H. C. Hollister 94 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 94 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Es ist eine ganz besondere Art von Männern, diese Horseshoe-Mannschaft, die ihre gehörnten "Buschteufel" aus der wildesten Brasada nach Norden zur Bahnlinie von Kansas treibt. In diesem zerklüfteten Dornbuschland am Rio Bravo hat sich Dan Painter vom Satteltramp zum geachteten Rancher emporgearbeitet, und all diese verwegenen Burschen haben ihm beim Aufbau seiner Horseshoe-Ranch geholfen. Mit dem Erlös ihrer ersten Herde wollen sie jetzt die Ranch auf feste Füße stellen.
Aber in den verrufenen Rinderstädten gibt es Männer, die ihr Geld auf einfachere Weise verdienen. Dass Dan Painter ihrem Anschlag entgeht, verdankt er Diego Perez, einem heruntergekommenen mexikanischen Gitarrenspieler, der wegen Mordes an einem Kartenhai gesucht wird. Dan Painter begleicht seine Schuld. Bei einem dramatischen Gerichtsverfahren gelingt es ihm, den Freispruch des Mexikaners zu erwirken. Diego Perez wird ein Mitglied der Horseshoe-Crew. Ein echter Sattelpartner dieser verwegenen Brasada-Reiter wird er jedoch nie. Und noch wissen Dan Painter und seine Männer nicht, dass sie den Teufel selbst in ihre Mannschaft aufgenommen haben ...


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Inhalt

Cover

PARTNER DES TEUFELS

Vorschau

Impressum

PARTNER DES TEUFELS

Es ist eine ganz besondere Art von Männern, diese Horseshoe-Mannschaft, die ihre gehörnten »Buschteufel« aus der wildesten Brasada nach Norden zur Bahnlinie von Kansas treibt. In diesem zerklüfteten Dornbuschland am Rio Bravo hat sich Dan Painter vom Satteltramp zum geachteten Rancher emporgearbeitet, und all diese verwegenen Burschen haben ihm beim Aufbau seiner Horseshoe-Ranch geholfen. Mit dem Erlös ihrer ersten Herde wollen sie jetzt die Ranch auf feste Füße stellen.

Aber in den verrufenen Rinderstädten gibt es Männer, die ihr Geld auf einfachere Weise verdienen. Dass Dan Painter ihrem Anschlag entgeht, verdankt er Diego Perez, einem heruntergekommenen mexikanischen Gitarrenspieler, der wegen Mordes an einem Kartenhai gesucht wird. Dan Painter begleicht seine Schuld. Bei einem dramatischen Gerichtsverfahren gelingt es ihm, den Freispruch des Mexikaners zu erwirken. Diego Perez wird ein Mitglied der Horseshoe-Crew. Ein echter Sattelpartner dieser verwegenen Brasada-Reiter wird er jedoch nie. Und noch wissen Dan Painter und seine Männer nicht, dass sie den Teufel selbst in ihre Mannschaft aufgenommen haben ...

»Er ist es«, zischt der Mann, der vorn an der Ecke der rissigen Schuppenwand im Dämmerlicht dieser Nacht steht.

»Natürlich«, fällt ihm der andere ins Wort. »Er reitet seinen Riesengaul, und ich konnte den Gürtel unter seinem Hemd erkennen.«

Er zieht seine Hose samt dem breiten Gurt hoch. »Hast du nicht selbst gesehen, wie die beiden Burschen in den Spielsaal kamen? Bestimmt gehörten sie zu seiner Mannschaft und wollten sich Geld holen.«

Der Mann an der Ecke blickt noch einmal die Straße entlang und stellt beruhigt fest, dass der Reiter noch zweihundert Yards entfernt ist und seinen großen stahlgrauen Wallach Schritt gehen lässt. »Yeah«, gibt er gedämpft zurück, »er ist dann mit ihnen in den halbdunklen Gang hinausgegangen.«

Ein leises, metallisches Klicken ist zu hören, als der andere den Revolver zur Hand nimmt und die Trommel probeweise rotieren lässt. »Und weil die Tür einen Spalt offenstand, konnte ich sehen, wie er die beiden Cowpuncher in Scheinen auszahlte.«

Von der Verladestation her zerreißt der schrille Pfiff einer Rangierlokomotive die Nacht. Noch hat das wüste Treiben in der Rinderstadt seinen Höhepunkt nicht erreicht. Hier draußen bei den Schuppen und Korrals ist gewissermaßen Niemandsland. Schwach blinzeln von draußen die Campfeuer herüber. Dort, auf der Weide außerhalb der Stadt, lagern weitere Treibherden und warten darauf, dass die Verladekorrals für sie frei werden. Und jeden Abend speien diese Camps einige Dutzend ausgehungerter, vergnügungssüchtiger Treibherdenreiter aus, verwegene, raue Texaner, denen der Lohn von Monaten in der Tasche brennt.

»Wir machen es kurz«, sagt der Mann mit dem Revolver gedämpft. »Denk daran, wir haben nicht lange Zeit, wenn ich erst geschossen habe. Du schnappst dir seinen Gaul und ich hole den Gürtel. Und dann nichts wie weg.«

»Vergiss das Geld in den Hosentaschen nicht«, knurrt der andere gepresst. »Wenn man so abgebrannt ist wie wir, kann man sich keine Verschwendung leisten.«

Der Reiter auf der Straße lässt seinen Grauen immer noch im Schritt trotten. Wer sich darauf versteht, der braucht nur einen Blick auf die schweren, ledernen Chaps zu werfen, die Dan Painter trägt, um zu erkennen, dass er einen Buschlandreiter vor sich hat. Davon zeugt das Brustgeschirr des mächtigen Wallachs, das im Allgemeinen zur Befestigung von Breeches dient. Es handelt sich dabei um eine Lederpanzerung, die die Brust des Tieres vor Verletzungen durch Dornen und Stacheln schützen soll. Trotzdem sind Brust und Vorderhand des Wallachs von Narben übersät. Solche Narben holt man sich nur in den Kakteenfeldern im Süden oder in der Brasada, dem Dornbuschland am Rio Bravo, am Guadalupe River oder am Brazos.

Dan Painter sitzt in schiefer Haltung im Sattel. Er wirkt fast so entspannt, als ob er schliefe. Doch die hellen Augen in dem lederhäutigen Gesicht sind wach, mögen sie auch von dem weit in die Stirn gezogenen Hut überschattet werden.

Die Nachtluft ist warm und vom Gesumme vieler Insekten erfüllt. Der Wallach peitscht mit dem Schweif, und Dan Painter blickt auf die bizarren Schatten der Cottonwoods.

Das Land gehört den Treibherden aus dem Süden, die hier zur Bahnlinie und zu den Verladekorrals strömen. Da ist kein Platz für Farmland, solange die gespaltenen Hufe Tausender von Longhorns den Boden aufwühlen. Rinderrecht hat überall Vorrang – dieser Grundsatz ist in dem Bewusstsein der Texaner so tief verwurzelt, dass kaum einem von ihnen der Gedanke kommt, es könne vielleicht auch Unrecht sein.

Schnaubend wirft der Wallach den Kopf in die Höhe.

Dan Painter kennt seinen vierbeinigen Partner und die verschiedenen Laute, die der Wallach macht. Aber dennoch käme seine Reaktion zu spät, wenn nicht im selben Augenblick ein scharfer Warnruf ertönte.

»Atención!«, klingt es dumpf und zugleich in hartem, kehligem Akzent. »Achtung!«

Ein Revolverschuss dröhnt auf, und mit einem Schlag ist der Rücken des grauen Wallachs leer. In dieser milchigen Dämmerung ist nur noch ein kleiner Buckel an jener Stelle zu erkennen, wo sich sonst das Sattelhorn befindet. Offenbar handelt es sich um das Knie des Reiters, der sich an die Flanke seines geschulten Brasada-Pferdes hat herabsinken lassen. Nur den Bruchteil einer Sekunde später blitzt unter dem gedrungenen Hals des Wallachs ein Mündungsfeuer auf. Einer der beiden Burschen, die hinter der Schuppenwand gelauert hatten und der bereits losgestürmt war in der irrigen Ansicht, den Mann aus dem Sattel geschossen zu haben, stockt mitten im Lauf, krümmt sich zusammen und fällt nach vorn.

Im Schatten der Cottonwoods blitzen unterdessen weitere Schüsse auf. Doch sie gelten nicht Dan Painter, sondern werden in rascher Folge durch die weit geöffnete und schief in den Angeln hängende Tür des Schuppens gejagt. Drinnen ertönt ein mexikanischer Fluch. Kurz darauf peitschen auch dort zwei Schüsse, und der Schatten, der sich schießend zu einem angebundenen Pferd hatte zurückziehen wollen, sinkt lautlos in sich zusammen.

Dan Painters linker Ellbogen ist immer noch in die Schlinge gehakt, die jedes Brasada-Pferd zwischen Hals und Brustgeschirr trägt. Er löst das Knie vom Sattelhorn und federt zu Boden, den schweren Patterson-Revolver noch in der Faust. Der Wallach steht wie angewurzelt.

»Hola hombre!«, ruft Dan Painter auf Spanisch. »Was ist los?«

Eine schlanke Gestalt ist im Tor des verfallenen Schuppens aufgetaucht.

»Por Dios, Señor – und ich habe geglaubt, Sie seien schon auf der großen Reise.«

Dan Painter gibt nur ein Schnauben von sich und bewegt sich vorwärts. Ein Blick auf die Gestalt am Boden zeigt ihm, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Auch der andere Mann regt sich nicht mehr. Erst als Dan Painter das festgestellt hat, wendet er sich wieder dem Mexikaner im Schuppeneingang zu. Der aufgehende Mond spendet genügend Licht, um ihn ein schmales, dunkelhäutiges Piratengesicht erkennen zu lassen.

»Gracias«, sagt Dan Painter ruhig. »Ohne Sie wäre ich jetzt tatsächlich auf dem großen Trail ohne Wiederkehr.«

Kein Muskel zuckt in dem Gesicht des Mexikaners. Er trägt ein verschlissenes Seidenhemd mit einem Spitzeneinsatz auf der Brust und dazu enganliegende Charro-Hosen, die unten geschlitzt sind und ein schimmerndes Seidenfutter erkennen lassen. Doch auch diese Hosen sind zerschlissen und an mehreren Stellen geflickt; die hochhackigen Cordoba-Stiefel haben ebenfalls das Ende ihrer Tage schon lange überschritten. Der Mann verbeugt sich.

»Diego Perez de San Cristobal y Saltillo«, stellt er sich vor.

Dan Painter kennt die Vorliebe der Mexikaner und weiß, dass selbst ein zerlumpter Peon seinem Namen gern den Geburtsort und vielleicht noch den Mutternamen anhängt, um ihn wirkungsvoller zu gestalten. Ein auf diese Weise fantasievoll aufgemöbelter Name braucht noch lange nicht zu bedeuten, dass sein Träger spanischem Adelsgeschlecht entstammt. Doch von diesen Zweifeln lässt sich Dan Painter nichts anmerken. Er erwidert die Verbeugung etwas unbeholfen und entgegnet:

»Mein Name ist Painter. Daniel Painter, Señor Perez.«

»Es ist mir eine Ehre, Señor Painter«, versetzt er gemessen, als ob sie sich hier auf gesellschaftlichem Parkett befänden. »Dann sind Sie also der Mann, der hier sechshundert Rinder mit abgesägten Hornspitzen zu einem Rekordpreis losgeschlagen hat?«

Dan kommt nicht mehr dazu, eine unverbindliche Antwort zu geben. Er entdeckt hoch an der Schulter einen dunklen Fleck am Hemd von Diego Perez, der sich allmählich vergrößert. Gleichzeitig ist Hufgetrappel zu hören, und ein paar Männer kommen zu Fuß die Straße herabgerannt.

»Lassen wir doch diese Umstände«, sagt Dan mit einem scharfen Atemzug. »Sie sind verwundet, Amigo ...«

»Sie auch, Señor«, versetzt der Mexikaner mit schmalem Lächeln. »Ich glaube, da kommt der Marshal.«

Wenig später sind die Männer bei ihnen angelangt.

Der Marshal der Stadt, ein gedrungener Mann mit gesundem Gesicht und aufgezwirbeltem Schnauzbart, mustert die beiden Toten und den Kampfplatz mit strengen Blicken. Dann sticht sein fleischiger Zeigefinger in Richtung des Mexikaners vor, und er sagt grimmig:

»Perez, da habe ich Sie also doch noch erwischt! Und ich dachte, Sie seien bereits über alle Berge.«

»Mit einem lahmen Gaul, Marshal?«, murmelt Diego Perez mit melancholischem Lächeln. »Wahrscheinlich hätten Sie mich hier im Schuppen nicht gefunden, aber es kam etwas dazwischen.«

Zwei Männer nehmen auf einen Wink des Marshals den Mexikaner in die Mitte und ziehen ihm die Waffe aus dem Halfter. Erst dann wendet sich der Marshal Dan Painter zu und fragt scharf:

»Also, was hat es hier gegeben, Mister?«

»Sie haben mir aufgelauert und warteten im Schatten der Schuppenwand. Wenn Perez mich nicht gewarnt hätte, wäre ich jetzt ein toter Mann, Marshal. Was haben Sie gegen ihn vorzubringen?«

»Nur einen kleinen Mord an einem Spieler«, erwidert der Marshal bissig. »Es ging um ein Mädchen, und ich habe etwas gegen die Art, wie Señor Perez sich seiner Nebenbuhler entledigt.«

»Es war Notwehr, Marshal«, murmelt Diego Perez sanft, ohne dabei Dan Painter aus den Augen zu lassen. »Aber da der Kartenhai ein Yankee war und ich nur ein lausiger Greaser bin, wird mir das vermutlich nicht viel helfen.«

»Sie haben es getroffen, Perez«, versetzt der Marshal kalt. »Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie und führe ihn aus. Alles andere können Sie den Geschworenen erzählen.«

Die Blicke von Dan Painter und Diego Perez tauchen ineinander.

»Er ist verwundet, Marshal«, sagt Dan.

»Das sehe ich. Der Doc kann ihn auch im Käfig versorgen. Und was ist mit Ihnen, Freund?«

»Nur die Jacke und ein bisschen Haut«, erwidert Dan Painter und tastet unterhalb der linken Achselhöhle nach seinen Rippen. »Ich war zu schnell aus dem Sattel, sonst hätten sie mich erwischt. Das habe ich Perez zu verdanken.«

»No hay de qué«, murmelt der Mexikaner bescheiden. »Wirklich keine Ursache, Señor.«

Aus den Augenwinkeln blitzt der Marshal ihn mürrisch an.

»Da haben Sie also jemanden gefunden, der Ihnen die Stange hält, Perez.«

Diego Perez zeigt nur sein melancholisches, undurchsichtiges Lächeln und senkt die schweren Lider halb über die Augen. Dan Painter jedoch entgegnet heftig:

»Darauf können Sie Gift nehmen, Marshal!«

»Ihre Sache, wenn Sie sich mit einer Klapperschlange ins Bett legen wollen, Mister«, gibt der Schnauzbärtige verdrossen zurück. »Ich erfülle nur meine Pflicht. Ich werde Sie morgen ohnehin noch benötigen, um einen Bericht anzufertigen.«

»Ich werde da sein«, verspricht Dan Painter unbewegt und nickt seinem Retter zu. »Und ich werde den besten Anwalt von ganz Kansas auf die Beine bringen, um zu verhindern, dass man Diego Perez verurteilt, nur weil er zufällig Mexikaner ist.«

✰✰✰

Der Brasada-Mann reitet die Hauptstraße entlang bis zu jener Stelle, wo sich zu beiden Seiten die Saloons, Tanzlokale, Spielhallen und Bars aneinanderreihen. Dort hält er an und stößt einen gellenden Pfiff aus.

Sternförmig kommen die Männer aus allen Richtungen auf Dan Painter zu. Jeder von ihnen ist seinem eigenen Vergnügen nachgegangen, und doch genügt ein einziger Pfiff, um sie wieder zu einer geschlossenen Crew werden zu lassen. Ein größerer Unterschied als zwischen all diesen Burschen ist kaum vorstellbar, soweit es ihr Äußeres betrifft. Aber sie alle, wie auch Dan Painter, zeigen eine Kleinigkeit, die sie nicht äußerlich verbindet. An keinem ihrer Hüte fehlt die lederne Fangschnur, und sie tragen dieses Lederband nicht unter dem Kinn, wie es üblich ist, sondern haben es nach hinten ins Genick geschoben, sodass ihnen der befranste Knoten über den Nacken herabhängt. Dieses Merkmal hat einer nach dem anderen von Dan Painter übernommen, sodass es inzwischen fast zum untrüglichen Kennzeichen der Horseshoe-Crew geworden ist.

Der Mann auf dem grauen Wallach blickt sich mit zuckenden Mundwinkeln um.

»Feierabend«, sagt er dann lakonisch. »Ich brauche morgen eure klaren Köpfe. Deshalb warte ich lieber nicht erst, bis ihr im Morgengrauen kreuz und quer auf einem Wagen liegt und zum Camp hinausfahren werdet. Was passiert ist, erkläre ich euch morgen.«

»Ein Boss?«, kräht Lefty Doane giftig. »Jungs, ich sage euch, ein Sklaventreiber ist das! Einen Mann mitten aus seinem wohlverdienten Vergnügen herauszuholen, noch ehe es richtig gemütlich wird!«

»Deine Gemütlichkeit kenne ich!«, grinst Dan Painter. »Bei dir ist es immer mit zertrümmerten Spiegeln und einer demolierten Bareinrichtung verbunden, Lefty. – Also los, auf die Pferde!«

Tatsächlich ist Lefty Doane dann der erste, der – wenn auch murrend – mit leicht schwankenden Schritten zu seinem Gaul tappt und sich in den Sattel schwingt. Buck Merrick und Juan Rocas tun es ihm schweigend nach.

Eine halbe Stunde später erreichen sie draußen auf der Weide eine Bodenfalte, in der ihr eigenes Camp liegt. Nur etwa ein Dutzend Pferde befindet sich noch in dem Seilkorral am Bach. Außer an den herumliegenden Packlasten und dem eisernen Dreibein mit dem rußigen Topf, das über der Glut des Feuers steht, ist das Camp nur noch an einer Segeltuchplane erkennbar, die zwischen den Sykomoren ausgespannt ist, sodass Deckenrollen und Schläfer wenigstens vom Tau der Nacht verschont bleiben.

Im selben Augenblick, als die Reiter sich beim Seilkorral aus dem Sattel schwingen, fährt unter der Plane ein Mann empor und greift nach seiner Schrotflinte. Joker van Allen ist ein breiter Klotz. Unterhalb des Knies ist sein linkes Bein durch einen Holzstumpf ersetzt. Trotzdem ist der Koch von einer erstaunlichen Beweglichkeit. Er spuckt ein Stück Kautabak zur Seite, senkt den Lauf seiner Flinte und knurrt:

»Seid ihr schon wieder da, ihr Söhne der Hölle? Ich hätte geschworen, dass ich erst vor einer halben Stunde in die Decken gekrochen bin!«

»Der Boss hat sich mitten auf die Straße gestellt und gepfiffen«, klärt ihn Chester Irving grinsend auf. »Und jetzt sind wir gespannt, was er uns zu erzählen hat.«

Gerade noch war Joker van Allen im Begriff, eine Schimpfkanonade loszulassen. Aber nun sieht er, wie Dan Painter seine Buschjacke abstreift und darunter sein Hemd zum Vorschein kommt, das an der linken Brustseite unterhalb der Achselhöhle von Blut verkrustet ist. Und da sagt der Koch gar nichts mehr, sondern stampft mit seinem Holzbein schweigend zu einer der Packlasten. Als er zurückkehrt, hat er eine Schüssel sowie alle notwendigen Dinge zur Versorgung einer Wunde bei der Hand.

»Kummer also«, brummt er einsilbig, während er an die Arbeit geht.

Es dauert nur kurze Zeit, bis er das verkrustete Hemd mit warmem Wasser gelöst, die Schramme mit einer grauen Salbe beschmiert und verpflastert hat. Dann holt sich Dan Painter ein frisches Hemd aus seinem Mantelsack und streift es über. Abwartend stehen die Männer um das Campfeuer.

»Ein Überfall«, sagt Dan Painter endlich. »Zwei Burschen haben mir an einem Schuppen vor der Stadt aufgelauert. Wahrscheinlich waren sie scharf auf den Gürtel mit dem Geld.«

»Schlechte Schützen, wie?«, erkundigt sich Buck Merrick grollend.

»Ich wurde in letzter Sekunde gewarnt«, berichtigt Dan gelassen. »Ein Mann namens Diego Perez hatte sich in dem Schuppen verkrochen, um dort zu schlafen. Nur durch seinen Warnruf konnte ich mich noch rechtzeitig aus dem Sattel fallen lassen. Ich habe dann einen der Desperados erwischt, und Perez hat den anderen niedergeschossen. Er selbst ist dabei an der Schulter angekratzt worden.«

»Perez? Diego Perez?«, fragt Lefty Doane krächzend. »Ich hab' den Namen schonmal gehört.«

»Ich auch«, versetzt Chess Irving trocken. Er lehnt am Stamm einer Sykomore und stützt beide Hände auf die Kolben seiner Waffen. »Die Girls sprachen davon. Eine Freundin von ihnen muss etwas mit diesem Diego Perez gehabt haben, aber sie machte gleichzeitig einem Spieler schöne Augen. Perez hatte als Gitarrenspieler in einem der Lokale gearbeitet, aber dann wollte man dort keinen Greaser mehr sehen. Er soll ein ziemlich heruntergekommener Bursche sein, nur die Tanzgirls ... ich meine, sie verdrehten die Augen, wenn sie von ihm sprachen.«

»Ich mag keine heruntergekommenen Greaser«, sagt Buck Merrick dumpf.

Der blonde Mann an der Sykomore schießt einen Blick zu Juan Rocas hinüber. Nur er scheint zu begreifen, dass sich der Vaquero von einer solchen Bemerkung getroffen fühlen könnte. Doch Juans Miene bleibt völlig unbewegt. Er fühlt sich ebenso wie die anderen ganz als Texaner.

»Hast du erfahren, wie Diego Perez den Spieler erschossen hat, Chess?«, fragt Dan Painter und klemmt seine kalte Maiskolbenpfeife zwischen die Zähne.

»Der Spieler ist tot«, erwidert der hagere Reiter lakonisch. »Es muss einen Tag vor unserer Ankunft mit der Herde passiert sein – irgendwo hinter den Lokalen bei den Verladekorrals. Nur das Mädel war in der Nähe.«

»Der Town Marshal hat Diego Perez mitgenommen und eingesperrt.«

»Dann wird es rasch gehen«, knurrt Buck Merrick. »Für einen Greaser ziehen sich die Geschworenen nicht einmal zur Beratung zurück. Das machen sie so aus dem Handgelenk.«

»Hör auf«, sagt Juan Rocas tonlos.

Erstaunt richtet der glatzköpfige Buck die Blicke auf ihn.

»Was ist denn mit dir los, Mister? Du brauchst doch nicht ...«

»Hör auf«, sagt der Vaquero noch einmal. Das ist alles.

»Perez ist verwundet«, murmelt Dan Painter gepresst. »Vielleicht gibt ihm das noch eine Chance.«

»Nennst du es eine Chance, wenn ein Mann für einen Strick gesundgepflegt wird, Dan?«, meldet sich wieder Chess Irving zu Wort.

»Zur Hölle mit euch schwerfälligen Dummköpfen!«, knirscht der Koch und blickt sich zornig um. »Natürlich will Dan diesen Perez herausholen! Schließlich verdankt er ihm sein Leben.«

Lefty Doane rümpft die Nase.

»Warum sagt er das nicht gleich? Dann hätten wir nur einen kleinen Umweg zum Office zu machen brauchen.«

»Doch nicht so, du Narr!«, faucht ihn der Koch an. »Wir sind doch hier nicht in der Brasada.«

»Leider«, grollt Buck Merrick. »Ich verstehe sowieso nicht, wie man sich um ein Mädel streiten kann.«

»Dann frag nur unseren Casanova«, grinst Lefty Doane.

»Schluss damit!«, setzt Dan Painter dem Wortgefecht ein Ende. »Was ich erreichen will, das ist eine faire Verhandlung für Diego Perez.«

»Du willst also um jeden Preis deine Schulden begleichen«, erwidert Chess Irving.

»Ja. Ich kaufe ihm einen Anwalt und sorge dafür, dass die richtigen Geschworenen ausgewählt werden.«

»Das wird schwierig sein.«

»Aber nicht unmöglich.«

»Und die Zeugin?«, erkundigt sich Chess Irving zweifelnd.

»Das Mädchen?«

»Sicher.«

Etwas ratlos schaut Dan Painter zu ihm auf.

»Was meinst du damit? Glaubst du, ich will jemanden zu einer falschen Aussage oder sogar zum Meineid verleiten?«

Nur kurz zieht der hagere Blondkopf die Brauen empor.