei­ne außer­or­dent­li­che Sit­zung mit sei­nem Ma­nage­ment­stab an­be­raumt. Er be­rich­te­te stolz von den er­folg­ten Ver­trags­ab­schlüs­sen in Rom und kün­dig­te an­schlie­ßend of­fi­ziell sei­nen be­ruf­li­chen Rück­zug aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den an. Letz­te­res wur­de von vielen mit gro­ßem Be­dau­ern auf­ge­nom­men, denn der Fir­men­in­ha­ber war bei sei­nen Mit­ar­bei­tern stets be­liebt ge­we­sen. Der Un­ter­neh­mer be­nann­te Mar­ko Holz­mann als vor­läu­fi­gen stell­ver­tre­ten­den Ge­schäfts­lei­ter, ei­nen viel­ver­spre­chen­den, en­ga­gier­ten, lang­jäh­ri­gen Kol­le­gen. Er wuss­te, dass un­ter sei­ner Lei­tung die Fir­ma be­stimmt in si­che­ren Hän­den war. Nach­dem er sich mit mehr als ei­nem wei­nen­den Au­ge von allen ver­ab­schie­det hat­te, mach­te er sich auf den Weg nach Hau­se.

Es war kurz vor 12.00 Uhr, als er dort an­kam. ›High Noon‹, dach­te er be­lus­tigt, als er die Haus­tür auf­schloss. ›Die Span­nung er­reicht ih­ren Hö­he­punkt.‹ Das Er­ste, was ihm auf­fiel, nach­dem er die Die­le be­tre­ten hat­te, war der Duft von ge­brat­enem Fleisch. Die lo­gi­sche Ver­mu­tung, sie ent­spre­chend in der Kü­che auf­zu­fin­den, er­wies sich dann auch als rich­tig. He­le­na stand am Herd und rühr­te eif­rig in Töp­fen und Pfan­nen. Of­fen­bar hat­te sie sein Kom­men noch nicht be­merkt. Der Um­stand, dass sie koch­te, war schon be­mer­kens­wert, denn das hat­te To­bi­as bis­her nicht oft zu Ge­sicht be­kom­men, viel in­te­res­san­ter war aber die Tat­sa­che, wie sie bei die­ser Tä­tig­keit be­klei­det oder bes­ser ge­sagt, nicht be­klei­det war.