H. C. Hollister 8 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 8 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

So hart und rau wie das Land am Nordplateau sind auch die Menschen dort. Aber selbst die härtesten Rancher kapitulieren schließlich vor Simson Bride, der als ungekrönter Herrscher des Distrikts gilt. Nur einer macht eine Ausnahme: Frank Winterfield.
Dass es ein Kampf auf Biegen und Brechen wird, braucht sicher nicht besonders erwähnt zu werden. Im Old Far West geht es Auge um Auge, Zahn um Zahn. Für Zartbesaitete ist hier kein Platz ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Stadt des Satans

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne/Becker Illustrators

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9594-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

»Es gibt heute eigentlich zu viele Autoren, die angeblich so schreiben, wie der Wilde Westen wirklich war. Wenn man dann näher hinschaut, entdeckt man doch nur zu oft ein verfälschtes Bild, Klischee und Schablone. In jedem meiner Romane versuche ich bis auf den Grund einer historisch echten Darstellung vorzudringen. Der grandiose Stoff zwingt mich einfach dazu.«

H.C. Hollister, Mitte der 1960-er Jahre

Stadt des Satans

So hart und rau wie das Land am Nordplateau sind auch die Menschen dort. Aber selbst die härtesten Rancher kapitulieren schließlich vor Simson Bride, der als ungekrönter Herrscher des Distrikts gilt. Nur einer macht eine Ausnahme: Frank Winterfield.

Dass es ein Kampf auf Biegen und Brechen wird, braucht sicher nicht besonders erwähnt zu werden. Im Old Far West geht es Auge um Auge, Zahn um Zahn. Für Zartbesaitete ist hier kein Platz …

Es ist schon gegen Abend, als das Rudel in den Hof reitet. Bill Hampden hat die Augen zusammengekniffen und lässt die Lederriemen sinken, die unter seinen geschickten Händen zu einem Lasso zusammengewachsen sind.

»He, Hampden, wo ist dein feiner Boss?«, grinst Ringley und spuckt Bill Hampden herausfordernd vor die Stiefelspitzen.

»Wir empfangen Besuche erst nach schriftlicher Anmeldung«, grinst Bill ebenso herausfordernd zurück. Die drohenden Blicke der sieben Bride-Boys scheint er nicht zu beachten.

»Wenn du versuchen willst, jetzt so stolz zu sein wie Winterfield, dann kann ich dir nur sagen, dass es zu spät ist, Hampden! Brides Geduld ist zu Ende. Der Clearwater-Brand hat ausgespielt auf dem Nordplateau.«

Brian Ringley schwingt sich aus dem Sattel und geht zur Tür hinüber. Wie unabsichtlich streckt Bill Hampden sein Bein aus und setzt es quer vor den Eingang.

»Frank Winterfield ist nicht da, Ringley. Versuch’s morgen noch mal.«

Als wenn er diese Antwort nicht gehört hätte, setzt der andere seinen Weg fort. Plötzlich steht Bill Hampden in der Tür. Sein Rücken lehnt gegen eine Seite des Türrahmens. Das linke Bein hat er hochgespreizt und vor die andere Seite gestemmt. Er hält ein Messer in der Hand und reinigt hingebungsvoll seine Fingernägel.

Frank Winterfield, Besitzer der Clearwater-Ranch, steht im Stall und beißt die Zähne aufeinander. Simson Bride hat seine Kreaturen ausgeschickt. Der Umstand, dass er Ringley, seinen Gunman, und sechs andere Schießer in den Sattel gehetzt hat, sagt genug. Frank weiß, dass dieser abendliche Besuch der Abschluss einer langen Kette von Erpressungsversuchen sein würde. Bride versucht schon seit langer Zeit, das Gebiet der Clearwater-Ranch in seinen Besitz zu bringen.

»Was wollen Sie von mir, Ringley?«

Der Vormann ist beim Klang der Worte herumgefahren.

»Hey, Winterfield, doch zu Hause?«, knurrt er spöttisch. Doch der Blick, den er dabei Bill Hampden über die Schulter wirft, spricht eine andere Sprache.

»Simson Bride macht Ihnen noch ein letztes Mal ein Angebot, Winterfield. Tausend Dollar in bar für die Clearwater-Ranch. Überlegen Sie sich’s nicht zu lange, denn Sie haben keine Wahl!«

Für Frank ist dieses Angebot nicht neu. Bislang hat es noch kein Mensch auf dem Plateau gewagt, sich Simson Bride in den Weg zu stellen. Sieben kleinere Ranches hat er schon geschluckt.

»Haben Sie den Vertrag mitgebracht, Ringley?«

»Sicher, Winterfield, sicher! Sie wollen unterschreiben? Diese Burschen hier haben fast gehofft, dass Sie so hart und stolz bleiben würden, wie Sie es seit Jahren sind. Sie hätten einen Mordsspaß daran gehabt, Ihnen den Stolz aus dem Leib zu prügeln. Bride hat sie heute von der Leine gelassen. Freie Jagd, Winterfield!«

Frank gibt keine Antwort. Er nimmt Ringley das Blatt Papier aus der Hand und geht zum Haus hinüber. Bill Hampden schaut seinen Boss verwundert an und gibt den Weg frei. Sollte dies das Ende für die Clearwater-Ranch bedeuten? Eine Unterschrift auf einem Fetzen Papier, die die jahrelange Aufbauarbeit zunichtemacht? Für Bill Hampden ist das unverständlich.

Er betrachtet die Clearwater-Ranch als einen Teil seines Selbst. Was hier an Gebäuden und Korrals steht, haben drei Menschen mit ihrer Hände Arbeit aufgebaut: Frank Winterfield, Bowleg-Pedro und er selbst, Bill Hampden. Sollte dies alles mit einem Federstrich aufgegeben und dem fetten Simson Bride ausgeliefert werden?

Frank geht nicht zu dem Platz, an dem er sein Schreibzeug aufbewahrt, sondern tritt zu einem Gewehrschrank, der dicht neben der Tür steht. Mit einer Handbewegung zerfetzt er den Vertrag in zwei Hälften. Er rollt sie zusammen und steckt sie in die beiden Läufe einer kurzen Schrotflinte. Dann klappt er das Gewehr auf und schiebt zwei Patronen hinein. Sauposten! Als draußen die drohende Stimme Ringleys heiser zu fluchen beginnt, tritt er wieder in die Tür.

Wie der Quast eines Pinsels ragen die zerfledderten Papierrollen aus den Läufen des Gewehres, als er es auf Ringley und seine Banditen richtet.

»So, jetzt können Sie den Vertrag zurückbekommen, Ringley, sozusagen per Eilpost! Ich habe es mir nämlich überlegt. Bride wird die Clearwater-Ranch nicht in seine dreckigen Pfoten bekommen. Das können Sie ihm gerne bestellen. Genügt es Ihnen so, oder soll ich es Ihnen noch schriftlich mitgeben?«

Frank macht mit dem Gewehrlauf eine Bewegung, die Brian Ringley und seine Meute erstarren lässt. Auf diese Entfernung in den Bleihagel eines Schrotschusses zu geraten, wäre die Hölle.

Vor Wut knirscht Brian Ringley mit den Zähnen. Er hat sich von Winterfield überfahren lassen. Als dieser aus dem Stall herübergekommen war, hatte er nur seinen Colt an der Hüfte getragen. Was hätte er damit gegen sieben raubeinige Burschen anfangen sollen? Aber nun hält er ihnen eine Waffe entgegen, die die Partie wieder ausgeglichen gestaltet. Bill Hampden steht neben Frank Winterfield und hat sein unverschämtestes Grinsen aufgesetzt. In der Hand hält er seinen Sixshooter und wedelt damit hin und her, immer von einer Seite zur anderen.

»Das bleibt Ihnen nicht geschenkt, Winterfield«, grollt Ringley zu den beiden hinüber.

Noch immer beschreibt Bills Colt seine Kreise.

»Rede doch nicht so viel, du aufgeblasener Büffelbulle! Fang doch an, wenn du Lust hast!«

In diesem Augenblick tönt der dünne Klang einer Mandoline an ihre Ohren. Eine abenteuerliche Gestalt kommt in den Hofraum geritten. Bowleg-Pedro ist Mexikaner und von rundlicher Gestalt. Sein ewig unrasiertes und deshalb mit einem Urwald schwarzer Stoppeln bedecktes Vollmondgesicht glänzt wie eine Speckschwarte. Er lässt sich nicht anmerken, dass er mit einem einzigen Blick die Situation erfasst hat. Freundlich grinsend lässt er seine Mandoline sinken und hängt sie an den hohen Knauf seines mexikanischen Sattels. Dann gleitet er federleicht zu Boden.

»Buenos Días, Caballeros, oder sind die Señores im Aufbruch begriffen und ich muss sagen: Hasta la vista?«

Wenn Pedro englisch spricht, macht er es mit einem merkwürdig harten Akzent. Er stellt sich auf die unterste Treppenstufe neben Bill Hampden und schiebt seinen breitrandigen Sombrero so weit nach hinten, dass er ihm vom Kopf rutscht und an der geflochtenen Schnur auf dem Rücken baumelt.

»Dich verdammten krummbeinigen Mex werde ich eines Tages auch noch über einem Feuer rösten und deine Haut zu Sattelleder verarbeiten.«

Obgleich die Bezeichnung »krummbeinig« auf Pedro im vollen Umfang zutrifft, hätte Ringley diese Worte besser nicht sagen sollen. Der gleiche Pedro, der sich von seinen Freunden gutmütig die Bezeichnung »Bowleg-Pedro« gefallen ließ, also »O-Bein-Pedro«, kann einem diese Worte, wenn sie in beleidigender Absicht ausgesprochen werden, sehr übelnehmen.

»Sie sind nicht sehr höflich, Señor Ringley. Aber vielleicht Sie sind höflicher, wenn ich Ihnen zeige, was man in meiner Heimat mit solchen Menschen wie Ihnen macht.«

Es ist nur ein Flirren in der Luft, ein glitzernder Strich, der zu Ringley hinüberzischt. Mit feinem, singendem Ton steckt ein schmales Wurfmesser in Ringleys Sattelhorn und vibriert von der Wucht des Aufpralls.

»Ein ganz kleines Stückchen höher, Señor, und dieses kleine Messerchen macht Ihnen große Schwierigkeiten bei Ihrer Verdauung, dann steckt es nämlich in Ihrem Bauch, Sie verstehen?«

»Die Gentlemen haben es eilig, Pedro. Ich glaube auch nicht, dass sie viel Verständnis für deine Kunst haben. Bevor sie etwas verstehen, muss das Messer zwischen den Rippen sitzen!«

Pedro wendet sich zu Frank zurück, der bei seinen Worten Ringley und seine Kumpane nicht aus den Augen gelassen hat.

»Verzeihen Sie, Patron, wollte die Señores nicht aufhalten.«

Damit geht Pedro zu Ringley hinüber, tritt neben das Pferd und streckt die Hand aus.

»Sie gestatten, Señor?« Er zieht das Messer aus dem lederüberzogenen Sattelknauf und lässt es verschwinden.

Das ist die Chance, auf die Ringley gewartet hat. Pedro steht nun im Streuungsbereich der Schrotflinte. Frank kann den Finger auf diese Horde nicht mehr krumm machen, wenn er nicht auch Bowleg-Pedro wie ein Sieb durchlöchern will.

Ringleys Fuchswallach steigt im gleichen Moment, da sein Fuß Pedro ins Gesicht trifft. Der Mexikaner stößt einen gurgelnden Laut aus und fällt hinten herüber. Im gleichen Moment hat das ganze Rudel die Chance und das Signal erkannt. Revolver brüllen auf, Bleigeschosse patschen neben Frank und Bill in die Wand des Ranchhauses. Zweimal blitzt auch Bills Waffe auf. Eines der Pferde rast plötzlich mit seinem Reiter in wilden Sprüngen davon, ein Satteltramp schreit auf und sackt zusammen, dann erwischt es auch Bill Hampden. Der Schlag gegen seine Schulter reißt ihn rückwärts, lässt ihn gegen die Treppenstufe taumeln und zu Boden sinken.

Schon der erste Schrotschuss schafft Klarheit. Wie ein plötzlicher Windstoß einen Haufen Blätter durcheinander wirbelt, so jagt der prasselnde Bleihagel die Meute auseinander. Kaum einer, der nicht von dem Schrot getroffen wird. Zwei der Burschen schreien vor Schmerzen laut auf. Pferde wiehern wild, steigen und keilen, und keiner der Reiter ist mehr in der Lage, einen gezielten Schuss abzugeben.

Wie der Schlag einer Pauke im Verhältnis zum Trommeln des Regens auf einem Blechdach, so klingt der zweite und letzte Schuss von Frank Winterfields Donnerbüchse. Ein geschlagenes Rudel rast auf Pferden, deren es nicht mehr Herr werden kann, aus dem Hof.

Zurück bleibt eine stumme Gestalt, lang hingestreckt in den Dreck des Hofes. Dicht daneben kriecht Pedro zum Tränktrog hinüber. Mit schnellen Schritten kommt Frank heran. Er kann gerade noch erkennen, wie der Mexikaner zwei Zähne ausspuckt und dann seinen Kopf ins Wasser taucht.

Auch Bill hat sich inzwischen wiederaufgerichtet. Er steht zwar noch etwas unsicher auf den Beinen, aber sonst scheint ihm der Schulterschuss nicht allzu viel auszumachen.

Wie ein Walross schnaubend taucht Pedro wieder auf. Um Verzeihung bittend, blickt er auf Frank. »Habe das sehr dumm gemacht, Patron.«

Frank Winterfield fällt auf, dass Pedro immer noch am Boden hockt, obgleich dafür kein ersichtlicher Grund vorhanden ist.

»Was ist los, Pedro, warum stehst du nicht auf?«

Ein schmerzhaftes Grinsen verzerrt Pedros Vollmondgesicht.

»Dieser verdammte Gaul von Ringley, Patron, er hat auf meinem Bein herumgetrampelt!«

Und da weiß Frank, dass er die Clearwater-Ranch nicht wird halten können. Bill Hampden und Bowleg-Pedro sind seine einzigen Leute, und beide sind reif für den Doc!

Zwei steile Falten zerfurchen jäh Frank Winterfields Stirn. Diese eine Abfuhr, die sie Ringley und seinem Rudel erteilt haben, würde nicht genügen. Brides Revolvergarde ist zu stark, um sich mit einem solch beschämenden Ergebnis zufrieden zu geben. Nur wenige sind es noch, die sich gegen sie halten konnten. Außer Frank Winterfield eigentlich nur noch die Mormonen-Ranch und die Siedler am Westrand des Plateaus. Alles andere hat Bride schon an sich gerissen.

Frank Winterfield dehnt die Schultern. Es würde einen Kampf geben, einen Kampf auf Leben und Tod, einen Kampf um Wasser und Weide.

Als sie Bowleg-Pedro auf den schweren Wagen heben, reißt der Mexikaner grimmige Witze. »Was werden Sie dem Señor Doktor sagen, Patron? Soll er vielleicht meine Beine geradesetzen? Diese kleine Schramme wird von selbst heilen, wenn Sie mich auf ein Pferd setzen und die Beine darum festbinden. Dann behalten sie auch den wunderbaren Bogen, um den mich dieser Gringo Bill Hampden immer so beneidet. Was soll ich in der Stadt, lassen Sie mich hier!«

Aber Frank ist schon verschwunden. Einem sicheren Instinkt folgend nimmt er alles Bargeld aus dem Hause mit sich und verstaut es in seinem Gürtel. Die Ranch würde einen halben Tag ohne Aufsicht auskommen müssen. Die Schrotflinte steckt er in den Scabbard am Sattel seines Hawks.

Ein paar Minuten später sind sie auf dem Weg nach Harristown. Drei Sattelpferde sind hinten am Wagen angebunden, in dessen Kasten sich Hampden und Pedro ununterbrochen hänseln.

Kurz vor Mitternacht rollt der große Conestoga-Schooner in die Stadt.

Die Glocke am Haus des Doktors bimmelt langanhaltend, als Frank an dem rostigen Draht zieht. Es dauert eine ganze Weile, bis Doc Atkins fluchend herangeschlurft kommt. Er ist klein und untersetzt. Eine Brille balanciert auf der äußersten Spitze seiner rotblau geäderten Nase.

»Sie waren es also, Winterfield«, sagt er nur und öffnet die Tür weit. Sein Blick sucht nach dem Wagen. »Arbeit für mich, was? Aber immer noch besser, ich bekomme Arbeit, als dass Sie den Totengräber belästigen müssten.«

Gemeinsam schleppen sie Pedro ins Haus und betten ihn auf ein altes lederüberzogenes Sofa.

Bill Hampden, dessen Gesichtsfarbe inzwischen eine gelbliche Tönung angenommen hat, lässt sich auf einen Stuhl in der Ecke sinken. Doc Atkins spricht kein Wort mehr, als er mit der Arbeit beginnt.

Pedro trägt eine enge Gamaschenhose mit einer langen Reihe von Metallknöpfen an der Seite. Es scheint ihm fast körperliche Schmerzen zu bereiten, als dieses Prachtstück nun der Schere des Doktors zum Opfer fällt. Von unten bis oben schneidet Atkins das Hosenbein auf. Nur einen Blick wirft er auf Pedros Bein, dann fährt er Frank an:

»Worauf warten Sie, Winterfield? Sie wollen diese beiden Krüppel wohl gleich wieder mitnehmen, was? Daraus wird nichts. Drei Wochen Bettruhe für den Mexikaner, sonst kann ich für nichts garantieren.«

Kurz darauf ist Pedro in ein Bett verpackt, wie er es seit Jahren nicht mehr unter sich gespürt hat. Dann werden die Vorbereitungen für Bills Operation getroffen. Während Atkins mit seinem Besteck hantiert, Scheren, Klemmen und ähnliches Zeug, das Frank noch nie in seinem Leben gesehen hat, knurrt er zu Frank hinüber:

»Dann waren Sie es also, der mit Bride aneinandergeraten ist. Sehen Sie mal dort hinüber. Vielleicht kommt Ihnen was bekannt vor.«

Die kleine gläserne Schale, die Frank daraufhin in Augenschein nimmt, weist eine Vielzahl von kleinen, grauschwarzen Kugeln auf. Sie sind mit getrocknetem Blut behaftet. Frank zieht die Augenbrauen hoch und blickt fragend zu Atkins hinüber.

»Das habe ich einigen Burschen von der Bride-Ranch aus dem Fell geholt. Waren nicht sehr freundlich, als sie bei mir vorgeritten kamen. Irgendein wüster Bursche muss sie verdammt geärgert haben. Wenn ich nicht irre, sprach ein gewisser Ringley von einer Hetzjagd, die sie auf diesen Burschen veranstalten wollten. Vielleicht können Sie etwas damit anfangen, Winterfield. Fünf Burschen habe ich verarztet. Der sechste brauchte meine Hilfe nicht mehr. Er hing über dem Sattel, Kopf und Füße nach unten.«

»Yeah, und der siebente liegt auf der Clearwater-Ranch, Doc. Auch für ihn kommt Ihre Hilfe zu spät. So ist das, Atkins! Bride macht Ernst. Er streckt seine Pfoten nach der Clearwater aus.«

»Und dann stehen Sie hier seelenruhig herum, Winterfield, anstatt zu reiten wie der Teufel? Sie wissen doch, dass Bride diese Stadt in der Tasche hat. Nachdem einmal Blut geflossen ist, sind Sie auch hier nicht mehr sicher. Ihre beiden Cowboys kann ich hier in meinem Haus unterbringen. Es wird ihnen nichts geschehen. Aber für Sie ist der Boden von Harristown so heiß wie glühende Lava. Reiten Sie, Mann!«

Frank Winterfield scheint in seiner Ruhe durch nichts zu erschüttern zu sein. »Ich werde den Wagen und die Pferde für Bill und Pedro nebenan im Mietstall unterstellen. Doc. Noch weiß Bride nicht, dass ich mich in der Stadt aufhalte. Ich kann Ihnen also noch bei der Operation zur Hand gehen.«

Kopfschüttelnd schaut Atkins ihm nach, als er hinausgeht, um das Gesagte auszuführen. Dann bereitet er alles vor.

Unterdessen versorgt Frank die Tiere. Nur seinen Hawk, einen Falben mit sandfarbener heller Mähne und hellem Schweif, führt er hinter das Doktorhaus und bindet ihn dort an.

Als Frank den Ordinationsraum Atkins’ wieder betritt, schlägt ihm beißender Chloroform-Geruch entgegen. Bill ist schon hinübergeschlummert. Die Operation kann beginnen.

Bevor Bill noch zu sich kommt, haben sie ihn schon in das zweite Bett des Zimmers gelegt, das Pedro beherbergt.

»Reiten Sie nicht zur Ranch zurück, Patron. Sie können sie nicht allein gegen diese Bandidos halten. Reiten Sie weg, bis wir wieder im Sattel sitzen, Hampden und ich. Dann wagen wir einen neuen Gang gegen diese Lumpen.«

Der Blick, mit dem Atkins Frank von der Seite streift, drückt die Aufforderung aus, Pedros Worten zu folgen. Frank öffnet seinen Gürtel und nimmt einige Dollarscheine heraus.

»Nehmen Sie, Doc. Für Behandlung und Verpflegung. Was noch übrig bleibt, geben Sie diesen beiden hier mit. Sobald ich kann, werde ich wieder nach ihnen sehen.«

Damit tritt Frank Winterfield an Pedros Bett und reicht ihm die Hand. »Hasta la vista, Pedro. Ich komme wieder!«

Ein verabschiedendes Winken zu Atkins noch, dann ist Frank verschwunden. Er sieht nicht, wie Pedro sich bekreuzigt, und dass seine Blicke noch lange an der Tür hängen, die hinter ihm zugefallen ist.

Dann jagt er durch die Nacht, umgeht die Stadt und nimmt die Richtung zur Clearwater-Ranch. Als die Häuser hinter ihm in der Dunkelheit versinken, bemerkt Frank die Bewegung an der Straße, die er selbst gemieden hatte. Er hält an und lauscht.

Ja, das ist der prasselnde Hufschlag mehrerer Pferde, die auf ihn zu galoppieren. Sie haben am Ausgang der Stadt auf ihn gewartet. Genauso, wie Frank es sich vorgestellt hat.

»Los, Hawk, zeig ihnen die Hufe«, raunt er seinem Falben zu und lässt die Zügel schießen.

Die Weidegrenze der Ranch ist erreicht. Ohne Zögern lenkt Frank seinen Falben zu einer Buschgruppe hinüber. Sie wird ihm Deckung geben. Wundern sollen sich die Burschen, wenn ihnen Schrot um die Ohren prasselt.

Da lecken Flammenzungen aus dem Gebüsch. Noch bevor der Knall der Schüsse sein Ohr erreicht hat, reißt Frank sein Pferd zur Seite. Das ist die Falle, in die ihn seine Verfolger treiben sollten. Oh, Bride war schlau wie eine Schlange.

Unaufhörlich zucken die Mündungsfeuer aufgellender Schüsse durch das milchige Grau der Nacht. Hawk streckt sich, als ob er die tödliche Gefahr spürt, die von diesen Flammenblitzen ausgeht. Acht Reiter hinter Frank! Und auf der anderen Seite des Creek verlängern drei weitere Burschen die Kette seiner Verfolger. Noch hat Hawk Reserven, aber wie lange? Er hat nun schon eine Jagd von mehr als einer Stunde hinter sich.

Weit beugt sich Frank über den Hals seines Falben. Zoll um Zoll vergrößert der brave Hawk den Abstand von der Verfolgerkette. Immer weiter fallen sie zurück.