Fort Aldamo 61 - Western - Dan Roberts - E-Book

Fort Aldamo 61 - Western E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Die sieben Kavalleristen hatten keine Chance. Ein wahrer Hagel von Kugeln und Pfeilen ging auf sie nieder, als sie Devils Gate passieren wollten, und dann lagen sie reglos, stumm und skalpiert zwischen den Felsen, die ihre letzte Station geworden waren. Ein Sergeant, zwei Corporale und vier Strafgefangene, die nach Fort Aldamo gebracht werden sollten. Dort aber wartete man vergebens auf ihre Ankunft. Und Master Sergeant Finnewacker, der Commander von Fort Aldamo, ahnte nicht, dass sich über ihm und seinen Männern eine Hölle zusammenbraute...

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Todesfalle Devil's Gate

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5966-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Todesfalle Devils Gate

von Dan Roberts

Die sieben Kavalleristen hatten keine Chance. Ein wahrer Hagel von Kugeln und Pfeilen ging auf sie nieder, als sie Devils Gate passieren wollten, und dann lagen sie reglos, stumm und skalpiert zwischen den Felsen, die ihre letzte Station geworden waren. Ein Sergeant, zwei Corporale und vier Strafgefangene, die nach Fort Aldamo gebracht werden sollten. Dort aber wartete man vergebens auf ihre Ankunft. Und Master Sergeant Finnewacker, der Commander von Fort Aldamo, ahnte nicht, dass sich über ihm und seinen Männern eine Hölle zusammenbraute …

Fort Aldamo, die alte, ehemals spanische Festung der Konquistadoren, lag wie ein riesiger Felsklotz in der endlosen Weite der Landschaft. Kein Lüftchen regte sich zu dieser mittäglichen Stunde. Schlaff hing die Unionsfahne vom Flaggenmast.

Master Sergeant Finnewacker, der kommissarische Commander der Strafkompanie, die in dieser alten Festung untergebracht war, stürmte die steile Treppe zum Turm empor, auf dem rund um die Uhr ein Posten Wache schob. Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter, folgte seinem Commander keuchend auf dem Fuße.

Der Strafsoldat, der auf dem steinernen Turm seinen Wachdienst versah, nahm erschrocken Haltung an, als sein Vorgesetzter so plötzlich und unerwartet auftauchte.

Der Master Sergeant stützte die Hände in die Hüften und blickte dem Posten aus zusammengekniffenen Augen abwartend entgegen.

Der Strafsoldat starrte erschrocken auf seinen bulligen Vorgesetzten und zog ängstlich den Kopf zwischen die Schultern.

»Glotz nicht so dämlich«, brummte Finnewacker wie ein gereizter Bär. »Mach endlich Meldung, du Hirsch!«

»Keine Verkomm … besonderen Verkomm … äh, Vorkommnisse«, haspelte der Sträfling.

»Noch so eine Meldung, und du fliegst hier oben runter, zum Geier!«, polterte Finnewacker los. »Aber direkt in Luftlinie! Los, gib mir mal den Feldstecher, du Krippenschnitzer!«

Der Strafsoldat, noch immer in strammer Haltung, fummelte umständlich am Lederriemen herum.

Finnewackers Gesicht nahm die Farbe eines frisch gebrannten Ziegelsteines an, als er die verzweifelten Bemühungen des Sträflings beobachtete, die verflixte Schnur von seinem Hals zu lösen.

Fitzgerald wandte sich mit Grausen ab. Er kannte seinen Vorgesetzten gut genug, um das drohende Unheil zu ahnen …

»Jetzt steh doch endlich bequem, du Bratbär!«, röhrte Finnewacker da auch schon los, dass es weit über die Festungsmauern hallte. Der Strafsoldat schien verzweifelt nach einem Loch zu suchen, in dem er so schnell wie möglich versinken konnte, und zog den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern.

Die Standpauke hatte sich gewaschen. Fitzgerald verzog das Gesicht, denn die berühmt-berüchtigten Flüche seines Vorgesetzten waren wirklich nichts für zartbesaitete Ohren.

Der Sträfling, der wie alle »Insassen« von Fort Aldamo – vom Stammpersonal abgesehen – in grauen Drillich gekleidet war, starrte mit wachsendem Entsetzen auf das gefürchtete Notizbuch Finnewackers, das diesem aus der Knopfleiste seiner Uniformjacke ragte.

Jeder, der unangenehm auffiel, wurde darin notiert. Und das hatte Folgen. Schlimme Folgen, denn in und um Fort Aldamo schufteten einige Kommandos solcher Pechvögel bei schwerer körperlicher Arbeit in der erbarmungslos sengenden Sonne der Wüste von Arizona. Dagegen war das Wacheschieben das reinste Zuckerschlecken.

»Na endlich, du Nulpe!«, stieß Finnewacker hervor, als er schließlich den Feldstecher in Händen hielt.

Der Sträfling starrte den bulligen Commander fast flehend an, was diesem auch nicht entging.

Finnewacker rieb sich übers Kinn.

»Ja, was machen wir denn da …?«, brummelte er. Der Sträfling, gut einen Kopf kleiner als der Commander, stieß ein unterdrücktes Stöhnen hervor. In seinem Gesicht zuckte es.

»Also«, knurrte Finnewacker schließlich. »Ich führe dein Verhalten auf äh …«

Fitzgerald zupfte ihn rasch am Ärmel.

»Momentane Verwirrung«, sagte er rasch.

Finnewacker starrte ihn verständnislos an. »Momentane was?«

»Verwirrung«, murmelte der kleine Krausschopf und warf einen Hilfe suchenden Blick zum Himmel.

»Also gut«, grollte der Commander schließlich und wandte sich wieder dem Sträfling zu, der wie ein Häufchen Elend vor ihm stand, trotz der Bemühungen, vorschriftsmäßig sein Männchen zu bauen.

»Warst du eben verwirrt?«, fragte ihn Finnewacker.

Der Strafsoldat nickte eifrig. Finnewacker legte eine Hand hinter das Ohr.

»Aye, Master Sergeant!«, würgte der kleine Kerl im grauen Drillich hervor.

»Da hast du ja noch mal Glück gehabt«, knurrte der Commander, fuhr aber dann zu Fitzgerald herum.

»Warum, zum Geier, war er denn verwirrt?«, polterte er los.

»Weiß ich auch nicht«, grinste sein Stellvertreter. »Vielleicht ist ihm Kleibers Essen nicht bekommen.«

Finnewacker grinste breit. Diese Idee schien ihm zu gefallen, denn mit dem dicken Küchenbullen stand er in letzter Zeit wieder mal auf Kriegsfuß.

»Ist dir Sergeant Kleibers Essen nicht bekommen?«, fragte er den Strafsoldaten.

»Aye, Master Sergeant!«

»Gut, das lasse ich als Entschuldigung gelten. Aber beim nächsten Mal will ich eine vernünftige Meldung, sonst drehe ich dir einen Knoten in die Nase und scheuche dich hier die Treppe rauf und runter, bis dir das Wasser im Arsch kocht! Kaporus?«

»Aye, Master Sergeant!«, rasselte der Strafsoldat und schlug so schwungvoll die Hacken zusammen, dass es ihn fast von den Beinen riss.

»Also keine besonderen Vorkommnisse?«, fragte der alte Haudegen, während er den Feldstecher an die Augen setzte und aufmerksam die Umgebung absuchte.

»Aye, Master Sergeant! Keine besonderen Vorkommnisse!«

»Keine Staubwolken in der Ferne?«

»Nein, Master Sergeant!«

»Verdammt noch mal, das begreif ich nicht! Du etwa, Kleiner?«, wandte er sich an seinen krausköpfigen Stellvertreter, der neben dem massigen Commander wie verloren wirkte.

»Offen gestanden nein«, erwiderte Fitzgerald. »Eigentlich müssten die schon längst hier sein.«

»Da gebe ich dir ausnahmsweise einmal recht«, brummte der Master Sergeant und nahm das Glas von den Augen. »Sergeant Byrd ist ein zuverlässiger Mann. Dass er mit den vier Neuen noch nicht eingetroffen ist, gibt mir zu denken.«

Der Commander der Strafkompanie reichte dem Mann im grauen Drillich den Feldstecher zurück.

»Augen und Ohren offenhalten!«, befahl Finnewacker. »Sollte irgendetwas zu sehen sein, sofort Meldung! Ist das klar?«

»Aye, Master Sergeant!«, schnarrte der Sträfling und nahm so zackig Haltung an, dass es dem alten Haudegen ein sattes Grinsen entlockte.

»Na also!«, sagte er. »Vielleicht wird aus dir doch noch ein vollwertiges Mitglied unserer glorreichen Truppe. Name und früherer Dienstgrad?«

»Clarke, Master Sergeant! Ich war Lieutenant, Master Sergeant!«

»Aha. Und jetzt bist du kein Lieutenant mehr und der liebe Master Sergeant Finnewacker ist dein Vorgesetzter. Und wenn du artig bist und nicht wieder so einen Bockmist baust wie vorhin, darfst du eines Tages wieder Lieutenant spielen, und dann bist du der Vorgesetzte vom lieben Master Sergeant Finnewacker.«

Der Ex-Lieutenant, der wie alle Strafsoldaten in Fort Aldamo zum einfachen Infanteristen degradiert worden war, machte den Fehler, ein freundliches Grinsen zu riskieren, das jedoch sofort verwischte. Denn Finnewacker brüllte so plötzlich los, dass sogar Sergeant Fitzgerald erschrocken zusammenfuhr.

»Aber bis dahin liegt noch ein verdammt harter Weg vor dir, Infanterist Clarke! Und jetzt will ich von dir hören, wie du wieder Lieutenant werden kannst.«

Der Sträfling zog ein verständnisloses, ängstliches Gesicht.

»Wenn ich artig bin, werde ich wieder Lieutenant, Master Sergeant Finnewacker, heißt das!«, röhrte der Commander.

»Wenn ich artig bin, werde ich wieder Lieutenant, Master Sergeant!«, würgte der Mann im grauen Drillich hervor und verlor schlagartig die Farbe.

Der Commander der Strafkompanie warf seinem Stellvertreter einen raschen Blick zu.

»Siehst du! Er hat es kapiert«, griente er und klopfte dem kleinen Krauskopf auf die Schulter. »Gehen wir, du Gartenzwerg. Ich hab mächtigen Kohldampf. Mal sehen, was für einen Fraß Kleiber heute wieder fabriziert hat.«

Gefolgt von Fitzgerald stapfte der massige Blaurock die Stufen hinab und ließ einen vor ohnmächtiger Wut zitternden Wachposten zurück …

***

In der Kommandantur ließ sich Finnewacker ächzend in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und legte die Beine auf die Tischplatte. Umständlich angelte er sich eine Zigarre aus der Kiste, biss die Spitze ab, spuckte sie auf den Boden und zündete den Stumpen an. Schon Sekunden später war seine massige Gestalt von einer blauen Rauchwolke eingehüllt.

Fitzgerald rümpfte die Nase. »Ich habe mich schon immer gefragt, welches Kraut du da eigentlich rauchst«, keuchte er, trat ans Fenster, öffnete es einen Spalt weit und sog tief die Luft in seine Lungen.

»Vom Feinsten!«, vernahm er Finnewackers Stimme hinter dem Nebelvorhang. »Nur vom Feinsten, Kleiner! Hab ich von Colonel Brooke aus Camp Lowell, meinem alten Kriegskameraden. O Mann, ich weiß noch, wie wir damals die Yankees …«

»Schon gut, schon gut, mein Alter«, unterbrach ihn der kleine Krausschopf hastig, der die meisten von Finnewackers Abenteuern längst kannte, die er im Bürgerkrieg an der Seite des legendären Rebellen-Captain Concho erlebt hatte. »Aber wenn ich diese Stumpen rieche, wird mir klar, weshalb die Südstaaten den Krieg verloren haben.«

»Jetzt aber raus, du Hecht!«, donnerte Finnewacker. »Schick mir Sergeant Wollcram rüber – aber zack, zack! Und wo bleibt das Essen, verdammt noch mal? Wenn du unseren Küchenbullen Kleiber siehst – er soll sofort bei mir antanzen!«

»Aye, Master Sergeant«, murmelte Fitzgerald und stiefelte davon.

»Unverschämter Heini«, grummelte der Commander vor sich hin und zog an seinem Stumpen, dass die Funken nur so stoben. »Muss diesem Zwerg auch bald mal wieder eine Zigarre verpassen. Aber von meiner Sorte!«

Wenige Augenblicke später wurde die Tür zur Kommandantur so schwungvoll aufgerissen, dass sie fast aus den Angeln flog. Sergeant Wollcram, der als der schneidigste Soldat in Fort Aldamo galt und dessen Männer immer ein wenig schneller und eifriger waren als die anderen Chargierten, stürzte übereifrig wie immer in den Raum und machte »Diesen«, wie Finnewacker zackiges Grüßen gern bezeichnete.

»Sergeant Wollcram wie befohlen zur Stelle, Master Sergeant!«, schnarrte er und knallte die Hacken zusammen, dass es fast wie ein Gewehrschuss klang.

»Ist nicht zu übersehen und zu überhören«, griente Finnewacker. »Junge, Junge, von dir könnte sogar ich noch was lernen!«

Wollcram wurde noch einen halben Kopf größer, denn sein Vorgesetzter ging normalerweise nicht gerade großzügig mit Lob um.

Finnewacker erhob sich ächzend aus seinem Sessel, umrundete den Schreibtisch und stapfte in der Kommandantur auf und ab.

Wollcram runzelte die Stirn.

»Irgendwelche Probleme, Master Sergeant?«, fragte er besorgt.

»Ja, mit der Verdauung«, brummelte Finnewacker und erntete einen irritierten Blick seines Sergeanten. Der Commander trat an seinen Schreibtisch und drückte die Zigarre in dem blechernen Aschenbecher aus. Dann zog er geräuschvoll die Nase hoch und wandte sich Wollcram zu.

»Steh endlich bequem!«, knurrte er. Der Sergeant knallte den rechten Fuß nach vorn, blieb aber kerzengerade stehen.

»Also, mein Junge«, begann Finnewacker. »Ich habe einen Auftrag für dich. Wie du weißt, erwarten wir vier Neue. Sollen verdammt harte Brocken sein. Die Knilche haben auf einem Patrouillenritt einen Geldtransport überfallen. Sergeant Byrd und zwei Corporale aus Camp Lowell sollen die Hechte hierherbringen. Die Sache hat nur einen Haken: Der Trupp müsste längst schon bei uns sein. Seit gestern Abend schon. Irgendetwas ist da schiefgelaufen. Schnapp dir Gedder und Gammer und reite den Burschen entgegen. Ich gebe euch zwei Tage Zeit. Wenn ihr die Kerle bis dahin nicht gefunden habt, nehme ich die Sache selbst in die Hand.«

»Abritt sofort! Ist das klar?«

»Aye, Master Sergeant!«, rasselte Wollcram und machte wieder »Diesen«. »Abritt sofort!«

Der Sergeant stürmte aus der Kommandantur, als wäre ein Rudel Wölfe hinter ihm her.

»Zackig, zackig«, griente Master Sergeant Finnewacker und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. »Von der Sorte könnte ich noch mehr gebrauchen, zum Henker!«

Augenblicke später schob sich eine unförmige Gestalt ächzend durch den Türrahmen. Finnewacker verzog das Gesicht. Seine gute Laune verflog schlagartig, als Sergeant Kleiber, der wohlgenährte Küchenbulle, sich vor ihm aufbaute und vergeblich versuchte, seinen kugelrunden Bauch einzuziehen. Wie immer baute der Dicke, dem jede Art körperlicher Bewegung zuwider war, sehr nachlässig sein Männchen.

»Melde mich zur Stelle, Master Sergeant«, grummelte er mit wabbelnden Hamsterbacken. »Was hast du auf dem Herzen?«

Finnewackers Schnurrbart sträubte sich bedenklich.

»Ich hab nichts auf dem Herzen, Pfannenschwenker, ich hab was am Magen!«, polterte der Commander los. »Nämlich Kohldampf! Wo bleibt mein Essen, verdammt noch mal? Oder sind dir etwa wieder Zucker und Salz ausgegangen?«

Kleiber wand sich verlegen. »Finnewacker, ich, äh …«

»Raus mit der Sprache, du Fettkloß!«

»Es hat da was nicht geklappt, Finnewacker. Du musst dich noch ein bisschen gedul …«

Wie ein Springteufel fuhr Finnewacker hinter seinem Schreibtisch in die Höhe.

»Ich hab mich wohl verhört, Kleiber? Sag, dass ich mich verhört habe! Ah – ich weiß! Du willst mich verhungern lassen! Das machst du mit Absicht!«

»Ich … ich kann nichts dafür, Master Sergeant, ehrlich …«, stammelte Kleiber.

»Jetzt will ich aber endlich wissen, was los ist, zum Geier!«, heulte Finnewacker.

Durch Kleibers massige Gestalt ging ein Ruck.

»Der neue Sträfling, den du mir zugeteilt hast, hat gedacht, dein Essen sei für ihn bestimmt …«

Finnewacker wurde krebsrot und japste nach Luft. Er wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort hervor. Kleiber wich langsam in Richtung Tür zurück.

»Bleib hier, du Pfeife!«, schnaufte sein Vorgesetzter und ließ sich mit allen Anzeichen völliger Fassungslosigkeit wieder in seinen Sessel sinken. »Sag das noch mal!«

»Infanterist Meyers hat dein Essen gegessen, Finnewacker!«

»Soooo? Infanterist Meyers hat mein Essen gegessen? Und ist Infanterist Meyers auch satt geworden? Hat es ihm gemundet? Ist er zufrieden, oder hatte er Grund zur Beanstandung? Und wo ist Infanterist Meyers jetzt? Hält er sein Verdauungsschläfchen? Liegt er auch schön weich?«

»Finnewacker, ich …« brabbelte Kleiber.

»Hast du wenigstens Wollcram, Gedder und Gammer für ihren Patrouillenritt mit Proviant versorgt?«

»Das macht Infanterist Meyers, Master Sergeant.«

»Ach du dickes Ei!«, stöhnte Finnewacker und brüllte dann los: »Hol mir diesen Penner her, wenn er damit fertig ist! Nein, warte! Schick ihn mit meinem Essen zu mir rüber. Wie lange dauert das noch, du Käsekneter?«

»Fü …fünf Minuten, Master Sergeant.«

»Gut. Mach jetzt, dass du hier rauskommst, bevor ich dir mit einem besonders edlen Körperteil ins Gesicht springe! Ich warte auf diesen Geyers!«

»Meyers, Master Sergeant …«

»Raaaauuuus!«, jaulte Finnewacker.

Der fette Küchenbulle schoss mit erstaunlicher Geschwindigkeit, die man ihm bei seiner Leibesfülle gar nicht zugetraut hätte, durch die Kommandantur und hätte dabei fast Sergeant Fitzgerald umgerannt, der gerade über die Türschwelle trat und dem Dicken fassungslos hinterherstarrte.

»Was hast du denn mit dem gemacht, mein Alter?«, fragte der kleine Krausschopf verblüfft.

»Dampf habe ich dem gemacht!«, schnaufte der Commander der Strafkompanie. »Und den mache ich dir auch, wenn du mir nicht sofort sagst, was du hier zu suchen hast!«

»Ich wollte dir nur melden, dass Wollcram, Gedder und Gammer zu ihrem Patrouillenritt aufgebrochen sind«, erwiderte Fitzgerald beleidigt, wandte sich um und knallte wütend die Tür hinter sich zu.

Finnewacker legte grinsend die Beine auf den Schreibtisch, angelte sich eine neue Zigarre, zündete sie an und summte das Lied von den ›Jungs aus Aldamo‹, während er genüsslich am Stumpen paffte.

***

Drei Sträflinge in grauem Drillich führten die gesattelten Pferde auf den sonnenüberfluteten Appellplatz der alten Festung, auf dem die Sergeanten Wollcram, Gedder und Gammer zum Abritt bereitstanden.

Die Blauröcke schwangen sich sofort in die Sättel.

»Gut, dass der Alte nicht mitreitet, sonst müssten wir wieder singen bis zum Gehtnichtmehr«, griente Gammer. »Finnewacker …«

»Ssst!«, machte Wollcram und blickte sich um, ob da nicht etwa der Master Sergeant in der Nähe war. Finnewacker war nun einmal ein großer Sangesbruder vor dem Herrn und wehe demjenigen, der sich darüber lustig machte. Kein Patrouillenritt, kein Gepäckmarsch, bei dem nicht stundenlang der ›Schornsteinfeger‹, ›Die fromme Helene‹ und ungezählte andere eindeutig zweideutige Lieder geschmettert werden mussten, dass alles Getier in weitem Umkreis panisch die Flucht ergriff.

»Aber du hast recht, Gammer«, griente jetzt auch Wollcram. »Vielleicht überlegt er es sich noch und trailt mit. Dann mal rasch los, Jungs!«