Das Berghotel 191 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 191 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Die Zeit der Apfelblüte
Wenn im Frühling ein junges Herz erwacht
Von Verena Kufsteiner

Die neunzehnjährige Larissa ist ein besonderes Tennistalent. Unzählige Turniere hat das Madel schon gewonnen, und ihre Matura an einem renommierten österreichischen Sportinternat steht kurz bevor. Ihre Mutter Annegret ist unendlich stolz und fördert sie mit aller Leidenschaft. Doch als der Druck irgendwann zu groß wird, bricht Larissa während eines Tennisspiels zusammen. Der Internatsarzt legt ihr dringend eine Auszeit nahe, ihr Körper ist erschöpft und benötigt Ruhe. Diese Ruhe wollen sich Mutter und Tochter im Berghotel gönnen. Larissa freut sich auf die Auszeit, hat sie das ganze Tennis-Theater doch mittlerweile satt. Als sie aber dann feststellen muss, dass während ihres Aufenthalts die "Zillertaler Frühlingsmeisterschaften" im Berghotel ausgetragen werden, schäumt Larissa vor Wut. Ihre Mutter tut zwar ahnungslos, aber Larissa glaubt nicht an einen Zufall. Larissas Wut verraucht jedoch schnell, als sie Niklas Friebach, ein bekannter Nachwuchsstar und ihr großer Schwarm, endlich persönlich kennenlernt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Zeit der Apfelblüte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7931-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Zeit der Apfelblüte

Wenn im Frühling ein junges Herz erwacht

Von Verena Kufsteiner

Die neunzehnjährige Larissa ist ein besonderes Tennistalent. Unzählige Turniere hat das Madel schon gewonnen, und ihre Matura an einem renommierten österreichischen Sportinternat steht kurz bevor. Ihre Mutter Annegret ist unendlich stolz und fördert sie mit aller Leidenschaft. Doch als der Druck irgendwann zu groß wird, bricht Larissa während eines Tennisspiels zusammen. Der Internatsarzt legt ihr dringend eine Auszeit nahe, ihr Körper ist erschöpft und benötigt Ruhe. Diese Ruhe wollen sich Mutter und Tochter im Berghotel gönnen. Larissa freut sich auf die Auszeit, hat sie das ganze Tennis-Theater doch mittlerweile satt. Als sie aber dann feststellen muss, dass während ihres Aufenthalts die „Zillertaler Frühlingsmeisterschaften“ im Berghotel ausgetragen werden, schäumt Larissa vor Wut. Ihre Mutter tut zwar ahnungslos, aber Larissa glaubt nicht an einen Zufall. Larissas Wut verraucht jedoch schnell, als sie Niklas Friebach, ein bekannter Nachwuchsstar und ihr großer Schwarm, endlich persönlich kennenlernt …

Gedämpfte Geräusche weckten Larissa Sternbaumer aus ihrem Dämmerschlaf. Im ersten Moment wusste die Neunzehnjährige nicht, wo sie war. Gelbliches Licht fiel durch vorgezogene Vorhänge herein und erleuchtete einen nüchternen Raum mit kahlen, weißen Wänden. Von irgendwo hinter der blassgrünen Tür drangen Stimmen zu ihr herein. Als Larissa an sich heruntersah und erkannte, dass sie in einem Bett mit ebenso nüchtern weißer Bettdecke lag, kam die Erinnerung mit einem Schlag zurück.

Sie war auf dem Tennisplatz zusammengebrochen, mitten im Trainingsspiel gegen eine Klassenkameradin. Gerade noch hatte sie die unzähligen, barsch vorgetragenen Befehle ihres Tennistrainers umzusetzen versucht, hatte die Tränen der Frustration niedergerungen, weil er nie zufrieden war, da war ihr plötzlich schwarz vor Augen geworden.

Nun lag sie auf der Krankenstation ihrer Schule und musste darauf hoffen, dass der Schularzt sie schnell wieder auf die Beine brachte.

Denn Larissa besuchte keine gewöhnliche Schule. Sie hatte es vor einigen Jahren mit hartem Training und eiserner Disziplin geschafft, am renommiertesten österreichischen Sportinternat angenommen zu werden. Dort, „wo die Tennisstars gemacht werden“, wie ihre Mutter Annegret Sternbaumer gern stolz betonte.

Seither drehte sich in Larissas Leben alles um den Sport. Freilich bekam sie auch Unterricht in den anderen Fächern, aber zusätzlich absolvierte sie täglich ein derart intensives Training, dass es manchmal schwierig wurde, über etwas anderes als Tennis nachzudenken. Dann zwang sie sich, bis spätabends für eine Mathearbeit zu pauken oder eine Deutschklausur vorzubereiten, obwohl ihr Körper erschöpft war und sie stundenlange Trainingseinheiten in den Muskeln spürte.

Seit einigen Monaten war diese Doppelbelastung noch schlimmer geworden, weil bald die Matura bevorstand, sie sich gleichzeitig aber auch auf die kommende Sommersaison vorbereiten sollte. Da man sie für das größte Nachwuchstalent der Schule hielt, lastete ein immenser Druck auf ihren Schultern, den Erwartungen gerecht zu werden.

Nicht zuletzt ihre Mutter war schier aus dem Häuschen gewesen, als Larissa im letzten Jahr ein Turnier nach dem anderen gewonnen hatte und in der Weltrangliste Stufe um Stufe erklommen hatte. Noch war sie nicht unter den besten fünfzig angekommen, aber Annegret war der festen Überzeugung, dass ihnen dieses Kunststückerl noch gelingen würde.

Wenn Larissa nur hart genug dafür arbeitete.

Beim Gedanken daran schwirrte Larissa der Kopf. Trainingspläne, Ernährungspläne, Lehrpläne … Sie hatte das Gefühl, nur noch aus Anforderungen zu bestehen. Wenn sie gelegentlich auf die Idee kam, sich einen Nachmittag freizunehmen und an etwas anderes zu denken, schien sie bei ihrem gesamten Umfeld Kopfschütteln auszulösen.

Larissa wusste um die Neiderinnen in ihrer Klasse. Das Madel, gegen das sie heute gespielt hatte, hätte Larissa nur zu gern fallen sehen. Sie und die anderen Schülerinnen waren schier vom Ehrgeiz zerfressen, taten nichts anderes, als Tennis zu üben, über Tennis zu reden und die Spiele der Stars zu analysieren.

Dabei hätte Larissa sich wirklich eine Freundin gewünscht, mit der sie einmal über etwas anderes hätte sprechen können: Burschen oder Make-up, Partys oder worüber normale Teenager so redeten. In Larissas Leben drehte sich jede wache Minute um ihren Sport.

Genau in dem Moment, als sie sich im Bett aufsetzen wollte, um zu sehen, ob sie schon wieder aufstehen konnte, verstummte das Gemurmel auf dem Flur, und die Tür öffnete sich leise.

„Oh gut, du bist wach!“ Die Stimme ihrer Mutter hallte schrill durch die Stille des Zimmers.

Selbstbewusst stöckelte Annegret auf ihren hohen Absätzen herein. Sie war vierzig Jahre alt, hatte dieselben haselnussbraunen Haare wie ihre Tochter und ähnliche Gesichtszüge, wie ihnen oft bestätigt wurde. Beide – Annegret und Larissa – hatten braune Augen und ein herzförmiges Gesicht, das bei Larissa durch den vielen Sport in aller Regel frisch aussah und bei Annegret die ersten Fältchen zeigte, die sie jedoch mit etwas zu viel Make-up zu vertuschen suchte.

Überhaupt achtete Larissas Mutter sehr auf ihr Äußeres, trug elegante Kostüme oder angesagte Designer-Hosen, während Larissa es meist praktisch hielt. Make-up funktionierte bei intensivem Training sowieso nicht lange, und wenn sie nicht gerade im Tennisdress mit praktischem Pferdeschwanz auf dem Platz stand, trug sie eng anliegende Jeans zu weiten, bequemen Sweatshirts, die ihre schlanke Figur mehr versteckten, als dass sie sie betonten.

Nur an den seltenen trainingsfreien Tagen, etwa wenn sie zu einer Familienfeier auf dem Südtiroler Obstbauernhof ihres Großvaters Alois Sternbaumer eingeladen war, griff sie auch einmal zum Dirndl, einfach weil es schön war, sich zurechtmachen zu können. Dann bürstete sie ihr welliges, haselnussbraunes Haar mit der leichten Rotnote, bis es glänzte, und legte einen Hauch von Rouge und dezenten Lipgloss auf.

Kaum war ihre Mutter in den Raum gerauscht, als er auch schon von dem schweren Duft erfüllt war, den Annegret stets auflegte. Voller Sorge eilte sie um Larissas Bett herum und nahm ihre Hand.

„Der Internatsdirektor hat mich direkt angerufen, als du zusammengeklappt bist. Geht’s dir ein bisserl besser, mein Spatzl?“

Larissa mochte es nicht, wenn ihre Mutter so mit ihr sprach. Klar, sie machte sich Sorgen, weil ihre Tochter einen Schwächeanfall gehabt hatte. Aber musste es wirklich sein, dass sie sie in aller Öffentlichkeit „Spatzl“ nannte?

Hinter Annegret hatte auch der Schularzt das Zimmer betreten. Er hatte sich zunächst etwas im Hintergrund gehalten, die Vorhänge vor dem Fenster geöffnet und kam jetzt von der anderen Seite an ihr Bett heran.

„Grüß Gott, Larissa. Ich freu mich, dich wieder ganz wach zu sehen. Ich hab dir ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, damit du ein bisserl schlafen konntest. Vielleicht fühlst du dich jetzt noch etwas benommen, aber ich versprech dir, dass es schnell vorübergeht.“

„Vielen Dank, Herr Doktor“, brachte Larissa mit kratziger Stimme hervor.

Ihre Mutter reichte ihr ein Glas Wasser.

„Sie wird doch wieder?“, fragte sie den Arzt.

Dieser nahm Larissas Handgelenk und fühlte den Puls.

„Ich denk net, dass etwas Besorgniserregendes hinter Larissas Zusammenbruch steckt. Freilich muss ich sie noch eingehender untersuchen, aber ich hab schon eine Vermutung.“

Er musterte Larissa aufmerksam.

„Kann es sein, dass du dich in letzter Zeit ein bisserl übernommen hast? Ich hab grad mit deinen Klassenkameradinnen gesprochen, und wie ich höre, sitzt du oft bis spätabends am Schreibtisch.“

Larissa bemühte sich um ein schwaches Lächeln.

„Ich muss für die Matura lernen. Vor allem Mathe fällt mir net immer leicht, fürcht ich.“

„Das stimmt“, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. „Das Madel hat noch nie ein Gespür für Zahlen gehabt. Das hat sie, fürcht ich, von mir geerbt und net vom Vater.“

Annegret ritt in Gesellschaft gern darauf herum, dass Larissas Vater Martin Dollinger war, ein angesehener und reicher Unternehmer aus Innsbruck, von dem die Mutter sich freilich schon vor Larissas Geburt getrennt und zu dem sie so gut wie keinen Kontakt hatte. Dass er das teure Internat bezahlte, war Martin Dollingers einziger Beitrag zu Larissas Erziehung. Dennoch erzählte Annegret oft von dieser Verbindung, wenn sie das Gefühl hatte, sie könne damit beeindrucken.

Der Schularzt zog die Stirn kraus. „Wenn ich eine Vermutung äußern darf, Larissa, dann würd ich sagen, dass du einfach eine Pause brauchst. In wenigen Tagen fangen die Osterferien an. Ich möcht dich gern jetzt schon krankschreiben. Aber du musst net hier auf der Krankenstation bleiben, wenn ich dich untersucht hab und alles soweit in Ordnung ist. Am besten wär wahrscheinlich ein Urlaub irgendwo fernab von Training und Schulstress. Damit du dich regenerieren und nach den Ferien frisch an die letzten Vorbereitungen für die Matura machen kannst.“

„… und die Vorbereitungen auf die Tennisturniere im Sommer“, fügte Larissas Mutter hinzu.

Larissa verdrehte die Augen.

„Die natürlich auch. Aber ein intensives Training wär jetzt vermutlich eher schädlich“, entgegnete der Arzt ruhig. „Ein Platzerl irgendwo in der Frühlingssonne, Entspannung und ein bisserl zu sich kommen – das ist es, was die Larissa jetzt braucht.“

***

Es war, als hätte der Arzt ihr aus der Seele gesprochen, und Larissa hatte das Gefühl, um eine schwere Last erleichtert zu sein, als ihre Mutter sich zurückgezogen hatte, um sich nach all der Aufregung um ihre Tochter in einem Hotelzimmer frisch zu machen. Ohne sie konnte Larissa frei über den Rat des Arztes nachdenken. Darüber, wo und wie sie sich am besten würde entspannen können.

Freilich wurden an diesem Nachmittag noch allerlei Untersuchungen mit ihr angestellt. Sie bekam ein EKG, musste verschiedene neurologische Tests über sich ergehen lassen, um eine schwerwiegendere Ursache für ihre Ohnmacht auszuschließen, und natürlich jede Menge Fragen beantworten.

Doch während der Untersuchungen erschien immer wieder das Bild eines Ortes vor ihrem inneren Auge, den sie von klein auf geliebt hatte. Das war der Obstbauernhof ihres Großvaters Alois Sternbaumer, auf dem sie ihre Schulferien verbracht hatte, bevor Annegret dazu übergegangen war, ihre Tochter zu ausnahmslos allen Tennisturnieren zu schicken, die es zu absolvieren gab.

Jetzt, im Frühling, mussten beim Großvaterl die Apfelbäume in voller Blüte stehen, und das war stets Larissas liebste Zeit. Allein der frische, fruchtige Duft, der von den Blüten ausging und ein junges Madel ganz und gar einhüllen konnte, wenn es durch die Reihen strich …

Ja, zwischen den Apfelbäumen würde Larissa wieder gesund werden!

Allerdings schien Annegret andere Vorstellungen zu haben, wie sich schnell herausstellte, als sie abends noch einmal auf die Krankenstation kam, um nach Larissa zu schauen.

„Zum Sternbaumer-Hof fahren? Schmarrn! In diesem Südtiroler Niemandsland kannst du nie und nimmer zur vollen Kraft zurückfinden!“

„Aber freilich, Mutter. Der Doktor hat doch gesagt, ich brauch Ruhe. Und beim Großvaterl hab ich mich immer wohlgefühlt. Ruhig ist es dort allemal.“

Annegret verzog das Gesicht. Larissa wusste, dass ihre Mutter es nach Möglichkeit vermied, zu viel Zeit auf dem elterlichen Bauernhof zu verbringen. Sie war eine echte Städterin geworden und verleugnete, ihre dörflichen Wurzeln, wo es eben ging.

„Nein, Madel, das bringt doch nix. Du brauchst einen Ort, wo du auch Tennis spielen kannst.“

„Das soll ich aber doch gar net!“

„Na, jetzt noch net. Aber wenn’s dir ein bisserl besser geht …“

„Dann könnt ich immer noch ins Internat zurückkehren.“

„Ja, aber noch besser ging‘s in ruhiger, gemütlicher Atmosphäre. Vielleicht ein bisserl gesunde Alpenluft … Das wird dir guttun.“

Misstrauisch kniff Larissa die Augen zusammen.

„Wie kommst du denn jetzt auf Alpenluft?“

Annegret seufzte. „Mei, ich hab mich halt schon ein bisserl kundig gemacht, während du untersucht wurdest. Es gibt da so ein Sporthotel in einem ruhigen Nebental des Zillertals. Sporthotel ‚Am Sonnenhang‘ heißt es. Liegt in St. Christoph, was dir aber sicher nix sagen wird, weil das Dörferl so klein ist. Dort ist es ruhig, das Hotel verfügt aber auch über Tennisplätze mit hervorragenden Trainingsbedingungen.“

„Mutter, ich mag net trainieren.“

„Jetzt sei halt net so stur. Schau, ich zeig dir die Internetseite des Hotels auf meinem Handy.“ Eifrig tippte Annegret auf dem Display herum, bevor sie es Larissa unter die Nase hielt. „Na? Wie findest du’s?“

„Schaut gemütlich aus, aber …“

„Fein, dann buch ich uns zwei Zimmer.“

„Mutter!“

„Wir sollten uns beeilen. Hier steht, sie sind beinahe ausgebucht.“

„Viel lieber tät ich zum Großvaterl fahren. Ich bräucht wirklich mal eine Verschnaufpause. Von mir aus nehm ich auch die Schulbücher mit und pauk dort ein bisserl für die Matura. Aber das Tennisspielen lass ich lieber bleiben. Das hat schließlich auch der Arzt gesagt.“

Annegret schüttelte abwesend den Kopf, während sie auf ihrem Handy herumwischte und -tippte, weil sie zweifellos einfach buchte, ohne auf Larissas Einwände einzugehen.

„Mauserl, wir nehmen das Racket einfach mit. Musst nix machen, wenn’s dir net gut genug geht. Aber ich schau grad einmal nach … Ja, siehst du? Auch St. Christoph hat einen Arzt, einen Doktor Burger, der sich anscheinend mit Sportmedizin ein bisserl auskennt. Mit dem werden wir gleich nach unserer Ankunft Kontakt aufnehmen. Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass unser Urlaub deiner Gesundheit schadet. Wir gehen kein Risiko ein.“ Endlich sah sie von ihrem Mobiltelefon auf. „Einverstanden?“

Larissa seufzte. Sie war erwachsen – oder, na ja, sie fühlte sich nicht so, weil sie schließlich noch zur Schule ging, aber sie war immerhin volljährig – also konnte die Mutter nichts über ihren Kopf hinweg entscheiden. Aber Larissa war einfach zu erschöpft, um sich ihr zu widersetzen.

Annegret war die treibende Kraft hinter Larissas Ausbildung. Sie war diejenige, die Larissa immer und immer wieder angefeuert und mit ihrem mütterlichen Ehrgeiz zu Höchstleistungen angetrieben hatte. Müde, wie sie war, hatte Larissa ihr nichts entgegenzusetzen.

Letztendlich war es auch egal, wo sie sich erholte, Hauptsache, sie bekam ihre Ruhepausen. Also rang sich Larissa zu einem erschöpften Nicken durch.

„Also gut. Von mir aus. Wenn du mir versprichst, dass wir mit dem Arzt Kontakt aufnehmen und ich net sofort wieder voll ins Training einsteigen muss, sondern meine Auszeit bekomm, dann können wir auch nach St. Christoph fahren.“

„Klasse!“ Annegret nahm Larissas Gesicht in beide Hände und drückte ihr ein schmatzendes Busserl auf die Nase.

„Mutter!“, wehrte sich diese, weil gerade die Tür aufgegangen war und die Schulkrankenschwester das Abendessen hereinbrachte.

Doch Annegret lachte und versetzte Larissas Oberarm einen spielerischen Knuff.

„Tu net immer so taff! Ich weiß genau, dass du mich liebst, du kannst es nur net leiden, wenn ich dich knutsch.“

Wieder verdrehte Larissa die Augen. Das konnten ja tolle Ferien werden!

***

Hedi und Andi Kastler, die Besitzer des besagten Sporthotels „Am Sonnenhang“ standen in der milden Frühlingssonne neben den Tennisplätzen und beratschlagten, was noch alles zu erledigen war.

„Hier drüben müsste eine Zuschauertribüne errichtet werden, und dort könnten wir einen Getränkestand errichten und einen Tisch mit Köstlichkeiten aus der Hotelküche …“

Die blonde Hedi, eine tatkräftige Frau Mitte vierzig, hielt ein Klemmbrett in der Hand, auf dem sie fleißig notierte, was ihr Mann Andi aufzählte, während er mit den Händen in den Taschen seiner praktischen Lederhose über den Tennisplatz schaute. Ihr grünes Dirndl betonte ihr frisches Äußeres und passte wie so oft perfekt zu Andis rot-kariertem Trachtenhemd. So strahlten die beiden auch optisch diese besondere alpenländische Gemütlichkeit aus, für die ihr Hotel bei seinen Stammgästen beliebt war.

Dabei war es Hedi und Andi im Moment alles andere als „gemütlich“ zumute. Vielmehr sprühten sie vor Aufregung, weil in etwa zwei Wochen auf ihren Tennisplätzen zum ersten Mal ein Turnier ausgetragen werden sollte.

Es war Hedi gelungen, beim Tiroler Tennisverband durchzusetzen, dass in diesem Jahr zum allerersten Mal die „Zillertaler Frühlingsmeisterschaften“ stattfanden, ein Vorbereitungsturnier, das Nachwuchssportlern die Möglichkeit geben sollte, in fröhlicher Atmosphäre ihre Kräfte zu messen.