H. C. Hollister 57 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 57 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Im Bremserhäuschen eines Güterwagens kehrt Dan Clayborn nach Cheyenne zurück, fest entschlossen, sein Recht auf den Sundown-Brand, sein Recht auf seine Ranch und auf seinen eigenen Grund und Boden geltend zu machen. Jahrelang hat er dem Green River Becken fernbleiben müssen. Nun, da die Stunde seiner Rückkehr gekommen ist, sammeln sich bereits seine Feinde.
Obwohl Dan Clayborn vor der Station von Cheyenne abspringt und sich auf Umwegen bei Dunkelheit in die Stadt begibt, erwartet ihn ein Aufgebot. Und wahrhaftig, es sind harte und geschickte Leute, die ihn im Hof des Mietstalls von Cheyenne einkreisen. Aber Dan Clayborn weiß, dass dies nur der Anfang ist und dass er allein gegen eine Übermacht steht. Er weiß auch, dass die Idee von einem Frieden im Green River Becken, der nur auf Nachgiebigkeit beruht, nichts weiter ist als nur ein schöner Traum. Dan Clayborn wird kämpfen müssen, doch er weiß auch zu kämpfen!


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Inhalt

Cover

SUNDOWN-BRAND

Vorschau

Impressum

SUNDOWN-BRAND

Im Bremserhäuschen eines Güterwagens kehrt Dan Clayborne nach Cheyenne zurück, fest entschlossen, sein Recht auf den Sundown-Brand, sein Recht auf seine Ranch und auf seinen eigenen Grund und Boden geltend zu machen. Jahrelang hat er dem Green-River-Becken fernbleiben müssen. Nun, da die Stunde seiner Rückkehr gekommen ist, sammeln sich bereits seine Feinde.

Obwohl Dan Clayborne vor der Station von Cheyenne abspringt und sich auf Umwegen bei Dunkelheit in die Stadt begibt, erwartet ihn ein Aufgebot. Und wahrhaftig, es sind harte und geschickte Leute, die ihn im Hof des Mietstalls von Cheyenne einkreisen. Aber Dan Clayborne weiß, dass dies nur der Anfang ist und dass er allein gegen eine Übermacht steht. Er weiß auch, dass die Idee von einem Frieden im Green-River-Becken, der nur auf Nachgiebigkeit beruht, nichts weiter ist als nur ein schöner Traum. Dan Clayborne wird kämpfen müssen, doch er weiß auch zu kämpfen!

Das helle, metallische Rattern der Schienenstöße nimmt unmerklich einen dunkleren Ton an. Der Fahrtwind, der durch das kleine, undichte Fenster des Bremserhäuschens hereinstreicht, verliert seine fauchende Kraft, und als Dan Clayborne über die lange, sich windende Schlange gewölbter Wagendächer nach vorn blickt, sieht er den hellen Dampfschleier weit aus der Dampfpfeife der Lokomotive quellen, als die Maschine mühsam die Steigung vor der Brücke in Angriff nimmt.

Das Bremserhäuschen, welches wie ein Schwalbennest hoch am letzten Waggon des Zuges klebt, ist nicht gerade eine komfortable Unterkunft, zumal außer einem Mann auch noch ein Sattel, Satteltaschen und eine Deckenrolle darin Platz finden müssen.

Kurz darauf ist für Dan Clayborne die Zeit zum Aussteigen gekommen. Er hat triftige Gründe, den Zug zu verlassen, noch ehe die Station in Greenriver oder auch nur die Verladekorrals erreicht sind.

Weit beugt er sich zur Seite und späht voraus. Der herbe Duft von sonnentrockenem Gras und Sagebusch steigt zu ihm empor. Es ist der gute Geruch der Green-River-Weide, den er lange Zeit vermisst und scheinbar vergessen hat. Jetzt, da er ihn in sich aufnimmt, weiß Dan Clayborne plötzlich, dass sich dieser Duft in ihm zu einem Eindruck geformt hat, den er die ganze Zeit unbewusst mit sich herumgetragen hat. Zum ersten Mal kommt ihm der Gedanke, dass es für ihn eigentlich eine Heimkehr ist, doch er spürt auch, dass es eine bittere Heimkehr werden wird.

Fast zwei Minuten wartet er noch, dann sieht er die Büsche neben dem Schotter dichter werden, wirft seinen Sattel ab und springt wie ein Schwimmer mit vorgestreckten Händen in die Dunkelheit.

Als seine Finger die Blätter der Büsche spüren, reißt er die Unterarme als Deckung vor das Gesicht und krümmt sich zusammen. Der Aufprall ist hart, aber Dan Clayborne rollt sich geschickt wie eine Katze ab. Über die linke Schulter, mit zur Seite gelegtem Kopf, dreht er seine Rolle durch peitschendes Gebüsch und liegt schließlich still. Als er sich wieder aufrappelt, leuchtet das rote Schlusslicht des Zuges schon etwa fünfzig Yards entfernt durch die Dunkelheit.

Die Suche nach seinem Colt, der ihm aus dem Halfter gerutscht ist, nimmt nur kurze Zeit in Anspruch. Seinen verschwitzten Stetson findet er auf einen dürren Ast gespießt. Schließlich lädt er sich seinen Sattel auf die Schulter und marschiert los. Dan Clayborne sucht sich seinen Weg durch die Büsche am Rand des Schotters und sieht schließlich die dunklen Silhouetten der ersten Verladekorrals vor sich auftauchen. Er biegt weit zur Seite aus. Er befürchtet, dass jemand mit seiner Ankunft rechnet und ein Empfangskomitee bereitgestellt haben könnte, und dessen Mitglieder könnten durchaus auf den Gedanken kommen, dass ihr Opfer sich einem zu herzlichen Empfang direkt an der Station entziehen und deshalb schon etwas früher aussteigen würde. Dementsprechend ist es nicht geraten, hier einfach bis zum letzten Augenblick an der Bahnlinie entlangzutappen.

Dan Clayborne schlägt einen weiten Bogen nach Norden, überquert die Poststraße in raschen Sätzen unmittelbar vor den ersten Häusern der Stadt und gelangt durch ein Maisfeld und einige Gärten bis zum Korral von Archie Graves' Mietstall.

Das hintere Tor des Schuppens, der zur Unterbringung von Wagen dient, ist geöffnet. Dan schlüpft in die Dunkelheit hinein, tastet nach einer Deichsel und legt aufatmend seinen Sattel darauf. Während er dann einen Moment überlegt, ob es angebracht sein könnte, sich gleich bei Archie Graves nach einem Pferd umzusehen, spürt er plötzlich jenes seltsame Prickeln der Nackenhaare, dessen Bedeutung ihm längst vertraut ist.

Er selbst könnte im Augenblick nicht einmal sagen, woher dieses unvermittelte Gefühl drohender Gefahr rührt, weil er in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt war, aber tatsächlich war es ein kaum vernehmbares Schaben und Rascheln an der Außenwand des Schuppens, das sein Gehör aufgenommen hat. Und gerade das Gedämpfte und Verstohlene dieses Geräusches bewirkt in ihm eine instinktive Abwehrreaktion und lässt ihn plötzlich alle Sinne darauf konzentrieren.

Fast zwei Minuten steht er reglos in der Dunkelheit. Selbst sein Atem geht flach und unhörbar. Aber in diesem Moment ist nichts anderes zu vernehmen als das Rascheln und Quieken von Ratten auf dem Dachboden.

Ein anderer hätte daraus jetzt vielleicht den Schluss gezogen, dass er sich getäuscht hat. Dan Claybornes Schlussfolgerung hingegen sieht anders aus: Er registriert nur, dass er es mit einem äußerst wachsamen und geschickten Gegner zu tun hat, der in der plötzlichen Stille ebenfalls nur ein Warnsignal sieht.

Zoll für Zoll schiebt Dans Hand sich zum Colt und zieht die Waffe aus dem Halfter. Er verzichtet darauf, den Hahn zu spannen, denn selbst das leise, metallische Knacken würde einem erfahrenen Mann die Richtung vorgeben, in die er seinen Schuss hinausjagen müsste. Wie ein lautloser Schatten sinkt Dan Clayborne in sich zusammen, löst die Sporen von seinen Stiefeln und hängt sie geräuschlos ans Sattelhorn. Erst dann richtet er sich wieder in eine geduckte Haltung auf und gleitet weiter zum Hof des Mietstalls. Selbst bei scheinbar tintenschwarzer Nacht gibt es noch Nuancen, und er ist sich darüber im Klaren, dass ihn hinter dem Schuppen heißes und aller Wahrscheinlichkeit nach auch tödliches Blei erwarten wird, sollte er ins Freie hinausreiten. Schlägt er jedoch die entgegengesetzte Richtung ein, so zwingt er auch seinen Gegner, den Standort zu wechseln.

Es ist erstaunlich, welch katzenhafte Geschmeidigkeit in dem großen, hageren Körper dieses Mannes steckt – selbst noch, nachdem er zwei Tage fast ununterbrochen in dem engen Käfig des Bremserhäuschens eines Eisenbahnwagens zugebracht hat und sich immer nur für wenige Augenblicke bewegen konnte, wenn der Zug auf irgendeinem Ausweichgleis einen kurzen Aufenthalt hatte.

Er ist sich ziemlich sicher, dass man ihn in Cheyenne gesehen und erkannt hat, und so wird die Nachricht von seiner bevorstehenden Rückkehr längst bis nach Greenriver vorgedrungen sein. Ist es da noch ein Wunder, dass Burschen wie Morton Keating und Elmer Brennan nichts dem Zufall überlassen? Selbstverständlich haben sie sich in einem solchen Fall nicht darauf beschränkt, nur die wenigen ankommenden Personenzüge oder den Express überwachen zu lassen. Aber dass sie sogar den Mietstall unter Bewachung gestellt haben sollten ...

Als Dan Clayborne den staubigen Hof erreicht, kommt ihm die Erleuchtung. Denn nun kann er durch das Tor auf die Straße hinausblicken, und dort erkennt er hinter einer Treppe des gegenüberliegenden Gehsteigs einen hartgesichtigen Burschen herumlungern, während gleichzeitig von der Seite her zwei andere heranschleichen und sich dabei möglichst im Schatten halten. Da weiß Dan Clayborne, dass er einen Fehler begangen hat, als er die Poststraße so dicht vor den ersten Häusern der Stadt überquerte. Morton Keatings Voraussicht war noch viel umfassender, als er es sich hatte träumen lassen. Vorsichtshalber – nur auf die vage Idee hin, dass sein Gegner schließlich auch zu Pferd kommen könnte – hat er einen Doppelposten am Stadteingang postiert. Diese Kerle müssen seinen Schatten gesehen haben, zumal zur gleichen Zeit der Güterzug in die Station einlief. Daraufhin ist ihm dann einer der Kerle gefolgt und lauert nun hinter dem Schuppen, während der andere für Verstärkung gesorgt hat.

Aber anscheinend gilt die Aufmerksamkeit dieser Burschen vorerst noch ganz der diesseitigen Häuserfront. Sie wissen lediglich, dass er irgendwo auf dieser Seite stecken muss, wo sie ihn jedoch genau suchen müssen, davon haben sie keine Ahnung. Und ihr Kumpan, der ihnen darüber Auskunft geben könnte, muss sich ruhig verhalten, wenn er nicht vorzeitig den Vorteil einer gedeckten Stellung aufgeben will.

Dan Clayborne erkennt seine Chance und handelt danach. Mit ein paar lautlosen Schritten gleitet er zur dunklen Front des Stalls hinüber, presst sich mit dem Rücken an die Wand und schiebt sich langsam weiter, bis er hinter einem abgestellten Wagen in Deckung ist.

Die beiden Männer vorn auf der Straße gehen weiter, ihr Partner aber, der einmal an der Treppe zum Gehsteig Posten gefasst hat, bleibt stehen, blickt sich mit gespielter Langeweile um und lehnt sich mit der Hüfte gemächlich an einen Holm, an dem zwei Pferde angebunden sind. Offenbar ist dies hier sein Abschnitt, den er zu überwachen hat.

Ein schwacher Lichtschein dringt durch die Ritzen der Stalltür. Zweifellos brennt drinnen eine herabgedrehte Lampe. Pech für Dan Clayborne, denn nur die breite Tür trennt ihn noch von dem Getränketrog, der ihm wiederum fast für ein Dutzend Yards ausreichend Sichtschutz geben würde, um noch aus dieser Falle zu entwischen. Wenn er den schmalen Durchgang zwischen dem Stall und dem Wohnhaus erreichen könnte, gäbe es keine Probleme mehr. Er ist mit den örtlichen Gegebenheiten von früher her genug vertraut, um zu wissen, dass sich an Archie Graves' Wohnhaus der Geräteschuppen der Schmiede anschließt. Und von dort stünden ihm dann mehrere Wege offen. Vor allen Dingen käme er aber erst einmal aus der Umklammerung heraus und könnte den Burschen, der ihm jetzt dort irgendwo in der Dunkelheit den Rückzug abschneidet, seinerseits erheblich in die Klemme bringen. Doch leider liegt zwischen Dan Clayborne und diesem Ziel die Stalltür, gegen deren erleuchtete Ritzen er sich für einen lauernden Revolverhelden deutlich genug abheben würde, um eine Sekunde später tot zu sein.

Etwa drei Minuten verstreichen, ohne dass sich etwas rührt.

»Luke!«, knurrt einer von ihnen dann in die Dunkelheit des Hofes. »Verdammt, Luke, hast du ihn? Dieses blödsinnige Versteckspielen geht mir langsam auf die Nerven. Wenn dieser Pilger erst merkt, dass wir ihn in der Klemme haben, dann wird er sehr rasch aufgeben und lieber durch den Dreck aus der Stadt kriechen, anstatt sich hier ein paar warme Grüße einzufangen.«

Luke scheint den Optimismus seines Partners nicht zu teilen und bleibt weiterhin stumm. Dan Clayborne jedoch wertet dies als ein Zeichen, dass dieser Luke ein paar Klassen besser ist als seine leichtsinnigen und ungeduldigen Partner.

Plötzlich werden dann in der Toreinfahrt zwei Silhouetten sichtbar.

»Stan rechts, Virgil links!«, keucht eine gedämpfte Stimme. »Ich bleibe hier am Tor, und wenn Luke ihm dann den Rückzug abschneidet, kann er uns nicht mehr entwischen!«

Sekunden später ist diese Anweisung bereits ausgeführt, und die beiden Kerle tauchen ebenfalls in der Dunkelheit des Hofes unter.

An den knirschenden Schritten und dem leisen Klingeln der Sporen kann er jederzeit feststellen, wo die beiden Burschen durch die Dunkelheit tappen. Einer von ihnen – es muss Virgil sein – nähert sich immer mehr dem Wagen, stößt mit einem Mal auf ein Hindernis und beginnt unterdrückt mit heiserer, tiefer Stimme zu fluchen.

»Maul halten!«, klingt es scharf von der Einfahrt her. Offenbar hat der dort lauernde Mann inzwischen die Taktik Lukes erkannt und eingesehen, dass der Lautlosere in diesem Beschleichen alle Vorteile auf seiner Seite hat. Für Virgil aber kommt diese Warnung zu spät. Er ist offenbar über die Deichsel gestolpert, noch ehe er den abgestellten Wagen bemerkt hat. Jetzt tastet er sich daran entlang, kommt immer näher, bis Dan schließlich sogar deutlich den Atem des Mannes hören kann. Um es besonders schlau anzufangen, macht Virgil dann ein paar lange, rasche Schritte, um vom verräterischen Lichtschein der Türritzen wegzukommen, und mitten in dieser Begegnung prallt er fast gegen Dan, der unmittelbar neben der Tür an der dunklen Stallwand Aufstellung genommen hat.

Der Hieb mit dem schweren Lauf des 44er Navy-Colts kommt so kraftvoll, dass nicht einmal Virgils Filzhut ihn genügend dämpfen kann. Nur ein Ächzen stößt der Bursche noch aus, dann wird sein Körper schlaff und sinkt zusammen.

Dan Clayborne greift blitzschnell zu und fängt ihn auf, um ihn langsam und geräuschlos zu Boden gleiten zu lassen, aber dabei hat er die Waffe nicht einkalkuliert, die der Bewusstlose bis jetzt in der Hand gehalten hat. Sie fällt hinab, klirrt gegen eine Radnabe und patscht dumpf auf die Erde.

»Virg, was ist da los?«, knurrt es argwöhnisch von der anderen Seite her.

Eine heisere, offensichtlich von Schmerz und Ärger verzerrte Stimme antwortet wütend: »So ein verdammter Wagen! Ich habe mir ganz schön die Schienbeine zerschrammt!«

Fast sieht es so aus, als ob Dans Trick Erfolg haben sollte. Irgendwie hat es ihm nicht einmal besondere Schwierigkeiten bereitet, die heisere Stimme Virgils nachzuahmen, weil ihm ein Kloß in der Kehle steckt. Er lässt den schlaffen Körper des Bewusstlosen zu Boden gleiten, und dann riskiert er es, mit ein paar langen Schritten vor den hellen Ritzen vorbeizuschnellen – rasch genug, um seinen Gegnern keine Zeit zum Überlegen zu lassen, aber doch nicht so rasch, dass sie auf Anhieb Argwohn schöpfen könnten. Immerhin ist diese Bewegung der Richtung Virgils genau entgegengesetzt, und deshalb ist Dan Clayborne darauf vorbereitet, im nächsten Moment erneut angerufen zu werden.

»Bleib stehen!«, zischt eine scharfe, misstrauische Stimme, die bisher nicht zu hören war. Dan weiß in derselben Sekunde, dass diesmal Luke seine Zurückhaltung aufgegeben hat – und das keineswegs freiwillig, sondern nur, weil er trotz allen Misstrauens nicht riskieren kann, seinen eigenen Partner ohne Warnung abzuschießen. Deutlich ist aus seinem Tonfall der Zorn darüber herauszuhören, dass seine Kumpane ihm das Konzept verdorben haben.

Etwa fünfzehn Schritte hätte Dan Clayborne bis zu der engen Passage zwischen Stall und Wohngebäude noch zurückzulegen. Er gibt sich keiner Illusion darüber hin, dass diese Strecke einem gerissenen und sicherlich auch revolvergewandten Pilger wie Luke ausreichen muss, um einen Mann dreimal abzuschießen. Aber da ein ohnehin schon zorniger, aufgebrachter und unter innerer Spannung stehender Mann umso leichter zu einem Fehler zu verleiten ist, entschließt sich Dan, alles auf eine Karte zu setzen. Während drüben jetzt endlich die Schritte Stans verstummen – offenbar deshalb, weil er bei Luke angelangt ist – bleibt auch Dan Clayborne stehen, spannt knackend den Hahn seiner Waffe und legt seine Linke seitlich an den Mund, sodass der Klang seiner Stimme abgelenkt wird, als er scharf sagt:

»Hier bin ich, Freunde! Los doch – worauf wartet ihr noch?«

Ein erstauntes Ächzen geht unter im Donner eines Schusses. Orangefarben zuckt der Mündungsblitz aus der Dunkelheit, und zwei Schritte rechts neben Dan, fast genau an der Stelle, woher für die Burschen die Stimme zu kommen scheint, patscht das Geschoss in die Bretterwand des Stalls.

Im selben Augenblick aber hebt Dan Clayborne den Daumen und lässt den Hammer seines Colts auf die Patrone schnappen. Das harte, scharfe Bellen seines Schusses löst drüben einen gurgelnden Schrei aus. Geschmeidig wirft sich Dan zur Seite, lässt sich zu Boden fallen und rollt sich ab.

Kurz hintereinander blitzt es drüben dreimal auf. Der erste Schuss sitzt haargenau dort, wo einen Sekundenbruchteil zuvor Dans Mündungsfeuer aufgeflammt war. Die folgenden Geschosse ziehen gewissermaßen einen tödlichen Strich über die Stallwand.

Wie Wetterleuchten haben die Mündungsfeuer den Hof für Bruchteile von Sekunden erhellt. Und ebenso, wie auch ein Blitz noch lange nach seinem Verlöschen auf der Netzhaut ein gezacktes Bild zurücklässt, so nimmt auch Dan Clayborne Sekunden später noch die taumelnde Gestalt eines Mannes und einen Kistenstapel wahr, auf den er zuwankt.

Er hört das Poltern und Krachen in dem Augenblick, da er sich zur Seite abrollt und vom Boden her noch einmal feuert – ohne Hoffnung allerdings, Luke zu treffen, denn dieser Bursche ist sicherlich gerissen genug, um unmittelbar nach seinen Schüssen, deren Mündungsfeuer ihn verrät, seinen Standort zu wechseln.

Dan nutzt die Chance und hechtet vorwärts. Fast hat er die Ecke des Wohnhauses erreicht, als sich neben einem der Torpfosten plastisch die Körperhälfte eines Mannes gegen die etwas hellere Straße abhebt. Blendend zuckt Dan auch von dort ein Mündungsblitz entgegen. Er spürt den heißen, peitschenden Hieb an seinem Oberschenkel und schießt aus vollem Lauf. Der Angreifer lässt seinen Colt fallen und rettet sich mit einem krächzenden Schrei wieder in Deckung.

Während von der anderen Seite immer noch das Getöse umstürzender Kisten und ein schriller Fluch herüberklingen, erreicht Dan Clayborne die enge Passage zwischen Stall und Wohnhaus, schlüpft hinein und hört, wie sich das Krachen erneuter Schüsse mit dem Echo seiner hastigen Schritte vermischt. Keine dieser Kugeln kann ihn mehr erreichen.

Auch auf der Straßenseite werden jetzt heranhastende Schritte laut. Dan fegt in langen Schritten am Geräteschuppen der Schmiede entlang, schlägt einen Haken um die Rückseite der Futtermittelhandlung und überquert noch zwei Höfe, ehe er endlich eine dunkle Nebengasse erreicht und mit hämmerndem Puls wieder in Schritt fällt.

Lautlos tappt Dan durch die Gasse und spürt, wie ihm das Blut warm am Schenkel hinabrinnt. Es ist zweifellos nur ein Streifschuss, nichts weiter als ein ziemlich oberflächlicher Riss im Muskelfleisch, sonst könnte er das Bein nicht mehr so bewegen. Allerdings wird bei dieser ständigen Bewegung die Blutung nicht zum Stillstand kommen. Er muss eine Gelegenheit suchen, um die Wunde in Ruhe verbinden zu können.

Er nähert sich lautlos und vorsichtig der Stelle, wo die Gasse in die hellere Main Street mündet, als plötzlich aus einer schmalen Toreinfahrt ein geduckter Schatten hervorschießt. Instinktiv schwenkt Dan den Lauf seiner Waffe herum, und er merkt erst im letzten Augenblick, dass er es mit einem gefleckten Bastardhund zu tun hat, der sich zähnefletschend und mit giftigem Gebell vor ihm aufbaut. Innerhalb kürzester Zeit wird er ihm das restliche Rudel auf den Hals hetzen.

Und deshalb macht Dan etwas, was ihm unter normalen Umständen niemals einfallen würde: Er versetzt dem Kläffer einen Tritt, der ihn aufjaulend in der Dunkelheit verschwinden lässt.