Schnurrer und Knurrer - Jane Wallace-Knight - E-Book

Schnurrer und Knurrer E-Book

Jane Wallace-Knight

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Beschreibung

Es hat schon immer Konflikte zwischen Gestaltwandlern verschiedener Spezies gegeben, aber eigentlich sollten bessere Zeiten angebrochen sein. Der Gepardenwandler Henry Dale ist erst sechzehn Jahre alt, als sein gesamtes Rudel bei lebendigem Leib verbrannt wird. Danach bei dem benachbarten Wolfsrudel zu leben, hätte für ihn furchteinflößend sein sollen, vor allem, da einer von ihnen für die schreckliche Tat verantwortlich ist. Doch er begegnet Will Gray, dem Sohn des Alphas, und fühlt sich sicherer denn je. Als der Rat sich einmischt und entscheidet, Henry bei Angehörigen seiner eigenen Art unterzubringen, verliert er nicht nur seinen besten Freund, sondern auch seine erste große Liebe. An seinem dreißigsten Geburtstag entschließt Henry sich spontan zur Anmeldung bei einer Paarungsagentur, in der Hoffnung, sich noch einmal zu verlieben. Er hätte niemals erwartet, Will wiederzusehen, aber offenbar hat das Schicksal andere Pläne für die beiden. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein und kann einzeln gelesen werden. Länge: rund 41.300 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT

LESEPROBE:

Schnurrer und Knurrer

Es hat schon immer Konflikte zwischen Gestaltwandlern verschiedener Spezies gegeben, aber eigentlich sollten bessere Zeiten angebrochen sein. Der Gepardenwandler Henry Dale ist erst sechzehn Jahre alt, als sein gesamtes Rudel bei lebendigem Leib verbrannt wird. Danach bei dem benachbarten Wolfsrudel zu leben, hätte für ihn furchteinflößend sein sollen, vor allem, da einer von ihnen für die schreckliche Tat verantwortlich ist. Doch er begegnet Will Gray, dem Sohn des Alphas, und fühlt sich sicherer denn je. Als der Rat sich einmischt und entscheidet, Henry bei Angehörigen seiner eigenen Art unterzubringen, verliert er nicht nur seinen besten Freund, sondern auch seine erste große Liebe.

An seinem dreißigsten Geburtstag entschließt Henry sich spontan zur Anmeldung bei einer Paarungsagentur, in der Hoffnung, sich noch einmal zu verlieben. Er hätte niemals erwartet, Will wiederzusehen, aber offenbar hat das Schicksal andere Pläne für die beiden.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein und kann einzeln gelesen werden.

Länge: rund 41.300 Wörter

JANE WALLACE-KNIGHT

Die Happy End-Paarungsagentur präsentiert:

Schnurrer und Knurrer

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „The Happily Ever After Mating Agency Presents: Kitten and Puppy“:

Jane Wallace-Knight

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

Als ältestem von drei Jungen wurde von Will Gray oft erwartet, dass er sich um seine jüngeren Brüder kümmerte. Ihm machte das nichts aus – sie waren ziemlich brave Kinder. Aber mit sechzehn Jahren und fähig, sich in seine Wolfsgestalt zu verwandeln, wollte er nichts lieber, als in seiner freien Zeit durch die Wälder zu laufen und dieses Gefühl von Freiheit zu spüren, von dem er vor seiner ersten Verwandlung gar nicht gewusst hatte, dass er es vermisste.

Sein Vater nahm ihn oft mit auf Streifzüge durch ihr Gebiet, nur sie beide, damit er das Land kennenlernte, so wie es auch schon sein Großvater mit seinem Vater gemacht hatte. Ihr Revier umfasste ein Areal von fünfzig Morgen Waldgebiet mit kleinen Ortschaften in den Randbezirken.

„Du musst jeden einzelnen Baum kennen, jedes Tier, jedes Lebewesen unter unserem Schutz“, sagte John, sein Vater, zu ihm. Es waren dieselben Worte, die auch schon Johns Vater gesprochen hatte.

Das Land, das ganz in der Nähe von Oakridge in Oregon lag, gehörte ihrer Familie schon seit Tausenden von Jahren, lange bevor die Fremden gekommen waren und es sich mit Gewalt genommen hatten. Das Rudel hatte es für eine Zeitlang verloren, aber Generation um Generation hatten sie gearbeitet, um zurückzukaufen, was eigentlich ohnehin ihnen gehörte.

„Will, können wir schwimmen gehen“, fragte sein jüngster Bruder Ty, als sie tiefer in den Wald gelangten. Der Kleine war erst sechs Jahre alt, und ihm fehlten bereits ein paar Milchzähne, aber der Junge war hartgesotten. Seine Mutter sagte, das wäre eben so, wenn man zwei ältere Brüder hatte. Ty rannte ständig umher, und oft rannte er irgendwo dagegen wie ein kleiner Irrer.

„Das Wasser ist jetzt noch zu kalt zum Schwimmen, Ty“, antwortete er, weil es erst zehn Uhr morgens war. „Vielleicht nachher, wenn Mama kommt.“

„Es soll nachher schön warm werden“, informierte sie Jack, ohne von seinem Buch aufzusehen. Will hatte keine Ahnung, wie es Jack möglich war, durch den Wald zu gehen und dabei ein Buch zu lesen, ohne zu stolpern. Jacks Lehrer hatte ihm für den Sommer eine Hausaufgabe in Form eines Buches gegeben, und Jack hatte bereits damit angefangen.

Wills Meinung nach war es gut, dass sie auf eine menschliche Schule gingen und von menschlichen Lehrern unterrichtet wurden. Er würde nicht wollen, dass er und seine Brüder einfach nur durchs Leben kamen, weil sie die Söhne des Alphas waren.

„Hier“, sagte Will schließlich, nachdem sie etwa zwanzig Minuten lang gelaufen waren. Sie waren nahe genug am See, um später noch schwimmen zu gehen, wenn es wärmer geworden war. Für ihn würde das ohnehin kein Problem sein. Seit er gelernt hatte, sich zu verwandeln, fror Will so gut wie nie, aber sein jüngster Bruder war noch zu klein, um von den Vorzügen seiner Gestaltwandler-Gene zu profitieren. Will öffnete die kleine Reisetasche, die ihre Mutter für sie gepackt hatte, und holte eine Decke heraus. Es schien, als würden nun, da endlich die Sommerferien begonnen hatten, die meisten der Mütter des Rudels mit ihren Kindern Ausflüge zum See machen. In der nahegelegenen Kleinstadt gab es nicht viel zu tun, deshalb nutzten alle das schöne Wetter aus, so oft es ging.

Als er die Decke ausgebreitet hatte, holte er ein paar Snacks und Safttüten für sie alle heraus. Jack setzte sich neben ihn, die Nase noch immer in seinem Buch vergraben, und hielt die Hand auf, damit Will ihm einen Saft gab.

„Kann ich Traubensaft haben?“, fragte Ty. Seine Zunge lugte durch die Lücke, wo ihm zwei Vorderzähne fehlten.

„Wenn du bitte sagst“, erinnerte Will ihn.

Ty grinste ihn an. „Bitte“, sagte er und neigte den Kopf zur Seite, um den Unschuldsengel zu geben.

Will lachte schnaubend und steckte den Strohhalm in die Safttüte, bevor er sie seinem kleinen Bruder gab. Die drei machten es sich gemütlich und entspannten sich eine Weile. Jack las sein Buch, und Will und Ty beschäftigten sich mit einem von Tys Malbüchern. Während Will auf seiner Seite sorgsam die Flächen innerhalb der Konturen ausfüllte und darauf achtete, für die Unterwasserszene die richtigen Farben zu wählen, machte Ty nicht einmal den Versuch. Er kritzelte wild an einem leuchtend violetten Hai. Will schaute hinüber zu dem, was sein Bruder machte, und schmunzelte.

„Sieht gut aus, Ty“, sagte er zu dem kleinen Jungen, der bei dem Lob strahlte. Als Künstlerin ermutigte seine Mutter sie, sich selbst kreativ auszudrücken. Dennoch war er nicht sicher, ob violette Haie wirklich in die Kategorie „künstlerische Selbstverwirklichung“ fielen.

Tys Haar wurde ziemlich lang. Es reichte ihm schon bis ans Kinn. Es war aber noch nicht so lang wie Wills, der seine schulterlangen, dunklen Locken mit einem Lederband zum Pferdeschwanz band, genau wie sein Vater.

„Denkst du, Mama wird es an den Kühlschrank hängen?“, fragte Ty und lehnte sich zurück, um das Bild in seiner Gesamtheit zu betrachten.

„Ich denke, das wird sie“, rief ihre Mutter Leah ihnen zu, als sie schließlich ebenfalls an den See kam. Will lächelte zu ihr auf, obwohl er sich ein wenig ärgerte, dass er sie nicht kommen gehört hatte – oder gerochen. Seit er seine Verwandlungstechnik perfektioniert hatte, waren all seine Sinne geschärft, aber offenbar brauchte er trotzdem noch jede Menge Übung.

Will rutschte zur Seite, als sie kam und sich zu ihnen setzte. Sie trug ein langes, himmelblaues Sommerkleid, das zu den Steinen in ihrer Halskette passte. Will ähnelte eher ihr als seinem Vater – zumindest sagten das alle. Er hatte ihre dunklen Mandelaugen und ihre Wangenknochen, anders als seine Brüder, die mehr nach ihrem Vater kamen.

„Danke, dass du auf sie aufgepasst hast, Liebes“, sagte sie zu ihm, während sie Badehosen aus der Tasche zog, die sie mitgebracht hatte. „Wollt ihr Jungs schwimmen gehen?“

„Ja“, rief Ty erfreut. Er sprang auf die Füße und riss sich das T-Shirt über den Kopf, zu ungeduldig, um auf Hilfe zu warten. Wie vorauszusehen war, blieb er mit dem Kopf stecken und wurde noch ungeduldiger.

Seine Mutter schnalzte mit der Zunge und eilte ihm zur Hilfe. Jack schaffte es irgendwie, sein Hemd und seine Hose auszuziehen, ohne die Nase aus dem Buch zu nehmen.

„Gutes Buch?“, fragte Will. Er war überrascht, dass die Konzentration seines Bruders noch nicht nachgelassen hatte, besonders jetzt, da sie schwimmen gehen konnten. Jack sah ihn nicht einmal an. Er nickte einfach nur einmal kurz, dann ignorierte er ihn wieder.

„Liebes, warum gehst du nicht und triffst dich mit ein paar Freunden?“, sagte seine Mutter und schaute Will an. „Oder verwandele dich und lauf ein bisschen. Ich weiß, dass du Lust darauf hast.“

Will biss sich auf die Unterlippe und sah sich im Wald um. Er wollte sich wirklich gern verwandeln. Er wollte laufen und jagen.

„Bist du sicher?“, fragte er sie. „Ich kann hier bleiben und helfen.“

Sie lächelte ihn an und beugte sich zu ihm, um ihn auf die Stirn zu küssen – was ihr gerade noch so gelang in Anbetracht von Wills inzwischen beträchtlicher Größe. „Ich bin sicher. Danke für deine Hilfe, Liebes. Und jetzt geh und hab Spaß.“

Er wurde immer besser im Verwandeln, und es kostete ihn kaum noch Zeit, auf alle viere zu gehen, zu einem schwarzen Wolf zu werden und in den Wald davonzujagen. Nichts ließ sich mit dem Gefühl des Winds in seinem Fell und dem Geruch der Bäume in seiner Nase vergleichen.

Vor etwa einem Jahr war der Anführer eines Rudels von Gepardenwandlern in die Stadt gekommen, um Wills Vater um Hilfe zu bitten. Sie hatten ihr eigenes Land verloren – ein öffentliches Gebiet etwa fünfzig Meilen von dem Gebiet entfernt, das Wills Rudel gehörte. Die Geparden waren aus ihrem Zuhause vertrieben worden, als der Gemeinderat ihr Laufgebiet in ein Einkaufszentrum verwandelt hatte. Es gab nur noch neunzehn Gepardenwandler, die nun nirgends hinkonnten. Wills Vater hatte Mitleid mit ihnen gehabt und ihnen einen Teil des Rudelgebiets zur Verfügung gestellt. Die Geparden hatten sich in einer nahegelegenen Stadt niedergelassen und unternahmen seitdem ein paarmal in der Woche den fünf Meilen langen Fußweg, oder die Fahrt, um im Wolfsgebiet zu laufen. Es funktionierte ziemlich gut, abgesehen von dem Umstand, dass, wann immer zwei verschiedene Rassen oder Spezies aufeinander trafen, es auf beiden Seiten stets Individuen gab, denen die Prinzipien der anderen missfielen.

Will selbst hatte in all der Zeit nur wenige Geparden getroffen. Die Wölfe und die Geparden liefen an verschiedenen Tagen, weshalb sie nur selten miteinander zu tun bekamen. Der Rudelführer der Geparden, ein Mann namens Lye, war schon einmal mit ein paar Freunden in Wills Zuhause gewesen, um mit dem Alpha Dinge zu besprechen, die zu hören Will nicht erlaubt war. Aber abgesehen davon hatte er ihn kaum je zu Gesicht bekommen.

Es gab nur ein einziges Kind im Gepardenrudel, wie sein Vater ihm erzählt hatte. Will fragte sich, ob das Kind in dieselbe Schule gehen würde wie er oder seine Brüder.

Er wusste, dass die Geparden heute die Gemeindehalle nutzten, weshalb er darauf achtete, nicht in ihrer unmittelbaren Nähe zu laufen.

Er rannte lang und schnell durch den Wald und tobte sich aus, bis er der Erschöpfung nahe war. Es war ein angenehmes Gefühl, den eigenen Körper so zu beanspruchen. Es schenkte ihm eine Befriedigung, die zu begreifen kein menschliches Wesen je hoffen konnte.

Anstatt sich hinzusetzen, um für eine Weile auszuruhen, verfiel er in einen langsamen Gang und schnüffelte an allem, was er fand. Er war sich beinahe sicher, dass er den Geruch eines Hirsches aufgefangen hatte, als plötzlich etwas anderes seine Sinne attackierte. Rauch.

Will nahm sofort wieder Tempo auf und rannte in die Richtung, aus der der Rauch kam. Es war nicht der Geruch eines Grills oder Lagerfeuers – es war etwas anderes, das Will nie zuvor gerochen hatte. Falls jemand auf ihrem Land Bäume verbrannte, würde sein Vater davon wissen wollen.

Je näher er kam, desto stärker wurde der Geruch. Er brannte ihm in der Nase, und am liebsten wäre er in die entgegengesetzte Richtung gelaufen. Wäre er ein gewöhnlicher Wolf gewesen, dann hätte sein Instinkt ihm befohlen, genau das zu tun, aber der menschliche Teil in ihm musste das sehen, musste herausfinden, ob jemand Hilfe brauchte. Vielleicht war es auch der zukünftige Alpha in ihm.

Seine Ohren fingen das Zischen und Knacken brennenden Holzes auf, und er wusste sofort, dass es von der Gemeindehalle kam. Als er die Lichtung erreichte, kam er schlitternd zum Halt. Die große Halle zerfiel unter der flammenden Hitze, und Will sah sich hektisch um und neigte den Kopf in der Hoffnung, jemanden aus dem Inneren zu hören, als ihm etwas Seltsames auffiel. Metallketten waren durch die Handgriffe der großen Eingangstüren gewunden, sodass es unmöglich war, sie zu öffnen. Beide Fensterscheiben waren zerschmettert, aber es lagen keine Scherben auf dem Boden, also mussten sie von außen eingeschlagen worden sein.

Er wollte sich gerade zurück in seine menschliche Gestalt verwandeln, um vielleicht durch die Fenster hineinschauen zu können, als er ein jämmerliches Wimmern aus den Büschen etwa fünfzehn Meter entfernt vernahm. Mit der Nase dicht am Boden, um vielleicht einen deutlicheren Geruch aufzunehmen, folgte Will dem Laut. Je näher er kam, umso stärker wurde der Geruch. Es war nicht einfach mit dem Rauchgestank, der in seiner Nase hing, aber die Duftspur war dennoch nicht zu verkennen. Katzenartig, so viel war sicher.

Dann fand er das Gepardenjunge. Es war ganz in sich zusammengerollt, zitterte und wimmerte. Das Fell des kleinen Kerls war angesengt und rußverschmiert. Will wusste, dass es einer der Gepardenwandler war, die sich auf ihrem Land angesiedelt hatten. Er sah zurück zum Gemeindesaal. Selbst, wenn darin noch jemand am Leben war – es war für Will unmöglich, sie zu erreichen. Das Feuer loderte aus den Fenstern, und die Deckenbalken krachten laut. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das gesamte Gebäude in sich zusammenfallen würde.

Er fühlte sich hilflos. Es gab nichts, das er tun konnte.

Will kroch unter das Gebüsch und schmiegte seinen Körper um das kleine, verängstigte Junge. Dessen Zittern schien ein wenig nachzulassen, als Will seinen Kopf an den des Jungen legte. Unter den ungewöhnlich grünen Augen des Geparden waren die typischen, tränenförmigen, schwarzen Markierungen, die den Kleinen irgendwie noch mitleiderregender aussehen ließen. Er sah Will mit großen Augen an, die mit so viel Traurigkeit erfüllt waren, dass er sich beinahe verzweifelt wünschte, ihm seinen Kummer nehmen zu können. Er neigte seinen Kopf und stupste die Nase des Jungen mit seiner eigenen an, bevor er ihm tröstend die Schnauze leckte.

Er wusste nicht, wie lange sie dort zusammen lagen, aber sie sahen zu, wie die Halle fast vollkommen niederbrannte. Will leckte das Junge sauber, so gut es ging. Ein ekliger Rußgeschmack blieb in seinem Maul zurück.

Als schließlich sein Vater und die anderen ankamen, warf Will den Kopf zurück und heulte, um ihnen seine Position anzuzeigen.

„Will?“, rief sein Vater. „Oh Gott, Will. Geht es dir gut? Bist du verletzt?“

Die anderen Rudelmitglieder, die mit ihrem Alpha hergekommen waren, versuchten das Feuer zu löschen, obwohl es keine Hoffnung auf Überlebende gab.

Beim Eintreffen der anderen begann das Junge wieder zu zittern, und als sein Vater näher kam, gab Will unwillkürlich ein warnendes Knurren von sich. Er wollte nicht, dass der Kleine noch mehr Angst bekam, als er ohnehin schon hatte. Der Laut schien seinen Vater zu erschrecken, und er starrte auf die beiden hinunter.

„Will, ist schon gut. Du musst jetzt herauskommen. Der Kleine könnte verletzt sein. Er könnte Hilfe benötigen“, redete sein Vater ihm zu. „Das hast du gut gemacht, Sohn. Du hast ihm geholfen.“

Will sah wieder auf das Junge herab, das offenbar auf ein Zeichen von Will wartete, was es tun sollte. Will nickte und krabbelte langsam aus dem Gebüsch und zu seinem Vater. Dabei schaute er ständig hinter sich, um sicherzugehen, dass das Junge ihm folgte. Das magere, kleine Ding sah nun noch jämmerlicher aus. Wills Instinkte drehten durch. Er musste das Junge beschützen. Er musste herausfinden, wer es hatte verletzen wollen. Und er musste dafür sorgen, dass das nie wieder passierte.

Kapitel 2

Nachdem Will seinem Vater alles erzählt hatte, was er über das Feuer wusste – zugegebenermaßen war das nicht viel – drängte seine Mutter ihn ins Bad, damit er eine Dusche nahm. Nur widerwillig ließ er das Gepardenjunge aus den Augen, das sich noch immer nicht in ein Menschenkind zurückverwandelt hatte, obwohl sein Vater ihm gut zuredete.

John hatte alle anderen aus dem Haus geschickt, um das Junge nicht zu verängstigen. Leah hatte es gesäubert, so gut es ging – mit einem Waschlappen und unendlicher Geduld. Jetzt lag der Kleine zusammengerollt und mit eingezogenem Schwanz auf der Couch im Wohnzimmer, und Wills Brüder standen in der Tür und starrten ihn an.

Will nahm die wahrscheinlich schnellste Dusche aller Zeiten. Er zog sich saubere Sachen an, ohne sich allzu gründlich abzutrocknen. Sein Haar durchnässte den Kragen seines grauen T-Shirts, aber das war ihm egal. Er wollte nur zurück zu dem Gepardenjungen.

Sobald er ins Wohnzimmer zurückgestürmt kam, hob das Junge den Kopf und schnupperte in der Luft. Will lächelte den kleinen Kerl an und setzte sich zu ihm auf die Couch. Er verspürte eine warme Welle von Stolz, als das Junge sich umdrehte und seinen Kopf auf Wills Schoß legte.

Er mochte noch jung sein, aber ihm entging nicht der Blick, den seine Mutter und sein Vater wechselten.

„Weißt du, ich glaube, wir sollten herumfragen, ob jemand aus dem Rudel irgendetwas weiß“, sagte John zu seiner Frau. Will wusste, dass sie das bereits getan hatten, aber nichts über das Feuer herausgefunden hatten, oder was es verursacht hatte

Will warf seinem Vater einen Blick zu, und der Mann lächelte ihn an. „Es macht dir doch nichts aus, hier bei dem Kleinen zu bleiben, oder, Sohn?“

Will sah auf den Geparden hinab und streichelte zärtlich den flauschigen Kopf. „Nein, das macht mir nichts aus.“

Sobald sie allein waren und Wills Brüder schon oben in ihren Betten schliefen, fing Will an zu reden und erzählte dem Jungen von seiner Familie, seiner Schule und seinen Hobbys. Seine Mutter war Künstlerin, Bildhauerin. Sie hatte ihm beigebracht, mit Ton zu arbeiten, aber er war nicht einmal annähernd so gut wie sie.

„Vielleicht kann ich dir ihr Atelier zeigen“, sagte Will. Seine Hand streichelte immer noch wie nebenbei das Fell des jungen Geparden. „Sie ist eine echte Künstlerin. Die Leute kaufen ihre Arbeiten und alles.“

Er redete für eine gefühlte Ewigkeit und hörte erst auf, als sich das Junge schließlich bewegte.

Wills Mund stand offen, als der Kleine endlich den Kopf aus seinem Schoß hob und begann, sich zu verwandeln. Es war nicht so, als hätte er noch nie zuvor gesehen, wie sich Wölfe verwandelten – das hatte er, schon oft – aber er hatte schon angefangen zu glauben, dass der Gepard sich nie mehr verwandeln würde. Der Junge sah in seiner menschlichen Gestalt jünger aus als Will, mindestens um ein paar Jahre. Sein Körper war mager, und seine großen, grünen Augen wirkten in seinem schmalen Gesicht riesig.

Will riss sich hastig zusammen und griff nach der Häkeldecke, die seine Mutter stets über der Sofalehne hängen ließ. Er legte sie dem Jungen um die Schultern und rückte ein wenig von ihm ab. Es war eine Sache, seinen Kopf zu streicheln, solange er ein Gepard war, aber da er nun wieder ein Junge in Menschengestalt war, der ihn ängstlich und vielleicht auch ein wenig hoffnungsvoll anschaute, brauchte Will etwas Abstand.

„Äh, hi. Ich bin Will“, sagte er rasch. „Du bist hier sicher, das verspreche ich.“

Der Junge ergriff die Säume der Decke und zog sie enger um seinen Körper. „Ich bin Henry.“

Will leckte sich über die Unterlippe und wurde plötzlich nervös. Er wusste nicht, was er nun tun oder sagen sollte. „Willst du etwas trinken?“, fragte er schließlich eifrig. Er war froh, dass ihm doch noch etwas eingefallen war, wie er sich nützlich machen konnte.

Henry nickte, und Will sprang von der Couch auf, um eine Flasche Wasser aus der Küche zu holen. Er sprintete praktisch zurück ins Wohnzimmer und öffnete die Flasche, bevor er sie Henry reichte. Dann sah er zu, wie der Junge den Kopf in den Nacken legte und fast die halbe Flasche austrank.

„Bist du verletzt?“, fragte Will. „Wir haben hier einen Arzt, sowas Ähnliches jedenfalls. Aber er weiß, was er tut. Mein Bruder Jack hat sich einmal den Arm gebrochen, und er hat ihn wieder total in Ordnung gebracht.“

Henry schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Nein, es geht mir gut.“

Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge, während Will Henry ansah und Henry die Wasserflasche in seinen Händen anstarrte. Will war überrascht von Henrys Stimme, die deutlich tiefer war, als er erwartet hatte.

„Sie sind alle tot, oder?“, fragte Henry schließlich nach langem Schweigen, das Will ewig vorgekommen war.

Will wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte, also nickte er einfach nur. „Es tut mir leid. Deine Familie–“

Nein“, unterbrach Henry ihn. „Meine Mama ist schon vor langer Zeit gestorben. Das Rudel kümmerte sich danach um mich. Lilly und Anna, sie waren meine Tanten, oder sowas Ähnliches.“

Will legte seine Hand auf die Schulter des kleineren Jungen. Er wollte ihn trösten, wusste aber nicht, was er sonst hätte tun können.

„Weißt du, wie das passiert ist? Das Feuer?“, fragte Will. Henry ließ den Kopf sinken.

„Ich war zu spät. Ich hätte eigentlich da sein sollen, aber ich war im Wald spielen. Als ich ankam, stand die Halle schon in Flammen, und an der Tür waren Ketten. Ich habe jemanden gerochen. Einen Wolf.“

Will atmete scharf ein und schüttelte hastig den Kopf. „Nein, so etwas würde kein Wolf tun.“

Henry drehte sich zu ihm und funkelte ihn an. „Tatsächlich? Weil wir nämlich vom ersten Tag an, als wir hier ankamen, immer nur zu hören gekriegt haben, dass wir hier nichts verloren hätten.“

„Nein“, beharrte Will. „Mein Vater ist ein guter Mann. Er hat euch hier ein Zuhause gegeben.“

Henry bekam feuchte Augen. Wütend wischte er die Tränen weg. „Und euer ganzes Rudel denkt so wie dein Vater?“

Will öffnete den Mund, um die Wölfe zu verteidigen, stellte aber im selben Moment fest, dass er das nicht konnte. Er hatte selbst gehört, wie sein Vater mit anderen Mitgliedern über einige der Wölfe gesprochen hatte, die sich abfällig darüber geäußert hatten, dass das Gepardenrudel hier war. Sie hatten nicht nur Johns Entscheidung in Frage gestellt, sondern gleich dessen Fähigkeit, das Rudel weiterhin zu führen. Trotzdem – Will kannte all diese Leute, und er konnte sich nicht eine Sekunde lang vorstellen, dass jemand die Geparden umbringen wollen würde.

Er erinnerte sich, dass eines späten Abends vor einigen Monaten ein Mann namens Dez gekommen war. Will war in seinem Zimmer geblieben, aber mit seinem neu geschärften Gehörsinn hatte er alles mitbekommen, was der Kerl gesagt hatte. Er hatte mit hasserfüllten Beschimpfungen um sich geworfen, weil die Geparden auf ihrem Land lebten, während Wills Vater versucht hatte, ihn wieder zu beruhigen. Am Ende hatte der sonst so ruhige und besonnene John den Kerl angebrüllt und in seine Schranken verwiesen, nachdem Dez ihm unterstellt hatte, ein schwacher Rudelführer zu sein, weil er andere in ihr Territorium gelassen hatte.

Will sah auf Henrys Hände herab. Sie waren etwas kleiner als seine eigenen und klammerten sich an der Decke fest. Was, wenn Dez derjenige war, der Henry das angetan hatte? Was, wenn jemand aus ihren Reihen all diese Leute getötet hatte?

„Was auch immer geschehen ist – ich verspreche dir, dass du von jetzt an in Sicherheit bist“, sagte Will zu Henry. „Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand wehtut.“

* * * *

Es war etwas an dem anderen Jungen, das Henry das Gefühl gab, trotz allem nicht ganz allein auf der Welt zu sein. So als würde vielleicht doch irgendwie alles gut werden. Der Geruch von Rauch und brennendem Fleisch hing noch immer in seiner Nase und rang mit dem Phantomgeruch seiner Pflegetanten. Sie waren alles gewesen, was er auf der Welt hatte, und nun waren sie tot. Er wusste nicht, was jetzt mit ihm geschehen würde. Ob er bei den Wölfen bleiben konnte – wissend, dass einer von ihnen sein Rudel getötet hatte – oder ob man ihn fortschicken würde.

Will nahm ihn mit auf sein Zimmer, wo er diverse Kleidungsstücke aus seinem Schrank zog und achtlos aufs Bett warf, während er etwas zu finden versuchte, was Henry passen könnte.

---ENDE DER LESEPROBE---