H. C. Hollister 96 - H.C. Hollister - E-Book

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H. C. Hollister

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Beschreibung

Mit einer Treibherde von achthundert Longhorns zieht Clay Harding in das gewaltige Elk Basin, um die Spearhead-Ranch zu übernehmen, die er bisher nur aus den Berichten eines Landagenten kennt. Doch schon kurz nach seinem Eintreffen in der kleinen Rinderstadt Shoshone wird er zum ersten Mal gewarnt - vor Jason Donegal, der sich hier ein Weidereich erobert und ebenfalls ein Auge auf die herrenlose Spearhead-Ranch geworfen hat, sowie vor den Vigilanten, die sich prahlerisch die "Gerechten" nennen.
Wenig später erfährt Clay Harding dann auch, welches Ende diese Vigilanten dem vorherigen Besitzer der Ranch bereitet haben. Es fällt ihm schwer, sich hier auf Anhieb zurechtzufinden. Welche Ziele verfolgen ein ehemaliger Kartenhai, der Clay vom Kauf der Ranch abhalten will, und die Erbin der Spearhead-Ranch, die jetzt als Sängerin auftritt und anscheinend vor keinem Mittel zurückschreckt, um einen harten Kämpfer als Käufer für die Ranch zu gewinnen? Wie unkompliziert ist demgegenüber doch Jason Donegal, der große Mann dieses Beckens. Obgleich Clay vom ersten Augenblick an seine Gegnerschaft spürt, ist es für ihn beinahe wohltuend, endlich auf einen Mann zu stoßen, der offenbar keine Hintergedanken hegt ...


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Inhalt

Cover

VIGILANTEN IM ELK BASIN

Vorschau

Impressum

VIGILANTEN IM ELK BASIN

Mit einer Treibherde von achthundert Longhorns zieht Clay Harding in das gewaltige Elk Basin, um die Spearhead-Ranch zu übernehmen, die er bisher nur aus den Berichten eines Landagenten kennt. Doch schon kurz nach seinem Eintreffen in der kleinen Rinderstadt Shoshone wird er zum ersten Mal gewarnt – vor Jason Donegal, der sich hier ein Weidereich erobert und ebenfalls ein Auge auf die herrenlose Spearhead-Ranch geworfen hat, sowie vor den Vigilanten, die sich prahlerisch die »Gerechten« nennen.

Wenig später erfährt Clay Harding dann auch, welches Ende diese Vigilanten dem vorherigen Besitzer der Ranch bereitet haben. Es fällt ihm schwer, sich hier auf Anhieb zurechtzufinden. Welche Ziele verfolgen ein ehemaliger Kartenhai, der Clay vom Kauf der Ranch abhalten will, und die Erbin der Spearhead-Ranch, die jetzt als Sängerin auftritt und anscheinend vor keinem Mittel zurückschreckt, um einen harten Kämpfer als Käufer für die Ranch zu gewinnen? Wie unkompliziert ist demgegenüber doch Jason Donegal, der große Mann dieses Beckens. Obgleich Clay vom ersten Augenblick an seine Gegnerschaft spürt, ist es für ihn beinahe wohltuend, endlich auf einen Mann zu stoßen, der offenbar keine Hintergedanken hegt ...

Es ist ein hässlicher, struppiger Schecke, auf dem Clay Harding nach Shoshone hineinreitet. Dass Pferde im Stehen schlafen können, ist allgemein bekannt. Bei diesem knochigen Gaul jedoch möchte man annehmen, dass er das Kunststück beherrscht, sogar während seines gleichmäßigen Trotts zu dösen.

Kein Wunder also, dass dieser Clay Harding mit seinen langgeschnallten Bügeln und seiner eingesunkenen Haltung keinen imposanten Anblick bietet. An seinen Schläfen schimmert es silbrig auf, wenn er durch die Lichtbahnen auf der Hauptstraße von Shoshone reitet – nicht leicht zu entscheiden, ob dieses Haar noch blond oder schon grau ist. Clay Harding ist ein großer, kräftiger Mann. Seine schlotternde Segeltuchjacke lässt ihn hagerer erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Der Staub eines langen Treibens rieselt aus seiner Kleidung und klebt sogar in den scharfen Linien seines lederhäutigen Gesichts, sodass man ihn älter als siebenunddreißig Jahre schätzt.

Vor dem Hotel schwenkt Clay an den Holm und rutscht steifbeinig aus dem Sattel. Pferd und Reiter sind nach acht Stunden Arbeit bei einer Treibherde und dem einstündigen Ritt vom Herdencamp zur Stadt ziemlich erschöpft.

Clay lässt die geteilten Zügel Geronimos einfach zu Boden fallen, ohne sie um den Haltebalken zu schlingen. Der Schecke steht dennoch wie angewurzelt und regt sich nicht von der Stelle.

Clay Harding klopft mit Hilfe seines verbeulten grauen Hutes den Staub aus der Kleidung. Dann tritt er in die Halle des Hotels, dessen Besitzer Larry Nightingale ist, wie das große Schild an der Fassade aussagt.

Ein Mann mit erschreckend abstehenden Ohren rekelt sich hinter dem Pult der Rezeption und studiert einen uralten, bebilderten Katalog. Clay Hardings Eintritt hat er gar nicht bemerkt.

Erst als Clays Schatten über das Pult fällt, schrickt der Mann dahinter auf. Hastig schiebt er seine Lektüre unter das Pult und zeigt ein verlegenes Grinsen.

»Guten Abend, Sir! Brauchen Sie ein Zimmer?«

»Ich bin mit einer gewissen Mrs. Pamela Young verabredet«, sagt Clay ruhig. »Wohnt sie bei Ihnen, Mister?«

»Miss Pamela Young«, erwidert der Hoteldiener betont. »Sie haben recht, Sir. Vor einer halben Stunde ist sie auf ihr Zimmer gegangen.«

»Ich habe mich verspätet. Könnten Sie ihr Nachricht geben, dass ich angekommen bin? Harding ist mein Name – Clay Harding.«

»Ich bin Miles, Mr. Harding«, stellt sich auch der Hoteldiener vor. »Wenn ich einen Vorschlag machen darf, dann warten Sie doch drüben im Wintergarten hinter dem Restaurant. Bestimmt wird Miss Young gleich zum Essen herunterkommen.«

»Gut, Miles«, nickt Clay. »Aber geben Sie ihr trotzdem Bescheid. Ich möchte noch vor Mitternacht wieder zu meiner Herde hinaus.«

Anschließend geht er wortlos zum Restaurant, dessen Eingang von zwei Topfpalmen flankiert wird, und lässt sich in einem Sessel hinter einem größeren Windfang auf dessen Rückseite nieder. Mit ruhiger Selbstsicherheit stopft Clay sich eine Pfeife, legt seinen Hut auf den Boden und lehnt sich zurück.

Fünf Minuten verstreichen. Dann steht plötzlich ein Mann im Türrahmen – selbstbewusst, die dunkelbraune Samtjacke zurückgeschlagen und die Daumen in die Westentaschen gehakt. Sein schmales Gesicht zeigt einen verwegenen Ausdruck und seine Lippen sind in einem geringschätzigen Lächeln aufgeworfen.

»Mr. Harding?«, sagt der schlanke Mann im Samtjackett. »Miles hat Miss Young Bescheid gegeben. Sie wird gleich hier sein. Bei einer Lady muss man sich immer ein bisschen in Geduld fassen.«

Die Betonung des Wortes »Lady« lässt Clay aufhorchen.

»Danke«, erwidert er einsilbig.

Doch so leicht ist der andere offenbar nicht abzuschütteln. Er geht zum Tisch, lehnt sich gegen die Kante und verschränkt die Arme. So schaut er Clay Harding an und murmelt gedehnt:

»Miles sagte mir, dass Sie mit einer Herde hergekommen seien, Mr. Harding. Wenn ich Ihnen mit meiner Neugier nicht auf die Nerven falle, dann ...«

»Doch«, fällt Clay ihm ins Wort.

Fragend verzieht der andere das Gesicht.

»Bitte?«

»Doch«, wiederholt Clay Harding trocken. »Neugier geht mir immer auf die Nerven, insbesondere, wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe, Mister.«

Der Mann beginnt glucksend zu lachen, bis dieses Lachen in einem Hüsteln erstickt.

»Und ich schätze Leute, die offen auf ihr Ziel losgehen und ihre Meinung sagen«, erklärt er grinsend. »Also – ich bin Larry Nightingale. Mir gehört dies Hotel, und gewisse Leute behaupten von mir, ich sei der größte Sünder dieser Stadt.«

Die scheinbare Offenheit vermag an Clays Zurückhaltung nichts zu ändern.

Larry Nightingale schüttelt leicht den Kopf, fragt dann aber doch wieder: »Spaß beiseite, Harding. Ich habe nicht nur aus Neugier gefragt. Wenn hier ein Mann mit einer Rinderherde auftaucht und sich nach Pamela Young erkundigt, dann habe ich dafür nur eine Erklärung.«

»Und zwar?«

»Sie sind an der Spearhead-Ranch interessiert«, erwidert Nightingale schleppend. »Warum sonst würden Sie eine Herde hierher ins Elk Basin bringen. Denn hinter der Shoshone Range und den Owl Mountains ist die Welt zu Ende. Keinem vernünftigen Menschen würde es einfallen, Rinder in das Banditenland am Yellowstone zu treiben. Und weiter im Norden wäre erst recht nichts anzufangen. In Montana schlägt die Armee sich noch immer mit den Dakotas und Cheyennes herum.«

»Sind Sie auch sicher, dass Sie nichts außer Acht gelassen haben, Nightingale?«, erkundigt sich Clay Harding spöttelnd.

»Absolut«, versetzt der andere ernsthaft. »Ich erkenne einen Narren, wenn ich ihn vor mir sehe.«

Langsam stemmt sich Clay aus dem Sessel empor und tippt dem Mann mit dem Mundstück seiner Pfeife vor die Brust.

»Ich vermute, dass Sie keine beleidigende Absicht verfolgen, Mister. Somit kann es also nur eine Warnung sein.«

»Sie wissen nicht, welches Ende Buster Young genommen hat?«

»Der frühere Besitzer der Spearhead-Ranch?«

Larry Nightingale nickt düster. »Es war Pamela Youngs jüngerer Bruder. Ein ziemlich wilder und leichtsinniger Bursche.«

»Soll das heißen, dass er mit dem langen Lasso und einem sorglosen Brenneisen gearbeitet hat?«, fragt Clay nachdenklich.

Zögernd hebt der Hotelbesitzer die Schultern.

»Ich weiß es nicht. Kein Mensch weiß es. Außer den ›Gerechten‹ vielleicht. Denn sie sind es gewesen, die ihm die Schlinge um den Hals gelegt haben, und bisher gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie jemals einen Unschuldigen bedrängt hätten.«

»Schön, und wer sind diese ›Gerechten‹?«

Nightingale legt den Zeigefinger über die Lippen.

»Danach fragt man nicht, und schon gar nicht so laut, mein Freund. Tatsache bleibt, dass seit dem Tod von Buster Young die Spearhead-Ranch als Rustlerranch verschrien ist. Haben Sie das gewusst?«

»Nein«, erwidert Clay rau. »Das hat mir der Agent aus Cheyenne nicht verraten.«

»Ich habe es mir gedacht. Dann stehen Sie also jetzt vor der Frage, ob Sie ...« Er verstummt und blickt über Clay Hardings Schulter hinweg. Und gleich darauf meldet sich hinter Clays Rücken eine kehlige Altstimme:

»Vor welcher Frage steht er, Larry? Warum sprichst du nicht weiter?«

»Nichts«, entgegnet Larry Nightingale verschlossen. »Jetzt habe ich den Faden verloren. – Ich möchte dir Mr. Clay Harding vorstellen, Pam. – Harding, dies ist Miss Pamela Young.«

Längst hat Clay sich der Frau zugewandt und muss sich zusammennehmen, um seine Überraschung nicht offenkundig werden zu lassen. Pamela Young ist kein Mädchen mehr. Bitterkeit und Sarkasmus prägen ihre herben Züge, die trotzdem eines gewissen Reizes nicht entbehren. Clay schätzt sie auf etwa dreißig Jahre. So sieht eine Frau aus, der das Leben nichts geschenkt hat, die ihre Lektionen hinnehmen musste und dennoch nicht daran zerbrochen ist.

»Ich bitte um Entschuldigung, Madam«, murmelt er mit leichter Betretenheit. »Leider habe ich mich etwas verspätet.«

»Und ich hatte nicht erwartet, dass Sie mit Ihrer Herde so pünktlich wie die Überlandpost hier eintreffen würden, Clay Harding«, entgegnet die Frau gelassen. »Aber nennen Sie mich um Himmels willen nicht ›Madam‹. Ich komme mir dann so entsetzlich würdig vor, wissen Sie. In meinem Alter wird man bei diesem Punkt langsam empfindlich.«

»Dazu sehe ich allerdings noch keinen Grund, Miss Young«, ringt sich Clay ein Kompliment ab.

Pamela Young zieht die Brauen empor. »Sie scheinen ein Gentleman zu sein, Mr. Harding. Leider ist dieser Typ hier selten anzutreffen.«

»Mit Speck fängt man Mäuse«, sagt Larry Nightingale grinsend. »Wenn Sie jetzt zuschnappen, Harding, dann sitzen Sie schon am Haken fest. Bisher bin ich noch keiner Frau begegnet, die es besser als Pam verstanden hätte, einen Mann aufs Glatteis zu führen.«

»Hören Sie nicht auf ihn, Clay Harding«, faucht Pamela Young. »Es hat ihm schon von jeher Vergnügen bereitet, andere Leute in Verlegenheit zu bringen. Deshalb sage ich es Ihnen lieber gleich, ehe er es Ihnen steckt: Ich bin nicht gerade das, was man als eine ehrbare Lady bezeichnet. Bis vor wenigen Monaten war ich eine Art Barsängerin in den Minencamps von Colorado. Eine Goldgräberin, wenn Sie so wollen.«

Clay hat sich nach seinem Hut gebückt und die Pfeife in die Rocktasche geschoben.

»Falls Sie auf meine Meinung überhaupt Wert legen sollten, Miss Young«, murmelt er zögernd, »ich habe mich noch nie um das Urteil der anderen gekümmert und mir immer meine eigene Ansicht gebildet. Allerdings hatte ich nach den Worten des Landagenten vermutet, hier eine Witwe anzutreffen.«

»Dann ist dem Makler ein Irrtum unterlaufen. Buster Young war nicht mein Mann, sondern mein jüngerer Bruder. Ich habe ihn vor einigen Monaten beerbt. Und ich will die Ranch verkaufen, da ich als Frau wahrscheinlich keine Leute gefunden hätte, um die Ranch weiterzuführen.«

Larry Nightingale verhält sich jetzt völlig ruhig. Gerade darum misst ihn der Herdenboss mit einem raschen Blick und stellt fest, dass der andere unmerklich die Mundwinkel herabzieht, und daraus kann Clay unschwer schließen, wie fadenscheinig die Begründung der Frau erscheint.

»Und das ist alles?«, fragt er.

Doch mit ihrem weiblichen Instinkt hat Pamela Young seine Zweifel bereits erfasst und begeht nicht den Fehler, diese Frage zu bejahen.

»Natürlich nicht«, sagt sie kehlig. »Da ist noch etwas ...«

»Sie meinen den Tod Ihres Bruders?«

»Yeah. Vermutlich hat Larry Nightingale Ihnen schon davon erzählt, nicht wahr?«

»Allerdings. Doch ich frage mich, weshalb er das getan hat.«

»Vermutlich will er verhindern, dass ich die Ranch so schnell loswerde und dann aus dem Elk Basin verschwinde«, gibt Pamela Young mit geschürzten Lippen zurück. »Ich trete auch hier bei ihm als Sängerin auf und bezahle auf diese Weise meine Hotelrechnung. – Und er macht natürlich ein ausgezeichnetes Geschäft dabei.«

Schon längst ist Clay aufgefallen, dass Pamela Young bereits für ihren Auftritt im Saloon gekleidet ist. Doch dies registriert er nur am Rande. Ihm kommt es so vor, als ob hier ausschließlich um den heißen Brei herumgeredet würde, und diese Vermutung spricht er auch offen aus, als er sich dem Hotelbesitzer zuwendet:

»Ist diese Begründung nicht ein bisschen dünn, Mister?«

Larry Nightingale grinst. Mit einer schlanken, geschmeidigen Spielerhand wischt er ein eingebildetes Stäubchen vom Ärmel seines Samtjacketts.

»Vielleicht«, weicht er ohne jede Verlegenheit aus. »Aber man braucht ja nicht immer gleich seine Karten auf den Tisch zu legen, nicht wahr?«

»Für mich ist es jetzt zum Essen ohnehin zu spät«, sagt Pamela. »Ich werde bis nach dem Auftritt warten. Und wenn Sie etwas essen möchten, dann können Sie das ebenso gut drüben im Saloon, Mr. Harding. Gehen wir also hinüber?«

»Einverstanden!«

»Ich komme mit«, verkündet Nightingale und öffnet die Tür.

In der Haltung einer Königin schreitet Pamela Young hindurch und streift ihren Umhang ab. Nur für Sekunden wird der Stimmenlärm deutlicher, um sofort abzuebben, als die Frau die schwere Samtportiere zur Seite schiebt. Ein langgezogenes »Aaah!«, geht dann durch den Raum. Ein anerkennender Piff hat Gelächter zur Folge, und dann wird vereinzeltes Händeklatschen laut.

Clay Harding, der den Abschluss bildet, kann die Szene in allen Einzelheiten verfolgen. Beinahe achtlos lässt dann Pamela ihren Umhang über Larry Nightingales Arm fallen und dankt mit einer Handbewegung für den ersten Applaus. Zweifellos stellt sie für diese kleine Rinderstadt eine besondere Attraktion dar.

Clay bemerkt, wie Larry Nightingale einen Blick mit einem hageren rothaarigen Burschen wechselt, der scheinbar beschäftigungslos am Ende der Bar steht. Die wortlose Verständigung zwischen den beiden scheint zu funktionieren, denn sofort wendet der Hotelbesitzer den Kopf nach rechts. Als Clay dieser Blickrichtung folgt, sieht auch er die zwei Männer an einem Tisch in der Ecke. Einer von ihnen ist hochgewachsen und starkknochig wie ein junger Büffel, und sein Bürstenhaarschnitt lässt sein breitflächiges und kaltes Gesicht noch kantiger erscheinen. Neben dem Hünen, dessen Alter nur schwer zu schätzen ist, wirkt der zweite, erschreckend dürre Mann an dem Tisch geradezu farblos und unbedeutend. Die Enden seines Schnurrbarts hängen trübselig über die Mundwinkel herab.

»Yeah«, sagt plötzlich die gedämpfte Stimme Nightingales, »wenn Sie schon so verrückt sind, die Spearhead-Ranch zu kaufen, dann sollten Sie sich die beiden Männer merken. Der große kräftige Bursche ist Jason Donegal. Vor ein paar Jahren war er noch ein Fünfzig-Cent-Rancher wie viele andere in diesem Becken. Heute ist er der Besitzer der großmächtigen Shamrock-Ranch und wirft einen mächtig langen Schatten.«

»Und der andere?«

»Washington Crain ist sein Leibwächter«, erklärt der Hotelbesitzer bissig. »Man sagt ihm nach, dass er mit seinem Colt zaubern kann. Nicht dass Jason Donegal unbedingt einen Leibwächter nötig hätte. Aber anscheinend glaubt er es seiner Stellung als mächtiger Bursche schuldig zu sein, dass er sich mit solchen Kreaturen umgibt. Ein ziemlich ungemütlicher Mann, dieser Jason Donegal. Und er hat mehr als ein Auge auf die Spearhead-Ranch geworfen.«

»Nur auf die Ranch?«, fragt Clay trocken.

Larry Nightingale begreift den Sinn der Frage, als er bemerkt, dass Jason Donegals Blicke die Sängerin nicht mehr loslassen.

»Sie beobachten ziemlich scharf, Harding«, erwidert er mit achtungsvollem Nicken. »Aber Sie haben recht – nicht nur auf die Ranch ...«

»Und warum verhandelt sie dann nicht mit ihm über einen Verkauf?«

Der Hotelbesitzer hebt die Schultern.

»Wer weiß? Vielleicht traut sie Jason Donegal nicht zu, dass er den Preis zahlen würde, den sie aus einem ortsfremden Narren herauszuschlagen hofft.«

»Haben Sie einen besonderen Anlass, mir unaufhörlich zu schmeicheln, Mister?«

Wieder einmal zeigt Larry Nightingale sein verwegenes Grinsen, in dem seine ganze Spielernatur zum Ausdruck kommt.

»Ich bin sicher, dass Sie die Wahrheit schlucken können, Harding.«

»Tatsächlich? Und dabei überlege ich schon die ganze Zeit, ob ich in dieser Stadt bisher überhaupt ein wahres Wort gehört habe. – Meinetwegen können Sie Ihr Spiel ruhig weiterführen. Sobald ich Ihren Einsatz kenne, werde ich auch ohne Sie herausfinden, welchen Topf Sie einstreichen wollen. – Übrigens kennen Sie Pamela Young schon lange?«

Dem Hotelbesitzer scheint der Wechsel des Themas nicht ungelegen zu kommen.

»Ich kenne sie von Cherry Creek in Colorado«, erwidert er. »Es liegt sieben oder acht Jahre zurück, Anfang des Krieges also. Damals hatte sie wohl gerade eine schlimme Enttäuschung hinter sich.«

»Und Sie, Nightingale?«

»Ich war damals ein kleiner Kartenhai und erlebte als Anfänger jeden Tag neue Enttäuschungen.«

»Sie brechen mir das Herz. Haben Sie es wenigstens überlebt?«

»Nein«, versetzt Larry Nightingale grimmig. »Der Bursche, der ich damals war, ist daran gestorben. Was übrig blieb, sehen Sie jetzt vor sich.«

»Eine ziemlich harte Nummer, wie?«

»Ein weiser Mann von tausend Jahren. Was man nicht ändern kann, das muss man ertragen. Als ich das begriffen hatte, ging es mir besser.«