H. C. Hollister 11 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 11 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Rusty Croyden ist wild, indianerhaft und liebt die Freiheit. Das Leben im Panhandle Idahos hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist: ein rauer, leider aber auch leichtsinniger Bursche, der sich nur alle paar Monate auf der Silverwater-Ranch blicken lässt.
Als er endlich der Wildnis den Rücken kehrt, ist es zu spät: Ed Casey und sein hartes Rudel sind ihm zuvorgekommen - sein Vater ist tot. Getrieben von Schuldbewusstsein und Rache folgt er mit zäher Beharrlichkeit der Fährte, die die Bande durch zwei Staaten zieht.
Buck Brady und Penny, der Halbwolf, sind seine treuen Begleiter auf diesem langen Trail. Zweimal sind die Freunde dicht vor dem Ziel, zweimal haben sie schon auf der Rutschbahn zur Hölle Platz genommen. Dennoch beißen sie sich durch und folgen den Mördern. Als sie endlich das Ende der Fährte erreichen, beginnt ein unerbittlicher Kampf ...

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Inhalt

Cover

Impressum

AUF HEISSER FÄHRTE

Vorschau

Bisher erschienen

Über den Autor

Herbert Christian Nagel (1924-2016) wurde in Oberhausen geboren und war nach einem Jurastudium viele Jahre als Abteilungsleiter des Presseamtes der Stadt Gelsenkirchen tätig. Bekannt wurde er einer großen Öffentlichkeit durch seine zahlreichen Westernromane.

Er veröffentlichte seit den 1950er-Jahren unter wechselnden Pseudonymen ca. 250. Romane und Erzählungen in einer Gesamtauflage von weltweit ca. 70. Mio. Exemplaren (Quelle: Westfälisches Autorenlexikon 1750-1950).

Nagel war immer bestrebt, den Wilden Westen authentisch zu schildern und Klischees zu vermeiden. Bereits Mitte der. 1960er-Jahre brachte er seine schriftstellerische Haltung auf den Punkt: »In jedem meiner Romane versuche ich, bis auf den Grund einer historisch echten Darstellung vorzudringen. Der grandiose Stoff zwingt mich einfach dazu.«

Nagel gehört seit vielen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Autoren des Genres. Sein bekanntestes Pseudonym lautet H.C. Hollister.

Interessanterweise lebten seinerzeit mit H.C. Nagel und G.F. Unger zwei Westernkönige ihrer Zeit in derselben Stadt Gelsenkirchen. Damals erzählte man sich gern den Witz, die beiden hätten sich in der Bahnhofstrasse zum Duell getroffen, O­beinig und mit blank gewienerten Colts, dann seien sie aber doch lieber zum Alfons gegangen, um in Ruhe einen zu trinken, statt es auszuschießen.

Im BASTEI Verlag erscheint seit dem 25. Februar 2020 14­täglich das vollständige Lebenswerk des legendären Western-Erzählers H.C. Nagel in chronologischer Reihenfolge und attraktiver neuer Gestaltung – unter dem Pseudonym H.C. Hollister.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre der zeitlosen Wildwest-Klassiker.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne/Becker Illustrators

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9938-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

»Es gibt heute eigentlich zu viele Autoren, die angeblich so schreiben, wie der Wilde Westen wirklich war. Wenn man dann näher hinschaut, entdeckt man doch nur zu oft ein verfälschtes Bild, Klischee und Schablone. In jedem meiner Romane versuche ich bis auf den Grund einer historisch echten Darstellung vorzudringen. Der grandiose Stoff zwingt mich einfach dazu.«

H.C. Hollister, Mitte der 1960-er Jahre

AUF HEISSER FÄHRTE

Rusty Croyden ist wild, indianerhaft und liebt die Freiheit. Das Leben im Panhandle Idahos hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist: ein rauer, leider aber auch leichtsinniger Bursche, der sich nur alle paar Monate auf der Silverwater-Ranch blicken lässt.

Als er endlich der Wildnis den Rücken kehrt, ist es zu spät: Ed Casey und sein hartes Rudel sind ihm zuvorgekommen – sein Vater ist tot. Getrieben von Schuldbewusstsein und Rache folgt er mit zäher Beharrlichkeit der Fährte, die die Bande durch zwei Staaten zieht.

Buck Brady und Penny, der Halbwolf, sind seine treuen Begleiter auf diesem langen Trail. Zweimal sind die Freunde dicht vor dem Ziel, zweimal haben sie schon auf der Rutschbahn zur Hölle Platz genommen. Dennoch beißen sie sich durch und folgen den Mördern. Als sie endlich das Ende der Fährte erreichen, beginnt ein unerbittlicher Kampf …

Rusty Croyden legt den Bratspieß mit dem großen Stück Bärenlende auf die Astgabel.

»Zuerst muss es heiß wie die Hölle werden, damit sich eine Kruste bildet und der Saft drinnen bleibt. Hinterher kann es dann langsamer gehen«. Rusty hebt belehrend seinen Finger zu seinem Gesprächspartner, der auf der anderen Seite des Feuers sitzt und ihm mit schiefgelegtem Kopf zuschaut.

Es ist heller Morgen, aber wenn es um eine Mahlzeit geht, hat sich Rusty noch nie nach der Tageszeit, sondern immer nur nach seinem Magen gerichtet.

Er ist reichlich verwildert, dieser Rusty Croyden. Sein gebräuntes, bronzefarbenes und scharfgeschnittenes Gesicht erinnert an einen Indianer. Nur sein helles Haar will nicht zu diesem Bild passen.

Eine Viertelstunde beschäftigt er sich hingebungsvoll mit dem Fleisch. Während dieser Zeit gibt sein Gegenüber keinen Laut von sich. Es hat den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt und lässt seinen Herrn nicht aus den Augen.

»Wenn ich dich so sehe, Penny, wird mir um meinen Braten doch recht bange«, brummt Rusty zu dem Wolfshund hinüber. »Der Himmel mag wissen, wieviel unedle Teile du von diesem Bären schon roh verschlungen hast. Und jetzt guckst du aus der Wäsche, als ob du seit einer Woche Hunger leiden müsstest.«

Penny, der Wolfshund, lässt sich von dieser beachtenswerten Rede nicht beeindrucken. Schließlich bemerkt auch der Mann, dass nur der Braten das Ziel seiner Blicke ist.

Brummend greift Rusty nach seinem Messer, das er in einer Oberarmschneide trägt, schneidet rasch einen tüchtigen Batzen von der Lende herunter und wirft ihn Penny zu.

Die Bewegung des Tieres ist schnell und schattenhaft. Rusty steckt das Messer weg, blickt dann wieder auf den Halbwolf und beginnt gleich erbittert zu grunzen:

»Du rabenschwarzer Höllenhund! Ich denke, du hast jetzt eine halbe Stunde zu tun, und was geschieht? Das Fleisch ist spurlos verschwunden, und du siehst hungriger aus als je zuvor. Du Kreuzung zwischen einem Puma und einem störrischen Wildesel. Du meinst, ich wüsste nicht, dass all dein Sehnen und Trachten nur auf meinen Braten gerichtet ist. Aber mach dir keine Hoffnungen. Du hast deinen Wanst schon vollgeschlagen, und ich habe noch nichts gehabt. Wenn du immer noch nicht genug hast, dann weißt du ja, wo die Reste des Bären liegen. Und jetzt weg mit dir!«

Einen sichernden Blick wirft Penny noch zurück, dann verschwindet er zwischen den Büschen. Der Mann dreht ein paarmal seinen Bratspieß, nimmt dann sein Rasier- und Waschzeug aus seinem Bündel und geht zu dem kleinen, natürlichen Kiesbecken hinüber, in das aus einer Quelle kristallklares Wasser plätschert.

Als Rusty seinen Oberkörper entblößt, erschauert er unter dem Hauch des kalten Windes. Die Temperatur beträgt bestenfalls wenige Grade über dem Nullpunkt.

An einem dünnen Birkenstämmchen befestigt er einen Spiegel und beginnt sich einzuseifen.

»Bääh!«, macht er dann plötzlich, als er sein Spiegelbild anschaut. »Was bist du doch für ein verdammter Satteltramp und Strolch, Rusty Croyden!«

Ein helles, trompetendes Wiehern klingt im gleichen Moment zu ihm herüber.

»Du bist nicht gefragt«, knurrt Rusty zu dem grauen Wallach hin. Dann fährt er in seiner Selbstbetrachtung fort:

»Ein Strolch und ein Faulenzer bist du, Rusty Croyden. Du liebst die Freiheit, das wilde Leben, das Ungebundensein und das Herumstrolchen. Ohne den Wind in deinen Haaren und die Sonne auf deiner Haut kannst du nicht leben. Okay! Das alles kannst du auch auf der Silverwater-Ranch haben, wo Old Bill sich von morgens bis abends quält, um aus seinen fünfhundert Gäulen eines Tages tausend zu machen.

Yeah, du bist faul, stinkfaul sogar, Rusty! Und damit muss endgültig Schluss sein. Du suchst die Höhen – und dabei gibt es tausend Dinge, die du im Tal tun könntest. Du bist ein famoser Zureiter und verstehst genug von Pferden, um deinen Vater vollständig entlasten zu können. Und was machst du? Alle Vierteljahre kommst du zu Besuch, führst ein paar Tage ein faules Leben, lässt dich mit Taschengeld und neuer Kleidung versorgen – dann packst du dein Bündel, schwenkst den Hut und sagst: so long.

Aah, Rusty Croyden, was bist du doch für ein Hundesohn! Hundertmal fasst du gute Vorsätze, aber wenn du drei Tage auf der Ranch gewesen bist, dann treibt es dich wieder hinaus. Von einem Horizont zum anderen ist dein Revier. Kein Langreiter sitzt so viel im Sattel wie du. Yeah, guck dich nur blöde an, du Strolch! Eine grinsende Fassade blickt dich an, sonst nichts. Du bist eine taube Nuss, die von innen heraus stinkt. Aah – pfui!«

Das Fleisch hat inzwischen die erwünschte harte, braune Kruste bekommen. Eine Scheibe nach der anderen säbelt er ab und lässt sie hinter seinen blitzenden Zähnen verschwinden.

»Höchste Zeit, dass ich nach Hause reite«, knurrt er zwischendurch.

Gerade da kommt auch Penny wieder aus dem Gebüsch geschlichen. Er trottet langsam und faul und legt sich neben dem Feuer ins Gras.

Ungestüm mit einem Satz, springt Rusty auf die Beine.

»Hoch, du Sohn eines Büffelwolfes! Die faule Zeit ist vorbei. Du musst etwas für deine Verdauung tun.«

Wenige Minuten später ist der Graue gesattelt. Vor dem Sattel befestigt sich Rusty das Bärenfell mit dem herausgetrennten Schinken. Er sitzt schließlich auf und zieht das Kinnband seines grauen, völlig durchgeschwitzten Hutes stramm.

Dann geht es rücksichtslos durch das Unterholz, durch schmale Schluchten und über Grate hinweg. Selbst da, wo Rusty vor heransausenden Zweigen sekundenlang die Augen schließen muss, sucht sich der Wallach mit sicherem Instinkt seinen Weg. Starke Äste, die tief herabhängen und den Reiter aus dem Sattel reißen würden, umgeht er geschickt.

Tief atmet Rusty den Duft der Koniferenwälder. Auf einer Lichtung schließt er einen Moment die Augen und spürt die schwache Wärme der Sonne auf der Haut.

Als wenn er für immer Abschied nehmen müsste, genießt Rusty diesen Ritt durch die grandiose, spätherbstliche Bergwelt. Penny hat inzwischen seine Beweglichkeit wiedergefunden und streicht um den Reiter herum. Mit der unermüdlichen Zähigkeit seiner Wolfsahnen hält er mit dem Pferd Schritt und taucht links und rechts um den Reiter auf.

Dann haben sie die Bergflanke überwunden, und Rusty sieht in das Silverwater-Tal hinab. Eine Weile nimmt der Mann das Bild in sich auf, überschaut das Tal, in dem er winzig die Gebäude der Ranch und sogar eine Pferdeherde erkennen kann.

»Yeah, Hunter«, er klopft seinem grauen Wallach den Hals, »du wirst in einen richtigen warmen Stall kommen, nicht mehr in den Bergen herumklettern müssen und mächtig Fett ansetzen. Und Penny wird verkalken und vertrocknen! Aah, es ist nun mal so, und trotz allem werde ich diesmal durchhalten, damit Old Bill mit mir zufrieden ist. – Los jetzt, wir machen ein Rusty-Croyden-Gedächtnisrennen. Vorwärts, ihr faulen Böcke. Es ist die letzte Gelegenheit.«

Es wird ein halsbrecherisches Rennen. Der Hut fliegt dem Mann vom Kopf und baumelt am Kinnband auf dem Rücken. Nur mit einer Hand hält Rusty die Zügel, der andere Arm fliegt bei Hunters wilden Sprüngen hoch empor. Und mit langen Sätzen fegt Penny neben ihm durch die Büsche.

Endlich haben sie den Fuß des Steilhanges erreicht, aber die Jagd ist noch nicht zu Ende. Hunter scheint die Gewohnheiten seines Herrn zu kennen, denn er macht gar nicht erst den Versuch, eine Pause einzulegen.

Jetzt liegt die Ranch dicht vor Rusty. Zwischen zwei Korrals jagt er hindurch. Er macht sich nicht die Mühe, den Weg durch das Gittertor zu benutzen. Von der Seite her jagt er auf den Zaun los. Schaum flockt dem Wallach vom Maul, bedeckt das Fell und die Hosen des Reiters.

»Spring, Hunter! – Spring!«, jauchzt Rusty noch einmal wild.

Und trotz der langen Jagd, trotz des vermehrten Gewichtes auf seinem Rücken setzt der Wallach zum Sprung an. Er schnellt hoch und fliegt über das letzte Hindernis hinweg. Mit bebenden Flanken bleibt er dann mitten im Hof stehen.

»Dad! – Heh, Dad! Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt! – Mit Bärenschinken!«, brüllt Rusty laut zum Haus hinüber und gleitet aus dem Sattel. Er zerrt sich das Bärenfell mit dem eingewickelten Schinken über die Schulter und wendet sich dem Haus zu.

Und dann fällt ihm die unwirkliche Stille auf.

»Dad!«, ruft er noch einmal und blickt in die Runde.

Kein Mensch lässt sich sehen. Aus keinem Schornstein der verschiedenen Gebäude quillt Rauch. Schließlich bleibt Rustys Blick an einem Lendenschurz hängen, der achtlos über den Zaun geworfen ist.

Mit dem Fell auf der Schulter rennt Rusty zu dem Blockhaus hinüber, in dem Wash Brady mit seiner Frau und Buck, seinem Sohn, wohnt. Er stößt die Tür auf und erstarrt einen Augenblick.

»Wash«, keucht Rusty, und lässt das Fell achtlos zu Boden gleiten. »Wash, was ist hier los?«

Mit einem Ruck durchschneidet er die Fesseln des Mannes, der auf einem schweren Stuhl festgebunden ist.

Nur ein heiser krächzender Laut kommt aus der Kehle des Riesen. Jetzt sieht Rusty auch den Lederriemen, der zusätzlich um seinen Hals geschlungen ist und ihn bei der geringsten Bewegung erwürgen muss. Ein Schnitt, dann fällt auch diese Fessel.

»Ach, diese Bastarde! Diese dreckigen Hundesöhne!«, krächzt Washington Brady mühsam. »Dein Vater, Rusty! – Schnell, hinter dem Haus am Star-Korral!«, keucht er dann.

Rusty braucht kein weiteres Wort mehr zu hören. Trotz der hohen Absätze seiner Texasboots fliegt er in rasendem Spurt über den Hof, umrundet das Hauptgebäude und setzt über das Gitter.

Dann sieht er die reglose Gestalt am Boden – und daneben Penny, der sich winselnd niedergelegt hat.

Rustys Gesicht wird für einen Augenblick grau. Er muss schlucken, und seine Backenmuskeln treten hell hervor. Keuchend rast er zu seinem Vater hinüber.

Seine Bewegungen sind ganz behutsam, als er Old Bill auf den Rücken dreht. Er legt seinen Kopf auf die Brust des Vaters und lauscht.

Der Herzschlag ist ganz schwach, kaum noch zu vernehmen.

Als Rusty sich wiederaufrichtet, spürt er die klebrige Feuchtigkeit auf seiner Wange. Er tastet mit der Hand danach und zieht sie blutgerötet zurück.

Ein jähes Angstgefühl schnürt ihm die Kehle zu.

»Das darf nicht sein, Old Bill«, murmelt er verkrampft. »Ich bin gekommen, um bei dir zu bleiben. Endlich sollte es auch für dich Freude geben. Du darfst jetzt nicht sterben, Dad.«

Er sieht die bleiche Gesichtsfarbe des Vaters und spürt dessen ersterbenden Atem. Dicht über dem Herzen sitzt die Wunde.

Plötzlich weiß Rusty Croyden, dass sein Vater nie wieder im Sattel sitzen wird.

Die Bitterkeit würgt in seiner Kehle. Er spürt die Beklemmung in seiner Brust, die ihm den Atem abzuschnüren droht.

Schnelle Schritte nähern sich ihm. Eine Sekunde wendet er sich um und erkennt Wash Brady und seine Frau. Two Moons ist eine Arapahoe-Indianerin.

»Zwei Monde« kniet schnell neben dem Verwundeten nieder und öffnet das blutverkrustete Hemd. Nur einen Blick wirft sie auf die Wunde, dann zieht sie sacht den Stoff wieder darüber.

»Jetzt musst du stark sein, Rusty«, murmelt sie. »Old Bill wird noch einmal erwachen. Dann soll er sehen, dass er sein Werk ruhig in die Hände seines Sohnes legen kann.«

Rusty nickt. Was die Indianerin ausspricht, sind seine eigenen Gedanken. Und sie bewegen sich alle um den einen Punkt: Wenn ich hier gewesen wäre, hätte es nicht geschehen können. Vielleicht wäre er sogar noch zu retten gewesen, wenn ich früher gekommen wäre.

Diese Gedanken machen alles in Rusty Croyden dumpf und leer.

Da beginnt Wash Brady leise zu sprechen.

»Sie kamen vom Pass herunter. Auf abgetriebenen Gäulen. Fünf Burschen – verstaubt und verschwitzt. Buck und Andy sind schon gestern nach Orofino gefahren, um noch zusätzliches Körnerfutter vor dem ersten Schnee heranzuschaffen. So waren wir allein. Einen der Kerle hat Old Bill gekannt. Er redete ihn mit Ed Casey an. Sie wollten frische Pferde haben. Dein Vater wollte sie ihnen geben. Doch dann sahen sie die Pferde im Star-Korral. Besonders Black Hawk schien diesem Ed Casey ins Auge zu stechen. Er fing an zu verhandeln, weil er plötzlich nur noch Tiere aus diesem Korral wollte. Old Bill lehnte es ab. Er muss diesem Casey vor langer Zeit mal das Leben gerettet haben, unten im Süden. Als er ihm dann sagte, dass wir alle diese Tiere aus dem Star-Korral für die Zucht brauchen, schien er es einzusehen.

Yeah, und dann fragte er nach heißem Kaffee für sich und seine Kerle. Obgleich ich nicht wollte, schickte Old Bill mich zur Küche hinüber. Vielleicht wollte er die Kerle nicht im Haus haben. Zwei von ihnen folgten mir mit den Flaschen. Ich konnte sie nicht beide gleichzeitig im Auge behalten, und deshalb zauberte mir der eine einen Colt unter die Nase, während der andere mir sein Eisen über den Schädel schlug. Ich wurde wach und war auf dem Stuhl gefesselt. Two Moons ebenso. Sie erzählte mir, dass hinter dem Haus geschossen wurde, nachdem ich bewusstlos war. Kurz darauf liefen dann einige der Burschen ins Haus, um Proviant und andere Dinge zu suchen. Nach ein paar Minuten ritten sie auf den Tieren aus dem Star-Korral am Fenster vorbei. Zwei dieser Klassegäule haben sie sogar noch als Packpferde mitgenommen. – Ahh – wir könnten sie alle verschmerzen, aber Black Hawk …«

Washington Brady bricht ab und blickt auf seinen alten Freund Bill Croyden hinab, der in diesem Augenblick schwach zu stöhnen beginnt.

Rusty reißt sich die Wildlederweste vom Körper, knüllt sie zusammen und steckt sie seinem Vater unter den Kopf. Mit versteinertem Gesicht, aber brennenden Augen verfolgt er jede Bewegung Old Bills.

Dann schlägt Bill Croyden tatsächlich die Augen auf. Sein verschleierter Blick wird klarer, wandert über die Gesichter und bleibt schließlich an Rusty haften.

Einige Male bewegt er die spröden Lippen, ohne dass er einen Laut herausbringt. Rusty beugt sich tief zu ihm hinab.

»Rusty – mein Junge …« Es ist wie ein Hauch. Trotz seiner starken Schmerzen verzieht der Alte die Lippen zu einem schmalen Lächeln.

Rusty muss die heiße Welle bekämpfen, die in ihm aufsteigt und alles andere hinwegzuspülen droht.

»Dad«, murmelt er mit heiserer Stimme. »Wir werden dich ins Haus bringen. Two Moons wird nach deiner Wunde sehen, dann wirst du bald wieder auf die Beine kommen. Bestimmt, es wird …«

Eine angedeutete Handbewegung seines Vaters lässt ihn verstummen.

Ein grimmiger Humor flackert noch einmal in den Augen des Alten auf.

»Unsinn«, grollt er leise, »ich – war – immer – ein – Raubein. – Darum – keine – Mätzchen – jetzt. – Mir – ist – nicht mehr zu helfen.«

Wieder bewegt er die trockenen Lippen und bemüht sich, sie mit der Zunge anzufeuchten. Gerade da kommt die Indianerin zurück. Rusty hatte ihren Fortgang gar nicht bemerkt. Sie bringt eine Schale mit Wasser und setzt sie dem Verwundeten an die Lippen.

Bill Croyden macht nur wenige, kleine Schlucke und schiebt ihre Hand dann matt zur Seite.

»Keine – Zeit«, murmelt er erschöpft und macht einen vergeblichen Versuch, sich aufzurichten.

»Ruhig liegen bleiben!« Rusty drückt ihn sacht an den Schultern zurück. Er lässt seine Rechte da, wo sie ist, denn sein Vater tastet danach und legt seine schwielige Hand darauf.

»Wash hat einen Namen genannt, Dad«, Rusty kann diese Frage nicht länger zurückhalten. »Ed Casey! – War er es, der dich angeschossen hat?«

Vergebens versucht Bill Croyden zu sprechen.

»Du brauchst nichts zu sagen. Nicke nur«, keucht Rusty.