4,99 €
FBI-Agentin Nora Price wird von einer traumatischen Kindheitserinnerung verfolgt: Sie und ihre Schwester wurden von einem berüchtigten Serienmörder entführt. Nora konnte entkommen, doch ihre Schwester blieb verschollen. Jetzt tauchen plötzlich unheimliche Grabsteine in den Vorgärten ahnungsloser Anwohner auf. Darauf stehen die Namen der Hausbesitzer – und der nächsten Opfer. Nora muss in einem Wettlauf gegen die Zeit ihre Schwester finden und retten, bevor es zu spät ist ... "Ein fesselnder Thriller! Fangen Sie besser nicht an zu lesen, wenn Sie am nächsten Morgen früh raus müssen!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ KEIN SCHLAF ist der vierte Band einer neuen Thriller-Reihe der Bestsellerautorin Kate Bold. Ihr Erfolgsroman "NICHT ICH" (als kostenloser Download erhältlich) erhielt über 1.500 Fünf-Sterne-Bewertungen und Rezensionen. Die NORA-PRICE-Reihe ist ein packender Krimi um eine brillante, aber gequälte FBI-Agentin. Mit non-stop Action, Spannung, überraschenden Wendungen und atemberaubendem Tempo fesselt die Reihe bis tief in die Nacht. Fans von Rachel Caine, Teresa Driscoll und Robert Dugoni werden begeistert sein. Weitere Bände der Reihe sind bereits erhältlich. "Ein echter Pageturner! Die Charaktere sind absolut liebenswert und man fiebert die ganze Geschichte über mit den Guten mit. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil zu lesen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Kate hat bei diesem Buch ganze Arbeit geleistet. Ich war vom ersten Kapitel an gefesselt!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Die Charaktere sind authentisch und die Bösewichte könnten direkt aus den täglichen Nachrichten stammen. Ich freue mich schon auf Band 2."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein wirklich gutes Buch. Die Hauptfiguren sind echt, fehlerhaft und menschlich. Die Geschichte schreitet zügig voran, ohne sich in unnötigen Details zu verlieren. Hat mir sehr gut gefallen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Alexa Chase ist eigensinnig, ungeduldig, aber vor allem mutig. Sie gibt niemals, ich wiederhole, niemals auf, bis die Bösewichte dort sind, wo sie hingehören. Eindeutig fünf Sterne!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Fesselnder und spannender Serienkillerplot mit einer Prise schwarzem Humor. Sehr gelungen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Wow, was für ein Thriller! Ein teuflischer Mörder! Ich habe das Buch verschlungen und freue mich darauf, weitere Werke dieser Autorin zu lesen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein echter Pageturner mit tollen Charakteren und Beziehungen. Ich war mitten in der Geschichte und konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Ich freue mich auf mehr von Kate Bold."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐"Kaum aus der Hand zu legen. Die Handlung ist hervorragend und die Spannung genau richtig dosiert. Ein wirklich gelungener Thriller."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Sehr gut geschrieben und jeden Cent wert. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 252
Veröffentlichungsjahr: 2025
KEIN SCHLAF
EIN NORA PRICE FBI-THRILLER – BAND 4
Kate Bold
Kate Bold ist eine Bestsellerautorin, die für ihre zahlreichen Thriller-Reihen bekannt ist. Zu ihrem umfangreichen Werk gehören:
- Die ALEXA CHASE SUSPENSE THRILLER-Reihe (sechs Bände, in Vorbereitung)
- Die ASHLEY HOPE SUSPENSE THRILLER-Reihe (sechs Bände, in Vorbereitung)
- Die CAMILLE GRACE FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (acht Bände und mehr)
- Die HARLEY COLE FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (elf Bände und mehr)
- Die KAYLIE BROOKS PSYCHOLOGICAL SUSPENSE THRILLER-Reihe (fünf Bände und mehr)
- Die EVE HOPE FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (sieben Bände, in Vorbereitung)
- Die DYLAN FIRST FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (fünf Bände, in Vorbereitung)
- Die LAUREN LAMB FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (fünf Bände, in Vorbereitung)
- Die KELSEY HAWK MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)
- Die NORA PRICE MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)
- Die NINA VEIL MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)
Als leidenschaftliche Leserin und lebenslange Liebhaberin des Krimi- und Thriller-Genres freut sich Kate über Ihre Nachricht. Besuchen Sie www.kateboldauthor.com, um mehr zu erfahren und mit ihr in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2024 von Kate Bold. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verbreitet oder übertragen oder in einem Datenbanksystem gespeichert werden, es sei denn, dies ist im Rahmen des US-amerikanischen Urheberrechtsgesetzes von 1976 ausdrücklich gestattet. Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch lizenziert und darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Sollten Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen wollen, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Falls Sie dieses Buch lesen, ohne es gekauft zu haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren eigenen Gebrauch erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren.
Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder Produkte der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.
Umschlagbild: Copyright Ivan Popovych, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
Dies war der Himmel auf Erden. Ein Himmel voller Erde.
Lisa lächelte, als sie ihre Hände betrachtete, die von den Fingerspitzen bis zu den Ellbogen mit schwarzer Erde bedeckt waren. Nach einem anstrengenden Arbeitstag fand sie oft Trost in ihrem Garten hinter dem Haus. Als alleinige Inhaberin und Geschäftsführerin von “Kapitel & Vers”, einer kleinen Buchhandlung im Zentrum von Osborne, Massachusetts, hatte sie in letzter Zeit viele Überstunden gemacht. Das bedeutete weniger Zeit für ihren geliebten Garten. Nach zwei Tagen Inventur war diese Gartenarbeit eine willkommene Abwechslung. Sie liebte es, sich die Hände schmutzig zu machen.
Während die goldene Sonne langsam am Horizont versank, gab sie sich dem therapeutischen Rhythmus der Pflege ihrer blühenden Flora hin. Chrysanthemen, Dahlien und Ringelblumen wiegten sich sanft in der frischen Herbstluft und beruhigten augenblicklich ihre müde Seele. Immer wieder staunte sie über die Schönheit, die sie umgab.
Lisas Hände, die den ganzen Tag Bücher und Geschäftliches bewegt hatten, umfassten nun behutsam jede einzelne Pflanze und pflegten sie liebevoll. Das rhythmische Rascheln der Blätter und das Zwitschern der Vögel bildeten eine beruhigende Kulisse für ihr abendliches Ritual - ein starker Kontrast zur Hektik ihres Alltags. In ihrem Garten konnte sie abschalten, sich wieder mit der Natur verbinden und Kraft für einen weiteren Tag schöpfen, an dem sie die Freude am Lesen mit ihren Kunden teilen würde. Es war ihr persönliches Paradies.
Plötzlich spürten Lisas Finger, die an die weiche, samtige Beschaffenheit des Bodens gewöhnt waren, kalten, unnachgiebigen Stein. Instinktiv zuckte sie zurück, ihr Blick eine Mischung aus Überraschung und Verwirrung. Ihr Garten war immer ihr Zufluchtsort gewesen, ein Ort, an dem sie sich mit der Erde und ihren lebendigen Wundern verbunden fühlte.
Doch diese unerwartete Begegnung mit Stein fühlte sich fremd an, ein krasser Gegensatz zu der vertrauten Behaglichkeit von Erde und Vegetation. Während sie die ungewohnte Oberfläche betrachtete, fragte sie sich, was sich in ihrem geliebten Garten verändert hatte.
Brombeeren versperrten ihr den Weg. Lisa entfernte sie nie, da ihre Dornen auf natürliche Weise Schädlinge fernhielten. Vorsichtig griff sie hinüber und schnitt mit einer Gartenschere einige davon ab. Dann lehnte sie sich zurück, keuchte und richtete sich langsam auf.
Ungläubig erstarrte sie, als ihr Blick auf etwas fiel, das wie ein Grabstein aussah, der wie aus dem Nichts zwischen ihren Blumen aufgetaucht war. Es war kein Halloween-Scherz, sondern ein echter, verwitterter Grabstein mit einer unheimlichen Aura. Er war kleiner als ein gewöhnlicher Grabstein, aber nichtsdestotrotz erschreckend. Seine Anwesenheit jagte ihr kalte Schauer über den Rücken und warf einen unheimlichen Schatten auf ihre einst so friedliche Oase.
Lisas Gedanken überschlugen sich. Es gab keine logische Erklärung dafür, wie so etwas über Nacht an dem Ort auftauchen konnte, den sie so sorgfältig pflegte. In ihre Neugier mischte sich ein schleichendes Unbehagen, das sie ahnen ließ, dass etwas Unerklärliches und Unheilvolles inmitten ihrer geliebten Blüten Wurzeln geschlagen hatte.
Die Kälte in der Luft wurde spürbarer, als Lisa sich mit zitternden Händen und wachsender Furcht bückte, um die Inschrift auf dem geheimnisvollen Grabstein zu lesen. Ihr Herz raste, als sie die Buchstaben ihres eigenen Namens nachzeichnete, die unverkennbar in den kalten Stein gemeißelt waren, zusammen mit dem heutigen Datum. Diese erschreckende Erkenntnis jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ sie vor Angst und Ungläubigkeit nach Luft schnappen.
Wie konnte es sein, dass ihr eigener Name und das aktuelle Datum auf einem Grabstein in ihrem Garten eingraviert waren, als wäre es ein makabres Omen für ein bevorstehendes Ereignis? Das Rätsel, das sich ��ber ihren einst so friedlichen Zufluchtsort gelegt hatte, schien sich zu vertiefen und warf lange Schatten auf die blühenden Blumen, die sie umgaben.
Lisa suchte in ihrem Garten verzweifelt nach Anzeichen dafür, dass ihr jemand einen grausamen und ausgeklügelten Streich gespielt hatte. Sie lauschte angestrengt in der Hoffnung, ein Lachen oder das Flüstern verschwörerischer Stimmen zu hören, aber der Abend blieb gespenstisch still, abgesehen vom leisen Rascheln der Blätter auf der anderen Seite der leeren Straße. Kein boshafter Täter sprang hinter den Büschen hervor, und keine versteckten Gestalten zeigten sich.
Die Einsamkeit ihres Gartens verstärkte das beunruhigende Geheimnis des Grabsteins noch, und Lisa fühlte sich angesichts dieses unerklärlichen Ereignisses isoliert und verängstigt.
Mit immer noch rasendem Herzen und wachsendem Unbehagen machte Lisa zögernd einige Schritte rückwärts, ohne den Blick von der Markierung abzuwenden. Jede Bewegung war bedächtig und vorsichtig, als hätte sie Angst, dass die Abwendung von dem ominösen Ding etwas Gefährliches auslösen könnte. Die Entfernung zwischen ihr und dem Haus schien sich endlos auszudehnen, während sie weiter rückwärts ging und ihren Blick auf den kalten, verwitterten Stein gerichtet hielt.
Ihre Gedanken überschlugen sich, und ein überwältigendes Verlangen nach der Geborgenheit ihres Zuhauses erfasste sie.
Während Lisa ihren behutsamen Rückzug fortsetzte, den Blick noch immer auf den rätselhaften Grabstein geheftet, brach in den nahen Bäumen plötzlich Unruhe aus. Ein Schwarm Vögel, der bis dahin unbemerkt in den Zweigen gehockt hatte, erhob sich urplötzlich in einem Wirbel aus Federn und schrillem Gezwitscher. Die jähe Bewegung und der ohrenbetäubende Aufbruch der Vögel ließen Lisa zusammenzucken. Sie geriet ins Straucheln, und ihre gebannte Aufmerksamkeit wurde vom Grabstein abgelenkt. Ihr Unbehagen wuchs, und sie beschleunigte ihre Schritte, fest entschlossen, dem beunruhigenden Geheimnis auf den Grund zu gehen, das sich in ihrem einst so friedlichen Garten aufgetan hatte.
Auf dem Weg zum Haus stellten sich Lisas Nackenhaare auf, und ein beklemmendes Gefühl überkam sie. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, beobachtet zu werden, als würden unsichtbare Augen in ihre Seele blicken. Die unheimliche Präsenz des Grabsteins und das plötzliche Verschwinden der Vögel hatten eine Atmosphäre voller Spannung geschaffen, und Lisas Instinkte drängten sie, schnellstmöglich Schutz im Haus zu suchen.
Ihr Herz raste, als sie auf der untersten Stufe zur Hintertür stolperte. Sie sehnte sich danach, der unerklärlichen und bedrohlichen Aura zu entkommen, die von ihrem einst so friedlichen Garten Besitz ergriffen hatte.
Mit hämmerndem Herzen konnte Lisa das erdrückende Gefühl, beobachtet zu werden, nicht länger ignorieren. Voller Entsetzen wirbelte sie herum und erhaschte gerade noch einen Blick auf eine schattenhafte Gestalt, die hinter einer mächtigen Eiche hervortrat. Der Atem stockte ihr, als ihre weit aufgerissenen Augen die Silhouette fixierten, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Lisas Angst steigerte sich ins Unermessliche, als die Dämmerung ihre Sicht trübte. Der anfängliche Schock wich blankem Entsetzen und ließ sie wie versteinert zurück, unfähig zu begreifen, was um sie herum geschah.
FBI-Agentin Nora Price stemmte die Langhantel über ihren Kopf. „Zwanzig.”
Mitten in einer intensiven Trainingseinheit glänzte der Schweiß auf ihrer Stirn, während sie an ihre Grenzen ging.
Ihr Partner Jason Snyder half ihr, die Hantel in die Halterung zurückzulegen. „Gut gemacht.”
Sie lächelte. Er beobachtete sie aufmerksam, wie immer – nicht nur im Fitnessstudio, sondern auch im Einsatz. Er war ein Leuchtturm unerschütterlicher Unterstützung und Kameradschaft. Gemeinsam absolvierten sie ein anspruchsvolles Trainingsprogramm mit Kraftübungen, Beweglichkeitstraining und Nahkampftechniken.
Sie setzte sich auf die Bank. „Okay, was kommt als Nächstes? Lust auf Sparring?”
Jason lehnte sich an die verspiegelte Wand und nahm einen Schluck Wasser. „Haben wir nicht schon genug gemacht?”
Sie führte ein paar Schattenboxbewegungen aus und imitierte einen Aufwärtshaken. „Machst du Witze? Ich fange gerade erst an.”
Nora nahm sich nicht immer die Zeit, zu trainieren und ihre Kampffertigkeiten zu verbessern, aber in letzter Zeit half es ihr, einen Teil ihres Stresses und ihrer nagenden Angst abzubauen. Nachdem die Suche nach dem Entführer, der sie und ihre Schwester verschleppt hatte, wieder einmal ins Stocken geraten war, musste Nora dringend Dampf ablassen.
Jason stöhnte und folgte ihr in den Ring. „Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest.”
Sie war sich sicher gewesen, endlich eine heiße Spur in ihrem Fall zu haben, als Jason sie anrief und ihr von der Entführung einer jungen Frau aus einem nahegelegenen Wald durch einen älteren Mann berichtete. Summer Jellison war Anfang zwanzig, und der Mann, der sie entführt hatte, Ende fünfzig. Vom Alter her hätte er durchaus derselbe Mann sein können, der Nora und ihre Schwester vor all den Jahren entführt hatte.
Jason und Nora hatten die vermisste Frau in einem verlassenen Kirchenkeller aufgespürt – eine weitere mögliche Verbindung zu ihrer eigenen Entführung und der ihrer Schwester. Nach ihrer letzten Hypnose-Sitzung mit Dr. Eldridge hatte sich Nora endlich daran erinnert, wo ihr Entführer sie festgehalten hatte – in einem verlassenen Kirchenkeller. Endlich hatte sie einen Anhaltspunkt, etwas Greifbares, das ihr helfen könnte, Sophia zu finden.
Als sie vor der alten Methodistenkirche in Finley vorfuhren, war Nora natürlich voller Hoffnung. Sie hatte das Gefühl, dass sie endlich auf der richtigen Fährte waren. Nora und Jason stürmten die Kirche, bereit, den Tag zu retten, nur um sich in einem leeren, kalten, feuchten Raum mitten im Nirgendwo wiederzufinden.
Als Nora und Jason eintrafen, hatte das örtliche Sheriffbüro Summer Jellison bereits befreit und ihren Entführer festgenommen. Es stellte sich heraus, dass der leibliche Vater der jungen Frau sie entführt hatte. Er war einst Prediger in der Kirche gewesen, in der er sich mit seiner Tochter versteckt hatte, und behauptete, er habe sie nur beschützen wollen. Ronnie Jellison war jahrelang in psychiatrischen Einrichtungen ein- und ausgegangen und hatte Schwierigkeiten, Realität und Wahnvorstellungen auseinanderzuhalten.
Nora war erleichtert, dass Summer Jellison gefunden worden war und in Sicherheit war. Sie wusste nur zu gut, wie selten solche Fälle ein positives Ende nahmen. Aber wieder einmal stand sie mit leeren Händen da, ohne neue Hinweise, die ihr bei der Suche nach Sophia hätten helfen können.
Ihre Wut loderte in ihr auf wie ein Flächenbrand. Das Einzige, was ihr jetzt noch zu helfen schien, war, sich im Fitnessstudio körperlich zu verausgaben und ihre Wut zu kanalisieren, damit sie sich nicht von ihrer Arbeit ablenken ließ. Jason schien das zu verstehen und war froh, sie regelmäßig als Trainingspartnerin zu haben.
Das rhythmische Klirren der Gewichte und das Echo ihrer synchronen Bewegungen erfüllten die Luft, während sie an ihren körperlichen Fähigkeiten feilten. Noras Entschlossenheit spiegelte sich in der ihres Partners wider, während sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen antrieben – ein Beweis für ihre unzerstörbare Verbindung und ihr gemeinsames Engagement für ihre Mission. Bei ihrem Training ging es nicht nur um körperliche Stärke, sondern auch um Vertrauen und Verlässlichkeit, ein wesentlicher Aspekt ihrer Partnerschaft beim FBI.
Während ihrer Einheit lieferten sich Jason und Nora ein Sparring-Match, bei dem Noras außergewöhnliche körperliche Fähigkeiten und ihr scharfer Verstand zur Geltung kamen. Während sie umeinander kreisten, zeigte sie blitzschnelle Verteidigungsmanöver. Ihre Reflexe waren messerscharf, und ihr Körper war eine nahtlose Erweiterung ihres strategischen Denkens.
Mit geschmeidigen Bewegungen parierte Nora Jasons Angriffe mühelos. Ihre Konzentration war ungebrochen, ihre Instinkte geschärft. Sie schien jeden seiner Schritte vorauszuahnen.
Mitten im Sparring klingelte ihr Handy. Nora griff hastig in ihre Sporttasche. Als sie den Namen ihres Chefs auf dem Display sah, wurde sie sofort sachlich.
„Nora Price”, meldete sie sich, bemüht, nicht außer Atem zu klingen.
„Wir haben einen neuen Fall. Zweites Opfer mit ähnlichem Profil. Weiblich, Mitte dreißig, Buchhändlerin in Osborne. Polizei und Spurensicherung sind bereits vor Ort”, erklärte ihr Chef knapp und monoton.
Special Agent Mick Durham nahm kein Blatt vor den Mund, was Nora meist schätzte. Ihr Gesicht verhärtete sich, während sie den Details des neuen Mordfalls lauschte und die Informationen rasch verarbeitete.
„Wir sind unterwegs”, sagte sie und beendete das Gespräch.
„Neuer Fall?”, fragte Jason, während er seine Oberschenkel dehnte.
„Ja, sieht so aus, als wären wir für heute fertig.”
„Und ich war gerade dabei, die Oberhand zu gewinnen”, neckte er sie.
„Klar doch”, erwiderte sie und verdrehte die Augen.
„Treffen wir uns in zehn Minuten am Eingang?”, schlug er vor.
Nora nickte und ging in die Damenumkleide. Sie hatte gerade genug Zeit, sich den Schweiß abzuduschen und sich in ihren seriösen Businesslook zu werfen.
Ein Anflug von Angst überkam sie, ausgelöst durch eine quälende Erinnerung aus ihrer Vergangenheit. Sie spürte die Last all dessen, was sie nach der Entführung und dem Verschwinden ihrer Schwester verloren hatte. Doch Nora blieb entschlossen; jetzt war nicht die Zeit für Furcht oder Zögern. Sie hatte einen Job zu erledigen, einen neuen Fall, der ihre volle Aufmerksamkeit erforderte.
Mit einem tiefen Atemzug verdrängte sie ihre Angst und das Bild ihrer Schwester aus ihren Gedanken. Die Entschlossenheit, die sie durch zahllose Herausforderungen getragen hatte, gewann wieder die Oberhand, und sie wappnete sich für die bevorstehende Aufgabe.
Als sie ihre Sporttasche schloss und einen letzten Blick in den Spiegel warf, fiel ihr Blick auf ein altes Familienfoto, das sie als Hintergrundbild auf ihrem Handy hatte. Darauf stand sie neben ihrer älteren Schwester Sophia, deren Lächeln jugendliche Unschuld ausstrahlte. Die Erinnerungen an jenen verhängnisvollen Tag verfolgten sie noch immer.
Sie wusste nicht, wie sie entkommen war, wer sie entführt hatte oder was mit ihrer Schwester geschehen war. Sie wusste nur, dass jemand im Wald auf sie gelauert hatte, um sie zu entführen – seltsam, da sie diese Abkürzung nie zuvor genommen hatten. Nora konnte Sophias Schreie immer noch hören, war sich aber nicht mehr sicher, ob sie echt waren oder nur Teil der Albträume, die sie plagten.
Der Gedanke an Sophia weckte in Nora stets eine tiefe Quelle der Trauer und Schuld. Die Last, sie nach all den Jahren nicht gefunden zu haben, und die Qual, ihr Schicksal nicht zu kennen, waren eine schwere Bürde, die sie seit jener Nacht, als sie aus dem Wald kam, mit sich trug.
Während sie das alte Foto betrachtete, überkam Nora eine neue Welle der Entschlossenheit. Sie schwor sich feierlich, eines Tages die Antworten zu finden, nach denen sie so verzweifelt suchte – nicht nur für sich selbst, sondern auch für Sophia. Der Schmerz der Vergangenheit würde immer ein Teil von ihr sein, aber er würde auch ihr unerbittliches Streben nach Gerechtigkeit und Abschluss antreiben – ein Versprechen, das sie um jeden Preis einhalten wollte.
Nora war tief in Gedanken versunken, verloren in Erinnerungen an ihre Schwester, als sie abrupt von ihrem Partner Jason aus ihren Überlegungen gerissen wurde.
„Hast du die Details des Falls gelesen?”, fragte er, als er sich von der Männerumkleide näherte. In seiner Stimme lag ein Hauch von Dringlichkeit, der Nora verunsicherte.
„Noch nicht. Aber ich nehme an, du hast es getan”, vermutete sie.
„Anscheinend wurde im Garten des Opfers ein Grabstein gefunden, auf dessen Vorderseite ihr Name und das heutige Datum eingraviert waren. Das Opfer hatte ihn nicht gemeldet, und die Spurensicherung meint, er sähe neu aus”, beschrieb er das unerwartete und beunruhigende Detail.
„Durham sagte, dies sei das zweite Opfer. Hatte das erste auch einen Grabstein?”, fragte Nora.
„Möglicherweise. Du fährst, und ich sehe mir die andere Akte an”, schlug er vor.
Noras Herz setzte einen Schlag aus, und ihre Gedanken an Sophia wurden für einen Moment beiseitegeschoben, als sie die Tragweite erfasste. Sie fragte sich, ob der Grabstein eine Art Signatur war, ein Hinweis auf einen neuen Serienmörder. Ein kaltes, flaues Gefühl machte sich in Noras Magen breit, als sie an den Fall ihrer Schwester dachte.
Es hatte keinerlei Anhaltspunkte gegeben. Sie hatten nie herausgefunden, wo der Mann sie und ihre Schwester gefangen gehalten hatte. Nora konnte sich nicht erinnern; die flüchtigen Details waren irgendwo in den Tiefen ihres Gedächtnisses vergraben, zu denen sie keinen Zugang hatte. Und es schien, als ob jeder neue Fall sie unweigerlich zu ihrem eigenen zurückführte, besonders am Anfang, wenn die Fakten noch zu rätselhaft waren, um zu verstehen, was wirklich vor sich ging.
Als Nora vor dem malerischen Landhaus von Lisa Bartlett vorfuhr, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Das Gefühl verstärkte sich noch, als sie ausstiegen und die Gärten hinter dem Haus betrachteten. Der Anblick, der sich ihnen bot, war gespenstisch und surreal: Ein Grabstein hob sich deutlich und fehl am Platz vom Hintergrund eines ansonsten gewöhnlichen Gartens ab.
Der Wagen des Gerichtsmediziners war bereits mit der Leiche des Opfers abgefahren und hatte die Spurensicherung zurückgelassen, um ihre Arbeit zu beenden. Sie bewegten sich zielstrebig und präzise, jeder erledigte die ihm zugewiesenen Aufgaben mit äußerster Sorgfalt. Einige dokumentierten akribisch Beweise mit Kameras und Notizblöcken, während andere mit behandschuhten Händen mögliche Hinweise untersuchten.
Als Nora den Tatort betrachtete, bemerkte sie, dass das geschäftige Treiben nachließ, was darauf hindeutete, dass die Spurensicherung so gut wie abgeschlossen war. Sie entdeckte einen kleinen, feierlichen Granitstein - einen flachen Miniaturgrabstein, der leicht geneigt im frühen Morgenlicht einen langen Schatten warf. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Die Unheimlichkeit der Szene lenkte ihre Gedanken von Lisa Bartletts Haus zu Erinnerungen an Schatten, Bäume und den blonden Pferdeschwanz ihrer Schwester, der vor ihr hin und her schwang.
Schweigend ging sie den Weg durch den Garten entlang und versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren und nach Hinweisen zu suchen. Ihre Erinnerungen waren mehr Schatten als Substanz, ein schwerer Nebel, der ihren Geist auf Schritt und Tritt zu vernebeln drohte. Noras Brust zog sich zusammen, während sie darum kämpfte, in der Gegenwart zu bleiben. Sie wusste, dass es ihr nicht helfen würde, dieses neue Rätsel zu lösen, wenn sie sich ihren Erinnerungen hingab, aber Wissen und Fühlen waren nicht immer dasselbe.
„Alles in Ordnung?”, fragte Jason. Noras Augen trafen auf seine, Panik begegnete Besorgnis. Die Art, wie er sie ansah, als wolle er irgendwie in der Zeit zurückgehen und sie vor dieser schrecklichen Zeit bewahren, beruhigte sie.
„Ja. Ich finde mich gerade zurecht.” Sie lächelte schwach.
Nora und Jason bewegten sich im Gleichschritt, ihre geschulten Augen tasteten jeden Zentimeter des Tatorts mit großer Sorgfalt ab. Ihre Schritte waren bedächtig, und sie verständigten sich stillschweigend durch subtiles Nicken und Blicke - ein Beweis für ihre langjährige Partnerschaft.
Gemeinsam untersuchten sie die Spurensicherungsmarkierungen, achteten auf die Positionierung von Gegenständen und beobachteten die genauen Details, die entscheidende Erkenntnisse über den Fall liefern könnten. Die Atmosphäre war angespannt und doch konzentriert, während sie sich durch den Tatort bewegten.
„Das ist ziemlich aufwendig”, sagte Jason und deutete auf den Grabstein.
„Und es bedurfte einiger Planung”, stimmte sie zu.
„Wir sollten vielleicht bei den örtlichen Friedhöfen und Steinmetzen in der Gegend nachforschen.”
„Ja, aber glaubst du wirklich, dass jemand so etwas aus einem Grabsteinkatalog bestellt hat?”
„Nein, aber vielleicht haben sie den Täter mit dem Material versorgt?”
Nora wusste, dass Jasons Hypothese weit hergeholt war, ein unkonventioneller Ansatz, der bestenfalls unwahrscheinlich erschien. Dennoch war sie es wert, untersucht zu werden. In den Jahren ihrer Partnerschaft hatten sie gelernt, auf den Instinkt des anderen zu vertrauen, selbst wenn die Chancen gegen sie standen. Nora erkannte, wie wichtig es war, über den Tellerrand hinauszuschauen und Spuren nachzugehen, die andere vielleicht verwerfen würden.
„Das ergibt Sinn. Die Markierungen zeigen, dass die Leiche auf der Treppe dort drüben gelandet ist. Vielleicht ging das Opfer hinein und der Täter verfolgte sie”, sagte Nora.
Jason holte sein Handy heraus, wischte ein paar Mal darüber und zeigte es dann Nora. „Sie lag auf dem Rücken, nicht auf dem Bauch.”
„Also hat der Täter sie überrascht oder sie gerufen”, überlegte Nora.
„Aber woher kamen sie? Dieser Bereich ist zur Straße hin offen, aber niemand hat etwas gesehen.”
„Nun, es gibt ein paar große Bäume auf dieser Seite des Grundstücks. Der Täter könnte einen davon als Deckung benutzt haben, damit sie ihn nicht kommen sieht.”
Jason nickte. „Das wird uns helfen, wenn wir den Todeszeitpunkt kennen. Wenn es draußen dunkel war und der Täter dunkel gekleidet war, hätte sie ihn nicht kommen sehen.”
Noras Neugier trieb sie näher an den Grabstein heran, um dessen Rolle in dem Mordfall zu ergründen. Sie kniete sich auf den Boden, beugte sich vor und betrachtete die Gravuren mit gespannter Aufmerksamkeit. Die unheimliche Präsenz des Grabsteins im Hinterhof des Opfers warf Fragen auf, die nicht unbeachtet bleiben konnten.
Als sie mit ihren behandschuhten Fingern über die eingravierten Buchstaben fuhr, durchzuckte sie ein beunruhigender Gedanke. Noras Ermittlerinstinkt lief auf Hochtouren. „Glaubst du, es gibt eine Verbindung zwischen dem hier und Halloween?”, fragte sie und nickte zum Grabstein hin.
„Das könnte durchaus sein. Ich gebe zu, als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich, es sei ein dummer Streich. Aber das ist die bittere Wahrheit. Und das Timing ist zu unheimlich, um ein Zufall zu sein”, erwiderte er.
Nora stimmte zu. Jemand hatte sich Zeit genommen und diesen Mord akribisch geplant. Der Grabstein und seine Inschriften bewiesen, dass das Opfer das beabsichtigte Ziel war, und es gab nichts Zufälliges an ihrem Tod.
Als Nora aufstand, fiel ihr Blick auf ein Blumenbündel neben dem Grabstein. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie, dass die Blumen frisch aus dem Garten geschnitten worden waren.
„Was meinst du dazu?”, fragte sie Jason und deutete auf den Strauß.
„Vielleicht hat sie jemanden erwartet?”, mutmaßte er.
„Wenn das der Fall ist, könnte sie ihren Mörder gekannt haben.”
„Oder sie hat einfach ein paar frische Blumen für ihren Tisch gepflückt”, warf Jason ein.
Nora seufzte. Der Blumenstrauß könnte ein Hinweis sein, aber genauso gut nur Dekoration. Doch irgendetwas an der Art und Weise, wie er neben dem Grabstein platziert war, beunruhigte sie. Ein nagendes Gefühl zerrte an den Rändern ihres Bewusstseins, und sie konnte die Eigenart der Blumenplatzierung nicht abschütteln.
Sie fragte sich, ob der Strauß eine versteckte Botschaft enthielt, eine Art Symbolik, die mit dem Grabstein in Verbindung stand.
„Vielleicht hatte sie einen Freund oder jemanden zu Besuch, und die Situation ist eskaliert”, schlug Jason vor.
Nora nickte, aber irgendetwas an Jasons Vorschlag passte nicht ins Bild. Die Szene war zu ausgeklügelt und geplant, um auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hinzudeuten. Nora wusste jedoch, dass es bei der Untersuchung von Todesfällen immer wichtig war, die Personen zu berücksichtigen, die dem Opfer am nächsten standen. Wenn Lisa Bartlett einen Liebhaber hatte, mussten Nora und Jason ihn und seinen Aufenthaltsort überprüfen.
Als Nora ihre sorgfältige Untersuchung des Tatorts fortsetzte, fiel ihrem scharfen Auge etwas Ungewöhnliches in der Nähe des Grabsteins auf. Sie entdeckte eine auffällige Reihe von Schuhabdrücken, die in der weichen Erde des Gartens perfekt erhalten waren. Der Fußabdruck schien fehl am Platz und unterschied sich von den anderen Spuren.
Ein Adrenalinstoß schoss durch Noras Adern, als ihr klar wurde, dass dies dem Mörder gehören könnte. Blitzschnell ging Nora in die Hocke, um das potenzielle Beweisstück zu untersuchen.
„Hey, sieh dir das mal an”, rief sie Jason zu. Er hockte sich neben sie und staunte über ihre Entdeckung.
„Da sind keine Markierungen”, stellte er fest. „Vielleicht waren die schon vorher hier?”
„Die Lage ist etwas merkwürdig”, erwiderte sie.
„Stimmt, aber wie viele Leute waren allein heute Morgen schon hier? Wir wissen auch nicht, ob sie regelmäßig Besuch hatte oder ob vor dem Mord jemand hier war.”
Nora zuckte mit den Schultern. Jason könnte recht haben. Es könnten alte Fußspuren sein. Aber sie führten vom Grabstein weg, und sie sah keinen Hinweis darauf, woher sie kamen. Ihre Augen folgten dem Weg, den die Fußspuren nahmen, bis sie im Gras verschwanden. Irgendetwas sagte Nora, dass sie sie nicht ignorieren oder voreilige Schlüsse ziehen sollte. Zumindest jetzt noch nicht.
Sie blickte auf, um zu sehen, ob die Spurensicherung noch vor Ort war. Ihre Zahl hatte sich bereits verringert, was bedeutete, dass Nora sich beeilen musste, wenn sie die Fußabdrücke als Beweismittel sichern wollte.
„Können wir bitte einen Techniker herbringen?”, rief sie laut. Einer der Techniker, die ihr und Jason am nächsten waren, drehte sich um und kam auf sie zu.
„Natürlich. Was kann ich für Sie tun?”, fragte der Techniker, als er näher kam.
Nora ärgerte sich innerlich über die förmliche Anrede. Sie wusste, dass er nur höflich sein wollte, aber es störte sie trotzdem.
„Bei diesen Fußabdrücken gibt es keine Markierungen. Haben wir die übersehen?”, fragte sie.
Der Techniker zögerte, Panik machte sich in seinem Gesicht breit. Sie konnte erkennen, dass er nicht wusste, wie er antworten sollte, ohne zuzugeben, dass jemand einen Fehler gemacht hatte. Nora beschloss, ihn aus der Klemme zu helfen.
„Bitte vermessen und fotografieren Sie sie als Beweismittel”, sagte sie, während sie aufstand.
Der Techniker nickte eifrig und beeilte sich, ihrer Bitte nachzukommen. Ihm war bewusst, dass es nicht gut war, dass sein Team etwas übersehen hatte, das ihnen helfen könnte, den Täter zu identifizieren.
Als Noras Blick über den Tatort schweifte, überkam sie eine erschreckende Erkenntnis. Der Grabstein, die markanten Fußspuren und die unheimliche Anordnung der Blumen deuteten auf eine sorgfältig geplante und vorsätzliche Tat hin. Es wurde offensichtlich, dass der Mörder nicht überstürzt gehandelt, sondern sich Zeit gelassen hatte – vielleicht hatte er sich sogar an diesem makabren Ritual erfreut.
Der Gedanke, dass jemand Vergnügen daran finden könnte, einem anderen Menschen Leid zuzufügen, ließ Nora bis ins Mark erschaudern. Die akribische und berechnende Art des Verbrechens erforderte schnelles Handeln. Sie wusste, dass die Zeit drängte und dass sie die Identität dieses skrupellosen Individuums aufdecken mussten, bevor es erneut zuschlug.
Nora und Jason gingen im Gleichschritt zum Auto, doch etwas am Tatort ließ sie innehalten. Sie blieb stehen, drehte sich um und betrachtete das Szenario, das der Mörder ihnen hinterlassen hatte. Nora konnte die Absicht des Täters nicht ergründen, aber sie wusste, dass sie das Gespenst auf dem Grabstein so schnell nicht aus dem Kopf bekommen würde.
„Gerichtsmedizin?” fragte Jason, während er auf den Fahrersitz glitt.
Sie nickte und versuchte, das Frösteln zu unterdrücken, das ihren Körper zu überkommen drohte. „Ja. Gerichtsmedizin.”
Nora und Jason trafen in der örtlichen Gerichtsmedizin ein, bereit, das engagierte Team zu treffen, das an Lisa Bartletts Fall arbeitete. Die sterile, klinische Atmosphäre stand im krassen Gegensatz zu der beunruhigenden Szene, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Doch gerade hier fanden sich oft die entscheidenden Antworten.
Jackson Post, der Assistent des Gerichtsmediziners, begrüßte sie und geleitete sie in die Leichenhalle.
„Dr. Stanton beendet gerade seine Audioaufzeichnungen”, erklärte Jackson über die Schulter.
Der junge Mann trug einen frischen Laborkittel und Handschuhe. Nora fiel auf, wie er sich mit einer Mischung aus Anmut und Präzision bewegte. Er schien Mitte zwanzig zu sein, vielleicht ein Doktorand, und wirkte wissbegierig.
Nora erinnerte sich an das Gefühl der Ernsthaftigkeit, das sie beim Eintritt ins FBI verspürt hatte. Sie hielt noch immer an ihren Überzeugungen fest, war aber durch die Gewalt und den Schrecken, denen sie im Laufe der Jahre begegnet war, abgestumpft. Es war erstaunlich, wozu Menschen einander antun konnten.
Nora und Jason folgten Jackson in die Leichenhalle. Ihre Schritte hallten im schwach beleuchteten Korridor wider, als sie die sterile und düstere Einrichtung betraten. Die schweren Doppeltüren schwangen auf und gaben den Blick frei auf ein kühles Reich mit Tischen aus Edelstahl und greller Beleuchtung. Die Luft war kühl und trug den schwachen Geruch von Desinfektionsmitteln und Bleiche.
Sie wurden von Dr. Henry Stanton, dem Gerichtsmediziner von Osborne, begrüßt, dessen Anwesenheit sowohl Respekt als auch Ernsthaftigkeit vermittelte. Das Brummen der Kühlgeräte und das entfernte Summen der Leuchtstoffröhren schufen eine surreale Atmosphäre, während sie sich auf die entscheidende Phase ihrer Untersuchung vorbereiteten.
„Dr. Stanton? Das sind Agent Price und Agent Snyder vom FBI”, stellte Jackson vor, wobei seine Stimme leicht zitterte.
Nora war neugierig auf die Dynamik zwischen dem Gerichtsmediziner und seinem Assistenten. Sie fragte sich, ob er streng oder fordernd war, oder ob Jackson einfach nervös veranlagt war.
