Das Berghotel 207 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 207 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Der perfekte Heiligabend
Romantische Weihnachtsgeschichte aus dem Berghotel
Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel ist Hedi Kastler auch in diesem Jahr wieder eifrig dabei, die Lobby und die Zimmer für ihre Gäste in ein wahres Weihnachtsparadies zu verwandeln. Das Dekorieren und Organisieren ist ihre Passion, und auf jedes Detail kommt es ihr an.
Doch Hedis Perfektionismus ist nichts im Vergleich mit Valeries. Jeder noch so kleine Schritt will geplant sein, alles hat seinen Platz und seine Richtigkeit und vor allem muss alles perfekt sein - insbesondere das heiß geliebte Weihnachtsfest.
In diesem Jahr hat Valerie ihre Familie und die ihres Freundes Willi eingeladen. Sie plant das perfekte Fest, mit einem riesigen Weihnachtsbaum, einem mehrgängigen Menü und verliert sich mehr und mehr im Detail. Sie bemerkt gar nicht, dass sie schon regelrecht besessen ist von ihrem Perfektionsdrang, bis Willi das alles nicht mehr aushält und sie verlässt. Valerie ist am Boden zerstört. Und es gibt jetzt nur einen einzigen Ort auf der Welt, der ihr Weihnachtsfest noch retten kann ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der perfekte Heiligabend

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: gilaxia / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8953-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der perfekte Heiligabend

Romantische Weihnachtsgeschichte aus dem Berghotel

Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel ist Hedi Kastler auch in diesem Jahr wieder eifrig dabei, die Lobby und die Zimmer für ihre Gäste in ein wahres Weihnachtsparadies zu verwandeln. Das Dekorieren und Organisieren ist ihre Passion, und auf jedes Detail kommt es ihr an.

Doch Hedis Perfektionismus ist nichts im Vergleich mit Valeries. Jeder noch so kleine Schritt will geplant sein, alles hat seinen Platz und seine Richtigkeit und vor allem muss alles perfekt sein – insbesondere das heiß geliebte Weihnachtsfest.

In diesem Jahr hat Valerie ihre Familie und die ihres Freundes Willi eingeladen. Sie plant das perfekte Fest, mit einem riesigen Weihnachtsbaum, einem mehrgängigen Menü und verliert sich mehr und mehr im Detail. Sie bemerkt gar nicht, dass sie schon regelrecht besessen ist von ihrem Perfektionsdrang, bis Willi das alles nicht mehr aushält und sie verlässt. Valerie ist am Boden zerstört. Und es gibt jetzt nur einen einzigen Ort auf der Welt, der ihr Weihnachtsfest noch retten kann …

Fein säuberlich legte Valerie ihre Kugelschreiber und Bleistifte beiseite, schob die Unterlagen zu einem ordentlichen Stapel zusammen, rückte die Büroklammern an den Ecken der Dokumente gerade. Dann erst fuhr sie ihren Computer herunter und blieb reglos sitzen, bis das leise Summen verstummt war.

Zufrieden lächelte sie, strich noch einmal über die Unterlagen, ließ den Blick über den penibel aufgeräumten Schreibtisch schweifen und stand dann schwungvoll auf. Es war die gleiche Prozedur wie jeden Tag, wenn sie mit der Arbeit fertig war. Niemals wich sie davon ab. Rituale und feste Strukturen hatten etwas so Beruhigendes an sich, dachte sie bei sich, während sie sich von ihren Kollegen verabschiedete und sich auf den Heimweg machte. Manchmal wurde sie für ihren Perfektionismus geneckt, aber sie fühlte sich nun einmal am wohlsten, wenn alles seine Ordnung hatte und seinen gewohnten Gang ging. Nur dann hatte sie das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben.

Draußen war es bereits dunkel geworden, obwohl es noch ganz früh am Abend war. Die gelben und roten Lichter der Straßenbeleuchtung spiegelten sich auf dem feuchten Asphalt. Unmengen von Menschen schoben sich durch die Stadt und im Straßenverkehr kam man nur langsam voran. Salzburg war eine reizvolle Stadt, die freilich zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert war und viele Touristen anzog, doch jetzt gerade, in der Vorweihnachtszeit, schien sie aus allen Nähten zu platzen, überlegte Valerie seufzend, während sie mit den perfekt manikürten, roséfarbenen Fingernägeln ungeduldig über das Lenkrad ihres Autos trommelte.

Schmunzelnd musste sie daran denken, wie Willi sich über sie lustig gemacht hatte, als sie den Kleinwagen vor zwei Jahren kaufte: „Lass mich raten“, hatte er liebevoll gespottet, „du hast im Internet und in allen möglichen Autozeitschriften alle relevanten Werte studiert und verglichen, eine Tabelle angelegt und Ewigkeiten über der Entscheidung gebrütet.“

Sie hatte es glattweg geleugnet und die Tabelle, die sie freilich mit größter Sorgfalt angelegt hatte, vor seinen Blicken verborgen, damit er sie nicht noch mehr aufziehen konnte.

„Na und?“, murmelte sie jetzt mit einem kleinen Anflug von Trotz. „Beim Autokauf geht’s ja immerhin net um kleine Kleckerbeträge, so eine Anschaffung will gut überlegt sein, und das Auto hat mich noch nie im Stich gelassen, also war’s wohl eine sehr gescheite Entscheidung.“

Als sie in die Straße einbog, in der sich ihre und Willis hübsche Dachgeschosswohnung befand, kräuselte sie unwillig die Nase, wie immer, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Herr Meier, einer der Nachbarn, hatte wie so oft schief eingeparkt und stand mit seinem Wagen halb in ihrer Parklücke, weswegen sie ein paar Meter weiter entfernt einparken musste. Eigentlich war es keine große Sache, sagte sie sich, es kostete sie nur ein paar zusätzliche Schritte, aber trotzdem ärgerte sie sich über den Meier-Arnold und seine Achtlosigkeit. Sie parkte doch immer an genau derselben Stelle, wusste er das denn nicht?

Doch davon wollte sie sich jetzt nicht die Laune verhageln lassen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie die Wohnung betrat und Willi sah, der ihr aus der Küche entgegenkam.

„Grüß dich, Engerl“, sagte er sanft, nahm sie in die Arme und gab ihr ein Busserl, und in dem Moment fiel die Anspannung des Tages von ihr ab.

Bei Willi fühlte sie sich immer wohl, ihn kannte sie wie keinen Zweiten. Schon seit ihrer Kindheit kannten sie sich, weil ihre Familien miteinander befreundet waren, und manchmal schien es ihr wie Schicksal, dass aus ihnen schlussendlich ein Paar geworden war.

„Ein Glaserl Wein vorm Essen? Rot oder weiß?“ Zärtlichkeit lag in seiner Stimme.

„Rat einmal“, erwiderte sie lächelnd.

Er schmunzelte und schenkte ihr etwas von ihrem liebsten Weißwein ein. Als sie ihm in die Küche folgte, sah sie, dass ihr Lieblingsessen auf dem Herd brutzelte: gebratener Saibling mit Fenchelgemüse.

„Du bist einfach der Beste“, seufzte sie.

Im Küchenfenster sah sie ihr Spiegelbild neben seinem. Sie waren zweifellos ein harmonisches Paar, ein bisserl sahen sie einander sogar ähnlich, fand Valerie. Beide waren sie schlank und hellblond, hatten blaue Augen und feingeschnittene Gesichter. Aber nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich waren sie sich ähnlich. Sie hatten nicht nur die gleichen Hobbys, sondern auch ganz ähnliche Wertevorstellungen und Zukunftsvisionen. Gemeinsam sparten sie auf eine größere Wohnung in der Innenstadt, verbrachten ihre Freizeit auf dem Golfplatz oder im Kunstkino um die Ecke, genossen ihr geruhsames Leben. Längst war für sie schon ein Platz im Unternehmen seiner Familie reserviert, dessen Leitung er demnächst übernehmen wollte, und bald würde Valerie dort einsteigen.

Unsere Beziehung ergibt einfach Sinn, so wie alles in meinem Leben, dachte sie zufrieden, während sie sanft mit der Hand durch seine weichen Haare strich.

„Übrigens müssen wir bald mit der Planung des Weihnachtsfests anfangen“, fiel ihr ein, als sie wenig später am Esstisch saßen.

Willi seufzte. „Du meinst, du wirst das planen. Nein, lass mich raten: Du hast damit schon angefangen.“

Sie langte in ihre Handtasche und beförderte ein paar fein säuberlich gefaltete Zettel zutage.

„Das da ist die Gästeliste. Und da sind meine ersten Überlegungen zum Menü.“

Er fasste sich an die Stirn und stöhnte. „Herrgott, eine Gästeliste? Engerl, findest du das net ein bisserl übertrieben? Es ist ja nur eine Familienfeier.“

„Aber net nur unsere Eltern sind eingeladen, sondern auch Onkel, Tanten und Großeltern, deine Schwester mitsamt Familie, und hast du net letztens von einem entfernten Cousin erzählt? Das muss alles bedacht werden, damit wir bald die Einladungen rausschicken können und erfahren, wie viele Gäste es schlussendlich sein werden. Findest du net, dass es besser ist, gut vorbereitet zu sein?“

Er wiegte den Kopf hin und her. Eigentlich war auch er nicht der spontane Typ, sondern plante ganz gern, doch sie trieb es damit sogar für seinen Geschmack viel zu weit.

„Mag ja sein, aber vergiss net, es ist immer noch eine zwanglose Angelegenheit und muss net perfekt sein.“

Verständnislos erwiderte sie seinen Blick.

„Aber wenn wir’s mit ein bisserl Planungsaufwand perfekt hinkriegen können, warum sollten wir das dann net tun?“

Er verzichtete auf eine Diskussion.

„Na schön, aber meine Mutter hat sich drauf gefreut, sich auch ein bisserl einzubringen. Sie möchte den alten Christbaumschmuck aus Bauernsilber mitbringen und wär gern für die Nachspeisen verantwortlich.“

Mit einer Geste wischte sie seinen Einwand beiseite.

„Papperlapapp, kein Aufwand, ich krieg das schon allein hin, mich stört’s net. Und das Bauernsilber passt leider net so gut zu dem Farbschema, das ich mir für die Deko überlegt hab.“

Vor ihrem inneren Auge sah sie schon vor sich, wie perfekt alles sein würde: ihre und seine Familie in festlicher Kleidung vor dem elegant gedeckten Tisch, ein harmonisch abgestimmtes Menü mit passender Weinbegleitung, der deckenhohe Christbaum, unter dem rot und golden glänzende Packerl lagen.

Nur eines konnte den Heiligabend dann noch optimaler machen, schoss es ihr durch den Kopf: ein Heiratsantrag vom Willi. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er vor dem kerzengeschmückten Weihnachtsbaum um ihre Hand anhielt, immerhin waren sie schon einige Jahre zusammen, planten eine gemeinsame Zukunft und es war einfach der nächste Schritt. Versonnen blickte sie auf ihre Hand hinab und stellte sich vor, wie ein zierlicher, schmaler Diamantring an ihrem Ringfinger funkelte.

***

Genussvoll atmete Hedi Kastler die frische Winterluft ein und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Obwohl bisher kaum Schnee lag, sah ihr geliebtes Zillertal auch im Winter atemberaubend schön aus. Die kahlen, dunklen Äste der Bäume, die sich gen Himmel reckten, hatten etwas Dramatisches an sich, und um die weißen Berggipfel hatte sich ein feiner Nebelschleier gelegt.

„He du, net träumen“, sagte ihr Mann Andi schmunzelnd. „Die Lichterketten hängen sich net von allein auf!“

„Herrje, ich war so vom Anblick gefesselt, dass ich alles um mich herum vergessen hab.“ Sie schüttelte lachend den Kopf über sich selbst und beeilte sich dann, wieder auf den Stuhl zu kraxeln.

Die Kastlers hatten beschlossen, dem Hotel, das sie gemeinsam leiteten, für die Vorweihnachtszeit eine stimmungsvolle Beleuchtung zu verpassen. Eigenhändig kletterten die beiden jetzt auf Stühlen und Leitern herum, um die Lichterketten an der Außenwand und unter den Balkonen zu befestigen.

„Ihr lasst’s euch aber net lumpen. Das Berghotel wird leuchten wie ein Weihnachtsstern“, erklang da eine Männerstimme.

Hedi blinzelte von ihrem Stuhl herunter.

„Na wenn das net der Riedler-Chris ist. Grüß dich! Was verschafft uns denn das Vergnügen?“

Der fesche Bauernbursche klopfte auf das Beil, das er mitgebracht hatte und das er lässig an seinem Arbeitsgürtel befestigt hatte.

„Die Eltern schicken mich. Ich soll dem Kroneder-Franz helfen, ein paar alte Bäume zu entfernen, die nimmer ganz gesund wirken.“

Andi nickte. „Richtig, das hab ich mit ihm abgesprochen. Besser, die Bäume kommen weg, bevor sie noch von selbst umfallen.“

Franz Kroneder war der Gärtner, der sich um die schönen Außenanlagen des Hotels kümmerte und im Winter Hausmeistertätigkeiten übernahm. Hauptberuflich war er Bergbauer und ein kräftiger Mann, der tüchtig anpacken konnte, aber für manche schweren Tätigkeiten konnte ein weiteres Paar starker Hände freilich nicht schaden.

„Apropos Bäume“, wandte sich Andi wieder an seine Frau, als Chris weiterschlenderte, um dem Gärtner zur Hand zu gehen. „Ich hab mir überlegt, unseren Christbaum möchte ich heuer selber schlagen. Ich hab mir schon eine schöne Tanne drüben im Wald ausgesucht, die wird dir sicherlich auch gut gefallen.“

„Toll“, freute sich Hedi. „Ach, Anderl, ich freu mich schon so auf Weihnachten. Das ist doch Jahr für Jahr wieder was Herrliches. Die große Hotel-Weihnachtsfeier muss so langsam auch vorbereitet werden. Ich kann’s kaum erwarten, mich in die Planung zu stürzen.“

Regelmäßig fanden im Sporthotel „Am Sonnenhang“, das in St. Christoph nur als das Berghotel bekannt war, stimmungsvolle Feiern statt, die Hedi für die Hotelgäste abhielt. Die Hotelchefin wusste gar nicht, wer daran mehr Spaß hatte: Die Gäste, oder sie selbst.

„Und übrigens …“, begann Andi, doch Hedi fand nicht heraus, was er sagen wollte, denn plötzlich schrie er auf, ließ die Lichterkette fallen, mit der er sich gerade hochgereckt hatte, und hielt sich den Rücken. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.

„Oh Gott, Andi!“, entfuhr es ihr und schlug sich bestürzt die Hand vor den Mund.

Ihr Herz zog sich vor Sorge zusammen, während sie eilig vom Stuhl kletterte und zu ihrem Mann hastete. Behutsam stützte sie ihn und half ihm, von der Leiter zu steigen. Chris, der die Szene mitbekommen hatte, kam herbeigestürzt, um die Kastlers zu unterstützen.

„Mein Rücken“, presste Andi zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Um Himmels willen, was ist denn mit dir?“, jammerte Hedi, während sie wie ein aufgeregtes Vogerl um ihren Mann herumflatterte, ihm rasch einen Stuhl herbeizog und seine Hände hielt.

Chris reagierte rasch, schon wählte er die Nummer des Bergdoktors. Es dauerte nicht lange, bis Dr. Martin Burger ankam, um sich den Patienten anzusehen.

„Nur ein Hexenschuss“, lautete die Diagnose des sympathischen Arztes. „Ich weiß, das tut verdammt weh, aber in ein paar Tagen bist du wieder ganz der Alte.“

„Gott sei Dank“, seufzte Hedi erleichtert. „Ich hab schon befürchtet, es wär war richtig Arges.“

„Das ist arg“, brummte Andi ein wenig verstimmt. „Wer soll denn jetzt unseren Christbaum aus dem Wald holen?“

Hedi schmunzelte, schmiegte sich an ihren Mann – ganz vorsichtig, um ihm nicht wehzutun – und gab ihm ein Busserl auf die Wange. Sie wusste freilich, dass er sich manchmal gern ein bisserl bemitleiden ließ, in der Hinsicht war er eben doch ein ganz typischer Mann.

„Das mit dem Baum, das wird sich wohl hinkriegen lassen. Hauptsache, dir geht’s bald wieder gut, das ist mir das Wichtigste! Aber eines kann ich dir sagen, mein Lieber: Du schonst dich in nächster Zeit, ich brauch dich noch ein paar Jährchen.“

***

Gut gelaunt summte Valerie vor sich hin, während sie die Wäsche fein säuberlich sortierte. In Gedanken ging sie noch einmal alle Details zum Weihnachtsfest durch. Wie herrlich es werden würde! Den riesigen Christbaum, der unter der offenen Galerie Platz finden würde, hatte sie schon bestellt; die Christbaumkugeln würden mit der Tischdeko harmonieren, das Menü hatte gewiss für jeden Geschmack etwas zu bieten, und sogar über die passende Musik hatte sie sich schon Gedanken gemacht.

Ihr war bewusst, dass ihr Perfektionismus, der ihr im Beruf als Buchhalterin oft zugutekam, ihr Umfeld manchmal in den Wahnsinn trieb, aber schlussendlich würden bestimmt alle dankbar sein für das wunderbare Fest, das sie plante. Gut, gestern war Willi ein bisserl genervt gewesen, als sie während des Films, den sie abends geschaut hatten, immer wieder gefragt hatte, ob er bordeauxrote oder cremefarbene Stoffservietten bevorzugte. Aber er musste doch begreifen, dass solche Details wichtig waren!

Sie stutzte, als sie eine Hose sorgfältig in den Wäschekorb legte und dabei etwas Hartes in der Tasche ertastete. Ihr Herzschlag beschleunigte sich: Das war ja eine kleine Schachtel von einem Juwelier! Vor Glück und Aufregung röteten sich ihre Wangen. Sie hatte ja geahnt, dass Willi vorhatte, an Heiligabend um ihre Hand anzuhalten.

Die Neugier ließ ihr keine Ruhe, mit zitternden Fingern öffnete sie die kleine Schatulle. Freilich wusste er ganz genau, welcher Verlobungsring ihr gefallen würde, daran hatte sie gar keine Zweifel. Sie hatte ganz klare Vorstellungen davon, wie ihr Traumring aussehen sollte, und sie hatte sichergestellt, dass auch Willi das wusste.

Sie hatte Zeitschriften mit Schmuckanzeigen demonstrativ offen liegenlassen und den entsprechenden Ring eingekringelt, außerdem hatte sie beim Stadtbummel Hinweise gestreut, als sie am Schaufenster eines Juweliers vorbeispazierten. Ein schmaler Weißgoldring mit einem Brillanten sollte es sein, elegant und geradlinig, ohne jeglichen Schnickschnack. Ein perfekter Mann wie der Willi würde sicherlich auch den perfekten Ring auswählen.

Und doch musste sie das Schmuckstück mit eigenen Augen sehen. Aber als sie die Schachtel aufklappte, zog sie bestürzt die Augenbrauen zusammen. Das war überhaupt nicht der Ring, den sie haben wollte! Ein filigraner Ring aus Gelbgold mit einem Smaragd, flankiert von zwei winzigen Diamanten, funkelte aus dem Samt hervor.