Das Berghotel 177 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 177 E-Book

Verena Kufsteiner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Unser Bankerl am Wegesrand - Sie trafen sich in St. Christoph und vergaßen sich nie


Paula atmet noch einmal tief durch und streicht ihr Dirndl glatt. Sie lächelt ihrem Spiegelbild zu und schneidet eine schiefe Grimasse. Dabei klopft ihr Herz, als würde es gleich zerspringen, und in ihrem Bauch spürt sie ein verräterisches Kribbeln.
Auf den Tag genau ist es heute zehn Jahre her, dass sie auf dem Weinfest des Berghotels Felix kennengelernt hat und sie droben auf dem roten Bankerl am Wiesenrad heiße Küsse ausgetauscht haben. Und dann, als sie sich trennen mussten, hatten sie die irrsinnige Idee, sich in zehn Jahren wieder genau dort zu treffen - falls sie sich dann noch an diese schicksalhafte Begegnung erinnern.

Und hier ist sie nun, denn Paula kann den zärtlichen Burschen von damals einfach nicht vergessen. Es dämmert schon, als sie sich auf den Weg macht zu dem Bankerl, und während sie über die Wiesen läuft, geht ihr nur diese eine Frage durch den Kopf: Wird Felix kommen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 129

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Unser Bankerl am Wegesrand

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7172-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Unser Bankerl am Wegesrand

Sie trafen sich in St. Christoph und vergaßen sich nie

Von Verena Kufsteiner

Paula atmet noch einmal tief durch und streicht ihr Dirndl glatt. Sie lächelt ihrem Spiegelbild zu und schneidet eine schiefe Grimasse. Dabei klopft ihr Herz, als würde es gleich zerspringen, und in ihrem Bauch spürt sie ein verräterisches Kribbeln.

Auf den Tag genau ist es heute zehn Jahre her, dass sie auf dem Weinfest des Berghotels Felix kennengelernt hat und sie droben auf dem roten Bankerl am Wiesenrad heiße Küsse ausgetauscht haben. Und dann, als sie sich trennen mussten, hatten sie die irrsinnige Idee, sich in zehn Jahren wieder genau dort zu treffen – falls sie sich dann noch an diese schicksalhafte Begegnung erinnern.

Und hier ist sie nun, denn Paula kann den zärtlichen Burschen von damals einfach nicht vergessen. Es dämmert schon, als sie sich auf den Weg macht zu dem Bankerl, und während sie über die Wiesen läuft, geht ihr nur diese eine Frage durch den Kopf: Wird Felix kommen?

Zum ersten Mal trafen sie sich vor ziemlich genau zehn Jahren.

Damals hatte Paula Wagner – süße achtzehn Jahre alt – gerade ihre Matura bestanden. Da sie bald für ein ganzes Jahr als Au-pair-Madel nach Irland gehen und flügge werden würde, unternahmen ihre Eltern mit ihr einen letzten gemeinsamen Familienurlaub im Zillertal. Gewissermaßen, um den Abschiedsschmerz von der einzigen Tochter abzumildern.

Die Wahl war auf das gemütliche Sporthotel »Am Sonnenhang« gefallen, das sich in seiner typischen Alpenbauweise an die grünen Bergwiesen eines ruhigen Nebentals schmiegte. Hier gab es für die quirlige Paula einiges zu tun: Tennisplätze standen ebenso bereit wie ein Hallenbad; man konnte klettern, wandern und sogar Paragliding-Kurse buchen. Und Paulas Eltern genossen in der Zwischenzeit das wunderschöne Alpenpanorama und die frische, unverbrauchte Bergluft.

So ließ es sich aushalten, und Paula genoss die Zeit mit den Eltern, obwohl sie nun, da ihr Auslandsjahr immer näher rückte, auch eine zunehmende Unruhe verspürte und über allem, was sie unternahmen, ein Hauch von Abschied lag.

Paula hatte nicht wirklich Angst vor der Veränderung, es war eher eine Art spannungsgeladene Vorfreude, die wie elektrisierend auf sie wirkte und sie daran hinderte, still zu sitzen und zum Beispiel auf der Panoramaterrasse ein Buch zu lesen. Sie war ständig in Bewegung, immer unterwegs, immer in Aktion.

Lächelnd versuchten die Eltern, mit ihr Schritt zu halten. Aber Paula war jetzt erwachsen, und sie ließen ihr auch die Freiheiten, einmal allein nach Mayrhofen zu fahren und dort ein wenig zu bummeln, oder einen anderen Ausflug zu unternehmen, wenn sie selbst keine rechte Lust dazu verspürten. Schließlich würde Paula sich auch in Irland allein zurechtfinden müssen, und die Eltern konnten wenig ausrichten, wenn sie dort ihren Weg nicht fand.

Abends saßen sie im Weinstüberl oder in der kleinen Hotelbar beisammen, und Paula berichtete, was sie tagsüber erlebt hatte, oder sie planten einen gemeinsamen Ausflug für den nächsten Tag. Dann spürte Paula wieder diese Nähe zu ihren Eltern, und sie wusste, dass sie getrost in die Welt hinausgehen konnte, denn daheim warteten zwei liebende Menschen, falls die Welt ihr zu groß wurde.

Den krönenden Abschluss dieses harmonischen Urlaubs bildete das Weinfest des Berghotels, das im Biergarten ausgerichtet wurde und für das extra ein Tanzboden aufgebaut worden war. Zwischen bunt flatternden Girlanden und lustigen Lampions bewegten sich die Paare im Takt der zünftigen Kapelle, die die schönen Tiroler Tanzlieder spielte. Und von denen gab es einige.

Auch Paula ließ sich von dem einen oder anderen Burschen herumwirbeln. Weil das Tanzen aber auch furchtbar durstig machte und der frische Sturm – ein prickelnder Traubenmost, der gerade erst begonnen hatte, zu gären – allzu gut schmeckte, spürte sie nach und nach, wie ihr immer wärmer im Bauch wurde und sie immer lustiger tanzte.

Sie war noch recht unerfahren, was den Wein betraf, aber sie war jetzt erwachsen, und deshalb fand sie es halb so arg, als sie begriff, dass sie ziemlich beschwipst war.

»Mei, Paula, trink ein bisserl langsamer«, riet ihre Mutter. »Sonst kannst gleich gar nimmer aufhören zu lachen.« Doch auch die Mutter lächelte dabei, und Paula wusste, dass sie ihr den Spaß gönnte.

Also tanzte sie weiter und weiter, und die Lampions zogen Kreise um sie, während sie sich drehte. Ihre Tanzpartner mussten sie festhalten, und das taten sie auch sehr zuverlässig.

Nur einer hatte vom vielen Tanzen ganz rutschige Hände bekommen, und so glitt ihm Paulas Hand mitten in einer Drehung aus den Fingern, und sie taumelte überrascht über die Tanzfläche. Lachend bemühte sie sich, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, aber es wollte ihr nicht gelingen. Sicher wäre sie gefallen, hätte sie nicht ein anderer Bursche aufgefangen, der ruhig am Rand der Tanzfläche stand.

Zu aufgekratzt, um verlegen zu werden, sah Paula zu dem Burschen auf, der ungefähr im gleichen Alter zu sein schien wie sie selbst.

»Dank dir schön für die sichere Landung«, rief sie vergnügt, als sie sein verdutztes Gesicht bemerkte.

Er hatte kurze, dunkle Haare und ebenso dunkle Augen, die sie aufmerksam anblickten. Eine leichte Röte lag auf seinen Wangen, und fast bedauerte sie, dass er sie direkt wieder freigab, damit sie weiter mit dem Burschen tanzen konnte, dessen schwitzige Hand ihr gerade erst zu dieser unverhofften Begegnung verholfen hatte.

Während Letzterer seine Hände an der kurzen Lederhose abwischte und sie zurück auf die Tanzfläche zog, sah sie sich noch einmal nach dem Burschen um, der sie aufgefangen hatte. Erneut begegnete sie seinem rätselhaften Blick. Er hatte noch kein einziges Wort zu ihr gesagt, und dennoch spürte sie eine seltsame Verbindung, sodass sie jedes Mal seine Augen suchte, wenn sie an ihm vorbei tanzte.

***

Felix hätte sich vor Frust auf die Zunge beißen mögen. Das konnte doch nicht wahr sein! Da fiel ihm das hübscheste Madel des ganzen Weinfestes direkt in die Arme, und er bekam mal wieder kein einziges Wort heraus!

Herrschaftszeiten! Stattdessen hatte er sie einfach angestarrt. Kein Wort war über seine Lippen gekommen. Und jetzt war sie weg und warf ihm dann und wann einen fragenden Blick zu, als wollte sie entschlüsseln, wie übel er wirklich war.

Am liebsten wäre er einfach auf das Zimmer verschwunden, das er sich mit Bastian teilte. Sein Schulfreund und er waren heute erst im Sporthotel »Am Sonnenhang« eingetroffen, und Felix fühlte sich ohnehin müde nach all den Klausuren, die er in den letzten Wochen hatte hinter sich bringen müssen. Das erste Studienjahr an der Universität war das schlimmste, hatten ihm alle gesagt. Man musste sich erst noch an die Arbeitsweise und die vielen Prüfungen gewöhnen. Felix hoffte, dass seine Freunde recht behielten und er mit der Zeit lockerer wurde.

Er studierte in München Maschinenbau, denn Dinge zu reparieren oder zum Laufen zu bringen, und überhaupt alles, was mit Technik zu tun hatte, waren genau seine Sache. Zu Maschinen und anderen Geräten fand er immer einen Zugang. Er musste sich nur lange genug mit der Funktionsweise vertraut machen, dann entdeckte er den Fehler und konnte ihn beheben.

Menschen waren wesentlich komplizierter. Manchmal wünschte er, es gäbe gerade für Madeln eine Bedienungsanleitung, die man nur irgendwo in der Unibibliothek aufstöbern musste, und dann käme er mit diesen rätselhaften Wesen zurecht. Aber so war es ja nicht, und also musste er sich einmal mehr dabei ertappen, wie er bloß maulaffenfeil hielt, weil er vor lauter Verblüffung kein Wort mehr herausbrachte.

Das Madel hatte langes, dunkelblondes Haar und ein Gesicht, das so sehr strahlte, als schiene die Sonne nur für sie. Auch die leuchtenden blauen Augen und das mitschwingende Dirndl im fröhlichen Blumenmuster verrieten einen offenen, lebenslustigen Charakter, wie Felix ihn selbst gern gehabt hätte. Am liebsten hätte er sie ebenso selbstverständlich an sich gezogen und sich mit ihr auf der Tanzfläche gedreht wie all die anderen Burschen. Aber er war nun einmal nicht wie diese Burschen.

Ganz anders als Bastian, sein sportlicher Freund, der den Madeln nur allzu gern nachsah und keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, eine anzusprechen. Bastian war ebenso groß wie Felix und ihm vom Gesicht her so ähnlich, dass sie oft für Brüder gehalten wurden. Doch während Felix sein dunkles Haar kurz hielt, trug Bastian seines lang und band es im Nacken zu einem gewellten Pferdeschwanz zusammen. Und während Felix etwas blass war, weil er meist über den Büchern hockte oder in seiner Garage etwas zusammenschraubte, war der Sportstudent Felix braun gebrannt von all dem Training an der frischen Luft.

Kurzum: Felix und Bastian waren zwei grundverschiedene Burschen. Der eine schüchtern und verlegen, der andere selbstbewusst und offen. Und dennoch waren sie seit der Schulzeit beste Freunde und verbrachten auch jetzt wieder ihre Ferien miteinander, weil sie sich während des laufenden Semesters so wenig gesehen hatten. Felix war fürs Maschinenbaustudium nach München gegangen, und Bastian war daheim in Graz geblieben, um Sportwissenschaft zu studieren.

»Schau, Felix, die Kleine kann dich net vergessen«, neckte Bastian und deutete mit dem Kinn auf das Madel, das Felix gerade aufgefangen hatte.

Das Lied war zu Ende, und nachdem sie sich bei ihrem Tanzpartner bedankt hatte, hatte sie sich wieder nach Felix umgedreht.

»Sie wartet auf dich. Na, mach schon!« Bastian versetzte ihm einen unsanften Schubs, sodass Felix auf die Tanzfläche gestoßen wurde.

Sein Herz begann zu klopfen, als er sah, wie die Augen des Madels sich weiteten und sie auf ihn zukam. Er wollte ihr entgegengehen und sie mit einem lässigen Spruch in seine Arme ziehen. Doch seine Füße schienen ihm nicht zu gehorchen, und er starrte sie nur unbeholfen an.

»Geh, Felix! So ein Madel fängt sich net von allein!«, drängte Bastian hinter ihm, aber Felix’ Füße waren wie festgefroren.

Doch seine Augen hielten seltsamerweise ihrem Blick immer noch stand, obwohl er deutlich spürte, wie seine Wangen glühten.

Schließlich schien sie ungeduldig zu werden, und er befürchtete, dass sie sich wegdrehen und einen anderen Tanzpartner suchen würde. Stattdessen überquerte sie jedoch die Tanzfläche und kam zu ihm herüber.

»Meinst du mich?«, fragte sie kess, und er wünschte, er hätte etwas ebenso Freches antworten können.

»Wer? Ich?«, stammelte er allerdings und musste sich selbst daran hindern, sich vor die Stirn zu schlagen.

Trotzdem lächelte sie. »Ja, dich. Oder hast etwa eine andere angeschaut?« Sie nahm seine Hand.

Die Berührung ihrer warmen Finger auf seiner Haut durchfuhr ihn wie ein glühender, zuckersüßer Blitz.

»Nein …?«, antwortete er vorsichtig, denn er wollte auf keinen Fall, dass sie ihn losließ, und wusste nicht, was die korrekte Antwort war.

Die Musik hatte bereits wieder eingesetzt, und um sie herum begannen die Paare, sich zu drehen.

»Okay. Das ist gut.« Noch immer lächelte sie, und Felix war sicher, dass er noch nie ein derart strahlendes Lächeln gesehen hatte.

Ihre Zähne waren perlweiß, und der kirschrote Mund hätte selbst einen Heiligen in Versuchung gebracht.

»Was ist jetzt? Wollen wir tanzen?«, setzte sie nach, als Felix sich noch immer nicht rührte.

Benommen schüttelte er den Kopf.

»Ja, nein …« Reiß dich zusammen, Felix!, ermahnte er sich innerlich. »Freilich, gern!«

Mit hochrotem Kopf zog er sie in seine Arme und bemühte sich, nicht aus dem Takt zu geraten, während er von diesem Gefühl überrollt wurde, das er so noch nie empfunden hatte. Mit ihr zu tanzen, war das Beste, was er je in seinem Leben zustande gebracht hatte. Besser sogar als die abenteuerlichste Konstruktion, die in seiner kleinen Garage stand, wo er täglich vor sich hinbastelte.

»Ich bin Paula«, rief sie über die Musik hinweg und blickte ihn fragend an, als sie sich für eine schwungvolle Drehung von ihm löste.

»Freut mich, Paula«, antwortete er unbeholfen. »Ich bin der Felix.«

Wieder schmiegte sie sich in seine Arme, wieder versuchte er, nicht auszugleiten. Egal, wie überwältigt er sich gerade auch fühlen mochte, er wollte nicht riskieren, dass sie noch einmal das Gleichgewicht verlor und dabei in den Armen eines anderen landete.

Also fasste er sie fester und spürte, wie ihr warmer Körper sich an seinen presste. Der Duft ihres Haars stieg ihm in die Nase, und am liebsten hätte er einfach eine Weile daran geschnuppert.

Doch das würde vielleicht etwas seltsam wirken. Etwas … verzweifelt.

»Ähm, bist du schon länger im Berghotel?«, fragte er, weil es das Einzige war, was ihm einfiel, und er ein wenig Konversation betreiben wollte.

»Ja, heut ist unser letzter Abend. Ich bin mit meinen Eltern da. Und du?«

»Grad erst angekommen.«

Sie lächelte ihn an. »Da haben wir uns ja knapp verpasst.«

Wieder stieg ihm Hitze in die Wangen. »Jetzt tanzen wir doch miteinander, gell?«

»Nein, ich mein, sonst hätten wir was zusammen unternehmen können.«

Dass sie das überhaupt wollte, überraschte ihn dermaßen, dass er aus dem Takt kam und ihrem zarten Fuß einen Tritt versetzte.

»Tut mir leid!«, rief er erschrocken.

Doch sie lachte und drehte sich einmal mehr von ihm weg.

»Dem Toni, mit dem ich vor dir getanzt hab, dem bin ich sicher zwanzig Mal auf die Zehen gestiegen. Ich fürcht, der Sturm macht mich net grad zu einer superguten Tänzerin.«

»Ich find, du tanzt wundervoll.«

»Ha!« Sie kicherte ausgelassen, und Felix nahm sich innerlich vor, nachher auch noch ein bisserl Sturm zu trinken. Vielleicht wurde er dann ebenso locker wie sie.

»Du bist mir ja ein ganz ein Ausgefuchster! Erst tust so schüchtern, und dann das!«

Verblüfft starrte er sie an. Beinahe wäre er ihr schon wieder auf den Fuß getreten, doch er spürte, wie sie ihn rechtzeitig wegzog.

»Entschuldige, das …«

Sie lachte und setzte zu einer weiteren schwungvollen Drehung an, als sie urplötzlich in der Bewegung innehielt.

»Du, Felix, ich glaub, mir wird ein bisserl schwindlig.«

Ohne darüber nachzudenken, fing er sie auf und führte sie von der Tanzfläche.

»Magst dich ein bisserl setzen und ein Glas Wasser oder eine Cola trinken?«

»Nein.« Sie nickte zu einem Paar, das nicht weit entfernt an einem der rustikalen Biertische saß. »Ich möcht net, dass meine Eltern sehen, dass ich wirklich ein bisserl zu viel getrunken hab. Komm, ich zeig dir mein Lieblingsplatzerl hier in St. Christoph.«

Damit nahm sie seine Hand und verließ vor ihm auf unsicheren Beinen den Biergarten. Ein paar Male schien es, als würde sie straucheln, und er wollte sie auffangen, aber sie berappelte sich immer wieder, und er mochte ihre Hand nicht loslassen.

Immer leiser wurde die Musik hinter ihnen, immer dunkler die Umgebung, als Paula ihn über die große Wiese hinter dem Hotel und dann auf einen kleinen Kiesweg führte, der sich zwischen Bergwiesen und schroffen Felsen hindurchschlängelte.

»Du machst jetzt aber keine Bergwanderung mit mir, gell?«, fragte er, denn er glaubte nicht, dass er sie zum Hotel zurücktragen konnte, falls sie doch noch stürzte.

»Nein, nein. Wir sind schon da.«

Sie steuerte auf ein kleines rotes Bankerl zu, das wenige Schritte vom Fußweg entfernt auf einer Wiese stand und in dem bläulichen Licht der hereinbrechenden Nacht ganz unwirklich leuchtete.

Felix ließ sich von ihr auf das Bankerl ziehen. Die Aussicht, die man hier hatte – all die majestätischen Berge über dem stillen Tal, das sich zur Nachtruhe gebettet hatte – war beinahe ebenso atemberaubend wie das Madel neben ihm. Aber eben nur beinahe.