H. C. Hollister 1 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 1 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Das ganze Blackwater-Tal wird von gewissenlosen Revolvermännern beherrscht. Auf den Marshal ist kein Verlass.
Nachdem auch sein Onkel den Banditen zum Opfer gefallen ist, macht sich der sportgestählte Harvard-Student Ben Grant auf den Weg zur Snake-Ranch.
Dort erkennt man bald den Tiger, der in Grant steckt. Dank einer harten Ausbildung wird er zu einem höllischen Gegner und echten Cow-Puncher. Niemand beherrscht die Waffen wie er, und er fühlt sich verpflichtet, mit ihnen den Tod seines Onkels zu rächen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der neue Rancher

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne/Becker-Illustrators

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9550-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

»Es gibt heute eigentlich zu viele Autoren, die angeblich so schreiben, wie der Wilde Westen wirklich war. Wenn man dann näher hinschaut, entdeckt man doch nur zu oft ein verfälschtes Bild, Klischee und Schablone. In jedem meiner Romane versuche ich bis auf den Grund einer historisch echten Darstellung vorzudringen. Der grandiose Stoff zwingt mich einfach dazu.«

H.C. Hollister, Mitte der 1960-er Jahre

Der neue Rancher

Das ganze Blackwater-Tal wird von gewissenlosen Revolvermännern beherrscht. Auf den Marshal ist kein Verlass.

Nachdem auch sein Onkel den Banditen zum Opfer gefallen ist, macht sich der sportgestählte Harvard-Student Ben Grant auf den Weg zur Snake-Ranch.

Dort erkennt man bald den Tiger, der in Grant steckt. Dank einer harten Ausbildung wird er zu einem höllischen Gegner und echten Cow-Puncher. Niemand beherrscht die Waffen wie er, und er fühlt sich verpflichtet, mit ihnen den Tod seines Onkels zu rächen …

Mit finsterem Gesichtsausdruck saß der Harvard-Student Benjamin Grant in der Ecke seines Abteils, während ihn der Zug der Union-Pacific-Railways seinem Ziel entgegentrug.

Das sonnengebräunte, von blondem, leichtgewelltem Haar umgebene Gesicht verriet Intelligenz und Energie. Seine städtische Kleidung stand in einem merkwürdigen Gegensatz zu seiner athletischen und sportgestählten Figur.

Der Tod seines Vaters, der ihn plötzlich der finanziellen Grundlage beraubte, hätte ihn schon vor Jahren zur Aufgabe des Studiums gezwungen, wenn nicht sein Onkel Jeremias eingesprungen wäre. Er hatte als einziger Bruder seines Vaters seine weitere Erziehung übernommen, und da er sich zeit seines Lebens nicht zu einer Heirat entschließen konnte, sich seiner wie seines eigenen Sohnes angenommen.

Vor wenigen Tagen hatte Ben eine Depesche erreicht. Hank Norman, der Vormann der Snake-Ranch, teilte ihm in kurzen Worten den Tod seines Onkels mit. Gleichzeitig bat er ihn dringend, sofort zur Snake-Ranch zu kommen.

Der Zug erreichte die Blackwater-Station. Sie bestand aus einem windschiefen Bahnhofsgebäude und einem lang gestreckten Güterschuppen, an den sich eine lange Reihe jetzt verwaister Korrals anschloss. In der Zeit des Viehauftriebs dienten sie der Unterbringung großer Rinderherden.

Ben war ausgestiegen und strebte mit langen Schritten der Ecke des Lagerschuppens zu. Beim Klang einer heiser krächzenden Stimme fuhr er plötzlich herum.

»Hallo, Sonny, du scheinst dich mächtig verändert zu haben, seitdem ich zuletzt das Vergnügen hatte, dir das Fell zu versohlen.«

»Smoky«, entfuhr es Ben mit einem freudigen Lächeln, »ausgerechnet du musstest deine alten Knochen in Bewegung setzen, um mich abzuholen?«

Mit virtuoser Geschicklichkeit hielt der Angesprochene eine uralte, verräucherte Tabakspfeife im Mundwinkel, die zwischen bräunlichen Stummelzähnen und in einem Gewirr grauer und struppiger Barthaare kaum zu erkennen war.

Smoky, der seiner Pfeife wegen diesen Spitznamen erhalten hatte, reichte Ben nur knapp bis an die Schulter.

»Ich schätze, dass ich der Einzige bin, der im Augenblick auf der Snake-Ranch entbehrt werden kann. Wenn meine alten Knochen noch viel zum Reiten taugten, wäre ich bestimmt nicht hier, sondern mit der Mannschaft auf der Weide. Du hast dir keine sehr glückliche Zeit zur Heimkehr ausgesucht, Sonny.«

Smoky hakte Ben unter, und beide gingen zu einem hochrädrigen Flachwagen. Anerkennend klopfte Ben einem der feurigen Braunen auf die Hinterhand, bevor er aufstieg.

Der Wagen setzte sich in Bewegung, und nur wenige hundert Yards voraus sah Ben den Eingang der Stadt vor sich liegen.

Mit krächzender Stimme setzte Smoky die unterbrochene Unterhaltung fort: »Eine weniger auffallende Kleidung hätte besser zur gegenwärtigen Lage der Snake-Ranch gepasst. Seit einiger Zeit hat sich eine Menge geändert in der Blackwater-County.«

»Heraus mit der Sprache, Smoky. Was geht hier vor?«, entgegnete Ben. »Als ich zuletzt hier war, war Onkel Jeremias doch die Gesundheit in Person.«

»Das ist fast fünf Jahre her, Sonny, und in dieser Zeit ist viel Wasser den Blackwater-Creek hinuntergeflossen. Mit kleineren Viehdiebstählen fing es an. Heute ist es so weit, dass keine Herde ohne starke Mannschaft auf der Weide bleiben kann. Die Jungs sind seit Wochen kaum aus dem Sattel gekommen.«

»Weiche mir nicht aus, Smoky, was interessiert mich jetzt, ob ein paar Rinder mehr oder weniger auf unserer Weide stehen. Woran mein Onkel starb, will ich endlich wissen.«

Smoky kaute lange auf seiner Stummelpfeife, bevor er die Antwort herausbrachte: »Eigentlich wollte ich es unserem alten Vormann Hank Norman überlassen, dir diese Geschichte zu erzählen. Da du aber so sehr darauf versessen bist, sie gleich zu hören, will ich’s dir sagen: Dein Onkel hat sein Leben in seinen Stiefeln beschlossen. An einer Kugel in den Rücken ist er gestorben. Oben auf der Nordweide hat man ihn gefunden. Norman meint, dass es nur diese Buschreiter gewesen sein können, die schon monatelang keinen verirrten Kuhschwanz mehr zur Herde zurückkehren lassen.«

Aufgebracht knirschte Ben: »Sie sollen mich kennen lernen, diese Halunken. Ich werde sie finden, und wenn ich sie bis in den hintersten Winkel der Hölle jagen müsste!«

Smoky konnte sich eines breiten Grinsens nicht erwehren. »Schätze, dass du für diesen lobenswerten Vorsatz auch nicht die geringsten Voraussetzungen mitbringst, Sonny. Glaubst du, dass sich diese Banditen mit dem Lecken von Candy-Stangen ernähren? Ich fürchte, dass du selbst dem Dümmsten der raubeinigen Burschen nicht unter die Augen kommen darfst, ohne von ihm durchlöchert zu werden wie meine abgetragenen Schuhsohlen. Hier wirst du mit deinem Harvard-Boxsport nicht weit kommen. Nur dein Colt und deine Schnelligkeit retten dir hier deine Haut. Wie steht es denn damit bei dir?«

Abschätzend ließ Smoky bei diesen Worten seinen Blick über Bens Anzug wandern, und es war leicht, festzustellen, dass dessen städtischer Aufzug nicht seinen Beifall fand.

In zügigem Trab hatte das Gespann inzwischen den Eingang der Stadt erreicht. Es war eine typische Rinderstadt, die sich Bens Blicken bot: Reihen von Holzhäusern, die mit einem hölzernen Gehsteig versehen waren und die ihre Dürftigkeit hinter protzenden Fassaden zu verbergen suchten. Mehrere Saloons, das Marshal-Office, eine Bankniederlassung, ein Mietstall mit dazugehöriger Schmiede und der unvermeidliche General-Store. Eine Stadt, die im Grunde nur von den umliegenden Ranches lebte.

Vor einem der Saloons zügelte Smoky die Pferde. »Schätze, dass ich mir in drei trockenen und staubigen Wochen einen Whisky redlich verdient hatte. Es ist allerhand zusammengekommen in dieser Zeit, was des Runterspülens wert wäre.«

Ächzend setzte er sich in Richtung auf die Pendeltür des Saloons in Bewegung, wohin ihm Ben nur widerwillig folgte.

Die Augen aller Anwesenden richteten sich bei seinem Eintritt auf das ungleiche Paar.

Ohne jedoch seine Umgebung eines Blickes zu würdigen, trat Smoky an die Bar. »Zwei doppelte Whisky, aber schnell, Sam!«, knurrte er den Barkeeper an, der sich beeilte, seinem Wunsch nachzukommen.

Eine höhnische Stimme durchschnitt die Stille, als Smoky und Ben zu ihren Gläsern griffen. »He, Sam, willst du dem Söhnchen wirklich richtigen Whisky geben?«

Smoky wandte sich zu dem Sprecher um und sah einen von jener raubeinigen Sorte, die immer wieder beweisen muss, wie rau und stark sie ist. Der Kerl erhob sich aus dem Kreis eines Rudels, dessen Vormann er zu sein schien, und dabei grinste er voller Vorfreude.

Smoky lehnte sich rücklings mit den Ellenbogen an den Schanktisch, hakte seine Daumen hinter seinen tiefhängenden Revolvergurt und brachte so seine Hände wie unabsichtlich in bedrohliche Nähe seiner beiden fünfundvierziger Colts.

»Scheint ja eine ganz neue Leidenschaft von dir zu sein, Pete Saunders, dich mit Halbwüchsigen zu befassen. Reicht dein Mut nicht mehr, um einen gleichwertigen Gegner anzugehen?«

Mit tückisch funkelnden Augen wandte sich Saunders dem kleinen Weidereiter zu: »Halte du dich raus, Opa, sonst ziehe ich dir zuerst das Fell über die Ohren!«

Diese Worte versetzten den mutigen Kleinen in einen derartigen Zorn, dass er, alle Vorsicht außer Acht lassend, mit einem panthergleichen Satz vorsprang und mit einer Wucht, die keiner diesem kleinen Kerl zugetraut hätte, seinem Gegner die Faust in die Magengrube rammte, dass dieser wie ein Taschenmesser zusammenklappte.

Von einem Geräusch hinter sich gewarnt, wollte Smoky im gleichen Augenblick herumfahren, doch ein Hieb mit dem Pistolenlauf auf seinen Hinterkopf ließ ihn ächzend zusammensinken.

Ben, der dieser blitzschnellen Entwicklung der Dinge gar nicht folgen konnte, sah sich von mehreren Pistolenläufen in Schach gehalten. Betrunkene Rowdies umstanden die Gruppe, eifrig darauf bedacht, sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen.

Der Vormann, inzwischen von dem Schlag wieder erholt, wandte sich nun an Ben: »Du hast für ein buntgefiedertes Greenhorn ein verdammt großspuriges Gehabe an dir, Sonny. Pete Saunders mit bloßen Händen anzugehen, ist schon ausgewachsenen Männern schlecht bekommen. Ich werde dich wohl erst mit unseren freundschaftlichen Umgangsformen bekannt machen müssen.«

Saunders hatte seine Colts gezogen und hielt sie auf Bens Füße gerichtet.

Allen Umstehenden war klar, dass nun das alte Spiel des Tanzens beginnen würde, das schon manchen harten Mann zerbrochen und für sein Leben lang zum Feigling gemacht hatte.

Krachend löste sich der erste Schuss, und die Kugel zersplitterte knapp vor Bens Fußspitzen den Boden.

»Halte durch, Junge.« Diese Worte Smokys, der inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen war und jetzt seiner beiden Colts beraubt und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag, gingen unter im Donner des zweiten Schusses, der Ben einen Absatz wegriss.

Mehrere von Saunders’ Kumpanen hielten nun ebenfalls ihre Revolver auf Bens Füße gerichtet, um sich an der nun folgenden Kanonade zu beteiligen.

Schuss um Schuss zerfetzte die Dielen rund um Bens Füße. Mit kalkweißem Gesicht und unter Anspannung aller Willenskraft kämpfte er gegen die Versuchung, die Füße vom Boden zu heben, um dadurch den Geschossen zu entgehen, die oft glühend seine Zehen und Fersen streiften und ihn mit brennendem Schmerz einer Ohnmacht nahebrachten.

»Schluss damit!«, schrie Sam in das wilde Trommelfeuer hinein. Erstaunt blickten Saunders und seine hemmungslose Mannschaft auf den Barkeeper, der die zwei Läufe einer abgesägten Jagdflinte auf sie gerichtet hatte. Sie waren erfahren genug, um die furchtbare Wirkung einer solchen Waffe auf diese kurze Distanz abschätzen zu können.

Langsam steckte Pete Saunders seine Colts in die Halfter, und die anderen folgten seinem Beispiel.

»Was soll das heißen, Sam?«, fragte er mit lauerndem Gesichtsausdruck den Barkeeper. »Man wird sich doch wohl noch einen Scherz erlauben dürfen?«

»Einen Scherz nennst du das, was ihr mit dem Jungen angestellt habt? Sieh dir seine Füße doch genau an, du verdammter Buschklepper. Hinaus mit euch Bande!« Ein nicht misszuverstehender Wink mit dem Gewehr verlieh seiner Aufforderung den erforderlichen Nachdruck.

Langsam rückwärtsgehend, bewegte sich Saunders auf die Tür zu. »Ich glaube, dass du an diesen Augenblick noch einmal denken wirst, Sam.«

Murrend verließ schließlich auch der letzte Mann den Saloon, und das Getrappel von Pferdehufen verkündete den Wegritt der Horden.

Der langsam in sich zusammensackende Ben wurde von den hilfsbereiten Armen Smokys aufgefangen. Blut quoll aus seinen Schuhen.

Mühsam auf Smokys und Sams Schultern gestützt, schleppte er sich zum Wagen.

Erst weit draußen vor der Stadt ließ Smoky die Pferde aus ihrem vollen Lauf in einen gemächlichen Trab fallen.

»Wer waren diese Schufte?« Nur mühsam entrangen sich Bens Mund diese Worte.

»Pete Saunders und seine Banditen von der Brook-Ranch«, antwortete Smoky einsilbig. Dies blieb für lange Zeit die einzige Unterhaltung.

In gleichmäßigem Trab zogen die Pferde den leichten Wagen die nur an zwei Fahrspuren erkennbare Straße entlang, die in weiten Windungen durch fruchtbares Weideland führte.

Die fernen Gipfel der Sunrise-Mountains, in denen der Blackwater-Creek seinen Ursprung nahm, glänzten im Schein der untergehenden Sonne.

Die Aufmerksamkeit Smokys wurde plötzlich durch zwei Reiter erregt, die sich in vollem Galopp der Straße näherten. Auch Ben hatte sie inzwischen bemerkt, und unweit der Straßenfurt durch den Creek trafen sie mit ihnen zusammen.

Jetzt erkannte Ben in dem einen Reiter ein Mädchen von außergewöhnlichem Liebreiz. Der in ihrem Nacken hängende dunkle Sombrero verlieh ihrem ebenmäßigen Gesicht einen Hintergrund, der die Farben ihrer windzerzausten Locken und ihrer vom raschen Reiten geröteten Wangen noch lebhafter erscheinen ließ.

»Irre ich mich in der Annahme, in Ihnen den neuen Herrn der Snake-Ranch vor mir zu sehen?«, richtete das Mädchen das Wort an die Wageninsassen.

»Ich bin Barbara Brook von der Brook-Ranch, und das ist mein Bruder Buster«, fuhr sie fort.

Kein Peitschenschlag hätte Ben schlimmer treffen können als diese Worte des Mädchens.

Smoky enthob ihn einer Antwort, indem er das Mädchen und seinen Begleiter anfuhr: »Das können Sie sich samt Ihrem feinen Bruder gesagt sein lassen, Miss, sollte einer von Ihnen oder Ihrer schurkischen Mannschaft sich einmal auf der Weide der Snake-Ranch blicken lassen, so werde ich dafür sorgen, dass ihm die Haut in Streifen vom Leibe gezogen wird. Sehen Sie sich die Füße dieses Jungen an, und richten Sie Ihrem sauberen Vormann aus, dass ich ihm die Rechnung für diese Heldentat eines Tages präsentieren werde.«

Schaudernd betrachtete das Mädchen die zerfetzten und blutverkrusteten Schuhe Bens. Bevor sie aber noch Zeit zu einer Frage fand, hatte Smoky schon den Pferden die Peitsche gegeben und schoss mit dem Wagen durch das aufspritzende Wasser der Furt, die an dieser Stelle die Weidegrenze der Snake-Ranch bildete.

»Well, Boss«, wandte sich Smoky nach einer Weile an Ben, »hier befindest du dich auf deinem eigenen Boden. Ich befürchte, dass wir bald darum kämpfen müssen. Bis dahin müssen wir aus dir einen Mann gemacht haben, der um seine Weide kämpfen kann. Nach dem, was ich heute gesehen habe, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn uns das nicht gelingen sollte.«

Mit müdem Lächeln quittierte Ben die Worte Smokys. Wer dem Revolverfeuer einer ganzen Horde standhielt, ohne seine Füße auch nur einen Zoll vom Boden zu heben, der würde auch nachträglich nicht mehr die Nerven verlieren.

Im scheidenden Licht des Tages erreichten sie die Snake-Ranch, deren Gebäude im Dämmerlicht wie eine breit in den Talgrund geduckte Raubkatze erschien, deren Augen, zwei erleuchtete Fenster, in der Dunkelheit glühten.

Durch den Hufschlag aufmerksam gemacht, erschienen zwei Gestalten auf der dem Ranchhaus vorgelagerten Veranda. Es waren der Vormann, Hank Norman, breitschultrig und wuchtig, ein Bild der Zuverlässigkeit, und Glen Lester, hager und sehnig, an seiner schleppenden Sprechweise sofort als Texaner zu erkennen.

»Kein besonders freudiger Anlass für die Heimkehr unseres jungen Bosses.«

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machten sich beide auf einen Wink Smokys daran, Ben mit einem schweigenden Blick auf dessen blutgetränkte Schuhe aus dem Wagen zu heben.

☆☆☆

Bei ihrem Eintreffen auf der Doppel-B-Ranch wurden Barbara und Buster Brook von dem Vormann Pete Saunders empfangen.

»Ich glaube nicht, dass eure eigenmächtigen Ausflüge den Beifall des Chefs finden werden«, sagte er.

Während Barbara hocherhobenen Hauptes an Saunders vorbei ins Haus trat, blieb Buster Brook bei diesem stehen und brachte stockend hervor: »Welchen Grund sollte dein großer, unbekannter Chef haben, uns hier auf der Ranch eingesperrt zu halten? Allein der Umstand, dass er im Besitz aller meiner Schuldscheine ist und ich ihm erst im Herbst sein Geld geben kann, gibt ihm noch lange nicht das Recht, meine und Barbaras persönliche Freiheit anzutasten.«

»Du hättest dir das alles überlegen sollen, mein Bester. Heute ist es dazu zu spät, oder solltest du vergessen haben, wer der Herr auf dieser Ranch ist?«

Buster sank bei diesen Worten in sich zusammen, sein Widerstand war gebrochen. Langsam ging er an Saunders vorbei ins Haus und trat kurze Zeit später in das Zimmer seiner Schwester.

»Armer Buster! Hat er dich wieder gequält? Woher nimmt dieser Mensch das Recht, dich so zu behandeln?«

»Ich glaube, ich werde dir endlich reinen Wein einschenken müssen, Barbara. Die Verhältnisse auf unserer Ranch haben sich viel stärker verändert, als du annimmst.

Kurz nach Vaters Tod fing es an. Das Bewusstsein, ein reicher Rancher zu sein, ist mir damals nicht bekommen. Um mir selbst zu beweisen, dass ich ein ganzer Mann war, habe ich mehr Nächte am Pokertisch verbracht, als mir guttat.

Zunächst hielten sich meine Verluste im Rahmen, aber in der Nacht, in der der Marshal mich nach Hause brachte, stiegen meine Verluste ins Unermessliche. Wir spielten ohne Limit, und ich hatte schon viel zu viel getrunken. Ich hatte jeden Begriff für die Höhe der auf dem Spiel stehenden Beträge verloren. Mein Bargeld war schon längst zur Neige gegangen, und ich unterschrieb einen Schuldschein nach dem anderen. Ich versuchte mit allen Mitteln, meinen Verlust wettzumachen, aber immer wieder hatten die anderen das bessere Blatt. An den letzten Teil der Nacht habe ich jede Erinnerung verloren. Ich weiß nur noch, dass mich in der Morgendämmerung der Marshal nach Hause brachte.

Als dann Tage später Pete Saunders mir alle meine Schuldscheine präsentierte, stellte ich fest, dass die Höhe meiner Schuldsumme den Wert unseres ganzen Viehbestandes überstieg. Im Auftrag seines unbekannten Chefs teilte mir Saunders mit, dass ich nur dann mit einem Zahlungsaufschub rechnen könnte, wenn ihm die Leitung der Doppel-B-Ranch übertragen würde. Du weißt selbst, wie schnell Saunders danach unsere alte Mannschaft durch seine Bande von Revolverschwingern ersetzt hat.«

»Warum hast du mir das alles nicht schon zuvor gesagt, Buster? Wir hätten längst auf und davon gehen können, um anderswo neu anzufangen. Du weißt doch genau, dass ich dich niemals im Stich gelassen hätte.«

»Ich habe mich wie ein Lump benommen, Barbara. Leider, es war nicht nur mein Erbteil, sondern auch das deinige, das ich in meiner Haltlosigkeit an diese Halunken verspielt habe. Glaube mir, nicht die Furcht vor einer unsicheren Zukunft ist es, die mich hier noch hält. Nein, ich will die einzige mir verbleibende Chance, unsere Ranch doch noch zu retten, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Im Herbst ist meine Gelegenheit da. Der Viehverkauf wird mir so viel einbringen, dass ich dem größten Teil meiner Verpflichtungen nachkommen kann. Dann werde ich diese Strauchdiebe endlich zum Teufel jagen.«

☆☆☆

Einige Tage nach seiner Ankunft auf der Ranch hatte sich der Zustand Bens so weit gebessert, dass er die ersten Gehversuche unternehmen konnte. Humpelnd trat er auf die Veranda, von Smoky spöttisch begrüßt:

»Take it easy, boy – nimm es nicht tragisch, Junge. Wenn wir die ersten paar Tage im Sattel gewesen sein werden, wird dein Sitzfleisch genauso aussehen wie jetzt deine Füße. Ab heute beginnt der Ernst des Lebens. Oder willst du für ewig ein Greenhorn bleiben?«

Ben wurde zum Korral geschleift und hatte ein Cow-Pony unter dem Sattel, bevor er noch recht zur Besinnung kam.

Mit todernstem Gesicht hatte Glen Lester, der auf dem obersten Balken der Fenz hockte, alles mitangesehen, obgleich er sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Er wandte sich in seiner lässigen Art an Smoky: