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Gepardenwandler Kit Rutherford, seines Zeichens geschmeidiger Meisterdieb, hat bisher stets allein gearbeitet. Ein moderner Robin Hood, der von den Reichen und Korrupten stiehlt, um es den Armen und Unterdrückten zu geben. Als er einen einfachen Auftrag annimmt, um einer alten Dame zu helfen, rechnet er am allerwenigsten damit, auf eine weltweite Verschwörung um eine zwielichtige Organisation zu stoßen. Alexios Kontos – Alpha des Wolfsrudels, dem Elitekommando des C.L.A.W. – hätte Kit während eines Banküberfall sechs Monate zuvor beinahe gefasst. Seitdem verfolgt ihn der Duft des Mannes und bringt Alexios fast um den Verstand. Und dann stößt Kit zu den Reihen des C.L.A.W., und Alexios’ Wolfsrudel wird zu seinem Schutz abgestellt. Während sie gemeinsam durch Italien und Frankreich reisen und Hinweisen folgen, die sich in Gemälden und Gedichten verbergen, kommen Kit und Alexios sich unweigerlich näher. Und sie entdecken, dass das Mysterium, dem sie auf der Spur sind, ihre Vorstellungskräfte noch übersteigt. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 45.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Epilog
ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT
LESEPROBE:
Der Alpha und der Meisterdieb
Gepardenwandler Kit Rutherford, seines Zeichens geschmeidiger Meisterdieb, hat bisher stets allein gearbeitet. Ein moderner Robin Hood, der von den Reichen und Korrupten stiehlt, um es den Armen und Unterdrückten zu geben. Als er einen einfachen Auftrag annimmt, um einer alten Dame zu helfen, rechnet er am allerwenigsten damit, auf eine weltweite Verschwörung um eine zwielichtige Organisation zu stoßen.
Alexios Kontos – Alpha des Wolfsrudels, dem Elitekommando des C.L.A.W. – hätte Kit während eines Banküberfall sechs Monate zuvor beinahe gefasst. Seitdem verfolgt ihn der Duft des Mannes und bringt Alexios fast um den Verstand. Und dann stößt Kit zu den Reihen des C.L.A.W., und Alexios’ Wolfsrudel wird zu seinem Schutz abgestellt.
Während sie gemeinsam durch Italien und Frankreich reisen und Hinweisen folgen, die sich in Gemälden und Gedichten verbergen, kommen Kit und Alexios sich unweigerlich näher. Und sie entdecken, dass das Mysterium, dem sie auf der Spur sind, ihre Vorstellungskräfte noch übersteigt.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 45.000 Wörter
JANE WALLACE-KNIGHT
Der Alpha und der Meisterdieb
Die Agenten von C.L.A.W. 3
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „The Cat Burglar“:
Jane Wallace-Knight
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2019
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:
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Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.
Bitte beachten:
Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.
Sechs Monate zuvor
Die nächtliche Londoner Skyline war atemberaubend, selbst für jemanden, der hier aufgewachsen war und sie fast jeden Abend sah. Kit Rutherford liebte London, liebte die Lebendigkeit und die bunte Vielfalt seiner Einwohner. Zu Ehren der London Pride Parade, die am Nachmittag stattgefunden hatte, leuchtete das London Eye in allen Farben des Regenbogens. Aber jetzt, da sich die Nacht langsam den nächsten Tag näherte, waren die Straßen überwiegend verlassen.
Kit hockte auf dem Dach eines alten viktorianischen Gebäudes, in dem sich heute eine Bank befand. Seine geduckte Gestalt verschmolz mit den Schatten, die ihn umhüllten. Er sah auf seine Uhr. Es war so weit. Er schickte zwei Textnachrichten ab. Die erste war für seine Komplizin für heute Nacht – eine bezaubernde Animierdame namens Cindy – und die zweite ging an den einsamen Nachtwächter im Inneren des Gebäudes.
Er warf einen Blick auf die Straße unter sich, und wenige Minuten später sah er die Wache herauskommen.
„So ist es brav. Immer schön tanzen, Marionettchen“, sagte Kit mit einem selbstzufriedenen Grinsen.
Als Gepardenwandler war Kit flink und gelenkig. Mühelos sprang er auf einen tiefer gelegenen Absatz und landete in der Hocke. Er wartete, bis ein Wagen vorfuhr und direkt vor dem Nachtwächter anhielt. Der Mann hatte wochenlang auf Tinder mit einer Frau geflirtet, die in Wirklichkeit Kit war. Kit hatte den Mann immer weiter gereizt und völlig kirre gemacht, bis „Cindy“ heute Nacht endlich eingewilligt hatte, sich mit ihm zu treffen.
Die Cindy im Wagen hieß eigentlich Elisabeth und war ein äußerst williges, gut bezahltes Callgirl, das den Auftrag hatte, den Nachtwächter für die nächsten zwanzig Minuten zu beschäftigen.
Kit rollte den Nacken und vergewisserte sich, dass die Schnallen an seinem Rucksack festgezogen waren, dann kletterte er am Gebäude herunter und schlüpfte durch eine Seitentür hinein. Er hatte Wochen damit zugebracht, sich mit den Persönlichkeiten der verschiedenen Nachtwächter vertraut zu machen, bevor er den richtigen ausgewählt hatte. Er wusste, dieser hier würde seine Pflichten vernachlässigen für die Chance, den Schwanz gelutscht zu bekommen.
Der Job sollte eigentlich recht einfach sein. Er war schließlich nicht wegen des Geldes hier. Nein, er war hinter etwas viel Wertvollerem her. Es ging um einen alten Taschenspiegel, der einst seiner Klientin gehört hatte. Annie Shaw war eine achtzigjährige Dame, die zusammen mit ihren sieben Rassekatzen in einem Reihenhaus lebte. Der juwelenbesetzte Spiegel war ein Geschenk ihres verstorbenen Geliebten gewesen. Dessen Familie hatte nach seinem Tod alles wieder an sich gerissen und dafür gesorgt, dass Annie nicht das Geringste behalten durfte.
Sie war eine liebe, alte Dame, die fantastische Geschichten erzählen konnte. Und sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit auf Erden blieb. Der Taschenspiegel bedeutete ihr sehr viel. Und das Geld, das sie Kit versprochen hatte, war auch nicht zu verachten.
Er behielt seine Kapuze auf, während er sich durch das Gebäude bewegte, und achtete darauf, sein Gesicht wegzudrehen, wenn er an den Security-Kameras vorbeikam, von denen er genau wusste, wo sie sich befanden.
Unter einem der Schreibtische im hinteren Teil des Raumes befand sich ein Knopf, der die Tür zu den Schließfächern entriegelte. Kit besaß bereit eine Kopie des Schlüssels des Bankdirektors; hineinzukommen war also kein Problem.
Er ging die Reihen der Schließfächer ab, bis er das mit der Nummer 273 fand. Mit einem zufriedenen Lächeln schloss Kit das Fach auf, dann betrachtete er das einzige Objekt, das sich darin befand. Der Taschenspiegel war wunderschön, aus Silber, der Rand verziert mit Blumen aus Smaragden und Rubinen.
Kit nahm ihn heraus und wog ihn in der Hand.
Annie hatte ihn gebeten, den Spiegel zu fotografieren. Wegen der Inschrift, die der verstorbene Bertrand Hawthorn für sie hatte eingravieren lassen. Es war eine Art Gedicht, zusammen mit einer Reihe Ziffern, die Annie für eine Seriennummer hielt. Aber nach all den Jahren, die Sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, vermutete sie nun, es könnte noch etwas anderes dahinterstecken. Eine versteckte Botschaft vielleicht. Kit stand total auf solche Mysterien. Genaugenommen verübte er gerade eigentlich nicht einmal ein Verbrechen. Er war nicht eingebrochen, und er war auch nicht hier, um etwas zu stehlen.
Er machte ein paar Fotos mit seinem Smartphone und schmunzelte. Seine Klientin würde zufrieden sein, und für Kit würde es einen netten Zahltag geben. Dennoch … Annie war eine liebe, alte Dame, und schließlich war der Spiegel ein Geschenk an sie gewesen. Sie verdiente es, ihn zu haben, und die Familie, die ihn ihr weggenommen hatte, besaß so viel, dass sie ihn gar nicht vermissen würde. Nach den Recherchen, die Kit über die reichen Hawthorns angestellt hatte, konnten sie Annie den Spiegel nur aus reiner Gehässigkeit weggenommen haben.
Kit traf seine Entscheidung. Er steckte den Spiegel in seinen Rucksack. In diesem Moment stieg ihm etwas in die Nase. Es war noch ein anderer Gestaltwandler in unmittelbarer Nähe, und nicht irgendein Wandler, sondern ein Wolf. Und wo ein Wolf war, da waren für gewöhnlich auch noch weitere Wölfe.
„Oh, Scheiße“, fluchte er. Hastig schob er das leere Fach zurück und flitzte aus dem Raum.
Kit wusste nicht, wo die Wölfe sich genau befanden oder warum sie hier waren, aber er hatte nicht vor, lange genug zu bleiben, um es herauszufinden.
Die Sache mit Wolfswandlern war die, dass sie einen exzellenten Geruchssinn besaßen. Wenn sie Kits Geruch erst einmal aufgenommen hatten, würden sie sich für alle Zeiten an ihn erinnern. Sich die Wölfe vom Leib zu halten, würde von da an der reinste Alptraum sein.
Sein ursprünglicher Plan sah vor, das Gebäude auf demselben zu verlassen, auf dem er hineingelangt war, aber mit den Neuankömmlingen so dicht auf seinen Fersen hielt Kit es für besser, nach oben zu gehen und in einem der oberen Stockwerke aus dem Fenster zu klettern.
Aber als er in den Korridor eilte, von dem er wusste, dass es dort zu den Treppen ging, fand er die Tür verschlossen vor.
„So ein Mist“, murmelte er. Mit den Zähnen zog er sich die schwarzen Handschuhe von den Fingern, dann benutzte er seinen Dietrich, um das Schloss zu knacken. Zum Glück hatte man in dem alten Gebäude noch nicht auf Digitalschlösser umgerüstet. Der Wolfsgeruch kam näher und zwang Kit, sich zu beeilen. Dabei rutschte ihm der Dietrich aus den Fingern und fiel zu Boden.
„Scheiße!“
Er hob ihn auf, steckte ihn wieder ins Schloss und wackelte damit, bis er das Klicken des Zylinders hörte. Er ließ sich keine Zeit, Erleichterung zu empfinden, sondern riss die Tür auf und rannte die Treppe hinauf. Er war noch nicht einmal oben angekommen, als er hörte, wie die Tür erneut geöffnet wurde. Er blickte hinunter und sah den Wolf, der ihn jagte.
Beide erstarrten und musterten einander wie zwei Raubtiere, die darauf warteten, dass der jeweils andere den ersten Schritt machte.
Der Mann am Fuß der Treppe war groß mit breiten Schultern, dunklem Haar und braunen Augen. Er sah gefährlich aus. Wie jemand, der töten konnte, ohne dass es ihm auch nur für eine einzige Nacht den Schlaf raubte. Kit hätte eigentlich nichts als Furcht fühlen sollen, aber da war noch etwas anderes, tief in seinem Inneren. Erregung. Die Jagd war eröffnet.
Insgesamt erstarrte Kit für höchstens eine Sekunde, auch wenn es ihm viel länger vorkam. Aber dann löste er sich aus der Bewegungslosigkeit und schoss davon. Der Wolf verlor keine Zeit und jagte ihm nach.
„Stehenbleiben!“, schrie der Wolf. „Sie sind verhaftet.“
Kit war nicht sicher, ob er darüber erleichtert sein sollte, dass es sich bei dem Wolf um irgendeine Art Gesetzeshüter handelte oder nicht. Zumindest konnte er leichter aus einer Gefängniszelle entkommen als aus einem Loch in der Erde.
Er erreichte das Fenster und kletterte hinaus, wobei er beinahe auf den nassen Dachpfannen ausgerutscht wäre. Es regnete nun viel heftiger, aber davon durfte er sich nicht aufhalten lassen. Er verstand nicht, woher die Polizei überhaupt wissen konnte, dass er hier war. Aber auch für diese Fragen hatte er jetzt keine Zeit.
Der Wolf war direkt hinter ihm und kletterte nun ebenfalls aus dem Fenster.
„Bleib stehen!“, schrie der Mann noch einmal. „Du wirst vom Dach stürzen!“
Kit warf einen Blick zurück über seine Schulter. Das regennasse Haar des Wolfswandlers fiel ihm über die Augen. Falls einer von ihnen abstürzen sollte, würde es mächtig wehtun, aber als Gestaltwandler würden sie kaum daran sterben.
„Tut mir leid, Hübscher“, rief Kit seinem Verfolger zu, während er sich dem Rand näherte. „Ich habe noch einen Termin.“
Mit einem Satz sprang er hinüber auf das Dach des nächstliegenden Gebäudes, verlor den Halt und rutschte mehrere Schritte abwärts. Ihm blieb beinahe das Herz stehen, aber er schaffte es, sich zu fangen und kletterte weiter das Dach hinauf.
Er hörte ein Geräusch, das ihm verriet, dass jemand auf den Dachpfannen hinter ihm war. Offenbar hatte der Wolf das waghalsige Sprungmanöver kopiert.
Gib doch endlich auf, dachte Kit, als er über den First kletterte. Dann rutschte er auf der anderen Seite nach unten, fand ein offenes Fenster und schlüpfte hinein.
Durch seine Recherchen über die Bank und ihre Umgebung wusste er, dass es sich bei dem Gebäude nebenan um ein Juweliergeschäft mit darüber liegender Privatwohnung handelte. Es war mitten in der Nacht – selbst wenn die Bewohner zuhause waren, konnte er immer noch entkommen, solange er leise war.
Mit dem Wolf auf den Fersen lief er die Treppe hinunter zur Vordertür. Erneut griff er nach seinem guten alten Dietrich und bekam das Schloss gerade auf, als der Wolfswandler in Sicht kam.
Geistesgegenwärtig schlüpfte Kit durch die Tür und schlug sie hinter sich zu, bevor er draußen die Mülltonne packte und sie in das große Schaufenster des Juweliers warf.
Das Glas zerbrach und löste den Alarm aus. Metallstäbe krachten herunter, und der Wolf saß in der Falle. Die schrille Alarmsirene war so laut, dass beide das Gesicht verzogen.
Kit nahm sich eine Sekunde, um wieder zu Atem zu kommen. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Dann überkam ihn die Erleichterung, und er grinste breit.
„Vielleicht hast du beim nächsten Mal mehr Glück, Hübscher“, tröstete Kit den Wolfswandler mit einem Augenzwinkern.
Er bekam lediglich ein tiefes Knurren zur Antwort, aber es reichte, um das Feuer zu schüren, das Kit bereits jetzt heiß in seiner Magengrube spürte. Der Mann, der ihn durch die Gitterstäbe finster anstarrte, war in der Tat äußerst attraktiv. Und das Wort wurde ihm nicht einmal wirklich gerecht. Er hatte ein leicht mediterranes Aussehen, mit olivfarbener Haut und lockigen Haaren, und sein Kiefer war so markant, dass man damit praktisch Glas schneiden konnte.
Kit riss sich zusammen. Jetzt war nicht die Zeit, dazustehen und einen schönen Mann zu bewundern. Jetzt war die Zeit zu rennen, bevor die Polizei oder der Rest des Wolfsrudels aufkreuzte. Zu seiner Verteidigung musste jedoch erwähnt werden, dass Gefahr schon immer einen interessanten Effekt auf seine Libido gehabt hatte.
Er warf dem Mann noch dreist eine Kusshand zu, dann rannte er die Straße hinunter. Er wusste, er würde jede Menge falsche Duftfährten legen müssen, bevor er gefahrlos in sein derzeitiges Zuhause zurückkehren konnte.
Donner grollte drohend über der Londoner Innenstadt. Das Wetter in Großbritannien war berüchtigt für seine Wechselhaftigkeit. Was als warmer und sonniger Herbsttag begonnen hatte, hatte sich in einen stürmischen Abend verwandelt.
Alexios Kontos war erst vor kurzem zu Bett gegangen. Er hatte absichtlich das Fenster offen gelassen. Er wollte den Regen und den Donner hören können und zuschauen, wie die Blitze Schatten auf die Wände seines Schlafzimmer zeichneten.
Gewitter hatten für ihn etwas Beruhigendes. Als der Alpha seines Rudels musste Alexios auch unter Druck stets ruhig bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Ein Gewittersturm wie der heutige, voller roher, möglicherweise gefährlicher Gewalt, beruhigte stets seine Seele. Es war, als würde er am Rand einer Klippe stehen und in den Abgrund hinunterschreien, ein Spiegelbild des Sturms, den er oft in seinem Inneren wachsen spürte.
Es gab nur eine Sache, die es noch besser gemacht hätte: ein Partner in seinem Bett. Jemand, in dessen Körper er sich stundenlang hätte verlieren können, während draußen der Regen auf die Erde prasselte.
Er nahm sein Telefon vom Nachttisch, um zu sehen, wie spät es war. Kurz vor Mitternacht, und um sechs musste er aufstehen, um zur Arbeit zu fahren.
Er und sein Rudel arbeiteten für C.L.A.W – die Covert Law and Order Shifter Division – eine Spezialabteilung des MI-6, die sich ausschließlich um Gestaltwandler-Angelegenheiten kümmerte.
Als er vor elf Jahren bei C.L.A.W. anfing, war er erst einundzwanzig gewesen. Nach einer rebellischen Kindheit und Jugend, während der er einige nicht so kluge Entscheidungen getroffen hatte, war ihm eine zweite Chance angeboten worden. Der frühere Alpha Michael Fray hatte Alexios unter seine Fittiche genommen und zu seinem Nachfolger ausgebildet. Keiner von beiden hatte sich vorstellen können, dass der Tag der Übernahme so viel früher kommen würde als erwartet.
Als Alpha einer Gruppe von Wölfen, die ihm mehr oder weniger in den Schoß gefallen waren, sah er sich selbst teils als Vater, teils als Drillsergeant und teils als Zirkusdirektor. Kein Wunder, dass er oft keinen Schlaf fand.
Alexios schloss die Augen. Er lag auf dem Rücken und lauschte dem Plätschern des Regens, das ihm schließlich half einzuschlafen.
Er konnte noch nicht lange geschlafen haben, als er von einem laut krachenden Geräusch wieder geweckt wurde. Der Donner war deutlich auszumachen und hatte eine ganz eigene Kadenz – das war es also nicht. Nein, da war etwas oder jemand auf dem Dach.
Er setzte sich auf und spitzte gewissermaßen seine Wolfsohren.
„Scheiße“, hörte er jemanden sagen, gefolgt von dem unverkennbaren Geräusch einer Gestalt, die über die klappernden Dachpfannen rutscht.
Bevor Alexios die Chance hatte, aus dem Bett zu springen und nachzusehen, was da vor sich ging, schwang sich jemand vom Dach herunter und direkt auf seinen Fenstersims.
„Was zum Henker?“, fragte er, bereit, aus dem Bett zu springen und gegen den Eindringling zu kämpfen, ungeachtet der Tatsache, dass er unter der Bettdecke vollkommen nackt war.
Ein Mann plumpste in einem wenig eleganten Haufen von Gliedmaßen durch das offene Fenster ins Zimmer. Sein struppiges, blondes Haar triefte vor Nässe und fiel ihm über die Augen. Der Duft des Mannes war wie eine Attacke auf Alexios’ Sinne, nur allzu vertraut, obwohl er den Eindringling kaum kannte.
„Kit?“
Alexios zog die Bettdecke ein wenig höher, um sicherzustellen, dass seine Männlichkeit bedeckt war.
Kit Rutherford – ein Dieb, mit dem er vor sechs Monaten aneinandergeraten war – erhob sich mit einem schmerzerfüllten Ächzen auf die Füße. Alexios erinnerte sich daran, wie er Kit über die Dächer Londons verfolgt und beinahe auch erwischt hatte. Aber der Gepardenwandler hatte sich listiger als erwartet gezeigt und war davongekommen. Noch Wochen nach dem Vorfall war Alexios nachts mit einem Ständer aufgewacht, immer noch den Duft des Mannes in der Nase, der ihm entwischt war.
Er hatte ihn seitdem nicht wiedergesehen. Bis Alexios letzten Monat herausgefunden, hatte, dass sein Arbeitskollege Benjamin Clearwater, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von C.L.A.W., schon ewig mit diesem Möchtegern-Robin Hood befreundet war, und dass Kit ihm bei einem Fall half.
Also hatte es eine zweite Begegnung gegeben, bei der Kit unentwegt geschmunzelt und Alexios unentwegt vor sich hin geknurrt hatte.
„Was zum Teufel machst du in meiner Wohnung?“, fragte Alexios.
Ja, er wusste, dass Kit Clearwater und C.L.A.W. vor kurzem geholfen hatte. Und die Familie, die das Bankschließfach gemietet hatte, an dem Kits Geruch am stärksten gewesen war, hatte beteuert, dass nichts fehlte. Aber der Mann war dennoch ein Krimineller. Alexios war Kit nur zweimal begegnet, und er hatte keinen Schimmer, woher Kit überhaupt wusste, wo er wohnte. Große Sorgen machte er sich jedoch nicht. Kit mochte ein dreister, kleiner Scheißer sein, aber gefährlich war er nicht.
„Das ist eine gute Frage, Hübscher“, antwortete Kit, während er sich aufrichtete und Schmutz und Nässe von seiner Kleidung wischte. Er ließ seinen kleinen Rucksack von den Schultern gleiten und auf den Boden fallen. „Eine noch bessere Frage wäre … hast du deine selbst eingerichtet? Ist nämlich schön hier.“
Ein weiterer Blitz flackerte auf, beleuchtete kurz den jungen Mann und enthüllte eine blutende Schramme über seinem Auge und eine geschwollene Wange.
Alexios beugte sich nach vorn und dachte gerade noch rechtzeitig daran, die Bettdecke vor sich zu halten.
„Du bist verletzt.“
Kit fasste sich an die Wange und zuckte zusammen. „Was? Das? Nö, das ist nichts.“
Alexios verdrehte die Augen und stand aus dem Bett auf. Er wickelte sich die dünne Decke um die Taille und hielt sie mit einer Hand fest. Ihm entging nicht, dass Kit das Kinn herunterklappte.
„Wow, okay“, sagte Kit und folgte Alexios mit den Augen durchs Zimmer, während der nach seinem Erste-Hilfe-Kasten suchte. „Kennst du das, wenn man sich in Gedanken etwas so unheimlich toll ausmalt, dass die Wirklichkeit auf keinen Fall auch nur in die Nähe dieser Vorstellung kommen kann?“
„Wovon redest du?“, fragte Alexios abwesend, während er den Kasten aus seinem Kleiderschrank zog und auf dem Bett öffnete.
„Vergiss es“, sagte Kit, der kam und sich aufs Bett setzte. „Das hier ist so viel besser.“
Alexios krümmte sich innerlich bei dem Gedanken, dass seine Matratze unter dem patschnassen Gepardenwandler feucht wurde, aber jetzt war es bereits passiert.
„Ich frage dich noch einmal“, sagte er und steckte die Bettdecke so fest, dass sie ihm nicht von den Hüften rutschen konnte. Dann holte er ein paar Dinge aus dem Kasten. „Was machst du hier?“
Kit sah zu ihm auf und seine grauen Augen bohrten sich in Alexios’. „Ich … geriet ein bisschen in Schwierigkeiten und brauchte ein Platz zum Abtauchen.“
Alexios packte das Kinn des Gepardenwandlers und drehte dessen Gesicht ins Licht. Die Schrammen waren nicht allzu schlimm, sahen aber frisch aus.
„Und warum kommst du dann zu mir?“, fragte Alexios. „Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?“
In Anbetracht dessen, dass er Kit nur zweimal begegnet war und sie zusammengenommen höchstens eine Stunde miteinander verbracht hatten, fand er es befremdlich, dass der Dieb ausgerechnet bei ihm Hilfe suchte.
„Weißt du, ich kann mich nicht erinnern“, sagte Kit und wurde ein wenig rot.
„Tja, dann schlage ich vor, du strengst dich an, und zwar richtig, sonst schmeiße ich dich nämlich raus“, drohte Alexios, während er noch Kits Wunde reinigte. „Oder schlimmer noch, ich verhafte dich.“
„Verhaften? Wofür denn?“, fragte Kit.
„Wie wäre es mit der Tatsache, dass du vor sechs Monaten in eine Bank eingebrochen bist und –“
„Ich bin nicht eingebrochen. Ich bin durch eine offene Tür hineingegangen“, widersprach Kit.
Alexios knirschte mit den Zähnen. Der Gepardenwandler hatte recht. Streng genommen gab es keinerlei Beweis, dass er bei jenem Zwischenfall ein Gesetz gebrochen hatte, abgesehen von dem zerbrochenen Schaufenster. Aber Alexios war trotzdem sicher, dass die Liste von Kits Vergehen so lang war wie sein Arm.
„Autsch“, sagte Kit, als Alexios ein Pflaster auf seine Augenbraue drückte.
„Sei nicht so ein Baby“, sagte Alexios. „Und denke nur nicht, ich würde dich nicht melden, nur weil ich das hier mache.“
„Hör zu, Alex“, begann Kit, unterbrach sich aber, als er Alexios’ finsteren Blick bemerkte. „Ich darf dich doch Alex nennen, oder?“
„Nur, wenn du diesen Raum mit zwei gebrochenen Beinen wieder verlassen willst. Also, nein. Darfst du nicht.“
Damit schnappte Alexios sich sein Telefon vom Nachttisch und rief seine Kontakte auf.
„Was machst du da?“, fragte Kit, und es schwang ein wenig Panik in seiner Stimme mit.
„Clearwater anrufen. Du bist sein Freund. Er kann sich mit dir herumschlagen. Ich bekomme von dir ja keine klare Antwort.“
„Nein, lass das“, sagte Kit und stand vom Bett auf. „Bitte.“
Es war die Verzweiflung in seiner Stimme, die Alexios innehalten ließ. Er legte sein Telefon wieder hin und warf Kit einen Blick zu, der dem anderen Mann deutlich zeigte, dass sein Geduldsfaden kurz vorm Zerreißen stand.
Der Gepardenwandler ließ die Schultern hängen. Dann hob er widerwillig sein T-Shirt hoch und enthüllte einen großen Bluterguss in der Form eines Stiefels.
„Ich will nicht, dass er sich wegen mir Sorgen macht“, sagte Kit. „Er macht sich sowieso schon viel zu viele Sorgen um alles Mögliche. Außerdem hat er in letzter Zeit einiges durchgemacht.“
Das stimmte allerdings. Nicht nur hatte Clearwaters Ex versucht, ihm einen Verrat anzuhängen, er hatte außerdem sein Haus in die Luft gesprengt und Leute angegriffen, die Clearwater lieb und teuer waren.
„Okay“, stimmte Alexios zu, der nicht wild darauf war, den Mann zu behelligen, der sich immer noch nicht ganz von seinem jüngsten Martyrium erholt hatte. „Dann fang an zu reden.“
Kit fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Das werde ich … aber vorher musst du mir deine Hausbar zeigen.“
Kit spazierte durch die Küche, als wäre er schon früher einmal hier gewesen – was auch der Fall war, aber das brauchte Alexios nicht zu wissen. Er öffnete den Schrank neben dem Geschirrspüler und studierte das Alkoholsortiment. Es standen nur einige Flaschen Bier und eine Flasche Wein darin.
„Du bist kein großer Trinker, oder?“, fragte Kit.
„Ganz hinten steht noch ein Kognak“, informierte Alexios ihn. Erst jetzt sah Kit, dass der Wolfswandler den Erste-Hilfe-Kasten mitgebracht hatte. Er zwang sich, den Blick von all der olivfarbenen Haut abzuwenden und konzentrierte sich auf die Flasche Kognak.
„Ich dachte immer, nur alte Männer in Country Clubs trinken Kognak“, spottete Kit. Er nahm ein Glas und schenkte sich einen Drink ein.
„Ich habe ihn letzte Weihnachten zum Kochen gebraucht“, sagte Alexios, dann schüttelte er den Kopf. „Egal jetzt. Fang an zu reden.“
Kit kippte den Drink herunter und verzog über den Geschmack das Gesicht. Es war eklig, aber zur Not ging es.
„Okay, also, es könnte sein, dass ich in etwas hineingeraten bin, das eine Nummer zu groß für mich ist“, sagte Kit.
Alexios verschränkte die Arme vor der Brust. Das ließ seine Oberarme und seine Brust sogar noch größer aussehen. Kit hatte sich sechs Monate lang in seinen Fantasien ausgemalt, Alexios so zu sehen, aber jetzt lenkte es ihn mehr ab als alles andere.
„Lass mich raten. Du wolltest etwas stehlen?“, fragte Alexios. Eine Vermutung, die vor Sarkasmus und Vorurteilen nur so triefte.
Kit mochte ein Dieb sein, aber er war kein schlechter Kerl. Er tat diese Dinge nicht, um sich persönlich zu bereichern. Meistens. Tatsächlich hatte jeder Job, den er jemals durchgezogen hatte, dazu gedient, jemand anderem auf irgendeine Art zu helfen. Vor kurzem hatte er bei einem reichen Adeligen ein Gemälde entwendet. Den Verkaufserlös hatte er den Leuten in Thailand geschickt, die für einen Hungerlohn in der T-Shirt-Fabrik arbeiteten, die der Mann besaß.
„Bertrand Hawthorn“, sagte Kit und goss sich noch ein Glas von dem abscheulichen Gesöff ein. „Schon mal von ihm gehört?“
„Nein. Sollte ich?“
„C.L.A.W. müsste ein Dossier über ihn haben.“
Alexios verdrehte die Augen und nahm die Flasche weg, um zu verhindern, dass Kit noch mehr trank. „Du solltest nicht einmal von der Existenz von C.L.A.W. wissen. Hat Clearwater es dir verraten?“
Kit schmunzelte. „Nein, du.“
„Ich?“, fragte Alexios. Er wirkte eindeutig verwirrt.
„In der Nacht, als du mich beinahe geschnappt hättest. Da hat das Ganze übrigens seinen Anfang genommen“, erklärte Kit. „Ich musste wissen, wer du bist und warum du hinter mir her warst.“
„Ich war hinter dir her, weil wir einen Hinweis bekommen hatten, dass ein Gestaltwandler versuchte, die Bank auszurauben“, antwortete Alexios.
„Ja, sicher, das weiß ich jetzt.