Das Berghotel 205 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 205 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Er liebt mich, er liebt mich nicht

Heimatroman um eine geheime Liebe im Berghotel

Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel ist Trubel angesagt: Eine ehemalige Schulklasse aus Mayrhofen kommt zum zehnjährigen Klassentreffen im Edelweiß-Saal zusammen. Astrid hat überhaupt keine Lust darauf, denn sie geht davon aus, dass alle mit ihren beeindruckenden Jobs, tollen Beziehungen und süßen Kindern angeben werden, während sie selbst Dauersingle ist.
Bevor Astrid im Berghotel eintrifft, trifft sie einen früheren Klassenkameraden wieder. Niklas, ihre Jugendliebe. Auch ihm steht der Sinn nicht nach dem Schaulauf der Eitelkeiten. Damit sie dort nicht als Singles auflaufen müssen, fassen sie kurzerhand einen Plan: Sie geben sich als Paar aus. Doch während Niklas an diesem Abend äußerlich ganz cool wirkt, kann Astrid kaum verbergen, dass seine Nähe ihr Herz immer noch höherschlagen lässt ...

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Er liebt mich, er liebt mich nicht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8825-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Er liebt mich, er liebt mich nicht

Heimatroman um eine geheime Liebe im Berghotel

Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel ist Trubel angesagt: Eine ehemalige Schulklasse aus Mayrhofen kommt zum zehnjährigen Klassentreffen im Edelweiß-Saal zusammen. Astrid hat überhaupt keine Lust darauf, denn sie geht davon aus, dass alle mit ihren beeindruckenden Jobs, tollen Beziehungen und süßen Kindern angeben werden, während sie selbst Dauersingle ist.

Bevor Astrid im Berghotel ankommt, trifft sie einen früheren Klassenkameraden wieder. Niklas, ihre Jugendliebe. Auch ihm steht der Sinn nicht nach dem Schaulauf der Eitelkeiten. Damit sie dort nicht als Singles auftreten müssen, fassen sie kurzerhand einen Plan: Sie geben sich als Paar aus. Doch während Niklas an diesem Abend äußerlich ganz cool wirkt, kann Astrid kaum verbergen, dass seine Nähe ihr Herz immer noch höherschlagen lässt …

Unschlüssig schaute Astrid auf das Stück Papier in ihrer Hand hinab, drehte es hin und her und seufzte tief.

Es handelte sich um eine geschmackvoll ausgewählte Karte in dunklem Grün, das an den Farbton einer Schultafel erinnerte, und die in einem samtig-dicken Briefumschlag angekommen war. Zum wohl hundertsten Mal überflog sie den kurzen Text.

Ihr Lieben, zehn Jahre ist unsere gemeinsame Schulzeit schon her! Lasst uns unsere Erinnerungen gemeinsam auffrischen. Ich lade euch ganz herzlich zum Klassentreffen ein.

„Na servus, ein Klassentreffen“, murmelte Astrid vor sich hin.

Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Solche Treffen waren doch nichts weiter als Schaulaufe der Eitelkeiten, auf denen jedermann mit seinen ach-so-großartigen Errungenschaften prahlte: Mit einem riesigen Haus oder einem protzigen Auto, einem beeindruckenden Job, einer tollen Beziehung und zuckersüßen Kindern – und das alles Leuten gegenüber, die man seit zehn Jahren nicht gesehen hatte, und deren Meinung einem doch eigentlich egal sein konnte.

Sie pfefferte die Einladungskarte so schwungvoll auf die Kommode, dass das Papierstückerl über die Kante rutschte und zu Boden segelte. Warum regte sie sich eigentlich so auf? Wenn sie keine Lust auf das Klassentreffen hatte, konnte sie doch einfach absagen und die Angelegenheit vergessen, sagte sie sich. Und doch hatte die Karte Erinnerungen und längst vergessene Gefühle in ihr aufbrodeln lassen, die ihr nun kribbelnd unter die Haut krochen und ihr einfach keine Ruhe ließen.

Nervös tigerte sie im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in der Grazer Innenstadt herum. Wie lange es her war, dass sie dem Zillertal den Rücken gekehrt und ihre einstige Heimat Mayrhofen verlassen hatte, um in Graz Kunstgeschichte zu studieren. Achtzehn Jahre jung war sie damals gewesen, ein unerfahrenes Madel, neugierig auf die Welt und voll hochtrabender Träume.

Doch was hatte sie seitdem eigentlich erreicht?

Sie ließ sich auf den Hocker vor ihrem Schminktisch fallen und blickte ihr Spiegelbild kritisch an. Ein hübsches Gesicht mit weichen Zügen, sanft geschwungenen, rosigen Lippen und großen, veilchenblaue Augen blickte ihr entgegen. Schokoladenbraune Haare fielen ihr in weichen Wellen bis über die Schultern.

„Ja, was hab ich eigentlich erreicht?“, murmelte sie vor sich hin.

Einen gut bezahlten Job als Managerin hatte sie freilich nicht vorzuweisen, seit dem Studium hielt sie sich mehr schlecht als recht mit ihren kleinen Karikaturen über Wasser, die sie zeichnete und verkaufte. Sie liebte dieses Hobby, das sie zum Beruf gemacht hatte, doch wenn der große Vergleich begann, würde sie denen, die wirklich Karriere gemacht hatten, gewiss nur ein müdes Lächeln entlocken. Die Erlöse reichten gerade so aus, um die Miete für ihre kleine Wohnung zu stemmen. Und auch mit einer putzigen kleinen Familie und einem Mann, der sie auf Händen trug, konnte sie nicht auftrumpfen. Genau genommen war sie schon so lange Single, dass ihre Eltern allmählich zu befürchten begannen, sie würde als alte Jungfer enden.

Ein tiefes Seufzen entrang sich ihrer Kehle. Eigentlich war sie doch ganz zufrieden mit ihrem Leben, so wie es war – warum sollte sie sich dem großen Vergleich auf einem Klassentreffen stellen, das ihr vor Augen führte, wie viel mehr manch anderer seit der gemeinsamen Schulzeit erreicht hatte?

Ihr Blick fiel auf die angegebene Handynummer und den Namen: Lilli Kohlen war damals ihre beste Freundin gewesen, sie waren unzertrennlich gewesen. Astrid musste schmunzeln, als sie sich daran erinnerte, wie raffiniert sie bei Schularbeiten geschummelt hatten, wenn Lilli wieder einmal von ihr abschreiben wollte, und in wie viele merkwürdige Kneipen und Discos die lebhafte Lilli sie geschleppt hatte, als sie beide Teenager waren. Ein bisserl hatte Astrid immer zu ihrer besten Freundin aufgesehen, die so viel selbstbewusster und quirliger war, als sie selbst. Ein bisserl hätte es sie ja schon interessiert, was aus Lilli und all den anderen geworden war.

Aber das war noch lange kein Grund, sich dem Spießrutenlauf eines Klassentreffens zu stellen! Entschlossen griff sie nach ihrem Handy und tippte eine kurze Nachricht: Danke für die Einladung zum Klassentreffen, aber ich schaffe es leider nicht, keine Zeit. Liebe Grüße, Astrid.

Erleichtert atmete sie auf, in dem Glauben, damit hätte sich die Sache erledigt doch noch bevor sie das Telefon beiseitelegen konnte, klingelte es plötzlich in ihrer Hand, sodass sie es vor Schrei beinahe fallen ließ.

Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie die Nummer auf dem Display erkannte: Es war dieselbe, die auch auf der Einladungskarte stand und an die sie gerade geschrieben hatte. Lilli hatte sich noch nie mit einem einfachen Nein abspeisen lassen.

„Grüß dich, Astrid!“, trällerte Lillis Stimme, die sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert hatte, fröhlich. „Freilich kommst du aufs Klassentreffen, daran gibt’s gar nix zu rütteln.“

Astrid verzog den Mund. „Aber ich hab doch geschrieben, ich hab keine Zeit.“

Lilli lachte. „Aber geh. Ich kenn dich gut genug, um zu wissen, dass das eine Ausrede ist, gell? Wenn du noch dieselbe Astrid bist, wie damals, hockst du einsam und allein daheim auf der Couch, isst kiloweise Eiscreme und liest irgendein fades Buch, während wir alle uns prächtig amüsieren. Tut mir leid, aber das kann ich net zulassen, zu deinem eigenen Besten!“

„Aber ich mag net!“, jammerte Astrid und fühlte sich ertappt. „Ich wette, die sind mittlerweile alle Models und Firmenchefs und fahren dicke Ferraris, wenn sie net grad ihre pausbackigen Kinder zum Klavierunterricht bringen oder mit ihren zauberhaften Partnern rauschende Bälle besuchen.“

Lilli prustete amüsiert los. „Du bist unverbesserlich. Du hast doch schon damals immer dein Licht unter den Scheffel gestellt, und das ganz ohne Grund. Woanders wird auch nur mit Wasser gekocht, die anderen haben dir gewiss gar nix voraus. Es wird sicherlich eine Gaudi. Der Valentin und ich können’s kaum erwarten.“

„Der Valentin?“ Astrid horchte auf. „Seid’s ihr beide etwa immer noch ein Paar? Das ist ja schön!“ Valentin war einer ihrer Klassenkameraden gewesen. Im Abschlussjahr hatten er und die Lilli sich ineinander verliebt und hatten als Traumpaar gegolten.

„Und ob! Seit über zehn Jahren sind wir jetzt glücklich miteinander. Und nun erzähl mir net, du wärst net neugierig drauf, was aus den anderen geworden ist.“

Astrid biss sich auf die Unterlippe. „Na schön, ich bin dabei.“ Ihre Worte gingen in Lillis Jubel unter.

***

„Ein Klassentreffen!“, jauchzte Hedi Kastler.

Die Chefin des Berghotels legte den Telefonhörer beiseite und klatschte begeistert in die Hände.

Ihr Mann Andi zog fragend die Augenbrauen hoch.

„Deine Schulklasse?“

Sie schüttelte den Kopf. „Aber nein, mit mir hat das nix zu tun. Eine frühere Schulklasse aus Mayrhofen feiert ihr Zehnjähriges, und welcher Ort wär dafür besser geeignet, als unser herrliches Hotel? Allesamt quartieren sie sich hier ein, verbringen den Nachmittag und Abend hier, übernachten bei uns. Und nach dem ausgiebigen Frühstück am nächsten Tag reisen sie wieder ab. Oh, ich liebe Klassentreffen! Sie sind so aufregend, findest du net? Man erfährt, was aus all den Leuten geworden ist, mit denen man damals so regelmäßig zu tun gehabt hat.“

Er nickte. „Ich hab ja auch vor Kurzem mein Klassentreffen gehabt, das war schon eine ganz schöne Gaudi.“ Die Erinnerung ließ ihn schmunzeln.

Hedi lachte vergnügt. „Mein liebes Anderl, das ist aber schon einige Jahre her. Und das zehnjährige Treffen war’s freilich net. Vielleicht das hundertste?“

Er schnaufte mit gespielter Empörung. „Jetzt mach mich net noch älter, als ich bin!“

Lächelnd schmiegte sie sich an ihn.

„Tät mir im Traum net einfallen. Von mir kriegst du doch immer nur Komplimente zu hören.“

„Schön wär’s“, murrte er, zog sie aber enger an sich und legte den Arm um sie.

Für ein Busserl nahmen sie sich Zeit, dann mussten sie schon wieder fleißig sein, denn in einem gut ausgebuchten Hotel wie dem Sporthotel „Am Sonnenhang“, das in St. Christoph nur als das Berghotel bekannt war, gab es freilich immer genug zu tun.

Das charmante Hotel mit vielfältigen Sportmöglichkeiten bietet nicht nur einen passenden Rahmen für Familienfeiern oder Events, sondern ist auch der ideale Ort zum Entspannen und Genießen. Koch Leo Hofbacher und Köchin Rosi Stadler verwöhnen die Gäste kulinarisch, sodass man im Restaurant vorzüglich speisen kann.

Während Andi sich auf den Weg in die Küche machte, um das Menü für die nächste Woche mit Koch Leo zu besprechen, setzte sich Hedi an den Computer und bearbeitete die gerade eingegangene Buchung. Zum Glück hatte diese Lilli Kohlen, die die Organisation des Klassentreffens in die Hand nahm, frühzeitig angerufen, so waren noch genug Zimmer frei.

„Was für eine große Gesellschaft“, freute sich Hedi.

Die Hotelchefin liebte große Feste! Sie war immer mit vollem Einsatz und Herzblut bei der Sache und konnte sich vor allem bei der Dekoration gerne einmal im Detail verlieren. Nun musste sie dringend alle Vorbereitungen treffen, damit dann auch wirklich alles reibungslos ablief, und bei Gelegenheit noch einmal mit Lilli Kohlen alle Details abklären, sodass einem gelungenen Abend für alle Beteiligten nichts im Wege stand!

***

Mit großen Augen sah sich Astrid um, während sie durch Mayrhofen streifte. Bis St. Christoph, wo sie sich im Berghotel treffen wollten, war es nur noch ein kleines Stückerl mit dem Auto, aber sie war ein bisserl zu früh dran, also hatte sie in Mayrhofen Stopp gemacht, wo sie früher gewohnt hatte und zur Schule gegangen war.

Was für ein hübsches, beschauliches Örtchen es war! Damals war ihr alles viel größer vorgekommen, aber das war freilich kein Wunder – sie hatte ihre ganze Kindheit hier verbracht und war seit der abgeschlossenen Matura und ihrem Umzug nach Graz nicht mehr hier gewesen.

Warum eigentlich nicht? Sie hatte sich hier immer wohlgefühlt, es war ein wunderschönes Fleckerl Erde und die Natur ringsumher war atemberaubend. Endlose Wanderungen konnte man hier unternehmen, ohne dass es einem jemals fad wurde. Aber irgendwie hatte sie damals wohl das Gefühl gehabt, es sei an der Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Jetzt wieder hier zu sein, fühlte sich wie eine Reise in die Vergangenheit an. Hier im Zillertal schien die Zeit stehen geblieben zu sein, dachte sie versonnen, während sie durch die gepflegten Straßen spazierte und all die Ecken, Gasthäuser und Geschäfte betrachtete, die damals schon hier gewesen waren. Freilich, das ein oder andere hatte sich im Laufe der letzten Jahre geändert, und doch schien dieses beschauliche Fleckerl auf magische Weise vom Lauf der Zeit verschont zu bleiben.

Astrid schwelgte in Erinnerungen. Dieser Apfelbaum dort hinter der Kirche, dessen Äste jetzt kahl und leer in den Himmel ragten – der hatte Jahr für Jahr rotglänzende Äpfel getragen, die sie als Kinder gerne gepflückt hatte. Sie sah noch vor sich, wie sie für Lilli eine Räuberleiter machte, damit diese hochkraxeln und ihr die Äpfel zuwerfen konnte. Nun fragte sie sich, ob der Baum wohl immer noch alljährlich so viele süße Früchte trug, und eine neue Generation von Kindern im Herbst emporkraxelte, um ein paar Äpfel zu klauen.

An der nächsten Ecke befand sich ein Café, das im Sommer die tollsten Eisbecher und im Winter heiße Waffeln mit Kirschen anbot. Auf der Theke hatte damals immer ein großes Glas mit Zuckerln gestanden, und wenn sie manchmal nach der Schule mit der ganzen Schulklasse hier vorbeigekommen waren, hatte die freundliche Inhaberin jedem von ihnen schmunzelnd eine Süßigkeit in die Hand gedrückt. Ein Lächeln umspielte Astrids Lippen, als sie den Hals reckte und tatsächlich das große Glas hinter den spiegelnden Fensterscheiben erblickte. Manche Dinge änderten sich eben nie.

Vor dem Café stand ein Paar, das offenbar in einen Streit geraten war. Astrid hörte nicht, was die beiden sagten, doch der Mann gestikulierte wild, blies vor Empörung seine Wangen auf und wurde puterrot im Gesicht, bis er einem roten Luftballon ähnelte. Sein schwarzer Schnäuzer wippte bei jedem Wort vor Empörung. Die Frau überragte ihn um Haupteslänge, wirkte neben ihm aber so dünn wie ein Zahnstocher. Sichtlich gelangweilt verdrehte sie die Augen, deren Wimpern vor lauter Mascara an Fliegenbeine erinnerten, und trommelte mit den langen, manikürten Fingernägeln über ihre Armbanduhr.

Astrid konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Die beiden boten wirklich einen komischen Anblick. Ohne darüber nachzudenken, ging sie zwischen zwei großen Pflanzkübeln in Deckung und kramte in der Handtasche hektisch nach ihrem Zeichenblock und ein paar Stiften, die sie immer bei sich trug. Ihr Blick wanderte zwischen dem Paar und dem Zeichenblock hin und her, der Stift in ihrer Hand flog über das Papier und sie skizzierte eilig die kleine Szene. In ihrer Hektik ließ sie den Stift fallen, beugte sich ein Stück weiter vor, um sich danach zu strecken – und keuchte auf, als etwas hart gegen sie prallte.

„Himmel Herrgott“, stieß der Mann hervor, der gerade über sie gestolpert war und mit rudernden Armen sein Gleichgewicht wiederfand. „Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Warum kauern Sie denn bittschön hier wie eine lebende Stolperfalle?“

„Ich hab doch nur … ich bin nur…“, begann sie stammelnd, erholte sich dann aber rasch von dem Schreck und funkelte vom Boden aus zum Mann empor. „Haben Sie denn keinen Augen im Kopf? Sie müssen doch schauen, wohin sie latschen!“

Er zog kritisch eine Augenbraue hoch, dann grinste er breit.

„Sie haben doch net etwa…“ Er blickte zum immer noch streitenden Paar hinüber, dann wieder auf Astrid hinab. „Haben Sie die beiden da drüben etwa beobachtet? Warum, um alles in der Welt, lauern Sie denn bitte im Hinterhalt auf irgendwelche Leute?“

Astrid schnaubte empört. „Doch net grundlos. Ich hab die zwei gezeichnet!“ Sie sammelte nun endlich ihren heruntergefallenen Stift ein und machte sich daran, wieder aus ihrer unbequemen Position aufzustehen.

Er reichte ihr die Hand, um ihr hoch zu helfen, und in dem Moment, als sie ihre Hand in seine legte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

„Niklas!“, stieß sie hervor, in genau dem Moment, als er ungläubig „Astrid!“ flüsterte.