Gesegneter Dreier - Jane Wallace-Knight - E-Book

Gesegneter Dreier E-Book

Jane Wallace-Knight

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Beschreibung

Sam Reed ist schon von Geburt an anders. Diese Tatsache hat er schon immer gewusst und versucht, sie zu verbergen. Als Baby wurde er im Stich gelassen und fühlt sich seither immer fehl am Platz, denn er weiß nicht, wo er herkommt, oder warum er die Dinge tun kann, zu denen er fähig ist. Jackson Harcourt fürchtet sich schon lange vor dem Tag, an dem er seinem Gefährten begegnen wird. Von seinem Geburtsrudel verstoßen, hat er die Verantwortung für ein Rudel voller Ausgestoßener und Sonderlinge übernommen, die alle nach Zusammengehörigkeit suchen. Vor fünfzig Jahren ist Jackson einem siebenhundert Jahre alten Vampir namens Alek begegnet, und zusammen haben sie kein Rudel, sondern eine Familie aufgebaut. Als das Schicksal dafür sorgt, dass Jackson seinen wahren Gefährten Sam trifft, fühlt sich Aleks uraltes Herz an, als würde es letztendlich in zu viele Stücke zerspringen, um je wieder ganz zu sein. Aber während Alek sich auf das Schlimmste vorbereitet, fragt er sich, ob das Schicksal nicht manchmal vielleicht doch sehr seltsame Wege geht. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: ca. 46.000 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Epilog

ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT

LESEPROBE:

Gesegneter Dreier

Sam Reed ist schon von Geburt an anders. Diese Tatsache hat er schon immer gewusst und versucht, sie zu verbergen. Als Baby wurde er im Stich gelassen und fühlt sich seither immer fehl am Platz, denn er weiß nicht, wo er herkommt, oder warum er die Dinge tun kann, zu denen er fähig ist.

Jackson Harcourt fürchtet sich schon lange vor dem Tag, an dem er seinem Gefährten begegnen wird. Von seinem Geburtsrudel verstoßen, hat er die Verantwortung für ein Rudel voller Ausgestoßener und Sonderlinge übernommen, die alle nach Zusammengehörigkeit suchen. Vor fünfzig Jahren ist Jackson einem siebenhundert Jahre alten Vampir namens Alek begegnet, und zusammen haben sie kein Rudel, sondern eine Familie aufgebaut.

Als das Schicksal dafür sorgt, dass Jackson seinen wahren Gefährten Sam trifft, fühlt sich Aleks uraltes Herz an, als würde es letztendlich in zu viele Stücke zerspringen, um je wieder ganz zu sein. Aber während Alek sich auf das Schlimmste vorbereitet, fragt er sich, ob das Schicksal nicht manchmal vielleicht doch sehr seltsame Wege geht.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.

Länge: ca. 46.000 Wörter

JANE WALLACE-KNIGHT

Gesegneter Dreier

Die Wölfe von Gardwich 1

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Holy Trinity“:

Jane Wallace-Knight

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2018

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

„Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Fröhliches, neues Jahr!“ Im Old Fox and Hound Pub brach lauter Jubel aus. Freunde und Liebespaare begrüßten das neue Jahr mit Küssen. Sam Reed wandte sich erwartungsvoll seinem besten Freund und Pflegebruder zu und strahlte ihn an.

„Frohes neues Jahr, Sammy“, sagte Kieran. Dann überbrückte er den kleinen Abstand zwischen ihnen, und ihre grinsenden Münder fanden sich für eine Sekunde, bevor sie sich schnell wieder voneinander lösten. Sam konnte die Alkoholfahne zwischen den Lippen seines Bruders schmecken und versuchte erst gar nicht, sich auszumalen, wie viel er heute Abend getrunken haben mochte. Es war immer ein schweres Stück Arbeit, einen beschwipsten und in der Folge oft übermäßig zutraulichen Kieran ins Bett zu bringen.

Das Jahr 2013 zusammen mit seinem besten Freund und einem Haufen Leute, die er kaum kannte, in einer heruntergekommenen Kneipe einzuläuten, war nicht Sams erste Wahl gewesen. Aber wenn man mitten im Nirgendwo lebte, dann waren die Möglichkeiten arg eingeschränkt. Es machte ihm ein wenig Sorgen, dass er sich kürzlich gewissermaßen mit seinem Schicksal abgefunden hatte und auch nicht plante, dieses beschauliche Fleckchen Erde wieder zu verlassen.

Gardwich war eine englische Kleinstadt mitten in Essex. Die Verbrechensrate war niedrig, und es gab ein Kino, das schon so alt war, dass es unter Denkmalschutz stand. Allerdings bröckelte bereits der Putz, und es war viel zu kalt und feucht, als dass tatsächlich jemand dort sitzen wollen würde. Sonst gab es hier nicht viel in Gardwich, aber es war Sams Zuhause – das einzige Zuhause, das er je gekannt hatte.

An Tagen wie heute musste er manchmal an den Vater denken, den er nie gekannt hatte, und an die Mutter, die bei seiner Geburt gestorben war. Dann stellte er sich vor, wie sie zu dritt das neue Jahr begrüßten, einander umarmten und lachten und sich gegenseitig alles Gute wünschten. Aber so weit er und seine Pflegeeltern wussten, war er lediglich das Produkt eines One-Night-Stands. Selbst, wenn ein Elternteil bei ihm geblieben wäre, zweifelte er also stark, dass es viele Umarmungen gegeben hätte.

Tatsächlich aber war Sam dank einiger ziemlich entsetzlicher Erlebnisse bei seiner ersten Pflegefamilie heute ein zweiundzwanzig Jahre alter Waise und Hoteldiener-Schrägstrich-Barkeeper, der unter einer leichten Phobie bezüglich enger, dunkler Räume litt. Mann, bin ich eine gute Partie, dachte er sarkastisch bei sich.

Es gab lediglich zwei Personen auf der ganzen Welt, denen Sam vertraute. Die erste war seine Pflegemutter Rita. Er war im Alter von sechs Jahren zu ihr gekommen, und sie war auch die allererste Person gewesen, bei der er sich sicher gefühlt hatte. Und die andere Person war Kieran, der mit vierzehn zu ihnen gekommen war. Sam war zwei Jahre jünger, und für ihn war Kieran ein Superheld gewesen, weil er jeden verprügelt hatte, der es wagte, seinen neuen kleinen Bruder zu schikanieren. Sam hatte schon in sehr jungen Jahren gewusst, dass er schwul war. Rita erinnerte ihn gern daran, wie süß sie es fand, als er ihr im zarten Alter von neun Jahren gestand, er wäre in Nick Carter von den Back Street Boys verliebt. Er hatte sich zwar nie wirklich in der Schule geoutet, aber wenn man kleiner ist als die anderen Jungen in der Klasse und darüber hinaus noch weiche Porzellanhaut, große, blaue Augen und hellblonde Locken hat, dann wird man leicht zum Ziel … was ihn angelegentlich daran erinnerte, dass es mal wieder höchste Zeit für einen Haarschnitt war. Seine Locken gingen schon fast bis ans Kinn, und wenn sein Chef etwas an einem Mitarbeiter hasste, dann war es unfrisiertes Haar.

Er strich sich das Haar hinter die Ohren, erinnerte sich daran, dass heute ein fröhlicher Abend und ein Anlass zum Feiern war, und schob die düsteren Gedanken beiseite. Während er vor sich hingebrütet hatte, war Kieran offenbar irgendwohin verschwunden. Er wollte sich gerade auf die Suche nach ihm machen, als ihn etwas dazu drängte, sich umzudrehen. Das Gefühl war so ähnlich wie das, wenn man einfach wusste, dass man von irgendwem angestarrt wurde – so wie ein sechster Sinn oder der Spinnensinn von Spiderman. Was immer es auch war – als Sam sich umdrehte, sah er Kierans Ex-Freundin bei seinem Pflegebruder stehen, und sie hatte die Arme um ihn geschlungen. Sam fand sich seufzend damit ab, dass er heute Nacht wohl allein heimgehen würde.

Er mochte Amy. Er mochte sie sogar sehr. Sie und Kieran waren vor einem Jahr zusammengezogen und hatten Sam angeboten, in ihr Gästezimmer zu ziehen. Aber für ihn war der Zeitpunkt so gut gewesen wie jeder andere, um endlich anzufangen, auf eigenen Füßen zu stehen. Er konnte sich schließlich nicht für den Rest seines Lebens auf Rita und Kieran stützen, wie schwer es auch werden mochte. Also hatte er sich ein Stück die Straße hinunter eine Wohnung genommen, zusammen mit einem recht abgebrühten, grauweißen Straßenkater, den er schlafend in seiner umgestürzten Mülltonne gefunden und auf den Namen Al getauft hatte.

Kieran und Amy gehörten zu diesen Paaren, die in einem Moment gar nicht genug voneinander bekommen konnten und sich im nächsten beinahe die Augen auskratzten. Vor einer Woche war Kieran an Sams Haustür aufgetaucht, hatte behauptet, dieses Mal wäre es endgültig aus und er würde einen Platz zum Schlafen brauchen. Angesichts dessen, dass seine Hände gerade Amys Hintern hielten, während er gleichzeitig mit seiner Zunge praktisch ihren Mund fickte, ging Sam davon aus, dass er ab sofort wieder allein mit Straßenkater Al lebte.

Er freute sich für seinen Pflegebruder, das tat er wirklich. Aber ein kleiner, selbstsüchtiger Teil von ihm wollte Kieran ganz für sich behalten. Es war nicht so, als wäre er in ihn verliebt gewesen oder so etwas. Aber es konnte recht einsam werden, wenn man den Großteil seiner Gespräche mit einer einohrigen Katze führte.

Mit einem letzten Blick in das glückliche Gesicht seines Freundes beschloss Sam, die beiden sich selbst zu überlassen und sich auf den Heimweg zu machen. Es war der Anfang eines neuen, eisig kalten Jahres, und die Kälte traf ihn, sobald er die Kneipe verließ. Der Lärm aus dem Inneren erstarb umgehend, als die Tür hinter Sam zufiel. Er schnaufte, und sein Atem verwandelte sich in Nebelwölkchen. Wahrscheinlich sollte er sich glücklich schätzen, heute Nacht frei bekommen zu haben. Vor allem, da das Hotel einen neuen Besitzer bekommen hatte, den Sam noch gar nicht kannte, und der heute ebenfalls eine Party schmiss. Aber Sam war ohnehin nicht besonders scharf darauf, den Jahreswechsel zu feiern. Das war noch nie sein Ding gewesen. Der Gedanke, dass dieser Tag irgendwie eine Wegmarke im Leben eines Menschen bedeuteten sollte, erschien ihm lächerlich. All die guten Vorsätze … die meisten Diäten würden bereits morgen Mittag wieder beendet sein, und die Neujahrs-Nichtraucher würden noch vor dem Abend für eine Zigarette die Wände hochgehen.

Sam spürte den Eiswind von der See her, als er seinen Heimweg entlang der Docks begann. Er nahm einen tiefen Atemzug von der salzigen Luft und zog den Mantel enger um sich. Das rhythmische Rauschen der Wellen hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Draußen auf dem Wasser konnte er eine Yacht sehen. Sie war hell erleuchtet, und Musik klang bis zum Ufer herüber. Er konnte sich kaum einen schlimmeren Ort vorstellen, um Silvester zu feiern. Es musste so weit draußen auf dem Wasser eiskalt sein, und obendrein konnte man die Party nicht verlassen, bevor die Yacht nicht wieder angelegt hatte. Sam würde sich dort total wie in der Falle fühlen – etwas, das ihm ernsthafte Probleme bereitete.

Ein paar Jungs im Teenageralter gingen vorbei, und Sam hielt den Kopf gesenkt. Die Gruppe war eindeutig darauf aus, in dieser Nacht Ärger zu machen. Sam hätte nicht sagen können, woher er das wusste. Das passierte einfach manchmal. Rita schwor, dass er übersinnliche Fähigkeiten hatte, aber er konnte keine Lotteriezahlen vorhersagen oder sonst etwas Nützliches. Vielleicht, so dachte er, kam es daher, dass er als Kind gelernt hatte, die Launen seines früheren Pflegevaters zu lesen. Schon wenn der alte Mann nach einem Kneipenabend zur Tür hereingekommen war, hatte Sam gewusst, ob er sich irgendwo verstecken musste oder einfach nur sehr still zu sein brauchte.

Ein Stück voraus stand verborgen hinter einem erst kürzlich errichteten Eisentor ein großes Anwesen, das einst ein wunderschönes Herrenhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert gewesen war. Leider war es Anfang der fünfziger Jahre gekauft und in einen Mietkomplex verwandelt worden. Im Laufe der Jahre war es ziemlich heruntergekommen, der Garten überwachsen und voller Unkraut. Aber vor sechs Monaten war es erneut verkauft worden und kehrte nun nach und nach zu seinem früheren Glanz zurück.

Natürlich verbreiteten sich in der Stadt Gerüchte über den neuen Besitzer und dessen Pläne für das Anwesen, aber niemand schien wirklich etwas Genaues zu wissen. Sam stellte sich gern eine Art Einsiedler vor, ein bisschen so wie das Phantom der Oper, der sich im Inneren nach einer verlorenen Liebe verzehrte. Selbst Sams Fantasien neigten dazu, düster und leicht depressiv zu klingen.

Er blieb an dem Tor stehen, ergriff mit seinen kalten, handschuhlosen Händen das eisige Metall und starrte auf das riesige Gebäude. Es hatte drei Stockwerke und erhob sich in der Dunkelheit eines fast fünf Hektar großen, überwucherten Geländes. Es war über hundert Jahre alt, und die bisher erkennbaren Renovierungsarbeiten schienen darauf abzuzielen, es lediglich zu restaurieren, nicht jedoch zu modernisieren. Sam freute sich darüber. Ein Baugerüst erhob sich an der Seite des Hauses, und mehrere Lieferwagen parkten auf dem Grundstück. Ein kleines Stück Rasenfläche rund um das Haus war ordentlich gemäht worden, und sogar einige Blumenbeete hatte man entlang des steinernen Weges gepflanzt, der zu der großen Eingangstür führte.

Er war nicht sicher, wie lange er dort stand, das Anwesen anstarrte und sich in seiner Fantasie ausmalte, was er mit einem solchen Ort anfangen würde, wenn er das Glück hätte, ihn zu besitzen. Aber plötzlich hatte er wieder dieses Gefühl … diese Gewissheit, beobachtet zu werden. Er drehte sich langsam um in der Erwartung, jemanden auf der anderen Straßenseite zu sehen, aber stattdessen erblickte er einen wahren Bären von einem Mann, der weniger als einen Meter hinter ihm stand.

Sam zuckte heftig zusammen und verfluchte sich auf der Stelle innerlich wegen dieser Schwäche. Aber er fühlte den knochigen Finger der Angst, der sein Rückgrat entlangstrich. Der Mann vor ihm war beinahe zwei Meter groß, eine Mauer aus soliden Muskeln und so nackt wie am Tag seiner Geburt. Er hatte dunkelbraune Augen, aber das harte Licht der Straßenlampe ließ sie bernsteinfarben leuchten. Sein Haar war ein zerzaustes Durcheinander in dunkelbraun, das Blatt eines Baumes hing zwischen den Strähnen, und die olivfarbene Haut seines Gesichts wurde von einem Bart bedeckt, der mehrere Wochen alt war. Seine Brust war muskulös, und Sams Blick wanderte scheinbar ganz von selbst hinunter zum Unterleib des Mannes. Trotz seiner Furcht verspürte Sam einen Anflug von Lust, als er den halbsteifen Penis sah, der ihn begrüßte. Er war herrlich und dick und außerdem der erste erigierte Schwanz, den Sam je persönlich gesehen hatte.

Sam erwartete irgendwie, dass der Mann sich entschuldigen würde, weil er ihn erschreckt hatte, aber stattdessen kam er näher und drängte Sam noch mehr gegen das eiserne Tor hinter ihm. Sam sog scharf den Atem ein und schluckte heftig, als der Mann sich nach vorn beugte und seine Nase an Sams Hals vergrub. Er schnupperte tief und ausgiebig an Sams Haut, so als wäre Sam ein Glas kostbaren Weines. Sam hielt den Atem an. Die Furcht ergriff ihn nun so stark, dass er zitterte. Der große Mann war zu nah und zu stark, und während die Panik und die Erinnerung an die Vergangenheit ihn packte, erkannte Sam ein wenig zu spät, dass er den Atem zu lange angehalten hatte.

Als alles um ihn herum in Dunkelheit versank, wurde ihm noch vage bewusst, dass er nicht auf dem Boden aufschlug. Stattdessen schwebte er mühelos, getragen von zwei starken Armen.

Kapitel 2

„Was hast du dir nur dabei gedacht, ihn hierher zu bringen?“, verlangte Alek zu wissen, während er vor dem Kamin auf und ab ging. Die glühende Hitze des offenen Feuers konnte ihm nichts anhaben. Er hatte heute Abend gearbeitet, und nach Wochen der Trennung von seinem Geliebten hatte er sich sehr auf die Heimkehr und das leidenschaftliche Wiedersehen gefreut. Aber was fand er stattdessen vor? Jackson, seit über fünfzig Jahren sein geliebter Partner, mit einem Jungen auf den Armen, von dem er behauptete, er sei sein Gefährte.

„Was hätte ich denn tun sollen, Alek? Ihn einfach auf der Straße liegen lassen, damit Gott weiß was oder wer ihm alles Mögliche antun kann?“, erwiderte Jackson zähneknirschend. Sein Südstaatenakzent trat deutlicher hervor als gewöhnlich. Alek kannte seinen Partner gut, manchmal sogar zu gut, und er wusste, dass Jackson sich ihm zuliebe bemühte, sein Temperament zu zügeln.

„Er ist mein Gefährte“, sagte Jackson beinahe resigniert. Dies war der Tag, vor dem ihnen beiden gegraut hatte. Der Tag, an dem sich ihr Leben ändern würde. Ihre Beziehung war nicht immer einfach gewesen – ein Alphawolf und ein siebenhundert Jahre alter Vampir gerieten bisweilen heftig und leidenschaftlich aneinander – aber sie waren glücklich miteinander gewesen. Sie hatten ein Rudel aufgebaut und eine gemeinsame Familie gegründet, und jetzt konnte all das zerbrechen – getroffen von einem Projektil in Form eines jungen Mannes, der aussah wie ein Engel.

Als Rudel waren sie gezwungen, etwa alle fünfzehn Jahre an einen anderen Ort zu ziehen, damit die Menschen nicht misstrauisch wurden, weil sie nicht alterten. Es war reiner Zufall, dass sie dieses Mal in Gardwich gelandet waren. Die Würfel waren gefallen, wenn man so wollte.

„Es tut mir leid“, flüsterte Jackson. „Ich weiß, wie das für dich sein muss. Ich habe das nicht gewollt, Alek, aber jetzt, da ich ihn gefunden habe, kann ich ihn nicht gehen lassen.“

„Wir wussten, dass dieser Tag kommen könnte“, jammerte Alek. Er blieb stehen, und seine eisblauen Augen erkannten die Zärtlichkeit im Gesicht seines Geliebten, als der seinen einzig wahren, vom Schicksal bestimmten Gefährten betrachtete. In all seinen langen Jahren hatte Alek nie jemanden so geliebt, wie er in diesem Augenblick Jackson liebte. Er wusste nicht, ob er den Verlust überleben würde. Sie waren ein Paar geworden, als Homosexualität in den meisten Ländern der Welt noch gegen das Gesetz verstieß – damals, als sie noch nicht Hand in Hand die Straße entlang gehen konnten. Gemeinsam hatten sie gesehen, wie die Welt sich änderte, toleranter wurde, und nun lebten sie in einem Land, in dem sie ganz legal heiraten konnten. Sie hatten kostbare Freunde verloren und gemeinsame Schlachten geschlagen und sich allem gestellt, was das Schicksal ihnen an Steinen in den Weg gelegt hatte, und es hatte ihre Beziehung nur stärker gemacht. Alek hatte die Risiken gekannt, die damit einhergingen, einen Werwolf zu lieben. Er hatte immer gewusst, dass es so enden könnte. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war …, wenn er in der Zeit hätte zurückreisen können, um sein jüngeres Selbst vor diesem Tag zu warnen, er hätte es nicht getan. Er würde die Zeit, die er mit Jackson Harkort gehabt hatte, für nichts in der Welt eintauschen.

Der Junge auf dem Sofa gab einen wimmernden Laut von sich und drehte den Kopf, als würde er etwas Unangenehmes träumen. Jackson hatte ihm Mantel und Schuhe ausgezogen, um es ihm bequemer zu machen. Nun stand er da und wachte über ihn. Seine Paarungshormone weckten bereits jetzt einen übermächtigen Beschützerinstinkt.

Von dem Augenblick an, als er begriff, was vor sich ging, hatte Alek sich innerlich für einen Streit gewappnet. Aber seinen Geliebten zusammen mit dem Jungen zu sehen, hatte seinen Zorn schnell abgekühlt. Nicht einmal Alek konnte das Schicksal, diese gemeine Hexe, besiegen. Sein Großvater in Russland kannte ein altes Sprichwort: „Spanne deinen Bogen nicht, bevor dein Pfeil ein stehendes Ziel hat.“ Alek wusste einfach nicht, auf was er hier überhaupt hätte zielen sollen.

„Du solltest nachschauen, ob er ein medizinisches Notfallarmband oder so etwas trägt. Vielleicht ist etwas in seiner Brieftasche. Gesunde junge Männer fallen normalerweise nicht einfach so in Ohnmacht. Es sei denn, die Ursache war entweder dein roher, männlicher Sexappeal oder der gotterbärmliche Gestank des Waldes, der an dir klebt“, sagte Alek sarkastisch und brachte damit den Wolf zum ersten Mal seit seinem Eintreffen zum Lächeln.

* * * *

Sam hörte Stimmen durch den dicken Nebel des Schlafes. Er steckte in diesem Zwischenreich zwischen Schlafen und Wachen, wo sich alles und nichts real anfühlte. Es war ein warmer, weicher Ort, an dem er gern geblieben wäre, aber die Stimmen, die seine Träume störten, zogen ihn langsam an die Oberfläche. Es waren zwei Stimmen – eine tiefe, amerikanische irgendwo aus dem Süden, die andere mit einem leichten russischen Akzent – und sie flüsterten miteinander, als wollten sie vermeiden, jemanden aufzuwecken. Oh, das wäre dann wohl ich, dachte Sam. Und plötzlich war er zurück in der Welt. Er spürte die Hitze eines knisternden Kaminfeuers in der Nähe und die weiche Kaschmirdecke, auf der er lag und die über ein bequemes Sofa geworfen worden war.

Er konnte zwei Männer riechen, einer warm und erdig, der andere kühl und frisch. Was seine Aufmerksamkeit jedoch am meisten fesselte, war das Gefühl, ein uraltes Herz zu spüren, das beinahe exakt in zwei Teile zerbrach. Angesichts der ruhigen und gefassten Stimme des Mannes überraschte Sam das sehr. Und dann ertönte ein leises Schnuppern, das beinahe vom Klang des einsetzenden Regens an den Fenstern geschluckt wurde.

„Er wird wach. Versuch ihm keine Angst zu machen. Er hat vorhin schon nach Furcht gerochen.“

Der Russe mit dem gebrochenen Herzen schnaubte und klang trotz allem immer noch selbstsicher. „Das überrascht dich? Du hast ausgesehen und gerochen, als hättest du seit Wochen im Wald gelebt.“

„Ich habe seit Wochen im Wald gelebt. Was soll ich deiner Meinung nach beim nächsten Mal tun? Zelt und Campingklo mitnehmen?“

„Ich nehme an, dass ich beim nächsten Mal nicht mehr da sein werde.“ Traurigkeit färbte die Worte des russischen Mannes.

Der umfassende und vollkommene Kummer des Mannes traf Sam, als würde ihm jemand kaltes Wasser ins Gesicht schütten. Er setzte sich auf und schnappte nach Luft, als könnte er den Schmerz des anderen Mannes schmecken.

Überraschenderweise zuckten die beiden Männer, obwohl sie so groß und mächtig wirkten, bei Sams Erwachen zusammen und wichen ein Stück vor ihm zurück. Erst da wurde ihm klar, wie nah sie ihm tatsächlich gewesen waren. Der traurige Mann mit dem kantigen Gesicht, das irgendwie jung und alt zugleich wirkte, hatte dichtes, eisblondes Haar, das sorgsam gestylt schien. Während Sam ihn ansah, entfernte sich der Mann noch weiter von ihm, und das Gefühl der Traurigkeit in Sams Brust ließ ein wenig nach.

„Geht es dir gut?“, fragte der Mann, der Sam vor dem Tor buchstäblich fast zu Tode erschreckt hatte, nun jedoch ganz anders aussah. Sein Haar war gewaschen und gekämmt, sein Bart ordentlich zu gleichmäßigen Stoppeln gestutzt, und unter seiner Jeans und seinem T-Shirt roch er nach herbem Duschgel. Wenn das überhaupt möglich war, dann sahen seine Muskeln unter der engen, grauen Baumwolle noch beeindruckender aus als in nacktem Zustand.

„Sind Sie Russe?“, fragte Sam den anderen, blonden Mann, denn plötzlich sah er im Geiste Bilder von ihm als kleiner Junge, der mit Schnee in den Haaren zu seiner Mama lief und in ein privilegiertes Leben hineingeboren worden war.

Er schüttelte den Kopf über diese scheinbar willkürlichen Bilder und versuchte erneut zu sprechen. Er wusste es schließlich besser, als einfach seine Halluzinationen herauszuplappern. „Ich meine, ja, es geht mir gut, danke. Warum haben Sie einen Monat lang im Wald gelebt?“

Der blonde Mann – Sam glaubte, der andere hatte ihn Alek genannt – schmunzelte über die Frage. „Erschrick ihn möglichst nicht noch einmal so, dass er das Bewusstsein verliert, Jackson.“

Jackson verdrehte die Augen, als er Alek einen Blick zuwarf, aber man konnte deutlich die tiefe Zuneigung zwischen den beiden Männern erkennen. „Ich gehe manchmal gern zurück zur Natur. Ich mag’s gern urtümlich.“

Sam fiel auf, dass Aleks Akzent viel komplexer war, als er zunächst gedacht hatte. Zwar hatte er recht und der Mann hatte eindeutig lange Zeit in Russland zugebracht, aber sein Akzent war während vieler Jahre hier in England weicher geworden. Er stand da wie eine Götterstatue, erhobenen Hauptes und elegant, während Jackson vor Sam kauerte wie ein Tier, das jeden Moment angreifen konnte. Sam war nicht sicher, was hier in diesem wunderschönen Anwesen vor sich ging, aber es war ganz gewiss etwas Seltsames an beiden Männern.

„Sie tragen nicht einmal Kleidung, wenn Sie zum Camping gehen? Auch nicht auf dem Hin- und Rückweg? Kommen Sie, ich bin nicht dumm“, beharrte Sam schnaubend. Warum stellte er Jackson diese Fragen überhaupt? Er hatte keine Ahnung. Klüger wäre es in seiner Lage wohl gewesen, sich für die Gastfreundschaft zu bedanken und sich dann zügigst aus dem Staub zu machen.

Seltsamerweise hatte er jedoch nicht das kleinste bisschen Angst. Und wenn man bedachte, dass er fast sein ganzes, bisheriges Leben in Angst verbracht hatte, war das schon ziemlich ungewöhnlich. Dennoch waren seine vorherrschenden Empfindungen dieses Mal Wärme und Neugier.

Jackson hockte sich vor das Sofa, wo Sam noch immer saß und die Füße unter sich gezogen hatte – eine schreckliche Angewohnheit, für die seine Pflegemutter ihn oft schalt, weil es ihm zweifellos später im Leben eine schlechte Durchblutung bescheren würde. Jackson schaute Sam an, wie man vielleicht ein Kätzchen anschauen mochte, das man hinter dem Sofa hervorzulocken versuchte. Offenbar nahm er an, dass Sam von ihm eingeschüchtert war.

„Sieh mal, du bist hier sicher, okay? Wir tun dir nichts“, versprach Jackson mit sanfter Stimme. In seinem Gesicht spiegelte sich dieselbe Zuneigung, die Sam dort erkannt hatte, als Jackson Alek angeschaut hatte.

„Äh, cool“, war die brillante Antwort des jungen Mannes. Er stand auf und streckte seinen Körper. Er hörte ein leises Knacken in seiner Schulter, die er sich als Kind mit sechs Jahren einmal ausgerenkt hatte. Leider war es kein Zufall gewesen, dass er sich die Schulter im gleichen Alter verletzt hatte, als er auch die Pflegeeltern gewechselt hatte. „Das erklärt aber nicht, warum Sie nackt waren.“

Sam drehte sich wieder zu Jackson um und stellte fest, dass dessen Blick unverwandt auf seinem Körper geruht hatte, als er sich gestreckt und gereckt hatte. Plötzlich wurde er sehr verlegen und schüchtern. Unbewusst rückte er ein wenig näher an Alek heran, so als könnte ihn dessen hochgewachsener Körper vor Jacksons intensiven Blicken abschirmen. Sam hatte noch nie damit umzugehen gewusst, wenn jemand Interesse an ihm zeigte. Das schien ihn immer vollkommen zu verwirren.

„Oh, er ist niedlich“, sagte Alek schmunzelnd und beobachtete belustigt, wie Sam sich neben ihn stellte. Immer noch verströmte Alek geradezu diese tiefe Traurigkeit, aber Sam konnte es jetzt etwas besser aushalten. Er fragte sich, ob Alek ausgegangen war, um irgendwo den Jahreswechsel zu feiern. Jedenfalls war er so angezogen. Er trug einen hellgrauen Anzug inklusive Weste und ein hellblaues Hemd mit passender Krawatte in der Farbe seiner Augen. Eigentlich sah er mehr so aus, als würde er heiraten oder vielleicht für eine Parfümwerbung modeln. Sam kam sich in seiner Jeans und dem Pullover dagegen geradezu gammelig vor.

---ENDE DER LESEPROBE---