H. C. Hollister 97 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 97 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Flint McFinney ist nach seinen eigenen Worten ein Bursche, der nichts gelernt hat und alles nur halb ist - Offizier, Zeitungsschmierer, Rechtsverdreher, Tellerwäscher, Kartenhai, Armeescout und Revolvermann. Wütend schleudert er es Marjorie Redcliff entgegen, die auf eine ziemlich drastische Weise versucht, für den "Clarion", ein kleines Nachrichtenblatt ihres Vaters, den berühmten Flint McFinney zu interviewen. Es kommt so weit, dass der ehemalige Zeitungsmann Flint Besitzer und Herausgeber des "Clarion" wird.
Obwohl er sich aus langjähriger Erfahrung geschworen hat, sich nicht in den Kummer fremder Leute einzumischen, treibt sein guter Kern ihn dazu, Stellung zu beziehen. Oliver Orville, der mächtige Mann im Land, Großrancher, Anführer der Cattlemen und gefürchteter Gegner der "Schollenbrecher", wird sein verschworener Feind. Offen und mit hinterhältigen Anschlägen versucht er Flint, der die Dinge in seinem Nachrichtenblatt beim richtigen Namen nennt, beizukommen. Doch es zeigt sich, dass Flint McFinney nicht umsonst durch eine raue und harte Schule gegangen ist ...


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Inhalt

Cover

FLINT McFINNEYS WANDLUNG

Vorschau

Impressum

FLINT McFINNEYS WANDLUNG

Flint McFinney ist nach seinen eigenen Worten ein Bursche, der nichts gelernt hat und alles nur halb ist – Offizier, Zeitungsschmierer, Rechtsverdreher, Tellerwäscher, Kartenhai, Armees‍cout und Revolvermann. Wütend schleudert er es Marjorie Redcliff entgegen, die auf eine ziemlich drastische Weise versucht, für den »Clarion«, ein kleines Nachrichtenblatt ihres Vaters, den berühmten Flint McFinney zu interviewen. Es kommt so weit, dass der ehemalige Zeitungsmann Flint Besitzer und Herausgeber des »Clarion« wird.

Obwohl er sich aus langjähriger Erfahrung geschworen hat, sich nicht in den Kummer fremder Leute einzumischen, treibt sein guter Kern ihn dazu, Stellung zu beziehen. Oliver Orville, der mächtige Mann im Land, Großrancher, Anführer der Cattlemen und gefürchteter Gegner der »Schollenbrecher«, wird sein verschworener Feind. Offen und mit hinterhältigen Anschlägen versucht er Flint, der die Dinge in seinem Nachrichtenblatt beim richtigen Namen nennt, beizukommen. Doch es zeigt sich, dass Flint McFinney nicht umsonst durch eine raue und harte Schule gegangen ist ...

»Riechst du nichts, Jonas?« Flint McFinney hebt leicht die Zügelhand und blickt auf den hünenhaften, grauköpfigen Schwarzen an seiner Seite. »Könnte ein Präriebrand sein, was?«

Jonas Thursday legt den Kopf zurück und bläht die Nasenflügel auf.

»Yeah, Boss«, erwidert er mit klangvoller Bassstimme. »Zu dieser Jahreszeit wäre das nicht ausgeschlossen. Der letzte Monat war heiß, und das Gras ist gelb und dürr. Aber eigentlich müssten wir dann längst Rauch bemerkt haben.«

Seine wohlgesetzte Rede hat keinerlei Ähnlichkeit mit der Sprechweise, die man sonst häufig bei Schwarzen antrifft. Jonas Thursday spricht wie ein gebildeter Mann, und er tut es auf eine ganz selbstverständliche Art. In seiner ganzen Haltung ist nichts von Unterwürfigkeit zu entdecken, aber dennoch zeigt sich darin ein gewisser Respekt gegenüber dem Reiter auf dem zähen Apfelschimmel, der sich jetzt in den Steigbügeln aufrichtet. Vor ihnen schieben sich die Hügel zu einer gewundenen Passage zusammen. Kahle Hänge, von gelbbraunem Gras bedeckt, erheben sich zu beiden Seiten. Nur hier und da sind ein paar Buschflächen oder die ausladenden Kronen alter Cottonwoods zu entdecken.

An langer Leine führt Jonas Thursday ein grauweißes, stämmiges Maultier mit sich, dessen geteilte Packlast mit Segeltuchplanen verschnürt ist. Gerade als Flint McFinney sich wieder in den Sattel zurücksinken lässt, ruckt sein Pferd schnaubend mit dem Kopf. Gewissermaßen als Echo dieses Schnaubens stimmt hinten das Maultier ein seltsames Zetern an, das aus dem Wiehern eines Pferdes und dem schrillen Geschrei eines Esels zusammengesetzt ist.

»Sogar Mr. Habakuk hat jetzt etwas gemerkt«, sagt Flint McFinney mit mattem Grinsen. »Wir sollten zusehen, dass wir möglichst rasch aus diesen verflixten Hügeln herauskommen und Übersicht gewinnen.«

Jonas Thursday nickt und zieht seinen Hut tiefer in die Stirn. Er trägt einen sogenannten Bowler, und er trägt ihn mit einer Würde, als ob er sich hier auf der Wall Street und nicht in einem nur halbzivilisierten Landstrich Idahos befände. Der Kragen seines Hemds ist von fleckenlosem Weiß, und sein tadelloser, wenn auch altmodischer Gehrock würde jedem Anwalt zur Ehre gereichen. Diese Aufmachung steht in groteskem Gegensatz zu Flint McFinneys Kleidung. Der Mann auf dem Appaloosa-Hengst trägt eine fransenbesetzte Jacke aus hellem, weichgegerbtem Hirschleder, die wie ein Kittel geschnitten und am Halsausschnitt verschnürt ist. Sein verbeulter grauer Stetson blickt auf ein ehrwürdiges Alter zurück, und seine Denim-Hosen sind von der Sonne gebleicht.

Flint McFinneys Gesicht ist scharfgeschnitten und lederhäutig, die Fältchen an seinen Augenwinkeln lassen den Blick seiner hellen Augen skeptisch und ein bisschen spöttisch erscheinen, und sein schmallippiger Mund wirkt wie ein Symbol der Verschlossenheit. Dieser Flint McFinney ist ein Mann, der sich nicht gern in die Karten sehen lässt. Trotz seiner knapp fünfunddreißig Jahre ist sein Name bereits zum Gegenstand verschiedener Legenden an der wilden Grenze geworden.

Wenige Minuten später haben sie die Passage zwischen den Hügeln hinter sich gelassen und sehen das weite Tal des Snake River vor sich liegen. Bis zum Fluss hin fällt das Gelände allmählich ab. Die Augen der beiden Männer heften sich auf einen Landstreifen am diesseitigen Ufer, der aus der Entfernung seltsam gefleckt erscheint.

»Yeah«, sagt Jonas Thursday im unverkennbar singenden Tonfall des Südens, »das ist es. Sieht so aus, als ob dort Weizenfelder gebrannt hätten, nicht wahr?«

»Drei Siedlerstellen auf dieser Seite«, erwidert Flint spröde. »Und ich hatte gehört, dass es nördlich des Flusses nur Rinderland gibt. Ich denke, jetzt wissen wir, warum die Weizenfelder gebrannt haben.«

»Viel ist anscheinend nicht übriggeblieben«, versetzt der Schwarze ernst. »Der größte Teil der Ernte ist vernichtet. Diese Leute werden hungern müssen.«

»Sie haben es sich selbst zuzuschreiben«, gibt Flint McFinney gepresst zurück. »Warum bleiben sie nicht im Farmland auf der anderen Flussseite? Die Rinderleute sind zuerst hier gewesen und haben sich mit den Rothäuten herumgeschlagen. An ihrer Stelle würde ich wahrscheinlich auch nicht einfach zusehen.«

Die Weisheit des Alters verschließt Jonas Thursday den Mund. Nur einen bedauernden Blick wirft er zu seinem Boss hinüber, als dieser mit leichtem Schenkeldruck seinen Appaloosa in wiegenden Galopp übergehen lässt. Dann schnalzt auch er mit der Zunge, versetzt Habakuk einen aufmunternden Klaps mit dem herabhängenden Ende der Longe und hält das Tempo mit. Auf diese Weise nähern sie sich rasch den schwarzverbrannnten Flächen, an denen der Fahrweg schräg vorüberführt.

Drei Siedlerstellen liegen hier entlang des Flusses. Eine von ihnen ist ebenfalls ein Raub der Flammen geworden. Aus der Entfernung hatte es so ausgesehen, als sei das Haus erhalten geblieben. Aber nachdem die Bäume neben dem Haus nicht länger die Sicht verdecken, sieht man angesengte Wände und leere Fensterhöhlen.

Bis auf eine Viertelmeile haben sie sich dem Fluss genähert und die Siedlerstellen längst hinter sich gelassen, als der Fahrweg direkt zum felsigen Ufer hinabführt. Dort windet er sich noch einmal in enger Kehre um einen terrassenartigen Vorsprung, von dem aus man auf fast eine Meile den Lauf des Flusses überblicken kann.

Das grüne Wasser des Snake River kommt aus den Bergen des geheimnisumwitterteren Yellowstone-Landes herab, ein schneller, reißender und unberechenbarer Fluss. Am Fuße der Terrasse gleitet er, kaum mehr als zwei Fuß tief, über eine glatte Felsenschwelle hinweg. Nur knapp sechs Yards breit ist die Schwelle, die hier als Furt dient. Unmittelbar dahinter beginnt ein starkes Gefälle, sodass das Wasser rasend schnell dahinschießt, gegen Felsblöcke schäumt und mehrere Katarakte bildet, ehe es in jähem Sturz über eine letzte Barriere hinwegtost. Dies sind die Idaho Falls, von denen die benachbarte Stadt ihren Namen hat.

Dies also ist das Bild, welches Flint McFinney und Jonas Thursday zu ihren Füßen vor sich sehen, als sie die Kante der letzten Terrasse erreichen. Außerdem sehen sie einen Planwagen mit zwei Pferden bespannt und mit allem möglichen Hausrat beladen, der gerade im Begriff ist, die schmale Furt zu überqueren. Ein Mann und eine junge Frau sitzen auf dem Bock. Ein etwa zehnjähriger Junge hat sich hinten auf die herabgelassene Wagenklappe gehockt und lässt die bloßen Füße ins Wasser baumeln. Die beiden schweren Ackerpferde vor dem Wagen lassen keinen Zweifel offen, dass es sich um eine Siedlerfamilie handelt, wahrscheinlich um jene Familie, deren Farm den Flammen zum Opfer gefallen ist, denn auch die geraffte Wagenplane weist große Brandflecken und Löcher auf.

Im Trab reiten die beiden Männer das letzte Stück des Weges hinab bis ans Ufer. Vor ihnen quält sich der schwere Wagen durch das etwa schenkeltiefe Wasser. Der Junge reißt die Augen auf und späht erschreckt zu ihnen herüber. In diesem Moment geht plötzlich ein wilder Ruck durch den ganzen Wagen, als ob eines der Räder gegen ein Unterwasserhindernis geprallt wäre. Der Junge, durch die beiden Reiter abgelenkt, fliegt von dem jähen Stoß zur Seite, kann sich mit einer Hand nicht mehr halten und wird herabgeschleudert. Dabei stößt er einen hellen Schrei aus.

Nur etwas mehr als bis zur Hälfte tauchen die hohen Räder des Wagens mitten in der Furt ein, und deshalb sieht auch Flint zunächst keine Gefahr für den Jungen, der nur für einen Moment untertaucht und sich mit der Rechten an der Klappe des Wagens festklammert. Der Wagen selbst ist mit dem Hinterende herumgeruckt und unmittelbar nach dem Stoß zum Stehen gekommen. Von vorn klingt eine Frauenstimme über den hochgepackten Hausrat hinweg:

»Andy! Andy! Was ist mir dir, Junge?«

Andy kann keine Antwort geben, weil er damit beschäftigt ist, das geschluckte Wasser wieder herauszuprusten und sich mit der einen Hand festzuhalten. Mit der Linken vollführt er unterdessen verzweifelt rudernde Bewegungen.

Zwei Schritte treibt Flint McFinney seinen Appaloosa-Hengst in das Wasser hinein und erkennt an dessen Zögern, wie stark die Strömung an den Beinen des Pferdes zerren muss. Im selben Augenblick kann sich der Junge nicht länger halten. Noch einmal stößt er einen Schrei aus, als seine Hand abgleitet, und wird gleich darauf von der Strömung weggerissen.

»Boss!«, keucht Jonas und reißt sein Lasso vom Sattelhorn. Doch da hat Flint die Größe der Gefahr bereits erkannt. Innerhalb von Sekunden muss der Junge so weit abgetrieben werden, dass man ihn nicht mehr erreichen kann. Dann würde er unten in die Katarakte gerissen, gegen die Felsen geschleudert oder vollends über die tosenden Fälle gespült. Das alles wäre einem Todesurteil gleichzusetzen.

Kaum hat der Schwarze deshalb den warnenden Ruf ausgestoßen, als Flint McFinney seinem Hengst auch schon die Schenkel anlegt. Mit einem Satz schießt das Tier vorwärts. Mitten in diesem Sprung wirft Flint sich auch schon aus dem Sattel, patscht ins Wasser und bekommt selbst die Kraft der saugenden Strömung zu spüren. Mit Mühe und Not kann er sich aufrichten. Das Zerren und Reißen lässt nach, als er nicht mehr den ganzen Körper dem strudelnden Anprall des Wassers aussetzt, aber dennoch droht es ihm die Beine unter dem Leib wegzureißen. Zwei, drei Sätze kann er vollführen und patscht dabei jedes Mal der Länge nach ins Wasser, dann bekommt er den Schopf des Jungen zu packen, bevor dieser endgültig davongewirbelt wird.

Mit aller Kraft muss Flint sich danach gegen die Strömung stemmen, weil er an der Kante der Felsschwelle angelangt ist. Er kämpft um sein Gleichgewicht, zerrt dabei den Jungen zu sich heran und kann dann doch nicht verhindern, dass er in das tiefere Wasser unterhalb der Furt abgetrieben wird. Dort ist der Grund von Kies und Felsgeröll bedeckt. Der Mann strauchelt, als ihm einer dieser Brocken in den Weg gerät. Und da sich zugleich der spuckende Andy an seinem Hals festklammert, taumelt er zurück und taucht mitsamt dem Jungen unter.

Erst fünf Schritte weiter kommt er wieder empor und hört wie aus weiter Ferne einen Schrei aus weiblicher Kehle. Flint McFinney muss kämpfen. Zwar reicht ihm auch hier das Wasser nur bis zur Brust, aber dennoch ist es unmöglich, der Kraft der Strömung zu widerstehen. Mit dem Knie kracht er gegen ein Hindernis, wird dann mit dem Kreuz gegen einen Felsblock geworfen, dass ihm fast das Rückgrat zu zerbrechen droht, und anschließend wird er immer weiter fortgerissen. Rings um ihn tragen die dahinfließenden Wellen bereits weiße Schaumköpfe. Und zehn Yards weiter rauscht die grünlich-gläserne Flut zwischen zwei großen Felsen hindurch, wird förmlich dazwischen eingezwängt und gewinnt dadurch erst recht eine elementare Kraft, der kein Mensch widerstehen kann.

Flint McFinney presst mit der Linken den Jungen an sich und kämpft verzweifelt. Doch da hilft kein Gegenanstemmen und kein verbissenes Ringen. Das Verhängnis ist anscheinend nicht mehr aufzuhalten.

Dann aber patscht die Lassoschlinge unmittelbar vor Flint auf das Wasser. Die Länge der ledergeflochtenen Fangleine reicht schon nicht mehr bis zu ihm hin. Noch einmal wirft er sich unter Anspannung aller Kräfte gegen die Strömung. Und da kann er gerade noch mit einer Hand die Schlinge erwischen.

Jonas Thursday hat das Ende des Lassos bereits mit einem raschen Turn um das Sattelhorn gelegt. Nun lässt er seinen lehmgelben Wallach am Ufer rückwärtsgehen. Schritt für Schritt wird Flint mit dem Jungen an die Felsenschwelle der Furt herangezogen. Ein paarmal tauchen sie beide wieder unter, aber schließlich ist es geschafft. Noch einmal wird Flint mit seinen zerschundenen Knien über den glatten Felsen gezerrt, aber dann kann er sich aufrichten und den Jungen emporheben. Er watet durch das schenkeltiefe Wasser an die Wagenklappe, setzt den Jungen darauf ab und greift dann keuchend nach einem der Wagenräder, um sich selbst erschöpft festzuklammern.

Da der grauhaarige Mann auf dem Bock des Wagens weiterhin die Leinen halten muss, ist die junge Frau über den Hausrat nach hinten geklettert, rafft den Jungen an sich und schließt ihn in die Arme.

»Andy«, schluchzt sie erstickt, »mein Gott, Andy, was hast du nur gemacht?«

»Madam«, ächzt Flint McFinney atemlos. »Sie sollten besser auf Ihren Sohn achten. Aah, ich wundere mich, dass das Wasser gar nicht weniger wird. Mindestens die Hälfte davon habe ich geschluckt. – Aber jetzt vorwärts, damit der Wagen endlich ans Ufer kommt.«

Er hat mit erhobener Stimme gesprochen, um das Rauschen der Fälle zu übertönen, und offenbar hat der Mann auf dem Bock seine Worte verstanden, denn er winkt mit der Peitsche. Doch er zuckt zusammen, als er die Blicke nach vorn richtet, denn dort, am anderen Ufer und nur noch zwanzig Yards entfernt, halten drei Reiter, die zweifellos die ganze Szene beobachtet haben. Einer von ihnen, ein Bursche mit breitem Kinn, buschigen Brauen, einem mächtigen Brustkasten und langen, muskulösen Armen, ruft mit einem hämischen Auflachen:

»Platz! Platz da für die Double-Ring-Mannschaft, runter von der Furt! Wir sind es nicht gewohnt, herumzustehen und auf Ackerflöhe zu warten. Runter, sage ich, sonst jagen wir selbst eure Gäule in den Bach!«

Ein Zittern läuft durch die Gestalt des Mannes auf dem Bock. Seine Hand umkrampft die Peitsche, dass die Knöchel weiß hervortreten, und er krächzt erbittert:

»Burke, diese Furt ist für alle da. All unsere Sachen gingen zum Teufel, wenn ich jetzt von der Schwelle herunterführe. Die Strömung würde den Wagen umwerfen und ...«

»Deine Schuld, Lehmhüpfer!«, brüllt der breitgesichtige Reiter zurück. »Was hältst du dich so lange in der Furt auf? Dieses ganze Theater war doch nur eine Herausforderung gegen uns.«

Zusammen mit den beiden Begleitern reitet er an. Und da erkennt Flint McFinney den Mann an Duncan Burkes Seite. Dwight O'Leary heißt dieser dunkeläugige Bursche mit dem schlauen Fuchsgesicht. Weitaus bekannter ist allerdings sein »Kriegsname«, und der lautet »Gunner« O'Leary.

Seit vier Jahren trägt Flint McFinney zwei Narben an seinem Körper, eine an der Hüfte und die andere am rechten Unterarm. Es sind die Spuren zweier Geschosse. Abgefeuert wurden sie aus den beiden Revolvern, die Gunner O'Leary in den Kreuzhalftern trägt.

Aber nicht nur Flint hat diesen gefährlichen Revolvermann erkannt. Auch Jonas Thursday ist das dreieckige Fuchsgesicht des Burschen nicht entgangen. Auf seinem Wallach taucht der Schwarze ebenfalls neben dem Wagen auf. Jonas hat eine doppelläufige Schrotflinte aus dem Sattelschuh gezogen und richtet sie auf die Reiter, die gerade bei den beiden Gespannpferden anlangen und Anstalten machen, sie am Kopfgeschirr stromaufwärts von der schmalen Felsenschwelle in tieferes Wasser zu zerren.

»Die Hände weg, Gentlemen«, sagt Jonas ruhig. »Ich habe hier zwei volle Läufe mit Buckshot. Drehen Sie um und geben Sie die Furt frei.«

»Ein Nigger!«, keucht der dritte Bursche des Kleeblatts, ein pockennarbiger Mann namens Brad Skinner. »Ein Nigger, der sein Schießgewehr auf weiße Männer richtet.«

»Richtig, Mister«, erwidert Flint und schwingt sich triefendnass in den Sattel des Hengstes, der ganz von selbst zu ihm herangetrottet ist. »Und ich werde diesem ,Nigger' sagen, dass er einfach abdrücken soll, wenn Sie ihn noch einmal mit diesem Ausdruck beleidigen, haben Sie das begriffen? Nennen Sie ihn Mr. Thursday, denn das ist sein Name.«

Inzwischen hat der Siedler auf dem Bock des Wagens ein altes Parker-Gewehr zwischen den Kisten hervorgezerrt.

»Weg da!«, knirscht er heiser. »Weg von meinen Gäulen, sonst wird es bitter! Ich lasse mir nicht noch das Letzte nehmen – nicht von Halunken, die mir schon meine Felder und die Farm angezündet haben!«

Duncan Burke, der Anführer des schlimmen Rudels, zieht seine buschigen Brauen empor. Grollend erwidert er:

»Adams, das ist nicht schön von Ihnen. Wirklich, das hätten Sie nicht sagen sollen. Mr. Oliver Orville wird sehr in Zorn geraten, wenn er hört, wie Sie seine ehrenwerte Double-Ring-Mannschaft verdächtigen. Weiß der Teufel, wie Ihre Felder in Brand geraten sind, aber wir ...«

»Ich habe euch gesehen!«, fällt ihm Daniel Adams, der Siedler, mit überschnappender Stimme ins Wort. »Ich habe die Kerle gesehen, die mit brennenden Büschen am Lasso durch meinen Weizen galoppierten. – Aah, ich werde euch ...«

»Tun Sie das besser nicht, Mister«, schneidet ihm Flint die Rede ab, als er sieht, wie der grauhaarige Farmer das Gewehr hebt und den Hahn spannt. »Vielleicht ist Ihre Empörung verständlich, aber es wäre dennoch glatter Mord.«

Mit zuckenden Lippen lässt Daniel Adams die Gewehrmündung wieder sinken. Er wirkt erschöpft und ausgebrannt.

»Also«, fährt Flint McFinney fort und wendet sich an die drei Revolverschwinger, »es könnte zwar sein, dass mein Pulver nass geworden ist, aber mit einer Doppelladung Indianerschrot kann man immer noch eine Menge ausrichten. Unseren Gäulen frieren in dem kalten Wasser die Beine ein. Wollen wir also noch lange herumtändeln? Bei uns bekommt es jeder, wie er es haben will, nicht wahr, Jonas?«

»Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage«, deklamiert der Schwarze aus Shakespeares Hamlet. »Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir jedenfalls eine hübschere Todesart aussuchen, als mit Buckshot aus dem Sattel geschossen zu werden.«

»Dieser Nig ...«, setzt Duncan Burke schneidend an, verstummt aber sofort wieder, als Flint mit einer glatten Bewegung seinen 38er Revolver aus dem Halfter wirbelt und dazu schleppend sagt:

»Wir könnten auch ein kleines Spielchen machen, Mister. Sie setzen darauf, dass das Pulver nass geworden ist, und ich wette, dass die Wachsdichtung der Patronen dichtgehalten hat. Dann sagen Sie noch einmal ,Nigger', und ich drücke ab. Ob Sie gewonnen oder verloren haben, werden Sie dann an den Löchern in Ihren Ohren erkennen.«

Duncan Burke zieht den Kopf zwischen die Schultern.

»Noch kenne ich dich nicht, du nachgemachter Buffalo Bill«, knirscht er gepresst. »Aber ich werde deinen Namen schon noch erfahren, und eines Tages werden wir uns wieder begegnen. Ich sage dir, von hageren Hechten deiner Sorte schlage ich in einer Viertelstunde gleich ein halbes Dutzend in Stücke.«

»Yeah«, gibt Flint mit ungerührtem Nicken zurück. »So sehen Sie auch aus, Freund. Wenn Sie meinen Namen erfahren wollen – und auch noch ein bisschen mehr, dann brauchen Sie sich nur an Ihren Partner zu wenden. Gunner O'Leary kann Ihnen darüber bestens Auskunft geben. Nicht wahr, O'Leary?«

Der fuchsgesichtige Bursche zieht die Oberlippe empor.

»Freuen Sie sich nur nicht zu früh, McFinney«, kichert er blechern. »Seit Carson City sind vier Jahre vergangen. Und heute liegt nichts mehr gegen mich vor. Die Armee hat inzwischen einen Mann geschnappt, der Waffen ins Indianerland schmuggelte. In Fort Bridger ist er aufgeknüpft worden. Damit war meine Unschuld erwiesen.«

»Nicht ganz«, versetzt Flint trocken. »Sagen wir besser, die Beweise gegen Sie reichten nicht mehr aus. Nur deshalb hat General Crook die Fahndung nach Ihnen zurückgezogen.«

»Kann sein«, knurrt Gunner O'Leary mit ausdruckslosem Gesicht. »Aber ich vergesse trotzdem nicht, wer mich damals gehetzt hat und mich zu gern am Ende eines Stricks gesehen hätte. Wir sind noch nicht miteinander fertig, Mr. Flint McFinney.«

»Nein«, entgegnet dieser hart, »diesen Eindruck habe ich auch. Aber wir werden es auf später verschieben, wenn ich mit Sicherheit weiß, dass mein Pulver trocken ist. – Los jetzt, gebt die Furt frei!«