Lassiter 2733 - Marthy J. Cannary - E-Book

Lassiter 2733 E-Book

Marthy J. Cannary

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Beschreibung

Die siebte Nacht in den Goratty Mountains war pechschwarz und brachte nur eine Handvoll Sterne hervor. Durch die Pinienwipfel schimmerte eine haarfeine Mondsichel, die dürftiges Licht spendete. Zu dürftig, um darin einen Knoten zu schnüren. Jacob Cook legte sich den Strick flach über beide Knie. Er formte eine Schlinge und wandte den Blick zu dem knorrigen Ast hinauf, an dem er den Tod finden wollte.
Sieben Nächte lang hatte Jacob gelitten.
Er war die Goldgräberpfade entlanggeirrt, die im Unterholz einem teuflischen Labyrinth glichen, hatte Kojotengeheul gehört, war auf die Knie gefallen, hatte Stoßgebete gesprochen. Die Angst hatte ihm im Herz gesessen. Er hatte an seinen Bruder James gedacht, der siebzehn Meilen stromabwärts auf der Ranch schlief.
"Adieu, Brüderchen", flüsterte Jacob zu sich. "Denk an mich, wenn ich tot bin."

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Sieben Nächte Todesangst

Vorschau

Impressum

Sieben Nächte Todesangst

von Marthy J. Cannary

Die siebte Nacht in den Goratty Mountains war pechschwarz und brachte nur eine Handvoll Sterne hervor. Durch die Pinienwipfel schimmerte eine haarfeine Mondsichel, die dürftiges Licht spendete. Zu dürftig, um darin einen Knoten zu schnüren. Jacob Cook legte sich den Strick flach über beide Knie. Er formte ihn zur Schlinge und wandte den Blick zu dem knorrigen Ast hinauf, an dem er den Tod finden wollte.

Sieben Nächte lang hatte Jacob gelitten.

Er war die Goldgräberpfade entlanggeirrt, die im Unterholz einem teuflischen Labyrinth glichen, hatte Kojotengeheul gehört, war auf die Knie gefallen, hatte Stoßgebete gesprochen. Die Angst hatte ihm im Herz gesessen. Er hatte an seinen Bruder James gedacht, der siebzehn Meilen stromabwärts auf der Ranch schlief.

»Adieu, Brüderchen«, flüsterte Jacob zu sich. »Denk an mich, wenn ich tot bin.«

Emeraldsville, vier Wochen zuvor

»Steh auf, Jake!«

Der süße Klang einer weiblichen Stimme weckte Jacob Cook aus einem tiefen, traumlosen Schlaf und veranlasste ihn zu einem schlaftrunkenen Lächeln. Er lag mit freiem Oberkörper in den weichen Daunen, starrte zur Decke hinauf und konnte sich nicht vorstellen, dass sein Leben je besser gewesen war als an diesem Morgen. Aus der benachbarten Küche drang der Geruch von frischem Apfelgebäck.

»Schläfst du noch?«

Die süße Stimme drang durch die dünne Bretterwand, die seine Kammer und die Schwarzküche nebenan trennte, und Jacob richtete sich halb im Bett auf und verneinte murmelnd. Er schwang die Beine aus dem Bett, fuhr in die weichen Pantoffeln, die Matilda ihm hingestellt hatte, und erhob sich. Die Apfelküchlein scharrten auf dem Blech, mit dem die junge Frau aus Grand River hantierte.

»Was hast du uns bereitet?«, fragte Jacob und trottete schlurfenden Schrittes durch die Kammer. Er schob den Vorhang zur Küche beiseite, lehnte sich an die rußgeschwärzte Wand und verschränkte die Arme vor dem Körper. Er sah Matilda dabei zu, wie sie die gebackenen Küchlein in eine Schale kippte.

Sie war atemberaubend schön.

Das kastanienbraune Haar fiel ihr halb ins Gesicht, verbarg die leuchtend grünen Augen und umschmeichelte die schön geschnittene Wangenpartie, die Jacob an das Antlitz jener römischen Göttin erinnerte, die er jüngst als Holzschnitt auf dem Gardener's Weekly abgedruckt gesehen hatte. Die schmalen Hände Matildas griffen nach dem Deckel der Keramikschale und legten ihn auf.

»Hungrig?« Der Blick ihrer smaragdfarbenen Augen streifte ihn kurz. »Ich habe gebacken, Jacob. Du weißt, dass ich die Neun-Uhr-Kutsche erreichen musste. – Wirst du zurechtkommen? Ein paar Wochen? Ohne mich?«

Schweigend trat Jacob auf Matilda zu, umfing sie mit beiden Armen und zog sie an sich. Er fühlte die Atemstöße, die ihren vollen Busen in Bewegung hielten, spürte den Herzschlag, der irgendwo in diesem schlanken, begehrenswerten Leib pochte. Die Erinnerung an die vergangenen Nächte überwältigte Jacob, an die Stunden der Lust, die er und Matilda miteinander verbracht hatten. »Mir wird es schwerfallen, Matilda. Ich liebe dich... Ich liebe dich mit allem, was ich habe.«

»Mit allem?«, fragte Matilda und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Du meinst, mit den sechshundert Dollar, die du dein eigen nennst? Mit deinem kleinen Vermögen?«

Die Dankbarkeit sprach aus Matildas Blicken, gepaart mit der scheuen Demut, die sie Jacob entgegenbrachte, seit sie sich miteinander eingelassen hatten. Die Armut plagte Matilda, die einen Laden in der Mainstreet eröffnen wollte und doch über kaum genug Geld für ihre täglichen Beschaffungen verfügte. Sie hatte Jacob um ein paar hundert Dollar Darlehen gebeten, das er ihr gewährt hatte, ohne einen Cent Zinsen zu fordern.

»Mit jedem Tropfen Blut in meinen Adern«, sagte Jacob und gab Matilda frei, die zur Schale mit den Apfelküchlein eilte. Er ließ sich eines der Küchlein in den Mund schieben und setzte sich kauend an den Tisch. »Wann kommst du zurück? In einem Monat? Oder zwei?«

Ratlos hob Matilda die Schultern und stellte die Mehlstäube, die Teigrolle und das Ausrollbrett in den Bottich auf der Anrichte. Sie goss Wasser aus dem Eimer darüber, schüttete ein wenig Natron dazu und begann, die Teigreste von den Utensilien zu kratzen. »Ich weiß es noch nicht, Jacob. Ich muss mit ein paar Leuten reden. Sie müssen nach Emeraldsville liefern, siebzehn Meilen den Fluss hinauf. Wird nicht leicht, jemanden dazu zu bringen.« Sie richtete sich auf und lächelte. »Aber mit deinem Geld wird's ein Kinderspiel.«

Die vierhundert Dollar Darlehen waren ein gut angelegtes Vermögen, zog Jacob in Betracht, dass ihm Matilda dadurch auf eine Weise gewogen war, wie er es bei keiner Frau zuvor gesehen hatte. Sie umsorgte ihn, war liebenswürdig und las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Die Männer in Emeraldsville beneideten ihn darum, dass er solch ein glückliches Los gezogen hatte. Bloß seinem Bruder Jake hatte er nichts von seinem Glück gesagt. Er fürchtete, dass Jake ihm grollen würde. Er, der erfahrene Rancher, dem es bislang nicht gelungen war, eine Frau vor den Traualtar zu führen. Die Brüder hatten sich in ihrer Jugend bisweilen damit geneckt, dass einer früher als der andere heiraten würde. Doch mit den Jahren war aus den kindischen Albernheiten bitterer Ernst geworden, ein Wettstreit, den Jake unbedingt für sich entscheiden wollte.

»Sei kein Unhold«, ermahnte Matilda Jacob und schritt mit Feldherrenblick durch die Kammern. »Bei meiner Rückkehr will ich ein ordentliches und aufgeräumtes Haus vorfinden. Räum die Dinge auf, die du benutzt, und fege die Stube, wenigstens einmal in der Woche.«

Nachdem Jacob sämtliche Versprechen abgegeben hatte, die Matilda von ihm erwartete, darunter ein Gelöbnis über seine Liebe zu ihr, rüstete sich die junge Frau zur Abreise. Sie hatte vier Köfferchen gepackt, in denen sich ihre Kleider, ein wenig Proviant, die Schminkutensilien und eine Reihe von Frauenkram befanden, alles verschnürt und hübsch zurechtgemacht, als wollte Matilda nicht für einige Wochen, sondern für Jahre verreisen. An der Ledertasche klemmte das Etui mit dem Jagdmesser, das Jacob ihr geschenkt hatte. Sie zog es heraus und fuhr mit den Fingerspitzen über die geschliffene Klinge. »Jeder, der mich anfasst, bekommt es in den Leib, Liebster. Ich will unsere Liebe mit meinem Leben verteidigen.«

Sie küssten einander zärtlich, während Jacob einen Arm um Matildas schlanke Hüfte legte. Er brannte vor Begierde auf ihren Körper, wollte Matilda indes nicht aufhalten, nicht an diesem Tag, an dem sie den Flussdampfer unten in North Platte bekommen wollte. Seine Finger nestelten dennoch an der Schnürung ihres Kleides, bis Matilda ihm streng auf selbige klopfte. »Nicht jetzt und nicht heute, Liebster. Du sollst zu deinem Recht kommen, so oft du willst. In ein paar Monaten habe ich meinen Laden, und wir heiraten, Jake.« Sie lächelte ihn an. »Heiraten, hörst du? Wie anständige Leute!«

An ihren Worten erschien Jacob nichts seltsam oder fragwürdig, jedenfalls nicht auf die quälende und nagende Art, mit der er Wochen später an diesen Moment zurückdenken würde. Er hörte nichts von der süßlich verpackten Lüge, die Matilda in ihre Sätze einwob, nichts von der Betrügerei, die sie im Begriff war, an ihm zu verüben. Der Verlust seines Vermögens würde Jacob schmerzen, aber der Verrat durch eine Frau, die er liebte, würde ihm größeren Gram bereiten.

»Wie anständige Leute«, wiederholte Jacob und begleitete Matilda zur Tür. Er hatte Winfield mit der Droschke kommen lassen, ein klappriges Vehikel, das jeden Morgen über die Mainstreet holperte und hier und dort eine Schraube oder eine Niete verlor.

»Mr. Winfield!«, grüßte Matilda den Kutscher freundlich und reichte ihm einen ihrer Koffer hinauf. »Sie müssen mich nach North Platte bringen! Der Dampfer wartet nicht auf mich!«

»Wohin Sie wollen, Miss!«, rief Winfield erfreut, weswegen Jacob der brennende Stachel der Eifersucht ins Herz fuhr. Die Männer wechselten einen kurzen Blick miteinander. »Begleiten Sie die hübsche Miss nicht, Mr. Cook? Eine schöne Frau sollte nicht allein reisen. Sie sollten an ihrer Seite sein.«

Mit einem Lächeln winkte Jacob ab, obgleich alles in ihm danach drängte, dem Kutscher recht zu geben. Er würde auch an diese Bemerkung zurückdenken, die eine tiefe Wahrheit in sich trug, eine Wahrheit, die Jacob an diesem Morgen zwar spürte, der er aber keine Bedeutung beimaß. »Mr. Winfield, Sie geben schon acht auf meine Verlobte! Sie ist in guten Händen bei Ihnen!«

Winfield wendete die Droschke und bot Matilda die Hand, damit sie einsteigen konnte. Matilda schlug das Angebot aus, kam zu Jacob geschwebt und küsste ihn innig. »Nur ein paar Wochen... Ich kehre mit allen Kontrakten im Gepäck zurück, die ich für einen Laden brauche. Du wirst sehen, dass ich glücklich über die Schwelle trete. Glücklich darüber, dass mein künftiger Ehemann großmütig genug war, mich mit den notwendigen Mitteln auszustatten.« Sie gab ihm einen letzten Kuss. »Vergiss mich nicht, Jake. Ich vergesse dich ebenso wenig.«

Dann stieg Matilda auf, richtete ihren Reifrock, zwängte ihn hinter die Brüstung der Droschke und schlug Winfield mit der Hand auf den Rücken. Der Einspänner setzte sich in Bewegung und rollte auf die Mainstreet hinaus.

Jacob wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

Stone Hole, zwei Jahre darauf

Der Fremde mit dem sandblonden Haar und den markanten Zügen war Charles Porter aufgefallen, als er das Fuhrwerk durch die enge Chestnut Lane gelenkt und auf den störrischen Klepper geschimpft hatte, den ihm der Farmer Pieter Oldenhuis kürzlich verkauft hatte. Er war vom Kutschbock gestiegen, hatte nach dem Tornister mit den Rechnungsbüchern gegriffen und war hinüber zum Büro der National Bank gelaufen. Der andere Mann hatte ihn mit seinen Blicken verfolgt und kam zu ihm herübergelaufen.

»In diesem Jahr kommt der Sommer früh«, sagte der Fremde und nickte Porter zu. »Der Teufel soll mich holen, wenn es dieser Tage nicht heiß wird.«

»Nicht heißer als vergangenes Jahr.« Porter sprach den zweiten Teil der Parole, mit der er sich als Mittelsmann der Brigade Sieben zu erkennen gab. Er hatte sich in seinem Gegenüber nicht getäuscht. »Wir sollten froh sein, dass uns der Weizen überhaupt aufgeht.«

Der Mann mit dem blonden Haarschopf nickte und stellte sich vor. »Mein Name ist Lassiter, Mr. Porter. Man telegraphierte mir aus Washington, dass Sie einen Auftrag für mich bereithielten.«

Über den Auftrag aus der Hauptstadt wusste Porter selbst erst seit einigen Wochen Bescheid. Er bekam die Telegramme aus dem Hauptquartier über einen Kurier zugestellt, den man als vertrauenswürdig kannte und der für seine Dienstleistung mit einem gesonderten Obolus entlohnt wurde. Die letzte Depesche hatte ganze hundert Worte umfasst.

»Lassen Sie uns hinüber in den Laden gehen«, sagte Porter und deutete auf seinen Kolonialwarenladen am Ende der Mainstreet. »Zwischen kubanischem Tabak und brasilianischen Coca-Blättern werden wir ungestört sein.« Er lächelte schief. »Oder wollten Sie den Nachmittag anders verbringen?«

Die Arbeit für die Brigade Sieben brachte guten Lohn ein und verursachte meist so wenig Aufwand, dass sich Porter mitunter fragte, weshalb sich Washington den Luxus leistete, ihn überhaupt in seinen Diensten zu halten. Er beschaffte zwei oder drei Mal im Jahr Informantenberichte, gab Rundschreiben an die hiesigen Agenten weiter oder fungierte als Geheimpostamt, über das man das Hauptquartier erreichen konnte. Einen eigenen Auftrag, wie er für Lassiter vorgesehen war, hatte Porter dagegen noch nicht vergeben.

»Sie müssen hinauf nach Emeraldsville«, sagte Porter schon auf der Schwelle seines Geschäfts. Er zog die Jalousien in den Schaufenstern herunter und sperrte dadurch die Vormittagssonne aus. »Vor zwei Wochen ist in Boston der Senator William McCabe ermordet worden. Er hatte sich mit der bekannten Heiratsschwindlerin Matilda Bondewyn eingelassen, die ihn mutmaßlich auch getötet hat. Sie steht als Begünstigte in seinem Testament, obwohl Mr. McCabe vier Kinder und eine Frau hinterlässt.«

Aus dem Halbdunkel des Ladens erklang die tiefe Stimme des Agenten. »Man glaubt, dass sie ihn aus Habgier getötet hat? Wo ist Miss Bondewyn derzeit?«

»Die Informanten widersprechen einander«, gab Porter die Einschätzung des Hauptquartiers weiter. »Einige behaupten, dass sich Miss Bondewyn nach Südamerika abgesetzt hätte, andere vermuten sie in den Goratty Mountains bei Emeraldsville. Sie soll sich einer Gruppe Goldsucher angeschlossen haben, die in den Bergen Claims abstecken will.« Er stützte sich auf einen Kasten voll Tabaksäckchen. »Sie müssen Licht ins Dunkel bringen, Mr. Lassiter.«

Der Mittelsmann übergab Lassiter das Kuvert mit den Missionsdokumenten, die ihm vor einigen Tagen der Kurier gebracht hatte. Der Umschlag aus bräunlichem Papier enthielt einige Informantenschriften über Matilda Bondewyn, die dem Hauptquartier seit Jahren bekannt war, darüber hinaus den Optionsvertrag für den Kauf einer Goldmine, der Lassiter ermöglichen sollte, sich in der Gegend von Emeraldsville als Goldgräber und baldiger Claimbesitzer auszugeben. Die Kohlezeichnung von Miss Bondewyn war in Washington angefertigt worden und zeigte eine junge Frau mit seidigem Haar, das ihr als verspielte Strähnen ins Gesicht fiel.

»Sie ist hübsch«, stellte Lassiter fest. »Sie muss bei ihren Opfern leichtes Spiel haben.«

»Miss Bondewyn wickelt die Männer um den Finger«, bekräftigte Porter. Er musterte den Agenten, der sich die Zeichnung mit unbewegter Miene ansah. »Wie man hört, pirscht sie sich an Männer heran, die nach einer Ehe oder wenigstens einer Bekanntschaft suchen. Sie leiht sich Geld von ihnen und erwirbt Ausrüstung und anderen Besitz, der ihr bei der nächsten Eroberung hilft. Inzwischen soll sie einen Laden besitzen, mit dem sie den Herren vorgaukelt, dass sie nicht auf Hilfe angewiesen sei.« Er seufzte. »Aber hängen diese Kerle erst einmal am Haken, ist es um sie und ihr Geld geschehen.«

»Welchen Goldgräbern hat sie sich angeschlossen?« Lassiter blätterte das Kuvert durch und zog einige der Papierbögen daraus hervor. »Ich muss in ihre Nähe gelangen.«

Vor dem Kolonialwarenladen preschte das Fuhrwerk von Matthew Cork vorüber, der vermutlich eine Einlieferung hinauf in die Berge brachte. Die Goldgräber in den Goratty Mountains waren oft ungeduldige Taugenichtse, die ihre Goldfunde für Whisky, Tabak und andere Lustbarkeiten ausgaben, statt sie zu sparen und als wohlhabende Männer ins Tal zurückzukehren. Von hundert Draufgängern, die Porter in den vergangenen Monaten hatte davonziehen sehen, waren höchstens zehn mit den Taschen voller Gold zurückgekehrt.

»Cook«, sagte Porter und schrieb Lassiter den Namen auf eine Streichholzschachtel. »Er ist ein Rancher oben in Emeraldsville und will die Ranch zu einem Handelsposten ausbauen. Von Zeit zu Zeit führt der Goldsucher hinauf an den Christ Mountain. Das Hauptquartier ist überzeugt, dass sich Miss Bondewyn bei ihm einschleicht, um einen der Goldgräber für sich zu gewinnen. Cook hat seinen Bruder vor einiger Zeit verloren. Er ist ein zerknirschter Mann, den es nicht kümmert, wen er vor sich hat und in die Berge bringt.«

Die Streichholzschachtel wechselte den Besitzer, und Lassiter drückte sie zwischen den Fingern zusammen und steckte sie in die Hosentasche. Er dankte Porter für die Hilfe, die dieser ihm leistete, und bekundete, dass er noch in derselben Nacht nach Emeraldsville reiten wolle. »Ich muss Miss Bondewyn finden, bevor sie neuerlichen Schaden anrichtet. Ich lasse Sie verständigen, sobald ich ihr auf der Spur bin.«

»Möge der Herr mit Ihnen sein«, sagte Porter zum Abschied und nickte Lassiter zu. »Möge der Himmel Sie davor bewahren, dass Sie den Verführungskünsten dieser Frau ebenfalls erliegen, Mr. Lassiter.«

Über den schneebedeckten Gipfeln der Goratty Mountains erhob sich ein stahlblauer Himmel, der gutes Wetter verhieß und James Cook zuversichtlich stimmte, dass sie an diesem Tag bis hinauf zum Christ Mountain gelangen konnten. Der Rancher goss den Pferden frisches Wasser in den Trog, tätschelte den braunen Wallach, der ihm das liebste Tier war, und lief zurück. Das Holzschindeldach seines Ranchhauses glänzte in der Morgensonne, als hätte jemand glühende Bronze darüber ausgekippt, und Cook blieb auf dem Hügel vor dem Haus stehen und lehnte sich gegen einen Zaunpfosten. Er stellte sich das Lagerhaus vor, das er als südlichen Anbau errichten wollte, die Ställe, die Hütte für den Telegraphen, die Baracke mit den Gästequartieren.

Nirgendwo sonst in den Gorattys gab es einen Handelsposten.