Das Berghotel 115 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 115 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Die quirlige Greta freut sich auf den Urlaub im Zillertal. Gemeinsam mit ihrer Mutter Nele wird sie ein paar Tage im Berghotel verbringen. Insgeheim hofft sie, dass ihre Mama dort wieder glücklicher aussehen wird. Seit Gretas Papa die Familie vor einigen Jahren verlassen hat, schaut Nele oft traurig aus.

Im Hotel angekommen, versprüht das bezaubernde Madel überall seinen mitreißenden Charme, aber schnell wird dem Hotelpersonal klar, dass Greta ein wahrer Wirbelwind ist, der einige Flausen im Kopf hat. So kommt es immer wieder zu unverhofften Überraschungen, die den Erwachsenen mehr als einmal den Atem stocken lassen.

Als Greta beobachtet, dass Nele einen der männlichen Gäste sehr nett zu finden scheint, schmiedet das Madel einen Plan: Sie will ihrer Mama endlich wieder zu einem neuen Liebesglück verhelfen!

Zuerst schaut auch alles so aus, als würde ihr Vorhaben gelingen, doch dann sieht sie ihre Mutter weinen. Diesmal ist Gretas sorgfältig ausgeklügelte Idee wohl nach hinten losgegangen ... oder?

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Seitenzahl: 119

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein kleiner Wirbelwind in St. Christoph

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Tatiana Bobkova

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2901-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Ein kleiner Wirbelwind in St. Christoph

Wie die kleine Greta beinahe das Berghotel auf den Kopf stellte

Von Verena Kufsteiner

Die quirlige Greta freut sich auf den Urlaub im Zillertal. Gemeinsam mit ihrer Mutter Nele wird sie ein paar Tage im Berghotel verbringen. Insgeheim hofft sie, dass ihre Mama dort wieder glücklicher aussehen wird. Seit Gretas Papa die Familie vor einigen Jahren verlassen hat, schaut Nele oft traurig aus.

Im Hotel angekommen, versprüht das bezaubernde Madel überall seinen mitreißenden Charme, aber schnell wird dem Hotelpersonal klar, dass Greta ein wahrer Wirbelwind ist, der einige Flausen im Kopf hat. So kommt es immer wieder zu unverhofften Überraschungen, die den Erwachsenen mehr als einmal den Atem stocken lassen.

Als Greta beobachtet, dass Nele einen der männlichen Gäste sehr nett zu finden scheint, schmiedet das Madel einen Plan: Sie will ihrer Mama endlich wieder zu einem neuen Liebesglück verhelfen!

Zuerst schaut auch alles so aus, als würde ihr Vorhaben gelingen, doch dann sieht sie ihre Mutter weinen. Diesmal ist Gretas sorgfältig ausgeklügelte Idee wohl nach hinten losgegangen … oder?

Unruhig trat Nele von einem Fuß auf den anderen. Gleichzeitig achtete sie jedoch darauf, ihr freundliches Lächeln nicht verrutschen zu lassen. Die Kunden durften von ihrer Ungeduld nichts mitbekommen.

»Und dann hätte ich gerne noch vier Mohnweckerl. Nein, vielleicht besser fünf Weckerl«, sagte die ältere Dame, die die Bäckerei vor einer ganzen Weile betreten hatte und mittlerweile wohl genug Gebäck für eine ganze Armee ausgewählt hatte.

»Aber gerne«, erwiderte Nele zuvorkommend und packte die gewünschten Brötchen in eine Papiertüte. Dabei warf sie immer wieder rasche Blicke zur Tür.

Wo blieb nur ihre Kollegin Melanie? Die junge Frau hätte Nele schon vor einer halben Stunde ablösen sollen. An sich hätte es Nele nichts ausgemacht, etwas länger zu arbeiten, doch sie musste ihre kleine Tochter vom Kindergarten abholen.

Nachdem die Kundin gegangen war, schwang die Tür ein weiteres Mal auf, und endlich kam Melanie hereingestürmt.

»Tut mir leid, Nele«, schnaufte sie. »Ich habe die Zeit total übersehen. Kommt nicht wieder vor, Ehrenwort.«

Nele seufzte. Das war schon sechste Mal in diesem Monat, und jedes Mal schwor Melanie, es wäre das letzte Mal.

»Schon okay. Aber nächstes Mal sei bitte pünktlich«, sagte sie, während sie in fieberhafter Eile ihre Sachen packte. »Du weißt ja, es macht mir nichts aus, für dich einzuspringen, aber das muss ich vorher wissen. Meine kleine Tochter verlässt sich darauf, dass ich sie rechtzeitig abhole.«

»Alles klar. Tut mir wirklich leid.« Melanie nahm Neles Platz hinter der Verkaufstheke ein. »Grüß mir die Kleine, ja?«

Nele nickte. Sie warf noch einen Blick auf die Uhr: Wenn sie sich beeilte, konnte sie es schaffen. Im Laufschritt verließ sie den Laden und hetzte die Straße entlang, um zu ihrem Auto zu gelangen. »Bin gleich bei dir, mein Madel«, flüsterte sie und betrachtete liebevoll das Foto ihrer Tochter, das sie an den Rückspiegel geklemmt hatte.

So schnell, wie es ihr möglich war, ohne sich selbst oder andere zu gefährden, brauste sie durch die Straßen. Immer wieder zuckte ihr Blick zur Uhr. Zugleich ging sie im Kopf durch, was sie heute noch zu tun hatte: Sie musste einkaufen, kochen und anschließend einiges an Hausarbeit erledigen. Außerdem hatte sie ihrer Tochter Greta versprochen, mit ihr zum Spielplatz zu gehen.

Dabei durfte sie jedoch nicht vergessen, dass am späten Nachmittag der Handwerker kommen wollte, um die defekte Spülmaschine zu reparieren. Nele konnte es kaum erwarten, dass das erledigt wurde, denn sie war es leid, das viele Geschirr von Hand spülen zu müssen.

Gleichzeitig graute ihr jedoch schon vor der Rechnung, und ängstlich dachte sie darüber nach, dass wohl auch die Waschmaschine in nächster Zeit repariert oder gar ersetzt werden musste.

Unglücklich seufzte sie. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr alles über den Kopf wuchs. Wenn große Haushaltsgeräte allmählich den Geist aufgaben, war das für sie jedes Mal eine Hiobsbotschaft, denn die Anschaffung neuer Geräte war teuer. Sie arbeitete nur halbtags, um für ihre kleine Tochter da sein zu können. Doch das führte leider zwangsläufig dazu, dass das Geld manchmal knapp war.

Manchmal dachte sie, es wäre das Beste, einen Zweitjob anzunehmen. Doch dann hätte sie überhaupt keine Zeit mehr für ihr geliebtes Kind. Greta sollte eine möglichst schöne und unbeschwerte Kindheit erleben, und dazu gehörte eine Mutter, die viel Zeit mit ihr verbrachte.

So schwer und stressig es auch war, als alleinerziehende und berufstätige Mutter über die Runden zu kommen – Greta sollte davon nichts mitbekommen und nicht darunter leiden. Es war schließlich nicht die Schuld des Mädchens, dass Anton seine Frau und sein Kind so schmählich im Stich gelassen hatte.

Wie immer, wenn sie an ihren Exmann dachte, stiegen Nele Tränen in die Augen. Ihre Hände schlossen sich fester um das Lenkrad. Ihr Herz schmerzte heftig, obwohl es schon Jahre her war, dass sie und Anton sich getrennt hatten. Diesen Schock und diese Trauer würde sie wohl niemals ganz überwinden, dachte sie traurig.

Doch dann verdrängte sie den Gedanken an ihren Exmann energisch. Sie hatte jetzt keine Zeit, deprimierenden Erinnerungen nachzuhängen. Was zählte, war die Gegenwart – und in der Gegenwart musste sie sich beeilen, um Greta abzuholen.

Sie presste die Lippen zusammen, als sie sah, dass sich vor ihr ein Stau zu bilden drohte. Rasch riss sie das Lenkrad herum und bog in eine kleine Nebenstraße ein. Ihr Fuß senkte sich auf das Gaspedal hinab, und so schnell wie möglich kämpfte sie sich durch das Straßengewirr. Als sie den Kindergarten endlich erreichte, raste ihr Herz, und ihre Handflächen waren feucht. Doch ein weiterer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie es tatsächlich rechtzeitig geschafft hatte.

Während sie aus dem Auto sprang und auf die Eingangstür zu eilte, wurde ihr kurz schwindelig. Der anstrengende Alltag zehrte an ihren Kräften. Wie gut, dass sie und Greta demnächst Urlaub machen würden! Eine Auszeit konnte sie gut gebrauchen. Im schönen Zillertal in Tirol würde Nele gewiss Erholung finden, und Greta würde mit Sicherheit sehr viel Spaß haben.

Sobald Nele den Kindergarten betrat, merkte sie, dass etwas ungewöhnlich war. Im Aufenthaltsraum war niemand zu sehen, alle mussten draußen im Garten sein. Doch die Stimmen, die von dort zu hören waren, klangen aufgebracht.

Sofort beschleunigte Nele ihre Schritte. Als sie den Garten betrat, sah sie, dass sich alle Kinder und Kindergärtnerinnen um einen großen Baum versammelt hatten und hochblickten. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Wenn es irgendwo einen Tumult gab, war nicht selten Greta die Ursache und der Mittelpunkt der Aufregung.

»O Gott«, murmelte sie. Hoffentlich war ihre Tochter nicht auf diesen Baum geklettert!

***

Gretas kleine Hände schlossen sich um einen Ast und tasteten über die raue Rinde, bis sie ausreichend Halt gefunden hatte. Vorsichtig zog sie sich empor. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und blinzelte hoch.

»Komm her, kleine Miezi«, lockte sie. Doch die Katze, die ganz oben auf einem dünnen Zweig kauerte, miaute nur ängstlich. Offenbar wagte sich das Kätzchen weder vor noch zurück.

Unten riefen die anderen Kinder und die Erzieherinnen besorgt nach ihr, aber Greta ignorierte ihre Stimmen. Sie konnte jetzt nicht hinunterklettern! Nein, sie musste die Katze retten. Sie fühlte sich mutig und geschickt wie ein Äffchen – oder wie Tarzan, den sie neulich im Disney-Film gesehen hatte.

Wenn da eine Liane wäre, könnte sie sich einfach daran festhalten und zur Katze schwingen! Aber da waren keine Lianen. Sie befand sich nicht im Dschungel, sondern bloß in einem Nussbaum. Also musste sie weiterklettern, um das Kätzchen zu erreichen.

Geschickt schob sie sich weiter und kletterte noch einen Ast höher. Dieser knackte bedrohlich unter ihrem Fuß, brach aber nicht.

»Greta! Um Himmels willen, Greta!«, erklang da die Stimme ihrer Mutter.

»Mami!« Greta lachte glockenhell. »Mami, schau, hier oben bin ich!« Sie lugte hinunter, um ihre Mutter zu sehen, und winkte ihr dann zu. Dabei geriet sie gefährlich ins Wanken und hielt sich rasch wieder mit beiden Händen fest.

»Greta, kletter net weiter! Halt dich einfach fest. Die Feuerwehr kommt gleich und holt dich vom Baum runter. Beweg dich net!«

Die Feuerwehr? Verwundert runzelte Greta die Stirn. Es brannte doch gar nicht. Aber ihre Mutter klang so angespannt, dass sie gewiss keine Witze machte. Die Sorge in der Stimme ihrer Mama machte Greta ein schlechtes Gewissen. War es falsch gewesen, auf den Baum zu klettern?

»Aber Mama, die Katze!«, versuchte sie zu erklären. Wenn sie das Tier nicht rettete, wer dann?

Als hätte das Tier ihre Gedanken gehört, sprang es in diesem Moment an Greta vorbei. Gekonnt hüpfte die Katze von Ast zu Ast, hatte kurz darauf den Boden erreicht und lief wohlbehalten davon. Verblüfft blickte Greta ihr hinterher.

Als sie hinunterblickte, begann sich plötzlich alles um sie zu drehen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie hoch sie geklettert war! Die anderen Kinder wirkten so furchtbar klein. Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun.

»Mama«, sagte sie verunsichert. Sollte sie versuchen, wieder hinunterzuklettern? Das erschien ihr plötzlich viel komplizierter als der Aufstieg. Eine Windböe fuhr raschelnd in die Blätter des Baumes und ließ die Zweige leicht schwingen.

»Alles ist gut, mein Engerl«, rief ihre Mama. »Beweg dich net. Okay? Halt dich nur gut fest. Dann ist alles gleich wieder in Ordnung.«

Wenn Mama das sagte, musste es stimmen. Gretas Händchen krallten sich fester an die raue Borke des Baumes. Sie kniff die Augen zu, und als sie sie wieder öffnete, tauchte plötzlich eine hohe Leiter in ihrem Blickfeld auf. Ein Mann hob sie behutsam hoch. Sie klammerte sich um seinen Hals.

Dann war sie endlich wieder bei Mama. Sanft nahm ihre Mutter sie in den Arm, strich liebevoll über ihr Haar und hielt sie ganz fest. Greta kuschelte sich an ihre Mama und barg das Gesicht in ihrer Halsbeuge.

»Ach, meine kleine Greta. Mein liebes, verrücktes, wildes Madel«, seufzte Mama. »Was stellst du nur immer für Sachen an?«

***

Nele blickte kopfschüttelnd auf Greta hinab. Sie hatte das Mädchen gerade zu Bett gebracht und behutsam zugedeckt. Wenn Greta so schläfrig im Bett lag und müde gähnte, sah sie aus wie ein Engerl. Man konnte beinahe vergessen, wie viele Flausen in diesem kleinen Köpfchen steckten und für wie viel Trubel Greta heute schon gesorgt hatte.

Zärtlich strich Nele mit den Fingerspitzen über die rosige Wange ihrer Tochter.

»Greta, du darfst so was nie mehr machen, hast du verstanden? Ich hatte solche Angst um dich. Der Baum war viel zu hoch. Freilich darfst du klettern, aber net so hoch hinauf!«

Gedankenvoll erwiderte Greta ihren Blick. Sie schien über die Worte nachzudenken, dann nickte sie.

»Mama, bist du traurig?«, fragte sie.

Rasch schüttelte Nele den Kopf.

»Aber nein. Ich bin doch net traurig. Ich hab mir heut nur schlimme Sorgen um dich gemacht, weißt du?«

Gretas große, himmelblaue Augen blickten kritisch. Sie streckte ihre Hand aus und berührte Neles Stirn, die gerade sorgenvoll gerunzelt war. Rasch achtete Nele darauf, wieder fröhlicher dreinzublicken.

»Aber Mama, du schaust gar net so aus, als hättest du nur Sorgen. Du schaust traurig aus, ehrlich.« Bekümmert zog Greta nun ihrerseits die Stirn kraus. »Mama, bist du traurig, weil der Papa weg ist?«

Erschrocken sog Nele die Luft ein. Sie versuchte stets, vor ihrem Kind zu verbergen, wie sehr sie immer noch unter Antons Verrat litt. Sie wollte auf keinen Fall, dass Greta ihren Kummer bemerkte und sich darüber das Köpfen zerbrechen musste.

»Aber nein«, sagte sie betont unbekümmert. »Dass der Papa nimmer bei uns ist, ist freilich net schön. Aber weißt du was? Wir beide kommen doch auch zu zweit sehr gut zurecht, gell? Wir zwei Madeln sind ein tolles Team. Auch, wenn der Papa net für uns da ist.«

»Aber …« Greta wirkte nicht überzeugt.

Liebevoll strich Nele über das glatte blonde Haar des Mädchens.

»Mir geht’s gut, mein Engerl. Solang ich dich hab und es dir gut geht, bin ich glücklich. Das ist mir das Allerwichtigste im Leben. Und jetzt schlaf, okay? Damit du morgen wieder frisch und munter bist.«

Sie las Greta ein Märchen vor, wobei sie genauestens darauf achtete, fröhlich dreinzuschauen, um ihrer Tochter keinen Anlass zur Sorge zu bieten.

Aber als Greta schlief und Nele auf Zehenspitzen das Zimmer verließ, konnte sie nicht mehr lächeln. Ihre Mundwinkel sanken hinab. Eigentlich war nun noch viel im Haushalt zu tun – meist sparte sie sich solche Dinge für den Abend auf, wenn Greta bereits schlief. Heute aber fühlte sie sich plötzlich so kraftlos, dass ihr selbst der Abwasch als unüberwindbare Hürde erschien. Sie war müde und ausgelaugt.

Die Sorge um Greta steckte ihr noch in den Knochen; als sie ihr kleines Madel so hoch im Baum gesehen hatte, hatte sie furchtbare Angst gehabt. Und auch die Gedanken an Anton ließen sich nun nicht mehr verdrängen.

»Du gemeiner Depp«, flüsterte sie, während sie ins Wohnzimmer ging und sich kraftlos auf das Sofa sinken ließ. »Wie konntest du uns das nur antun? Wie konntest du so grausam sein? Du hast gesagt, du liebst mich! Das werd ich dir niemals verzeihen.«

Es war furchtbar schwer, für alles ganz allein verantwortlich zu sein. An Tagen wie diesen hatte sie das Gefühl, alles sei zu viel für sie. Die große Verantwortung als Mutter, die viele Arbeit in Beruf und Haushalt, die ständigen Geldsorgen …

Manchmal wünschte sie sich einfach jemanden, an dessen starke Schulter sie ihren müden Kopf lehnen konnte und der all das mit ihr teilte. Jemanden, der ihre Hand hielt, wenn sie Angst hatte. Einen Vater für ihre Tochter; einen Mann für sich.

Früher hatte sie das gehabt. Als sie und Anton noch miteinander verheiratet gewesen waren und sie schwanger geworden war, hatte alles rosig ausgesehen. Doch die Idylle hatte sich als Farce herausgestellt; als gemeine, hinterhältige Lüge.

Den Männern war nicht zu trauen, das hatte sie begriffen. Egal, wie nett sie vordergründig taten und in welch schönen Worten sie von Liebe sprachen: Man durfte ihnen nicht glauben. Sonst endete man allein, verletzt, mit gebrochenem Herzen.