Skull-Ranch 10 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 10 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Alte Feindschaft
von Dan Roberts

Es ist schon eine seltsame Gestalt, die da durch das zerklüftete Bergland von Colorado reitet. Norman Carrington, ehemaliger General der Nordstaaten-Armee, ist auf dem Weg zu John Morgan. Der harte Kämpfer in der blauen Uniform ahnt nicht, dass im Bluegrass Valley schon bald die Hölle los sein wird.
Ein zweibeiniger Coyote ist ihm auf der Spur. Von verzehrendem Hass getrieben, hat Morgans Todfeind Sabarro, der ausgekochte Anführer einer Horde wilder Banditen, einen teuflischen Plan gefasst: Er wird dem Boss der Skull-Ranch eine tödliche Falle stellen. Und der Ex-General wird der Köder sein ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Alte Feindschaft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8509-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Alte Feindschaft

von Dan Roberts

Es ist schon eine seltsame Gestalt, die da durch das zerklüftete Bergland von Colorado reitet. Norman Carrington, ehemaliger General der Nordstaatenarmee, ist auf dem Weg zu John Morgan. Der harte Kämpfer in der blauen Uniform ahnt nicht, dass im Bluegrass Valley schon bald die Hölle los sein wird. Ein zweibeiniger Kojote ist ihm auf der Spur. Von verzehrendem Hass getrieben, hat Morgans Todfeind Sabarro, der ausgekochte Anführer einer Horde wilder Banditen, einen teuflischen Plan gefasst:

Er wird dem Boss der Skull-Ranch eine tödliche Falle stellen. Und der Ex-General wird der Köder sein …

Er ist gewiss kein einfacher Mann, dieser ehemalige General Normann Carrington. Noch immer trägt er seine Uniform, wie es ihm zusteht. Aber er hat kein Kommando mehr; und er hat sich auf Viertelsold setzen lassen.

Eine andere Möglichkeit gab es nicht für den harten General, den seine Untergebenen, aber auch seine Vorgesetzten noch immer den alten Eisenschädel nennen.

Vor drei Tagen hat er den Santa-Fé-Trail verlassen. Und nun strafft sich der kraftvoll wirkende Mann im Sattel.

Er entdeckt das kleine Fort. Niemand soll Carrington ansehen, dass er müde ist, dass er endlich einmal wieder in einem richtigen Bett schlafen möchte.

Jetzt, am frühen Abend, sind die Palisadentore des Vorpostens bereits geschlossen.

Carrington fährt sich mit der Linken durch den kurzen Kinnbart. Im Schritt lässt er sein Pferd auf das Fort zugehen.

Der Posten auf dem Wachturm reißt sicherlich die Augen weit auf, denkt Norman.

Und da schmettert auch schon das Trompetensignal durch die Stille.

Der General kneift die Augen ein wenig zusammen. Ein Mann klettert geschickt wie ein Eichhörnchen auf den Turm und hebt ein Fernglas an die Augen.

Innerlich amüsiert sich General Carrington ganz gewaltig.

Inzwischen hat er sich dem Fort genähert und hört die gebrüllten Befehle. Sicherlich lässt der Sergeant die Truppe antreten. Denn wann verirrt sich schon mal ein leibhaftiger General in diese Gegend? Und vor allem: Was will der Mann mit den goldenen Sternen und den Streifen an der Hose hier?

Bitter denkt Carrington daran, dass ihm diese Streifen gerade noch eine gewisse Ehre, eine Anerkennung einbringen werden, aber mehr auch nicht.

Immerhin, er hat das Recht, sich mit seinem Rang nennen zu lassen. Und er hat das Recht, seine Uniform tragen zu dürfen. Dass er nur ein Viertel seines Soldes erhält, ist seine eigene Schuld.

Aber er ist ja auch der alte Eisenschädel, der wieder einmal mit dem Kopf durch die Wand gehen wollte. Nur dieses Mal blieb er in der Wand stecken, und er zog die Konsequenzen.

Vier Uniformierte reißen die beiden Torflügel auf und salutieren. Gelassen legt der General die Hand an die Hutkrempe.

Der Sergeant tritt genau vier Schritte vor, streckt seinen Säbel schräg in die Luft und holt Atem.

»General, die vierte Schwadron des dritten Regimentes …«

Und dann denkt der Sergeant, dass er den Verstand verliert. Denn der Mann mit dem Gold an der Hose schiebt sich den Hut in den Nacken und grinst.

»Lassen Sie doch diesen Unsinn, Sergeant!«, ruft Carrington. »Die Männer haben mehr verdient, als hier strammzustehen. Lassen Sie abtreten!«

»Auch das noch, der alte Eisenschädel«, sagt der Colonel. Und er sagt es mehr seufzend. Jeder spürt die Unruhe, die in dem Offizier aufflammt.

»Ich bin privat hier«, erklärt der General. »Ich möchte nur ein Bett und Futter für mein Pferd und mich. Das ist alles, Männer.«

Sofort laufen zwei Soldaten heran. Carrington schwingt sich aus dem Sattel. Die beiden Männer erlauben sich ein kleines Schmunzeln, als sie die Zügel nehmen.

Fast jeder Soldat der Kavallerie kennt den General mit dem kurzgeschorenen grauen Haar. Und jeder Soldat wünscht sich, diesen Mann als Vorgesetzten zu haben.

Norman Carrington rückt sich die beiden Säbel zurecht und geht auf den Colonel zu, der eben so gestöhnt hat.

»Colonel Arnos Brady, Sir«, meldet der Kommandant des kleinen Forts und grüßt.

»Amos, Sie kennen mich«, sagt Carrington, »und Sie wissen, dass ich nicht mehr bei dem Haufen bin. Und überhaupt, Sie wissen doch, was ich von diesen Mätzchen halte! Also lassen Sie es gefälligst, Sie nachgemachter Zinnsoldat.«

»Sir, das Essen ist fertig«, sagt der Colonel.

»Amos, ich erlaube Ihnen, mich mit Mister anzureden. Hunger habe ich natürlich. Gehen wir also.«

Der Colonel schluckt krampfhaft. Er weiß wirklich nicht, wie er sich verhalten soll. Dieser Carrington ist wie eine Mischung aus Fuchs und Tiger. Natürlich, der Kommandant hat die Nachricht bekommen, dass General Carrington sich von seinem Kommando entbinden ließ.

Und die großen Bosse in Washington hatten sich etwas ganz Schlaues ausgedacht. Sie erzählten den Kommandanten, warum Carrington nicht mehr bei der Army ist. Sicherlich sollte das zur Abschreckung dienen. Aber es gibt eine Menge Offiziere in den vorgeschobenen Forts, die ganz genauso wie der General denken.

Andererseits ist es Bradys Pflicht, die Trecks der Siedler vor den Indianern zu schützen. Und so hat der Colonel gemischte Gefühle für den General.

Sie gehen nebeneinander zum Speiseraum. Es riecht wirklich gut, stellt Norman bei sich fest.

Als er die wenigen Stufen hinaufsteigt, bemerkt er seitlich eine Bewegung. Scheinbar gleichgültig wendet Carrington den Kopf, sagt ein paar belanglose Worte zum Kommandanten und stolpert.

Aber indes er beinahe fällt, schaut er blitzschnell dorthin, wo ihm die Bewegung aufgefallen ist.

Und es gefällt ihm gar nicht, was er dort sieht!

Carrington befreit seine Beine aus den beiden Säbeln und stößt einen ellenlangen Fluch aus.

Der Posten vor dem Speiseraum grinst anerkennend und beschließt, sich diese Worte zu merken.

»Sir, eine Frage bitte«, erkundigt sich der Colonel steif. »Warum tragen Sie zwei Säbel?«

Carrington geht weiter und sagt freundlich: »Das geht Sie überhaupt nichts an, Amos. Und wenn ich mir zehn Säbel an den Bauch binde, so geht Sie das immer noch nichts an. Aber wenn eine Erklärung Sie zufrieden stellt: Ich habe angefangen, mit zwei Säbeln zur gleichen Zeit zu fechten. Es ist wirklich ein Vorteil, mein lieber Colonel.«

Der Kommandant zuckt zusammen.

Wenn der alte Eisenschädel sagt »mein lieber«, dann muss sich jeder vorsehen.

Der Posten schließt die Tür hinter den beiden Männern.

»Wer ist der Bursche, der an den Ställen stand?«, fragt Carrington hart. »Ich habe den Kerl schon einmal irgendwo gesehen. Und ich kann nicht sagen, dass er mir heute besser als damals gefällt.«

»Der Schlanke? Er nennt sich Moranta, Alfonso Moranta. Er reitet mit sieben oder acht Männern, die auf seine Worte hören. Ich denke, die Burschen wollen mit den Indianern handeln, wenigstens sagen sie das.«

Kopfschüttelnd setzt sich Carrington.

»Ich kenne ihn aus dem Bürgerkrieg, Amos. Er muss mir sehr unangenehm aufgefallen sein, wenn ich mich an ihn erinnere.«

Die Ordonnanz bringt die Suppe. Brady ist froh, nicht antworten zu müssen.

Als das Hauptgericht auf dem Tisch steht, wird der Colonel mutig.

»General, was führt Sie zu uns?«, fragt der Kommandant.

»Ich sagte es bereits«, antwortet Carrington etwas verwundert, »der Wunsch nach einem richtigen Bett und nach einem Essen.«

Irgendwie glaubt Brady das nicht so richtig. Vielleicht ist der General unterwegs, um die vorgeschobenen Forts zu kontrollieren. Vielleicht ist er auch überhaupt nicht ausgeschieden und sammelt jetzt Fakten für das Indianerbüro.

Arnos Brady holt tief Luft und sagt: »Sir, wir haben Schwierigkeiten mit den Indianern. Sie lauern nicht nur am Santa-Fé-Trail, nein, sie tauchen ganz überraschend auf. In den letzten beiden Wochen wurden vier Farmen überfallen!«

Carrington lässt das Besteck sinken und sieht den Colonel scharf an.

»Amos, das ist Ihre Sache, nicht die meine«, antwortet der alte Eisenschädel. »Ich habe nichts mehr mit all dem zu schaffen. Aber wundert es Sie, dass die roten Männer sich wehren?«

Ungläubig sieht der Kommandant den General an.

»So sehen Sie das, Sir?«, fragt er.

»Ja, genau so«, entgegnet Carrington hart. »Seit Jahren werden die Indianer betrogen. Jeder Vertrag mit der Regierung wurde von uns, von uns Weißen, gebrochen.«

»Aber ich habe meine Befehle, ich kann doch nichts ändern«, protestiert Brady.

»Sicher, das ist richtig. Aber wenn Sie mit den roten Männern zu tun haben, dann bleiben Sie ehrlich, und halten Sie Ihre Versprechen, Amos. Sie werden sehen, innerhalb kurzer Zeit verändert sich die Lage.«

Schweigend trinken sie ihren Kaffee. Colonel Brady denkt angestrengt nach. Er weiß, dass der General irgendwie recht hat, aber die Fehler sind bereits vor langer Zeit gemacht worden, und ein kleiner Oberst kann sie nicht beheben.

Geschrei dringt von draußen herein.

Ein paar Männer brüllen sich an, und dann sehen Carrington und Brady die Wache zu den Quartieren der Zivilisten laufen.

Auf einmal hämmert ein Revolver los.

Ein Mann schreit vor Schmerz, und sein Schrei verstummt, als ein letzter Schuss fällt.

»Verdammte Zivilisten«, flucht Brady und springt auf.

Er läuft aus dem Speiseraum. Langsamer folgt der General. Er spürt, dass es für ihn besser ist, sich nicht so offen zu zeigen.

Dieses Gefühl, das er schon immer in gefährlichen Situationen hatte, warnt ihn. Und er kann sich darauf verlassen, dessen ist sich Carrington gewiss.

Zwei Männer liegen reglos am Boden. Der General steht außerhalb des Lichtkreises der Laternen.

Deutlich erkennt er Moranta, wie er sich nennt. Nur die schwarzen Haare und der Name weisen darauf hin, dass der Mann mexikanisches Blut in den Adern hat.

Aufmerksam hört Carrington zu. Brady steht zwischen dem angeblichen Händler und zwei verwegen aussehenden Burschen, die ihre Colts noch in den Fäusten halten.

»Ihr könnt von mir aus zur Hölle fahren«, sagt Moranta fast sanft. »Ich habe diese Sache angefangen. Und wir machen es so, wie ich sage. Verschwindet! Ich nahm euch auf, weil ich Hilfe brauchen konnte, aber wenn ihr mich reinlegen wollt, so ist die Partnerschaft zu Ende.«

Widerwillig wenden sich die beiden Männer ab. Sie verschwenden keinen Blick an die beiden, die tot oder verwundet im Staub liegen.

Carrington weiß auf einmal, dass diese Kerle dort wirklich zu der ganz elenden Sorte gehören. Für einen Dollar würden sie ihre Großmutter umbringen, und es würde ihnen sicher nichts ausmachen.

»Sie sind sich also einig?«, fragt Brady scharf.

»Natürlich, Colonel. Ich wollte keine Schießerei«, antwortet Moranta.

Aber in seinem Tonfall schwingt eine böse Freude mit. Carrington spürt, dass der Kerl mit sich zufrieden ist. Ja, er scheint die Schießerei als einen richtigen Spaß anzusehen.

Und auch der Colonel merkt das. »Sie verlassen mit Ihren Leuten sofort das Fort«, befiehlt Brady. »Sie bleiben unter Aufsicht, bis Sie den Posten verlassen haben.«

Moranta zuckt nicht zusammen, oh, nein, dafür ist er viel zu gerissen. Er sieht Brady nur an.

Und für den Bruchteil einer Sekunde erkennt der Colonel, dass ihn der Händler am liebsten sofort umbringen würde.

»Eine halbe Stunde, so viel Zeit gebe ich Ihnen. Keine Sekunde mehr.«

Moranta stößt einen schrillen Pfiff aus.

Seine letzten drei Männer gehen zum Stall. Der Händler klettert auf den Wagen und überprüft die Ladung.

Sekundenlang sieht Carrington einen großen Kessel, der hinten im Wagenkasten liegt.

Und für einen kurzen Moment hat der General den Eindruck, dass sich noch eine Person im Inneren des Wagens aufhält.

Aber sofort lässt Moranta die schwere Plane herabfallen, und Carrington ist der Blick versperrt.

Innerhalb weniger Minuten sind die Gespannpferde angeschirrt. Moranta schwingt sich auf den Bock. Die Zügel klatschen auf die Rücken der Pferde.

Lautlos setzt sich der alte Wagen in Bewegung. Verwundert lauscht Carrington. Eigentlich müssten die Bretter knirschen und die Räder quietschen. Aber Moranta hat diesen alten Wagen so gut hergerichtet, dass er leise wie eine nagelneue Kutsche rollt; lediglich die eisenbereiften Räder lassen den Kies unter ihnen knirschen.

Die letzten drei Männer des Händlers sitzen bereits in den Sätteln.

Deutlich erkennt der General die Verachtung, den Spott in den Augen dieser Burschen.

Es sind Männer, die sich den Teufel um das Gesetz scheren, Kerle, die auf der anderen Seite des Zaunes stehen.

Unwillkürlich tastet Carrington nach dem Revolver, den er unter der Uniformjacke trägt. Der alte Offizier ist noch immer ein zäher Kämpfer. Er verlässt sich auf seine Fähigkeiten. Und er hat in seinem Leben bereits eine ganze Menge mitgemacht.

Er kennt jeden schmutzigen Trick, und er spürt, dass er wachsam sein muss. Sein Gefühl sagt ihm, dass er Moranta und dessen wilden Reitern nochmals begegnen wird.

Carrington geht zu Colonel Brady hinüber. Der Oberst starrt finster hinter dem Wagen und den Reitern her.

»Am liebsten hätte ich die Kerle aufgeknüpft«, meint Amos. »Aber dann müsste ich jeden zweiten Zivilisten hängen lassen.«

Der General nickt nur. Er weiß, was der Colonel damit sagen will. Es sind die Abenteurer, die wirklich harten und rücksichtslosen Burschen, die jetzt weiter nach Westen ziehen.

Und diese Kerle sind nicht zimperlich. Sicherlich können die meisten von ihnen weder lesen noch schreiben. Aber dafür wissen sie, wie man am Leben bleibt.

Aber Carrington denkt auch an den Mann, den er aufsuchen will. Er denkt an den ehemaligen Major John Morgan, an diesen tapferen Rebellenoffizier.

Morgan ist einer der Männer, die dieses Territorium formen könnten. Eigentlich muss er im Grunde seines Herzens ebenfalls ein Abenteurer sein, aber er hatte ein Ziel. Und dieses Ziel wird er wohl schon erreicht haben; zumindest der Anfang ist gemacht. Denn manchmal wird von einer Ranch erzählt, die irgendwo im wilden Gebiet von Colorado liegt.

Niemand weiß etwas Genaues, aber so ein Gerücht hat bestimmt eine Grundlage.

Carrington lässt sich von Brady sein Bett zeigen.

»War noch jemand bei Moranta?«, fragt der General. »Ich meine, ich habe eine Gestalt im Wagen gesehen. Es könnte sogar eine Frau gewesen sein.«

Verblüfft schüttelt der Colonel den Kopf.

»Nein, aber vielleicht hat er einen Mann oder eine Frau im Wagen verborgen. Moranta und seine Männer waren nur zwei Tage im Fort. Sie sehen ja selbst, dass eine Menge Zivilisten hier Station macht. Einen genauen Überblick haben wir selbst nicht mehr, Sir.«

Carrington dankt dem Oberst. Brady lässt den alten Offizier alleine. Der General überlegt sich, was Moranta wohl mit dem großen Kessel vorhat.

Und als Carrington am anderen Morgen erwacht, kommt ihm wie der Blitz die Erleuchtung!

»Dieser Mistkerl wird Indianerwhisky kochen«, murmelt der General und setzt sich mit einem Ruck auf.

Bitter denkt er an die Folgen. Die roten Männer werden noch wilder, ja, sie werden wie verrückt sein, nachdem sie von diesem höllischen Gebräu getrunken haben.

Norman Carrington kennt die Rezepte der Händler. Er weiß, dass die Suppe, die gewissenlose Händler an die Indianer verkaufen, schon manchen roten Mann umgebracht hat. Und sicherlich lag es nicht alleine am Kautabak oder an der roten Tinte, die in dem Stoff aufgekocht wurden. Nein, in den meisten Fällen war es wohl schlechter Alkohol, der zum Tode führte.

Es hat keinen Sinn, Colonel Brady einen Tipp zu geben. Moranta wird während der Nacht durchgefahren sein.

Auch der beste Fährtensucher kann die Spur nicht mehr entdecken, denn der Trail ist wie umgepflügt.

Carrington hat den zweiten Säbel hinter den Proviantpacken geschnallt, den ihm der Sergeant gebracht hat.

Ab sofort kann der General nicht mehr mit der Armee rechnen. Dieses kleine Fort war der letzte Posten der Kavallerie.

Er weiß nicht, dass auch Amos Brady eine gewisse Ahnung hatte. Und Carrington weiß nicht, dass eine halbe Stunde nach ihm die halbe Schwadron ausreitet und seiner Spur folgt.

So ist der General wachsam. Er spürt die Anspannung förmlich, obwohl er keinerlei Gefahr entdecken kann.

Unauffällig mustert Carrington die zerklüfteten Felsen. Sie sind für einen Hinterhalt wie geschaffen.

Entschlossen lenkt der General sein Pferd zur Seite. Er hält auf die Baumreihe zu, die etwa eine Meile seitlich liegt. Von dort aus wird er zwischen die Felstrümmer reiten und sich umsehen.

Die Anspannung in Carrington lässt nicht nach. Argwöhnisch beobachtet er die Bäume. Sie stehen nicht dicht genug, und das Unterholz ist zu niedrig, um eine gute Deckung abzugeben.

Nachdem der General die halbe Entfernung zu den herabgefallenen Felsen zurückgelegt hat, sieht er etwas aufblitzen.

Ein Lichtreflex; vielleicht spiegelt sich die Sonne für eine halbe Sekunde auf einem Gewehrlauf.

Carrington macht seine Winchester schussfertig und legt das Gewehr quer über den Sattel.

Und auf einmal peitschen Schüsse! Drei Gewehre hämmern in rasender Folge. Carrington beugt sich vor und treibt sein Pferd an.

Die Kugeln gelten nicht ihm, weiß der General nach ein paar Sekunden. In halsbrecherischem Tempo jagt er das Pferd über den holprigen Boden auf die Felsen zu.

Ein breiter Weg tut sich nach ein paar hundert Yards unvermutet vor ihm auf. Dieser Trail führt aus einer anderen Richtung auf die Felsbarriere zu.