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Beschreibung

Blut für Blut. Rache für Rache. Wann endet der Fluch?Als Agamemnon siegreich aus Troja heimkehrt, wartet seine Gattin Klytaimnestra bereits – nicht mit Umarmungen, sondern mit einem Beil. Der Mord an ihrer Tochter Iphigenie wird nicht ungesühnt bleiben. Doch mit dem Tod des Königs beginnt ein Kreislauf der Gewalt, der die ganze Familie zu verschlingen droht.Sohn Orest steht vor einer unmöglichen Wahl: Soll er den Mord an seinem Vater rächen und damit seine eigene Mutter töten? Die Götter schweigen, die Furien lauern – und jede Entscheidung führt in die Verdammnis.In dieser packenden Roman-Adaption des antiken Dramas von Aischylos wird die zeitlose Geschichte von Schuld, Vergeltung und der Suche nach Gerechtigkeit lebendig. Mit modernem Wording und psychologischer Tiefe erzählt, offenbart sich das Drama der Familie Atreus als erschütternde Studie über die Frage: Kann der Mensch den Kreislauf der Gewalt jemals durchbrechen?

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Orestie - Kein Drama nach Aischylos

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Table of Contents

ORESTIE

Prolog: Das Opfer von Aulis

Kapitel 1: Der Wächter

Kapitel 2: Das Bad

Kapitel 3: Die Kinder der Nacht

Prolog: Sieben Jahre später

Kapitel 4: Die Rückkehr des Rächers

Kapitel 5: Die Jagd

Kapitel 6: Das Urteil

Epilog: Der neue König

Nachwort zur Adaption

Impressum neobooks

Table of Contents

ORESTIE

Anno Stock

Eine Roman-Adaption nach Aischylos

Prolog: Das Opfer von Aulis

Der Wind hatte aufgehört zu wehen.

Tausend Schiffe lagen reglos in der Bucht von Aulis, ihre Segel schlaff wie die Flügel toter Vögel. Das Wasser war glatt wie poliertes Erz, kein Kräuseln störte die bleiche Oberfläche. Die Männer warteten. Zehntausend Krieger aus allen Teilen Griechenlands – Achäer, Argiver, Spartaner – saßen am Strand und starrten auf das Meer, das sie nach Troja tragen sollte. Aber die Götter schwiegen, und ohne Wind waren selbst die mächtigsten Schiffe nichts als totes Holz.

Agamemnon, König von Mykene und Oberbefehlshaber der griechischen Streitmacht, stand auf einem Felsvorsprung über dem Lager und blickte auf sein unbewegliches Heer hinab. Die Morgensonne warf lange Schatten über das endlose Zeltmeer, doch sie brachte keine Wärme. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, und bald würden die Stürme kommen. Wenn sie nicht vorher aufbrachen, wäre die Expedition gescheitert, bevor sie begonnen hatte.

Hinter ihm hörte er Schritte auf dem steinigen Pfad. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer kam.

„Die Männer murren", sagte Odysseus leise. Der König von Ithaka trat neben ihn, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine dunklen Augen musterten das Lager. „Sie sagen, die Götter sind gegen uns. Dass wir umkehren sollten."

„Die Götter sind nicht gegen uns", erwiderte Agamemnon. Seine Stimme klang hohl in seinen eigenen Ohren. „Artemis verlangt nur... einen Preis."

Odysseus schwieg. Beide Männer wussten, welchen Preis die Göttin forderte. Der Seher Kalchas hatte es verkündet, mit zitternder Stimme und aschfahlem Gesicht: Die Göttin Artemis war erzürnt. Agamemnon hatte in ihrem heiligen Hain einen Hirsch erlegt und sich gerühmt, er sei ein besserer Jäger als die Göttin selbst. Für diese Hybris verlangte sie Sühne.

Ein Leben für ein Leben. Eine Jungfrau, die der Göttin geopfert werden musste.

Nicht irgendeine Jungfrau. Seine Tochter. Iphigenie.

„Es gibt andere Wege", sagte Odysseus nach einer langen Pause. „Wir könnten—"

„Nein." Agamemnons Kiefer verkrampfte sich. „Kalchas hat gesprochen. Die Priester haben die Zeichen gedeutet. Es gibt keinen anderen Weg."

„Dann lass uns nach Hause segeln." Odysseus' Stimme wurde eindringlich. „Paris mag Helena geraubt haben, aber ist eine Frau es wert, dass du deine Tochter opferst? Ist Menelaus' gekränkter Stolz—"

„Es geht nicht um Helena!" Agamemnons Stimme donnerte über den Felsen. Dann, leiser: „Es geht um die Ehre Griechenlands. Um unseren Schwur. Jeder Fürst Griechenlands hat geschworen, Helena und ihrem Gemahl beizustehen. Wenn wir jetzt zurückkehren, sind wir Eidbrüchige. Feiglinge."

„Und wenn du deine Tochter opferst, bist du ein Mörder."

Die Worte hingen zwischen ihnen wie eine Klinge. Agamemnon wandte sich ab, seine Hände zu Fäusten geballt. In seinem Inneren tobte ein Sturm, wilder als jeder Wind, den Poseidon entfesseln konnte.

Er sah Iphigenies Gesicht vor sich, wie sie vor drei Tagen angekommen war. Sie hatte gestrahlt, als sie aus der Sänfte stieg, ihr langes dunkles Haar von einem goldenen Reif gehalten. „Vater!" Sie war in seine Arme gelaufen, hatte gelacht. „Mutter sagt, du willst mich mit Achilles vermählen! Ist es wahr?"

Die Lüge hatte ihm die Kehle zugeschnürt. Klytaimnestra stand hinter ihrer Tochter, die Augen voller Stolz und Erwartung. Sie hatte den Boten geglaubt, den Agamemnon geschickt hatte – dass der berühmte Peliden-Sohn um Iphigenies Hand anhalten würde, dass die Hochzeit vor der Abfahrt nach Troja stattfinden sollte.

Eine Lüge. Eine grausame, notwendige Lüge.

Denn Iphigenie würde niemanden heiraten. Sie würde auf einem Altar sterben, ihre Kehle von einem Opfermesser durchschnitten, ihr Blut in Schalen aufgefangen, um es über den Strand zu gießen und die Göttin zu besänftigen.

„Sie ist schon hier", sagte Odysseus tonlos. „Du kannst sie nicht einfach wieder wegschicken. Klytaimnestra würde Fragen stellen."

„Ich weiß."

„Hast du... hast du ihr schon gesagt—"

„Nein." Agamemnons Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Wie sagt man seinem Kind, dass es sterben muss?"

Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, als Agamemnon zum Zelt des Sehers Kalchas ging. Das Lager hatte sich in ein Labyrinth aus Zelten und provisorischen Hütten verwandelt, in denen tausende Männer auf den Befehl zum Aufbruch warteten. Überall hörte man gedämpfte Gespräche, das Klirren von Waffen, das Wiehern von Pferden. Aber über allem lag eine Stille, eine Spannung, als hielte die Welt den Atem an.

Kalchas erwartete ihn bereits. Der alte Priester saß vor seinem Zelt, die knochigen Hände auf den Knien. Sein weißes Haar wehte im plötzlich aufkommenden Wind – der erste Lufthauch seit Wochen.

„Sie kommt", sagte Kalchas. „Artemis spürt, dass du bereit bist."

„Ich bin nicht bereit", presste Agamemnon hervor. „Ich werde nie bereit sein."

Der Seher erhob sich langsam, gestützt auf seinen Stab. Seine milchigen Augen fixierten Agamemnon mit einer Intensität, die nichts mit physischem Sehen zu tun hatte. „Die Götter verlangen, was sie verlangen. Du bist König und Heerführer. Du hast die Wahl getroffen, als du den Schwur geleistet hast. Als du dich rühmtest, besser zu sein als eine Göttin."

„Ich war betrunken. Es waren törichte Worte—"

„Worte haben Macht, König Agamemnon. Besonders die Worte von Königen." Kalchas trat näher, seine Stimme wurde zu einem Zischen. „Du hast eine Wahl: deine Tochter oder dein Heer. Ein Leben oder zehntausend. Ein Kind oder die Ehre Griechenlands. Wähle."

„Das ist keine Wahl!"

„Nein", stimmte der Seher zu. „Es ist ein Fluch. Der Fluch, der auf dem Haus der Atriden lastet, seit dein Großvater seinen eigenen Neffen ermordete und sein Fleisch seinem Bruder zu essen gab. Blut ruft nach Blut, König. Immer."

Agamemnon wich zurück, als hätte ihn eine Faust getroffen. Der Fluch. Jeder in seiner Familie kannte die Geschichte – wie Atreus seinen Bruder Thyestes betrogen, dessen Söhne getötet und ihm ihr Fleisch als Mahl vorgesetzt hatte. Wie Thyestes einen letzten Sohn gezeugt und diesen angestiftet hatte, Atreus zu töten. Wie das Haus der Atriden in Blut und Verrat gewatet war, Generation für Generation.

Und nun war er an der Reihe.

„Morgen bei Sonnenaufgang", sagte Kalchas. „Der Altar ist vorbereitet. Die Göttin wartet."

Klytaimnestra spürte es, noch bevor jemand ihr etwas sagte.

Sie saß in ihrem Zelt und beobachtete, wie Iphigenie ihre Hochzeitsgewänder anprobierte – eine Robe aus feinstem Leinen, gesäumt mit purpurnen Bändern, ein Schleier aus goldgefärbter Seide. Ihre Tochter drehte sich lachend vor dem polierten Bronzespiegel, die Augen strahlend vor Freude.

Aber Klytaimnestra sah die Schatten in den Gesichtern der Dienerinnen. Sie bemerkte, wie die Frauen die Blicke abwandten, wenn sie sprachen. Sie hörte das Flüstern, das abbrach, sobald sie einen Raum betrat.

Und sie sah, wie ihr Gemahl sie mied.

Agamemnon war nicht dumm genug, um seine Frau zu unterschätzen. Sie war die Tochter von Tyndareos und Leda, die Schwester Helenas, die Königin von Mykene. Sie hatte ihm vier Kinder geboren – Iphigenie, Elektra, Chrysothemis und den kleinen Orest. Sie hatte sein Reich verwaltet, während er von einem Eroberungsfeldzug zum nächsten zog. Sie war nicht irgendeine fügsame Ehefrau, die man mit süßen Worten abspeisen konnte.

Als die Nacht hereinbrach und Iphigenie eingeschlafen war, verließ Klytaimnestra das Zelt und ging durch das Lager. Die Wachen versuchten sie aufzuhalten, aber ein einziger Blick aus ihren eisgrauen Augen ließ sie zurückweichen.

Sie fand Agamemnon auf dem Felsvorsprung, wo er hinstarrte auf das schwarze Meer.

„Sag es mir", befahl sie ohne Vorrede. „Die Wahrheit."

Er drehte sich nicht um. „Geh zurück ins Zelt, Klytaimnestra."

„Es gibt keine Hochzeit, nicht wahr?" Ihre Stimme war ruhig, tödlich ruhig. „Achilles weiß nichts von einer Vermählung. Ich habe mit seinen Leuten gesprochen. Sie waren überrascht, als ich nach der Zeremonie fragte."

Schweigen.

„Warum hast du uns hergebracht?" Ihre Stimme brach zum ersten Mal. „Warum hast du nach unserer Tochter geschickt?"

„Klytaimnestra—"

„SAG ES MIR!"

Der Schrei hallte über das Lager. Männer schauten auf, wandten sich dann schnell ab. Niemand wollte Zeuge dieses Gesprächs sein.

Agamemnon drehte sich endlich um. In seinen Augen lag eine Qual, so tief und dunkel, dass sie einen Moment lang stutzte. Dann sprach er, und jedes Wort war wie ein Dolchstoß:

„Artemis verlangt ein Opfer. Sonst werden die Winde nicht wehen. Die Flotte wird hier verrotten, und die Männer werden desertieren. Alles – der Schwur, der Krieg, unsere Ehre – alles wird umsonst gewesen sein."

Die Welt schwankte. Klytaimnestra griff nach dem Felsen hinter sich, um nicht zu fallen. „Ein Opfer", wiederholte sie mechanisch. „Du meinst..."

„Iphigenie." Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. „Die Göttin verlangt Iphigenie."

Die Stille, die folgte, war absolut. Nicht einmal die Wellen waren zu hören.

Dann lachte Klytaimnestra. Es war ein schreckliches Lachen, leer und verzweifelt zugleich. „Du hast uns hergelockt mit einer Lüge. Mit dem Versprechen einer Hochzeit. Damit du unsere Tochter... damit du unser Kind..."

Sie konnte den Satz nicht beenden. Ihre Hände krallten sich in ihren Umhang, die Knöchel weiß.

„Ich habe keine Wahl", sagte Agamemnon heiser. „Verstehst du das nicht? Das Heer—"

„DAS HEER?" Sie schrie nun, all ihre Beherrschung war dahin. „Dein kostbares Heer ist dir wichtiger als dein eigenes Kind? Als deine Tochter?"

„Es geht nicht um das Heer! Es geht um—"

„Um deine Ehre. Um deinen Ruhm. Um deinen verdammten Stolz!" Tränen strömten nun über ihr Gesicht, aber ihre Augen brannten mit einem Hass, so rein und glühend, dass Agamemnon einen Schritt zurückwich. „Du wirst sie nicht anrühren. Ich werde sie mitnehmen, heute Nacht, und wir werden fliehen—"

„Die Wachen haben Befehl, niemanden gehen zu lassen."

„Du hältst uns gefangen?"

„Ich tue, was getan werden muss."

Klytaimnestra starrte ihn an, diesen Mann, den sie einst geliebt hatte, den Vater ihrer Kinder. Und sie erkannte ihn nicht mehr. In diesem Moment starb etwas in ihr – etwas, das nie wieder zum Leben erweckt werden würde.

„Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst", sagte sie mit einer Stimme wie Eis, „dann schwöre ich bei allen Göttern: Ich werde dich dafür bezahlen lassen. Wenn es das Letzte ist, was ich tue."

Sie drehte sich um und ging. Agamemnon streckte eine Hand nach ihr aus, zog sie dann zurück. Es gab nichts mehr zu sagen.

Der Wind begann zu wehen.

Der Morgen kam zu schnell.

Iphigenie erwachte von sanften Händen, die sie wachrüttelten. Dienerinnen halfen ihr in die Hochzeitsgewänder, flochten ihr Haar, schmückten ihren Hals mit Gold. Sie lächelte, nervös und aufgeregt zugleich. Heute würde sie Achilles heiraten, den größten Helden Griechenlands.

Niemand sagte ihr die Wahrheit.

Klytaimnestra hatte die Nacht durchwacht, hatte überlegt zu fliehen, die Wachen anzugreifen, das Lager niederzubrennen – alles, um ihre Tochter zu retten. Aber überall standen Agamemnons Männer. Es gab keinen Ausweg.

Als die Sonne aufging, führten sie Iphigenie zum Altar.

Er stand auf einer Erhebung nahe dem Strand, ein einfacher Steinblock, geschmückt mit Blumen und Kräutern. Priester in weißen Roben umstanden ihn, Räucherwerk qualmte in Bronzeschalen. Die versammelten Fürsten und Heerführer Griechenlands standen in ehrfurchtsvollem Schweigen – Menelaus, Odysseus, Diomedes, Ajax, Nestor. Alle waren gekommen, um Zeuge zu sein.

Iphigenie lächelte, als sie den Hügel hinaufging. Sie dachte noch immer, es wäre ihre Hochzeit.

Erst als sie Kalchas das Opfermesser aus seinem Gewand ziehen sah, gefror das Lächeln auf ihren Lippen.

„Vater?" Ihre Stimme war klein, verwirrt. „Was... was geschieht hier?"

Agamemnon stand wie eine Statue, das Gesicht zur Maske erstarrt. Er konnte sie nicht ansehen.

„VATER!"

Klytaimnestra brach zusammen. Zwei Soldaten mussten sie festhalten, als sie versuchte zu ihrer Tochter zu laufen. Ihr Schreien hallte über den Strand, ein Klagelied des Entsetzens.

Iphigenie verstand. Die Erkenntnis flutete über sie wie eiskaltes Wasser. Sie sah das Messer. Sie sah die Priester. Sie sah ihren Vater, der sich abwandte.

„Nein", flüsterte sie. Dann, lauter: „Nein! NEIN!"

Sie versuchte zu fliehen, aber starke Hände packten sie. Männer, gehärtet durch Jahre des Krieges, trugen das schreiende Mädchen zum Altar. Sie wehrte sich, kratzte, biss, aber sie war nur ein zartes Mädchen gegen geübte Krieger.

„Bitte!" Iphigenies Stimme überschlug sich. „Vater, bitte! Ich will nicht sterben! Ich bin noch so jung! Bitte!"

In diesem Moment hob Agamemnon den Blick. Vater und Tochter sahen sich an, und in seinen Augen las sie die Wahrheit: Er würde es tun. Er würde sie opfern.

„Ich verfluche dich", flüsterte Iphigenie. Die Worte kamen aus einer Tiefe, die sie selbst nicht kannte. „Ich verfluche dich und dein Haus. Möge das Blut, das du vergießt, dich ewig verfolgen."

Dann legten sie ihren Kopf auf den Stein.

Klytaimnestra schloss die Augen. Sie konnte nicht zusehen. Aber sie hörte – den erstickten Schrei, das Gurgeln, die Stille danach.

Als sie die Augen wieder öffnete, lag ihre Tochter leblos auf dem Altar, ihr Blut rann über den Stein und sickerte in die Erde.

Und in diesem Moment, als hätte die Göttin nur auf diesen Augenblick gewartet, begann der Wind zu wehen. Stark und stetig, aus Norden kommend – der perfekte Wind, um nach Troja zu segeln.

Die Männer jubelten. Die Schiffe wurden klargemacht. Agamemnon stand reglos, das Blut seiner Tochter auf seinen Händen.

Klytaimnestra erhob sich langsam. Ihre Tränen waren versiegt. Ihr Gesicht war bleich wie Marmor, ihre Augen leer. Sie ging zum Altar, kniete neben dem leblosen Körper ihrer Tochter nieder, strich ihr das blutige Haar aus der Stirn.

Dann stand sie auf und sah ihren Gemahl an.