Kein Vergessen (Ein Nora Price FBI-Thriller – Band 5) - Kate Bold - E-Book

Kein Vergessen (Ein Nora Price FBI-Thriller – Band 5) E-Book

Kate Bold

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Beschreibung

FBI-Agentin Nora Price wird von einer quälenden Kindheitserinnerung verfolgt: Sie wurde zusammen mit ihrer Schwester von einem berüchtigten Serienmörder entführt. Während Nora entkommen konnte, blieb ihre Schwester verschollen. Als eine Mordserie die Aufmerksamkeit des FBI auf sich zieht, wird der Fall durch einen rätselhaften Umstand verkompliziert: Die Opfer werden in Städten gefunden, die es gar nicht gibt. In einem Wettlauf gegen die Zeit muss Nora nicht nur den Mörder entlarven, sondern sieht sich auch gezwungen, Parallelen zum Verschwinden ihrer eigenen Schwester zu ziehen, in der Hoffnung, beide Fälle aufzuklären ... "Ein Pageturner par excellence ... Wer anfängt zu lesen, sollte sich den nächsten Tag freinehmen!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ KEIN VERGESSEN ist der fünfte Band einer neuen Thriller-Reihe der Bestsellerautorin Kate Bold, deren Debütroman "NICHT ICH" (kostenloser Download) über 1.500 Fünf-Sterne-Bewertungen erhielt. Die NORA-PRICE-Reihe ist ein fesselnder Krimi um eine brillante, aber geplagte FBI-Agentin. Mit atemloser Action, Spannung und überraschenden Wendungen wird der Leser bis zur letzten Seite in den Bann gezogen. Ein Muss für Fans von Rachel Caine, Teresa Driscoll und Robert Dugoni. Weitere Bände der Reihe sind bereits erhältlich."Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann. Packende Dialoge, sympathische Charaktere und eine Geschichte, bei der man bis zum Schluss mitfiebert ... Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil zu lesen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Kate Bold hat hier ganze Arbeit geleistet. Ich war vom ersten Kapitel an gefesselt!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein wirklich gelungener Thriller. Die Charaktere sind authentisch, und die Bösewichte könnten direkt aus den Nachrichten stammen ... Ich freue mich schon auf Band 2."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein absolut fesselndes Buch. Die Hauptfiguren sind glaubwürdig, fehlerhaft und menschlich. Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf, ohne sich in unnötigen Details zu verlieren. Hat mir sehr gut gefallen."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Alexa Chase ist eigenwillig, ungestüm, aber vor allem mutig. Sie gibt niemals, und ich meine wirklich niemals auf, bis die Täter hinter Gittern sind. Eindeutig fünf Sterne!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein packender und spannender Serienkillerkrimi mit einer Prise schwarzem Humor ... Hervorragend umgesetzt."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Wahnsinn, was für ein Leseerlebnis! Ein teuflischer Killer! Ich habe jede Seite verschlungen und freue mich schon darauf, weitere Bücher dieser Autorin zu entdecken."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein echter Pageturner. Tolle Charaktere und Beziehungen. Ich war sofort mittendrin und konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Ich bin gespannt auf mehr von Kate Bold."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Kaum aus der Hand zu legen. Die Handlung ist erstklassig und die Spannung perfekt dosiert. Ein rundum gelungener Thriller."– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐ "Hervorragend geschrieben und jeden Cent wert. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen!"– Leserrezension zu "Tödliches Spiel"⭐⭐⭐⭐⭐

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2025

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KEIN VERGESSEN

EIN NORA PRICE FBI-THRILLER – BAND 5

Kate Bold

Kate Bold ist eine Bestsellerautorin, die für ihre zahlreichen Thriller-Reihen bekannt ist. Zu ihrem umfangreichen Werk gehören:

- Die ALEXA CHASE SUSPENSE THRILLER-Reihe (sechs Bände, in Vorbereitung)

- Die ASHLEY HOPE SUSPENSE THRILLER-Reihe (sechs Bände, in Vorbereitung)

- Die CAMILLE GRACE FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (acht Bände und mehr)

- Die HARLEY COLE FBI SUSPENSE THRILLER-Reihe (elf Bände und mehr)

- Die KAYLIE BROOKS PSYCHOLOGICAL SUSPENSE THRILLER-Reihe (fünf Bände und mehr)

- Die EVE HOPE FBI-SUSPENSE-THRILLER-Reihe (sieben Bände, in Vorbereitung)

- Die DYLAN FIRST FBI-SUSPENSE-THRILLER-Reihe (fünf Bände, in Vorbereitung)

- Die LAUREN LAMB FBI-SUSPENSE-THRILLER-Reihe (fünf Bände, in Vorbereitung)

- Die KELSEY HAWK MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)

- Die NORA PRICE MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)

- Die NINA VEIL MYSTERY-Reihe (fünf Bände und mehr)

Als leidenschaftliche Leserin und lebenslange Liebhaberin des Krimi- und Thriller-Genres freut sich Kate über Ihre Nachricht. Besuchen Sie www.kateboldauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2024 Kate Bold. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form reproduziert, verbreitet oder übertragen werden, es sei denn, dies ist durch den U.S. Copyright Act von 1976 gestattet. Die Speicherung in Datenbanken oder Abfragesystemen ist ebenfalls untersagt. Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch lizenziert und darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Sollten Sie dieses Buch mit jemandem teilen wollen, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein eigenes Exemplar. Falls Sie dieses Buch lesen, ohne es gekauft zu haben, oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, bitten wir Sie, es zurückzugeben und Ihr eigenes Exemplar zu kaufen. Wir danken Ihnen für die Wertschätzung der Arbeit der Autorin.

Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder Produkte der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Umschlagbild: Copyright Ivan Popovych, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

PROLOG

Kurz vor Mitternacht durchbrach ein seltsam fröhliches Pfeifen die makabre Welt der Fantasie.

Zu dieser nächtlichen Stunde lag das Filmstudio von Cine Verse Pictures in tiefster Dunkelheit, nur gelegentlich erhellt vom schwachen Schein eines Monitors oder dem fernen Flackern einer einsamen Lampe. Das einst so geschäftige Set war nun verlassen, staubige Requisiten und Ausrüstung lagen verstreut herum. Schatten tanzten unheimlich über die Tonbühne und warfen gespenstische Silhouetten an die Wände.

In dieser stillen Atmosphäre war Hodge Mullins' Pfeifen das einzige Geräusch, das neben dem leisen Schlurfen des Nachtportiers durch die leeren Flure hallte. Der ältere Mann war der Einzige, der zu dieser späten Stunde noch auf den Beinen war. Während die meisten seiner Altersgenossen ihren Ruhestand genossen, liebte Hodge einfach die Arbeit. Deshalb hatte er seit fast siebzehn Jahren die übliche Nachtschicht übernommen. Mit seinem wettergegerbten Gesicht und seinen schwieligen Händen bewegte er sich mit einer ruhigen Effizienz, die an Unsichtbarkeit grenzte, durch die verschlungenen Gänge und höhlenartigen Bühnen.

Hodge hatte es schon immer vorgezogen, allein zu arbeiten, und deshalb hatte er den Job vom ersten Tag an geliebt. Er hatte seinen festen Arbeitsrhythmus und war nie gut im Plaudern gewesen. Sobald alle nach Hause gegangen waren, begann sein Tag. Jede Aufgabe war perfekt getimt, und sein Arbeitstag verlief wie ein Uhrwerk, ohne Überraschungen.

Nun ja, ein paar Überraschungen gab es schon. Selbst nach siebzehn Jahren gab es in diesen Mauern immer etwas Neues und Interessantes zu entdecken. Er war stolz auf seine Arbeit. Schon immer war er ein Kinofan gewesen und hatte sich in seiner Jugend in die Lichtspielhäuser geschlichen, um die neuesten Streifen zu sehen. Das hier war kein verstaubtes altes Lagerhaus. Das hätte er stinklangweilig gefunden. Nein, dies war ein Ort, an dem Tag für Tag die unvorstellbarsten Fantasien und Schrecken Wirklichkeit wurden.

Er bewegte sich zielstrebig, seine Gestalt fast gespenstisch, als er zwischen den Reihen der Filmsets hindurchhuschte und die ihm wohlbekannten Sehenswürdigkeiten ignorierte. Zerrissene Filmplakate mit grässlichen Fratzen. Verdrehte Gliedmaßen von Schaufensterpuppen, die sich mit ihren Händen an nichts festhalten konnten. Die meisten Leute hätten es vielleicht unheimlich gefunden, aber er war an diese Dinge gewöhnt. Gelegentlich entschlüpfte seinen Lippen ein leises Pfeifen, die einzige Melodie, die es wagte, die Stille der Nacht zu durchbrechen.

Während er arbeitete, warf seine Taschenlampe lange, schwankende Lichtstrahlen aus, die vergessene Ecken beleuchteten und Einblicke in das Innere des Studios gewährten. Doch selbst im Licht hatte das Atelier etwas Geheimnisvolles an sich. Es gab immer Rätsel, die tief in seinen Mauern verborgen waren und darauf warteten, gelüftet zu werden.

Jahrelang war Hodge ein stiller Zeuge des Kommens und Gehens der besten Stars und engagiertesten Crew-Mitglieder der Branche gewesen. Er fegte die Böden grandioser Sets, schrubbte die Überreste ausschweifender Partys weg und wartete die Studioausrüstung mit einer Sorgfalt, die den meisten verborgen blieb. Obwohl das Studio in letzter Zeit schwere Zeiten durchgemacht hatte und nur noch ein Schatten seiner selbst war, blieb sein Engagement ungebrochen.

Auf seinem nächtlichen Rundgang überprüfte er mit müden Augen die komplizierten Details der aufwendigen Kulissen, die die Tonbühne säumten. Das Studio hatte einige der größten Gruselfilme der Kinogeschichte gedreht, Monsterfilme, Thriller, Film Noir. Es liebte das Gruselige, das Dunkle, das Verlassene, und jetzt, da das Set selbst verlassen war und nur noch gelegentlich an unabhängige Filmemacher vermietet wurde, war der Ort genau das geworden, was er darzustellen versucht hatte. Manchmal fragte sich Hodge, ob die Spinnweben, die er entfernte, echt waren oder Requisiten.

Er seufzte, als er sich auf den Weg zur Hinterbühne machte. Er war schon eine Weile nicht mehr dort gewesen, und so war die regelmäßige Reinigung fällig.

Es war sein unbeliebtester Teil.

Es gab zwar überall gruselige Dinge, aber über die meisten konnte er noch lachen. Aber die Hinterbühne  ... irgendwie waren die Dinge dort viel lebensechter, als er es sich vorstellen konnte. Als er seinen Wagen dorthin rollte, sank sein Magen wie ein Bleigewicht.

Er stand an der Tür und leuchtete mit seiner Taschenlampe in einem Bogen. Zwischen den Requisiten und Kulissen erregte eine bestimmte Szene seine Aufmerksamkeit - etwas, das er noch nie gesehen hatte. Eine seltene Neuheit.

Es war eine kleine Stadt, verwinkelt und charmant. Mitten drin, in einem Haus mit weißem Lattenzaun, befand sich ein Fenster mit falschen Vorhängen, umrahmt von kunstvollen Leisten, das in ein seltsames blaues Licht getaucht war.

Sein Blick blieb an diesem Fenster haften, unerklärlicherweise angezogen von dem gespenstischen Bild darin - dem Gesicht einer Frau, erstarrt in einem stummen Schrei des Entsetzens. Es war völlig deplatziert, etwas so Schreckliches inmitten des kleinstädtischen Charmes der Umgebung zu sehen. Ihre Züge waren von Angst gezeichnet, ihre Augen vor Panik geweitet, als wäre sie in einem Moment unvorstellbaren Grauens gefangen.

Für einen kurzen Augenblick erschauderte er, als hätte die geisterhafte Gestalt vor ihm aus der Enge der Kulisse herausgegriffen und seine Seele berührt. Er blinzelte, halb in der Erwartung, dass die Illusion vor seinen Augen verschwinden würde, doch der Ausdruck der Frau blieb wie eingefroren, gespenstisch und ätherisch. Je länger er hinsah, desto beunruhigender wurde es.

Er unterdrückte den Schauer, der ihm über den Rücken laufen wollte, und musste stattdessen lachen, wobei er sich selbst tadelte. „Der war gut. Du hast mich erwischt”, sagte er laut, seine Stimme hallte in der dunklen Weite wider. Das Ziel des Designers war es gewesen, ihn zu erschrecken, und das war ihm zweifellos gelungen.

Kopfschüttelnd riss Hodge seinen Blick vom Fenster los und erinnerte sich daran, dass es sich nur um einen raffinierten Trick aus Licht und Schatten handelte - ein Zeugnis für die Kunstfertigkeit der Filmemacher, die diese Szene geschaffen hatten. Einige von ihnen waren gut, sehr gut sogar, so begabt wie ein da Vinci oder Rembrandt. Doch als er seinen Weg fortsetzte und beiläufig mit seinem Staubwedel über beliebige Oberflächen fuhr, blieb das Bild in seinem Gedächtnis haften und verursachte ein ungutes Gefühl in seinem Bauch. Sein Lachen verstummte und wich einer nachdenklichen Stille.

Eine nagende Neugierde zerrte an ihm, drängte ihn, genauer hinzusehen, um das Geheimnis hinter dem unheimlichen Realismus der Gesichtszüge des Requisits zu lüften. Mit einem zögernden Blick über die Schulter wandte sich Hodge wieder dem Bühnenbild zu, und seine Schritte wurden entschlossener, als er die Bühne betrat. Der sanfte Schein der Studiolampen warf lange Schatten auf den Boden und trug zur surrealen Atmosphäre der Szene bei.

Als er sich dem Requisit näherte, umklammerten seine Finger den Staubwedel. Hodges Sinne schärften sich, jedes Detail des eingefrorenen Gesichtsausdrucks der Frau wurde deutlicher, eindringlicher und lebensechter. Er wurde das Gefühl nicht los, dass hinter dem Requisit mehr steckte, als man auf den ersten Blick sehen konnte, etwas, das unter der Oberfläche lauerte und seine Aufmerksamkeit erforderte.

Seine Schritte stockten, fast so, als wüsste sein Körper, was sein Geist noch nicht erfasst hatte.

Mit einem tiefen Atemzug streckte Hodge sein Staubtuch aus und berührte damit vorsichtig das Requisit. Er wusste nicht, was er sich davon versprach, aber es erschien ihm sicherer, als es mit bloßen Händen anzufassen.

Leider brachte das nichts.

Aber es sah so lebendig aus. Normalerweise konnte er jetzt schon die Risse in der Fassade erkennen, die kleinen Anzeichen, die ihm verrieten, dass es sich um nichts anderes als Filmmagie handelte. Doch dieses Mal wirkte das Requisit umso lebendiger und realer, je näher er kam, und seine Züge wurden von Minute zu Minute lebensechter.

Er schluckte und beugte sich vor, wobei seine Finger leicht zitterten, als er die Hand ausstreckte. Einen Moment lang zögerte er, seine natürliche Skepsis kämpfte mit seiner Neugierde. Er redete sich ein, dass er in einem anderen Moment darüber lachen würde, und bewegte sich leicht zur Seite, um nach Fehlern zu suchen, nach Anzeichen für den Magier, der die Fäden zog. Wer auch immer dieses Requisit geschaffen hatte, war ein Meister seines Fachs.

Doch das Lachen blieb aus. Stattdessen überkam ihn ein schleichendes Grauen. Jetzt schien das Requisit vor seinen Augen lebendig zu werden, seine glasigen Augen verfolgten jede seiner Bewegungen, sein Gesichtsausdruck veränderte sich unmerklich, als würde es auf seine Anwesenheit reagieren. Es schien ihn um Hilfe anzuflehen.

Trotz seiner zunehmenden Angst, trotz aller Instinkte, die ihm befahlen, sich umzudrehen und zu fliehen, trotz des pochenden Herzschlags in seinen Ohren, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte gebannt auf das Requisit. In diesem Moment schien das Studio den Atem anzuhalten und in einer angespannten Stille zu verharren, die sich ins Unendliche ausdehnte. Ihm wurde klar, dass er über etwas weitaus Unheimlicheres gestolpert war, als er es sich jemals hätte vorstellen können.

Das rhythmische Pochen seines Herzens schien sich mit der beunruhigenden Aura, die von dem Requisit ausging, zu synchronisieren und verstärkte das Gefühl des Grauens, das ihn mit jedem Augenblick mehr ergriff. Es war, als hätte sich die Luft um ihn herum mit einem unsichtbaren Gewicht verdichtet, das wie eine erstickende Decke auf ihn drückte.

Mit zitternder Hand streckte Hodge sich erneut aus, um das vermeintliche Requisit zu berühren. Seine Finger bebten, als sie seine Wange streiften. Eine Fälschung, nichts weiter als eine Fälschung, redete er sich ein. Doch als seine Hand das kühle Material berührte, durchfuhr ihn ein Angstschauer, der ihm eiskalt den Rücken hinunterlief.

In dem Moment, als Hodge Mullins' Finger die vermeintlich leblose Oberfläche des Requisits berührten, überkam ihn eine Welle eisigen Entsetzens. Statt der erwarteten Textur von Latex und Farbe spürte er etwas völlig Anderes - kaltes, weiches, menschliches Fleisch.

Sein Atem stockte, und sein Herz schien wie ein Stein in seiner Brust zu versinken. Für einen Augenblick stand die Zeit still, eingehüllt in einen Schleier aus Unglaube und Furcht. Vor ihm befand sich etwas Unfassbares - ein Mensch, erstarrt in einem Zustand beunruhigender Stille.

Ein echter, wahrhaftiger, einst lebender Mensch. Ein Leichnam.

Hodge zuckte vor der kalten Berührung zurück. Seine Gedanken überschlugen sich, ein Wirbelsturm aus Angst und Verwirrung tobte in seinem Kopf. Wie konnte das nur geschehen? Wer war diese bedauernswerte Seele?

Er ließ den Staubwedel fallen und riss sich von der grausigen Entdeckung los. Sein Magen rebellierte, während er verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Wo war der Ausgang? Das einst vertraute Atelier erschien ihm nun fremd. Die Wände schienen sich um ihn herum zu winden und zu verzerren, als wollten sie ihn mit ihrer stummen Anklage erdrücken.

Als sich die Wahrheit wie eine erstickende Decke über ihn legte, setzte endlich Hodges Fluchtinstinkt ein. Er stürzte davon, um diesem Albtraum zu entkommen. Doch selbst als seine Schritte durch die riesige Halle des Gebäudes hallten, weit weg von der grausigen Szene, wusste er, dass das Bild des Gesichts der Frau ihn für immer verfolgen würde.

KAPITEL EINS

Im schummrigen Licht des Kellerraums fixierte FBI-Agentin Nora Price ihr Ziel mit grimmiger Entschlossenheit.

Ihr ganzer Fokus lag auf einer einzigen Aufgabe: den Sandsack vor ihr zu bearbeiten. Der rhythmische Aufprall ihrer behandschuhten Fäuste auf das schwere Leder hallte durch den Raum, während sie all ihre aufgestaute Frustration in jeden wuchtigen Schlag legte. Ihre Bewegungen waren fließend und präzise, als sie eine Salve von Schlägen mit kalkulierter Genauigkeit losließ. Schweißperlen glitzerten an ihrem Haaransatz, und ihre Stirn war vor Konzentration in Falten gelegt, während sie an ihrer Technik feilte.

Die Luft knisterte förmlich vor Spannung. In diesem Moment war Nora ganz in ihrem Element. Das kontrollierte Chaos der Sporthalle bot ihr einen Zufluchtsort, an dem sie ihre aufgestaute Energie kanalisieren und ihren Geist messerscharf fokussieren konnte. Jeder Treffer auf dem Sandsack war eine Demonstration ihrer Stärke und Entschlossenheit, eine Erinnerung daran, dass sie mehr als fähig war, jeder Herausforderung die Stirn zu bieten.

Nora Price war Stammgast im Suburban Underground Fitness, seit es im Herbst eröffnet hatte. Es lag nur einen Steinwurf von ihrer Wohnung in Blackburn, Massachusetts, entfernt, und sie schätzte die abgeschiedene Atmosphäre des unterirdischen Standorts. Anders als im Fitnessstudio des FBI-Hauptquartiers musste Nora hier nicht befürchten, auf bekannte Gesichter zu stoßen. Das bedeutete, dass niemand Zeuge wurde, wie sie ihrem Ärger und ihrer angestauten Aggression, die sie ständig mit sich herumzutragen schien, freien Lauf ließ.

Während sie weiter auf den Sandsack eindrosch, vermischten sich die Geräusche ihrer Anstrengung mit dem Hintergrundsummen der Turnhalle und hallten durch die Schatten. Bei jedem Schlag gegen den massiven Sack glitt ihr Geist in einen Zustand intensiver Meditation und Achtsamkeit. In ihrer Vorstellung kämpfte sie nicht gegen einen leblosen Gegenstand, sondern gegen einen unsichtbaren Gegner.

Vor ihrem inneren Auge sah Nora ihren Widersacher. Jede ihrer Bewegungen war wohlüberlegt und darauf ausgerichtet, ihren Gegner auszumanövrieren und den Sieg davonzutragen. Mit jeder Sekunde wurde die Spannung in der Luft greifbarer. Mit jedem Schlag, den Nora auf den Boxsack niederprasseln ließ, stieß sie an die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten. Sie musste sich noch mehr anstrengen, noch weiter gehen, noch schneller und schlauer sein. Sie musste einfach die Beste sein.

„Hallo”, rief eine Stimme über ihre Anstrengungen hinweg, „mir ist aufgefallen, dass du deine Schläge mit sehr viel Wucht ausführst. Vielleicht solltest du versuchen, deine Schultern etwas zu lockern und deinen Rhythmus zu finden. Das wird dir helfen, länger durchzuhalten.”

Der lässige, flirtende Unterton in seiner Stimme ließ sie innerlich die Augen verdrehen. Ich bin wirklich nicht in Stimmung, mich von einem Möchtegern-Casanova anbaggern zu lassen. Wenn er nicht will, dass meine Faust das nächste Mal in seinem Gesicht landet, sollte er lieber die Klappe halten.

Noras Stirn legte sich in leichte Falten, als sie ihren Angriff auf den Sack fortsetzte und die Intensität ihrer Bewegungen aus purer Missachtung noch steigerte. Dann hielt sie kurz inne und warf einen Blick auf den Mann.

„Danke für den Tipp”, erwiderte sie knapp, ihr Tonfall kühl und abweisend. „Aber um meine Ausdauer mache ich mir keine Sorgen.”

„Tatsächlich?” Er hob eine Augenbraue und warf ihr einen anzüglichen Blick zu. „Das würde ich gerne mal unter vier Augen mit dir besprechen.”

Da bin ich mir sicher. Sie trug die unvorteilhaftesten Klamotten, die sie im Fitnessstudio finden konnte, nur um Typen abzuschrecken, die diesen Ort wie eine Single-Börse behandelten. Normalerweise funktionierte das, aber heute offensichtlich nicht. Sie seufzte und sah ihn direkt an. „Danke, aber nein danke. Ich bin nur zum Training hier.”

In Noras Stimme lag eine stählerne Entschlossenheit, und sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Mann wich zurück und hob abwehrend die Hände. „Schon gut, schon gut. Tut mir leid, dass ich gestört habe.”

Sie schnaubte. Sie hatte schon weitaus größere Herausforderungen gemeistert als einen muskelbepackten Kerl auf der Suche nach einem Flirt. „Einen schönen Tag noch.”

Mit einem abweisenden Nicken wandte sich Nora wieder ihrer Aufgabe zu und setzte ihre Schläge mit erneuter Intensität fort.

Mitten in Noras konzentrierter Trainingseinheit riss sie ein plötzliches Klingeln aus ihrer Versunkenheit und katapultierte sie zurück in die Realität. Der schrille Ton hallte durch den dämmrigen Raum und durchschnitt das rhythmische Pochen ihrer Schläge wie ein Messer.

Nora griff nach einem Handtuch, wischte sich den Schweiß von der Stirn und angelte nach ihrem Handy, um den Anruf entgegenzunehmen, ohne einen Blick auf das Display zu werfen.

„Nora Price”, meldete sie sich atemlos am Telefon, ihr Herz noch immer vom Training rasend.

„Hey, hier ist Jason”, erwiderte ihr Partner. „Lass mich raten. Du bist im Fitnessstudio.”

„Volltreffer. Woher wusstest du das?”

„Nur so ein Gefühl”, sagte er.

Aber es war mehr als das. Jason Snyder war ihr Partner, seit sie vor über fünf Jahren gemeinsam die Polizeiakademie absolviert hatten. Anfangs konnte sie seine Unbeschwertheit nicht ausstehen und auch nicht, dass er stets der charmanteste Mensch im Raum zu sein schien. Doch mit der Zeit erkannte sie, dass genau diese Eigenschaften für ihre Arbeit und Partnerschaft von unschätzbarem Wert waren. Mittlerweile war er wie ein Bruder für sie, dem sie ihr Leben anvertraute. Sie konnte ihn gut einschätzen, selbst am Telefon. Sofort fiel ihr auf, dass sein Tonfall unpassend und gehetzt klang. Als ob etwas nicht stimmte.

Und in ihrem Beruf ging oft etwas schief, was in der Regel den Tod von Menschen bedeutete.

„Was ist los?”, fragte sie und vergaß dabei ihren Sandsack.

„Wir haben eine weitere Leiche. Drüben in Higgins. Es ist wieder ein Teil eines Filmsets”, sagte er mit angespannter Stimme.

Filmkulisse. Als Nora der Ernst der Lage bewusst wurde, schaltete ihr Verstand auf Autopilot. Blackburn, Massachusetts, war unter den Hollywood-Größen nicht gerade ein Hotspot, also schienen zwei Morde an Filmsets definitiv mehr als nur ein Zufall zu sein. Es war nicht verwunderlich, dass es einen weiteren Mord gab. Der letzte Mord vor zwei Tagen war definitiv ein Fall für die Geschichtsbücher. Aber solche bizarren Ereignisse schienen immer Teil eines größeren Musters zu sein. Diese grausamen Morde waren stets nur der Anfang der kranken Fantasie von jemandem.

Und das bedeutete, dass sich ein weiterer kranker, sadistischer Mörder unter ihnen befand. Nachdem das erste Opfer, die angehende Schauspielerin Sarah O'Neill, vor ein paar Tagen gefunden worden war, inszeniert wie ein Teil eines Horrorfilmplakats, hatte Nora gehofft, dass es sich um einen Einzelfall handelte. Sie hatten die Angestellten der Cine-Verse-Filmstudios befragt und wenig herausgefunden. Alle Alibis waren überprüft worden, und es gab keine Zeugen.

Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihre Handschuhe aus, ihre Bewegungen waren präzise und effizient, während sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die grausamen Details des Mordes richtete. „Also ist es definitiv derselbe Täter.”

„Keine Frage. Der hier ist dreist, Nora. Sehr ... demonstrativ, wie beim letzten Mal”, sagte Jason.

„Ich würde sagen, zwei in einer Woche sind schon dreist genug”, stimmte Nora zu. Ihr Kiefer verkrampfte sich, als sie die Informationen verarbeitete, und ihr Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren, um einen Aktionsplan zu entwickeln. Schließlich kannte sie den Ablauf. In letzter Zeit schien sie nur noch grausige Tatorte zu untersuchen und zu versuchen, die Perversen zu fassen, die dafür verantwortlich waren.

„Soll ich dich abholen oder treffen wir uns dort?”, fragte er und unterbrach ihren Gedankengang.

„Ich treffe dich im Hauptquartier”, antwortete Nora.

„Alles klar, bis gleich”, sagte er, bevor das Gespräch abrupt endete.

Sie packte eilig ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zum Ausgang, während ihre Gedanken bereits auf die bevorstehende Aufgabe gerichtet waren. In solchen Momenten gab es keine Zeit zum Zögern oder Zweifeln - nur zum Handeln.

Nora sprintete den Block zurück zu ihrer Wohnung. Im Bad angekommen, entledigte sie sich ihrer Kleidung und sprang schnell unter die Dusche. Das heiße Wasser tat ihren schmerzenden Muskeln gut, und sie wünschte, sie hätte mehr Zeit zum Entspannen.

Aber dafür war keine Zeit. Sie hatten bereits zu viel Zeit verloren, seit das letzte Mordopfer gefunden worden war. Ein Opfer mit trauernden Familienangehörigen, die nach Antworten suchten. Antworten, die nur sie und Jason geben konnten. Und hatten sie das? Nein.

Das schien immer ihre treibende Kraft zu sein, die nach Dringlichkeit verlangte. Nora kannte die Not der Opferfamilien besser als jeder andere. Sie gehörte selbst dazu.

Sie verdrängte die Gedanken an ihre ältere Schwester Sophia, steckte ihr Haar zu einem Dutt hoch und zog sich rasch eine schwarze Hose und eine leichte waldgrüne Bluse an. Sie schnappte sich die schwarze maßgeschneiderte Jacke aus dem Schrank, die zu ihrer Hose passte, und eilte die Treppe hinunter. Nora warf einen Blick auf ihr Handy und sah, dass sie in Verzug war. Als sie ihr Gesicht fertig gepudert hatte, vibrierte ihr Telefon. Sie schaute nach und sah eine Nachricht von Jason auf dem Startbildschirm.

Ich besorge uns den Kaffee. Bis gleich.

Das war typisch Jason. Immer so rücksichtsvoll, besonders wenn es darum ging, was sie brauchte. Und sie konnte das Koffein gut gebrauchen. Sie schlief nie viel, denn ihre Nächte waren meist von Albträumen über Sophia geplagt. Sie versuchte, sie in den dunklen Wäldern zu finden, nur um sie immer wieder zu verlieren.

Nora tippte schnell “Ok” an Jason zurück und machte sich fertig. Sie schlüpfte in ihre Jacke, zog die Schuhe an und griff nach ihrer Umhängetasche. Einen Moment hielt sie inne, um ihr Sicherheitssystem zu Hause gründlich zu überprüfen. Mit Adleraugen inspizierte Nora jeden Aspekt der Sicherheitseinrichtung und vergewisserte sich, dass jedes Fenster verriegelt, die Alarmanlage scharf gestellt und jede Kamera einwandfrei funktionierte. Jedes Piepsen und Klicken des Systems beruhigte sie und bestätigte ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen.

Für Nora war dieses akribische Sicherheitsritual mehr als nur Vorsicht - es spiegelte ihre Vergangenheit wider, eine ständige Mahnung an die lauernden Gefahren. Bei jedem Verlassen des Hauses trug sie die Last vergangener Erfahrungen mit sich, eine Last, die sie zu dem wachsamen und vorsichtigen Menschen gemacht hatte, der sie heute war. Es war ein Ritual, geboren aus der unterschwelligen Angst, die sie seit dem Tag begleitete, an dem der Mann sie und ihre Schwester im Wald entführt hatte. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sie an einen Ort verschleppt, an den sie sich kaum erinnern konnte. Obwohl sie entkommen war, hatte ihre Schwester nicht so viel Glück gehabt. Stets fürchtete sie, er könnte zurückkehren und sie holen. Ihr Feindbild, das irgendwo da draußen in der Dunkelheit auf sie lauerte.

Der einzige Lichtblick in ihrer Geschichte war die Hoffnung, dass Sophia noch bei ihm war, irgendwo am Leben und darauf wartend, gefunden zu werden. Die ständige Wachsamkeit war ihr zur zweiten Natur geworden, verstärkt noch durch ihre Arbeit als Mordermittlerin. Nora wünschte, sie könnte ihr Haus betreten und verlassen, ohne zwanghaft die Schlösser zu überprüfen, doch ihre Vergangenheit blieb ein Teil ihrer Gegenwart, und die Angst war allgegenwärtig.

Als sie ihre letzten Kontrollen abschloss, beschlich sie wie immer ein Anflug von Paranoia. Und wie immer schob sie mit einem entschlossenen Kopfschütteln ihre Zweifel beiseite und machte sich auf den Weg zum FBI-Hauptquartier.

Während Nora durch die Innenstadt von Blackburn, Massachusetts, fuhr, warfen die vorbeiziehenden Straßenlaternen gespenstische Schatten, die durch das Innere ihres Autos tanzten. Das rhythmische Brummen des Motors bildete die Kulisse für Noras Gedanken, die sich um die düsteren Details des vergangenen Mordes und des neuen Falls drehten, den sie untersuchen sollten. Mit jeder Kurve wuchs ihr Unbehagen.

Am FBI-Hauptquartier angekommen, stieg Nora aus ihrem Wagen und eilte durch die geschäftigen Flure, wobei sie anderen Mitarbeitern anerkennend zunickte, ohne ihren Schritt zu verlangsamen. Ihr Blick blieb starr nach vorne gerichtet, fokussiert auf die anstehende Aufgabe, während ihr Verstand bereits die Details in zwei Spalten sortierte - was sie wusste und was nicht.

Im Moment war die erste Liste erschreckend kurz. Sie wusste nur, dass ein weiterer Mord geschehen war und dass der Täter offensichtlich gestört war. Was sie nicht wusste? So ziemlich alles andere.

Sie hasste das. Sie hasste es, im Dunkeln zu tappen, zu wissen, dass da draußen ein Monster lauerte, und dennoch kaum Anhaltspunkte zu haben. Es fühlte sich an wie ein lebendig gewordener Albtraum.

Erst als sie begann, Punkte in die zweite Spalte einzutragen, spürte sie, wie ein Gefühl der Kontrolle zurückkehrte. Nora steuerte auf ihren Schreibtisch zu, ihr Gesicht eine Maske der Selbstsicherheit, die sie nicht empfand. Ihre Besorgnis wuchs, wenn sie an die Häufung der Fälle in den letzten Monaten dachte, wie die Mörder immer raffinierter und geschickter darin zu werden schienen, Leben auszulöschen. Es verunsicherte sie, aber es verstärkte auch ihren Wunsch, sie zu fassen.

Als sie sich ihrer Arbeitsnische in der Ecke der Etage näherte, wartete Jason bereits am Eingang auf sie, zwei Kaffeebecher in der Hand.

„Mein Held”, lächelte sie.

„So weit würde ich nicht gehen”, erwiderte er mit einem jungenhaften Grinsen. „Ist ja nicht so, als hätte ich dir das Leben gerettet oder so.”

Aber das hatte er, immer wieder. Er war stets für sie da, nicht nur beruflich, sondern auch, wenn sie eine Schulter zum Anlehnen brauchte. Und nicht nur das: Jason war attraktiv und sehr umgänglich. Er war geduldig mit ihr, forderte sie aber auch heraus, unterstützte sie und wusste genau, was sie in bestimmten Momenten brauchte. Ihr perfektes Gegenstück. Irgendwie beruhigte er die Stürme in ihrem Kopf und gab ihr die Möglichkeit, durchzuatmen und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

„Wie geht's weiter?”, fragte sie und nahm einen dringend benötigten Schluck des starken Kaffees.

„Elliot war am Tatort. Er wartet in A auf uns”, sagte er und winkte sie zu sich.

Sie nickte und machte sich auf den Weg zum Konferenzraum A. Detective Archer Elliot war ein relativ neuer Ermittler bei der örtlichen Polizei. Er war älter, hatte einen schäbigen Modegeschmack und einen Kamm über, schien aber nett zu sein. Nora hatte bisher nur einmal mit ihm zusammengearbeitet, aber er wirkte effizient und sachlich, als wolle er sich bei der Polizei einen Namen machen. Er schüttelte ihnen die Hand, stellte sich vor und kam direkt zur Sache.

„Das hier ist Melanie Paige. Das zweite Opfer, das diese Woche gefunden wurde”, sagte er und reichte ihr die Akte.

Nora saß neben Jason und beugte sich vor, während sie die Akte studierte. „Cine Verse Studios”, murmelte sie nachdenklich. „Wo liegt das denn?”

„Am östlichen Stadtrand. Im Higgins-Viertel. Vor zehn Jahren war das noch eine angesagte Gegend. Heute nicht mehr so sehr”, erklärte er.

„Gibt es irgendeine Verbindung zwischen dem Opfer und diesem Ort?”, fragte sie und betrachtete die Fotos des Gebäudes.

„Daran arbeiten wir noch.”

Als Detective Elliott die ersten Details des Falls schilderte, überlief Nora ein Schauer, als sie auf ein Foto mit dem entsetzten Gesichtsausdruck des Opfers stieß. Wie gebannt starrte sie auf Melanies Gesicht, das in einem stummen Schrei des Grauens erstarrt war.

In ihren Albträumen hatte Sophia genau denselben Ausdruck.

Ihr stockte der Atem, und sie kämpfte gegen die Flut von Gefühlen an, die sie zu überwältigen drohte. Die Parallelen zwischen Melanies Schicksal und dem Verschwinden ihrer Schwester lösten in ihr einen Strudel aus Angst und Unsicherheit aus. Trotz ihrer Bemühungen, die Fassung zu wahren, spürte Nora, wie sich ein Knoten des Entsetzens in ihrer Brust zusammenzog – ein nagendes Gefühl des Unbehagens, das sich nicht verdrängen ließ.

„Alles in Ordnung?”, fragte Jason leise.

Nora nickte nur, nicht bereit zu antworten und zu riskieren, dass ihre Stimme sie verraten würde: Es war überhaupt nichts in Ordnung. Sie atmete langsam und tief ein und zählte in Gedanken bis zehn, bevor sie wieder ausatmete.

Melanie Paige ist nicht Sophia.

Sie wiederholte die Worte in ihrem Kopf wie ein Mantra, bis sie spürte, wie sie allmählich zur Ruhe kam. Mörder zu jagen hatte seine Vorteile, aber die ständige Erinnerung an ihren Verlust und an die Grausamkeit, zu der Menschen fähig waren, forderte ihren Tribut. In jedem Opfer ihre Schwester zu sehen, trieb sie zwar voran, brachte sie aber manchmal auch an den Rand des Zusammenbruchs. Jedes ausgelöschte Leben bedeutete, dass unzählige weitere Menschen für immer erschüttert und von der unfassbaren Sinnlosigkeit der Tat gezeichnet sein würden.

„Was haben wir also, um dies mit dem ersten Opfer in Verbindung zu bringen? Die Anordnung der Leiche und die Tatsache, dass sie an einem Filmset gefunden wurde?”

„Genau. Bis jetzt zumindest. Aber wir ermitteln noch weiter”, sagte Elliott.

Während die Besprechung fortgesetzt wurde, ließ Nora die Personen Revue passieren, die sie im Fall Sarah O'Connor befragt hatten. In nur zwei Tagen hatten sie kaum an der Oberfläche gekratzt und lediglich diejenigen ausfindig gemacht, die sie zuletzt gesehen hatten. Einen nach dem anderen hatten sie abgehakt.