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Beschreibung

Lustspiele, Komödien, Tragödien, Dramen – viele klassische Werke sind für die meisten Menschen heute Bücher mit sieben Siegeln. Insbesondere die altertümliche Sprache und der sprachliche Aufbau als Bühnenstück lassen nicht nur Schülerinnen und Schüler verzweifeln. Die Reihe "Kein Drama" bringt alte Klassiker in Prosa neu heraus. So werden sie endlich für jede und jeden verständlich. Dabei handelt es sich stets um Übersetzungen, die sich inhaltlich dicht an der Vorlage orientieren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Kapitel 1: Die mysteriösen Kriegerinnen

Der Staub wirbelte über das Schlachtfeld vor Troja, als Odysseus plötzlich innehielt. Etwas stimmte nicht. Die übliche Kakophonie aus Schwerterklirren und Kriegsgeschrei hatte sich verändert - ein dritter Ton mischte sich in das vertraute Duett zwischen Griechen und Trojanern.

"Antilochus, siehst du das auch?", rief er seinem Kampfgefährten zu und wischte sich Blut und Schweiß aus den Augen. "Was zum Teufel geht da vor sich?"

Antilochus, der gerade einem trojanischen Speer ausgewichen war, folgte Odysseus' Blick. Seine Augen weiteten sich. "Bei Zeus! Da kämpft noch jemand - aber gegen wen?"

Durch den Kampflärm und Staub sahen sie Gestalten, die weder zu den Griechen noch zu den Trojanern gehörten. Krieger in fremder Rüstung, die sich mit einer Wildheit in die Schlacht warfen, die selbst die härtesten Veteranen erstaunen ließ.

"Das sind...", Antilochus stockte, als er genauer hinsah. "Das sind Frauen!"

Odysseus kniff die Augen zusammen. Tatsächlich - die fremden Krieger bewegten sich mit einer geschmeidigen Eleganz, die ihre weiblichen Formen trotz der Rüstungen verriet. Aber das war nicht das Verstörendste. Diese Frauen kämpften gegen beide Seiten gleichzeitig - Griechen und Trojaner fielen unter ihren Schwertern.

"Amazonen", murmelte Odysseus. Die Legenden stimmten also. "Aber was wollen sie hier? Und warum greifen sie uns beide an?"

Ein griechischer Soldat stolperte an ihnen vorbei, das Gesicht bleich vor Entsetzen. "Sie sind wie Furien!", keuchte er. "Sie töten alles, was sich bewegt! Und ihre Anführerin..." Er schüttelte sich. "Die ist der reinste Dämon!"

"Ihre Anführerin?", fragte Odysseus scharf.

"Eine Kriegerin wie keine andere. Sie sucht jemanden - schreit einen Namen während sie kämpft. Achilles! Sie will Achilles!"

Odysseus und Antilochus wechselten einen besorgten Blick. Achilles - ihr stärkster Krieger, aber auch der unberechenbarste. Was konnten diese Amazonen von ihm wollen?

"Wo ist er?", fragte Antilochus.

"Dort drüben", deutete Odysseus auf eine Staubwolke in der Ferne. "Er kämpft gegen Hektor und seine Brüder. Er hat die Amazonen noch nicht bemerkt."

"Sollten wir ihn warnen?"

Odysseus schüttelte den Kopf, seine Gedanken rasten. "Noch nicht. Lass uns erst herausfinden, was hier vor sich geht. Diese Frauen... sie kämpfen nicht wie normale Krieger. Da steckt mehr dahinter."

Ein durchdringender Schrei zerriss die Luft - weiblich, wild und voller ungezähmter Kraft. Beide Männer drehten sich um und sahen sie zum ersten Mal: Penthesilea, die Königin der Amazonen, auf ihrem Streitwagen, das Haar wie eine schwarze Kriegsflagge im Wind. Selbst aus der Entfernung spürten sie die rohe Energie, die von ihr ausging.

"Bei allen Göttern", flüsterte Antilochus. "Was ist das für eine Frau?"

"Eine gefährliche", antwortete Odysseus trocken. "Komm, wir müssen mehr erfahren. Und dann müssen wir Achilles finden - bevor sie es tut."

Sie bahnten sich einen Weg durch das Chaos, während um sie herum drei Armeen aufeinanderprallten. Der Krieg um Troja hatte gerade eine neue, unberechenbare Wendung genommen.

Kapitel 2: Die schreckliche Nachricht

Ein Hauptmann der Griechen brach durch die Reihen, sein Gesicht aschfahl, die Rüstung blutbespritzt. Er stolperte mehr als er lief, und Odysseus packte ihn am Arm, bevor er zusammenbrechen konnte.

"Was bringst du?", fragte Odysseus scharf.

"Botschaft?", drängte auch Diomedes, der gerade zu ihnen gestoßen war.

Der Hauptmann rang nach Luft. "Die schlimmste Nachricht, die ihr je gehört habt."

"Wie?" Diomedes' Stimme wurde scharf. "Rede!"

"Achilles..." Der Hauptmann schluckte schwer. "Achilles ist in den Händen der Amazonen. Und Trojas Mauern werden heute nicht fallen."

"Bei allen Göttern des Olymps!", entfuhr es Diomedes. Seine Hand krampfte sich um sein Schwert.

"Unglücksbote!", knurrte Odysseus, aber seine Gedanken rasten bereits. Achilles gefangen? Das konnte nicht sein. "Wann? Wo ist das passiert?"

Der Hauptmann wischte sich Blut aus dem Gesicht und begann zu berichten: "Ein neuer Angriff, schnell wie ein Blitzschlag. Diese wahnsinnigen Kriegstöchter des Mars schmolzen die tapferen Reihen der Ätoler einfach weg. Dann stürzten sie sich wie eine Flutwelle auf uns - selbst die unbesiegten Myrmidonen konnten nicht standhalten."

Er hustete, spuckte Blut. "Wir versuchten, gegen die Fluchtwelle anzukämpfen, aber es war zwecklos. Wie ein wilder Strudel riss es uns vom Kampfplatz mit sich fort. Wir konnten erst wieder Fuß fassen, als wir schon weit vom Peliden entfernt waren."

"Und Achilles?", fragte Antilochus mit bebender Stimme.

"Er kämpfte wie ein Löwe, umstarrt von Speeren. Endlich schaffte er es, sich aus dem Kampfgetümmel zu befreien. Er rollte einen Hügel hinab, direkt auf uns zu. Wir jubelten schon - dachten, er wäre gerettet. Aber dann..."

Der Hauptmann verstummte, sein Blick wurde glasig bei der Erinnerung.

"Weiter!", befahl Odysseus.

"Der Jubel erstarb uns in der Kehle. Plötzlich war sie da - die Amazonenkönigin selbst. Wie aus dem Nichts tauchte sie auf, auf ihrem verdammten Streitwagen. Ihre Augen..." Er schauderte. "Ihre Augen brannten, als sie Achilles sah. Als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Moment gewartet."

Diomedes fluchte leise. "Und dann?"

"Sie stürzte sich auf ihn. Nicht wie eine normale Kriegerin - eher wie eine Raubkatze, die endlich ihre Beute gefunden hat. Achilles... er schien wie gelähmt. Ich schwöre bei Zeus, ich habe ihn noch nie so gesehen. Er starrte sie nur an, während sie auf ihn zuraste."

"Hat er nicht gekämpft?", fragte Odysseus ungläubig.

"Doch, natürlich! Als er aus seiner Starre erwachte, kämpften sie wie zwei Naturgewalten gegeneinander. Es war..." Der Hauptmann suchte nach Worten. "Es war der unglaublichste Kampf, den ich je gesehen habe. Sie waren ebenbürtig - nein, mehr als das. Es war, als würden sie tanzen, nicht kämpfen. Als ob sie sich schon ewig kennen würden."

"Und wie konnte sie ihn dann überwältigen?", fragte Antilochus.

Der Hauptmann schüttelte den Kopf. "Das ist ja das Verrückte. Ich glaube nicht, dass sie ihn überwältigt hat. Nicht wirklich. Es war mehr... als hätte er sich fangen lassen. Im letzten Moment, als sie ihn fast hatte, da hätte er ausweichen können. Ich habe es genau gesehen. Aber er tat es nicht."

Die drei Griechen wechselten besorgte Blicke.

"Das ergibt keinen Sinn", murmelte Diomedes.

"Nichts davon ergibt Sinn!", explodierte der Hauptmann. "Diese Frauen kämpfen gegen beide Seiten! Sie nehmen Gefangene von Griechen und Trojanern gleichermaßen! Und ihre Königin..." Er verstummte wieder.

"Was ist mit ihr?", hakte Odysseus nach.

"Sie hat ihn auf ihren Streitwagen gezerrt. Und während sie wegfuhr, hat sie gelacht. Nicht grausam oder triumphierend. Es war ein... glückliches Lachen. Als hätte sie gerade den schönsten Tag ihres Lebens."

Ein schweres Schweigen legte sich über die Gruppe. In der Ferne hörten sie immer noch die Kampfgeräusche, aber sie klangen jetzt gedämpft, fast unwirklich.

"Wo haben sie ihn hingebracht?", fragte Odysseus schließlich.

"In ihr Lager, nehme ich an. Es liegt hinter den Hügeln im Osten. Aber..." Der Hauptmann zögerte.

"Aber was?"

"Die Amazonen, die ich auf dem Rückweg gesehen habe... sie bereiten kein Siegesfest vor. Sie wirken eher... besorgt. Als wäre etwas nicht nach Plan gelaufen."

Odysseus rieb sich nachdenklich das Kinn. "Interessant. Vielleicht ist Achilles doch nicht so hilflos, wie es scheint."

"Was machen wir jetzt?", fragte Antilochus. "Wir können ihn doch nicht in ihrer Gewalt lassen!"

"Nein", stimmte Odysseus zu. "Aber wir können auch nicht einfach ihr Lager stürmen. Diese Frauen sind gefährlicher als alles, was wir bisher erlebt haben. Wir brauchen einen Plan."

"Und wir brauchen Informationen", fügte Diomedes hinzu. "Wer sind diese Amazonen wirklich? Was wollen sie? Und vor allem - was will ihre Königin von Achilles?"

Der verwundete Hauptmann hustete erneut. "Da ist noch etwas", krächzte er. "Bevor sie ihn mitnahm, hat sie etwas zu ihm gesagt. Ich war zu weit weg, um alles zu verstehen, aber ein Wort habe ich gehört. Sie sagte 'Schicksal'."

Die drei Anführer sahen sich an. Schicksal. Bei diesem Krieg ging es schon lange um Schicksal - das Schicksal Trojas, das Schicksal der Griechen. Aber jetzt schien ein neues Schicksal ins Spiel gekommen zu sein, eines, das sie noch nicht verstanden.

"Sammelt die Truppen", befahl Odysseus schließlich. "Wir ziehen uns zurück und verschanzen uns. Und schickt Späher aus - ich will alles über diese Amazonen wissen. Jedes Detail könnte wichtig sein."

Während sie sich zum Rückzug wandten, warf Odysseus einen letzten Blick in Richtung Osten, wo das Amazonenlager sein musste. Irgendwo dort war Achilles, ihr stärkster Krieger, in den Händen einer Frau, die offenbar mehr war als nur eine weitere Feindin.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Achilles?", murmelte er leise. Aber tief in seinem Herzen ahnte er, dass dies vielleicht gar nicht Achilles' Entscheidung gewesen war. Manchmal griffen die Götter auf seltsame Weise ins Schicksal der Menschen ein.

Kapitel 3: Das Rätsel der Amazonenkönigin

Die Sonne brannte unbarmherzig auf das Schlachtfeld herab, als Odysseus sich zu seinen Männern wandte. Der Staub hatte sich gelegt, und in der Ferne konnte man die Amazonen sehen, wie sie ihre Gefangenen in ihr Lager trieben.

"Erzählt mir alles", befahl er dem Hauptmann, der immer noch schwer atmete. "Von Anfang an. Wie ist das alles passiert?"

Der Hauptmann stützte sich auf sein Schwert und begann: "Es war kurz nach Sonnenaufgang. Wir hatten gerade unsere Stellungen bezogen, als plötzlich diese Frauen aus dem Nichts auftauchten. Zuerst dachten wir, sie kämen, um Priamos zu helfen - es hieß ja, Penthesilea hätte sich mit einem Amazonenheer aus Skythien aufgemacht, um Troja zu verstärken."

"Das dachten wir auch", nickte Odysseus. "Weiter."

"Aber dann..." Der Hauptmann schüttelte ungläubig den Kopf. "Dann griffen sie die Trojaner an! Wie Furien stürzten sie sich auf sie. Die Trojaner flohen in wilder Panik zurück zu ihren Mauern. Wir dachten schon, die Götter hätten uns unerwartete Verbündete geschickt."

Antilochus runzelte die Stirn. "Aber sie sind keine Verbündeten?"

"Nein!" Der Hauptmann lachte bitter. "Als die Trojaner geflohen waren, wandten sie sich gegen uns. Es war, als wäre es ihnen völlig egal, wen sie bekämpfen - Hauptsache, sie kämpfen."

Diomedes trat näher. "Das ergibt keinen Sinn. Kein Volk kämpft ohne Grund gegen zwei Feinde gleichzeitig."