Eine arrangierte Paarung - Jane Wallace-Knight - E-Book

Eine arrangierte Paarung E-Book

Jane Wallace-Knight

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Beschreibung

Hunter White verließ sein Zuhause, sobald er es konnte. Bei seiner Rückkehr als neuer Alpha erfährt er, dass sein Vater dem Rudel einen Haufen Schulden hinterlassen hat. In seinem verzweifelten Bemühen, das Rudel zu retten, geht Hunter einen Deal mit einem mächtigen Vampir ein: Der Anführer des Vampirnests zahlt die Schulden des Rudels ab, unter der Bedingung, dass Hunter einen Vampir zum Gefährten nimmt. Der Vampir Aeron Lyons hat während seines übernatürlich langen Lebens schon eine Menge mitgemacht, aber dies übertrifft alles. Einem Alpha-Werwolf wie eine Art Handelsware übergeben zu werden, kam in seiner Lebensplanung eigentlich nicht vor, aber er ist nicht so dumm, zu einem Mann wie Ken Roberts Nein zu sagen. Während er sich damit abfindet, von nun an zu einem Rudel zu gehören, das ihn schon aus Prinzip nicht mag, hat Aeron keine Ahnung, wie steinig der Weg wird oder wie er den Rest seines Lebens mit einem Mann verbringen soll, der ihn hasst. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Länge: rund 40.000 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Epilog

ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT

LESEPROBE:

Eine arrangierte Paarung

Hunter White verließ sein Zuhause, sobald er es konnte. Bei seiner Rückkehr als neuer Alpha erfährt er, dass sein Vater dem Rudel einen Haufen Schulden hinterlassen hat. In seinem verzweifelten Bemühen, das Rudel zu retten, geht Hunter einen Deal mit einem mächtigen Vampir ein: Der Anführer des Vampirnests zahlt die Schulden des Rudels ab, unter der Bedingung, dass Hunter einen Vampir zum Gefährten nimmt.

Der Vampir Aeron Lyons hat während seines übernatürlich langen Lebens schon eine Menge mitgemacht, aber dies übertrifft alles. Einem Alpha-Werwolf wie eine Art Handelsware übergeben zu werden, kam in seiner Lebensplanung eigentlich nicht vor, aber er ist nicht so dumm, zu einem Mann wie Ken Roberts Nein zu sagen. Während er sich damit abfindet, von nun an zu einem Rudel zu gehören, das ihn schon aus Prinzip nicht mag, hat Aeron keine Ahnung, wie steinig der Weg wird oder wie er den Rest seines Lebens mit einem Mann verbringen soll, der ihn hasst.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt.

Länge: rund 40.000 Wörter

JANE WALLACE-KNIGHT

Eine arrangierte Paarung

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „An Arranged Mating“:

Jane Wallace-Knight

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2019

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

„Meine Geschichte ist keine besonders schöne. Jedenfalls fängt sie nicht schön an“, begann Aeron Lyons, als er auf dem cremefarbenen Sofa in dem kleinen Zimmer auf der vierten Etage Platz nahm. Es war Anfang Sommer, und in dem Raum war es warm und schwül trotz des Umstandes, dass die Sonne bereits unterging. Es war einer dieser Sommer, die sich anfühlten, als wäre sämtliche Atemluft verdampft.

Unten auf den Straßen New Yorks brummte das Leben; nicht alle Geräusche und Gerüche waren angenehm, aber alle waren vertraut.

Der Mann in dem Ledersessel gegenüber lehnte sich zurück und legte die Finger unter seinem Kinn aneinander. „Wieso erzählen Sie sie mir nicht einfach?“

Aeron ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. An der Wand hing die gerahmte Fotografie einer Berglandschaft. Auf all seinen Reisen hatte Aeron nie einen Berg bestiegen. Jedes Mal, wenn er glaubte, schon alles getan und alles gesehen zu haben, erinnerte ihn die Welt daran, wie groß sie in Wirklichkeit war.

„Ich bin in den Sechziger Jahren in Kalifornien aufgewachsen, mit einer Hippiemutter, die die brillante Idee hatte, mich auf den Namen des walisischen Schlachtengottes zu taufen. Witzig, oder?“, fragte er mit einem schiefen Grinsen.

Das Gesicht seines Gegenübers blieb ausdruckslos. Richtig. Das war nicht der relevante Teil der Geschichte. Die Ironie des Ganzen erschloss sich jetzt noch nicht.

Aeron war sich vollkommen im Klaren darüber, dass der Mann ihn für wahnhaft hielt. Ein Blick in das Notizbüchlein, das er führte, würde Aeron ohne Zweifel eine armlange Liste von psychischen Störungen und Anzeichen für Geisteskrankheit zeigen.

„Warum sagen Sie das?“, fragte der Mann.

„Dazu kommen wir noch, das kommt später in der Geschichte“, antwortete Aeron. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich habe schließlich für eine ganze Stunde bezahlt, da wollen wir nicht vorschnell zum Höhepunkt kommen.“

Der Mann nickte, damit Aeron fortfuhr.

„Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Meine Mutter sagte mir, er wäre Musiker gewesen“, sagte Aeron. „Aber um ehrlich zu sein, war sie damals so oft auf Drogen, dass sie wahrscheinlich keine Ahnung hatte, wer er wirklich war.“

„Das muss schwer gewesen sein, so ganz ohne Vater aufzuwachsen.“

Das rötliche Licht der untergehenden Sonne wurde von den Fensterscheiben des gegenüberliegenden Gebäudes reflektiert und schien ihm ins Gesicht.

„Nicht wirklich“, sagte Aeron. „Es war, was es war. Ich machte mit meinem Leben weiter, und sobald ich alt genug war, verließ ich mein Zuhause.“

„Wohin gingen Sie?“

„Hierher, nach New York“, antwortete Aeron. „Ich nahm einen Job in einem Plattenladen an und gewann ein paar gute Freunde. Eine Zeitlang war das Leben gut, aber dann eines Abends, nachdem ich ein Livekonzert in einer Bar besucht hatte, wurde ich ermordet.“

Er hob den Kopf, um die Reaktion des Mann zu sehen, aber der zeigte keine. Zweifellos hielt er Aerons Aussage für eine weitere Wahnvorstellung – alles nur ein Teil von Aerons Problem.

„Sie wurden ermordet?“

„Das wurde ich. Sehen Sie, ich wusste noch nie, wann ich meinen Mund halten muss. Das blöde Ding geht jedes Mal los, bevor mein Gehirn sich einschalten kann. Ich war auf dem Heimweg, zusammen mit diesem Typen, den ich zu der Zeit gerade fickte, und ein paar Arschlöcher hatten etwas dagegen, dass wir uns an den Händen hielten. Sie fingen an, uns allen möglichen Scheiß an den Kopf zu werfen. Natürlich konnte ich nicht einfach weitergehen. Aber ich schätze, ich hatte mir den Falschen ausgesucht, um zurückzubrüllen, denn ich bezog mächtig Prügel.“

„Was war mit dem anderen Mann, der bei Ihnen war?“

„Hm? Oh, er rannte weg“, antwortete Aeron. „Kann’s ihm nicht verübeln.“

„Und Sie wurden also … getötet?“

„Nein“, fuhr Aeron fort und ignorierte die Tatsache, dass der Mann eindeutig nur versuchte, ihn bei Laune zu halten. „Sie traten mir ordentlich in den Hintern, aber das war es nicht, was mich umbrachte. Nein, das war der Vampir, der danach plötzlich auftauchte. Er war durchgedreht, völlig außer Kontrolle. Er stürzte sich auf mich wie ein Raubvogel auf ein sterbendes Tier.“

„Ein Vampir?“, fragte der Mann und schrieb auf der Armlehne seines Sessels etwas in sein Notizbuch.

„Ja, aber dieser Vampir war noch ziemlich neu im Geschäft und hatte keine Ahnung, was zum Henker er tat. Er heulte und schluchzte wie ein Baby, als er mich sah, wie ich da lag und an meinem eigenen Blut erstickte. Er hätte mich einfach sterben lassen sollen, aber stattdessen tat er etwas viel Schlimmeres.“

„Nämlich was?“

„Er machte aus mir, was er war.“

Der Mann schloss sein Buch und stand schnaubend auf. „Okay, hör zu, es ist deine Stunde, aber … willst du sie ernsthaft so verbringen?“

Aeron sah zu, wie der Mann sich sein Hemd über den Kopf zog und einen Oberkörper zur Schau stellte, der allenfalls mittelmäßig war.

„Ist es das, was du willst?“, fragte der Mann und stolzierte verführerisch auf ihn zu. „Willst du, dass ich dir vorspiele, ich hätte Angst vor dir? Soll ich so tun, als wärst du ein Vampir? Das wäre für mich okay, aber wenn du mich beißen willst, berechne ich das extra.“

Aeron seufzte und sah zu dem Mann auf. „Nein, eigentlich will ich, dass du so tust, als hättest du keine Angst vor mir.“

Er stand auf, sodass sie auf Augenhöhe miteinander waren. Sie waren gleich groß, aber der Mann hatte etwas mehr Muskeln als Aeron. Aeron entspannte den Blick und ließ seine Gabe der Suggestion die Kontrolle übernehmen.

„Tatsächlich hast du nicht geringste Angst“, beschwor Aeron den Mann mit einer Stimme, die so sanft und glatt war wie die Oberfläche eines Sees in dunkelster Nacht. „Du wirst dich nicht bewegen und auch keinen Laut von dir geben, und wenn ich mit dir fertig bin, wenn ich wieder weg bin, wirst du dich nicht erinnern, mich jemals getroffen zu haben.“

Der Mann schwankte leicht. Sein Geist unterwarf sich Aerons Willen widerstandslos.

Aeron streichelte die Wange des Mannes, dann bog er dessen Kopf zur Seite, um an den muskulösen Hals zu gelangen. Es gab weniger kostspielige Möglichkeiten, an eine Mahlzeit zu kommen, aber Aeron war dafür bekannt, es sich leicht zu machen. Sich auf Grindr zu verabreden und jedes Mal Smalltalk machen zu müssen, war ermüdend und zeitraubend.

Er beugte sich vor und küsste zärtlich die künstlich gebräunte Haut. Er verabscheute den chemischen Geruch von Selbstbräuner, der ihm in die Nase stieg.

„Zum Wohl.“

Und dann versenkte er seine Eckzähne in den Hals des Callboys und trank gierig. Die warme, rote Flüssigkeit befeuchtete seine trockene Kehle und füllte seinen leeren Magen. Es war himmlisch, und der Rausch, der mit der notwendigen Ernährung einherging, weckte in ihm den Wunsch, einfach weitermachen zu können.

Selbst nach all den Jahren noch erforderte es Kraft und Willensstärke, sich zum Aufhören zu zwingen. Er biss sich auf die Zunge. Dann leckte er über die Wunden, die seine Zähne hinterlassen hatten, und schloss sie damit beinahe sofort.

Der Callboy – vielleicht hätte er an irgendeinem Punkt nach seinem Namen fragen sollen – lehnte sich schwankend gegen ihn. Aeron hielt ihn fest, streichelte einen Augenblick sein Haar und tat so, als wäre er wenigstens für einige Sekunden mit jemandem zusammen, der ihm etwas bedeutete, und dem auch er wichtig war.

Aeron brachte den Mann zum Sofa und ließ ihn sich dort setzen. In der Tasche, die er mitgebracht hatte, befanden sich ein Sandwich und eine Flasche Orangensaft. Beides gab er dem Mann – er hätte ihn wirklich nach seinem Namen fragen sollen. „Hier, iss das.“

Dann holte er fünfzig Dollar aus seiner Brieftasche und ließ sie auf dem Tisch liegen.

Aeron ging, ohne sich zu verabschieden. Die warme Abendluft fühlte sich gut an auf seiner permanent kalten Haut. Er setzte sich in Bewegung und wusste schon, bevor er auf seine Uhr sah, dass er zum dritten Mal in dieser Woche zu spät zur Arbeit kommen würde.

Kapitel 2

Das Trance war ein Nachtclub wie jeder andere in New York. Zu laut, zu voll, gepfefferte Preise. Der einzige Unterschied bestand darin, dass der Inhaber zufällig ein Vampir war.

Ken Roberts war schon so lange auf der Welt, dass es niemanden gab, der genau sagen konnte, wie alt er wirklich war. Er ließ sich kaum in die Karten gucken und führte das Vampirnest wie ein Mafiaboss. Solange Aeron tat, was ihm gesagt wurde, ließ Ken ihn im Großen und Ganzen einfach machen. Hin und wieder bat er im Gegenzug für seinen Schutz oder seine Hilfe um einen Gefallen – den man allerdings nicht ablehnen konnte.

Aeron hatte schon früh nach seiner Verwandlung gelernt, dass es einfacher war, einem Nest anzugehören, als sich allein durchzuschlagen. Auch ein Vampir musste Rechnungen bezahlen, und es gestaltete sich oft schwierig, Blut aufzutreiben, vor allem, wenn man vermeiden wollte, Menschen zu töten. Ken hatte Geld und Verbindungen, und zu mehreren war man einfach sicherer.

Als Mitglied des Nests hatte Aeron einen Job in Kens Nachtclub bekommen, und dort begegnete man jede Nacht reihenweise Leuten – Menschen, Werwölfe und andere – die schwere Zeiten durchmachten und gewillt waren, über Ken ihr Blut zu verkaufen.

Und wer das Blut kontrollierte, kontrollierte das Nest.

Im Inneren des Clubs sah es aus wie in jedem anderen Club in New York. Es war eine Brutstätte verschwitzter, geiler Körper auf der Suche nach etwas – ganz egal, was – das sie für eine Nacht etwas fühlen ließ.

„Du bist spät dran“, begrüßte Demetri Aeron, als er zur Hintertür hereinkam.

Demetri war einer von Aerons wenigen Freunden. Obwohl Aeron selbst Vampir war, kam er mit anderen Vampiren nicht gut zurecht. Sie neigten fast alle dazu, sich selbst viel zu wichtig zu nehmen.

Aeron war ziemlich sicher, dass Demetri nicht wirklich so hieß. Wahrscheinlich war sein Name Mike oder etwas ähnlich stinknormales, und er hatte das Bedürfnis gehabt, ihn zu ändern, als er zum Vampir wurde. Aeron beugte sich vor und küsste seinen Freund auf die Wange.

„Ja, aber es lohnt sich immer, auf mich zu warten.“

Er warf seine Jacke auf einen Stuhl und ging durch zur Bar. Es war, als würde man nach einem Tauchgang die Wasseroberfläche durchbrechen. Plötzlich dröhnte die Musik laut in seinen Ohren, und der Geruch der vielen sich im Takt windenden Körper drang ihm in die Nase.

Außer ihm waren noch zwei weitere Barkeeper hinter dem Tresen, und davor eine Riesenmenge von Leuten, die alle auf ihre Drinks warteten.

„Ken ist hier. Er will dich sehen“, sagte Demetri, bevor Aeron sich an die Arbeit machen konnte.

„Scheiße“, fluchte Aeron. „Man sollte meinen, dass ich nach all den Jahren endlich gelernt hätte, auf die Zeit zu achten.“

Demetri zuckte nur die Achseln. „Ich würde ihn nicht warten lassen, wenn ich du wäre.“

Mit einem schweren Seufzen wappnete Aeron sich für das, was kommen würde. Mit etwas Glück blühte ihm lediglich eine Standpauke. Ken ließ sich nicht gern für dumm verkaufen, aber er hatte Aeron immer gemocht. Falls Aeron kein Glück hatte, würde Ken als Wiedergutmachung irgendetwas von ihm verlangen. In der Vergangenheit hatte er einmal quer durchs ganze Land fahren müssen, um irgendetwas Zwielichtiges abzuliefern, und es war ihm verboten gewesen, in das Paket zu schauen. Natürlich hatte er trotzdem nachgesehen – seine Neugier war ihm schon immer leicht zum Verhängnis geworden. Aber was er für eine Drogenlieferung gehalten hatte, entpuppte sich am Ende als eine Ladung stinkender Käse, mit dem man in den USA wegen der strengen Lebensmittelgesetze für Milchprodukte nicht handeln durfte.

Ken hatte, wie es schien, seine Finger in vielen Geschäften, und er hatte Aeron unter seine Fittiche genommen und ihm beigebracht – wie sie es nannten – „zivilisiert“ zu sein.

Das Büro des Nestoberhaupts lag direkt über dem Club. Normalerweise war er um diese Zeit noch nicht hier. Der Umstand, dass er schon so früh hergekommen war, war schon allein Grund genug zur Sorge. Aber dass er ausdrücklich Aeron sehen wollte, machte den Vampir nervös.

Aeron konnte nicht gerade sagen, dass er seinen Job mochte. Um genau zu sein, hatte sich sein Leben in eine monotone Routine verwandelt, eine endlose Folge von notwendigen Pflichten, um einfach nur am Leben zu bleiben. Und es gab Zeiten, da saß er allein in seiner Wohnung und fragte sich, wozu er sich überhaupt die Mühe machte.

Er klopfte an den Türrahmen, und als er den Kopf ins Zimmer steckte, sah er Ken vor dem großen Wandsafe stehen, der sich sonst hinter einer künstlichen Holzvertäfelung verbarg. Aeron erhaschte einen kurzen Blick auf das viele Bargeld darin, bevor Ken den Safe schloss. Er hatte eine Mappe herausgenommen.

„Hey, Boss. Du wolltest mich sehen?“

Ken sah von den Mappe auf und winkte Aeron mit zwei Fingern zu sich.

„Es hat sich etwas ergeben, über das ich mit dir sprechen wollte“, begann Ken, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.

Genau wie Aeron wirkte Ken nicht unbedingt, wie man sich einen Vampir vorstellen mochte. Abgesehen vielleicht von ihrer fast durchscheinenden Blässe würde niemand irgendetwas Besonderes an ihnen bemerken. Und mit Aerons hellblonden Haaren wirkte sein Hautton noch weniger auffällig als bei den anderen. Die meisten Vampire, die er kannte, neigten dazu, total auf Goth zu machen, kaum dass sie verwandelt wurden – als würden sie das für eine Grundvoraussetzung halten oder so etwas.

Aeron ließ sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen und erwartete sein Schicksal.

„Hast du viel Zeit mit Werwölfen verbracht?“, fragte Ken. Er legte die Mappe hin und schlug sie auf.

Aeron hatte sich schon auf alles Mögliche eingestellt, aber diese Frage stand nicht einmal auf seiner Liste.

„Äh, ein bisschen. Hier und da. Warum?“

„Schon mal bei einem Rudel gewesen?“

„Ein Rudel? Nein“, antwortete Aeron. Es gab Werwölfe, die es vorzogen, nicht einem Rudel anzugehören, oder sie waren verbannt worden und durften sich auch keinem anderen Rudel anschließen. Allein und geächtet fanden sie oft den Weg zu Orten wie dem Trance. Eine Zeitlang hatte Aeron eine nette Abmachung mit einem von ihnen gehabt: Er hatte sich regelmäßig vom Blut des Wolfes ernährt, während sie miteinander gefickt hatten. Sie waren beide auf ihre Kosten gekommen, aber irgendwann hatte der Werwolf versucht, daraus mehr zu machen, und daran hatte Aeron einfach kein Interesse gehabt.

„Haben die nicht strenge Regeln, was Außenseiter angeht?“, fragte Aeron. „Die mögen eigentlich niemanden außerhalb ihres Rudels, und schon gar keine Vampire.“

Ken sah schließlich von der Mappe auf. „Normalerweise ist das so. Aber jedes Rudel ist anders.“

Aeron kam langsam der Verdacht, dass es hier überhaupt nicht um seine Unpünktlichkeit ging.

„Ich war kürzlich in der Position, einem Rudel, das in Not geraten war, unter die Arme zu greifen“, erzählte Ken. „Sie hatten sich in Schwierigkeiten gebracht und schuldeten jemandem Geld. Ich habe sie ausgelöst.“

„Das war … nett von dir“, sagte Aeron, der nur zu genau wusste, das Ken niemals etwas aus reiner Herzensgüte tat. „Und was ist für dich dabei herausgesprungen?“

Ken schmunzelte und stand auf, um sich auf die Schreibtischkante zu setzen. Jetzt war er Aeron sehr viel näher.

„Sie waren ziemlich verzweifelt und drauf und dran, das Land zu verlieren, das schon seit Generationen im Besitz ihres Rudels war. Dadurch eröffnete sich mir eine interessante Möglichkeit. Wie viele Vampirnester können sich rühmen, eine Allianz mit einem Rudel Werwölfe zu haben? Da überlegt es sich jeder zweimal, bevor er sich mit uns anlegt.“

Von einer solchen Allianz hatte Aeron tatsächlich noch nie gehört. Er konnte nachvollziehen, warum Ken so etwas wollen würde, verstand aber nicht im Geringsten, inwiefern das ihn selbst betraf.

„Klingt nach einer guten Gelegenheit. Diese Wölfe müssen wirklich ganz schön verzweifelt gewesen sein. Aber ich bin nicht sicher, was das mit mir zu tun hat.“

Und dann dämmerte es ihm plötzlich.

„Oh Gott. Du willst mich in irgendein Provinznest schicken, oder? Was … als eine Art Verbindungsmann?“

Ken musterte Aeron aufmerksam. Das amüsierte Zucken um seine Mundwinkel war besorgniserregend.

„Weißt du, auf welche Weise Werwolfsrudel untereinander Allianzen bilden?“, fragte Ken.

„Sie stoßen mit gutem Whiskey an und besiegeln es mit Handschlag?“, vermutete Aeron hoffnungsvoll.

„Man muss es sich vorstellen wie Reichsallianzen bei menschlichen Königshäusern“, antwortete Ken. „Sie machen es mit Hochzeiten … oder wie Wölfe es nennen: Verpaarungen.“

Aeron hielt sich eigentlich für recht clever, aber das hatte er nicht kommen sehen. Plötzlich war die Musik von unten nur noch ein gedämpftes Wummern in seinen Ohren, als ihm langsam die Erkenntnis dämmerte, was genau Ken damit sagte.

„Du willst mich verarschen, oder?“, stieß Aeron hervor. „Du willst mich an irgendeinen Werwolf verkaufen?“

Ken runzelte die Stirn. „Oh, jetzt sei nicht so dramatisch. Es ist nur ein Geschäft, mehr nicht.“

„Mein Arsch ist nur ein Geschäft?“, fauchte Aeron.

Zum Glück war Ken gewillt, ihm das durchgehen zu lassen – zweifellos aufgrund dessen, was er von ihm verlangte.

„Der Alpha des Rudels ist ein Mann namens Hunter White. Sein Vater starb vor einigen Monaten, und nun hat er die Verantwortung und ist völlig überfordert. Da sein Vater vor seinem Ableben leider ein paar schlechte Investitionen getätigt hatte, sah sich Mister White gezwungen, Hilfe von außen anzunehmen.“

„Ich wette, das gefiel ihm.“

Werwölfe waren extrem stolz. Und sie neigten dazu, sich ausschließlich um sich selbst und ihr Rudel zu kümmern.

„Und dieser Alpha ist wirklich damit einverstanden, einen seiner Leute mit einem Vampir … zusammenzutun?“, fragte Aeron.

„Nicht einen seiner Leute“, erklärte Ken. „Er sagte, er würde niemanden aus seinem Rudel zu so etwas zwingen, sondern lieber selbst in den sauren Apfel beißen. Seine Worte, nicht meine.“

Als saurer Apfel war Aeron bisher noch nie bezeichnet worden.

„Nur zu meinem Verständnis – denn ganz ehrlich, ich komme mir gerade vor, als hätte ich eine außerkörperliche Erfahrung – du verlangst also von mir, dass ich mein Zuhause verlasse, mein Nest, und bei so einem Fellknäuel einziehe, das mich hasst wegen dem, was ich bin? Und warum sollte ich mich damit einverstanden erklären?“

„Das ist genau das, was du tun wirst“, sagte Ken. Das Schmunzeln in seinem Gesicht verriet Aeron, dass das Nestoberhaupt noch ein Ass im Ärmel hatte. Aerons Blick fiel auf den protzigen, goldenen Brieföffner aufs Kens Schreibtisch. Er könnte jetzt allem ein Ende machen, was zweifellos besser wäre als die Alternative. „Denn wenn du das für mich tust, werde ich all deine Schulden als erledigt betrachten und weiterhin die Kosten für die Pflege deiner Mutter übernehmen.“

Einen Moment lang konnte Aeron nichts anderes hören als seinen eigenen Herzschlag. Ken schlug die Beine übereinander. Er hatte seine Karten auf den Tisch gelegt und wusste, dass er ein gutes Blatt hatte.

Aeron hatte seine Mutter seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie waren im Streit auseinandergegangen, als er fast noch ein Kind gewesen und fortgegangen war. Aber er hatte den Kontakt zu seiner Tante aufrechterhalten und durch sie erfahren, dass der jahrelange Drogenmissbrauch seiner Mutter schließlich zu einem Schlaganfall geführt hatte. Seit über zehn Jahren lebte sie nun in einem Pflegeheim. Seine Tante glaubte, dass eine Wohltätigkeitsorganisation für die Kosten aufkam, aber in Wirklichkeit war es Aeron. Mit reichlich Hilfe von Ken.

„Entschuldigung, könntest du das wiederholen?“, fragte Aeron fassungslos und beugte sich nach vorn. „Wieso würdest du das tun? Ich schulde dir Hunderttausende … wie du ja weißt. Du würdest mir einfach so sämtliche Schulden erlassen?“

Ken schaute ihn einfach nur an. „Ich weiß, dass ich viel von dir verlange.“

Er hatte recht; das tat er.

„Werwölfe trennen sich nie wieder von ihren Gefährten, wenn sie erst verpaart sind. Das lässt sich nicht rückgängig machen. Du verlangst von mir, dass ich mein Leben aufgebe“, sagte Aeron, dem langsam das ganze Ausmaß von Kens Forderung bewusst wurde.

Ken verdrehte die Augen. „Oh, mach doch nicht so ein Drama daraus. Werwölfe haben eine lange Lebensdauer, aber irgendwann sterben sie, und dann wirst du frei sein.“

„Frei“, wiederholte Aeron. Das war eine interessante Vorstellung, aber wenn Aeron bedachte, was er war, glaubte er nicht, dass er sich je als frei betrachten würde.

„Du bist ein kluger Junge, Aeron. Du siehst die Welt so, wie sie wirklich ist, was zum Teil der Grund ist, warum ich dich ausgesucht habe“, sagte Ken. „Natürlich musst du es nicht tun. Ich kann jemand anderen finden. Aber wir wissen beide, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis deine Schulden bei mir getilgt sind. Und wer weiß, wie lange deine Mutter leben wird?“

Aeron war sich bei Ken nie sicher, ob er gerade bedroht wurde oder nicht. Ein menschliches Lebensalter war für einen Vampir gar nichts, nicht wirklich. Er hatte für Ken schon früher das Gesetz gebrochen und sich mehr oder weniger für ihn prostituiert, wenn von ihm verlangt worden war, „nett“ zu jemandem zu sein. Dieses Mal würde er wenigstens selbst auch etwas davon haben.

Es war an Kens Gesicht abzulesen, dass er gewillt war, Aeron einen Moment Zeit zu lassen, um über die Sache nachzudenken.

---ENDE DER LESEPROBE---