Das Berghotel 110 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 110 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Seit dem Tod ihrer Eltern ist die junge Anni Brunner für den heimischen Bauernhof verantwortlich. Sie liebt den Hof, doch die anfallende Arbeit wächst ihr immer mehr über den Kopf.

Unerwartet taucht da ein vornehmer Herr bei Anni auf: Der erfolgreiche Geschäftsmann Reinhold Schmiedl hat es sich in den Kopf gesetzt, auf Annis Grundstück eine Luxus- Hotelanlage zu errichten. Die Summe, die er Anni für den Verkauf des Brunnerhofs bietet, ist schwindelerregend hoch.

Dennoch ist Anni entschlossen, den Brunnerhof zu behalten. Hier ist ihr Zuhause, der Hof ist alles, was ihr noch geblieben ist! Aber Reinhold Schmiedl ist es gewohnt, zu bekommen, was er will. Um seine Ziele zu erreichen, schreckt er auch vor kriminellen Mitteln nicht zurück.

Die Lage spitzt sich immer weiter zu, und bald ist Anni gefangen in einer Spirale aus Kummer, Arbeit und Angst. Trost findet sie nur in den Gesprächen mit Bastian, einem jungen Mann, den sie zufällig im Dorf kennengelernt hat. Anni ahnt nicht, dass Bastian der Sohn von Reinhold Schmiedl ist und von seinem Vater einen ganz speziellen Auftrag erhalten hat ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Das stolze Madel vom Brunnerhof

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto / 4FR

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2653-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Das stolze Madel vom Brunnerhof

Als die junge Anni beinahe allen Mut verlor

Von Verena Kufsteiner

Seit dem Tod ihrer Eltern ist die junge Anni Brunner für den heimischen Bauernhof verantwortlich. Sie liebt den Hof, doch die anfallende Arbeit wächst ihr immer mehr über den Kopf.

Unerwartet taucht da ein vornehmer Herr bei Anni auf: Der erfolgreiche Geschäftsmann Reinhold Schmiedl hat es sich in den Kopf gesetzt, auf Annis Grundstück eine Luxus- Hotelanlage zu errichten. Die Summe, die er Anni für den Verkauf des Brunnerhofs bietet, ist schwindelerregend hoch.

Dennoch ist Anni entschlossen, den Brunnerhof zu behalten. Hier ist ihr Zuhause, der Hof ist alles, was ihr noch geblieben ist! Aber Reinhold Schmiedl ist es gewohnt, zu bekommen, was er will. Um seine Ziele zu erreichen, schreckt er auch vor kriminellen Mitteln nicht zurück.

Die Lage spitzt sich immer weiter zu, und bald ist Anni gefangen in einer Spirale aus Kummer, Arbeit und Angst. Trost findet sie nur in den Gesprächen mit Bastian, einem jungen Mann, den sie zufällig im Dorf kennengelernt hat. Anni ahnt nicht, dass Bastian der Sohn von Reinhold Schmiedl ist und von seinem Vater einen ganz speziellen Auftrag erhalten hat …

Viel zu früh klingelte der Wecker und riss Anni Brunner aus ihren süßen Träumen.

»Noch fünf Minuten«, murmelte sie verschlafen und versuchte, sich an ihren Träumen festzuhalten.

Doch der Wecker kannte kein Erbarmen: Schrill und unerbittlich piepste er weiter. Anni seufzte und streckte die Hand aus, um dem Lärm ein Ende zu bereiten. Aber es half nichts – sie musste aufstehen, die Arbeit wartete nicht. Auch, wenn sie nichts lieber getan hätte, als sich noch einmal umzudrehen und die Augen zu schließen, musste sie sich aus dem Bett quälen.

Ächzend schälte sie sich aus der Bettdecke. Sie war gestern zwar halbwegs zeitig schlafengegangen, aber sie fühlte sich wie gerädert von der harten Arbeit des letzten Tages. Wie gerne hätte sie eine kleine Verschnaufpause oder gar einen kurzen Urlaub genossen! Aber an so etwas war nicht zu denken, solche Dinge gab es für sie nicht.

Sie warf einen Blick auf Richard, der neben ihr im Bett lag und immer noch friedlich schlummerte. Sein strohblonder Haarschopf war zerzaust, die attraktiven, wenn auch etwas breiten, Gesichtszüge im Schlaf völlig entspannt. Das Klingeln des Weckers ignorierte er einfach, er wachte davon nicht auf.

Er war gestern wieder lang im Wirtshaus gewesen und hatte sich sicherlich beim Bier nicht zurückgehalten – nach solchen Abenden, die in letzter Zeit immer häufiger vorkamen, schlief er meist bis zum Mittag.

Testweise stupste sie ihn an, doch seine einzige Reaktion war ein schlaftrunkenes Grunzen, ansonsten reagierte er gar nicht. Kopfschüttelnd beschloss Anni, ihn einfach schlafen zu lassen. Aus Erfahrung wusste sie, dass er ansonsten ohnehin den ganzen Tag zu nichts zu gebrauchen wäre und eine geradezu furchteinflößende schlechte Laune hätte.

Draußen krähte der Hahn, als wollte er sie ermahnen, keine unnötige Zeit zu verlieren. Dabei war die Sonne noch nicht einmal aufgegangen. Nur am Horizont war bereits ein rötlicher Schimmer zu erkennen, der verriet, dass der Tag bald anbrechen würde.

»Es hilft ja alles nix.« Anni seufzte schicksalsergeben, gab sich einen Ruck und schwang die Beine aus dem Bett.

Draußen war es noch so frisch, dass sie eine dicke Strickjacke benötigte, aber es würde wohl ein heißer Tag werden. Die Vögel begannen bereits zu zwitschern und die Sonne willkommen zu heißen.

»Wenigstens die Tiere sind schon wach, so wie ich«, murmelte Anni.

Ihr erster Weg führte sie in den Hühnerstall. Sie ließ die Tiere aus dem Stall in den umzäunten Auslauf und streute Futter aus. Zum Dank pickte der große weiße Hahn nach ihren Schnürsenkeln.

»Lass das, du kleiner Depp«, schalt sie ihn sanft und schob ihn mit dem Fuß beiseite, um den Hühnerauslauf wieder verlassen zu können.

Dann musste sie in den Kuhstall. Sie molk und fütterte die Kühe. Wie immer nahm das viel Zeit in Anspruch, obwohl es hier nicht einmal mehr ansatzweise so viele Tiere gab wie früher einmal. Sie erinnerte sich noch daran, dass alles hier wesentlich größer gewesen war, als sie noch ein kleines Madel gewesen war.

Irgendwann hatten ihre Eltern dann die Anzahl der Kühe reduziert, weil ihnen der große Hof, mit allem was dazugehörte, allmählich zu viel Arbeit gewesen war. Nun stand ein Teil des Stalls leer oder diente als Lagerraum. Aber dennoch waren es immer noch viele Kühe und andere Tiere und somit reichlich Arbeit.

Arbeit, die Anni mittlerweile seit Jahren allein erledigen musste. Traurig dachte sie an ihre Eltern, die bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Es verging kein Tag, an dem das Madel nicht an sie dachte und sie vermisste.

Aber nun war keine Zeit, um melancholischen Gedanken nachzuhängen. Energisch schob sie ihre Grübeleien beiseite. Die Arbeit erledigte sich schließlich nicht von allein, und es gab noch einiges zu tun.

Als sie die schweren Milchkannen über den Hof schleppte, ging die Sonne gerade erst richtig auf. Kurz hielt Anni inne und setzte ihre Last ab. Sie streckte sich und ruhte den schmerzenden Rücken für einen Augenblick aus. Sie rieb ihre Handflächen, in denen die Henkel der Kannen schmerzhaft pochende Rillen hinterlassen hatten.

Ihr Blick wanderte hoch zum rosigen Himmel. Ein paar Wölkchen zogen wie hauchfeine Wattebäusche übers Firmament und wurden von der aufgehenden Sonne in rötliches Licht getaucht. Ein Schwarm Vögel zog krächzend vorbei, dunkel hoben sich die Silhouetten der Tiere vor den Rosatönen des Himmels ab.

Unwillkürlich breitete Anni die Arme aus und stellte sich vor, mit den Vögeln mitzufliegen – in ein fernes Land, in eine unbestimmte Zukunft. Irgendwohin, wo das Leben nicht bloß aus harter, schweißtreibender Arbeit bestand.

Aber die Realität ließ sich nicht lange ausblenden. Je mehr Zeit sie nun mit sinnlosen Träumereien vertat, desto später würde sie heute ins Bett kommen. Und wenn sie ehrlich zu sich war, dann war das der Ort, an dem sie sich gerade am liebsten aufhalten wollte. Sie war so erschöpft, dass sie wohl eine Woche hätte durchschlafen können, wenn man sie nur gelassen hätte.

Energisch griff sie wieder nach den Henkeln der Milchkannen und biss die Zähne zusammen. Langsam aber sicher, Schritt für Schritt, setzte sie ihren Weg fort. Ihre nächste wichtige Aufgabe war es, den Stall auszumisten – eine anstrengende und schweißtreibende Tätigkeit, die sie mehrere Stunden kostete.

Als sie anschließend wieder hinaus ins Freie trat und eine große, volle Schubkarre voll Mist vor sich herschob, war es bereits später Vormittag. Die Sonne stand hell am Himmel und strahlte gleißend herab. Anni wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie zog sich die Strickjacke aus und hängte sie an einen Haken. Bei den jetzigen Temperaturen reichte das leichte T-Shirt, das sie darunter trug.

Nach einem kurzen Blick auf die große Armbanduhr, die ihr Vater ihr vererbt hatte, schaute sie hinüber zum Wohnhaus und runzelte unwillkürlich die Stirn. Richard war noch immer nicht zu ihr herausgekommen. Bestimmt lag er immer noch friedlich schlafend im Bett, während sie hier draußen schuftete.

Sie wollte wirklich verständnisvoll sein, aber manchmal fiel ihr das schwer. Es wäre so herrlich, jemanden zu haben, der ordentlich mit anpackte. Zu zweit wäre all diese Arbeit, mit der sie sich allein herumplagte, viel schneller und einfacher erledigt. Es wäre eine unglaubliche Erleichterung für sie.

Freilich, es war nicht Richards Hof oder ihr gemeinsamer Besitz, sondern bislang bloß ihrer, aber dennoch war vereinbart gewesen, dass sie gemeinsam hier arbeiteten. Sie waren miteinander verlobt, und er war zu ihr gezogen. Doch obwohl er auf dem Brunnerhof lebte und bald mit Anni verheiratet sein würde, schien er die Arbeit auf dem Bauernhof bisher nicht wirklich als seine zu betrachten.

Anfangs war er noch recht motiviert gewesen, aber dieser Elan hatte rasch nachgelassen, als er gemerkt hatte, wie anstrengend und umfassend die damit verbundenen Tätigkeiten waren und dass man eigentlich den ganzen Tag schuften musste, rund um die Uhr. Das war er nicht gewohnt, und es schien ihm gar nicht zu gefallen.

Anni wagte nicht mehr, ihn darauf anzusprechen. Das hatte sie in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, und jedes Mal hatte er ihre vorsichtigen Worte gleich als Kritik aufgefasst und gekränkt reagiert. Er betonte dann stets sehr ausführlich, was er alles für sie und den Hof tat, ohne dabei zu bemerken, dass sie viel mehr arbeitete und mit der Arbeit kaum hinterherkam.

Sie wollte sich nicht mit ihm zanken. Sie liebte ihn doch! Insgeheim hoffte sie, dass seine Arbeitsmoral steigen würde, wenn sie erst verheiratet waren. Vielleicht würde er sich dann eher mit dem Brunnerhof identifizieren und sich mehr für alles verantwortlich fühlen.

Als sie die Schubkarre zum Misthaufen schob, fiel ihr Blick auf die Weidezäune. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass die Zäune an manchen Stellen dringend einiger Reparaturarbeiten bedurften. Das Holz wurde allmählich morsch und begann zu verwittern. Hier musste dringend etwas getan werden.

Unwillkürlich stöhnte sie gequält auf. Sie sah die Dringlichkeit dieser Aufgabe, aber alles andere war ebenso wichtig. Wann sollte sie sich bloß um die Zäune kümmern? Manchmal hatte sie das erschreckende Gefühl, alles wüchse ihr über den Kopf. Es war einfach zu viel für eine einzelne Person.

Sie blieb stehen und schlang die Arme um sich. Obwohl es heiß war, fröstelte sie plötzlich. Sie fühlte sich so schrecklich überfordert. Den ganzen Tag schuftete sie tapfer vor sich hin, aber was sie auch tat, es schien nie genug zu sein. Sie konnte gerade mal die nötigsten Arbeiten erledigen – jene, die wirklich zwingend täglich erledigt werden mussten – aber alles, was darüber hinausging, blieb einfach liegen.

Meist tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass Richard dies und jenes schon irgendwann erledigen würde, oder dass sie selbst eines Tages Zeit dafür finden würde. Um sich vom drückenden schlechten Gewissen abzulenken, konzentrierte sie sich immer bloß auf die Tätigkeiten, die direkt vor ihr lagen. Ein Schritt nach dem anderen, das war ihr Motto.

Aber manchmal kam sie nicht umhin, einen realistischen Blick auf das große Ganze zu werfen, und jedes Mal war sie schockiert und niedergeschmettert, wenn sie sah, was sie noch alles zu tun hatte. Selbst, wenn sie sich zwei weitere Arme hätte wachsen lassen können, wäre es nicht genug gewesen. Dazu kamen die ständigen Geldsorgen, die ihr manchmal nachts den dringend benötigten Schlaf raubten.

Traurig seufzte sie. Es gab Augenblicke, da wollte sie am liebsten alles hinwerfen: den Hof verkaufen, umziehen und sich ein neues Leben aufbauen. Gerade jetzt spielte sie wieder mit diesem Gedanken.

Doch dann straffte sie energisch die Schultern und schob das Kinn leicht vor. Nein, sie würde nicht aufgeben. Niemals. Das war völlig ausgeschlossen. Dazu liebte sie den Hof viel zu sehr.

Der Bauernhof war das Vermächtnis ihrer Eltern. Diese hatten sich alles selbst aufgebaut und waren immer so stolz darauf gewesen. Die Liebe zum Hof war Anni in die Wiege gelegt worden.

Sie ließ ihren Blick über all ihre Besitztümer schweifen: die weiten Weideflächen, auf denen das Gras saftig grün wuchs; die Stallungen, die trotz aller finanziellen Sorgen dank Annis unermüdlichem Einsatz immer noch ziemlich gepflegt und in gutem Zustand waren; das gemütliche Bauernhaus im alpinen Stil, das einfach und rustikal, aber dennoch sehr gemütlich und behaglich war.

Anni liebte den Hof und all die Tiere, für die sie verantwortlich war. Stolz blickte sie über all das, was ihr gehörte, und ihr Herz schlug höher. Auch die Zillertaler Alpen liebte sie abgöttisch und den atemberaubenden Ausblick über die Berge, der sich ihr vom Hof aus bot. Genussvoll atmete sie die frische Luft ein und fühlte sich gleich etwas besser.

Der Brunnerhof war ihr Zuhause, das Zillertal war ihre Heimat. Hier fühlte sie sich heimisch, und hier würde sie bis ans Ende ihres Lebens wohnen. Mit der Arbeit würde sie schon irgendwie zurechtkommen.

Wenn doch nur ihre Eltern noch am Leben wären. Das Hochgefühl, das sie kurz überkommen hatte, verflog, als ihr wieder bewusst wurde, dass sie allein für alles verantwortlich war. Sie seufzte erneut und setzte mit schleppenden Schritten ihren Weg zum Misthaufen fort.

***

Gerti Wachter schloss fröhlich pfeifend die Rosenstube hinter sich ab. Sie hatte einen schönen, erfüllenden Arbeitstag hinter sich. Sie war als Kosmetikerin im Hotel »Am Sonnenhang« angestellt, das hier in der Region als Berghotel bekannt war.

Heute hatte sie ein paar sehr sympathische Hotelgäste mit Rosenöl massiert, eine entspannende Gesichtsbehandlung durchgeführt und einer jungen Frau, die nachmittags eine romantische Verabredung hatte, ein dezentes Tages-Make-up gezaubert. All ihre Kunden waren sehr zufrieden gewesen, und das wiederum machte Gerti glücklich.

»Grüß dich, Gerti«, ertönte plötzlich die Stimme von Lukas Einrieder, dem feschen Sporttrainer. »Weißt du, was ich mir überlegt hab? Ich sollte auch einmal eine Behandlung bei dir buchen.«

Sie lächelte und drehte sich zu ihm um.

»So? Woran hast du denn gedacht, mein Lieber? Eine Gesichtsbehandlung mit reinem Wildrosenöl für einen strahlenden Teint und anschließend eine porenverfeinernde Gesichtsmaske? Oder doch lieber ein zauberhaftes Make-up, das deine blauen Augen und die schönen Lippen betont?«, neckte sie ihren Kollegen freundschaftlich.

Er zog eine Grimasse und lachte dann schallend, wobei er seine strahlend weißen Zähne zeigte.

»Ich hab mir eher eine Ganzkörpermassage vorgestellt«, entgegnete er dann grinsend.

Gerti schmunzelte. »Und wie ich dich eingebildeten Gockel kenn, glaubst du sicherlich, dass du die auch noch gratis bekommst – weil deiner Meinung nach jedes Madel auf der Welt ganz versessen drauf ist, deinen gestählten Luxuskörper zu berühren.«

Er lächelte sein charmantes, jungenhaftes Lächeln, das ihn einfach unwiderstehlich wirken ließ. Gerti wusste genau, dass ihm die Frauenherzen reihenweise zuflogen.

Er war wirklich ausgesprochen gut aussehend: ein echter Sonnyboy mit sonnengebräunter Haut, viel Energie und einer charmanten Ausstrahlung. Das wusste er auch sehr genau, und er ließ sich selten die Chance auf einen kleinen Flirt entgehen.

»Freilich«, gestand er nun freimütig. »Wenn du wüsstest, wie viele reizende Madeln mir schon eine Massage angeboten haben.«

»Eine Massage und sicherlich auch mal mehr«, entgegnete sie lachend. »Dein Pech, dass ich net so einfach zu haben bin. Meine Massagen gibt’s net kostenlos, zumindest net für dich.«

Unbeschwert zuckte er die Achseln und grinste frech.

»Zu schade. Aber ich hab mir gedacht, versuchen kann ich’s ja mal.«

Gerti schmunzelte. Sie liebte es, mit Lukas herumzuschäkern. Er nahm es mit der Liebe zwar nicht allzu ernst, war aber im Grunde genommen ein herzensguter Kerl und ein guter Freund. Überhaupt mochte sie all die anderen Angestellten im Berghotel: Hier herrschte ein kollegiales, angenehmes Arbeitsklima, und jeder kam mit jedem gut aus.

In der Eingangshalle des Hotels verabschiedeten sie sich von Hedi Kastler, der Hotelchefin, die gerade an der Rezeption saß.

»Schönen Feierabend!«, wünschte Hedi ihnen fröhlich und winkte.

Draußen auf dem Parkplatz gab es für Lukas einen Abschiedskuss auf die Wange, dann machte Gerti sich auf den Weg hinunter nach St. Christoph. Im Ort war sie mit einer Freundin verabredet: Sie wollte die Brunner-Anni in einem Wirtshaus treffen.

Es war ein schöner, sonniger Tag. Die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut hoben Gertis Laune noch mehr. Angesichts des guten Wetters beschloss sie, sich in den Wirtsgarten zu setzen. Unter einem großen, alten Kastanienbaum war ein halbschattiges Plätzchen frei, wo sie auf ihre Freundin wartete.

Sie sah Anni sofort, als diese den Wirtsgarten betrat. Lächelnd erhob sie sich, um sie zu umarmen. Als sie sie jedoch aus der Nähe betrachtete, musste sie ihr Erschrecken verbergen: Anni war zwar bildhübsch mit ihren dunkelbraunen glänzenden Haaren, den ebenmäßigen Gesichtszügen und der schlanken Figur, aber in letzter Zeit sah sie furchtbar müde und abgekämpft aus.

Unter ihren schönen braunen Augen, die sonst so munter dreinschauten, lagen nun tiefe Schatten; der Blick war unruhig und gehetzt.

»Anni! Schön, dich zu sehen«, sagte Gerti. »Wie geht’s dir denn?«

»Gut, danke«, entgegnete Anni mit einem schwachen Lächeln, aber es klang nicht sonderlich überzeugend.