Gesegneter Dreier 2: Der Engel des Todes - Jane Wallace-Knight - E-Book

Gesegneter Dreier 2: Der Engel des Todes E-Book

Jane Wallace-Knight

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Beschreibung

Vor sechs Monaten hat sich Sam Reeds Leben für immer verändert. Er hat nicht nur herausgefunden, dass sein leiblicher Vater ein Engel war, er wurde auch zu einem Vampir gemacht. Noch dazu hat Sam seinen vorherbestimmten Gefährten getroffen, einen Alpha-Werwolf namens Jackson Harcourt, der bereits seit fünfzig Jahren mit dem Vampir Alek zusammen ist. Die drei haben sich ein recht schönes Leben zusammen aufgebaut und genießen ihre gemeinsame Zeit. All das ändert sich jedoch, als Sam den Vater kennenlernt, dem er noch nie begegnet ist, und vor einer schrecklichen Bedrohung gewarnt wird. Die Bruderschaft der Gerechten ist eine Sekte von Engeln, die Dämonen und all deren Nachkommen jagen. Ein Nephilim, der zum Vampir wurde, steht ganz oben auf ihrer Liste. Während die Uhr tickt und Sam seine neuen Kräfte noch nicht kontrollieren kann, müssen er und seine Gefährten entscheiden, was für ihr Rudel am besten ist, und ob sie fliehen oder kämpfen sollen. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 43.000 Wörter

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Epilog

ÜBER JANE WALLACE-KNIGHT

LESEPROBE:

Gesegneter Dreier 2:

Der Engel des Todes

Vor sechs Monaten hat sich Sam Reeds Leben für immer verändert. Er hat nicht nur herausgefunden, dass sein leiblicher Vater ein Engel war, er wurde auch zu einem Vampir gemacht. Noch dazu hat Sam seinen vorherbestimmten Gefährten getroffen, einen Alpha-Werwolf namens Jackson Harcourt, der bereits seit fünfzig Jahren mit dem Vampir Alek zusammen ist. Die drei haben sich ein recht schönes Leben zusammen aufgebaut und genießen ihre gemeinsame Zeit.

All das ändert sich jedoch, als Sam den Vater kennenlernt, dem er noch nie begegnet ist, und vor einer schrecklichen Bedrohung gewarnt wird. Die Bruderschaft der Gerechten ist eine Sekte von Engeln, die Dämonen und all deren Nachkommen jagen. Ein Nephilim, der zum Vampir wurde, steht ganz oben auf ihrer Liste.

Während die Uhr tickt und Sam seine neuen Kräfte noch nicht kontrollieren kann, müssen er und seine Gefährten entscheiden, was für ihr Rudel am besten ist, und ob sie fliehen oder kämpfen sollen.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.

Länge: rund 43.000 Wörter

JANE WALLACE-KNIGHT

Gesegneter Dreier 2:

Der Engel des Todes

Die Wölfe von Gardwich 3

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „The Holy Trinity 2: Angel of Death“: Jane Wallace-Knight

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2018

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

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Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Prolog

Die Neonlampen über dem Bett des Jungen flackerten und zogen seine Aufmerksamkeit auf sich, weg von den vorbeilaufenden Ärzten, die zu beschäftigt waren, um auf ihn zu achten. Draußen tobte ein Sturm. Der starke Wind würde die Lüge, warum er hier war, glaubwürdiger machen. Die Notaufnahme war an diesem Abend voller Menschen, und nur ein dünner Vorhang trennte Sam von der Menge.

„Denk daran“, sagte die Pflegemutter des Jungen leise und in flehendem Ton. Sie strich ihren langen, graubraunen Rock über ihren Knien glatt und steckte eine lose Strähne ihres glanzlosen, blonden Haares zurück hinters Ohr. „Du bist draußen mit deinem Fahrrad gefahren, und der Wind hat dich umgepustet.“

Der Junge wandte seinen Blick von der Lampe ab, enttäuscht darüber, dass sie nicht länger flackerte. Stattdessen sah er aus dem Fenster am Ende des Korridors. Es war dunkel draußen, und es gefiel Sam Reed, nach Einbruch der Dunkelheit nicht zu Hause zu sein. Eigentlich hatte er nachts Angst, aber nicht hier. Hier war er sicher. Unmittelbar nachdem sein Pflegevater, ein Mann namens Trevor Fenton, ihn geschlagen hatte, war es immer am besten, weil dann die längste Zeit vor ihm lag, bevor es erneut passieren würde. Ein bisschen wie freitagnachmittags, wenn vor ihm die längste Zeit lag, bevor er wieder zur Schule musste. Und Trevors Frau Alison gab ihm nach jeder Misshandlung Eiscreme, während sie Sam beteuerte, dass Trevor es nicht so gemeint hatte. Der Arzt hatte gesagt, Sams Arm könnte gebrochen sein, aber er müsste noch einen speziellen Test machen, um ganz sicher zu gehen. Auch der Test machte Sam keine Angst – je länger er hier bleiben konnte, umso besser.

Alison saß neben Sams Bett, die Hände ordentlich im Schoß gefaltet, und lächelte die Krankenschwester an, die sich um den alten Mann im Bett neben Sams kümmerte. Sam spürte, dass der Mann im Sterben lag. Er war seit Monaten immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert worden, und jetzt konnte er ohne einen besonderen Apparat nicht mehr atmen. Die Krankenschwester wartete darauf, dass im oberen Stock ein Bett frei wurde, damit sie ihn irgendwohin bringen konnte, wo es ruhiger war.

Sam drehte den Kopf, um wieder den Sturm zu beobachten, der vor dem Fenster tobte. Er freute sich, als das Licht über seinem Bett noch einmal hektisch flackerte, bevor es schließlich ganz aufgab. Nach einem Moment der Stille sprangen die Generatoren des Hospitals an, und sämtliche Apparate erwachten surrend wieder zum Leben.

„Sie können jetzt gehen“, sagte eine leise, wohlgesetzte Stimme plötzlich neben ihnen und erschreckte sie beide. Ein scharfer Schmerz durchfuhr Sams Arm, als er zusammenzuckte, und sein schmerzverzerrtes Gesicht erregte die Aufmerksamkeit des Fremden. Sam hatte den Mann nicht eintreten gesehen. Er musste wohl hereingekommen sein, während das Licht aus war.

Alison war sichtlich verwirrt und stotterte ein wenig, als sie antwortete: „Oh, nein, ich meine, der Arzt hat gesagt, dass er geröntgt werden muss. Sie warten nur darauf, dass das Gerät frei wird.“

Der Mann war eine imposante Erscheinung, mindestens ein Meter achtzig groß, mit honigblondem, kurz geschnittenem Haar. Seine blauen Augen richteten sich unverwandt auf Alison, und die Frau fing an zu zittern.

„Ich sagte, dass Sie nun gehen können“, wiederholte er barsch. Er trug einen fast bodenlangen, dunkelgrauen Mantel, den er offen gelassen hatte, und darunter einen schwarzen Anzug von der Sorte, die Sam auf Hochzeiten gesehen hatte. Der Mann beugte sich herab, bis sein Mund direkt an Alisons Ohr war, und flüsterte etwas, das Sam nicht hören konnte. Dann sah der sechsjährige Junge zu, wie seine Pflegemutter, die sich seit seinem dritten Lebensjahr um ihn gekümmert hatte, wie in Trance aufstand und ihn ohne ein Wort verließ.

„Fahren Sie vorsichtig“, sagte der Mann unheilvoll. Sein attraktives Gesicht war zu einer bedrohlichen Miene verzogen.

Nun bekam Sam doch ein wenig Angst, aber als der Mann sich an ihn wandte, lächelte er freundlich. „Hallo, Samuel.“

„Hallo“, flüsterte Sam zur Antwort. In dem großen Krankenhausbett wirkte er noch schmächtiger, als er ohnehin war. Er war kleiner als die meisten anderen Jungen in seiner Klasse, aber keiner von ihnen hänselte ihn deswegen.

„Es wird alles gut werden, Sam“, versprach der Mann mit leiser, beruhigender Stimme. „Ich werde dich an einen sicheren Ort bringen.“

Sam starrte den Mann an und versuchte, seine geheime Gabe einzusetzen. Seine Pflegeeltern mochten es nicht, wenn er sie benutzte, aber er wollte probieren, in den Verstand des Mannes hineinzusehen. Der Mann schaute ihn wissend an, so als könnte er Sams unbeholfenen Versuch, seine Gedanken zu lesen, fühlen. Anstatt darüber wütend zu werden, so wie die Fentons, wenn sie merkten, dass etwas Seltsames mit Sam vor sich ging, lächelte der Mann ihn nur an. Etwas wie Stolz spiegelte sich in seinem schönen Gesicht.

„Wohin bringst du mich?“, fragte Sam. Es war ihm eigentlich gleichgültig; er war nur neugierig.

„Zu einer netten Dame, die sich schon immer gewünscht hat, einen kleinen Jungen wie dich zu haben“, antwortete der Mann.

Sam beobachtete fasziniert, wie sich der Mann aufs Fußende des Bettes setzte und langsam seine Hand ausstreckte, so als rechnete er damit, dass Sam vor ihm zurückschrecken würde. Er ergriff die Hand von Sams gebrochenem Arm, und Sam spürte ein seltsames, heißes Kribbeln von seinem Handgelenk bis ganz hinauf in seine Schulter. Es fühlte sich so ähnlich an, wie in ein heißes Bad einzutauchen, und beinahe auf der Stelle verschwanden seine Schmerzen.

„Entschuldigen Sie, Sir“, unterbrach Sams Arzt, der in diesem Moment zurückkam. Er war ein gedrungener, glatzköpfiger Mann mit gebräunter Haut. Sam erhaschte einen kurzen Blick auf die Bilder in seinem Kopf. Er stellte fest, dass der Mann vor kurzem in den Ferien war, aber nicht mit seiner Gattin, sondern mit einer anderen Frau, die er gern zum Golfspielen mitnahm und küsste. „Sind Sie Mr. Fenton? Das Röntgengerät wäre jetzt frei. Und wo ist Ihre Frau?“

Der Fremde lächelte Sam noch einmal an, dann wandte er sich an den Arzt. „Ich bin nicht Mr. Fenton. Ich bin Polizist und arbeite mit den Sozialbehörden zusammen. Samuels Arm war nicht gebrochen, nur ausgerenkt. Sie haben ihn wieder eingerenkt und werden nun die Entlassungspapiere unterschreiben.“

Der Arzt starrte den Mann einen Augenblick stumm an. Sein Blick wurde glasig, dann schüttelte er sich sichtlich. „Es tut mir leid, dass Sie warten mussten, Officer. Sam kann jetzt gehen. Ich werde den Arztbericht an seine Sozialarbeiterin weiterleiten“, sagte der Arzt schließlich lächelnd und nickte.

Sam runzelte die Stirn und sah zu dem fremden Mann auf. „Hast du ein Polizeiauto? Kann ich die Sirene anmachen?“

„Tut mir leid“, sagte der Mann. Er hob Sam mühelos hoch und setzte ihn sich auf die Hüfte. „Ich habe kein Polizeiauto.“

Als Sam enttäuscht die Unterlippe vorschob, lächelte der Mann erneut. „Vielleicht können wir dir auf dem Weg zu deinem neuen Zuhause ein Spielzeugauto kaufen.“

Sams Gesicht leuchtete auf, und der Mann verließ das Krankenhaus, um ihn zu seiner neuen Mutter zu bringen.

Kapitel 1

Sam schoss im Bett hoch und riss damit seinen Werwolfgefährten ebenfalls aus dem Schlaf. Jackson rieb sich mit der Hand über sein müdes Gesicht und blinzelte zur Uhr auf dem Nachttisch hinüber. Es war sechs Uhr morgens. Ihr anderer Gefährte, ein Vampir namens Alek, schlief ungestört weiter den Schlaf der Untoten. Schwere Vorhänge vor den Fenstern sperrten das Sonnenlicht aus, damit es Alek nicht verbrannte, aber Sam konnte am schönen Gesang der Vögel hören, dass die Sonne bereits aufgegangen war.

„Wieder ein Traum, Liebster?“, fragte Jackson. Er unterdrückte ein Gähnen und rieb Sams Rücken. Jacksons amerikanischer Südstaaten-Akzent verfehlte für gewöhnlich nie seine Wirkung auf Sam – entweder törnte er in mächtig an, oder er beruhigte ihn, so wie jetzt. Sein Gefährte war der Alphawolf eines Rudels von Außenseitern und Ausgestoßenen, die er im Laufe der Zeit um sich gesammelt hatte. Er war einen Meter neunzig groß, jeder Zentimeter davon Muskeln und gebräunte Haut.

„Ja“, antwortete Sam leise, dann schlüpfte er aus dem Bett. Es tat ihm leid, Jackson geweckt zu haben. Die drei hatten ohnehin Schwierigkeiten, zusammen einen guten Schlafrhythmus zu finden. Da Alek ein Vampir war, schlief er am Tage, außer natürlich, er trank etwas von Sams Blut. Jackson musste als Alpha tagsüber wach sein, um für sein Rudel da zu sein und seine Baufirma zu leiten. Sam war ein Engel-Vampir-Mischling und konnte schlafen, wann er wollte, denn dank des Engelblutes in seinem Kreislauf konnte die Sonne ihm nichts anhaben.

Aber in letzter Zeit litt er mehr und mehr unter Schlaflosigkeit. Sie konnten alle drei nur froh sein, dachte Sam, dass sie als übernatürliche Wesen nicht oft unter Erschöpfung litten. Aber es war Sonntag, deshalb hatten er und Jackson dennoch vorgehabt, einmal auszuschlafen. Sie waren fast die ganze Nacht auf gewesen, um Alek Gesellschaft zu leisten. Da es Sommer war und ein großes Waldstück hinter dem Haupthaus ihres Anwesens ihnen gehörte, hatten die drei die Gelegenheit genutzt, um dort im Gras unter den Sternen stundenlang Liebe zu machen und zu reden.

Sam konnte den Blick aus Jacksons braunen Augen in seinem Rücken spüren und drehte sich mit einem wissenden Schmunzeln zu ihm um. „Du solltest noch ein bisschen liegen bleiben. Du brauchst den Schlaf nötiger als ich.“

Jackson stöhnte und ließ sich wieder auf den Rücken fallen. „Du solltest das auch tun.“

„Ach was. Ich werde aufstehen und die Katze füttern“, sagte Sam rasch. Er wusste, dass sich seine Gefährten Sorgen um ihn machten. „Ich werde dich rechtzeitig vor dem Abendessen wecken.“

Jackson schnaubte und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Genau. Abendessen bei deiner Pflegemutter. Wo wir alle am Tisch sitzen und so tun, als wäre es völlig normal, dass sie immer noch Nussbrot für dich backt, obwohl sie weiß, dass du nicht essen kannst.“

Sam seufzte und ging zum Schrank, um sich anzuziehen. Es war komisch für ihn, sich immer noch dem Wetter entsprechend kleiden zu müssen, obwohl er Temperaturveränderungen kaum noch wahrnahm. Aber um nicht aufzufallen oder Verdacht zu erregen, musste Sam bei warmem Wetter T-Shirts tragen, und wenn es kalt war, Mantel, Schal und Handschuhe. Es nervte ihn, dass er nicht länger vom Wetter abhängig war und sich trotzdem der Jahreszeit entsprechend anziehen musste.

„Sie gibt sich doch alle Mühe. Es fällt ihr nur schwer zu akzeptieren, dass ich jetzt anders bin“, erklärte Sam.

„Aber sie hat keine Probleme damit, dass dein Bruder jetzt ein Werwolf ist“, wandte Jackson ein.

Sam zuckte nur mit den Schultern und fing an, sich anzuziehen. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr Ritas Verhalten ihn kränkte. Er war erst sechs Jahre alt gewesen, als er zu Rita gekommen war, und dreizehn, als sein Bruder Kieran bei ihnen eingezogen war.

Er dachte an seinen Traum zurück und fragte sich, ob es sich wirklich um eine Erinnerung gehandelt hatte, oder ob seine Fantasie einfach nur die Lücken füllte. Es war fünf Monate her, seit er erfahren hatte, dass er ein Nephilim war – das Kind einer menschlichen Mutter und eines Engels als Vater. Und fast genauso lang war es her, dass er beinahe gestorben wäre und von seinem Geliebten Alek in einen Vampir verwandelt worden war.

Und seit seiner Verwandlung waren Sams übernatürliche Fähigkeiten noch gewachsen. Er war schon immer anders als die anderen gewesen. Schon als Kind hatte er in die Seelen von Menschen blicken und all die Dinge sehen können, die sie getan hatten, Gutes und Böses. Als er älter wurde, fand er heraus, dass er mit seinem Geist Gegenstände bewegen konnte. Allerdings hatte er nie besonders viel Kontrolle darüber gehabt. Aber jetzt war er unsterblich, und das Blut eines siebenhundert Jahre alten Vampirs floss durch seine Adern. Jetzt konnte er alles Mögliche tun.

Die Transformation vom Menschen zum Vampir hatte auch seinen Körper verändert. Seine Haut fühlte sich zwar noch weich an, war aber widerstandsfähiger, und seine Sehkraft und sein Gehör waren deutlich schärfer. Außerdem hatte er, nachdem er aus seinem Todesschlaf erwacht war, feststellen müssen, dass ihm Flügel gewachsen waren, die er glücklicherweise in seinen Körper zurückziehen konnte. Allerdings hatte er noch keinen richtigen Versuch unternommen, damit zu fliegen.

In den letzten fünf Monaten hatte Sam entdeckt, dass seine leibliche Mutter, die ihn in einer Kirche zur Welt gebracht und unmittelbar danach gestorben war, ihn nach seinem Vater benannt hatte – Samael, auch bekannt als Engel des Todes – wenn auch mehr oder weniger unbeabsichtigt. Sam hatte in einer Vision seine eigene Geburt gesehen, und wie seine Mutter unentwegt nach ihrem Geliebten gerufen hatte. Samael. Als sie dann starb, glaubte die Frau, die ihr bei der Geburt geholfen hatte, sie hätte den Namen ihres Kindes gerufen, und hatte den Sanitätern gesagt, der Name des Babys sei Samuel.

Jackson und Alek hatten einen Privatdetektiv beauftragt, um Licht in Sams wahre Herkunft zu bringen, aber er konnte nichts über Sams Mutter oder ihre Familie herausfinden. Sein Vater allerdings war offensichtlich der Fremde gewesen, der Sam seiner ersten Pflegefamilie weggenommen und zu Rita gebracht hatte, falls Sam sich recht erinnerte.

Nachdem sie es leid waren, darauf zu warten, dass Rita ihre alten Jugendamtunterlagen fand, hatten Sam und Kieran selbst danach gesucht und herausgefunden, dass Trevor und Alison Fenton in der Nacht gestorben waren, als Sam zu Rita gebracht worden war. In einem Zeitungsausschnitt, den sie gefunden hatten, hieß es, Alison sei in jener Nacht heimgefahren und habe Trevor mit einem Wagenheber erschlagen, bevor sie wieder ins Auto gestiegen und mit Vollgas gegen die Hauswand gefahren war.

Schaudernd erinnerte er sich an das Gesicht des Engels, das so menschlich ausgesehen hatte. Und doch hatte Sams Unterbewusstsein gespürt, dass irgendetwas daran nicht ganz richtig war. Er fragte sich, ob die Leute bei ihm ähnlich empfanden. Er hoffte, dass es nicht so war, obwohl es Ritas Reaktion auf ihn erklären würde.

Samael. Die Strafe Gottes. Der Engel des Todes. Das hatte Sams Suche im Internet ergeben, als er seinen Namenspatron gegoogelt hatte. Und wenn man das Schicksal von Alison und Trevor Fenton in Betracht zog, dann hatte das Internet ausnahmsweise mal recht gehabt.

Alek hatte Sam erklärt, dass auch Vampire träumten. Sobald die Sonne aufging, fielen sie in einen tiefen Schlaf, den Alek als Todesschlaf bezeichnete. Aber da die Sonne keine Wirkung auf Sam hatte, schlief er immer noch dann, wenn er es wollte, und auch immer noch ganz so wie zuvor, als er noch halb menschlich gewesen war.

Je mehr er über seinen Vater erfuhr, umso mehr kam er sich vor wie Alice, die gerade überlegte, in den Kaninchenbau hinabzusteigen. Einerseits machte es ihm Angst, mehr über seinen Vater zu erfahren. Denn vielleicht würde er etwas herausfinden, das ihm nicht gefiel, wenn er die losen Fäden ergriff und daran zog. Aber andererseits wusste er auch, dass sein Verstand nie zur Ruhe kommen würde, solange ihn all diese offenen Fragen plagten.

Er zog sich rasch an, dann sah er sich noch einmal um, bevor er das Zimmer verließ. Jackson hatte sich umgedreht, lag nun auf Sams Platz und schmiegte sich an Alek. Wie immer sah Alek im Schlaf wie eine glatt polierte Statue aus. Sein eisblondes Haar fiel auf seine blasse, makellose Haut. Sam musste bei seinem Anblick lächeln. Bevor er den beiden begegnet war, hatte er nicht gewusst, dass er zu so tiefer Liebe fähig war. Er wusste, dass es weder im Himmel noch auf Erden etwas gab, das sie trennen konnte. Sie gehörten ihm, und er würde es mit der ganzen Welt aufnehmen, um sie zu behalten.

Er blieb in der Tür stehen, als ein Schauer seine Schulterblätter durchfuhr. Seine Flügel drohten herauszukommen, weil sein Körper unerwartet von Adrenalin durchflutet wurde. Er wusste nicht, woher plötzlich diese Gedanken kamen. Es bestand für keinen von ihnen irgendeine Bedrohung, dennoch hatte er das Gefühl, etwas würde sich zusammenbrauen. In letzter Zeit war er oft zornig wegen all der unbeantworteten Fragen in seinem Leben, und sein Zorn ließ bisweilen die Wände wackeln, wenn sich sein Engel-Fu mit voller Wucht Bahn brach. Er war es irgendwann leid geworden, seine Gabe den Leuten immer wieder zu erklären und zu beschreiben, weshalb er eine eigene Bezeichnung dafür erfunden hatte. Früher hatte er sich für seine Kräfte geschämt, weil es nur eine weitere Sache war, die ihn von allen anderen unterschied. Aber hier, in seinem neuen Leben und bei seinem Rudel, blühte Sam geradezu auf. Hatte er sich früher verzweifelt gewünscht, seine Kräfte loszuwerden, so war er nun dankbar für sie.

Rasch schüttelte er die unwillkommene Beklommenheit ab und ging nach unten, wo sein hungriger Kater Al schon auf ihn warten würde. Mit einem Lächeln benutzte Sam sein Engel-Fu, um die Schlafzimmertür hinter sich zu schließen.

Im Haupthaus kamen und gingen die meisten Rudelmitglieder, wie es ihnen passte. Besonders die Küche war für gewöhnlich von ihnen bevölkert. Heute jedoch war Sam froh, sie leer vorzufinden, als er zu dem Schrank ging, in dem das Katzenfutter aufbewahrt wurde. Er machte eine neue Dose auf und löffelte etwas von dem Fleisch in Als Napf. Sam wunderte sich, dass sein kleiner, pelziger Freund noch nicht aufgetaucht war. Er verzog das Gesicht, als ihm der Geruch des Futters in seine empfindsame Nase stieg. Als Mensch war Sam Vegetarier gewesen, und obwohl er sich jetzt ausschließlich von menschlichem Blut ernährte – sowie gelegentlich vom Blut eines Werwolfs oder Vampirs – fand er den Anblick und Geruch von Fleisch immer noch abstoßend.

Sams honigblondes Haar fiel ihm über die Augen, als er den Kopf neigte und auf die Geräusche des Hauses lauschte. Den übernatürlichen Gehörsinn eines Vampirs zu besitzen, war auf jeden Fall ein Bonus, auch wenn Sam manchmal alles zu viel wurde. Er musste erst noch lernen, seine Kräfte ein- und auszuschalten.

Er konnte die Standuhr im Esszimmer ticken hören, und das Summen einer Fliege, die im Flur eingeschlossen war und auf der Suche nach einem Ausweg immer wieder gegen ein geschlossenes Fenster flog.

Sam lächelte, als er schließlich Al lokalisierte. Sein alter, grauer, struppiger Kater schnarchte kaum hörbar, während er friedlich in einem Lehnsessel im Wohnzimmer schlummerte.

„Komm, du Faulpelz“, rief Sam ihn von der Wohnzimmertür aus, nachdem er in einem Sekundenbruchteil mit Supergeschwindigkeit dort hingelaufen war. Al blinzelte und fing bei Sams Anblick sofort an zu schnurren. Er streckte sich, dann sprang er vom Sessel herunter und schlenderte an Sams Beinen vorbei zu seinem Frühstück. Der Kater hatte einige Wochen gebraucht, um sich an Sam als Vampir zu gewöhnen. Anfangs war er ein wenig fahrig gewesen, so als hätte er die Kraft gespürt, die Sam jetzt ausstrahlte. Aber schon bald hatte er begriffen, dass Sam unter all dem immer noch die gleiche Person war, die ihn aufgenommen und vor einem Leben auf der Straße bewahrt hatte. Al würde nie ein süßes, kuscheliges Kätzchen sein. Ihm fehlte ein Ohr, das er wohl bei einem Kampf eingebüßt hatte, und mehrere Narben verliefen über seine Nase. Aber Sam liebte den alten Kater dafür umso mehr. Es machte ihn traurig zuzusehen, wie sein geliebtes Haustier alt wurde, und zu wissen, dass Al eines nicht allzu fernen Tages nicht mehr da sein würde. Sam versuchte, nicht an all die Menschen zu denken, die ihm etwas bedeuteten. Sie alle würden alt werden und sterben, während er sich nicht veränderte und für immer der Gleiche sein würde.

Das Haus, in dem Sam und Al nun lebten, war etwas ganz anderes als die kleine Zweizimmerwohnung, die sie sich noch vor fünf Monaten geteilt hatten. Al hatte sich schnell eingelebt, was Sam verwundert hatte, weil Al ein alter Streuner gewesen war, den Sam in einer Gasse aufgelesen hatte.

Das große Haus hatte noch weitere Bewohner. Annie und Davis, die von allen am längsten bei Jackson waren, lebten zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn Kyle in einer Wohnung in einem Seitenflügel des Hauses. Ihr anderer Sohn Adam war bereits erwachsen. Er war erst vor kurzem wieder zum Rudel zurückgekehrt und hatte ein Zimmer ein Stück weiter auf demselben Flur wie Sam. Adams Gefährte Luka hatte ebenfalls ein eigenes Zimmer. Obwohl die beiden zusammen im selben Zimmer schliefen, war Sam ziemlich sicher, dass sie sich bis jetzt noch nicht wirklich gepaart hatten. Nach allem, was der Achtzehnjährige durchgemacht hatte, konnte man Luka keinen Vorwurf machen, wenn er zögerte, den Gefährtenbund zu akzeptieren. Von seinem vierzehnten Lebensjahr an war er von einem Mann missbraucht worden, der ihm eingeredet hatte, sein wahrer Gefährte zu sein. Luka, der von seinen menschlichen Adoptiveltern verstoßen worden war, hatte nie zuvor einen anderen Wolf getroffen. und so hatte er dem Mann, der mehr als doppelt so alt war wie er selbst, blind vertraut.

Sam war froh, dass Ray tot war. Jedes Mal, wenn er an den kranken Mistkerl dachte, stieg Wut in ihm auf. Sam war für Luka so etwas wie ein Großer-Bruder-Ersatz geworden, seit er ihm geholfen hatte, sich von Ray zu befreien, und allmählich öffnete Luka wieder sein Herz. Aber Sam glaubte, dass es noch lange dauern würde, bis Luka zuließ, dass Adam sich mit ihm verpaarte. Die körperlichen Misshandlungen, die er erduldet hatte, waren nichts im Vergleich zu den psychologischen.

Unwillkürlich wünschte Sam, er wäre doch bei seinen Gefährten im Bett geblieben. Anstatt ganz allein im Haus herumzulaufen und sich wieder einmal mit trübsinnigen Gedanken zu plagen, hätte er zwischen den beiden wunderbarsten Männern liegen können, die er kannte.

Lächelnd erinnerte sich Sam daran, wie die beiden zusammen im Schlafzimmer ausgesehen hatten – aneinander geschmiegt wie extrem große, sexy Kuscheltiere.

Sam lachte schnaubend über seinen Vergleich. Zum Glück hatte er das nicht laut ausgesprochen. Es war ohnehin niemand in der Nähe, der es hätte hören können. Trotz all der körperlichen Veränderungen, die mit Sams Transformation zum Vampir einhergingen, war er immer noch nur einen Meter fünfundsiebzig, während seine Gefährten ihn mit ihren hünenhaften Gestalten weiterhin überragten.

„Sam“, rief eine vertraute, kleine Stimme leise, so als würde ihr Inhaber versuchen, möglichst nicht aufzufallen.

Sam drehte sich um und entdeckte im Flur Kyle, Annies und Davis’ sechsjährigen Sohn. Der kleine Junge hatte es irgendwie geschafft, sich unbemerkt anzuschleichen, und Sam verfluchte seinen Hang, sich so in Gedanken zu verlieren, dass er die Welt um sich herum nicht mehr wahrnahm. Kyle trug noch einen blauweißen Schlafanzug mit Dinosauriern, und sein Haar stand auf entzückende Weise in alle Richtungen ab.

„Hi, Kyle“, begrüßte Sam ihn in übertriebenem Flüsterton, um mitzuspielen. „Warum flüstern wir?“

Der kleine Junge mit dem braunen Wuschelkopf schaute sich um. Eindeutig wollte er sichergehen, dass ihm niemand gefolgt war. „Meine Mama sagt, ich soll dich an den Wochenenden nicht vor acht Uhr stören. Aber dann habe ich gehört, dass du schon aufgestanden bist, und da wollte ich schauen, ob Al Lust zum Spielen hat.“

Sam runzelte die Stirn. Die Wohnung von Kyles Eltern lag direkt neben der Küche.

---ENDE DER LESEPROBE---