H. C. Hollister 134 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 134 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Der Rappe stand eine Sekunde reglos wie eine Bildsäule. Noch einmal ertönte der schrille Pfiff. Da begann der schwarze Teufel zu keilen, peitschte mit den Vorderhufen die Luft und jagte mit pendelnden Bügeln die Straße hinab. "Dieser Bursche! Dieser dreimal gesalzene Satteltramp!", schrie der Saloonwirt - da war der Rappe schon hinter der davonratternden Concord-Kutsche verschwunden. Aber die Kutsche mit ihren blinden Passagieren, Hank Duane und Titus O’Kearney, kommt nicht weit. Schon am Creek lauern Banditen auf den Geldtransport. Und damit beginnen der Kampf und das gefährliche Abenteuer Hank Duanes um die Double-Cross-Weide.


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Seitenzahl: 154

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Partner der Gefahr

Vorschau

Impressum

Partner der Gefahr

Der Rappe stand eine Sekunde reglos wie eine Bildsäule. Noch einmal ertönte der schrille Pfiff. Da begann der schwarze Teufel zu keilen, peitschte mit den Vorderhufen die Luft und jagte mit pendelnden Bügeln die Straße hinab. »Dieser Bursche! Dieser dreimal gesalzene Satteltramp!«, schrie der Saloonwirt – da war der Rappe schon hinter der davonratternden Concord-Kutsche verschwunden.

Aber die Kutsche mit ihren blinden Passagieren, Hank Duane und Titus O'Kearney, kommt nicht weit. Schon am Creek lauern Banditen auf den Geldtransport. Und damit beginnen der Kampf und das gefährliche Abenteuer Hank Duanes um die Double-Cross-Weide.

Als Hank Duane auf seinem Rappen Split Rock erreichte, war es Abend. Ein Stück weiter draußen hatte er das Camp von Siedlerwagen bemerkt und stillschweigend angenommen, dass sich die Leute auf dem Trail nach Oregon befanden. Jetzt sah er etwa ein Dutzend Menschen aus der Landagentur kommen. Zwei Frauen und sogar einige Halbwüchsige waren darunter. Sie unterhielten sich laut und mit lebhaften Gesten.

Hank Duane hatte bald begriffen, dass diese Leute hier am Ziel waren. Sie wollten nicht weiter nach Idaho oder Oregon, sondern sie würden sich irgendwo hier in dem weiten Tal des Wolf Creeks ihre Claims abstecken, einhundertsechzig Acres für jede Familie, wie es jedem Bürger der Staaten nach dem Homestead Act zustand. Sie kamen in immer neuen Trecks den Oregon Trail herauf, um ein Land zu besiedeln, das bisher fast ausschließlich von Rinderleuten beherrscht worden war.

Hank Duane betrachtete diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Er war ein erstklassiger Zureiter, dessen Dienste auf vielen Ranches von den Llanos des Panhandle bis hinauf nach Montana geschätzt wurden. Manche Leute nannten ihn trotzdem einen Satteltramp. Und in gewissem Sinne hatten sie damit sogar recht.

Es war selten, dass Hank Duane mehr als ein paar Dollars in der Tasche hatte. Meistens reichte es eben, um damit zu klimpern. Zu Reichtümern hatte er es in seinem Leben noch nicht gebracht. Diesen Dingen stand er gleichmütig – um nicht zu sagen gleichgültig – gegenüber.

Es kümmerte ihn nicht, dass er deswegen zuweilen als Narr angesehen wurde. Seine Narrheit trug einen besonderen Charakter. Er war ein Pferdenarr. Es gab keinen besseren Fachmann in allen Fragen, die mit Pferden zusammenhingen. Daneben verstand Hank Duane – in diesem Land zwangsläufig – eine ganze Menge von der Rinderzucht.

Acht Angebote, den Posten eines Vormanns anzunehmen, hatte er in den letzten drei Jahren abgelehnt. Ihn lockten die fernen Hügel und die endlosen Horizonte. Wenn er sein ruheloses Reiten jemals unterbrach, dann immer nur für kurze Zeit.

Er hatte ganze Rudel von Broncos eingebrochen oder störrische Mustangs zugeritten, bis aus ihnen hervorragende Cutterpferde geworden waren. Mehrfach hatte er auch auf eigene Rechnung Wildpferde gefangen und sie einige Monate später als voll ausgebildete Kavalleriepferde an die Armee verkauft. Und schließlich hatte er sich zuweilen breitschlagen lassen, als Trailboss eine Treibherde ans Ziel zu schaffen. Hank Duane hatte Freunde gewonnen und Kämpfe ausgetragen, doch eine feste Bindung war er nie eingegangen.

Alle Aufenthalte und Episoden blieben Stationen seines Weges, die rasch verblassten, wenn er wieder seinem Fernweh und seinem Freiheitsdrang folgte. Hank Duane kannte keinen anderen Stern als den der Ungebundenheit. Man konnte ihn als einen Romantiker mit kleinen Schönheitsfehlern bezeichnen. Trotzdem war er ein Produkt seiner Umgebung, und auch in ihm wurzelte unbewusst etwas von der Abneigung aller Rinderleute gegen die »Schollenbrecher«.

Er erreichte einen Saloon und saß ab. Während er noch die Steigbügel hochschob und die Zügel locker um den Holm schlug, sah er fünf oder sechs der Männer von der Landagentur herüberkommen. Sie schienen bester Stimmung zu sein und achteten kaum auf ihre Umgebung. Hank Duane tat das umso genauer, wenn auch nur aus alter Gewohnheit. Deshalb bemerkte er die drei verkniffen dreinblickenden Burschen an der nächsten Ecke, offenbar Cowpuncher der härtesten Sorte, die sich nun ebenfalls in Bewegung setzten und scheinbar zufällig zum Eingang des Saloons schlenderten.

Duane bildete sich ein, so etwas wie einen sechsten Sinn für nahenden Verdruss zu besitzen. Er merkte, dass die Zeichen auf Sturm standen.

Eben wollte Duane in den Saloon gehen, als ein leichter Buggy um die Ecke bog und sich zur selben Zeit von der anderen Seite ein Mann näherte, der den Stern des Townmarshals auf seiner Weste trug.

Duane stockte und lehnte sich gegen den Pfosten des Holms. Mechanisch zog er sein Rauchzeug hervor und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. Er wollte auf den Marshal warten, um dem Mann einen Tipp zu geben. Doch gleichzeitig wurde er von der Erscheinung des Mädchens gefesselt, das auf dem Bock des leichten Einspänners die Leinen führte.

Das schmale, hübsche Gesicht zeugte von Eigenwilligkeit und Selbstbewusstsein und das energische Kinn von Hartnäckigkeit. Um den Mund lag ein melancholischer Zug, der den Reiz des Gesichts noch erhöhte. Das Mädchen – oder die junge Frau – musste aus besten Verhältnissen stammen.

Der gefederte Buggy war ein ausgesprochenes Luxusgefährt und der hochbeinige Fuchs eine Augenweide für jeden Kenner. Was Hank Duane allerdings ein wenig störte, war die unreine Gangart des Pferdes. Wenn der Wallach ständig als Wagenpferd benutzt wurde, so überlegte er bereits, musste man ihm eine bessere Erziehung zum Traber angedeihen lassen. Aber das war wirklich nur eine Angelegenheit entsprechenden Trainings. Die Voraussetzungen jedenfalls brachte der Fuchs mit.

Duane gestattete sich diese kurze und für ihn so typische Abschweifung seiner Gedanken, weil das Mädchen angehalten hatte und wartete, bis der Marshal herankam.

»Miss Judy«, sagte der Mann mit dem Stern und griff an seine Hutkrempe. »Wie geht es Old Wilbur und Ihrer Mutter?«

Das Gesicht des Mädchens erstarrte.

»Amb«, sagte sie kühl, »wenn Sie auf mein Wohlwollen auch nur den geringsten Wert legen, dann nennen Sie diese Frau nie wieder meine Mutter. Meinetwegen nennen Sie sie Mrs. Mannering oder Florence oder wie Sie wollen, nur nicht so wie eben, haben Sie verstanden?«

Die Haltung des Marshals straffte sich unmerklich.

»Schon, Miss Judy«, erwiderte er zurückhaltend, »aber ich weiß nicht, ob Ihrem Vater das recht sein wird. Schließlich waren Sie selbst dabei, als er damals hier in der Stadt Florence als Ihre neue Mutter vorstellte.«

Judy Mannering verzog bitter den Mund.

»Jeder Mensch hat nur eine Mutter, Amb«, entgegnete sie schroff. »Meine ist gestorben, als ich gerade acht war. Seitdem sind fast dreizehn Jahre vergangen, aber ich erinnere mich noch zu gut an sie, als dass jemals eine andere ihren Platz einnehmen könnte. Nicht einmal Dad kann mir das verübeln. Außerdem ist es mir gleich, wie er es ansieht.«

»Nun, wie Sie wollen«, erwiderte der Marshal mit einem scharfen Atemzug. »Aber sicher haben Sie nicht auf mich gewartet, um mir das zu erklären, nicht wahr?«

»Nein«, antwortete Judy Mannering knapp, »natürlich nicht, Amb. Was mich interessiert, ist das Camp von Siedlern draußen vor der Stadt. Was haben diese Leute vor?«

»Da fragen Sie mich zu viel, Miss Judy. Ich habe bisher nicht danach gefragt, und ich habe auch nicht die Absicht, das zu tun. Kein Mann sollte längere Schritte machen, als seine Hose erlaubt, sonst kann es passieren, dass sie ihm aus den Nähten platzt.«

Das Mädchen hob die Brauen.

»Soll das ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Amtsbereich an den Grenzen dieser Stadt endet, Amb?«

»Das ist richtig, Miss Judy.« Die Miene des Marshals blieb unbewegt.

»Bisher waren Sie in diesem Punkt nicht so ängstlich.«

»Ängstlich?«, fragte Amb Frobisher. »Das bin ich nie. Aber es ist ein Unterschied, ob es sich um einen offenen Rechtsbruch handelt, den man verfolgt, oder ...«

»Yeah? Warum fahren Sie nicht fort?«

Der Marshal senkte den Kopf und strich sich mit dem Handrücken über das Kinn.

»Weil ich nicht weiß, wie ich es nennen soll.«

»Demnach sehen Sie es nicht als einen Rechtsbruch an, wenn dahergelaufene Schollenbrecher sich irgendwo auf der Double-Cross-Weide festsetzen?«

Amb Frobisher sah sich anscheinend in die Enge getrieben. »Es gibt Fälle, in denen das Rechtsempfinden und die Gesetze nicht miteinander in Einklang zu bringen sind«, stieß er widerwillig hervor. »Nach dem Gesetz ist es Regierungsland und keine Double-Cross-Weide.«

»Und das sagen Sie?«, fragte Judy Mannering empört. »Ausgerechnet ein Mann, der ohne Dads Hilfe niemals seinen Posten ...«

»Mein Gott, Miss Judy«, der Marshal seufzte, »warum dreschen wir hier leeres Stroh? Vielleicht sind diese Leute nur auf der Durchreise und wollen gar nicht ...«

»Doch«, fiel ihm das Mädchen aufgebracht ins Wort, »sie wollen! Shirley hat es mir erzählt. Und sie behauptet, dass dieser Landagent, dieser Harvey Sloan, dahintersteckt. Angeblich hat er den Siedlern goldene Berge versprochen und sogar Inserate in den Zeitungen des Ostens aufgegeben, um solche Menschen herzulocken. Was sagen Sie dazu, Marshal?«

Zum ersten Mal redete sie ihn mit seinem offiziellen Titel an, und Ambrose Frobisher schien zu begreifen, was diese plötzliche Distanz zu bedeuten hatte.

»So verstehen Sie doch endlich, Miss Judy«, schnaubte er ärgerlich. »Selbst wenn es so wäre, ich könnte nichts daran ändern, solange kein offensichtlicher Betrug im Spiel ist.«

Judy Mannering straffte die Schultern.

»Soll das heißen, dass Sie diese Machenschaften billigen oder sogar unterstützen?«

Ihr scharfer Tonfall ließ das Gesicht des Marshals dunkel anlaufen.

»Mag sein, dass ich ohne Old Wilburs Zustimmung nie diesen Posten bekommen hätte, Miss Judy. Aber jetzt bin ich der Marshal von Split Rock und werde von den Bürgern dieser Stadt bezahlt. Diesen Bürgern, Geschäftsleuten und Handwerkern wäre es nur recht, wenn mehr Menschen ins Land kämen.«

Mit einer schroffen Bewegung nahm das Mädchen die Zügel auf.

»Jetzt ist also die Katze aus dem Sack, nicht wahr?«

»Ich mag nicht, wenn man mich als Nachtwächter der Double-Cross-Ranch betrachtet, das ist alles«, gab Amb Frobisher rau zurück. »Das ändert nichts an meinem Respekt und meiner Dankbarkeit für Old Wilbur. Aber er ist zu hart und zu starrsinnig geworden, seit Trevor Warrick seinen Posten als Weideboss der Double-Cross-Ranch aufgegeben hat.

Malcolm McKeefe, Ihr neuer Vormann, gefällt mir nicht, Miss Judy, und ebenso wenig die Galgenvogelgesichter, die seit einem halben Jahr in der Double-Cross-Mannschaft auftauchen. Bisher hat Old Wilbur keine hartgesottene Revolvermannschaft gebraucht. Warum fängt er jetzt damit an?«

»Ist das nicht seine Angelegenheit«, entgegnete Judy Mannering knapp. »Er hat in mehr als dreißig Jahren dieses Weidereich aufgebaut und das Raubzeug von seinen Grenzen vertrieben. Er wird also auch jetzt wissen, was er tut.«

Bis zu diesem Augenblick hatte Hank Duane der Unterhaltung schweigend zugehört und seine Schlüsse daraus gezogen. Die Erwähnung des Double-Cross-Brandzeichens enthob ihn weiterer Überlegungen, und der Name Trevor Warrick hatte seine letzten Zweifel ausgeräumt. Es mochte fast drei Jahre her sein, dass er zuletzt in North Platte gewesen war und dort den Vormann der Double-Cross-Ranch kennengelernt hatte.

Trevor Warrick war mit einer Verkaufsherde von Jungtieren zu den Verladekorrals der Bahnlinie gekommen, und seine Burschen waren natürlich scharf darauf gewesen, im Vergnügungsviertel der Stadt den Teufel tanzen zu lassen.

Hank Duane war Zeuge geworden, wie zwei Double-Cross-Reiter in Schwierigkeiten gerieten, als sie einen Kartenhai bei einem Trick erwischten. Durch Zufall war auch Trevor Warrick hinzugekommen. Aber sein Versuch, die Auseinandersetzung zu schlichten, war danebengegangen. Zweifellos wäre es zu einer Schießerei gekommen, wenn nicht Hank Duane geistesgegenwärtig einen der Spieltische umgekippt hätte, sodass die Banknoten durch die Gegend flatterten und Chips und Münzen bis in die hintersten Winkel des Raums kollerten.

In dem nachfolgenden Gewühl hatte er Trevor Warrick und seine beiden Leute nach draußen bugsieren können, sodass sie von der Spielergilde ungeschoren blieben. Als er nun den Namen des Vormanns hörte, hatte er jene Szene und das Bild Trevor Warricks wieder deutlich vor Augen. Zugleich erinnerte er sich, was er damals und im Laufe der Zeit über die Double-Cross-Ranch erfahren hatte.

Wilbur Mannering gehörte zu jenen Oldtimern, die ihr Land vor vielen Jahren von den Rothäuten erobert und sich als erste Weiße in den endlosen Sandhügeln und staubigen Ebenen von Nebraska niedergelassen hatten.

Inzwischen war er zu einem der bedeutendsten Viehzüchter des Territoriums geworden. Sein Brandzeichen bestand aus den großen Buchstaben W und M, die ohne Trennung untereinander gesetzt das Bild eines doppelten Kreuzes ergaben und damit der Ranch ihren Namen verliehen. Man kannte den Double-Cross-Brand sowohl in den großen Schlachthöfen von Kansas City wie auch von Chicago.

Das Gebiet der Ranch erstreckte sich zwischen den Yellow Hills und dem Loup River quer über die gigantische Senke und das Hügelland des Wolf Creeks. Es bildete ein Weidereich im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich waren darin viele Quadratmeilen sandiger, unfruchtbarer und wasserloser Einöde enthalten, doch immerhin brauchte man mindestens drei Tage, um die Grenzen der Ranch abzureiten. Das alles hatte Trevor Warrick damals voll Stolz berichtet.

All diese Erinnerungen schossen Hank Duane durch den Kopf, während er die Unterhaltung des Mädchens und des Marshals verfolgte. Ihm wurde klar, dass er Judy Mannering, die einzige Tochter des Ranchers, vor sich hatte. Das hinderte ihn nicht daran, nun auf die beiden zuzugehen und das Gespräch zu stören, indem er sagte:

»Tut mir leid, dass ich Sie unterbrechen muss, Marshal, aber mir kommt es so vor, als ob Sie dort im Saloon dringender gebraucht würden.«

Amb Frobisher, eben noch im Begriff, dem Mädchen zu antworten, wandte sich zu ihm und kniff die Augen zusammen. Nur einen Moment lauschte er zum Saloon hinüber. Als dort alles ruhig blieb, erwiderte er ungehalten:

»Und wie kommen Sie darauf, Mister?«

»Duane«, ergänzte der Satteltramp und bezog in sein höfliches Kopfnicken auch das Mädchen mit ein. »Hank Duane, Marshal. Ich kann es Ihnen nicht näher erklären, aber ich bin mir sicher, dass es dort drinnen gleich Ärger geben wird. Schollenbrecher und Cowpuncher haben sich noch nie besonders gut vertragen, und von jeder Sorte sind ein paar hineingegangen.«

»Sind Sie fertig, Duane?« Zweifellos war die Gereiztheit Amb Frobishers weniger eine Folge der Unterbrechung seines vorausgegangenen Wortgefechts mit Judy Mannering. »Dann vielen Dank, aber ich weiß schon selbst, was ich zu tun habe, wenn sich ein paar Kampfhähne in die Haare geraten. Sonst noch etwas?«

Die schroffe Abfuhr ließ Hank Duanes Augen funkeln.

»Yeah«, sagte er mit trügerischer Freundlichkeit. »Gehen Sie zum Teufel, Marshal!«

Dann schnippte er seine erst halb gerauchte Zigarette in den Staub, trat sie aus, drehte sich um und steuerte mit leise klirrenden Sporen auf den Saloon zu.

Amb Frobisher hielt die Luft an, als ob er im nächsten Augenblick loswettern wollte. Ein Blick auf Judy Mannering jedoch hielt ihn davon ab, er brummte etwas vor sich hin, das ungefähr klang wie »... lausiger Satteltramp, dem ich auch noch die Kandare anlegen werde ...«

✰✰✰

Hank Duane hatte den Saloon betreten und spürte an der ganzen Atmosphäre, dass seine Befürchtungen nicht grundlos gewesen waren. Die fünf Siedler hatten sich an einem Tisch am Ende der Bar niedergelassen und starrten nun auf einen Burschen, der sich herausfordernd vor ihnen aufgebaut hatte, während seine Freunde, verstärkt durch ein paar andere Rinderleute, an der Theke standen und auf den richtigen Moment zum Eingreifen warteten.

»Hör doch auf mit diesem Quatsch, Vic!«, lamentierte der schwammige Saloonkeeper hinter seinem Tresen. »So war es doch bestimmt nicht gemeint. Du wirst es mit Frobisher zu tun kriegen, wenn du mit dem Colt auf unbewaffnete Männer losgehst.«

Der Mann dachte offenbar nicht daran, sich beschwichtigen zu lassen.

»Nicht so gemeint?«, fragte er. »Es hörte sich aber verdammt so an. Deshalb werde ich den Teufel danach fragen, wenn ich so lausige Lehmflöhe zurechtstutze.«

Er zeigte auf einen der Männer am Tisch und fuhr fort: »Der da hat doch ein Schießeisen im Hosenbund stecken. Soll er es also austragen wie ein Mann.«

Das Gesicht des bezeichneten Siedlers war bleich geworden.

»Mister«, krächzte er, »ich will keine Schießerei, nur weil ich die Wahrheit gesagt habe. Das Gesetz gibt uns einen Anspruch auf hundertsechzig Acres Land, und kein Mensch hat das Recht, uns dieses ...«

»Habt ihr gehört, Leute?«, fiel ihm Vic Madison beißend ins Wort. »Jetzt will dieser Hungerleider mich auch noch belehren. – Verdammt, steh auf, du traurige Figur! Steh auf und sage auf der Stelle, dass du nur ein dreckiger, größenwahnsinniger Schollenbrecher bist, der mich um Verzeihung bitten will, sonst ...«

Madison verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er die Hand klatschend auf den Kolben seines Revolvers fallen ließ. Der Farmer wurde noch blasser und duckte sich zusammen. In seinem Blick zeigte sich ein verzweifelter Entschluss, als er seine Begleiter anschaute. Obwohl man sah, wie ihm die Furcht den Magen zusammenkrampfte, besaß er offenbar genug Stolz, sich nicht auf solche Weise demütigen zu lassen. Er erhob sich und zog mit einer schwerfälligen Bewegung seine Tweedjacke zurück, sodass hinter seinem Gürtel ein altväterliches Schießeisen sichtbar wurde.

Für Hank Duane war dieser Mann ein Narr, trotzdem konnte er ihm eine gewisse Bewunderung nicht versagen. Zugleich aber wurde ihm klar, dass diese Szene mit einer Tragödie enden musste. Die schwieligen Hände eines Farmers taugten einfach nicht dazu, den Colt mit jener tödlichen Fertigkeit zu handhaben, die sein Gegner zweifellos besaß, ganz davon zu schweigen, wie ungleich die Chancen verteilt waren, wenn der Siedler seine Waffe aus dem Hosenbund zerren musste, während der andere sie leicht und mühelos aus dem Halfter emporschwang.

Es entsprach Hank Duanes explosiver Wesensart, dass er nicht mehr zögerte, wenn er zu einer Erkenntnis gelangt war, sondern sie blitzschnell in die Tat umsetzte. Mit zwei geschmeidigen Schritten glitt er zur Seite, sodass er alle Männer an der Bar vor sich hatte und gleichzeitig durch seine rasche Bewegung ihre Blicke auf sich zog. Nicht weniger geschmeidig glitt auch sein 38er Remington-Revolver aus dem Halfter, als er schleppend und mit eindringlicher Sanftheit sagte:

»Bis hierher und nicht weiter, Freunde. Wie die Dinge nun einmal liegen, erscheint es mir besser, ihr liefert eure Artillerie an der Bar ab – alle! Oder findet ihr nicht, dass man sich ohne diese grässlichen Kanonen weit gemütlicher unterhält?«

Ganz langsam wandte sich Vic Madison um und war vorsichtig genug, seine Hand dabei eine volle Spanne vom Revolverkolben zu nehmen, um kein Missverständnis heraufzubeschwören. Schon der erste Ton dieser schleppenden, selbstsicheren Stimme hatte ihm verraten, dass er es hier mit einem erfahrenen Kämpfer und nicht mit einem unbeholfenen Schollenbrecher zu tun hatte. Seine dunklen harten Augen saugten sich förmlich an Hank Duane fest, als er tonlos sagte:

»Was soll das, Mister? Ich kenne dich nicht. Warum mischst du dich in Dinge ein, die dich verdammt nichts angehen?«

»Warum?« Duane hielt seinen 38er ganz locker im Griff und schürzte die Lippen. »Ich habe etwas gegen Pilger, die ihren Mut und ihre Tapferkeit am ungeeigneten Objekt erproben wollen. Für meinen Geschmack ist diese Sache zu einseitig. Also schnallt ab und tragt es mit den Fäusten aus, wenn ihr schon unbedingt Dampf ablassen müsst.«

Zwei der Siedler waren bereits aufgesprungen. Nun schoben auch die anderen ihre Stühle zurück. Allmählich begriff auch der Mann mit dem Revolver, dass der hagere Fremde mit den hellen Augen ihnen zu einer Chance verhelfen wollte.