H. C. Hollister 3 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 3 E-Book

H. C. Hollister

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Tombstone ist eine der wildesten und rauchigsten Städte unter den höllischen Towns des goldenen Westens.
Dass Todd Randolph ausgerechnet hier das findet, wofür er über tausend harte Meilen geritten ist, verwundert ihn nicht.
Doch Helen Anderson, die als "Flame of Tombstone" ihre Spielhölle zum Mittelpunkt der lasterhaften Stadt gemacht hat, lässt alle Verführungskünste und Intrigen spielen, um Todd von seinem Ziel abzubringen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 156

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

TÖDLICHES SPIEL

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne/Becker-Illustrators

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9563-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

»Es gibt heute eigentlich zu viele Autoren, die angeblich so schreiben, wie der Wilde Westen wirklich war. Wenn man dann näher hinschaut, entdeckt man doch nur zu oft ein verfälschtes Bild, Klischee und Schablone. In jedem meiner Romane versuche ich bis auf den Grund einer historisch echten Darstellung vorzudringen. Der grandiose Stoff zwingt mich einfach dazu.«

H.C. Hollister, Mitte der 1960-er Jahre

TÖDLICHES SPIEL

Tombstone ist eine der wildesten und rauchigsten Städte unter den höllischen Towns des goldenen Westens.

Dass Todd Randolph ausgerechnet hier das findet, wofür er über tausend harte Meilen geritten ist, verwundert ihn nicht.

Doch Helen Anderson, die als »Flame of Tombstone« ihre Spielhölle zum Mittelpunkt der lasterhaften Stadt gemacht hat, lässt alle Verführungskünste und Intrigen spielen, um Todd von seinem Ziel abzubringen …

»Blacksmith«, Hufschmied steht in verwaschenen Lettern auf dem Schild, das an einem Verandabalken des Hauses angebracht ist. Die Blumenkästen an den Fenstern bedeuten hier in Arizona eine kleine Sensation und verraten die fürsorgliche Hand einer Frau.

»Zum Teufel, wirst du endlich mal stillhalten, du Mistvieh!«

Wie Donnergrollen wirkt diese Stimme. Vor der Schmiede, die seitlich vom Wohnhaus den Hofraum begrenzt, bemüht sich ein rothaariger Hüne, den Hinterhuf eines nervös schnaubenden Pferdes auf seinem Oberschenkel festzuhalten. Mit wenigen Hammerschlägen vollendet er sein Werk. Seine Hand, die an Größe einem normalen Teller kaum nachsteht, klatscht abschließend auf die Hinterhand des Braunen.

»Siehst du, Freund, war doch alles halb so schlimm. Bring ihn nach vorn, Bob. Er wird gleich abgeholt.«

Dann geht Patrick O’Connor zum Haus hinüber. Er ist genau das, was man sich gemeinhin unter einem Grobschmied vorstellt: riesenhaft, kraftstrotzend, unbändig und … gutmütig.

Seine irische Abstammung kann er nicht verleugnen: feuerrotes Haar auf dem Kopf, unzählige Sommersprossen im Gesicht. Der Übermut, der in den Fältchen seiner Augenwinkel versteckt zu sitzen scheint, macht diesen großen Jungen sympathisch.

Während der mit Bob angeredete Schmiedegeselle das Pferd zur Straße führt und es dort seinem Besitzer übergibt, betritt Pat O’Connor das blitzsaubere Haus durch den Seiteneingang.

»Sag mal, Schwesterchen, warum bist du eben so schnell ins Haus gerannt und hast meine Frage nicht beantwortet? Du bist doch sonst immer so gesprächig, wenn du von deiner Freundin Katherine Richards wiederkommst?«

Maureen O’Connor ist wohl einen halben Fuß kleiner als ihr Bruder. Schlank und gazellenhaft ist ihre Gestalt, aufrecht und stolz ihre Haltung. Auch ihr Haar ist rot, hat jedoch einen leicht braunen Schimmer, so wie man ihn bei reifen Kastanien vorfindet. Sie steht in der Küche und ist mit der Zubereitung des Essens beschäftigt.

Mit wohlwollendem Schmunzeln betrachtet Pat seine Schwester, die nun den Kopf herumwirft und ihn aus grünen Augen kampflustig anfunkelt.

Dann rührt sie wieder gedankenverloren in einem Topf, wobei ihre Lippen unbewusst die Gedanken zu Worten formen. Pat spitzt die Ohren. Diese Gelegenheit, hinter das Geheimnis seiner Schwester zu kommen, möchte er sich nicht entgehen Jassen.

»… ich weiß nicht, eigentlich war er doch gar nicht so frech, sonst hätte er schließlich nicht …«

Maureen bricht jäh ab und macht ein Gesicht wie ein beim Naschen ertapptes Schulmädchen.

»Wer war gar nicht so frech, Schwesterliebe, willst du mir das nicht verraten? War es vielleicht dieser pomadisierte Skunk von Storegehilfe, der dein jungfräuliches Herz bedrängt, oder war es der Kassierer der Bank mit seinem unwiderstehlichen Bärtchen?«

Pats eigenartige Gesichtsverrenkungen, die diese Worte untermalten, waren wohl dazu gedacht, die Gesichter der angegebenen Bewerber zu charakterisieren.

»Mit deinen Grimassen beleidigst du ehrenwerte Bürger unserer Stadt, Pat. Und außerdem, pphh«, eine wegwerfende Geste unterstreicht ihre Geringschätzigkeit, »und außerdem könnten diese Lackaffen mir niemals gefährlich werden. Nein, dieser Mann war ganz anders!«

»Well, und wer ist dieser ›ganz andere Mann‹?«

Maureen O’Connor zögert einen Augenblick mit der Antwort. Dann erkennt sie, dass sie schon viel mehr gesagt hat, als sie eigentlich wollte. Jetzt Pats Fantasie die Zügel schießen zu lassen, wäre noch schlimmer, als ihm die Wahrheit zu sagen, und deshalb fährt sie fort: »Ich weiß nur, dass er mich geküsst hat, und dass ihm seine Backe wohl noch eine ganze Weile wehtun wird!«

Tiefe Befriedigung klingt aus Maureens letzten Worten, die den äußerst jähzornigen Pat jedoch sehr aufwühlen.

»Meine Schwester ist also von einem Mann geküsst worden, von dem sie nichts weiter weiß, als dass er ein Mann ist. Und wann und wo ist das passiert, Süße?«

»Vor einer halben Stunde, drüben in Richards Saloon, als ich Katherine die Zwiebeln gebracht habe.«

Pat O’Connor weiß genug. Sein mächtiger Unterkiefer schiebt sich unmerklich nach vorn, und seine an sich schon rote und gesunde Hautfarbe nimmt eine dunklere Tönung an. Er steht auf und tritt zur Wand. Aus einem dort hängenden Halfter nimmt er einen schweren fünfundvierziger Revolver und schiebt ihn hinter seinen Lederschurz. Dann geht er wortlos zur Tür.

Flammend tritt ihm Maureen in den Weg.

»Hier bleibst du! Oooh, ich hätte es mir doch denken können, dass du auf jeden Mann eifersüchtig bist, der mich nur anzusehen wagt. Wenn du nur wüsstest, wie mir deine ewige Bevormundung zuwider ist. Die Hälfte aller jungen Männer der Stadt hast du schon verprügelt, weil sie versuchten, mir von fern schöne Augen zu machen, und jetzt willst du schon mit einem Revolver losgehen. Ich glaube, du bist restlos übergeschnappt. Ich brauche dich nicht als Kindermädchen!«

Pat fasst seine Schwester bei den Oberarmen.

»Den Revolver nehme ich nur vorsichtshalber mit, weil es doch ein Fremder ist. Ich werde ihn nur zurechtstutzen und ihm zeigen, dass hierzulande die Mädchen kein Freiwild sind, ganz besonders nicht Maureen O’Connor, meine Schwester. Und jetzt geh aus dem Weg.«

»Bleib hier, du verdammter irischer Dickschädel. Dieser Mann lässt sich nicht von dir verprügeln wie all die anderen.«

Als er hinaustritt, gibt seine Schwester das Rennen auf, stampft mit ihrem Fuß auf und schmettert die Tür ins Schloss.

Mit langen, gewichtigen Schritten überquert Pat O’Connor die Straße. Der Saloon, der John Richards, dem Vater von Maureens Freundin Katherine gehört, liegt gerade schräg gegenüber.

Mit fachkundigen Augen mustert Pat die Pferde, die vor dem Saloon an der Haltestange stehen.

Nur ein Tier ist dabei, das über der Mittelklasse liegt. Ein Falbe, dessen sandfarbener Schwanz fast bis zur Erde reicht. Es ist ein wundervolles Pferd, wie es Pat O’Connor nur selten in seinem Leben zu Gesicht bekommen hat. Es kommen nicht viele Fremde in diese Stadt, besonders nicht zu dieser Jahreszeit. Und da dieses Pferd hier fremd ist, kann es sich nur um das Tier des frechen Kavaliers handeln.

Mit schweren Schritten stampft er die Stufen des Gehsteiges hinauf und schaut über den oberen Rand der Pendeltür hinweg in den Schankraum hinein.

Ein einzelner hochgewachsener Mann lehnt sich selbstsicher mit den Unterarmen auf den langen Bartisch. Er hat Pat den Rücken zugewandt. Schmale Hüften und einen tiefsitzenden Colt streifen Pats Augen, als sie zu den breiten Schultern des Fremden hinaufgleiten. Vom Kopf des Mannes ist nichts zu erkennen, denn er hat seinen dunklen Stetson weit in den Nacken geschoben.

Pat zieht den Colt aus dem Lederschurz und stößt die Pendeltür auf. Er wirft einen schnellen Blick auf die übrigen Anwesenden.

Nein, es ist kein zweiter Fremder hier. Er stellt sich hinter dem Mann auf und hält die Waffe schussbereit auf ihn gerichtet:

»Bleib ganz ruhig stehen, Stranger! Ganz ruhig, und bewege auch deine Hände nicht.«

Als wenn er nichts gehört hätte, bleibt die Haltung des Mannes unverändert. Und doch scheint sich jeder Muskel in seinem Körper anzuspannen.

Pat hat seiner Stimme einen fast beschwörenden Klang gegeben und fährt fort:

»Wenn du dich herumdrehst, Stranger, dann werde ich an deiner Backe erkennen, ob du mein Mann bist oder nicht. Und dann werde ich dir die Zähne bis in den Magen hinunterstoßen. Aber vorher wirst du jetzt deinen Waffengurt abschnallen!«

Die Unterhaltung im Schankraum ist verstummt. Die fünf oder sechs Weidereiter, die an zwei Tischen sitzen, haben ihre Aufmerksamkeit der kostenlosen Vorstellung zugewandt, die vor ihren Augen beginnt.

Der Fremde beginnt inzwischen seinen Revolvergurt aufzuschnallen. Ruhig und gelassen sind seine Bewegungen, den Kopf hat er dabei leicht in den Nacken gelegt. Er schwingt den Gurt schließlich hoch und legt die mattblau schimmernde Waffe fürsorglich auf den Tisch. Dann bleibt er mit hängenden Armen stehen.

»So, Cowboy, jetzt werde ich dir mal ganz freundlich beibringen, dass man meine Schwester nicht ungestraft küssen kann wie irgend so ein Tanzhallengirl. Und wenn wir diese Unterhaltung erst beendet haben, dann wird dein Gesicht so aussehen, als ob ’ne Rinderherde drüber weggetrampelt wäre. Los, Mann, dreh dich um und verteidige dich!«

Pat O’Connor hat sich in eine herrliche Wut hineingesteigert. In diesem Zustand gibt es für ihn nichts Besseres auf der Welt als eine gewaltige Rauferei. Er hat den Revolver wieder eingesteckt und einen Fuß leicht vorgesetzt. Die muskelbepackten Arme hat er auseinandergebreitet und wartet auf den Ansturm seines Gegners.

Langsam dreht sich der Fremde um.

Ein Bronzegesicht, das mit schwarzen Haaren umrahmt ist, blickt Pat entgegen. Die Augenbrauen sind leicht angehoben, und jetzt entblößt der Fremde mit einem harten Lächeln zwei Reihen blendendweißer Zähne. Dann stürzen die Gegner aufeinander los.

Schlag folgt auf Schlag, mehrfach lässt Pat O’Connor seine Hand patschend auf die Schulter des Fremden knallen. Der Fremde aber schlägt so kräftig mit der flachen Hand, dass es dröhnt wie ein Revolverschuss.

Dabei hat ein freudiges Lachen die Gesichter beider Männer ergriffen.

Sie führen sich auf, als wären sie beide übergeschnappt, tanzen umeinander herum und schlagen sich gegenseitig mit kräftigen Schlägen die Schultern blau. Das Geheul, das Pat dabei ausstößt, ersetzt das Geschrei eines ganzen Indianerstammes voll und ganz. Endlich holt er noch einmal tief Luft und japst:

»Oh, Sergeant, ich werd verrückt. Sergeant Todd Randolph, windigster Windhund einer windigen Armee. Mann, wo kommst du her?«

Sie sinken einander in die Arme und taumeln begeistert zum Bartisch. Auch Todd Randolph, der Fremde, kommt jetzt zu Wort.

»Ich hatte es in der Nase, als ich dich hinter mir brüllen hörte, eine Stimme wie ein Büffelbulle gab es doch nur einmal in eurer ganzen Konföderierten-Armee! Sag, Reddy, was machst du hier?«

Bei dem Wort »Reddy« fährt Pat einen Augenblick auf. Er weiß, dass er brandrotes Haar hat, aber er lässt es sich nicht gern vorhalten.

»Okay, du verdammter Yankee, du bist der einzige Mann, der noch Reddy zu mir sagen darf, ohne furchtbar verprügelt zu werden. Du hast es damals gesagt, sag es meinetwegen auch noch weiter.«

Vor Wiedersehensfreude und Übermut stimmen sie gemeinsam ein Gelächter an, das Tote auferwecken könnte.

»Well, die erste Gallone Whisky spendiere ich!«, brüllt Pat lauthals in den Raum.

»Du bist noch genauso großspurig wie damals, Reddy«, kann Todd sich nicht verkneifen, seinen Freund zu ärgern.

»Was heißt hier großspurig, Yankee? Schließlich war noch mein Großvater Besitzer eines prächtigen Schlosses …«

»… in Irland. Ich weiß, Freund, ich weiß schon! Ich habe noch keinen Iren getroffen, dessen Großvater nicht Besitzer eines stolzen Schlosses gewesen ist.«

Und dann prosten sie sich zu, Pat, Todd und alle anwesenden Weidereiter, so als wären sie die besten Freunde. Der Whisky macht gesprächig, und alles lacht und redet durcheinander. Bis schließlich von Seiten der Reiter die Frage fällt:

»Sag mal, O’Connor, dein Freund ist doch ein Yankee, und du hast doch bei den Konföderierten gekämpft. Wieso seid ihr dann Kriegskameraden?«

Als Todd ihm zuzwinkert und nickt, beginnt Pat O’Connor zu erzählen:

»Yeah, das war so: Ich, war ein kleiner Korporal der Südstaaten. Eines Tages, nach einem Patrouillenritt, hatte ich meine Truppe verloren und machte mich auf die Suche. Wir waren von einem Haufen Kavallerie der Nordstaaten gejagt worden und versuchten uns einzeln durchzuschlagen. Als ich mich mit meinem Gaul durch den Busch zwängte, da stand auf einmal dieser Knabe vor mir und hielt mir seinen Armee-Revolver unter die Nase.«

Pat legt bei diesen Worten seinem Freund die Pranke auf die Schulter und lacht ihn an.

»Als ich merkte, dass er auch allein war, habe ich ihm mein Gewehr gegeben und wir haben erst mal unsere Verpflegung geteilt. Es war nicht mehr viel, und obwohl ihm der Kohldampf förmlich aus den Augen sprang, meinte er, dass mein Bauch größer sei und mir deshalb auch eine größere Portion zustände.

Als wir plötzlich auf Konföderierte stießen, schnallte ich mir seinen Revolver um, ließ mir mein Gewehr wiedergeben und machte jetzt ihn zu meinem Gefangenen. Der Captain meinte, der Gefangene dürfte erst nach seiner Vernehmung versorgt werden. Ich sollte also zusehen, dass ich schnell meinen eigenen Haufen wiederfände, bevor er mir unterwegs verhungerte. Wir machten uns also auf den Weg, und als wir auf Nordstaaten-Kavallerie stießen, drehte er den Spieß wieder um. Er bekam die Waffen, und ich muss sagen, die Brüder hatten eine wesentlich bessere Küche.

Einmal sind wir unversehens in ein Gefecht geraten. Da mussten wir unsere Rollen als Gefangener und Bewachung innerhalb einer Stunde dreimal wechseln, aber wir haben es geschafft. Als es dann bei Gettysburg losging, bekam er moralische Bauchschmerzen und wollte wieder zu seinem Haufen. Wir haben uns als die besten Freunde verabschiedet, und seitdem ist er der einzige Yankee, den ich leiden kann. Well, jetzt kennt ihr die Geschichte.«

Pat atmet hörbar auf und kippt einen neuen Whisky. Dann tritt er ans Fenster und blickt zu seiner Schmiede hinüber. Als er Bob Whitney, den Schmiedegehilfen, über den Hof gehen sieht, steckt er zwei Finger in den Mund und stößt einen schrillen Pfiff aus. Er gibt Bob einen Wink mit dem Kopf und raunt ihm zu:

»Nimm den Falben mit hinüber in unseren Stall, gib ihm eine Extraration und sattle ihn ab. Und Maureen kannst du sagen, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Fremden noch etwas hinziehen wird, sie soll mit dem Essen nicht auf mich warten!«

Einige Zeit später, im Schein des Mondlichts, überqueren zwei unsicher auf den Beinen stehende Gestalten die Straße. Dass Pat dabei, seinen Freund Todd im Arm haltend, lauthals das Lied »My Old Kentucky Home« grölt, soll sich noch bitter rächen.

Als er nämlich die Haustür öffnet, schwappt ihnen aus der Dunkelheit mit Schwung der Inhalt eines Wassereimers ins Gesicht.

»Du erbärmlicher Saufbold! So hat also deine Auseinandersetzung mit dem Fremden ausgesehen!«

Pats Beschwingtheit muss einer jähen Ernüchterung das Feld räumen.

»A … a … aber Dddarling«, stottert er, »ich habe doch meinen alten Sergeant Todd Randolph wiedergetroffen. Du weißt doch, ich habe dir von ihm erzählt. Was soll der nun von uns denken?«

Grün wie Katzenaugen funkeln ihnen die Augen aus der Dunkelheit des Flurs entgegen.

»Entschuldigen Sie, Mister. Ich dachte, dieser Grizzly käme allein.«

Als Maureen einen Blick auf die nicht ganz standfeste Gestalt Todd Randolphs geworfen hat, stellt sie nüchtern fest:

»Ihr seid ja beide blau wie die Veilchen! Rein mit euch, und dann marsch ins Bett!«

☆☆☆

Am folgenden Morgen sitzen Todd und Pat mit schuldbewusst gesenkten Blicken am Tisch. Lustlos rühren sie in ihrem Porridge herum und wagen Maureen nicht anzusehen. Endlich macht Maureen diesem unerquicklichen Zustand ein Ende.

»Möchten Sie noch Kaffee, Mr. Randolph?«

Todd fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Er weiß, dass er sich jetzt bei dem Mädchen entschuldigen müsste, aber er findet weder den Mut noch die passenden Worte dazu. Am Vortag hatte er Maureen vor den plumpen Zudringlichkeiten eines Rowdys geschützt. Aber dann war er selbst nicht besser gewesen. Den Lohn für seine Ritterdienste hatte er sich in Form eines Kusses selbst geholt. Maureens »Schlagfertigkeit« hatte ihm postwendend die Antwort gegeben.

»Vielen Dank, Miss O’Connor. Ich nehme noch eine Tasse!«

»Ihr könnt euch meinetwegen ruhig beim Vornamen nennen, oder seid ihr euch so unsympathisch?«, brummt Pat dazwischen.

Leicht errötend wendet Maureen den Kopf ab und bringt das Geschirr fort. Als sie nach einigen Minuten wieder auftaucht, sind die Männer damit beschäftigt, die Erinnerung an den Vortag aufzufrischen.

»Weshalb du eigentlich hier bist, hast du mir aber noch nicht erzählt, Todd.«

»Mag schon sein, Pat. Das ist ja auch eine ganz komische Geschichte.«

Maureen setzt sich wieder an den Tisch und lauscht gemeinsam mit ihrem Bruder den nun folgenden Worten Todd Randolphs.

»Das war nämlich so, Freunde. Vor diesem verfluchten Krieg hatte ich eine wirklich nette Ranch oben im Green River Basin. Die Weide war prächtig, das Vieh gedieh. Schon begann ich damit zu rechnen, in ein oder zwei Jahren zu heiraten. Yeah, da war nämlich eine Frau, und ich liebte sie mit allen Fasern meines Herzens. Sie war eine Schönheit und … sie war meine Braut. Doch dann kam der Krieg. Ich hätte noch heiraten können, bevor ich zur Armee musste. Aber ich wollte sie nicht vielleicht zur Witwe machen, noch bevor sie richtig meine Frau gewesen war. Deshalb habe ich es nicht getan.

Ich wollte sie aber in keinem Falle verlieren, und deshalb habe ich ihr meinen ganzen Besitz überschrieben. – Yeah, das brachte ich fertig, ich Hornochse! Als wir uns dann während des Krieges aus den Augen verloren, Pat, bin ich einige Monate später bei einer Patrouille tatsächlich in Gefangenschaft geraten. Ein halbes Jahr später als alle anderen kam ich nach Hause zurück. Was glaubst du wohl, was ich da vorfand?«

Unverwandt hängen Pats und Maureens Augen an Todds Lippen, die sich jetzt zu einem bitteren Lächeln verziehen.

»Nichts fand ich vor, gar nichts. Meine Ranch gehörte einem andern, mein Vieh gehörte einem andern, ja sogar mein Brandzeichen gehörte einem andern. Und alles war von meiner Braut rechtmäßig an diesen andern verkauft und übertragen worden. Sie hatte im County verbreitet, dass ich in den letzten Kämpfen gefallen wäre. Alle hatten Mitleid mit dem armen Mädel, das nun ganz alleinstand, und alle hatten Verständnis dafür, dass ihr auf der Ranch die Erinnerungen keine Ruhe ließen, und sie deshalb die Ranch verkaufen wollte. Sie hat einen guten Preis bekommen. Well, und dann war sie fortgezogen, kein Mensch wusste, wohin. Nur eins konnte ich erfahren: In ihrer Begleitung befand sich ein Mann namens Snuffy Scott, und der kam aus Arizona. Er hatte zuletzt die Ranch für sie geleitet. Meinen alten Ranchboss hatte sie schon viel früher zum Teufel gejagt. Ich habe dann als Treibherdenboss und Frachtwagenfahrer gearbeitet und mir mit Fahrten durch das Indianergebiet eine ganze Menge Dollars zusammengekratzt. Und jetzt will ich all diese Dollars daransetzen, um Helen Anderson ausfindig zu machen und ihr meine Rechnung zu präsentieren. Das ist die ganze Story. Die Story von einem dämlichen Hund, der sich einer Frau rückhaltlos anvertraute und dann ausgezogen wurde bis aufs Hemd.«

Wieder erscheint jenes bittere Lächeln in Todds Gesicht.

Maureen blickt auf ihre Fingernägel. Pat räuspert sich krampfhaft.

»Oh, Yankee, da hast du dir aber eine Menge vorgenommen. Du kannst ebenso gut eine Stecknadel in einem Heuhaufen suchen, wie diese beiden Leutchen in Arizona. Du bist unter Umständen Großvater, bevor du sie gefunden hast, und meinst du, dass deine Dollars solange reichen werden?«