H. C. Hollister 104 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 104 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Warren Codys Vater, der Indianeragent und Freund der Arapahoes, ist tot. Er selbst sitzt auf einer Ranch am Rande des Beckens und ist damit beschäftigt, seine C-im-Quadrat-Ranch durch alle Schwierigkeiten und Klippen des Rindergeschäfts hindurchzusteuern. Aber plötzlich leben die alten Probleme wieder auf. Die Schwierigkeiten kommen aus einer ganz anderen Richtung, als Warren Cody sie erwartet hatte. Es sieht ganz so aus, als solle der alte Hass wieder aufflackern und das Wind-River-Becken in eine Hölle entfesselter Leidenschaften verwandeln. Vergebens kämpft Warren Cody gegen tief verwurzelte Vorurteile. Seine Nachbarn und Freunde verstehen ihn nicht. Zu sehr stehen sie im Bann des teuflischen Spiels, das Cedrick Gannon systematisch in Gang bringt.
Ein Weidereiter der C-im-Quadrat wird hinterhältig getötet. Er wird ein Opfer seiner Pflichterfüllung, als er den dunklen Machenschaften Cedrick Gannons auf die Spur zu kommen droht. Nur von einem verwegenen Satteltramp und Wildpferdjäger unterstützt, nimmt Warren Cody den aussichtslosen Kampf auf ...


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Inhalt

Cover

C-IM-QUADRAT

Vorschau

Impressum

C-IM-QUADRAT

Warren Codys Vater, der Indianeragent und Freund der Arapahoes, ist tot. Er selbst sitzt auf einer Ranch am Rande des Beckens und ist damit beschäftigt, seine C-im-Quadrat-Ranch durch alle Schwierigkeiten und Klippen des Rindergeschäfts hindurchzusteuern. Aber plötzlich leben die alten Probleme wieder auf. Die Schwierigkeiten kommen aus einer ganz anderen Richtung, als Warren Cody sie erwartet hatte. Es sieht ganz so aus, als solle der alte Hass wieder aufflackern und das Wind-River-Becken in eine Hölle entfesselter Leidenschaften verwandeln. Vergebens kämpft Warren Cody gegen tief verwurzelte Vorur‍teile. Seine Nachbarn und Freunde verstehen ihn nicht. Zu sehr stehen sie im Bann des teuflischen Spiels, das Ced‍rick Gannon systematisch in Gang bringt.

Ein Weidereiter der C-im-Quadrat wird hinterhältig getötet. Er wird ein Opfer seiner Pflichterfüllung, als er den dunklen Machenschaften Cedrick Gannons auf die Spur zu kommen droht. Nur von einem verwegenen Satteltramp und Wildpferdjäger unterstützt, nimmt Warren Cody den aussichtslosen Kampf auf ...

Warren Cody sitzt zusammengesunken im Sattel, die Bügel lang geschnallt und den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt. Doch trotz dieser scheinbar völlig erschlafften Haltung passt er sich jedem Schritt seines Silberfalben an. Er wirkt bedächtig und beherrscht in seiner ganzen Art, aber wer Warren Cody näher kennt, der weiß, dass ihm auch eine gewisse Zähigkeit innewohnt, die unvermutet in flammenden Zorn umschlagen kann. Von der Gestalt her ähnelt er seinem Begleiter auf verblüffende Weise, wenn auch Steve McCormick in seiner zähledernen Hagerkeit mehr einen falkenhaften Typ verkörpert und zudem einen rostfarbenen Haarschopf trägt, wie er häufig bei Iren vorzufinden ist.

»Hier«, sagt Warren Cody plötzlich und bringt seinen Silberfalben zum Stehen, »hier ungefähr müssen wir mit dem Zaun anfangen. Er muss fast eine Meile lang sein und auf der anderen Seite ein gutes Stück in den Wald hineinreichen, sonst gibt es bestimmt Kühe, die um das Ende herumwandern und doch an den Absturz gelangen. Was hältst du davon?«

Sie befinden sich auf einer großen Bergterrasse, die sich nach Norden hin sanft zum Wind-River-Becken neigt.

»Ich meine«, erwidert Steve McCormick, »du könntest einige hundert Yards Drahtzaun sparen, wenn du dich mit Claire Newman einigen würdest. Hinter der Quelle beginnt doch ihre Weide, nicht wahr?«

»Hör auf damit, Steve«, versetzt Warren Cody scharf. »Eher gebe ich hundert Dollar mehr für diesen Zaun aus, als ihr das Gefühl zu gönnen, dass ich zu Kreuze krieche.«

»Junge, das muss aber ein heftiger Krach zwischen euch gewesen sein.«

»Im Gegenteil«, sagt Warren Cody rau, »es ging furchtbar höflich zu. Gerade daran hätte sie erkennen können, wie ich ihr privates Picknick mit Cedrick Gannon beurteilt habe.«

»Was ist denn dabei? Sie wird dich für altmodisch halten, dass du dich so darüber aufregst.«

»Vielleicht bin ich das sogar. Und dann soll sie mich halten, wofür sie will.«

»Und wie wäre es, wenn du mit ihrem Vormann, Frank Billings, über den Zaun verhandeltest, anstatt dich an sie selbst zu wenden?«

»Dann«, fällt ihm Warren ins Wort, »würde sie meinen, dass ich mich auf Umwegen an sie heranpirschen will. Und das will ich erst recht vermeiden.«

Der Wildpferdjäger gibt keine Antwort, sondern blickt zum entfernten Waldrand hinüber.

»Besuch«, sagt er trocken, »aus dem Basin. Matter Bär, wenn ich nicht irre.«

Auf der offenen Terrasse treibt der Indianer sein geschecktes Pferd noch einmal in Galopp und kommt schnell heran. Er ist nur mittelgroß und für einen Arapahoe außerordentlich korpulent, um nicht zu sagen fett. Innerhalb des Stamms ist Matter Bär als träge und als besonderes Pumpgenie bekannt.

»Ich nehme jede Wette an«, sagt Steve McCormick grinsend, »dass dieser Pinot-Mustang ihm nicht gehört, sondern dass er ihn sich nur geliehen hat. Hältst du dagegen, Warren?«

»Lieber nicht«, versetzt Warren Cody. »Mir kommt nämlich das Schaffell so bekannt vor, das er als Satteldecke benutzt. Wenn ich mich recht erinnere, hat er es sich vor zwei Jahren von mir geborgt ...«

Schnaufend bringt Matter Bär seinen Mustang zum Stehen.

»Wagh«, sagt er in der Arapahoe-Mundart und wendet zum Gruß die Handflächen nach vorn, »ich sehe dich, Vetter, und dich, Rothaar. Und in meinem Herzen würde Freude sein über euren Anblick, wenn nicht dieser Ritt in die Berge die unteren Flächen meines Körpers so gemartert hätte. Könntest du mir nicht ein wenig von dem wunderbaren Wasser aus deiner Flasche borgen, Vetter, das den Magen eines Mannes warm und seine Sinne fröhlich macht?«

»Sei willkommen, Matter Bär«, entgegnet Warren lächelnd. »Ich würde dir gern einen Schluck von dem wunderbaren Wasser geben, aber ich habe nichts bei mir.«

Enttäuscht zieht Matter Bär die Mundwinkel herab und fragt hoffnungsvoll:

»Auch nicht ein bisschen vom Tabak?«

Ein Strahlen geht über sein Gesicht, als Warren Cody ihm daraufhin den Tabaksbeutel zuwirft. Er öffnet ein kleines Ledersäckchen, das ihm vor der Brust baumelt, bringt seine geschnittene Steinpfeife zum Vorschein und presst mit dem Daumen an Tabak hinein, was nur irgendwie Platz findet.

»Ich verstehe deine Schmerzen nicht, Matter Bär«, murmelt Warren Cody anzüglich. »Sitzt du nicht weich auf meinem feinen Fell, das ich dir vor zwei Wintern geborgt habe?«

Irgendwie scheint diese Erinnerung den Arapahoe zu kränken. Betrübt schürzt er die Lippen.

»Ich dachte, du brauchst dieses Fell nicht mehr, weil du in den Bergen mit deinem prächtigen Gewehr viele von diesen Wolltieren schießen kannst, Vetter. Allerdings, wenn du mir dieses feine Gewehr für eine Weile leihen könntest, dann würde ich selbst ...«

»Du kannst das Fell behalten, Matter Bär«, fällt Warren ihm ins Wort. »Aber sag uns, warum du diesmal dein Tipi verlassen hast und den weiten Weg hierher geritten bist.«

»Tamaka«, sagt er bedeutsam, »der Häuptling der Arapahoes, hat mich ausgewählt, dir eine Nachricht zu bringen, Ngo Shi. Ich soll dir sagen, dass junge Krieger der Arapahoes ihre Squaws ausgeschickt haben, um die Wica-Kanaska-Beeren zu sammeln.«

Betroffen blickt Warren Cody den Indianer an.

»Das ist die ganze Botschaft? Sonst nichts?«

»Sonst nichts«, bestätigt Matter Bär, »Tamaka hat mir jedes weitere Wort verboten. Er ist sicher, dass du den Sinn der Botschaft begreifen wirst, Ngo Shi.«

Zum zweiten Mal gebraucht der Arapahoe den Namen, der Warren Cody vor langer Zeit verliehen worden ist und der so viel bedeutet wie »Hellauge«. Im Alter von sechzehn Jahren hatte Warren bei den Arapahoes das Canounye Kicicupi mitgemacht, das Fest der Mannbarkeit, der Namensgebung und der Verleihung der Kriegswaffen an junge Krieger. So ist er also mit vielen jungen Arapahoe-Kriegern bekannt und kennt die Denkweise der roten Söhne Manitus ebenso wie die Bedeutung all ihrer Symbole. Zwar ist auch Steve McCormick mit vielen dieser Dinge vertraut, doch zu einer so umfassenden Kenntnis wie sein Freund hat er es bislang noch nicht gebracht.

»Was hat es mit den Beeren auf sich, Warren?«, fragt er deshalb hastig.

Ohne darauf zu antworten, drängt Warren: »Komm jetzt, ich glaube, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Und an Matter Bär gewandt, setzt er hinzu: »Du magst vorausreiten. Kema Sha und ich werden dir zum Dorf des Häuptlings folgen.«

✰✰✰

Sie haben die Terrasse bereits verlassen, als Warren Cody das Thema wieder aufnimmt.

»Du kennst den Can Wakan Sha, Steve?«, fragt er verschlossen.

»Den Roten Heiligen Pfahl?« Der Wildpferdjäger zuckt mit den Achseln. »Ich habe dieses geschnitzte Ding neben dem Tipi von Tamaka oft genug gesehen und bewundert, mit welchem Eifer die Arapahoes ihr fünfzehn Fuß hohes Totem jedes Mal ausgraben und mitschleppen, wenn sie ihr Dorf verlegen.«

»Und sonst ist dir nichts aufgefallen?«

»Doch«, versetzt der Ire. »Der Can Wakan Sha ist gar nicht rot. Das Schnitzwerk ist in allen möglichen Farben getönt, vom tiefsten Schwarz bis zum grellen Ocker, aber ich habe nicht einen Quadratzoll roter Farbe entdecken können.«

»Ich habe es bisher auch noch nicht selbst erlebt, aber ich kenne die Bedeutung von meinem Vater«, erwidert Warren Cody finster. »Wenn die Arapahoes ihren Totempfahl mit dem Saft der Wica-Kanaska-Beere rot färben, dann hat das dieselbe Bedeutung, als wenn die Dakota-Stämme im Norden das Kriegsbeil ausgraben.«

»Aber warum, um Gottes willen?«, krächzt Steve mit belegter Stimme. »Was will Tamaka erreichen?«

»Du hast nicht richtig zugehört, Steve«, belehrt ihn Warren Cody. »Matter Bär sagte, dass junge Krieger ihre Squaws ausgeschickt hätten, um Wica-Kanaska-Beeren zu sammeln. Von Häuptling Tamaka war keine Rede. Ich habe den Eindruck, er hat mir nur deshalb Nachricht gegeben, um etwas Schlimmes zu verhindern. Denn wenn ihn nicht etwas in seinem Camp festhielte, dann wäre er bestimmt selbst auf die C-im-Quadrat gekommen. Er hat mich schon öfter auf der Ranch besucht.«

»Und warum sollen ein paar junge Krieger plötzlich anfangen verrückt zu spielen?«

»Das«, erwidert Warren ernst, »weiß ich bisher ebenso wenig wie du, Steve.«

Sie erreichen die Breaks und die Hügel, als die Sonne im Süden über dem Glacier Peak steht. Nach weiteren zehn Meilen befinden sie sich am Fuß der Owl Mountains, und als sie dann nochmals zwei Stunden im Sattel zugebracht haben, sehen sie in der Ferne einen aufragenden Nadelfelsen. Er zeichnet den Bergsattel zwischen den Owl Mountains und der Shoshone Range, die zusammen mit der langgestreckten Kette der Wind River Range das heutige Gebiet der Arapahoes umschließen. Nur dieses Wind River Basin steht den Arapahoes unter Häuptling Tamaka heute noch zur Verfügung.

»Dort«, sagt Matter Bär und deutet voraus zu einer Hügelschulter, »dort in den Hügeln hat Tamaka die Tipis der Arapahoes für den Winter aufschlagen lassen.«

Überall zwischen den Hügeln und in den Mulden sind jetzt Rinder zu entdecken. Für die Arapahoes sind die »gefleckten Büffel« noch immer eine Art Wild, und sie lieben es, jene Tiere, die den Weg in die Fleischtöpfe antreten sollen, gewissermaßen weidgerecht zu erlegen, anstatt sie nach Art der Weißen zu schlachten. Auch bei der Mustangherde, die nun in den Gesichtskreis der drei Reiter kommt, befinden sich drei bewaffnete Wächter.

»Das Dorf«, sagt Steve McCormick, als sie über die nächste Bodenwelle reiten. »Jetzt werden wir bald erfahren, was es mit dem roten Beerensaft auf sich hat.«

Die Tipis aus Zeltstangen und bemalten Häuten gruppieren sich in der Form eines großen Hufeisens um ein Rinnsal, das aus den Hügeln kommt. Ganze Rudel halbwüchsiger Kinder balgen sich außerhalb des Dorfes und in den Gassen und stellen jeglichen Unfug an. Sie spritzen erst auseinander, als die Reiter sich bis auf wenige Schritte genähert haben. Dafür ist dann gleich eine ganze Meute von Bastardhunden da, um die Männer kläffend ins Dorf zu geleiten.

Vor dem Ratszelt sitzen Warren Cody und Steve McCormick ab und schlingen die Zügel um die Lanzenschäfte, die davor in den Boden gerammt sind. Matter Bär übergibt sein Pferd an einen Jungen und schlüpft durch den dreieckigen Zelteingang. Schon nach wenigen Augenblicken kommt er wieder zum Vorschein und macht eine einladende Bewegung. Die beiden Freunde treten ein.

Mitten im Zelt brennt ein kleines Feuer.

»Woyuonihan, Tamaka«, grüßt Warren den Mann, der hinter dem Feuer auf einem Fell am Boden hockt.

Keine Wimper zuckt im lederhäutigen, faltigen Gesicht des Häuptlings, der als Zeichen seiner Würde ein perlenbesticktes Stirnband trägt. Grau und strähnig hängt ihm das Haar zu beiden Schultern herab, und auf seiner nackten Brust hängt eine Kette aus Bärenkrallen.

»Wagh, Ngo Shi«, sagt er mit kehliger Stimme. »Auch Kema Sha ist in den Tipis seiner Vetter willkommen. Ruht aus an der Wärme des Ratsfeuers, meine Brüder.«

Die beiden Freunde lassen sich nieder. Mit einem glimmenden Ast entzündet Tamaka seine Steinpfeife und lächelt, als Warren Cody daraufhin für sich selbst und den Iren Zigaretten dreht. Erst als sie eine Weile schweigend geraucht haben, sagt der Häuptling:

»Ngo Shi hat die Sitten der Arapahoes noch nicht vergessen. Er mag nicht fragen, warum ich ausgerechnet Matter Bär zu ihm geschickt habe.«

»Es hat mich gewundert, denn es gibt viele junge Krieger, die schneller geritten wären«, entgegnet Warren.

»Aber keinen, bei dem ich sicher gewesen wäre, dass er bei diesem Ritt sein Gewehr im Tipi gelassen hätte.«

»Und warum sollte der Bote unbewaffnet sein?«, fragt Steve McCormick.

»Kema Sha weiß noch nichts von dem Zorn, der in den Herzen vieler junger Arapahoes wohnt. Aber was würde er empfinden, wenn einer seiner Brüder in dem vergitterten Tipi der Wasicun festgehalten würde?«

»Was sagst du da, Häuptling? Ein Arapahoe im Gefängnis?«, fragt Warren.

»In dem großen Dorf, das die Wasicun Lander nennen«, bestätigt Tamaka. »Es ist Elchläufer.«

»Wieso sitzt Elchläufer im Gefängnis?«, stößt Warren Cody hervor.

»Zwei Männer sagen, dass er Pferde stehlen wollte«, erwidert der Häuptling. »Und er hätte sich mit dem Jagdmesser an sie herangeschlichen, um sie zu töten – zusammen mit Gelber Mond. Aber das ist nicht wahr. Die beiden Männer sprechen mit gespaltener Zunge.«

»Und wie ist es wirklich gewesen?«

»Elchläufer und Gelber Mond sind im Morgengrauen zu den Hügeln geritten, um im Tau die Fährte eines Wapitis zu suchen«, erklärt der Häuptling düster. »Aber sie fanden mehrere Pferde ohne Sattel, die man mit Schlingen um den Hals zusammengebunden hatte. Eines davon schleifte am Strick einen Busch hinter sich her. Elchläufer ritt näher heran und hörte das Schnarchen von Männern unter den Büschen. Plötzlich wurde dann auf ihn geschossen. Sein Mustang rutschte im nassen Gras aus und warf ihn ab. Und ehe er sein Gewehr nehmen konnte, fielen zwei Wasicun über ihn her und schlugen ihn auf den Kopf.«

»Und Gelber Mond?«, will Warren wissen.

»Nur Elchläufer hatte ein Gewehr«, versetzt der Häuptling. »Gelber Mond musste fliehen, um nicht von den beiden Wasicun erschossen zu werden. Aber er ist ihnen dann trotzdem gefolgt und hat gesehen, wie sie Elchläufer über eines der Pferde legten, festbanden und nach Lander brachten.«

»War Elchläufer verwundet?«

Der Häuptling schüttelt den Kopf.

»Er war tela nun vela«, gebraucht er eine Redewendung der Arapahoe-Sprache.

»Bewusstlos also«, wendet Warren Cody sich erläuternd an den Iren. »Sie haben ihn niedergeschlagen, in die Stadt geschafft und dem Sheriff vermutlich eine Lügengeschichte aufgetischt. – Und wer waren diese Männer?«

»Dennis Fox und Ned Cockrell sind ihre Namen«, erklärt der Häuptling.

Der Wildpferdjäger faucht.

»Fox und Cockrell von der Circle-G-Ranch. – Natürlich, diesen Strolchen ist alles zuzutrauen! Habt ihr schon in Erfahrung bringen können, wie diese Burschen ihre Anwesenheit im Indianerland erklärten, Tamaka?«

»Es geschah vor drei Nächten. Am Abend und auch im Morgengrauen kamen die grauen Nebel aus dem Fluss. Die beiden Wasicun sagen, dass sie den Weg verloren hätten.«

»Woher wisst ihr das?«

»Von Sam Watkins. Wir haben ihm Pferde gebracht.«

»Im Nebel den Weg verloren«, wiederholt Warren grimmig. »Waren es wenigstens ihre eigenen Pferde, die sie bei sich hatten?«

»Vielleicht«, sagt der Häuptling kehlig. »Es waren fünf Tiere, und sie hatten alle frische Eisenschuhe. Ich selbst habe ihre Fährte am nächsten Tag noch gesehen.«

»Das könnte sein«, wirft Steve McCormick ein. »Cedrick Gannon hat auf seiner Circle-G-Ranch keine Feldschmiede. Er lässt seine Gäule jeweils in Rudeln zum Beschlagen in die Stadt bringen. Anscheinend haben Dennis Fox und Ned Cockrell diesmal diese Aufgabe übernommen.«

»Kennst du den Weg von der Stadt zur Circle-G-Ranch, Steve?«, erkundigt sich Warren Cody überflüssigerweise. »Dann erkläre mir doch, wie sich auf diesem Weg ein Bursche so verirren kann, dass er durch die Hügel ins Indianerland gerät. Ich halte jede Wette, dass etwas anderes dahintersteckt.«

»Aber was?«, erwidert Steve.

»Ihr denkt an Elchläufer?«, unterbricht ihn Tamaka mahnend. »Viele meiner jungen Krieger wollen nicht warten, bis die Wasicun Rat halten und ihn töten. Sie denken, Tamaka ist ein alter Mann, und wollen Elchläufer aus dem vergitterten Tipi herausholen.«

»Du musst sie davon zurückhalten, Tamaka«, sagt Warren beschwörend. »Wenn sie zu den Waffen greifen und nur den Versuch unternehmen, Elchläufer mit Gewalt zu befreien, dann werden sie damit großes Leid über das ganze Volk der Arapahoes bringen. Sie werden alles vernichten, wofür mein Vater Jahre seines Lebens geopfert hat. Sollen denn die Blauröcke zurückkommen, um euch einzupferchen und vielleicht in die Badlands zu bringen?

Versuche sie wenigstens davon zu überzeugen, dass der Richter in Lander Gerechtigkeit üben wird. Sie haben keine andere Wahl, als sich dem Richterspruch zu unterwerfen.«

»Und wenn der Richter nun den gespaltenen Zungen der beiden schlechten Wasicun Glauben schenkt?«

»Wisst ihr schon, wann die Verhandlung gegen Elchläufer stattfinden soll?«, versetzt Warren, ohne auf die Frage einzugehen.

»Morgen«, gibt Tamaka zurück.

»Dann haben wir keine Zeit mehr zu verlieren. Kema Sha und ich reiten sofort zur Stadt. Wir müssen noch vor der Verhandlung herausfinden, welches Spiel diese beiden Strolche von der Circle-G-Ranch hier in Gang bringen wollen. Nur auf diese Weise können wir Elchläufer helfen.«

»Auch wir werden kommen«, erwidert Tamaka düster. »Gelber Mond soll dem weißen Richter sagen, wie es wirklich gewesen ist.«

✰✰✰

Der erste Weg der beiden Freunde führt zum Mietstall von Sam Watkins. Der Alte ist gerade dabei, große Bündel Heu durch die Luke vom Boden in den Stallgang zu werfen.

»Hallo«, sagt er krächzend, »auf euch habe ich schon gewartet.«

»Lass deine Witze und komm runter, Sam. Wir haben mit dir zu reden.«

»Das habe ich mir gedacht, Häuptling«, brummt Watkins. »Stellt nur schon eure Gäule ein, ich bin gleich fertig.«

Nur am Ende des langen Gangs gibt es noch ein paar freie Boxen, die anderen sind schon alle belegt.

»Mark Delaney, Chris Ferrington und Wayne McCallion«, zählt der Ire die Besitzer der Pferde auf. »Das sieht nach einer Generalversammlung aus. Wenn jetzt noch Cedrick Gannon, Daniel Cattridge und Claire Newman erscheinen, sind sämtliche Ranches aus der Umgebung vertreten. Ob sie alle zur Verhandlung kommen wollen?«

»Wozu sonst«, entgegnet Warren Cody. »Soviel ich weiß, sind sie allesamt nicht gut auf die Arapahoes zu sprechen.«

»Stimmt«, krächzt Sam Watkins, der die Leiter herabgeklettert kommt. »Es steht nicht gut um Elchläufer. Ihr habt doch davon erfahren, nicht wahr?«