Das Berghotel 201 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 201 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Unser Traum vom Glücklichsein
Beginnt ihre gemeinsame Zukunft in St. Christoph?
Von Verena Kufsteiner


Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums reist Jost Kaufmann nach St. Christoph. In dem ursprünglichen Zillertaler Bergdorf soll er Daten über die Zukunft der Bauern erheben. Statt ihm bereitwillig Auskunft zu geben, begegnen ihm die Dörfler mit Abneigung und Misstrauen. Sie sind von der Politik einfach schon zu oft enttäuscht worden. Jost ist am Rande der Verzweiflung - wie soll er so brauchbare Ergebnisse präsentieren?
Da trifft er auf die Jungbäuerin Laura, die gerne all seine Fragen beantwortet und ihm Einblick in ihren Hofalltag gewährt. Das sehen die Bauern gar nicht gerne, beim Stammtisch im "Ochsen" zerreißt man sich auch schon das Maul über die schöne Laura und den Städter. Und sie haben recht damit, wenn sie sagen, dass die Recherchen des Herrn Kaufmann wohl etwas über das Ziel hinaus schießen. Aber Laura überhört dies alles geflissentlich. Doch als Jost nach einer gemeinsamen Liebesnacht urplötzlich abreist, ist der Schmerz groß ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Unser Traum vom Glücklichsein

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8446-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Unser Traum vom Glücklichsein

Beginnt ihre gemeinsame Zukunft inSt. Christoph?

Von Verena Kufsteiner

Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums reist Jost Kaufmann nach St. Christoph. In dem ursprünglichen Zillertaler Bergdorf soll er Daten über die Zukunft der Bauern erheben. Statt ihm bereitwillig Auskunft zu geben, begegnen ihm die Dörfler mit Abneigung und Misstrauen. Sie sind von der Politik einfach schon zu oft enttäuscht worden. Jost ist am Rande der Verzweiflung – wie soll er so brauchbare Ergebnisse präsentieren?

Da trifft er auf die Jungbäuerin Laura, die gerne all seine Fragen beantwortet und ihm Einblick in ihren Hofalltag gewährt. Das sehen die Bauern gar nicht gerne, beim Stammtisch im „Ochsen“ zerreißt man sich auch schon das Maul über die schöne Laura und den Städter. Und sie haben recht damit, wenn sie sagen, dass die Recherchen des Herrn Kaufmann wohl etwas über das Ziel hinaus schießen. Aber Laura überhört dies alles geflissentlich. Doch als Jost nach einer gemeinsamen Liebesnacht urplötzlich abreist, ist der Schmerz groß …

„Wir können uns solche Fehler einfach nicht leisten!“

Jost Kaufmann beobachtete, wie die Halsschlagader seines Chefs Michael Nolting bedenklich anschwoll. Das tat sie immer, wenn ein wichtiges Projekt gründlich in die Binsen ging, und Jost war schon ein paar Male in den Genuss dieses Anblicks gekommen. Außerdem neigte Michael dazu, laut zu werden und beim Sprechen zu spucken. Jost verabscheute beides, denn ein höfliches Benehmen war dem dreißigjährigen Zukunftsforscher das A und O der Beratungsbranche, in der er tätig war.

Aber das hinderte seinen Chef natürlich nicht daran, sich trotzdem aufzuregen.

„Wie konntest Du die Expertise für den Verkehrsminister nur dermaßen vergeigen? Man muss doch kein Genie sein, um zu erkennen, dass E-Autos in den nächsten Jahren nicht das einzige Fahrzeug auf Deutschlands Straßen sein werden!“

„Meine Cross-Impact-Analyse hatte ergeben …“

Manchmal half es, Michael mit möglichst wissenschaftlich klingenden Fakten zu beeindrucken. Dann ließ Jost ein paar mehr Fachbegriffe als unbedingt nötig fallen, um zu demonstrieren, dass Michael auf ihn als Akademiker nicht verzichten konnte.

Heute wirkte dieser Trick leider nicht.

„Jost, jetzt komm mir nicht mit deinen abstrusen Theorien. Der Verkehrsminister ist im Parlament ausgelacht worden! Ausgelacht!“

Ein wenig Spucke flog bei diesen Worten mit, und Michaels Assistent, der ihm nie von der Seite weichen durfte, wich instinktiv aus. Jost warf ihm einen Blick voller Bedauern zu.

Manchmal fragte er sich, warum er diesen Zirkus eigentlich noch mitmachte. Als er mit der Zukunftsforschung begonnen hatte, war alles noch neu und aufregend gewesen. Mit Engagement hatte er sich ins Studium gestürzt, hatte all die Techniken und Verfahren in sich aufgesaugt, weil er ein Teil der Zukunft sein wollte, die er erforschte. Er wollte sie mitgestalten, wichtige Entscheider beraten und Firmen in eine Richtung bringen, die die Welt besser machte.

Darum hatte er auch in Michaels Berliner Zukunftsberatungsinstitut mit dem etwas reißerischen Namen „Future Advice“ angeheuert. Binnen kürzester Zeit war er zu einem unverzichtbaren Mitarbeiter geworden, der von Termin zu Termin hetzte und Politiker beriet, damit sie Entscheidungen trafen, die zukunftsweisend waren und auch in einer sich immer schneller verändernden Welt Bestand hatten.

Manchmal beschäftigte Jost sich derart intensiv mit der Zukunft, dass er überrascht war, noch immer in der Gegenwart zu leben, wo seine Voraussagen noch gar nicht eingetroffen waren.

Vor allem in letzter Zeit, als er kaum noch zu Hause gewesen war, sondern ständig im Flugzeug gesessen hatte, um den Scheich von Dubai zu beraten, dann wieder die britische Premierministerin, einen Oligarchen in Russland … Bei dieser endlosen Reihe von Reisen und Terminen hatte Jost manchmal den Blick für die Realität verloren.

Nur so war es zu erklären, dass in seiner Analyse des zukünftigen Verkehrs in Deutschland Radfahrer, U-Bahnen und Busse irgendwie … nun ja … nicht auftauchten.

„Ich werde mich gleich an eine revidierte Fassung setzen“, versprach er und fuhr sich mit der Hand durchs ewig zerzauste Haar.

Sein graues T-Shirt mit der Aufschrift „Die Zukunft beginnt jetzt!“ klebte ihm am Rücken, und er rieb mit die feuchten Hände an seiner Jeans.

„Nichts wirst du!“, widersprach Michael schneller, als Jost ausgesprochen hatte. „Du bist beurlaubt, Jost. Sieh zu, dass du den Kontakt zur Realität wiederfindest.“

„Wie? Urlaub?“ Jost war wie vor den Kopf gestoßen. „Aber wer regelt dann …?“

„Ich kümmere mich selbst um den Verkehrsminister!“

Michael ließ seine Schultern kreisen und dehnte seinen Brustkorb, wie er es gerne tat, wenn er beeindruckend rüberkommen wollte. Als hätten sein weißes Haar, das er lässig zu einer Seite gekämmt trug, der graue Vollbart und die dicke, schwarze Brille nicht an sich schon einen Effekt. Dazu noch stets ein tailliertes Sakko über einem farbigen T-Shirt und die figurbetonte Jeans: Jeder, der Michael zu Gesicht bekam, wusste sofort, dass dies ein junggebliebener Kopf mit einer gewissen Portion Altersweisheit war – genau die richtige Mischung, um den Leuten vorzugaukeln, man könne in die Zukunft blicken.

Dass es bei der Zukunftsforschung allerdings um die mühsame Auswertung einer Unmenge von Daten, um das Gewichten verschiedener Möglichkeiten und schlicht um ganz, ganz viel Lesen ging …

„Jost! Bist du mit den Gedanken schon wieder woanders?“

Jost hatte wirklich nicht mehr zugehört. Wahrscheinlich weil er sich insgeheim nicht eingestehen wollte, dass er Urlaub brauchte. Urlaub war etwas, das Jost nur ausgesprochen ungern nahm. Außerhalb der Arbeit wusste er irgendwie nichts mit sich anzufangen.

Im Grunde nahm er nur dann frei, wenn Michael ihn absolut dazu zwang, und das kam zum Glück selten vor. Aber das hier schien so ein Fall zu sein, erkannte er jetzt.

„Wie lange?“, seufzte er leise.

„Bis du wieder in der Spur bist. Meine Güte! Ausgelacht ist der Verkehrsminister worden! Ausgelacht!“

„Ja, ich weiß. Das hattest du bereits erwähnt.“

Michaels Gesicht nahm langsam wieder eine normale Farbe an, und die Halsschlagader schwoll etwas ab.

„Es ist wirklich besser so, Jost.“

„Ich würd halt gern meinen Fehler wieder geraderücken …“

Sein Chef schüttelte den Kopf. „Er hat ausdrücklich darum gebeten, zukünftig von jemand anders beraten zu werden, und ich kann’s ihm wirklich nicht übelnehmen.“

Jost atmete tief durch. „Eine Woche?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Eher drei. Meine Güte, merkst du denn nicht, dass du total von der Rolle bist? Wahrscheinlich liegt’s an deinem dauerhaften Jetlag. Ich schätze, ich hab dich einfach zu viel in der Weltgeschichte herumgeschickt.“

„Unsinn! Das halte ich schon aus. Hab ich mir doch selbst so ausgesucht.“

Eine kurze Stille trat ein. Dann versuchte Jost es noch einmal: „Zwei Wochen reichen doch, oder?“

„Drei Wochen, Jost. Das ist nicht verhandelbar. Danach kannst du möglicherweise – aber wirklich nur ganz eventuell – ins Projekt für den österreichischen Agrarminister einsteigen.“

Ein kleines Hoffnungsfünkchen flammte in Josts Innerem auf. Vielleicht würde er doch noch etwas zu tun bekommen?

„Du meinst, die Beratung bezüglich der österreichischen Berglandwirtschaft?“

„Ja, die. Aber erst, wenn du wieder zurechnungsfähig bist.“

„Na, jetzt übertreib aber mal nicht.“

„Keine Fahrräder, keine U-Bahnen! Jost, ich bitte dich!“

Jost versuchte gar nicht erst, sich vor Michael zu rechtfertigen. Vielleicht war dieser Urlaub gar keine so dumme Idee. Klar, würde er sich nicht an irgendeinen Strand legen und die Seele baumeln lassen. Dafür war er einfach nicht der Typ. Aber wenn Jost sich ein Hotel irgendwo in den österreichischen Alpen suchte – im Zillertal vielleicht – dann konnte er das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden …

Er konnte Michael vorgaukeln, in den Urlaub zu fahren, und letztendlich mit einer Vielzahl an Fakten zurückkehren, die er bei den Bergbauern vor Ort gesammelt hatte. So konnte er sich voll und ganz auf das Projekt für den Landwirtschaftsminister konzentrieren und am Ende mit einer so hieb-und-stichfesten Prognose dastehen, dass niemand ihm irgendwelche Vorwürfe machte.

Ja, so würde er es machen!

Und so fühlte Jost sich fast erleichtert, als er Michaels Büro verließ und an seinen eigenen Rechner zurückkehrte, um im Internet nach einem passenden Hotel zu suchen.

Hm, St. Christoph, das klang doch gut. Sporthotel „Am Sonnenhang“ – Mit Sport hatte Jost nicht allzu viel am Hut, aber St. Christoph wirkte für ihn wie genau der richtige Ort, um mit seiner Recherche über die österreichische Berglandwirtschaft zu beginnen. Eilig klickte Jost auf „Zimmer buchen“.

***

Am liebsten hätte Laura Talbach, die Bäuerin des Talbachhofs in St. Christoph, den Brief von der Bank in Schwaz einfach zerrissen. Die Leute, die dort arbeiteten, wussten doch auch, wie schwer der heiße, trockene Sommer im letzten Jahr die Bergbauern getroffen hatte! War es da wirklich nötig, einem Hof, der ums Überleben kämpfte, zusätzlich Druck bei der Abzahlung der Kreditraten zu machen?

Schnaubend warf Laura das Schreiben zurück auf ihren Schreibtisch und wäre beinahe mit ihrem Knecht Bernd Auerer zusammengestoßen, der in der Tür herumlungerte und ihre Wut offen belächelte.

„Schon wieder ein Brief von der Bank?“, schnarrte er, als ginge ihn das alles gar nichts an.

Laura seufzte. „Ich weiß ja, dass ich die Rate abzahlen muss. Aber das Geld für das Kälbchen, das wir an den Angerer-Bauern verkauft haben, kommt eben erst nächste Woche.“

Bernd machte ein mitleidiges Gesicht, obwohl seine Augen noch immer lachten.

„Ich sag dir schon länger, du sollst ein bisserl Land verkaufen, Chefin. Aber du magst ja net auf mich hören.“

Damit lag er ihr tatsächlich schon seit Monaten in den Ohren, doch Laura hatte ihm bereits hunderte Male auseinandergesetzt, dass sie dann auch gleich einpacken konnten. Ohne ihre Wiesen und Felder konnten sie kein Futter für ihre Kühe anbauen, und gerade das Heu, das sie für den Winter einlagerten, war unheimlich wichtig für sie. Wenn sie das auch noch alles zukaufen müsste …

„Ich glaub, das Gespräch haben wir schon oft genug geführt“, entgegnete sie schroff und schnappte sich das Wäschefass, in dem die sorgsam zusammengefaltete Wäsche des Sporthotels „Am Sonnenhang“ lag. Einige Kopfkissenbezüge und zwei oder drei rot-weiß-karierte Vorhänge hatte sie für Hedi Kastler, die Besitzerin des Berghotels, ausbessern können.

Mit diesen kleinen Nähaufträgen verdiente sich Laura ein bisserl was dazu, aber es war freilich nicht immer leicht, abends noch an der Nähmaschine zu sitzen, wenn man seit der Früh auf den Beinen war, um das Vieh und die Felder zu versorgen.

Dennoch ließ Laura sich nicht entmutigen. Sie klemmte sich den Wäschekorb unter den Arm und schob sich an Bernd vorbei, der noch immer im Türrahmen lehnte, als hätte er nichts Besseres zu tun.

„Geh wieder an die Arbeit, Bernd“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor, weil es sie ärgerte, dass er ihr kaum Platz machte.

Sie war die Bäuerin, und er war ihr Knecht, aber wenn man ihn so dastehen sah, könnte man meinen, es wäre umgekehrt.

Den gepflegten, hübschen alten Bergbauernhof hatte Laura von ihren Eltern geerbt. Mutterl und Vaterl hatten sich freilich immer vorgestellt, dass Laura eines Tages einen feschen jungen Bauern herbringen würde.

„Hübsch genug bist du ja“, hatte der Vater stets gescherzt, „mit deinen blonden Locken und der Figur, um die die Madeln dich beneiden.“

Dann hatte Laura ihn jedes Mal gegen die Schulter geknufft, die Gummistiefel übergezogen und den ganzen Tag in der Natur verbracht.

Nein, Aufgeben kam nicht infrage, obwohl es manchmal wirklich schwer war, alles am Laufen zu halten.

Die Eltern waren früh gestorben, und Laura hatte keinen feschen Bauern gefunden, der ihr Herz so recht für sich hätte erobern können. Stattdessen schuftete sie Tag um Tag und hatte dabei nur die Hilfe ihres etwas trägen Knechts, der zwar erst neunundzwanzig Jahre und von der Statur her recht kräftig war, aber oft nicht so schnell und tüchtig arbeitete, wie Laura es sich gewünscht hätte.

Wahrscheinlich brauchte sie im Grunde einfach eine weitere Hilfe, um ihren Hof zu bewirtschaften, aber noch einen Knecht oder eine Magd konnte sie sich nicht leisten. Und so musste Laura, die selbst erst sechsundzwanzig war, das Allermeiste selbst erledigen.

„Dann schaff dir halt modernere Geräte an!“, rief Bernd ihr hinterher, als sie längst in die Sonne auf dem Hof hinausgetreten war.

Laura verdrehte die Augen. Auch dieses Gespräch hatten sie bereits hunderte Male geführt.

Zum Glück war es nicht weit bis zum Berghotel. Als sie das wohlige Innere des Foyers betrat, dessen Einrichtung aus heimischem Zirbelholz jedem ein Gefühl der Gemütlichkeit vermitteln musste, kam ihr Hedi Kastler entgegen.

Die Hotelchefin trug wie immer ein Dirndl in kräftigen Farben – dieses Mal apricot zu einer blütenweißen Schürze – und auf ihrem frischen Gesicht unter der blonden Mähne lag ein freundliches Strahlen.

„Mei, Laura, du hättest doch net extra herkommen müssen! Ich hätt doch die Wäsche bei dir abholen oder ein Zimmermadel schicken können!“

Laura lächelte. Sowohl Hedi als auch ihr Mann Andi waren derart herzliche Menschen, dass sie sich immer freute, sie zu sehen.

„Grüß dich, Hedi. Ich mach doch gern einmal einen Spaziergang zu euch ins Hotel. Das ist eine willkommene Abwechslung.“

Hedi runzelte die Stirn, bevor sie Laura das Wäschefass abnahm.

„Dank dir schön. Doch ich könnt mir denken, dass du eigentlich anderes zu tun hast.“

Laura nickte, und bevor sie sich eines Besseren besinnen konnte, brach die Nachricht schon aus ihr heraus.

„Die Bank hat wieder geschrieben.“

„Oje, was Schlimmes?“ Hedi machte ein sorgenvolles Gesicht.

„Ich weiß net, was die sich denken. Ich hatte nur um einen kleinen Zahlungsaufschub gebeten, aber mein Sachbearbeiter hat gewechselt, und jetzt …“ Sie brach ab.

„Sollen wir dir vielleicht ein bisserl Geld leihen?“, fragte Andi, der hinzugetreten war, weil er vom Büro der Kastlers aus, das schräg hinter der Rezeption lag, das Gespräch mitangehört hatte.

Auch Andi wirkte frisch und patent wie immer. In seinen Lederhosen und dem karierten Trachtenhemd sah er zünftig aus und so, als könne nichts und niemand ihm strotzen.

„Nein, nein, ich bekomm das schon hin. Dank dir schön für das Angebot. Manchmal wünscht ich halt, ich hätt diesen Kredit letzten Sommer net aufnehmen müssen. Wenn mir da net die ganzen Wiesen von der Sonne verbrannt wären … Aber solang ihr manchmal an mich denkt, wenn‘s was auszubessern gilt bei euch im Hotel, komm ich schon über die Runden.“

Sie wollte sich zum Gehen wenden, hielt dann aber doch inne. Die Kastlers waren gute Freunde ihrer Eltern gewesen, und da Laura alle Entscheidungen auf dem Hof allein treffen musste, fragte sie sie gern um Rat.

„Der Bernd liegt mir dauernd in den Ohren, ich soll den Betrieb auf moderne Technik umstellen. Findet ihr das auch?“

Andi fragte: „Was meint er damit?“

„Zwei Leut sind eigentlich zu wenig, um den Hof zu bewirtschaften. Das weiß ich selbst. Aber ich hab einfach net die Mittel, den Hof auf modernere Anlagen umzustellen.“ Laura seufzte. „Außerdem gefällt’s mir ganz gut, dass wir ein bisserl traditionell arbeiten. Das tun viele Bergbauern, selbst die auf den großen Höfen mit ganz anderen Möglichkeiten als den meinigen. Irgendwie haben wir Bergbauern ein Gespür dafür, dass wir im Einklang mit der Natur leben. Das bringt manchmal weniger Ertrag, und mitunter ist’s recht mühsam. Andererseits fühlt sich’s gut an, zu wissen, dass man was für die gesunde Bergwelt tut. Versteht’s ihr, was ich mein?“

Sofort nickten Hedi und Andi, und Hedi erklärte: „Es ist wahrscheinlich ein bisserl so wie mit unserem Hotel: Freilich könnten wir ausbauen und noch mehr Zimmer für noch mehr Touristen anbieten. Ausgebucht sind wir fast immer. Aber uns gefällt’s, dass wir net so eine ‚Bettenburg‘ wie andernorts haben, sondern jeden Gast persönlich kennen lernen. Das gibt unseren Gästen ein wohliges Gefühl und uns freilich auch. Außerdem tät ein anderes Haus auch gar net zu uns passen.“