H. C. Hollister 76 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 76 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Ein Schatten liegt auf der Vergangenheit Cliff Holloways, als er sich im rauen Bergland von Colorado seine Fork-Ranch aufbaut und so einen neuen Start versucht. Er weiß sein Geheimnis bei Steve Bancroft, einem uneigennützigen Freund, gut aufgehoben. Doch plötzlich stehen die alten Probleme wieder vor ihm. Ein Siedlertreck hat sich im Sage Valley niedergelassen und beginnt dort, das Buschland zu roden. Nicht genug damit, dass Squatter im Rinderland stets Verdruss bedeutet haben, bringen diese Heimstättensiedler zu ihrem Schutz auch noch einen gefährlichen Revolvermann mit.
Dieser angeworbene Kämpfer ist ausgerechnet Mike Hunter, der allein durch seine Anwesenheit all jene scheinbar überwundenen Probleme wieder zum Leben erweckt. Denn er weiß um jenen Steckbrief, der in Amarillo vor drei Jahren gegen Cliff Holloway ergangen ist. Doch diesmal läuft Cliff nicht davon, sondern stellt sich gegen einen gewalttätigen und skrupellosen Weidepiraten, der sich die Vertreibung der Siedler zum Ziel gesetzt hat ...


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Inhalt

Cover

RAUE WEIDE

Vorschau

Impressum

RAUE WEIDE

Ein Schatten liegt auf der Vergangenheit Cliff Holloways, als er sich im rauen Bergland von Colorado seine Fork-Ranch aufbaut und so einen neuen Start versucht. Er weiß sein Geheimnis bei Steve Bancroft, einem uneigennützigen Freund, gut aufgehoben. Doch plötzlich stehen die alten Probleme wieder vor ihm. Ein Siedlertreck hat sich im Sage Valley niedergelassen und beginnt dort, das Buschland zu roden. Nicht genug damit, dass Squatter im Rinderland stets Verdruss bedeutet haben, bringen diese Heimstättensiedler zu ihrem Schutz auch noch einen gefährlichen Revolvermann mit.

Dieser angeworbene Kämpfer ist ausgerechnet Mike Hunter, der allein durch seine Anwesenheit all jene scheinbar überwundenen Probleme wieder zum Leben erweckt. Denn er weiß um jenen Steckbrief, der in Amarillo vor drei Jahren gegen Cliff Holloway ergangen ist. Doch diesmal läuft Cliff nicht davon, sondern stellt sich gegen einen gewalttätigen und skrupellosen Weidepiraten, der sich die Vertreibung der Siedler zum Ziel gesetzt hat ...

Als Cliff Holloway den Saloon betritt, ertönt irgendwo ein warnender Grunzlaut. Einige Männer an den Tischen wenden die Köpfe herüber. An der Bar dreht sich Rancher Stanley Dandridge um und stemmt rückwärts die Ellbogen auf die Nickelstange. Spöttisch und überheblich sind seine wässrigen blauen Augen auf Cliff Holloway gerichtet.

Zwei Schritte neben ihm steht Rancher Dwight Oakland – massig, breit und selbstbewusst.

»Holloway«, sagt er mit einem harten Räuspern. »Sie kommen uns gerade recht. Es sind einige Dinge zu klären, zu denen auch Sie sich äußern sollten.«

Vorerst bleibt Cliff Holloway darauf die Antwort schuldig. Seine Blicke suchen seinen Freund Steve Bancroft, der sich etwas abseits an der Schmalseite der Bar aufgebaut hat und von Don Kirby und Luis Trevino, seinen beiden Weidereitern, flankiert wird. Nur einmal senkt er kurz zum Gruß die Lider über die Augen und nickt unmerklich. Cliffs Blicke haften für einen Moment an Steve Bancrofts rechtem Arm, den dieser in einer Schlinge trägt. Dann erst wendet er sich Dwight Oakland zu und erwidert starr:

»Ich bin immer dafür, Probleme in einer Aussprache zu klären, Oakland. Nur habe ich bisher nicht gewusst, dass es überhaupt solche Probleme gibt. Erst vor einer halben Stunde hörte ich, dass Sie und Dandridge die Winterweide Bancrofts besetzt haben. Angeblich, um die Siedler zu vertreiben.«

Die Brauen des Ranchers ziehen sich zu einem durchgehenden Strich zusammen. Er wechselt einen Blick mit Brad Nichols, seinem Vormann, der ein bisschen abseitssteht.

»Sie hätten es aber wissen können, Cliff«, knurrt Dwight Oakland mit einem deutlichen Vorwurf in der Stimme. »Vor zwei Wochen ist Brad bei Ihnen gewesen, damit Sie Ihre Unterschrift unter die Warnung an die Squatter setzen konnten. Sie haben es vorgezogen, sich davon fernzuhalten. Ich fand das blamabel für einen Rindermann.«

Fast körperlich spürt Cliff Holloway die Herausforderung in den Augen Stanley Dandridges, der bisher völlig unbeteiligt geblieben ist. Und er weiß, dass nichts diesen aufbrausenden und gewalttätigen Mann mehr reizt als die Selbstbeherrschung und nüchterne Zurückhaltung des Gegners. Ungewollt streifen seine Blicke Dandridge, als er unbewegt erwidert:

»Ich sah keinen Anlass zu einer solchen Warnung, Oakland. Schließlich stand ja noch nicht fest, wo die Siedler sich niederlassen wollten. Und tatsächlich haben sie sich ja auch das Sage Valley ausgesucht, das keinen von uns interessieren dürfte.«

»Prächtig«, knurrt Stanley Dandridge sarkastisch. »Hoffentlich haben Sie das richtig mitbekommen, Dwight. Es ist die pure Weisheit, die aus dem Munde unseres Freundes fließt, und wahrscheinlich erwartet er, dass wir uns davon erleuchten lassen. Squatter im Rinderland – als ob das nicht jeden Viehzüchter interessieren müsste!«

»Haben Sie's gehört, Cliff?«, schnaubt der Rancher mit betontem Nicken. »So sehen wir die Dinge an. Es geht nicht darum, ob diese verdammten Heimstättensiedler sich unsere Weide aussuchen. Sie haben im Rinderland nichts zu suchen. Diese Squatter sind wie eine Seuche: Wo nur ein Dutzend von ihnen Wurzeln geschlagen hat, da ziehen sich auch die anderen hin. Deshalb muss man ihnen von Anfang an entgegentreten und klarmachen, dass sie hier im Rinderland nichts anderes als Verdruss zu erwarten haben.«

Cliff Holloway schaut nicht zu Steve Bancroft hinüber, doch irgendwie erwartet er von ihm trotzdem eine Unterstützung. Aber Steve Bancroft bleibt stumm, als ob ihn dies alles gar nichts anginge. Mit der Linken dreht er verlegen sein Glas auf der Theke und hält die Augen niedergeschlagen. Erbitterung steigt in Cliff Holloway auf. Gibt es überhaupt eine Erklärung oder Entschuldigung für dieses Zaudern?

Ist nicht Steve Bancroft selbst der am meisten Betroffene? Warum also spielt er hier den Unbeteiligten? Zumindest von Stanley Dandridge muss ihm doch klar sein, dass für diesen Weidepiraten die Angelegenheit mit dem Abzug der Siedler noch längst nicht erledigt ist. Schließlich gibt es genügend andere Beispiele für Dandridges Ausdehnungsdrang.

»Hören Sie zu, Dwight«, murmelt Cliff rau, »das Sage Valley ist freies Regierungsland, und niemand hat bisher die Idee gehabt, es jemals als Weide zu benutzen. Es wird auch keinem von uns wehtun, wenn die Squatter sich dort ihre Parzellen abstecken und den Sage roden. Weder Sie noch Dandridge grenzen mit Ihrer Weide an das Sage Valley. Es besteht also keine Gefahr, dass Sie irgendwann Kummer mit diesen Leuten bekommen könnten.«

»Wir reden noch immer aneinander vorbei, Cliff«, stößt Oakland schnaubend hervor. »Als Brad Nichols ohne Ihre Unterschrift von der Fork-Ranch zurückkam, habe ich mir gesagt, dass es sich um ein Missverständnis handeln muss. Jetzt kommt es mir nicht mehr so vor, und deshalb muss ich Ihnen eine Frage stellen: Gehören Sie zu uns oder nicht?«

»Warum noch erst fragen, Oakland?«, wirft Stanley Dandridge höhnisch ein. »Sagt Ihnen seine flammende Verteidigungsrede für diese Siedler immer noch nicht genug? Wir haben einen Squatter-Freund vor uns, einen Verräter an seinen eigenen Leuten. Und da bekanntlich jeder Verrat seinen Preis hat, frage ich mich, was für ihn dabei herausspringt.«

Stanley Dandridges Haltung ist bei diesen Worten noch herausfordernder geworden.

Cliff Holloway wendet sich ihm zu und starrt ihn aus schmalen Augen an. »Sie sind zu großspurig, Dandridge«, sagt er hart. »Sie glauben, dass Sie jeden Mann herumstoßen und bedrängen können, wie es Ihnen gerade gefällt. Um den Frieden auf dieser Weide nicht zu stören, haben wir wahrscheinlich schon viel zu viel von Ihnen hingenommen, und das hat Sie nur noch anmaßender gemacht. Aber täuschen Sie sich nicht: Friedensliebe und Feigheit können zwei völlig verschiedene Dinge sein. Mir gefällt es nicht, dass Sie mich einen Verräter nennen und in unklaren Andeutungen reden.«

Auch Stanley Dandridges wässrig blaue Augen haben sich nun verengt.

»Es gefällt Ihnen nicht, Mister? Dann tun Sie doch etwas dagegen! Ich suche nach dem Grund, weshalb ein Rindermann seine eigenen Leute im Stich lässt und sich auf die Seite der Schollenbrecher schlägt, und ich werde diesen Grund herausfinden.«

Unbewegt hält Cliff Holloway seinen hassvollen Blicken stand.

»Sie irren, Dandridge«, knurrt er mit unnatürlich anmutender Beherrschung. »Es gibt nämlich gar keinen solchen Grund.«

Er wendet sich an Dwight Oakland. »Unter diesen Umständen frage ich mich, warum Sie sich überhaupt mit den Siedlern anlegen wollen. Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass Ihr Freund Dandridge diese Dinge nur dazu benutzt, um Sie vor seinen Karren zu spannen, Oakland?«

Das ist der Augenblick, in dem Stanley Dandridge sich nicht länger beherrschen kann. Die Gläser klirren, als er sich mit der Schulter und einem Fuß von der Bar abstößt, dicht vor Cliff Holloway auftaucht und ihn mit beiden Händen an seiner Jacke packt.

»Das war zu viel, Holloway!«, schreit er mit überschnappender Stimme. »Diese Verdächtigung werde ich Ihnen in Ihren verdammten Hals zurückstoßen, wenn Sie nicht sofort ...«

»Nehmen Sie Ihre Pfoten weg, Dandridge«, fällt ihm Cliff ins Wort. Er steht immer noch mit hängenden Armen und hat sich nicht von der Stelle gerührt. Nur den Kopf nimmt er etwas zurück, um dem Atem des Gegners zu entgehen, als er mit rauer Stimme hinzusetzt: »Offenbar sind Sie selbst weitaus empfindlicher, als Sie es in Ihrer maßlosen Verbohrtheit anderen zugestehen.«

Ein Zittern läuft durch Stanley Dandridges Gestalt, als er die Fäuste verkrampft. Da jedoch ist Dwight Oakland bereits neben ihm, zerrt ihn an der Schulter zurück und keucht:

»Hören Sie auf damit, Stan! Was wird schon besser dadurch, wenn Sie es hier mit den Fäusten austragen? Wenn Holloway ein so unbelehrbarer Narr ist, soll er es eben in Teufels Namen bleiben. Er soll sich nur hüten, uns in die Quere zu kommen, wenn es mit den Squattern wirklich rau wird.«

Dandridge lässt Cliff Holloways Jackenaufschläge fahren, tritt mit verkniffenem Gesicht zurück und wischt sich die Handflächen an seiner Kalbfellweste ab.

»Schon richtig, Dwight«, knurrt er gepresst und bemüht sich seiner Stimme einen verachtungsvollen Tonfall zu verleihen. »Was hat es für einen Zweck, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wir werden diesen Squattern ganz einfach eine Lektion erteilen, und dabei sind wir auf Holloways Unterstützung wahrhaftig nicht angewiesen.«

»Und dann?«, erkundigt sich Cliff sarkastisch. »Werden Sie dann die Weide vor dem Sage Valley wieder freigeben?«

Ein Blick wilden Hasses trifft ihn aus Stanley Dandridges wässrigen Augen.

»Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte. Sie haben diesen Teil der Deadman Plains doch nie als Weideland benutzt, Holloway.«

Eine jähe Woge tönt Cliff Holloways bronzehäutiges Gesicht noch dunkler. Hat Dandridge nicht allen Grund zu höhnischen Bemerkungen, da Steve Bancroft sich noch immer aus allem heraushält, obgleich es ihn in erster Linie anginge? Der Zorn in Cliff Holloway wird übermächtig. Über die Schulter blickt er zu dem Freund hinüber und stößt erbittert hervor:

»Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, dass jetzt auch du etwas sagst, Steve?«

Langsam kommt Steve Bancroft hinter der Ecke der Theke hervor. Sein Lächeln wirkt verlegen, unsicher und zaghaft.

»Ich – ich verstehe schon, Cliff«, sagt er scheinbar zerfahren, »du bist mit beiden Beinen zugleich in diese Sache hineingesprungen und kannst jetzt natürlich erwarten, dass ich dir wenigstens Hilfestellung gebe. Aber abgesehen davon, dass mir Dandridges Methoden nicht gerade sympathisch sind, behagt auch mir die Idee nicht sonderlich, einen ganzen Sack voll Ackerflöhe als Nachbarn zu bekommen. Schließlich ist von diesen Leuten allgemein bekannt, dass sie gern fremdes Rindfleisch in ihren Töpfen schmoren. Und unter Viehdiebstählen haben wir alle ohnehin schon genug zu leiden. Du weißt, ich bin nicht für Gewalttaten zu haben, aber im Hinblick auf diese Siedler kann ich Dandridge und Oakland fast verstehen.«

»Und deshalb siehst du ruhig zu, wie deine Winterweide einfach von einer anderen Mannschaft besetzt wird?«

Fassungslosigkeit und beißende Ironie liegen in Cliff Holloways Stimme. Steve Bancroft jedoch zuckt nur mit den Schultern und deutet auf seinen in der Schlinge befindlichen rechten Arm.

»Ganz so tatenlos habe ich nicht zugesehen, Cliff. Doch Dandridges Burschen fingen schon an mit ihren Gewehren zu schießen, ehe wir nur ein Wort miteinander gewechselt hatten. Mein Pferd warf mich ab, und ich habe mir den Arm ausgekugelt. So habe ich also Blutvergießen vermieden, weil ich mir sagte, dass sich schon noch eine Gelegenheit ergeben würde, diese Dinge mit Worten statt mit Blei auszuhandeln.«

Cliff Holloway lacht auf, doch es ist kein Humor in diesem Lachen. Vielmehr zeigt es nur seine Bitterkeit, sich hier zum Narren gemacht zu haben.

»Nun gut, Steve, es ist dein Geschäft«, gibt er mit grimmiger Selbstironie zurück. »Offenbar ist es wirklich mein Fehler, die Nase zu früh in fremden Verdruss zu stecken.«

»Ich weiß ja, wie du es gemeint hast, Cliff«, versetzt Steve Bancroft. »Allerdings wusste ich bisher nicht, dass du dich so für Schollenbrecher begeistern kannst. Ich meine, ich habe nichts gegen diese Leute, aber immerhin sollten sie wissen, dass sie im Rinderland niemals willkommen sind, nicht wahr?«

Auf diese Frage bleibt Cliff die Antwort schuldig. Irgendwie kommt er sich plötzlich blamiert vor.

»Bei dieser Art des Aushandelns, wie sie dir vorschwebt, werde ich dann sicher nicht gebraucht, Steve«, sagt er bitter. »Du wirst hoffentlich noch einmal darüber hinwegsehen, dass ich mich ungebeten in deine Angelegenheiten gemischt habe.«

Nur kurz greift er sich an die Hutkrempe und wendet sich ab. Die Verärgerung ist ihm deutlich anzumerken.

»Cliff, sei doch nicht so empfindlich wie eine alte Jungfer!«, ächzt Steve Bancroft betroffen, aber da hat Cliff Holloway bereits die Tür erreicht.

Erst als Cliff auf der gegenüberliegenden Straßenseite anlangt, entdeckt er die schlanke Gestalt, die gerade aus einem Weißwarenladen tritt.

Auch Helen Oakland blickt überrascht auf. In ihren Augen zeigt sich eine gewisse Betroffenheit. Unwillkürlich bleibt Cliff stehen und greift sich an den Hut.

»Guten Tag, Cliff.«

Sie hat eine melodische Altstimme, deren Wärme und Herzlichkeit Cliff Holloway stets angenehm berührt hat. Ihre Bekanntschaft dauert jetzt schon mehr als drei Jahre, und oftmals hat er in dieser Zeit das Empfinden gehabt, dass es Helen Oakland nicht unangenehm gewesen wäre, wenn er seinerseits versucht hätte, ihr über die Steife und achtungsvolle Förmlichkeit hinaus ein wenig näherzukommen.

Vor etwa einem Jahr allerdings hatte er dann eine deutliche Veränderung in ihrem Wesen feststellen können, zu dem Zeitpunkt, als sie mit ihrem Vater vom Jahrmarkt in Cheyenne zurückgekehrt war. Seitdem war Helen Oakland noch zurückhaltender geworden. Irgendwie hatte sich der Abstand zwischen ihnen vergrößert.

Eine Weile später waren dann die Bemühungen von Stanley Dandridge um Helen Oakland immer offenkundiger geworden. Natürlich wurden auch daran gewisse Vermutungen geknüpft. Immerhin war Stanley Dandridge durchaus die nüchterne Überlegung zuzutrauen, wie gut die Oakland-Ranch und sein eigener Besitz einander ergänzen würden.

Stärker als je zuvor kommt Cliff all das bei dieser unverhofften Begegnung zu Bewusstsein, als er ihre aufeinandergepressten Lippen und die beiden steilen Falten über ihrer Nasenwurzel bemerkt.

Schweigend stehen sie einige Sekunden voreinander, und Cliff sucht vergeblich nach einem Gesprächsthema. Doch da nimmt Helen Oakland ihm bereits die Mühe ab und steuert sofort auf ihr Ziel los:

»Dad sagte mir, dass Sie die Warnung an die Siedler nicht unterschrieben hätten, Cliff. Haben Sie es inzwischen mit ihm klären können?«

»Yeah«, erwidert er mit einem Räuspern, »wir haben es geklärt. Von einem Missverständnis konnte keine Rede sein.«

Helen Oaklands Miene bleibt unbewegt. Nur in ihren Augen zeigt sich ein spöttisches Funkeln.

»Fürchten Sie sich vielleicht vor einem Kampf mit Schollenbrechern?«, entgegnet sie mit geringschätzig herabgezogenen Mundwinkeln. Und Cliff antwortet mit einer Gegenfrage:

»Muss immer Furcht die Ursache sein, wenn ein Mann dem Kampf aus dem Weg geht?«

»Nicht immer. Gelegentlich kann es auch Friedensliebe sein. Aber erwarten Sie, dass ich das ausgerechnet einem Cliff Holloway abnehme?«

Ihr sarkastischer Tonfall steigert noch Cliffs Unbehagen.

»Was soll das heißen –, ausgerechnet einem Cliff Holloway, Helen?«, geht er augenblicklich zum Gegenangriff über. »Habe ich Ihnen bisher irgendeine Gelegenheit zu der Annahme gegeben, dass ich ...«

»Bestimmt nicht«, fällt ihm das Mädchen ins Wort. »Wenn es sich nicht gerade um Angelegenheiten Steve Bancrofts handelte, haben Sie auch bisher jede Auseinandersetzung ängstlich vermieden. Gerade das finde ich ja so merkwürdig, zumal bei einem Mann, der seinen Revolver auf eine gewisse Weise trägt. Ganz unauffällig, das gebe ich zu, für meinen Geschmack sogar ein bisschen zu unauffällig. Aber halten Sie mich für so naiv, dass ich noch nicht bemerkt hätte, wie sehr die Elkhorn-Griffschalen an Ihrem Revolver abgewetzt sind, Cliff? Kein Mensch in diesem Land weiß, was Sie früher getrieben haben, doch eines weiß ich ganz genau: dass Sie viele Stunden damit zugebracht haben müssen, mit dieser Waffe zu trainieren.«

Hart pocht das Blut in Cliff Holloways Schläfen. Ob Helen Oakland ahnt, wie nahe sie den Tatsachen bereits gekommen ist? Mit einem verstohlenen Blick durchforscht Cliff ihr Gesicht, doch er entdeckt daran nur Unnahbarkeit, Skepsis und eine gewisse Überheblichkeit. Nichts deutet darauf hin, dass das Mädchen mehr weiß, als bisher schon gesagt worden ist.

»Sie haben ziemlich romantische Ideen, Helen«, gibt Cliff mit belegter Stimme zurück. »Wenn Sie mich schon mit aller Gewalt als einen verkappten Revolvermann abstempeln wollen, sollten Sie wenigstens bedenken, dass ich diese Waffe auch gebraucht gekauft haben könnte, nicht wahr?«

Helen Oakland senkt die Lider.

»Allerdings, diese Möglichkeit habe ich außer Acht gelassen«, murmelt sie verschlossen, doch ihr Tonfall klingt keineswegs überzeugt. »Aber es ist ja auch gleichgültig. Mich interessiert ohnehin nur die Frage, ob Sie es fertigbringen würden, Ihre eigenen Leute im Stich zu lassen, wenn es darum ginge, Squatter aus dem Rinderland fernzuhalten.«

»Schon allein die Fragestellung ist falsch, Helen«, erwidert Cliff mit kühler Beherrschung. »Es geht nicht mehr darum, die Siedler fernzuhalten, weil sie sich bereits im Rinderland befinden. Die einzige Möglichkeit besteht jetzt darin, sie zu vertreiben, und das wird ohne Gewaltanwendung wohl kaum möglich sein.«

»Pshaw – Schollenbrecher!« Helen Oaklands Unterlippe ist geringschätzig geschürzt. Cliff glaubt aus ihrem Tonfall die Starrsinnigkeit und Überheblichkeit ihres Vaters herauszuhören. »Sie werden ihre Siebensachen zusammenpacken, sobald sie merken, dass es für sie Schwierigkeiten gibt. – Und was mich betrifft, so möchte ich in Zukunft von einem Verräter nicht mehr begrüßt werden. War das deutlich?«

Einen Moment lang hält Cliff Holloway den Atem an, dann stößt er scharf die Luft durch die Nase aus, sodass es fast wie ein Fauchen klingt, und sagt mit unverkennbarer Bitterkeit:

»Deutlich genug, Helen. Nun, es liegt mir nichts daran, ob Sie in Zukunft meinen Gruß noch annehmen wollen oder nicht.«

Starr wendet sie sich ab und überquert die Straße, ohne Cliff Holloway eines Blickes zu würdigen.

Aus schmalen Augen schaut Cliff ihr nach und entdeckt dabei Steve Bancroft, der ebenfalls aus dem Saloon getreten ist und offenbar ihre kurze Unterhaltung beobachtet hat. Kein Muskel zuckt in seinem Gesicht. Erst als Helen Oakland auf ihn zusteuert und ihn mit etwas gekünstelter Freundlichkeit begrüßt, zwingt auch er sich zu einem Lächeln und zieht den Hut.

Erbittert macht Cliff auf dem Absatz kehrt und strebt der Schmiede zu. Er hat noch keine zwanzig Yards zurückgelegt, als er hinter sich hastige Schritte hört und gleich darauf von Steve Bancroft eingeholt wird.