Das Berghotel 254 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 254 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Oh nein, bitte nicht Nicole, schießt es Silke durch den Kopf, als sie erkennt, welche ehemalige Klassenkameradin da auf Heimatbesuch in St. Christoph ist. Die bildschöne Rothaarige war schon immer ein Star, früher in der Schule ebenso wie heutzutage als erfolgreiche Schlagersängerin. Neben ihr hat sich Silke immer klein und unscheinbar gefühlt. Und auch jetzt, so viele Jahre später, stellt sich dieses Gefühl der Minderwertigkeit sofort wieder ein, als sie mit der Sängerin bei einem Fest im Berghotel ins Gespräch kommt.
Nicole hat alles erreicht und ist glücklich verheiratet. Was wird sie bloß sagen, wenn sie erfährt, dass Silke noch immer einsamer Single ist? Ehe sie einen klaren Gedanken fassen kann, tut Silke etwas Unüberlegtes: Sie winkt ihren besten Freund heran.
"Das ist der Dominik, mein Mann", erklärt sie mit fester Stimme und bohrt ihre Fingernägel in seinen Oberarm.
Dominik ist kurz perplex, doch dann lässt er sich auf das Spielchen ein - nicht ahnend, dass dieses vorgetäuschte Glück sein ganzes Leben auf den Kopf stellen wird ...


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Inhalt

Cover

Vorgetäuschtes Glück

Vorschau

Impressum

Vorgetäuschtes Glück

Wenn zwei Herzen durch eine Spielerei zusammenfinden

Oh nein, nicht ausgerechnet Nicole, schießt es Silke durch den Kopf, als sie erkennt, welche ehemalige Klassenkameradin da auf Heimatbesuch in St. Christoph ist. Die bildschöne Rothaarige war schon immer ein Star, früher in der Schule ebenso wie heutzutage als erfolgreiche Schlagersängerin. Neben ihr hat sich Silke immer klein und unscheinbar gefühlt. Und auch jetzt, so viele Jahre später, stellt sich dieses Gefühl der Minderwertigkeit sofort wieder ein, als sie mit der Sängerin bei einem Fest im Berghotel ins Gespräch kommt.

Nicole hat alles erreicht und ist glücklich verheiratet. Was wird sie bloß sagen, wenn sie erfährt, dass Silke noch immer einsamer Single ist? Ehe sie einen klaren Gedanken fassen kann, tut Silke etwas Unüberlegtes: Sie winkt ihren besten Freund heran.

»Das ist der Dominik, mein Mann«, erklärt sie mit fester Stimme und bohrt ihre Fingernägel in seinen Oberarm.

Dominik ist kurz perplex, doch dann lässt er sich auf das Spielchen ein – nicht ahnend, dass dieses vorgetäuschte Glück sein ganzes Leben auf den Kopf stellen wird ...

Nervös strich Dominik seine Haare glatt, die ihm wie so oft ein bisschen strähnig in die Stirn fielen. Seine Mutter hatte dafür gesorgt, dass Tante Irmgard ihm gestern noch – pünktlich zur Hochzeit – die Haare geschnitten hatte, aber trotzdem wollte die verdammte Frisur nicht richtig sitzen.

Möglicherweise lag es daran, dass Tante Irmgards Tage als praktizierende Dorffriseurin mittlerweile ein paar Jahrzehnte zurücklagen und sie zu stolz und eitel war, um die Brille zu tragen, die sie eigentlich dringend benötigte.

»Kann ich so da rausgehen?«, fragte Dominik seinen besten Freund und Trauzeugen Ben wohl zum hundertsten Mal. »Kann ich mich so vor den Traualtar wagen?«

Ben lachte. »Ehrlich gesagt, ein bisserl altfadrisch ist die Frisur schon. Warum bist du denn zu keinem gescheiten Friseur gegangen?«

Beneidenswert lässig lehnte er am Fensterbankerl und hatte die Ruhe weg. Kein Wunder, für ihn stand heute viel weniger auf dem Spiel. Für Ben war es nicht der wichtigste Tag seines bisherigen Lebens. Er würde nicht seine Traumfrau heiraten, und auf ihn würden nicht sämtliche Blicke gerichtet sein.

Dominik schnitt eine Grimasse.

»Weil ich net gewusst hab, zu welchem. Und weil die Tante Irmgard tödlich beleidigt gewesen wär.«

Tadelnd schnalzte Ben mit der Zunge.

»Also echt, Domi. Du musst lernen, für dich einzustehen.« Er zückte eine Dose mit Haargel, die er in der Innentasche seines Sakkos getragen hatte, benetzte seine Finger damit und wuschelte Dominik anschließend wild durch die Haare. »Besser«, meinte er zufrieden.

Kritisch beäugte Dominik sich im Spiegel. Die Haare, die gerade noch schlaff in seine Stirn gehangen hatten, standen jetzt stachelig und nassglänzend vom Kopf ab. Sah das wirklich besser aus?

Unsicher zupfte er am Revers seines Anzugs, der zwar teuer gewesen war, aber einfach nicht gut saß. Der kastenförmige Schnitt betonte Dominiks schlechte Körperhaltung. Mit seinen schmalen Schultern und der schlaksigen Statur versank er förmlich in dem Kleidungsstück. Er sah ein wenig so aus, als hätte er sich den Anzug seines Vaters geliehen.

Und warum war er in letzter Zeit nicht etwas mehr hinaus an die frische Luft gegangen? Eine leichte Sonnenbräune hätte seinem blassen Teint gutgetan.

Wäre er doch nur etwas mehr wie Ben oder seine anderen Freunde! Der sportliche, braungebrannte Ben fühlte sich pudelwohl in seiner Haut. Er kannte die Selbstzweifel nicht, die Dominik plagten. Und wie so oft fragte sich Dominik, warum die wunderschöne Katharina ausgerechnet ihn heiraten wollte, wo sie doch nahezu jeden Burschen auf der Welt hätte haben können.

»Was findet die Katharina bloß an mir?«, murmelte er leise. »Mit ihr kann ich's doch net aufnehmen.«

»Jetzt hör aber auf«, forderte Ben energisch. »Was sind denn das für Töne? Wenn hier jemand einen guten Fang gemacht hat, dann ist das die Katharina! Beim Jurastudium warst du ganz schön erfolgreich, gell? Und jetzt schlägst du dich auch wacker, als Kon... Konzi...«

»Konzipient«, vervollständigte Dominik.

Nach Bens Worten fühlte er sich schon ein bisschen besser. Seinem Freund war es gelungen, ihn aufzumuntern. Es stimmte: Das Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck hatte er mit ausgezeichnetem Erfolg bewältigt. Jetzt arbeitete er in einer Anwaltskanzlei drüben in Schwaz als Anwaltsanwärter, und seine Vorgesetzten prophezeiten ihm eine steile Karriere, wenn es ihm nur gelänge, selbstbewusster aufzutreten.

»Es ist ja bloß, weil sie zu perfekt ist, um wahr zu sein«, schwärmte Dominik. »Schön wie ein Engel, das sag ich dir.«

»Und hat's faustdick hinter den Ohren wie ein Teuferl«, brummte Ben.

»Wer sagt das?«, hakte Dominik ungewöhnlich scharf nach. Für sich selbst einzustehen, fiel ihm manchmal allzu schwer, doch wenn es um seine Verlobte ging, verstand er keinen Spaß.

Ben wand sich unbehaglich. »Ach, die anderen Burschen reden. Vielleicht steckt gar nix dahinter.«

»Freilich steckt nix dahinter. Die sind ja nur eifersüchtig.« Selig lächelte Dominik. Nur noch wenige Stunden, dann würde Katharina nicht nur seine Freundin oder seine Verlobte sein, sondern seine Ehefrau. Noch immer konnte er kaum glauben, dass sie Ja gesagt hatte, als er um ihre Hand angehalten hatte.

Die Burschen befanden sich im »Sporthotel am Sonnenhang« im Zillertal, das unter den Leuten hier in St. Christoph nur als das »Berghotel« bekannt war. Obwohl Braut und Bräutigam mitsamt Familien in der Region wohnten, gönnten sie sich anlässlich der Heirat eine Hotelübernachtung und hatten beinahe alle Zimmer für die Hochzeitsgesellschaft angemietet. Hier konnten sie es sich gut gehen lassen, während sie rundum umsorgt wurden.

Im Großen Edelweißsaal wurde bereits alles für das rauschende Fest dekoriert und geschmückt. Katharina wollte keine halben Sachen, sie wünschte sich eine umwerfende Feier, und Dominik war bereit, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die Hotelchefin Hedi Kastler hatte ihnen versichert, dass alles perfekt sein würde.

Gleich würde die ganze Hochzeitsgesellschaft gesammelt zur weißen Dorfkirche aufbrechen, wo die Trauung stattfand. Dann sollte es zurück ins Hotel gehen, um gemeinsam zu essen, zu trinken und zu tanzen. In diesem rustikalen und doch geschmackvollen Ambiente wollten Dominik und Katharina ihre Eheschließung feiern.

Nicht mehr lange! Dominiks Herz schlug in seiner Brust einen Purzelbaum. Es hatte nach einer guten Idee geklungen, dass sie alle reichlich Zeit haben sollten, um sich im Berghotel zurechtzumachen. Doch je länger er jetzt in den Spiegel schaute, an seiner Krawatte herumzerrte und an seinen Haaren zupfte, desto aufgeregter wurde er.

»Ich halt's nimmer aus, ich muss die Katharina einfach sehen«, beschloss er schließlich.

Besorgt zog Ben die Stirn kraus.

»Aber du darfst sie doch noch net im Brautkleid sehen, das taugt ihr sicherlich net.«

Dominik zuckte mit den Schultern.

»Dann red ich halt durch die geschlossene Tür mit ihr. Ist mir wurscht, Hauptsache, ich kann ihre Stimme hören.«

Beschwingt schlenderte er über den Hotelflur. Einige der Türen standen offen, da ohnehin die ganze Etage für Mitglieder der Hochzeitsgesellschaft reserviert war. Freunde und Verwandte eilten geschäftig hin und her, brezelten sich tüchtig auf und warfen sich in Schale. Als Dominik vorbeikam, wurde ihm immer wieder gratulierend auf die Schulter geklopft.

»Genieß deine letzten Stunden in Freiheit, bevor der Ernst des Lebens kommt«, johlte ein entfernter Cousin.

Dominik konnte darüber nur lachen. Der Ernst des Lebens? Nein, er steuerte geradewegs auf das Paradies zu! Die tollste Frau der Welt wollte ihn heiraten: die traumhaft schöne, hellblonde Katharina mit den ellenlangen Beinen und dem Engelsgesicht.

Schon damals in der Schule war sie das beliebteste Madel gewesen. Nie hätte er sich träumen lassen, dass sie ihn, den linkischen, schüchternen Außenseiter, eines Tages bemerken würde. Die letzten Stunden in Freiheit, wie sein Cousin sie nannte, durften seinetwegen in Windeseile verfliegen.

Hedi Kastler kam ihm entgegen und lächelte freudig, als sie ihn sah.

»Fesch schaust du aus, Dominik. Ich wollte nur Bescheid sagen, es ist alles so weit vorbereitet. Wenn ihr nachher aus der Kirche zurückkommt, warten auf der Terrasse Sekt und Häppchen. Die Torte ist kühlgestellt und zum Anschnitt bereit. Und der Edelweißsaal erstrahlt in voller Pracht: überall rote und weiße Rosen, Streublüten und glitzernde Kristalle, so wie sich's die Katharina gewünscht hat.«

»Und die silbernen Serviettenringe?«, erkundigte er sich. Er selbst verstand nichts von derlei Dingen, aber pflichtbewusst hatte er sich gedanklich alles notiert, worauf seine Braut Wert legte.

Hedi nickte schmunzelnd. »Freilich! Alles nach Wunsch.«

Fröhlich setzte Dominik seinen Weg fort. Mit aller Macht zog es ihn zu Katharina hin. Er wusste, sie war mit ihren Brautjungfern in einem besonders schönen Zimmer am Ende des Gangs, wo sie Prosecco schlürften und sich zurechtmachten. Und tatsächlich hörte er schon vergnügtes Gekicher durch die Tür, die einen Spaltbreit offen stand.

Breit lächelnd lehnte er sich an den Türrahmen und drückte eine Hand auf sein Herz. Nur einen Moment wollte er da stehen und Katharinas liebreizende Stimme hören. Ob sie gerade über ihn sprach? Darüber, wie sehr sie sich darauf freute, seine Braut zu werden? Über ihre Vorfreude auf die Flitterwochen?

»Du und der Dominik, ich kann's noch immer net ganz fassen«, erklang in dem Moment die Stimme von Helga, Katharinas Schwester.

Katharina kicherte. »Red du nur. Ich weiß genau, was ich tu.«

»Wenn er wenigstens ein bisserl fescher wär«, klagte Mirl, eine ihrer Freundinnen.

»Ach, auf den Hochzeitsfotos stell ich mich einfach vor ihn, damit er mit seinem treudoofen Gesicht net die Erinnerungsbilder kaputtmacht.«

Das war Katharinas Stimme gewesen, kein Zweifel. Schmerzlich getroffen zuckte Dominik zusammen. Was sollte das denn? Lästerte sie etwa mit ihren Freundinnen über ihn? Bestimmt hatte er das nur falsch verstanden. Trotzdem waren seine Knie auf einmal weich geworden, und er musste sich am Türrahmen festhalten.

»Ich hab ja erst geglaubt, es wär ein Scherz, als du erzählt hast, du hättest dich mit dem Dominik eingelassen. Ausgerechnet mit dem patscherten, schüchternen, schlecht gekleideten Domi.« Ein anderes Madel – die Lisa, eine ehemalige Mitschülerin – klang amüsiert. »Der schaut doch immer aus, als würd er die Kleidung seines großen Bruders auftragen, die ihm viel zu weit ist. Nur, dass er keinen großen Bruder hat, sondern sich die Sachen selbst aussucht.«

»Schön wär's«, gackerte Katharina. »Letztens hab ich doch tatsächlich erfahren, dass ihm seine Mama immer noch die Klamotten kauft. Zumindest das kann ich nach der Hochzeit übernehmen, damit er mir keine Schande macht.«

Ihre letzten Worte gingen im schrillen Kichern der anderen unter. Wie ein Haufen Hyänen machten sie sich über ihn lustig.

Ihm wurde schwindelig. Das konnte doch nur ein Albtraum sein. Seine Katharina, seine geliebte Kathi mit dem Engelsgesicht, konnte doch nicht so über ihn reden! Am liebsten wollte er einfach davonlaufen und vergessen, dass er jemals etwas davon gehört hatte. Doch seine Beine bewegten sich nicht, er war wie festgefroren. Erschüttert musste er jedes Wort mit anhören.

»Aber im Ernst, er ist keine dumme Wahl«, sprach Katharina schließlich weiter. Sie schnurrte förmlich.

Er kannte diesen Tonfall und wusste, wie sie gerade dreinschaute: hochzufrieden, wie eine Katze, die gerade eine Maus verschluckt hatte, nachdem sie eine Weile mit ihrem Opfer gespielt hatte. Sie hatte glänzende Laune.

»Er mag net fesch sein und auch sonst net viel hermachen, aber wisst's ihr, wie wohlhabend seine Eltern sind? Und auch er selbst wird als Jurist gutes Geld verdienen. Mit ihm bin ich abgesichert, auf Lebenszeit! Er vergöttert mich ja förmlich. Wenn ich net will, werd ich mein Leben lang net arbeiten müssen. Keinen Finger muss ich krumm machen. Er wird mir ein schönes Haus bauen und schönen Schmuck schenken. Ich muss nur sagen, was ich haben möchte.«

»Und bei einem unattraktiven Burschen muss man wenigstens keine Angst haben, er könnte einen betrügen oder verlassen«, steuerte Helga bei. »Kerle wie der Dominik sind eine sichere Nummer. Der ist ja so dankbar dafür, dass er eine abgekriegt hat, noch dazu eine von deinem Kaliber!«

»Auf die unattraktiven Burschen«, rief Katharina fröhlich.

Die Madeln kreischten vor Lachen. Und am lautesten lachte Katharina selbst.

Dominik war kreidebleich geworden. Zitternd hielt er sich am Türrahmen fest – sonst wäre er wohl einfach umgekippt. Er konnte kaum glauben, dass die Frau, die er heute heiraten wollte, grausame Scherze auf seine Kosten machte. Sie liebte ihn überhaupt nicht! Seine Träume fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter. Er fuhr herum und sah in Hedis mitleidiges Gesicht. Die Hotelchefin hatte mitbekommen, was da geredet wurde.

»Komm an die Bar«, sagte sie leise, »du kannst jetzt einen Schnaps vertragen. Für die Nerven.«

Willenlos stolperte er hinter ihr her. Der Schock saß tief. Er kippte einen Schnaps hinunter, dann noch einen.

»Sie liebt mich net«, brachte er mit brüchiger Stimme hervor.

Im Spiegel hinter der Bar sah er sich. Er sah bemitleidenswert aus: blass, dünn, wie ein Gespenst. Kein Wunder, dass eine Traumfrau wie Katharina kein echtes Interesse an ihm haben konnte! Wie hatte er nur jemals glauben können, sie habe sich in ihn verliebt? Tränen stiegen ihm in die Augen. Erst kämpfte er dagegen an – wie peinlich wäre es, wenn er nun auch noch mitten im Hotel zu heulen begann!

Immer wieder kamen Hochzeitsgäste vorbei, die sich für die Trauung in Schale geworfen hatten und sich auf die Feier freuten. Irritiert murmelnd gingen sie an ihm vorbei, als Hedi sie energisch weiterwinkte.

»Es tut mir so leid«, sagte die Hotelchefin mitfühlend. Auch ihre freundlichen, grünen Augen glänzten feucht. Sein Schicksal ging ihr sichtlich nah. »Sie hat dich net verdient. Jemand, der so redet und so oberflächlich ist wie sie, hat keinen feinen Kerl wie dich verdient.«

Er kämpfte gegen den Kloß in seiner Kehle an.

»Ich find nie wieder so eine tolle Frau wie sie.«

»Ganz im Gegenteil«, widersprach Hedi. »Du wirst eine kennenlernen, die dich ehrlich und aufrichtig liebt. Ein Madel, das net nur äußerlich, sondern vor allem innerlich schön ist. Eine, die du lieben kannst und die deine Liebe erwidert.«

Traurig starrte er in sein leeres Schnapsglas.

»Vielleicht will ich das gar net«, murmelte er schließlich so leise, dass er gar nicht sicher war, ob die Hotelchefin ihn hörte. »Vielleicht möchte ich mein Herz net noch einmal verschenken. Es ist ein scheußliches Gefühl, wenn's einem gebrochen wird.«

Er atmete tief durch. Auch wenn er nicht übel Lust hatte, sich an der Bar festzuhalten und noch einen Schnaps zu trinken und dann noch einen, um seinen Kummer zu ersäufen – das hätte jetzt nicht weitergeholfen. Nur noch eine Stunde bis zur geplanten Trauung. Alle Gäste waren bereit, alle scharrten in den Startlöchern.

Nur, dass es keine Hochzeit geben würde.

Er klatschte laut in die Hände und verschaffte sich damit Aufmerksamkeit.

»Die Hochzeit ist abgesagt!«, rief er entschlossen in die Runde.

***

Acht Jahre später ...

Mit großen, federnden Schritten lief Dominik die Straße hinunter auf seine Kanzlei zu, die er gemeinsam mit einer Kollegin gegründet hatte. Im Kopf ging er seinen heutigen Terminplan durch. Eine Menge wichtiger Punkte standen auf der Agenda. Die Anwaltskanzlei lief hervorragend, er und Silke hatten sich einen großartigen Ruf aufgebaut und einige wichtige Mandanten an Land gezogen.

Zufrieden betrachtete er das Gebäude, das er gerade erreicht hatte. Es vereinte einen traditionellen Baustil mit einigen modernen Elementen. Wolf & Weißbrunn