Das Berghotel 163 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 163 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Im Edelweiß-Saal des Berghotels geht es hoch her. Zehn Jahre sind seit der Matura der Gäste vergangen, und nun kommen sie aus aller Welt zurück nach St. Christoph, um ausgelassen zu feiern und zu plaudern. Unter den Feiernden sind auch Lea und Markus.

Alle sind verblüfft, als sie Lea wiedersehen, denn die junge Frau hat sich äußerlich gänzlich verändert - und das nicht ohne Grund. Nach und nach hat Markus Leas Äußeres nach dem Vorbild seiner verstorbenen großen Liebe verändert. Haarfarbe, Kleidung, Gewohnheiten. All das hat Lea Markus zuliebe getan, um ihm die Trauer zu erleichtern. Doch allmählich fühlt sie sich wie die Kopie einer Toten und leidet sehr. Mit Markus kann sie darüber nicht reden, er ist noch immer instabil und Lea seine einzige Stütze. Deshalb schweigt sie.

Doch da ist einer, der Leas Leid sofort bemerkt: Thomas, ein Klassenkamerad, der schon seit der Schulzeit in Lea verliebt ist. Er will das Wiedersehen nutzen, um sie endgültig für sich zu gewinnen. Und so treibt Thomas einen Keil zwischen die Liebenden, bis die Situation eskaliert ...

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Impressum

Auf ihre Liebe fiel ein Schatten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6193-3

www.bastei-entertainment.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Auf ihre Liebe fiel ein Schatten

Wie weit wird er gehen, um aus ihr die perfekte Frau zu machen?

Von Verena Kufsteiner

Im Edelweiß-Saal des Berghotels geht es hoch her. Zehn Jahre sind seit der Matura der Gäste vergangen, und nun kommen sie aus aller Welt zurück nach St. Christoph, um ausgelassen zu feiern und zu plaudern. Unter den Feiernden sind auch Lea und Markus. Alle sind verblüfft, als sie Lea wiedersehen, denn die junge Frau hat sich äußerlich gänzlich verändert – und das nicht ohne Grund. Nach und nach hat Markus Leas Äußeres nach dem Vorbild seiner verstorbenen großen Liebe verändert. Haarfarbe, Kleidung, Gewohnheiten. All das hat Lea Markus zuliebe getan, um ihm die Trauer zu erleichtern. Doch allmählich fühlt sie sich wie die Kopie einer Toten und leidet sehr. Mit Markus kann sie darüber nicht reden, er ist noch immer instabil und Lea seine einzige Stütze. Deshalb schweigt sie.

Doch da ist einer, der Leas Leid sofort bemerkt: Thomas, ein Klassenkamerad, der schon seit der Schulzeit in Lea verliebt ist. Er will das Wiedersehen nutzen, um sie endgültig für sich zu gewinnen. Und so treibt Thomas einen Keil zwischen die Liebenden, bis die Situation eskaliert …

Ganz am Ende des Zillertals, in einem Seitental, das nur über eine schmale Bergstraße von Mayrhofen aus zu erreichen war, lag das idyllische Dörfchen St. Christoph.

Sechs Berge, von denen der Feldkopf der Höchste war, bildeten das steinerne Panorama für die liebliche Landschaft, geprägt von himmelhohen Föhrenforsten, gesunden Mischwäldern und der traditionellen Landwirtschaft. Gepflegte Bauernhäuser scharten sich um die weiße Dorfkirche mit dem Zwiebelturm, auf dem sich ein goldener Wetterhahn drehte. Grüne Matten und blühende Almwiesen fanden sich an den Berghängen, und auch mancher Berghof stand hier schon seit vielen Generationen. In St. Christoph schienen die Uhren noch anders zu gehen. Hier suchte man Stress und Hektik vergeblich, stattdessen lebten die Menschen in Harmonie und Einklang mit der Natur ihrer Heimat.

Zwei besondere Blickfänge fielen ins Auge, wenn man nach St. Christoph kam. Auf der linken Talseite fand sich der gelb gestrichene Barockbau des »Schlössels«. Dies war seit nunmehr dreihundert Jahren der Stammsitz der Barone von Brauneck. Stilvoll restauriert und mit modernem Komfort ausgestattet, wurde es in jedem Reiseführer als Sehenswürdigkeit erwähnt.

Gegenüber an einem sanften Hügel stand das Sporthotel »Am Sonnenhang«, allgemein als Berghotel bezeichnet.

Erbaut im bodenständigen Tiroler Gebirgsstil passte es sich wunderbar in seine Umgebung ein und wirkte so urig wie die traditionsreichen Höfe der Umgebung. Andi und Hedi Kastler, das Besitzerehepaar, legten besonderen Wert auf die sprichwörtliche Tiroler Gastfreundschaft. Jeder Reisende wurde von ihnen persönlich wie ein guter Freund begrüßt und sollte stets das Gefühl haben, im Berghotel bestens aufgehoben zu sein.

Neben der familiären Atmosphäre gab es hier alles, was der verwöhnte Gast sich nur wünschen konnte: vielfältige Sportmöglichkeiten, ein hervorragendes Restaurant sowie freundliches und immer kompetentes Personal in allen Bereichen.

Das Berghotel war zudem der ideale Ort, um zu entspannen und sich auszuruhen. Hinter dem Hotel lagen ein prächtiger Rosengarten und ein unter alten Kastanien gelegener Biergarten, in dem deftige Tiroler Schmankerln serviert wurden. Neben einem großzügigen Außenpool fanden sich auch zwei Tennisplätze.

Im Untergeschoss des Hotels lag der Wellnessbereich mit Hallenbad, Sauna, Fitnessraum, gepflegten Ruheräumen und der Rosenstube, in der man sich mit wunderbar duftendem Wildrosenöl massieren lassen konnte.

Wie das Äußere des Hotels waren auch die Zimmer im alpinen Stil gehalten. Zirbelholz herrschte vor, dessen angenehmer Duft entspannend wirkte. Und der Ausblick auf die herrliche Tiroler Bergwelt hatte an sich bereits einen hohen Erholungswert.

Andi und Hedi Kastler, beide in den besten Jahren, waren ein harmonisches Ehepaar, das seine ganze Zeit und Kraft in das Berghotel steckte. Eigene Kinder waren ihnen versagt geblieben, doch sie vermissten nichts, ihr Leben war auch so erfüllt.

Die temperamentvolle Hedi musste ihrem Andi manchmal auf die Finger klopfen, wenn er einen weiblichen Gast allzu freundlich umsorgte. Doch im Grunde seines Herzens hatte der bodenständige Hotelier, den man meist in Kniebundhosen und kariertem Hemd sah, nur seine Hedi lieb. Die beiden besaßen noch ein gemütliches Häusel unweit des Hotels, ihr eigentliches Daheim aber, der Meinung waren sie beide, war und blieb ihr Berghotel.

An diesem wetterwendischen Aprilmorgen hielt Andi Kastler sich zusammen mit Franz Kroneder im Garten auf und besprach die Neubepflanzung einiger Blumenbeete mit dem Gärtner. Der Winter war in diesem Jahr lang und hart gewesen und hatte stellenweise einen Kahlschlag verursacht. Franz hatte bereits gute Ideen mitgebracht, wie es in wenigen Wochen wieder makellose grünen und blühen würde.

Andi Kastler zeigte sich zufrieden. Während er noch mit dem Gärtner plauderte, besprach seine bessere Hälfte Hedi das Menü mit den Köchen Leo Hofbacher und Rosina Stadler, die alle nur Rosi nannten. Beide waren Meister ihres Faches und verfügten über eine große Erfahrung, weshalb die Planung des Menüs stets reibungslos verlief.

An diesem Morgen störte nur Lukas Einrieder, der Sporttrainer des Berghotels. Der Sonnyboy und Liebling aller weiblichen Hotelgäste hatte eine heimliche Schwäche für Rosis Süßspeisen. Am Vortag hatte die rundliche Köchin, die ebenfalls einen Narren an Lukas gefressen hatte, einen Teller mit Apfelradeln für ihn gebacken. Wie es schien, hatte der süße Duft ihn unwiderstehlich in die Küche gelockt. Nun kaute er mit Vergnügen die köstliche Süßigkeit und kommentierte dabei Rosis Menüvorschläge.

Schließlich wurden Hedi die ewigen Unterbrechungen zu viel.

Sie maß Lukas streng und wollte ebenso streng wissen: »Hast du eigentlich nix zu tun, als hier umeinant zu stehen und andere Leut von der Arbeit abzuhalten?«

»Sei net so kratzig, Chefin«, bat er beschwichtigend, steckte sich noch ein Plätzchen in den Mund und eine Handvoll in die Tasche und grinste dabei so frech und jungenhaft, dass es Hedi schwerfiel, ihre strenge Miene beizubehalten.

»Bin ja schon weg. Nachher geb ich der Frau Gemmel Tennisunterricht. Die Frau ist, gelinde gesagt, unsportlich. Da muss ich mich doch vorher stärken, net wahr?« Er hielt ein Apfelradel in die Höhe. »Nervennahrung, gelt, Rosi? Hast dich wieder mal selbst übertroffen!« Er warf der Köchin in den besten Jahren eine Kusshand zu und eilte dann schwungvoll davon.

»Ein Hallodri ist er schon, unser Lukas«, stellte Hedi mit sanftem Tadel in der Stimme fest.

»Aber ein ganz Lieber«, ergänzte Rosi versonnen. »Wollen wir noch über die Desserts reden?«

Die Hotelbesitzerin nickte. »Ich bitte drum!«

Ohne Lukas’ Einmischung ging es dann ganz schnell, und schon eine Viertelstunde später saß Hedi im Büro hinter dem Schreibtisch und kümmerte sich um die neuen Reservierungen.

Als jemand an die Tür klopfte, rief sie freundlich: »Nur herein!«

Gleich darauf stand Thomas Stadelmaier vor ihr. Der fesche Jungbauer schüttelte sich ein wenig, er war auf dem Weg zum Hotel in einen typischen Aprilregenschauer geraten.

»Mei, regnet’s schon wieder?«, wunderte Hedi sich, die vor lauter Arbeit gar nicht aus dem Fenster geschaut hatte. »Eben hat doch noch die Sonne geschienen.«

»Jetzt schon wieder«, ließ Thomas sie wissen. »Als ich in die Halle gekommen bin, hat der Petrus den himmlischen Wasserhahn zugedreht.«

»Setz dich nur, Thomas, ich bin gleich für dich da.« Hedi tippte noch etwas in den Computer, dann schaute sie ihr Gegenüber wohlwollend an. »Magst vielleicht ein Haferl Kaffee?«

»Wär net schlecht.« Thomas fuhr sich durch sein dichtes, blondes Haar und seufzte. »Ich bin schon seit vier Uhr in der Früh auf den Beinen. Bei uns ist heut ein Kalb gekommen.«

»Ja, die Landwirtschaft … Ihr habt oft rund um die Uhr zu tun, net wahr?«

»Ebenso wie ein Hotelier«, erwiderte er grinsend.

»Da ist was dran.«

Der Kaffee wurde nun gebracht, Hedi nahm auch eine Tasse und kam dann auf den eigentlichen Grund von Thomas’ Besuch zu sprechen.

»Für das Klassentreffen ist nun alles geregelt. Wir haben zwanzig Zimmerreservationen übers Wochenende, der Edelweiß-Saal ist gebucht, das Menü steht. Und wegen der Musi hab ich mit meinem Mann geredet. Der kennt da ein lustiges Trio aus Schwaz, die spielen dann am Samstag auf.«

»Klingt, als wäre tatsächlich alles im Lot.«

»Hast du vielleicht noch Fragen, Thomas?«

»Ja, schon. Es gibt da einen Gast, ich wüsste zu gern, ob sie ein Einzel- oder ein Doppelzimmer gebucht hat«, gab er ein wenig verschämt zu.

Hedi lächelte verständnisvoll. »Da gibt es bei dir wohl seit Schultagen ein Madel, das dir allerweil im Hirnkasterl umeinant spukt, gelt?«

Thomas grinste verschmitzt. »Man könnt’s so sagen. Die Lea Böhm ist’s, freilich kennst du sie auch, oder?«

Die Hotelbesitzerin musste kurz überlegen, denn meinte sie: »Ja, die Tochter von der Christel und dem Anton, ein hübsches Madel. Ist nach der Matura weggezogen, net wahr?«

Thomas nickte eifrig. »Sie hat Kunstgeschichte studiert und betreibt jetzt in Mayrhofen eine Galerie mit volkstümlicher Heimatkunst. Sie hat sich schon als Schülerin für Kunst interessiert, ist aber bodenständig geblieben und hat das miteinander verbunden. Ich find’s faszinierend.«

»Soso. Ich vermute, du findest die Lea faszinierend«, warf Hedi ein und lachte, als Thomas rot wurde. »Ja, so eine Jugendliebe, die vergisst man sein Lebtag nicht. Das ist was Besonderes …«

»Die Lea ist wirklich was Besonderes. Ich hoffe, sie bleibt net nur übers Wochenende.« Er grinste angedeutet. »Ich hab nämlich was, das sie verlocken könnte, hier bei uns Urlaub zu machen. Mag sie fei nach den zwei Tagen net schon wieder fortfahren lassen.«

»Und wie willst sie zum Bleiben überreden?«

»Ja, mei, wir haben doch die alte Alm mit dem Hüttel droben am Feldkopf. Dort hat sich vor ein paar Tagen der Rafael Holzer einquartiert. Er mag bis zum Herbst bleiben und ganz in Ruh seine Figuren schnitzen. Vielleicht kann ich ja ein Geschäft zwischen ihm und der Lea einfädeln.«

»Dann wärst gewiss gut angeschrieben bei ihr«, war Hedi überzeugt. »Aber dieser Herrgottsschnitzer soll doch ein rechter Querschädel und Eigenbrötler sein, hab ich gehört.«

»Das stimmt auch. Nur weil mein Vater schon ewig ein Spezl von seinen ist, ist er überhaupt auf die Idee gekommen, einen Almsommer einzulegen. Er vertraut bloß den Leuten, die er gut kennt. Und ich gehör jetzt auch zu dem erlauchten Kreis«, warf er sich stolz in die Brust.

»Dann kann ja nix mehr schiefgehen«, spöttelte Hedi.

»Verrätst du mir also, wie die Lea gebucht hat?«, wollte der Bursche noch einmal wissen, erhielt allerdings nicht die Antwort, auf die er gehofft hatte.

»Das solltest du sie besser selbst fragen«, riet Hedi ihm diplomatisch. »Oder du wartest, bis sie eincheckt …«

***

Wenig später machte sich Thomas Stadelmaier auf den Heimweg. Obwohl er nun im Berghotel alles klargemacht hatte, war Hedi doch ausgerechnet bei der einen Frage, die ihm unter den Nägeln brannte, zugeknöpft gewesen. Kam Lea allein oder …

Der Jungbauer seufzte leise. Lea Böhm! In der fünften Klasse hatte der hochaufgeschossene Bub mit dem widerspenstigen Blondhaar sich in das süße, rothaarige Madel verliebt. Und seither brannte die Sehnsucht nach Lea in seinem Herzen.

Zehn Jahre war es nun her, seit sie gemeinsam die Matura abgelegt hatten. Aus dem Buben war ein gestandener Jungbauer geworden. Thomas hatte die landwirtschaftliche Fachhochschule mit gutem Erfolg besucht und wirtschaftete nun zusammen mit Bruder und Vater. Er war tüchtig und klug, zudem ein fescher Bursche, der den Madeln in St. Christoph und Umgebung gefiel. Doch keine hatte ihn bislang einfangen können, denn sein Herz, das war ja schon besetzt.

Mittlerweile zogen seine Spezln ihn bereits auf, nannten ihn einen »ewigen Junggesellen« und prophezeiten ihm, dass er irgendwann mit einem hässlichen, herrschsüchtigen Weibel enden würde, weil ihm keine gut genug war. Thomas ließ sich Hohn und Spott gefallen, er wusste, was er wollte. Und nun schien sein Traum endlich in greifbare Nähe zu rücken.

Als Lea ihn angerufen und gebeten hatte, alles für das Klassentreffen im Berghotel zu arrangieren, war ihm dies wie die große Chance erschienen, die er unbedingt ergreifen musste, sollte sein Lebensglück sich endlich erfüllen. Und nun war er fest entschlossen, dies auch zu tun …

»He, Thomas, wart halt!« Lukas Einrieder kam hinter ihm her und wollte wissen: »Bist du blind? Oder kennst deinen besten Spezl nimmer?«

»Tut mir leid, ich hab dich gar net gesehen. War in Gedanken wohl woanders«, entschuldigte er sich.

»Na, ich kann mir schon denken, wo.« Lukas grinste breit. »Ich sag nur: Lea …«

Thomas hatte ihm von seinem Schwarm erzählt, als er ins Berghotel gekommen war, um mit den Kastlers das Klassentreffen zu besprechen. Lukas konnte den Freund verstehen. Auch wenn er sich als umschwärmter Junggeselle noch nicht festgelegt hatte, besaß er durchaus eine romantische Ader. Dass Thomas seit der Schulzeit ein Madel lieb hatte und um nichts in der Welt von dieser Zuneigung abgehen mochte, imponierte ihm.

»Ja, sie geht mir wirklich net aus dem Sinn«, gab der Bursche zu. »Nachher werd ich sie noch mal anrufen. Die Vorbereitungen für das Klassentreffen sind abgeschlossen. Darüber wird sie sich freuen, schließlich hat sie sich ganz auf mich verlassen.«

»Das kann sie ja, du treuer Eckhard«, scherzte Lukas.

»Wenn ich nur wüsste, ob sie allein kommt oder …«

»Frag sie doch, willst eh mit ihr telefonieren.«

»Ich kann doch net so direkt … Na, das geht nicht«, wehrte er ab. »Deine Chefin hat’s mir net verraten wollen. Dann muss ich eben abwarten, bis sie hier ist, auch wenn’s schwerfällt.«

»Es wird schon klappen. Ich drück dir jedenfalls die Daumen.« Lukas zwinkerte dem Freund zu. »Bin schon recht gespannt auf deine ›Traumfrau‹. Aber jetzt muss ich los, hab Tennisstunde.«

Thomas lachte. »Gewiss auch mit einer ›Traumfrau‹, oder?«

Die säuerliche Miene des Trainers war bezeichnend.

»Nun, das net gerade. Aber wie heißt es sonst so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Lerne ich das eben auch mal kennen …«

Thomas blickte seinem Spezl schmunzelnd hinterher. Lukas hatte eine beneidenswert lockere Art. Er schien das Leben stets von der heiteren Seite zu nehmen und war meist gut gelaunt. Der Jungbauer wünschte, sich davon eine Scheibe abschneiden zu können. Doch er war eben ein tiefgründigerer Charakter, daran ließ sich wohl kaum etwas ändern.

Als Thomas den Erbhof erreichte, knatterte sein Bruder eben mit dem Traktor vom Wirtschaftshof.

Er hielt kurz an und rief: »Wirst im Stall gebraucht, der Vater wartet schon, schick di!«

»Ja, ist recht«, antwortete der Bursche in gleicher Manier.

Bevor er sich aber umzog und an die tägliche Hofarbeit ging, verschwand er zuerst noch im Arbeitszimmer. Er wollte gleich Lea anrufen, das war für ihn wichtiger als alles andere.

Während er dann die Nummer ihrer Galerie in Mayrhofen eintippte, verließ ihn kurz der Mut. Er dachte an den Grund dafür, dass er Lea nie nahgekommen war. Und dieser Grund hieß Markus Riedel.