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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Papa! Papa! Ich will dir etwas zeigen!« Mit diesen Worten stürmte Billa herbei und klopfte von außen gegen das Autofenster, kaum dass ihr Vater seinen Wagen am Straßenrand geparkt hatte. »Du willst mir etwas zeigen?«, fragte Stefan und ließ das Fenster herunter. »Was ist es denn, mein Schatz?« »Das verrate ich jetzt noch nicht. Dann wäre es ja keine Überraschung mehr. Lass und dorthin fahren, es ist ganz in der Nähe, dann wirst du schon sehen.« Ehe Stefan überhaupt widersprechen konnte, war Billa bereits in sein Auto gestiegen. »Wo soll es denn hingehen?«, fragte er schmunzelnd. »Erstmal geradeaus«, sagte Billa. »Und dann zweimal um die Ecke herum.« Aha, dachte Stefan, offensichtlich will Billa zum Tierheim. Wahrscheinlich hat sie sich wieder in eines der Tiere verliebt und will es mit nach Hause nehmen. Hoffentlich nicht schon wieder in eine Katze, so wie neulich. Eine Katze kam nämlich überhaupt nicht infrage, weil die Oma eine Katzenhaarallergie hatte.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2023
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»Papa! Papa! Ich will dir etwas zeigen!« Mit diesen Worten stürmte Billa herbei und klopfte von außen gegen das Autofenster, kaum dass ihr Vater seinen Wagen am Straßenrand geparkt hatte.
»Du willst mir etwas zeigen?«, fragte Stefan und ließ das Fenster herunter. »Was ist es denn, mein Schatz?«
»Das verrate ich jetzt noch nicht. Dann wäre es ja keine Überraschung mehr. Lass und dorthin fahren, es ist ganz in der Nähe, dann wirst du schon sehen.«
Ehe Stefan überhaupt widersprechen konnte, war Billa bereits in sein Auto gestiegen.
»Wo soll es denn hingehen?«, fragte er schmunzelnd.
»Erstmal geradeaus«, sagte Billa. »Und dann zweimal um die Ecke herum.«
Aha, dachte Stefan, offensichtlich will Billa zum Tierheim. Wahrscheinlich hat sie sich wieder in eines der Tiere verliebt und will es mit nach Hause nehmen. Hoffentlich nicht schon wieder in eine Katze, so wie neulich. Eine Katze kam nämlich überhaupt nicht infrage, weil die Oma eine Katzenhaarallergie hatte. Da Stefan und Billa im Haus der Oma wohnten, mussten die beiden natürlich Rücksicht darauf nehmen.
Nach kurzer Fahrt war das Tierheim tatsächlich zu sehen. Neben einem großen, hellen Haus befand sich ein eingezäuntes Gehege, an dem ein Schild mit der Aufschrift ›Tierheim Waldi & Co‹ befestigt war. Das Heim wurde von privater Hand betrieben, und zwar von der Familie von Lehn, welche in dem hübschen Gebäude wohnte. Dort hatte Dr. Hans-Joachim von Lehn auch seine Praxis. Er war ein außerordentlich fachkundiger Tierarzt und deshalb in ganz Bachenau sehr beliebt. Seine Frau Andrea kümmerte sich voller Liebe und Hingabe um die kleinen und großen Fundtiere, die im Tierheim untergebracht waren.
Mit einem Satz sprang Billa aus dem Auto und rannte zu der großen eingezäunten Wiese, auf der zwei Esel und ein Lama standen. »Das Lama heißt Balduin!«, rief Billa ihrem Vater zu. »Balduin ist wirklich herzallerliebst. Die Esel finde ich aber auch sehr putzig. Schau nur, Papa, wie drollig die sind.«
»Du willst mir doch wohl nicht erklären, dass du einen Esel haben möchtest?«, grinste Stefan.
»Nein, natürlich nicht. Ein Esel wäre einfach zu groß. Der käme in unserem Haus ja gar nicht die Treppe hinauf. Und in mein Bett passt er auch nicht. – Aber ein Hund, der würde prima zu mir passen! Darf ich einen Hund haben, Papa? Bitte, bitte, bitte!«
»Oh weh, ein Hund! Das wird der Oma aber gar nicht gefallen. Darf es nicht eine Nummer kleiner sein? Ein Kaninchen vielleicht? Ein Meerschweinchen? Ein Hamster?«
»Nein«, sagte Billa mit Bestimmtheit und rückte noch näher an den Zaun heran. »Kein Kaninchen und etwas anderes auch nicht. Ich will einen Hund! Aber nicht irgendeinen. Sondern genau den da drüben! Gestern habe ich den zum ersten Mal gesehen. Ist der nicht süß, Papa?« Billa steckte ihren Finger durch den Maschendrahtzaun und wies auf ein undefinierbares Wuschelknäuel, das mit den anderen Hunden über die Wiese tobte. »Schau’ nur Papa, wie goldig der ist! Kann ich den haben?« Billa blickte zu Stefan auf und machte dabei das allerliebste Gesicht, zu dem sie überhaupt fähig war.
Billa wünschte sich schon lange ein Tier. Stefan hatte sich längst damit abgefunden, dass er irgendwann nachgeben musste, und eigentlich gefiel ihm das wilde Wuscheltier, welches sich Billa ausgesucht hatte, auch sehr gut. Gleichzeitig war ihm allerdings bewusst, dass die Oma mit Sicherheit Schwierigkeiten machen würde.
»Du denkst an Oma«, sagte Billa, als hätte sie Stefans Gedanken erraten. »Du wirst die Oma doch wohl herumkriegen, Papa!? Und wenn nicht, dann mache ich das. Ich schaffe das ganz bestimmt!«
»Na, das hast du dir aber schön ausgedacht, Billa«, lachte er.
In diesem Moment bemerkte Stefan, wie jemand aus dem Haus kam und Richtung Zaun ging. Es war Andrea von Lehn. »Da ist unsere kleine Tierfreundin ja schon wieder«, sagte Andrea, während sie näher kam. »Und diesmal hat sie ihren Papa mitgebracht?«
»Ja, ich bin Billas Vater«, sagte Stefan und reichte Andrea die Hand.
»Ich bin Andrea von Lehn«, sagte sie, während sie Stefan begrüßte. »Mein Mann und ich betreiben dieses kleine Tierheim. Ihre Tochter kommt oft hierher, um die Tiere zu sehen. In welches hat sie sich denn heute verliebt? Vielleicht in unseren Neuankömmling? Den goldbraunen Hund, der gestern gebracht wurde?«
»Ja, genau in den!« Billa nickte eifrig. »Können Sie meinen Papa und mich bitte in das Gehege lassen? Bitte, bitte, bitte! Ich möchte so gerne sehen, ob der Hund uns beide leiden kann.«
Andrea blickte Stefan fragend an, und als dieser nickte, öffnete sie das Tor. »Hast du denn gar keine Angst vor unseren Hunden?«, fragte sie Billa dabei. »Nein, habe ich nicht«, sagte Billa, und schon rannte sie über die Wiese.
Als der von ihr Auserwählte das fremde Mädchen auf sich zustürmen sah, hielt er mitten im Toben inne und setzte sich in das Gras. Doch dieser Moment währte nicht lange. Plötzlich machte der Hund einen Satz und rannte auf Billa zu. Als er versuchte, an ihr hochzuspringen, wäre das Kind beinahe umgefallen, aber Billa konnte sich gerade noch halten. Damit hatte Andrea überhaupt nicht gerechnet. Mit einem kaum unterdrückten Schrei lief Andrea über die Wiese, um Billa zu Hilfe zu eilen. Doch das kleine Mädchen hatte Andreas Hilfe gar nicht nötig. Sie setzte sich auf den Boden, schlang ihre Arme um den Hund, und der leckte ihr quer durch das ganze Gesicht.
»Das ist wohl Liebe auf den ersten Blick«, seufzte Andrea erleichtert. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Als Stefan sich dem Hund näherte, schnüffelte der zunächst ausgiebig an seiner Hand, dabei wedelte er so heftig mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil wackelte. Dann blickte der Hund so treuherzig zu Stefan auf, dass alle Bedenken, die Oma betreffend, dahinschmolzen wie Schnee in der Sonne. »Was soll man denn dazu sagen?«, meinte Stefan zu Andrea gewandt. »Ich glaube, meine Tochter und ich würden diesen Hund gerne mit nach Hause nehmen. Falls er überhaupt abzugeben ist.«
»Im Moment leider noch nicht«, sagte Andrea. »Der Hund wurde in der Nähe von Staighofen aufgegriffen und als Fundtier zu uns gebracht. Man muss erst einige Tage abwarten, ob sich der Besitzer noch meldet.«
»Einige Tage?«, hakte Billa sofort nach. »Sooo lange? Aber dann nehmen wir Bello mit!«
»Bello?«, fragte Andrea. »Wir wissen doch gar nicht, wie der Hund heißt.«
»Er heißt Bello«, behauptete Billa.
»Und woher willst du das wissen?«
»Das hat er mir vorhin erklärt.«
Nun musste Andrea aber lachen. »Du scheinst ja eine richtige kleine Hundeflüsterin zu sein.«
»Bello?«, fragte Stefan. »Billa und Bello, das klingt aber komisch. Vorausgesetzt, dass der Hund überhaupt zu uns kommt.«
»Nö, das klingt überhaupt nicht komisch«, meinte Billa. »Billa und Bello, das klingt nach einem ganz tollen Team!«
»Na gut, wenn du meinst. Dann soll er eben ›Bello‹ heißen«, sagte Stefan. »Im Übrigen würde ich gerne ein Foto von Bello machen, um es der Oma zu zeigen.« Billa verstand sofort, warum ihr Papa das Foto machen wollte. Man konnte die Oma wahrlich nicht als ›Tierfreundin‹ bezeichnen. Deshalb war es klug, sie mit einem Foto von Bello seelisch darauf vorzubereiten, dass bald ein neuer Hausgenosse kommen könnte.
*
Bello im Tierheim zurückzulassen, fiel Billa unendlich schwer. Natürlich würde sie ihn jeden Tag besuchen und sich dabei auch vergewissern, dass sich sein Besitzer nicht gemeldet hatte. Nachdem sich Stefan und Billa von Andrea verabschiedet hatten und zurück nach Hause fuhren, sagte Stefan plötzlich: »Wir sollten Oma nicht nur das Foto zeigen. Wir sollten ihr die Neuigkeit ein wenig versüßen.«
»Aber wie denn?«, fragte Billa.
»Wir kaufen ein paar Stücke vom leckersten Kuchen der Welt. Dann decken wir in unserer Wohnung den Kaffeetisch und holen Oma zu uns herauf. Und dann, wenn Oma rundum zufrieden ist, dann zeigen wir ihr das Foto …«
»… und erzählen ihr, wie lieb und wie süß unser Bello ist.«
Also fuhren Stefan und Billa zur Bäckerei. Dort kaufte Stefan drei Stück Cremetorte für seine Mutter, drei verschiedene Stücke mit Marzipanhaube, mit Schwarzwälder Kirschen und mit Schokoladenglasur. Margarethe mochte Cremetorte nämlich besonders gerne, Stefan und seine Tochter hingegen überhaupt nicht. Deshalb kaufte Stefan noch zwei Berliner Ballen und zwei Nussecken für sich und seine Tochter. Als die beiden wieder zu Hause waren, schlichen sie leise in ihre Dachgeschosswohnung hinauf. Margarethe sollte noch nicht merken, dass sie wieder da waren. Erst musste der Kaffeetisch gedeckt werden. Stefan legte eine ganz besondere Tischdecke auf, eine, die Margarethe selbst bestickt hatte. Eigentlich mochten Stefan und Billa die Decke mit den rosafarbenen Blümchen nicht sonderlich, deshalb lag sie fast immer im Schrank. Doch heute musste die Oma umschmeichelt werden, deshalb stellte Stefan auch sein bestes Geschirr dazu. Als alles fertig war, ging Billa nach unten ins Erdgeschoss, um die Oma zu holen.
Margarethe hatte ein wenig Mühe, die Treppe hinaufzusteigen. »Das ist das Alter«, pflegte sie in solchen Situationen zu Billa zu sagen. »Eines Tages wird es dir genauso ergehen wie mir, Kind. Dann werden dir auch die Knie wehtun und der Rücken natürlich. Und eins kann ich dir sagen, Sibylle, dieser Tag kommt schneller, als du denkst.« Billa mochte solche Worte nicht hören. Mit ihren zehn Jahren sprang sie die Treppe hinauf wie ein junges Reh, immer zwei Stufen auf einmal.
In Stefans Wohnung freute sich Margarethe wirklich über den so schön gedeckten Kaffeetisch. Vor allem über die Tischdecke und die Cremetorte. Auch über die Schale mit der Sahne, die Stefan selbst geschlagen hatte. Margarethe ließ es sich mit sichtlichem Behagen schmecken. Auch wenn der Kaffee, den Stefan gekocht hatte, nach ihrer Meinung etwas zu dünn und die Sahne zu süß geraten war. Auch der kleine Fleck am Rand der Tischdecke störte Margarethe natürlich. Der war neulich beim Waschen nicht herausgegangen, so sehr sich Stefan auch bemüht hatte.
Nachdem alle satt waren und selbst Margarethe einigermaßen zufrieden erschien, stieß Billa ihren Papa unter dem Tisch mit dem Fuß an. Höchste Zeit für das Foto – jetzt oder nie, wollte sie damit sagen. Stefan zwinkerte seiner Tochter zu. Mit einem Grinsen holte er sein Smartphone hervor und legte es mitten auf den Tisch.
»Schau nur, Oma«, sagte Billa. »Was für ein schönes Foto der Papa vorhin gemacht hat!«
Margarethe blickte nur kurz auf das Display. »Ein Hund. Na und?«, bemerkte sie.
»Das ist nicht irgendein Hund«, sagte Billa. »Das ist Bello. Der wird bald mir gehören.«
»Dir? Wieso das denn?«
»Den hat man gestern im Tierheim abgegeben. Wenn sich der Besitzer nicht meldet, dann kommt Bello zu uns. Und der Besitzer meldet sich nicht. Das weiß ich todsicher!«
»Was du so alles weißt«, bemerkte Margarethe. »Doch was sollen wir darüber diskutieren? Ein Hund kommt mir nicht ins Haus.«
»Aber Oma! Du hast mir doch erst neulich einen Hund erlaubt.«
»Ich soll dir einen Hund erlaubt haben? Davon weiß ich ja gar nichts.«
»Doch das hast du! Neulich durfte ich die Katze nicht haben, weil du allergisch gegen Katzenhaare bist. Weil Katzen die Gardinen zerreißen und die Möbel verkratzen. Weil Katzen Katzenmusik machen. Dabei hast du gesagt, eine Katze wäre vollkommen unmöglich, ein Hund wäre dir viel lieber.«
»Das habe ich doch nicht wörtlich gemeint, Sibylle.«
»Aber ich habe dir geglaubt, Oma! Wenn man seiner eigenen Großmutter nicht glauben kann, wem soll man dann überhaupt noch glauben?« Billa verzog ihr Gesicht und fing an zu weinen.
»Da sieh’ nur, was du angerichtet hast, Mutter«, sagte Stefan. Er konnte es überhaupt nicht ertragen, seine Tochter weinen zu sehen, und das wusste Billa natürlich. Sofort witterte sie ihre Chance, noch einen draufzusetzen. Bald heulte und schluchzte sie so bitterlich, dass selbst Margarethe es nicht mehr aushalten konnte.
»Hör’ bitte sofort auf zu weinen! Das ist ja fürchterlich«, sagte Margarethe, indem sie Billa einen strafenden Blick zuwarf. Dann nahm sie Stefans Smartphone in die Hand und blickte noch einmal auf das Display. »Was ist das überhaupt für ein komischer Zottelhund?«, bemerkte sie. »Der sieht ja schlimmer aus als ein Struwwelpeter. Was soll das überhaupt für eine Rasse sein?«
Rasch wischte sich Billa mit dem Ärmel über das Gesicht, dabei zog sie geräuschvoll die Nase hoch. Dann sagte sie im Brustton der Überzeugung: »Ich glaube, es ist ein Puli-gemixter-Bolonka-Zwetna. Eine echt coole Rasse aus dem hohen Norden, falls ich mich nicht irre, Oma. Und den werden Papa und ich bald nach Hause holen.«
»Falls sich der Besitzer nicht meldet«, sagte Margarethe. »Dann wollen wir doch hoffen, dass genau dieses eintrifft.«
»Was denn, Oma?«, hakte Billa aufgeregt nach. »Dass er sich meldet, oder dass er es nicht tut?«
»Das werden wir ja dann sehen. Aber eins kann ich dir schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, Sibylle, in meine Wohnung kommt dieser Gruselköter auf gar keinen Fall. Hunde machen nur Dreck, an die Hundehaare auf meinen Teppichen mag ich nicht einmal denken. Und was so ein Hund überhaupt kostet! Im Laufe eines Hundelebens kommt schnell ein kleines Vermögen zusammen. Außerdem gibt es da noch ein Problem.«
»Welches Problem meinst du, Mutter?« Stefan schenkte Margarethe noch einen Kaffee ein, selbst wenn der angeblich zu dünn geworden war.
Nachdem Margarethe genüsslich an ihrer Tasse genippt hatte, sagte sie: »Wenn Sibylle in der Schule ist, und du das Haus verlassen musst, Stefan, was passiert dann mit dem Hund? Was, wenn er nicht allein bleiben will und anfängt zu jaulen? Habt ihr euch schon darüber Gedanken gemacht?«
»Wenn ich das Haus verlassen muss, nehme ich Bello ganz einfach mit«, sagte Stefan. »Aber eigentlich kommt das nur äußerst selten vor, weil ich den ganzen Vormittag …«
»Weil du den ganzen Vormittag in deiner Wohnung hockst und an deinen Computern herumspielst.«
»Ich spiele nicht, Mutter«, stöhnte Stefan. »Ich entwickle Computerspiele. Wie oft soll ich dir das noch erklären?«
»Papa ist ein ›Game-Designer‹«, bemerkte Billa nicht ohne Stolz. »So nennt man das heutzutage, Oma. Und das Tolle ist, dass er das im Homeoffice machen kann.«
»Papperlapapp«, sagte Margarethe. »Game-Designer! Homeoffice! Alles nur neumodischer Kram. Computerspiele braucht kein Mensch. Mein Sohn hätte etwas Anständiges werden sollen.«
»Game-Designer ist etwas Anständiges, Mutter«, bemerkte Stefan. »Ich verdiene sehr gutes und sehr anständiges Geld damit.«
»Deshalb können wir uns auch einen Hund leisten, ohne mit der Wimper zu zucken«, sagte Billa.
»Ach, Hunde«, meinte Margarethe nur und machte eine wegwerfende Handbewegung.
*
In den nächsten Tagen verbrachte Billa mehr Zeit im Tierheim als zu Hause. Andrea von Lehn hatte sehr viel Verständnis für das Mädchen. Sie ließ Billa jeden Tag in das Gehege hinein, damit sie mit Bello und den anderen Hunden spielen konnte. Für Andrea war es eine wahre Wonne, das Kind dabei zu beobachten. Insgeheim hoffte Andrea sogar, dass sich Bellos Besitzer tatsächlich nicht meldet. Ein besseres Zuhause als bei diesem Kind würde Bello sicher nicht finden.
Nach einer Woche war es endlich so weit. Niemand schien Bello zu vermissen, Stefan und Billa durften zum Tierheim kommen und Bello zu sich nach Hause holen. Inzwischen hatten Stefan und seine Tochter ein Halsband und eine Leine gekauft. Billa strahlte vor Glück, als sie Bello das schicke neue Halsband anlegte und ihn an der Leine aus dem Gehege führte. Anschließend mussten Stefan und Billa noch in Andreas Büro. Dort lag bereits ein Überlassungsvertrag für die Übergabe eines Fundtieres bereit. Nachdem Stefan ihn unterschrieben hatte, gehörte Bello offiziell ihm und seiner Tochter.
»Dann wünsche ich sehr viel Spaß mit Bello«, sagte Andrea zum Abschied. »Bei Ihnen wird Bello bestens aufgehoben sein.«
»Nun gehört Bello also zu uns«, sagte Stefan und streichelte Bello über den Kopf, und der leckte seinem neuen Herrchen die Hand.