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Das C.L.A.W. – angesiedelt im Universum der Bücher rund um die Happy-End-Paarungsagentur – ist eine Unterabteilung des MI-6, die sich mit Angelegenheiten von Gestaltwandlern befasst, von denen der Rest der Welt nichts erfahren darf. Andrew Brady ist stolz darauf, für eine solche Organisation zu arbeiten und hinter den Kulissen mit seinem Computer dabei zu helfen, die Welt sicherer zu machen. Als der Sohn eines prominenten britischen Politikers – wie Andrew ein Fuchswandler – in Prag vermisst wird, ist Andrew gezwungen, erstmals zu einem Außeneinsatz aufzubrechen. Was nicht so schlimm wäre, hätte man ihm nicht als Partner Lane Roberts zur Seite gestellt, Leopardwandler, Geheimagent und unverbesserlicher Seriencharmeur. Seit zwei Jahren sind die beiden Männer immer wieder aneinandergeraten und in einem Spiel, das Lane angefangen hatte, umeinander herumgetanzt. Sich in Gefahr begeben und dabei so tun zu müssen, als wäre er mit Lane Roberts verheiratet, wäre allein schon schlimm genug. Aber je tiefer sie in den Fall eindringen, umso finsterer scheint ihre Mission zu werden. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 41.800 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT
LESEPROBE:
Czech Mate: Schüsse und Küsse
Das C.L.A.W. – angesiedelt im Universum der Bücher rund um die Happy-End-Paarungsagentur – ist eine Unterabteilung des MI-6, die sich mit Angelegenheiten von Gestaltwandlern befasst, von denen der Rest der Welt nichts erfahren darf. Andrew Brady ist stolz darauf, für eine solche Organisation zu arbeiten und hinter den Kulissen mit seinem Computer dabei zu helfen, die Welt sicherer zu machen.
Als der Sohn eines prominenten britischen Politikers – wie Andrew ein Fuchswandler – in Prag vermisst wird, ist Andrew gezwungen, erstmals zu einem Außeneinsatz aufzubrechen. Was nicht so schlimm wäre, hätte man ihm nicht als Partner Lane Roberts zur Seite gestellt, Leopardwandler, Geheimagent und unverbesserlicher Seriencharmeur.
Seit zwei Jahren sind die beiden Männer immer wieder aneinandergeraten und in einem Spiel, das Lane angefangen hatte, umeinander herumgetanzt. Sich in Gefahr begeben und dabei so tun zu müssen, als wäre er mit Lane Roberts verheiratet, wäre allein schon schlimm genug. Aber je tiefer sie in den Fall eindringen, umso finsterer scheint ihre Mission zu werden.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 41.800 Wörter
JANE WALLACE-KNIGHT
Czech Mate:
Schüsse und Küsse
Die Agenten von C.L.A.W. 1
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Czech Mate“:
Jane Wallace-Knight
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2019
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:
Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.
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Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.
Bitte beachten:
Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.
Es war nicht ungewöhnlich, spät abends zu einem Job gerufen zu werden. Für Andrew Brady gehörte das zu seiner Arbeit bei einer Unterabteilung des MI-6, die sich ausschließlich um Gestaltwandler-Angelegenheiten kümmerte. Das hieß allerdings nicht, dass er deswegen nicht sauer war. Während er von der U-Bahn-Station Aldgate East zur Wicker Street in Whitechapel marschierte, beklagte er den Verlust seines Freitagabends.
Er war mit ein paar Freunden in seinem Stammlokal gewesen und hatte mit ihnen eine stürmische Runde Civilization gespielt, als der Anruf kam. Seine Freunde waren es schon gewohnt, dass er in letzter Sekunde kniff und sie sitzen ließ. Er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass sie glaubten, er hätte einen heimlichen Liebhaber – jemanden, der verheiratet oder nicht out war.
Schließlich kam er zu einer Reihe unauffälliger Bürogebäude in der Wicker Street, in denen verschiedene Unternehmen ihren Sitz hatten. Für eine normale Person, die dort vorbeikam, war an diesen Gebäuden nichts Bemerkenswertes.
Er benutzte seinen elektronischen Pass, um in das Steuerbüro zu gelangen, von dem jeder in seinem Leben glaubte, dass er dort arbeitete. Ein paar Hartgesottene waren dort noch bei der Arbeit und hielten den äußeren Schein aufrecht, indem sie tatsächliche Buchhaltungsaufträge erledigten.
„Guten Abend“, sagte einer von ihnen, als Andrew an ihm vorbei und geradewegs zum Fahrstuhl ging.
Er nickte dem Mann, dessen Namen er sich nicht merken konnte, zu. Sobald er im Fahrstuhl war, benutzte er seinen Pass, um ein verborgenes Bedienfeld in der Kabine zu öffnen. Ein Druck auf den Knopf darin brachte ihn ins Untergeschoss, wo sich die Räume von C.L.A.W. befanden.
Die Covert Law and Order Shifter Division war irgendwann in den Fünfzigern zu C.L.A.W. abgekürzt worden – zweifellos hatte sich jemand für besonders originell gehalten.
„Halt die Tür auf“, rief eine aalglatte Stimme.
Das Letzte, was Andrew ausgerechnet jetzt gebrauchen konnte, war eine Fahrt im selben Lift mit Lane Roberts, Spezialagent, Leopardwandler und unverbesserlicher Meister des Flirts. Andrew war viel zu müde, um sich dagegen zu wehren.
Er beeilte sich, den Schließknopf für die Tür zu drücken, aber er war nicht schnell genug. Lane Roberts, a.k.a. sein schlimmster Alptraum, schlüpfte mühelos durch die sich schließenden Fahrstuhltüren und begrüßte Andrew mit einem frechen Grinsen.
„’n Abend.“
Er trug einen gut geschnittenen, dunkelblauen Anzug mit einem hellblauen Hemd, dessen oberste Knöpfe offen waren. Andrew fragte sich unwillkürlich, wo er wohl gewesen sein mochte, und wichtiger noch: mit wem er zusammen gewesen war. Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, sich einzureden, dass ihn das nicht interessierte.
„Du kannst nicht mitfahren. Raus aus diesem Anzug … Aufzug“, korrigierte er sich hastig. Er errötete ein wenig. Fuchswandler galten eigentlich als gerissen, und das war er auch, was den Job anging. Aber in seinem Privatleben war er irgendwie ein Chaot.
Scheiße.
Er hasste den belustigten Ausdruck im Gesicht des arroganten Agenten. Lane wusste ganz genau, wie attraktiv er war, und schien sich ständig einen Spaß daraus zu machen, Andrew zu triezen und ihm die Arbeit zu erschweren. Für Männer wie Lane Roberts war ihr Sexappeal eine Waffe. Und diese Waffe benutzte er oft, einfach nur, weil er es konnte.
Andrew versuchte krampfhaft, den großen, dunkelhaarigen Außenagenten und dessen Grinsen zu ignorieren.
Aber Lane schien Andrews Unbehagen zu genießen. Es spornte ihn anscheinend nur noch an.
„Du weißt, was ich meine“, sagte Andrew und fand es schrecklich, wie nörgelig er klang. „Es ist gegen das Protokoll.“
„Und du hältst dich immer brav ans Protokoll“, sagte Lane, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Kabinenwand.
Andrew beschloss, die Stichelei zu ignorieren. Er würde sich nicht provozieren lassen, auch wenn er im Recht war. Diese Regeln existierten aus gutem Grund. Sie sollten dafür sorgen, dass der Geheimdienst auch geheim blieb.
Schweigend standen sie nebeneinander, während der Fahrstuhl abwärts fuhr. Es schien länger als sonst zu dauern, bis sie das unterste Kellergeschoss erreichten. Lane schaute ihn die ganze Zeit über an, und Andrew war sich dessen nur allzu bewusst. Wenn Lane Roberts beschloss, dass jemand seine Aufmerksamkeit verdiente, dann führte das nur zu einem von zwei Ergebnissen – entweder man landete in seinem Bett, oder man fing sich eine Kugel ein. Andrew vermied es krampfhaft, unter Lanes prüfendem Blick zappelig zu werden.
Sobald sich die Fahrstuhltüren öffneten, schoss Andrew hinaus in der Hoffnung, den anderen Mann loszuwerden. Allerdings ohne Erfolg, denn Lane hielt mühelos mit ihm Schritt.
„Sie haben uns beide spät am Freitagabend herbeordert“, stellte Lane das Offensichtliche fest. „Muss etwas Ernstes sein.“
Sie arbeiteten nun seit fast zwei Jahren zusammen, aber während Lane Roberts Außenagent war, verbrachte Andrew den größten Teil seiner Zeit sicher am Schreibtisch hinter seinem Computer.
„Scharfsinnig wie immer“, sagte Andrew. Er schien einfach nicht anders zu können, wenn es um Lane ging. Der Leopardwandler regte ihn einfach auf, und aus irgendeinem Grund schienen ihn Andrews ablehnende Kommentare nur noch anzustacheln.
„Ich hoffe, du hattest für heute Abend keine Pläne“, sagte Lane ein wenig zu nah an Andrews Ohr. „Vielleicht ein Date oder so?“
Andrew blieb stehen und wandte sich seinem Peiniger zu. Er merkte es sehr wohl, wenn man sich über ihn lustig machte. „Was ich in meiner Freizeit tue, Agent Roberts, geht dich nichts an.“
Dann setzte er seinen Weg fort und ging ein wenig schneller in der Hoffnung, dass Lane endlich Ruhe gab.
„Brady, rein hier“, rief Direktor Philips ihm von der Tür des Konferenzraumes zu. Philips war ein leicht übergewichtiger Otterwandler mit einem auffälligen Schnurrbart – eine liebenswerte äußere Erscheinung, der man seine Kompetenz und seinen Einsatzwillen nicht ansah.
Andrew warf einen Blick auf seinen Schreibtisch und hätte gern zuerst seine Jacke dort abgelegt, aber Direktor Philips war jemand, den man nicht warten ließ.
Eine Glaswand trennte den Konferenzraum vom Rest des Büros. Im Fall von sensiblen Operationen ließ sich das Material in Milchglas verwandeln, sodass niemand hineinschauen konnte. Andrew konnte sehen, dass der große Monitor an der hinteren Wand bereits mit Fotos und Notizen gefüllt war.
„Roberts, wieso hat das bei dir so verdammt lang gedauert?“, fragte Philips, als der Leopardwandler direkt hinter Andrew durch die Tür schlüpfte.
„Ich war noch mitten in einer vorherigen Angelegenheit“, sagte Roberts, der sich auf den Konferenztisch setzte anstatt auf einen der Stühle.
Jede Wette, das war er, dachte Andrew. Er setzte sich absichtlich an der anderen Seite des Tisches hin, so weit von Lane entfernt wie möglich.
Es waren bereits drei andere Agenten anwesend. Bear Barnes war ihr Mann für Exfiltration, Troy Williams ihr taktischer Berater und Sally MacCarthy ihre Auslands-Verbindungsoffizierin. Andrew versuchte aus dem, was er von diesen Leuten wusste, und dem Material, das an der Pinnwand und auf dem Monitor bereits zu sehen war, Rückschlüsse auf die Mission zu ziehen. Leider waren die Zusammenhänge nicht ausreichend erkennbar.
„Ach ja? Wie hieß er denn?“, fragte Bear Barnes frech.
„Oder sie“, fügte Sally mit einem Schmunzeln hinzu.
Andrew fragte sich unwillkürlich, ob einer von ihnen oder beide je mit Lane geschlafen hatten. Nicht, dass es ihn kümmerte.
Andrew wandte sich von der gutmütigen Neckerei ab. Zwar hatte er gewusst – oder zumindest vermutet – dass es das war, womit Lane an diesem Abend beschäftigt gewesen war, aber er wollte keine Details hören.
Zum Glück bekam Lane nicht die Gelegenheit zu antworten.
„Agenten“, sagte Philips mit einem warnenden Unterton in der Stimme. „Vielleicht könnten wir uns jetzt auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren anstatt auf Roberts’ Liebesleben.“
Und damit gab er Agentin McCarthy mit einem Kopfnicken das Zeichen, dass sie beginnen sollte. Sie nahm die Fernbedienung vom Tisch und vergrößerte eines der Fotos auf dem Monitor.
„Seth Carter“, fing sie an. „Einundzwanzig Jahre, britischer Fuchswandler, verschwand vor zwei Wochen in Prag während eines Rucksackurlaubs, den er allein unternommen hatte.“
„Allein?“, fragte Andrew. Er betrachtete das Gesicht des vermissten jungen Mannes. Er sah sehr jung aus, und er hatte traurige Augen.
„Er hatte sich vor seinem Universitätsabschluss ein Jahr Auszeit genommen“, sagte Philips. „Seth Carters Vater ist Parlamentsmitglied Terrance Carter. Vielleicht habt ihr ihn letztes Jahr in den Nachrichten über die Verschärfung der Einwanderungsgesetze reden hören.“
„Richtig“, sagte Lane. „Ein ziemliches Arschloch.“
Philips warf ihm einen missbilligenden Blick zu, äußerte aber keine Einwände. „Unnötig zu erwähnen, dass der Mann seinen Sohn zurück will, und da er Freunde in den höchsten Kreisen hat, wäre es gut für uns, wenn wir dafür sorgen würden, dass das passiert.“
Andrew zuckte unwillkürlich innerlich zusammen, weil Philips sich so kalt anhörte. „Richtig, und weil da draußen ein junger Mann von einundzwanzig Jahren ist, der Hilfe braucht.“
„Er hat im Majestic übernachtet“, sagte Sally. Sie klickte etwas an, und ein Bild des Hotels tauchte auf.
„Das ist eine recht nette Unterkunft für einen Rucksacktouristen“, bemerkte Bear. „Die meisten übernachten in Hostels.“
Philips ignorierte ihn und fuhr fort.
„Das Letzte, was wir von ihm haben, stammt von dem Tag, als er ausgecheckt hat. Er machte in einer Kneipe namens James Joyce Halt, wo er ein Bier trank und seine Mutter anrief. Er wollte am nächsten Tag mit dem Zug nach Deutschland fahren, um Freunde zu besuchen, tauchte dort aber nie auf. Er hat es nicht einmal bis zum Bahnhof geschafft“, sagte Philips. „Die Carters wandten sich an die Behörden, aber die fanden nichts. Es ist, als wäre er verschwunden, ohne irgendwelche Spuren–“
„Äh, das ist eigentlich unmöglich“, unterbrach Andrew seinen Boss. „Es bedeutet lediglich, dass, wer immer bis hierher ermittelt hat, jede Menge übersehen hat oder inkompetent ist oder … etwas verheimlicht.“
Philips ignorierte die Unterbrechung. Zweifellos war er inzwischen an so etwas gewöhnt.
„Dann soll ich also mein Tschechisch aufpolieren?“, fragte Lane.
„Das ist noch etwas“, sagte Philips. „Während er dort war, hat er sich bei einer Paarungsagentur eingeschrieben.“
Paarungsagenturen waren Andrew irgendwie unheimlich. Sie waren okay für jemanden, der aus freien Stücken nach einem Gefährten suchte. Aber nur allzu oft wurden sie benutzt, um Verpaarungen zu arrangieren, weil es die Familien so wollten. Manche Rudel, Herden und so weiter wählten passende Gefährten für ihre Mitglieder anhand dessen aus, was ihnen die besten Allianzen verschaffen würde. Mit Liebe hatte das wenig zu tun.
„Sind wir denn sicher, dass er nicht einfach ausgerissen ist?“, fragte Andrew. „Vielleicht war die Vorstellung, einen Gefährten aufgezwungen zu bekommen, zu viel für ihn.“
„Nein, seine Familie wusste nichts davon“, antwortete Philips. „Je mehr wir ausgraben, umso mehr passen die Dinge nicht zusammen. Nach Auskunft seiner Eltern hat er nie den Wunsch geäußert, einen Gefährten zu finden. Er ist immerhin erst einundzwanzig.“
In Andrews Kopf schwirrten bereits neue Ansatzmöglichkeiten, denen sie nachgehen konnten, um den vermissten Studenten zu finden.
„Und eine letzte Sache noch“, sagte Philips und wandte sich direkt an Andrew. „Man hat ausdrücklich dich angefordert.“
„Was? Mich?“, fragte Andrew. Das war an und für sich nicht so überraschend. Er war in dem, was er tat, der Beste. Dass jemand außerhalb des C.L.A.W. seinen Namen kannte, war allerdings eine Überraschung.
„Damit du Roberts nach Prag begleitest“, schloss Philips.
Andrew und Lane tauschten einen verwirrten Blick. Der Leopardwandler dachte offensichtlich dasselbe wie er.
„Sir“, fing Lane an, „ich verstehe nicht. Fast alles, was Andrew dabei zu tun hat, kann er von hier aus machen, und bei allem darüber hinaus kann er mich mündlich unterweisen.“
„Richtig“, stimmte Andrew zu. „Schön sicher von meinem Computer aus … außer es gibt etwas, das Sie uns noch nicht gesagt haben.“
„Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht mehr“, sagte Philips. Genau wie Andrew schien auch er nicht begeistert darüber zu sein, einen seiner Technik-Leute in einen Feldeinsatz zu schicken. „Aber das kommt von ganz oben.“
„Und mit ganz oben meinen Sie …“, wandte Lane sich fragend an Philips.
„Die Führung des MI-5“, antwortete Philips.
Andrew wusste nicht, wer die Führung des MI-5 innehatte, oder ob es sich dabei um einen Gestaltwandler handelte. C.L.A.W. war eine geheime Unterabteilung des MI-6, die sich ausschließlich um die Angelegenheiten der Gestaltwandler kümmerte. Sie war so geheim, dass nicht einmal andere Gestaltwandler in 5 und 6 von ihr wussten, es sei denn, man rekrutierte sie.
Zu wissen, dass irgendjemand da draußen nicht nur von ihm Kenntnis hatte, sondern sogar genug wusste, um ihn für einen bestimmten Fall zu wollen, war ihm unangenehm.
„Ist es, weil ich Fuchswandler bin, so wie der Vermisste?“, fragte er. „Oder wegen meiner Fähigkeiten?“
Philips zögerte. Andrew war nicht gut darin, Leute zu beurteilen – nicht so wie die Außenagenten – daher hatte er keine blasse Ahnung, was dem Mann durch den Kopf gehen mochte.
„Ich weiß es wirklich nicht. So oder so, ihr fliegt morgen los. Ihr habt da drüben keine rechtliche Handhabe, also versucht, das Chaos auf ein Minimum zu beschränken.“ Dann wandte er sich an Lane. „Und du wirst verdammt noch mal gefälligst dafür sorgen, dass er wieder heil zurückkommt.“
Einen Moment lang dachte Andrew, Philips würde von Carter reden, bevor ihm klar wurde, dass er selbst gemeint war.
„Ja, Sir“, antwortete Lane.
Lane beobachtete Andrew, der zu seinem Schreibtisch ging und den Laptop hochfuhr, den er überallhin mitnahm. Wie alle, die für C.L.A.W. arbeiteten, hatte Andrew eine Grundausbildung erhalten, besaß aber keinerlei Felderfahrung. Es machte Lane nervös zu wissen, dass der Fuchswandler sich in eine unbekannte, möglicherweise gefährliche Situation begeben würde. Wäre nicht ohnehin er derjenige, der zusammen mit Andrew nach Prag reisen würde, hätte er darum ersucht, dem Fall zugeteilt zu werden.
Es war etwas an Andrew Brady, das ihn von Anfang an neugierig gemacht hatte. Zunächst hatte er das Rätsel lösen wollen, das Andrew irgendwie umgab, aber dann hatte es sich zu mehr entwickelt. Andrews Verstand arbeitete auf einem anderen Level als sein eigener und fand Lösungen, noch bevor Lane überhaupt alle Teile zusammen hatte. Er war faszinierend.
Wie es für Lane typisch war, hatte er an dem Tag, als sie einander vorgestellt wurden, versucht, mit Andrew zu flirten und war resolut abgewiesen worden. Seitdem hatte Andrew scheinbar nichts als Feindseligkeit für ihn übrig gehabt. Würde Lane etwas mehr Anstand besitzen, wäre ihm das ein Zeichen gewesen, mit der Neckerei aufzuhören. Aber es machte einfach zu viel Spaß zuzusehen, wie die sonst so stoische Fassade des aufrechten Mannes zusehends bröckelte. Zumindest hatte er herausgefunden, wie er Andrew unter die Haut gehen konnte. Genau genommen hatte er daraus sogar so etwas wie eine Wissenschaft gemacht.
„Ich habe hier eure Ausweise und Tickets“, sagte Benjamin Clearwater, der auf Lane zueilte. Der junge Vogelwandler, Ausrüster des Büros, schob seine Brille die Nase hinauf und reichte Lane eine transparente Plastikhülle mit Pässen, Führerscheinen und Kreditkarten. „Oder sollte ich lieber sagen, ich habe Robert und Andy Moores Ausweise für euch?“
Lane schaute sich die Reisepässe an und schmunzelte. „Sieh mal, Liebling, wir sind verheiratet.“
„Oh, um Himmels willen, Clearwater“, sagte Andrew und stand von seinem Schreibtisch auf. „Wieso in aller Welt müssen unsere Tarnidentitäten miteinander verheiratet sein?“
Die bloße Tatsache, dass Andrew sich so darüber ärgerte, machte das Ganze für Lane nur umso amüsanter.
„Weil ein verheiratetes Paar auf Reisen weniger auffällt als zwei Männer, die gemeinsam reisen“, erklärte Clearwater. „Außerdem habe ich zwei Monate daran gearbeitet, Online-Identitäten für diese beiden zu etablieren. Es wird Zeit, dass die mal zum Spielen rauskommen.“
Lane musste unwillkürlich darüber lächeln, dass Clearwater von ihren falschen Identitäten redete, als wären sie seine Kinder.
„Keine Sorge, Clearwater, wir werden uns gut um sie kümmern“, sagte Lane.
„Das will ich auch hoffen“, antwortete Clearwater. „Ich will nicht einmal ein Ticket für falsches Parken im Zusammenhang mit ihren Namen sehen. Und bring auch Andrew ohne einen Kratzer wieder zurück.“
„Ich bin kein Auto“, beschwerte Andrew sich.
Damit drehte sich der Vogelwandler um und ging. Lane zuckte für Andrew übertrieben mit den Schultern, erntete aber lediglich ein Augenrollen für seine Bemühung.
Da sie nun allein waren, beobachtete Lane, wie der Fuchswandler nervös an den Nägeln einer Hand kaute, während die andere Hand mit geradezu absurder Geschwindigkeit tippte.
Die Vorstellung von Andrew in einem Feldeinsatz gefiel ihm nicht. Nicht das kleinste Bisschen. Für Lane bedeutete das, nicht nur den Erfolg der Mission sicherstellen zu müssen, sondern auch aufzupassen, dass Andrew nichts zustieß.
Er ließ sich auf der Schreibtischkante nieder und fragte den anderen Mann: „Kommst du damit zurecht?“
In dem Versuch, Lane von seinem Schreibtisch zu scheuchen, schlug Andrew mit der flachen Hand gegen dessen Oberschenkel, aber es funktionierte nicht.
„Mach dir um mich keinen Kopf“, versicherte Andrew ihm. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich werde dich nicht behindern.“
Anscheinend war Andrew in seiner Gegenwart ständig in der Defensive, und Lane hatte keine Ahnung, warum. Er wusste, dass der Fuchswandler ein ziemlich ernsthafter Typ war, aber er hatte auch schon gesehen, wie er mit anderen scherzte. Er lachte sogar bisweilen, wenn er und Clearwater gemeinsam an etwas arbeiteten. Dass Andrew ihm gegenüber ständig so verspannt war, störte Lane mehr, als ihm lieb war.
„So meinte ich das nicht“, antwortete Lane. „Ich … ach, egal. Wir sehen uns morgen früh.“
Andrew sah zu ihm auf und nickte ihm kurz zu. Mehr schien Lane für heute Abend nicht mehr von ihm erwarten zu dürfen.
Aber vielleicht würde diese Mission dazu beitragen, die Spannungen zu klären, die seit je her zwischen ihnen bestanden. Auf die eine oder andere Weise.
Andrew war dabei, komplett auszuflippen. Die Welt war einfach, wenn er hinter seinem Computer saß – er konnte alles sehen, sich egal wo in jedes System hacken – aber nun würde er in die reale Welt hinausgehen und sich ihr ungeschützt stellen müssen.
Er öffnete die Tür zu seiner Wohnung im Süden Londons und erschauerte angesichts der Zeit, die die Wanduhr im Flur anzeigte. Ihm blieben vielleicht noch vier Stunden, um zu packen und ein wenig zu schlafen, bevor er sich auf den Weg zum Flughafen machen musste.
Er lehnte sich mit dem Rücken an die geschlossene Wohnungstür und lauschte den Geräuschen seines Zuhauses. Da war das leise Ticken der Uhr und das gleichmäßige Brummen des Kühlschranks in der Küche. Abgesehen davon herrschte völlige Stille.
Das allerdings war zumindest ein angenehmer Aspekt des Ganzen – es würde schön sein, für ein paar Tage wegzukommen.
Sein Blick ruhte auf dem Schirmständer und dem einzelnen großen, roten Regenschirm darin. Er war das Einzige, was sein Ex-Freund zurückgelassen hatte, als sie vor fünf Monaten miteinander Schluss gemacht hatte. Es war schwierig, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn man nicht ehrlich über seine Arbeit reden konnte oder regelmäßig ohne Vorwarnung wegmusste, weil man plötzlich zu einer Mission gerufen wurde.
Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden oder sein nicht existierendes Liebesleben zu beklagen. Er musste packen. Er bezweifelte, heute Nacht rasch in den Schlaf zu finden. Die bevorstehende Mission spukte ihm viel zu sehr im Kopf herum. Aber er musste es wenigstens versuchen.
* * * *
Lane mochte Flughäfen. Es gefiel ihm, im Gewühl unterzutauchen und unauffällig die Leute dabei zu beobachten, wie sie ihrem Leben nachgingen. An einem Ort wie diesem war es leicht, mit der Masse zu verschmelzen. Er saß mit einem Kaffee vor einem Starbucks und suchte mit den Augen die vorbeiziehende Menge ab, um seinen Reisegefährten zu sehen, sobald der auftauchte.
Aber noch bevor er Andrew mit den Augen entdeckte, roch er ihn. Es überraschte ihn, den berauschend frischen, männlichen Geruch aus der großen Ansammlung von Leuten herausriechen zu können.
Als er Andrew schließlich sah, zog der Fuchswandler einen riesigen Koffer hinter sich her und schlurfte mit den Füßen wie ein Zombie.
Lane schickte ihm eine schnelle Textnachricht.
Guck nach links – L.
Andrew sah sich um. Als er Lane entdeckte, machte er seinen Rücken gerade und kam auf ihn zu.
„Du siehst aus, als könntest du das hier gebrauchen“, sagte Lane und reichte Andrew einen Kaffee.
Andrew starrte einen Moment lang verwirrt das Getränk in seiner Hand an, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm. Lane sah, wie sich Andrews Augen genüsslich schlossen, und irgendetwas in Lanes Brust wurde warm.
„Woher weißt du, was ich normalerweise bestelle?“, fragte Andrew, als er sich auf den Stuhl neben Lane fallen ließ. Er sah aus, als wäre er noch halb am Schlafen. Normalerweise, wenn Lane ihn sah, war Andrew stets hellwach und konzentriert. Sein hellbraunes Haar war für gewöhnlich gekämmt und gestylt und gab ihm das professionelle Aussehen, das ihm angemessen war. Jetzt aber war es irgendwie wuschelig, so als hätte er keine Zeit gehabt, ein Haarprodukt zu benutzen, nachdem er heute Morgen aus der Dusche gekommen war. Es gefiel Lane, ihn so zu sehen.
„Latte mit gesalzenem Karamell, Sojamilch und einem Schuss Espresso“, sagte Lane schmunzelnd.