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Nachdem er erfahren hat, dass sein Bruder ein Vampir/Engel-Hybrid ist, fällt es Kieran O’Callaghan ziemlich schwer, sich an die neue und seltsame Welt anzupassen, in die er hineingezerrt wird. Wäre da nicht Joey, der Werwolf, der sich offenbar entschieden hat, Kierans Freund und Mentor zu sein, wüsste Kieran nicht, wie er zurechtkommen soll. Joey Taylor wurde in Australien geboren und wuchs dort bei einem zutiefst religiösen und mit Vorurteilen behafteten Rudel von Werwölfen auf. Einige Leute halten ihn möglicherweise für etwas seltsam, aber Joey ist äußerst loyal. Als er Kieran begegnet, weiß er sofort, dass es sich bei dem Mann um seinen vorherbestimmten Gefährten handelt. Es sollte der schönste Tag seines Lebens sein, doch Kieran ist völlig hetero und hat gerade erst eine Langzeitbeziehung beendet. Können die beiden den Weg zu einander finden, auch wenn Joey sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass er für Kieran nur ein Freund sein kann, und Kieran entschlossen ist, sich mit Händen und Füßen gegen das Schicksal zu wehren? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 43.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Epilog
ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT
LESEPROBE:
Das Schicksal ist eine Reihe von Entscheidungen, die wir treffen
Nachdem er erfahren hat, dass sein Bruder ein Vampir/Engel-Hybrid ist, fällt es Kieran O’Callaghan ziemlich schwer, sich an die neue und seltsame Welt anzupassen, in die er hineingezerrt wird. Wäre da nicht Joey, der Werwolf, der sich offenbar entschieden hat, Kierans Freund und Mentor zu sein, wüsste Kieran nicht, wie er zurechtkommen soll.
Joey Taylor wurde in Australien geboren und wuchs dort bei einem zutiefst religiösen und mit Vorurteilen behafteten Rudel von Werwölfen auf. Einige Leute halten ihn möglicherweise für etwas seltsam, aber Joey ist äußerst loyal. Als er Kieran begegnet, weiß er sofort, dass es sich bei dem Mann um seinen vorherbestimmten Gefährten handelt. Es sollte der schönste Tag seines Lebens sein, doch Kieran ist völlig hetero und hat gerade erst eine Langzeitbeziehung beendet.
Können die beiden den Weg zu einander finden, auch wenn Joey sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass er für Kieran nur ein Freund sein kann, und Kieran entschlossen ist, sich mit Händen und Füßen gegen das Schicksal zu wehren?
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 43.000 Wörter
JANE WALLACE-KNIGHT
Das Schicksal ist eine Reihe von Entscheidungen, die wir treffen
Die Wölfe von Gardwich 2
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Fate is a Series of Choices We Make“: Jane Wallace-Knight
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2018
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
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Die silberne Tischuhr mit dem Perlmuttzifferblatt, die auf dem aus roten Ziegelsteinen gemauerten Kaminsims stand, zählte mit lautem Ticken die Sekunden. Davon abgesehen war es still in dem Wohnzimmer der Doppelhaushälfte im Randbezirk der kleinen Stadt namens Gardwich. Joey Tailor fand, das eindringliche Ticken in seinen Ohren kam einer gewissen Form von Folter sehr nahe, die er früher einmal zu erdulden gezwungen gewesen war. Er blieb so lange still sitzen, wie er konnte – was für Joey ohnehin immer eine Herausforderung war – während er und die Pflegemutter des Alpha-Gefährten seines Rudels einander quer durch das schummerig beleuchtete Zimmer anstarrten.
Die nervtötende Uhr sagte Joey, dass es spät wurde und dieser zweifellos grauenvolle Tag sich rasch seinem Ende zuneigte. Für Joey hatte der Tag damit begonnen, dass Sam – der Pflegesohn der Dame, in deren Haus er gerade saß – seine außergewöhnlichen Geisteskräfte dazu benutzt hatte, Joey bewusstlos zu schlagen. Was wirklich peinlich war angesichts dessen, dass der Junge in etwa die Größe und körperliche Stärke eines Zwergs besaß. Er nahm es Sam aber nicht übel. Joey hätte natürlich versucht, den Jungen davon abzuhalten, den Psychopath zu jagen, der seine Pflegemutter entführt hatte. Das war immerhin seine Aufgabe als Beta – das Rudel zu beschützen. Zum Glück war Sam rechtzeitig da gewesen, um Rita zu retten. Allerdings war sein Handeln nicht ohne Folgen geblieben.
„Tja“, fing Joey an, der schließlich einknickte, nachdem gute fünf Minuten lang keiner von ihnen beiden auch nur ein Wort geäußert hatten. „Ganz schön verrückte Nacht, hm?“
Rita runzelte bei seiner Frage die Stirn, was die feinen Fältchen rund um ihre müden Augen deutlicher hervortreten ließ. Ihre zitternden Hände hielten immer noch die zierliche Porzellantasse mitsamt Untertasse. Instinktiv hatte sie bei der Ankunft in ihrem Heim Tee gemacht, aber der war inzwischen längst kalt geworden, ohne dass sie auch nur einen einzigen Schluck genommen hatte. Joey pustete sich die mittelblonden Locken aus den braunen Augen und betrachtete die traumatisierte Frau aufmerksam.
„Du warst ein Wolf“, stieß sie schließlich hervor. Ihre Stimme war noch ganz heiser, weil sie so viel geschrien hatte, während sie zusehen musste, wie ihr Pflegesohn vor ihren Augen verblutete. Joey hatte ihr vorgeschlagen, ein gefrorenes Steak auf ihre geschwollene, verfärbte Wange zu legen, als sie endlich in Ritas kleinem, aber bezauberndem Haus angekommen waren, aber Rita hatte nichts dergleichen in ihrem Kühlschrank.
Der Gedanke an Steak erinnerte Joey daran, dass er seit dem Frühstück nichts gegessen hatte. Es war noch nie vorgekommen, dass Joey als Wolf auch nur eine einzige Mahlzeit ausgelassen hatte, ganz zu schweigen von zwei an einem Tag.
„Du warst ein Wolf“, versuchte Rita es noch einmal, und dieses Mal klang ihre Stimme ein wenig fester. „Und dann warst du ein Mann.“
Joey nickte. Er überkreuzte seine Fußknöchel, dann entkreuzte er sie wieder, nur um etwas zu tun zu haben. Diese ganze Sache, für Rita den Babysitter zu spielen, war nicht gerade sein Spezialgebiet. Joey war eher der Kerl, den man rief, wenn man Verstärkung im Kampf brauchte. Oder um einen Testesser für den Kuchen zu haben, den man gerade gebacken hatte. Seine Rudelgefährten behaupteten, Joey würde kämpfen wie ein verwundeter, verhungernder Hund, der nichts zu verlieren hatte und nach allem und jedem schnappte, der in seine Nähe kam. Wenn man das erlebt hatte, was Joey durchgemacht hatte, dann lernte man zu überleben, um jeden Preis.
„Ja. Haben Sie dazu Fragen?“, sagte er schließlich, als ihm klar wurde, dass sie ihren Satz so stehen lassen würde. Er wusste selbst nicht so genau, warum er sich angeboten hatte, die alte Dame nach Hause zu bringen. Sie hatte einen schwachen Geruch an sich, der in ihm den Drang weckte, seinen Ursprung zu erschnüffeln – der entfernte Duft von wildem Gras und brennendem Kirschbaumholz. Joey war in seinem Rudel auch dafür bekannt, die beste Nase zu haben, und während die meisten Wölfe diese zusätzliche Geruchsschicht, die an ihrer Kleidung haftete, wahrscheinlich nicht würden riechen können, weil sie kaum vorhanden war – Joey konnte es.
„Du bist ein Werwolf. Du und Jackson und die anderen Männer, ihr seid alle Werwölfe. Mein Sohn ist in einer Dreiecksbeziehung mit einem Werwolf und einem … einem …“ Sie schaute ihn Hilfe suchend an.
„Vampir“, ergänzte Joey hilfsbereit. Sein Alpha Jackson hatte, obwohl er seit fünfzig Jahren mit seinem Vampirpartner Alek zusammen war, endlich seinen wahren Gefährten gefunden: Sam. Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten sah es aus, als würde es zwischen den dreien gut funktionieren – zumindest bis heute Abend, als alles den Bach heruntergegangen war.
Rita gab ein ersticktes Schluchzen von sich, und Joey, der Mitleid mit ihr hatte, glitt von der Couch herunter und kniete sich neben sie. Er nahm ihr das klappernde Porzellan aus der Hand und stellte das Kaffeegeschirr auf dem hässlichen, korallenroten Teppich mit dem verblassten Kringelmuster ab. Als Australier wusste Joey sehr wohl, wie wichtig einer Frau ihr Porzellanservice war. Ob in Australien oder in England, wo sich das Rudel derzeit aufhielt, die Tradition, in Krisensituationen Tee zu kochen, schien tief in der Kultur verwurzelt zu sein.
„Dieser Mann, der mich entführt hat, war er ebenfalls ein Werwolf?“, fragte sie. Ihre Hände fühlten sich kalt an, als Joey sie ergriff. Es war wirklich komisch. Normalerweise war er nicht besonders gut im Umgang mit Leuten. Ehrlich gesagt fanden die meisten Leute, und sogar die meisten Wölfe, ihn ein wenig verschroben. Aber er mochte Sam, und so hatte er Sams Mutter ein wenig Trost spenden wollen. Und außerdem … je näher er ihr war, umso stärker wurde dieser wunderbare Geruch, den er wahrnahm. Er war sogar ein wenig überwältigt gewesen, als er ihr Haus betreten und festgestellt hatte, dass dieser Duft schwach an jeder aufnahmefähigen Oberfläche in den Räumen haftete, wie zum Beispiel am Sofa und dem Teppich.
„Das war er. Jetzt ist er tot. Alek hat ihn getötet“, antwortete Joey ihr mit einem breiten Lächeln, von dem er hoffte, dass es sie beruhigen würde. Ihn selbst beruhigte der Umstand, dass Ray tot war, ganz gewaltig. Er hasste den Gedanken, dass Ray sechs Monate lang im Rudel gelebt hatte, bevor irgendjemand bemerkt hatte, dass er seinen jungen Werwolfpartner Luca missbrauchte und dem armen Jungen praktisch eine Gehirnwäsche verpasste, indem er ihm vorlog, sie wären ,wahre Gefährten‘. Seinen wahren Gefährten zu finden war das absolut Wundervollste, was einem Werwolf passieren konnte; es war ihr heiligster Bund. Er hoffte, dass Luca lernen konnte, wieder genug zu vertrauen, sodass, wenn er eines Tages seinen wahren Gefährten fand, er sein Herz für ihn öffnen konnte.
„Was wollte er denn von meinem Sam?“, fragte sie inständig. „Und wo ist Sam jetzt? Der Blonde, dieser Alek, er zwang Sam, sein Blut zu trinken. Wird mein Junge jetzt auch zum Vampir?“
Joey biss sich auf die Innenseite seiner Wange, während er überlegte, wie er darauf antworten sollte. Es wäre wirklich besser gewesen, wenn einer der anderen die Frau nach Hause begleitet hätte, vielleicht eine von den Frauen. Aber zu dem Zeitpunkt hatte er nur gedacht, dass diese Aufgabe besser wäre, als den Tatort bereinigen zu müssen. Der Geruch eines brennenden Körpers blieb einem lange in der Nase, und mit Joeys empfindsamen Sinnesorganen war es für ihn besonders unangenehm.
„Okay, zunächst einmal: Sam wird völlig in Ordnung kommen. Er ist jetzt zu Hause und ruht sich aus“, erklärte Joey ihr. „Um ganz ehrlich zu sein: Angesichts dessen, dass er bereits ein halber Engel ist, sind wir nicht einmal sicher, ob er überhaupt in einen Vampir verwandelt werden kann. Aber so oder so sollte Aleks Blut ihn heilen.“
Rita starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an. Dann sprang sie von ihrem Lehnsessel mit Blumenmuster auf und warf Joey dabei fast um. „Ein halber was?“
Joey pustete sich erneut das Haar aus der Stirn. Es würde ein langer Abend werden. „Vielleicht sollte ich Ihnen noch einen Tee machen.“
* * * *
Joey stand in Ritas enger Küche und rührte etwas Milch in eine Tasse Tee. Er konnte sich nie merken, ob die Milch zuerst in die Tasse kam oder erst, wenn das heiße Wasser schon drin war. Aber er nahm an, dass es für Rita in ihrer derzeitigen Verfassung keinen Unterschied machte. Wahrscheinlich würde sie auch diesen Tee wieder kalt werden lassen. Die energische Frau war bei ihrer zweiten Tasse und mitten in einem weiteren Telefongespräch mit Jackson, um sich zum wiederholten Male nach Sam zu erkundigen. Jackson hatte Joey gesagt, dass er zum Anwesen zurückkommen konnte, falls er das wollte, da Ritas zweiter Pflegesohn Kieran O’Callaghan auf dem Weg zu ihr war. Aber Joey hatte in den letzten paar Stunden einen großen Beschützerinstinkt gegenüber der starken und dennoch so verwundbaren Frau entwickelt. Sie erinnerte ihn an seine Großmutter, die er vor vierzig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Joey war froh, dass sie gestorben war, bevor sie mitansehen musste, zu was für einer schwachen und eingeschüchterten Frau ihre Tochter geworden war.
Joey spitzte die Ohren, als er das Geräusch eines Schlüssels im Schloss der Vordertür hörte. Rasch stellte er die Milch wieder in den Kühlschrank und trug die Tasse mit dem Tee ins Wohnzimmer. Bei seinem Eintreten geschahen mehrere Dinge gleichzeitig, als der Mann, der nur Kieran sein konnte, Ritas Haus betrat. Kieran eilte sofort an die Seite seiner Mutter und kniete sich neben ihren Sessel, so wie Joey es vor einer Weile auch getan hatte. Der junge Mann nahm ihre Hand, sah die Schwellung und die Blutergüsse in ihrem Gesicht und fragte: „Was ist um Himmels willen mit dir passiert? Wer hat dir das angetan?“
Joey blieb wie angewurzelt stehen. Seine Augen hingen unverwandt an dem hinreißenden Mann vor ihm. Seine Nasenflügel bebten, während er immer wieder den Geruch von wildem Grass und brennendem Kirschbaumholz durch die Nase in seine Lungen sog. Das war sein Gefährte, die andere Hälfte seiner Seele, der Eine, der nur für ihn geschaffen worden war. Kieran war etwa genauso groß wie Joey, gute ein Meter achtzig, mit schwarzem, ordentlich geschnittenem Haar und Augen so dunkelblau wie der Ozean bei Nacht.
Joey erinnerte sich an die Zeit, als er noch ein Welpe war und all die Gefährtenpaare in seinem Rudel gesehen hatte. Er war im Westen von Australien aufgewachsen, in einer kleinen Stadt in der Nähe von Perth. Sein Rudel hatte mehr Ähnlichkeit mit einer Kommune gehabt als mit den anderen Rudeln, die er während seiner späteren Reisen kennengelernt hatte, und sie waren extrem religiös gewesen. Sie hatten sehr isoliert vom Rest der Welt gelebt, und besonders hatten sie den Kontakt mit Menschen gemieden. Die Halbwüchsigen des Rudels wurden ab einem gewissen Alter zu benachbarten Rudeln geschickt, um dort ihre Gefährten zu finden, aber davon abgesehen verließen sie praktisch nie ihr Zuhause.
Er erinnerte sich daran, wie er all die Paare angesehen und dabei das Gefühl bekommen hatte, irgendetwas würde mit ihm nicht stimmen. Er hatte keine Gefährtin finden wollen, wenn das bedeutete, für den Rest seines Lebens mit einem Mädchen zusammen sein zu müssen. Als er das seinem Vater, dem Alpha des Rudels gesagt hatte, hatte der ältere Mann nur gelacht und gesagt, das würde sich schon noch ändern, wenn Joey älter wurde. Aber seine Teenagerjahre waren sogar noch viel schlimmer gewesen. Er fing an, für einen der anderen Jungen zu schwärmen, und in einem schwachen Moment hatte er in der Hoffnung auf Rat und Hilfe seinem älteren Bruder seine Gefühle gebeichtet. Was er jedoch bekam, war eine üble Tracht Prügel und ein Aufenthalt in einem Camp zur Umerziehung. Nach mehreren Wochen an diesem entsetzlichen Ort war Joey ausgerissen und nie wieder zurückgekehrt. Obwohl er bedauerte, seine Familie nie wiederzusehen – besonders seinen kleinen Bruder, der damals erst ein Baby gewesen war – versuchte Joey, nicht zurückzuschauen.
Er hatte danach viele Jahre damit zugebracht, die Welt zu bereisen, ein einsamer Wolf auf der Suche nach Abenteuern. Als er schließlich Jackson und sein zusammengewürfeltes Rudel gefunden hatte, war es gewesen, als würde er nach Hause kommen. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie so zugehörig gefühlt. Und nun, mit einem toleranten, aufgeschlossenen Rudel hinter sich, hatte er endlich seinen Gefährten gefunden, und anstatt sich zu fürchten und zu grämen, wie er einst geglaubt hatte zu empfinden, wenn es geschah, fühlte es sich warm und richtig an.
„Sind Sie von der Polizei?“, fragte Kieran ihn plötzlich und drehte sich zu Joey um, was ihn wirkungsvoll aus seinen Erinnerungen riss.
Nicht nur, dass der Werwolf keine Worte fand, um die Frage seines Gefährten zu beantworten – seine Hand zitterte so sehr, dass ihm die feine Porzellantasse entglitt. Joey sah entsetzt zu, wie die Tasse vom Teppich abprallte. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte heraus und tränkte die korallenroten Fasern.
„Oh, Mist“, jammerte er, dann zwang er sich zu einem Lächeln. „Na ja, wenigstens ist die Tasse heil geblieben, hm? Und mach dir keine Sorgen wegen des Flecks – du würdest nicht glauben, wie oft wir bei uns Blutflecken beseitigen müssen. Tierblut, Menschenblut, einmal sogar Oktopusblut. Wir haben zu Hause ein paar wirklich gute Industriereiniger und Fleckenentferner. Damit kriegt man alles raus.“
Joey wurde bewusst, dass Rita und Kieran ihn auf diese Weise anstarrten, die für gewöhnlich bedeutete, dass er etwas falsch gemacht hatte. Er dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte.
War es der Oktopus? Wahrscheinlich war es der Oktopus.
„Da war nichts Schräges im Gange oder so. Nur ein Missgeschick in der Küche“, erklärte Joey. „Interessant dabei ist, dass Oktopusblut blau ist.“
Die beiden Menschen starrten ihn weiterhin unverwandt an, und Joey hatte das Gefühl, noch mehr sagen zu müssen, um die peinliche Stille zu füllen. „Und sie haben neun Gehirne. Eins in ihrem Kopf und eins in jedem der acht Tentakeln.“
„Entschuldige, aber … wer bist du?“, fragte Kieran schließlich und erhob sich auf die Füße. Er verschränkte die Arme vor der Brust, was seine Bizeps hervortreten ließ und Joey mächtig ablenkte. Kieran hatte tolle Muskeln – nicht so wie ein Bodybuilder, sondern wie jemand, der sich einfach nur gern fit hielt. Seine Haut war recht blass, was durch sein dunkles Haar nur noch betont wurde. Seine Arme waren ebenfalls von einer feinen Schicht dunkler Haare bedeckt. Joey schluckte, und seine Jeans fühlte sich plötzlich ein wenig eng an.
„Ich heiße Joey, so wie ein Babykänguru. Und ja, es war grausam von meiner Mutter, mich Joey zu nennen, wo wir schließlich in einem Land lebten, wo es von diesen kleinen Biestern nur so wimmelt“, plapperte Joey weiter. „Und ich bin kein Bulle, ich bin ein Freund von Sam. Sozusagen.“
„Sam? Geht es ihm gut? Würde mir jetzt vielleicht bitte mal jemand sagen, was zum Henker los ist?“, verlangte Kieran zu wissen. Er wandte sich erneut fragend an seine Pflegemutter.
Während Rita Kieran über die Ereignisse des Abends in Kenntnis setzte, flüchtete Joey in die Küche, um ein paar Papierhandtücher für den teegetränkten Teppich zu holen. Er konnte nicht daneben stehen und das Gesicht seines Gefährten beobachten, während dieser von Rita erfuhr, was Joey wirklich war. Er glaubte nicht, dass er ertragen könnte, wenn Kieran ihn mit Furcht, oder schlimmer noch, mit Abscheu ansehen würde. Joey konnte nicht fassen, dass er endlich seinen wahren Gefährten getroffen und wie ein Idiot immer weiter vor sich hin geplappert hatte. Sein Herz raste, und er war so überglücklich, dass er lauthals lachen wollte.
Auf Verdacht öffnete er den Schrank unter der Spüle und fand darin einen Eimer und etwas Teppichreiniger. Der war zwar nicht so gut wie der Industriereiniger, den sie auf dem Anwesen hatten, aber er würde seinen Zweck erfüllen. Außerdem hatte Joey ziemlich viel Milch in Ritas Tee gegeben, von daher war er zuversichtlich, dass Ritas frei verkäuflicher Teppichreiniger ausreichen würde.
Dann stand er an der Spüle und wartete, während der Eimer sich mit warmem Wasser füllte. Er gehörte nicht zu denen, die sich mit dem Studieren von Gebrauchsanweisungen aufhielten, sondern fand lieber auf eigene Faust heraus, wie die Dinge funktionierten. Also öffnete er – nach mehreren vergeblichen Versuchen – die Flasche und schüttete eine großzügige Menge des klebrigen Inhalts in den Eimer.
„Verdammte Kindersicherungen“, murmelte er vor sich hin.
„Hör zu, ich weiß zwar nicht, wer du bist oder warum du hier bist, aber meine Mutter scheint zu glauben, du seist ein Werwolf und mein Bruder ein Engel. Sie erleidet gerade offensichtlich eine Art Zusammenbruch“, beharrte Kieran, der plötzlich in der Küchentür aufgetaucht war.
Joey war so konzentriert mit den Putzutensilien beschäftigt gewesen, dass er ihn nicht hereinkommen gehört hatte, weshalb er erschrocken zusammenzuckte und sich heißes Wasser über die Hand goss. Er sog scharf den Atem ein und griff nach einem Tuch, um sich abzutrocknen, bevor er sich zu seinem Gefährten umdrehte. Dann lehnte er sich an den Küchenschrank und wartete darauf, dass Kieran weitersprach, während er zum ersten Mal in Ruhe den Mann betrachten konnte, den das Schicksal für ihn bestimmt hatte. In Joeys Augen sah Kieran perfekt aus, genau wie ein Gefährte sein sollte. Seine Augen waren von einem unheimlich tiefen Blau, und sie funkelten wie kostbare Juwelen. Joey verspürte ein komisches, hüpfendes Gefühl im Magen, als er in diese Augen sah. Es war so ähnlich wie das Gefühl, wenn man zu viel Fastfood gegessen hat und dann auf dem Jahrmarkt in eines dieser verrückten Fahrgeschäfte steigt, nur besser, weil es sich nicht so anfühlte, als müsste er sich übergeben. Joey lächelte bei dem Gedanken. Dann fiel ihm auf, dass Kieran ihn ebenfalls anstarrte und fragend die Augenbrauen hob.
„Also?“, soufflierte Kieran. „Wer bist du?“
Joey holte tief Luft, ließ den Eimer mit dem Teppichreiniger in der Spüle stehen und ging zur Hintertür. „Ich bin genau das, was deine Mutter gesagt hat. Komm mit, dann kann ich es dir zeigen.“
Joey schaute sich nicht um, um zu sehen, ob Kieran ihm folgte. Er schlüpfte einfach durch die Tür und ließ sie offen, als er in die Nacht hinaus trat. Er marschierte bis in die Mitte des kleinen Gartens, wo er beschloss, dass dieser Platz so gut war wie jeder andere, da ausreichend Bäume ihn vor den Blicken von Ritas Nachbarn verbargen. Dann begann er, seine Jeans aufzumachen.
„Okay, Partner, vielleicht solltest du einfach gehen, ja?“, schlug Kieran vor, als er zu Joey nach draußen kam. Er konnte natürlich nicht ahnen, wie Joey sich dabei fühlte, von ihm als ,Partner‘ bezeichnet zu werden, auch wenn Joey wusste, dass es in diesem Moment nur eine Floskel war. „Ich weiß nicht, was los ist oder warum du hier bist, aber ich denke, es wäre das Beste, wenn du einfach gehen würdest.“
Joey zog den Rest seiner Sachen aus, ungewöhnlich nervös darüber, dass sein Gefährte ihn nun zum ersten Mal nackt sehen würde. Die meisten Werwölfe wuchsen auf, ohne dass man ihnen Schamgefühle anerzog. Es kam Joey vor, als hätte er an dem einen oder anderen Punkt bereits jedes einzelne Mitglied seines Rudels schon einmal nackt gesehen. Das hier war jedoch etwas anderes. Vor ihm stand die eine Person, die das Schicksal als seinen perfekten Partner vorgesehen hatte, als seine andere Hälfte. Und Joey wollte, dass Kieran gefiel, was er sah. Joey erlaubte sich, Kieran beruhigend anzulächeln, bevor er sich auf alle viere niederließ.
„Ich werde dir nichts tun“, versprach Joey. „Ich würde mir lieber mein linkes Ei abschneiden, bevor ich dir weh tue, okay?“
Kieran trat ein paar Schritte von ihm zurück, und Joey erkannte, dass sein Gefährte kurz davor war, die Flucht zu ergreifen, also biss er in den sauren Apfel und ließ die Verwandlung geschehen.
* * * *
Kieran O’Callaghans Abend hatte so gut angefangen, also überraschte es ihn eigentlich nicht, dass er immer schlimmer wurde, je später es wurde. Nach einem erneuten, üblen Streit mit seiner Freundin Amy darüber, wie viele Stunden er mit Videospielen verbrachte, hatte Kieran eingelenkt und ihr versprochen, sie als Wiedergutmachung zum Abendessen auszuführen. Sie wohnten noch gar nicht so lange zusammen, erst seit etwa sechs Monaten, und nachdem sie sich schon wieder über irgendeinen unwichtigen Mist gestritten hatten, kam es ihm inzwischen vor, als würde er öfter in der Wohnung seines Pflegebruders übernachten als in seiner eigenen. Sie hatten sogar schon mehrere Male miteinander Schluss gemacht – zuletzt erst vor einem Monat – aber sie schienen die unangenehme Angewohnheit zu haben, immer wieder in den Armen des jeweils anderen zu landen. Amy war die erste Freundin, mit der es Kieran ernst war, die erste Frau, die er je geliebt hatte. Aber manchmal fragte er sich, ob es vielleicht nur die Furcht vor dem Unbekannten war, die sie zusammenhielt. Wie sollte er wissen, ob er jemals jemand anderen so lieben würde, wie er sie liebte? Er wusste, sie waren jung, beide gerade erst vierundzwanzig, aber wie sollte er wissen, dass er mit der Einen zusammen war? Kieran wollte sie nicht ganz verlieren, nur um dann festzustellen, dass er nie wieder jemanden lieben würde.
Und heute Abend hatte er sich wirklich angestrengt für Amy, hatte einen Tisch reserviert in dem Restaurant, von dem sie am Tag zuvor gesprochen hatte, weil ihm das vielleicht Bonuspunkte einbringen und er später mit Amy im Bett landen würde. Als sie allerdings in dem Lokal ankamen, hatte Amy ihn wütend darauf hingewiesen, dass sie das Restaurant lediglich erwähnt hatte, weil es in einem Artikel des Regionalblatts über die besten Esslokale der Gegend die schlechteste Bewertung bekommen hatte.
Das hatte Amy als Beweis dafür genommen, dass Kieran ihr nie zuhörte, weil er zu sehr damit beschäftigt war, in seinen Videospielen Aliens abzuschießen, um ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hatte sich geweigert, dort zu essen, also landeten sie am Ende in dem Hotel, wo Kierans Bruder Sam arbeitete, weil das Essen dort immer gut war.
Sie hatten gerade erst an einen romantischen Tisch für zwei Platz genommen, da erhielt Kieran einen Anruf von Rita, die ihn bat, sofort nach Hause zu kommen, weil es einen Notfall gegeben habe. Anstatt Verständnis zu zeigen und anzubieten, ihn zu begleiten, um sicherzugehen, dass es seiner Mutter gut ging, hatte Amy sich aufgeregt und ihm vorgeworfen, seine Mutter und seinen Bruder ihr stets vorzuziehen. Sie hatten gute zehn Minuten auf dem Parkplatz gestanden und sich über noch mehr unwichtigen Mist gestritten.