Das Berghotel 113 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 113 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Jana und Julius führen seit einigen Jahren eine Fernbeziehung, denn Julius studiert in Graz Medizin, während Jana in ihrem geliebten Zillertal geblieben ist. Sie freut sich unbändig auf die Zeit, die vor ihnen liegt: Nach seinem Abschluss wird Julius ganz in der Nähe von St. Christoph als Landarzt arbeiten. Diesen Plan hat sich das junge Paar schon vor vielen Jahren zurechtgelegt. Sie wollen für immer im Zillertal leben und gemeinsam hier alt werden.

Umso entsetzter reagiert Jana, als Julius ihr eröffnet, dass er das einmalige Angebot erhalten hat, nach dem Studium in einer renommierten Arztpraxis in Hamburg einzusteigen. Für ihn ist das eine Chance, die er unbedingt nutzen möchte, zumal ihm das Studium in Graz ohnehin die Vorzüge des Stadtlebens vor Augen geführt hat. Natürlich möchte er seine Freundin überreden, mit nach Hamburg zu ziehen. Doch die junge Frau ist hin- und hergerissen. Sie liebt Julius, aber sie liebt auch ihre wunderschöne Heimat! Was soll sie nur tun?

Als sie dann auch noch den sympathischen Holger kennenlernt, der im Berghotel Urlaub macht, spitzt sich ihre verzweifelte Lage weiter zu. In der malerischen Landschaft kommt es zu einem Kuss zwischen den beiden. Von schlechtem Gewissen geplagt, ringt Jana sich endlich zu einer Entscheidung durch ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Nie verlass ich meine Heimat!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto / 4FR

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2812-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Nie verlass ich meine Heimat!

Als die verliebte Jana eine schwere Entscheidung treffen musste

Von Verena Kufsteiner

Jana und Julius führen seit einigen Jahren eine Fernbeziehung, denn Julius studiert in Graz Medizin, während Jana in ihrem geliebten Zillertal geblieben ist. Sie freut sich unbändig auf die Zeit, die vor ihnen liegt: Nach seinem Abschluss wird Julius ganz in der Nähe von St. Christoph als Landarzt arbeiten. Diesen Plan hat sich das junge Paar schon vor vielen Jahren zurechtgelegt. Sie wollen für immer im Zillertal leben und gemeinsam hier alt werden.

Umso entsetzter reagiert Jana, als Julius ihr eröffnet, dass er das einmalige Angebot erhalten hat, nach dem Studium in einer renommierten Arztpraxis in Hamburg einzusteigen. Für ihn ist das eine Chance, die er unbedingt nutzen möchte, zumal ihm das Studium in Graz ohnehin die Vorzüge des Stadtlebens vor Augen geführt hat. Natürlich möchte er seine Freundin überreden, mit nach Hamburg zu ziehen. Doch die junge Frau ist hin- und hergerissen. Sie liebt Julius, aber sie liebt auch ihre wunderschöne Heimat! Was soll sie nur tun?

Als sie dann auch noch den sympathischen Holger kennenlernt, der im Berghotel Urlaub macht, spitzt sich ihre verzweifelte Lage weiter zu. In der malerischen Landschaft kommt es zu einem Kuss zwischen den beiden. Von schlechtem Gewissen geplagt, ringt Jana sich endlich zu einer Entscheidung durch …

Schwungvoll lief Jana durch die Wirtsstube. In beiden Händen balancierte sie schwere Bierkrüge. Sie hatte darin viel Übung und war geschickt, also verschüttete sie keinen Tropfen. Gekonnt wich sie einer Bierpfütze auf dem Boden aus. Dann wehrte sie sanft, aber bestimmt die Annäherungsversuche eines angeheiterten Gastes ab, der an ihrem Schürzenband zog.

»Nix da, Friedl. Wenn dir deine Finger lieb sind, lässt du das Schürzenbandl auf der Stelle in Ruh«, drohte sie scherzhaft. Sie wusste, dass der Steiner-Friedl harmlos war, auch wenn er etwas getrunken hatte.

»Aber Jana, du bist halt heut besonders fesch«, lamentierte er. »Wie soll man dir denn da widerstehen?«

»Na, mit einem kleinen bisserl Willensstärke«, konterte sie und stellte energisch den bestellten Bierkrug vor ihm ab. »Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, deine Frau wär gar net begeistert, wenn sich morgen herumspricht, dass du mit einer Serviererin herumgeschäkert hast.«

Damit hatte sie ihn in seine Grenzen gewiesen. Er zog die Hand zurück und nickte reumütig. Jana schenkte ihm ein freundliches Lächeln und ging beschwingt weiter.

An fast jedem Tisch flogen ihr Grußworte entgegen, überall wollte man ein paar Worte mit ihr wechseln. So war das hier im Dorf – jeder kannte jeden. St. Christoph war eben ein kleines Örtchen.

Jana kannte beinahe jeden Gast, der sich heute Abend in der Gaststube aufhielt, und sie nahm sich stets gerne Zeit für eine kleine Plauderei. Sie scherzte ein wenig, bestellte schöne Grüße an die Gattin oder fragte nach dem Wohlbefinden der Kinder.

Hier, bei ihrer Arbeit als Serviererin, war sie ganz in ihrem Element. Sie liebte es, in der lebhaften, lauten Umgebung des Wirtshauses zu arbeiten und mit den vielen unterschiedlichen Menschen zu interagieren. Ihr gefiel die herzliche Atmosphäre, die hier herrschte.

Sogar ihre Arbeitskleidung liebte sie. Der Rock ihres feschen Dirndls schwang bei jedem Schritt um ihre schlanken Beine und raschelte leise. Das Dekolleté war tief ausgeschnitten und betonte reizvoll ihre Figur, war jedoch geschmackvoll und zeigte nicht zu viel.

In dieser traditionellen Kleidung fühlte sie sich besonders wohl. Schon als kleines Madel hatte sie häufig Dirndl getragen und war sich darin wie eine Prinzessin vorgekommen.

»Grüß dich, Jana!«, erklang eine vertraute Stimme. »Der Friedl hat net unrecht, heut bist du wirklich besonders hübsch.«

Jana lachte und trat an den Tisch, an dem Lukas Einrieder mit ein paar anderen Burschen saß.

»Servus, Lukas. Was darf ich euch bringen?«, fragte sie den feschen Sporttrainer, der im Berghotel angestellt war.

»Für jeden von uns ein Bier, und für mich zusätzlich ein Busserl, wenn’s recht ist.« Er grinste frech und zwinkerte ihr zu.

Sie drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger.

»Jetzt werd mir net so vorlaut. Das Bier bring ich gern, aber Busserl gibt’s bei mir keine zu holen.« Doch sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Lukas schäkerte gern ein wenig herum und liebte es, sie zu necken. Sie kannten einander schon lange und alberten beide gerne herum.

»Und wenn ich dir ein Ständchen sing? Oder für dich auf die höchsten Berge kraxel und dir ein Edelweiß bring? Wirst du mich dann erhören?«, versuchte der Sporttrainer dennoch sein Glück.

Jana musste schmunzeln.

»Wenn du singst, nehm ich wohl eher Reißaus, ebenso wie alle anderen Leute hier. Du magst vielleicht zum Sportler geboren sein, womöglich auch zum Womanizer, aber ganz bestimmt net zum großen Sänger. Und wenn du mir ein Edelweiß pflückst, bekommst du gewaltigen Ärger. Immerhin sind die streng geschützt, wie du selbst auch sehr genau weißt!«

Er seufzte. »Manchmal ist das Leben echt hart.«

»Aber geh.« Jana grinste. »Es ist ja net so, als hättest du keine riesige Auswahl. Schau einmal – die Urlauberinnen da drüben wären sicher froh, wenn du ihnen deine Aufmerksamkeit schenken tätest.« Sie deutete auf eine Gruppe hübscher Madeln, die offensichtlich nicht von hier waren und vermutlich bloß ihren Urlaub im Zillertal verbrachten. Die Touristinnen machten Lukas unverhohlen schöne Augen.

Kein Wunder! Der Sporttrainer war groß und breitschultrig. Mit dem jungenhaften Lächeln, den sonnengebleichten Haaren und der gebräunten Haut war er ein echter Sonnyboy. Das gefiel vielen Madeln, und so sah man ihn mal mit der einen, dann mit der anderen Schönheit. Festlegen wollte er sich bisher jedenfalls nicht.

Noch einmal seufzte er, diesmal besonders leidend. Doch das freche Funkeln in seinen Augen verriet, dass er nur Spaß machte.

»Du hast wohl ein Herz aus Stein, schöne Jana. Weißt du das?«

Sie lachte vergnügt.

»Aber nein, überhaupt net. Mein Herz ist ganz und gar lebendig. Aber es schlägt nur für einen Mann, und das ist der Julius!«

»Ja, ja, ich weiß. Ist schon recht«, meinte Lukas grinsend. »Dein Julius ist ein echter Glückspilz. Er hat sich das wohl schönste Madel im ganzen Ort geschnappt.«

»Mag sein, dass er ein Glückspilz ist«, gab sie fröhlich zurück, »aber ich bin auch einer! Immerhin hab ich mir den feschsten Burschen von St. Christoph geangelt. Neben dir, freilich.«

»Ich nehm an, wenn du so gut gelaunt bist, bedeutet das wahrscheinlich, du siehst deinen Julius bald wieder, gell?«, vermutete Lukas.

Jana huschte schnell an einen Nachbartisch, um eine Bestellung aufzunehmen, und servierte den gewünschten weißen Spritzer. Dann kehrte sie zu Lukas zurück und beantwortete seine Frage.

»Du hast voll ins Schwarz getroffen. Morgen kommt der Julius aus Graz! Er will das ganze verlängerte Wochenende hier in der Heimat verbringen.«

Bei dem Gedanken an Julius breitete sich ein warmes, wohliges Gefühl in ihrem Bauch aus. Endlich würde sie ihn wiedersehen!

Seit ihrer Jugend waren sie ein Paar. Momentan studierte Julius in Graz Medizin, doch jede freie Minute verbrachte er daheim in Tirol bei Jana. Es dauerte nicht mehr lange, dann würde er sein Studium abschließen.

Sie konnte es kaum erwarten, denn das bedeutete, dass sie wieder viel mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Sie müssten sich dann nicht mehr mit sehnsüchtigen Telefonaten und langen E-Mails von einem langen Wochenende zum nächsten hangeln.

Julius hatte fest vor, nach dem Abschluss seines Medizin-Studiums in Mayrhofen als Landarzt zu arbeiten, ganz in der Nähe von St. Christoph. Diesen Plan hatte sich das junge Paar schon vor vielen Jahren zurechtgelegt. Sie wollten für immer gemeinsam im Zillertal leben, hier arbeiten und gemeinsam alt werden.

Versonnen seufzte Jana. Wie schön es doch war, wenn man die Zukunft so klar und deutlich vor sich sah! Es gab keine Unsicherheiten, keine verschlungenen Wege. Sie und Julius wussten genau, was sie wollten. Es war ein beruhigendes, warmes Gefühl der Sicherheit.

»Träumst du etwa?«, fragte Lukas belustigt.

Sie errötete. Normalerweise war sie bei der Arbeit immer sehr konzentriert und tüchtig, aber jetzt hatte sie tatsächlich verträumt mitten im Wirtshaus gestanden und ihren Gedanken nachgehangen. Rasch machte sie sich wieder an die Arbeit, trug Bierkrüge hin und her und wischte Tische ab.

»Sag einmal, Jana«, begann Lukas, als sie das nächste Mal an seinem Tisch vorbeikam, »wann kellnerst du denn mal wieder droben im Berghotel? Wenn du meine Avancen schon nicht erhörst, will ich dich wenigstens so oft wie möglich bei deiner Arbeit anschmachten können.« Wieder lag dieses freche, bubenhafte Funkeln in seinen Augen.

Sie wollte streng bleiben, doch sie konnte ihm einfach nicht böse sein und musste lachen.

»Du alter Schlawiner. Du willst mich ja nur von der Arbeit abhalten. Aber wenn du’s genau wissen willst – am Samstag werd ich dort sein. Da wird viel los sein, also hat die Hedi gefragt, ob ich Zeit hab. Abgesehen davon weiß ich net genau, wie oft ich in nächster Zeit im Berghotel servieren werd. Das kommt immer drauf an, wie viel Arbeit anfällt.«

»So wie ich die Hedi kenn, plant sie schon wieder eifrig das nächste Fest im Hotel«, meinte Lukas amüsiert. »Es kann also net lang dauern, bis du oben wieder gefragt bist.«

Jana freute sich bereits darauf. Sie liebte es, im Sporthotel »Am Sonnenhang«, das hier nur als das »Berghotel« bekannt war, auszuhelfen. Alle dort waren so nett und herzlich, allen voran das Hoteliers-Ehepaar. Hedi und Andi Kastler führten das Hotel mit viel Liebe, Engagement und Sorgfalt. Damit hatten sie einen wunderbaren Ort geschaffen, an dem man sich auf Anhieb wohlfühlte.

Imposant und schön thronte es an einem Hang über St. Christoph, und wann immer Jana zu dem Hotel hochblickte, freute sie sich. Dort kellnerte sie sogar noch lieber als hier im Wirtshaus. Wenn Bedarf an einem zusätzlichen Paar tatkräftiger Hände bestand, meldete sich Hedi stets bei ihr, und Jana sprang dann jederzeit gerne ein.

Nun war es aber genug mit der Träumerei. Entschlossen schob Jana ihre Blusenärmel ein Stück höher und arbeitete emsig weiter.

***

Es war schon spät, als Janas Schicht vorbei war und sie hinaus in die milde Abendluft trat. Sie hatte ein Trachtenjäckchen aus Lodenstoff dabei, um sich abends warmzuhalten, aber das brauchte sie in dieser warmen Sommernacht eigentlich gar nicht. Viel lieber spürte sie den lauen Wind auf ihren nackten Armen und ließ ihn ihre Haut streicheln.

Genussvoll atmete sie den Duft ein, der in der Luft lag: frisches Heu und Wildblumen, so roch ihre Heimat. Für sie gab es keinen schöneren Geruch. Ihr Herz schlug höher. Wie herrlich es hier war!

Langsam schlenderte sie nach Hause. Das ganze Dorf lag in einem friedlichen Schlummer. Hinter einigen Fenstern brannte noch warmes, goldenes Licht, doch die meisten Fensterläden waren bereits geschlossen. Es war so ruhig, dass man das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln wahrnahm. Nur hin und wieder durchbrach der Ruf eines Käuzchens die angenehme Stille.

Eine schwarze Katze sprang neben Jana auf einen Gartenzaun, an dem sie gerade vorbeiging. In der Dunkelheit hatte sie das kleine Tier erst gar nicht gesehen, sodass sie im ersten Moment erschrak. Dann jedoch hielt sie kurz an und streichelte das weiche, samtige Fell. Das Kätzchen schnurrte, als Jana es hinter den Ohren kraulte, und lief ihr dann ein Stück hinterher, als sie ihren Heimweg fortsetzte.

Groß und bleich stand der Mond am nächtlichen Himmel. Er tauchte das idyllische Dörfchen in sein milchiges Licht. Schroff und schwarz hoben sich in der Ferne die Berggipfel vom dunklen Himmel ab. Egal, wie oft Jana den Anblick dieser majestätischen Berge genoss – sie sah sich niemals daran satt. Immer zog sich eine leichte Gänsehaut über ihre Unterarme. Sie konnte sich keinen schöneren Ausblick vorstellen und war jeden Tag dankbar dafür, im Zillertal zu leben.

Manchmal besuchte sie Julius in Graz. Freilich war die steirische Hauptstadt sehr schön, das konnte sie nicht leugnen. Wenn sie dort war, schlenderte sie gern mit Julius durch die Altstadt, nahm in einem der zahlreichen Cafés oder trendigen Restaurants Platz, spazierte an der Mur entlang oder besuchte eines der Museen.

Graz war eine hübsche Stadt, der die vielen Studenten eine jugendliche, lebhafte Atmosphäre verliehen. Und doch war sie jedes Mal von Herzen froh, wenn sie nach diesen Wochenenden wieder heim ins Zillertal fuhr.

Sie war eben alles andere als ein Stadtmensch. Sie brauchte die Weite der Natur, die vertrauten Silhouetten der Berge, all die vertrauten Gerüche und Geräusche. Nur hier fühlte sie sich wirklich daheim. Kein anderer Ort auf der Welt war für sie mit dem Zillertal vergleichbar.

Zum Glück ging es Julius genauso. Sie kannten sich schon seit ihrer Kindheit und hatten früher jeden einzelnen Tag miteinander verbracht. Auch er liebte Tirol und die Zillertaler Alpen. Es war ihm sehr schwergefallen, für sein Studium wegzuziehen, auch wenn es nur vorübergehend war. Er fühlte sich hier ebenso wohl wie Jana, und er hatte überhaupt keine Lust auf das Stadtleben gehabt.

Mittlerweile hatte er sich dort recht gut eingelebt, aber trotzdem dachte Jana häufig mitfühlend an ihn. Wie gut, dass er bald für immer nach Hause kommen konnte!

Und dann lag eine wunderbare Zukunft vor ihnen. Eine beschauliche, friedliche Zukunft ohne größere Überraschungen. Sie würden heiraten, ein Haus bauen, Kinder bekommen. Ein Lächeln umspielte Janas Lippen, und ihr Herz ging vor Glück fast über.

»Bald bist du bei mir, mein Schatz«, flüsterte sie und dachte liebevoll an Julius. Ihr Herz gehörte zur einen Hälfte ihm und zur anderen Hälfte ihrer wunderschönen Heimat.

***

Julius trat aus der Dusche und rubbelte sich die blonden Locken trocken. Den Morgen hatte er genutzt, um an der Murpromenade entlangzujoggen. Anschließend hatte er sich einen Latte macchiato in seinem Lieblingscafé und im Feinkostladen um die Ecke ein Sandwich geholt. Dieses Sandwich war als Frühstück gedacht und wartete gerade in der Küche auf ihn, während er geduscht und rasch seine Haare gewaschen hatte.

Diese Routine hatte er in den vergangenen Jahren lieben gelernt. Anfangs war er sehr unglücklich gewesen, nach Graz ziehen zu müssen. Doch allmählich hatte er die Vorzüge des Stadtlebens erkannt. Es gab so viele Cafés, Bars, Restaurants, Ausstellungen, Konzerte – wonach auch immer einem der Sinn stand, man konnte alles in unmittelbarer Nähe finden.

Er schlüpfte in seine Jeans und ein weißes Hemd, dann ging er durch die schicke, modern eingerichtete Wohnung in die Küche. Er wohnte hier nicht allein, sondern teilte sich die Wohnung mit einigen anderen Medizinstudenten. Jetzt gerade war aber niemand da, also hatte er die WG ganz für sich allein.