Skull-Ranch 12 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 12 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Die Banditenstadt

Zwischen den stolzen Bergketten der Rocky Mountains und den sanften Blaugrastälern Colorados ist der Teufel los. Seit Monaten überfallen wilde Horden von Desperados Kutschen, Goldtransporte und einsam gelegene Farmen. Immer wieder gelingt es den Banditen, spurlos in den Bergen zu verschwinden.
Aber jetzt hat US-Marshal Dan Canby den rauen Desperados den Kampf angesagt. Als einsamer Satteltramp getarnt, will er ihren Schlupfwinkel aufspüren und die Banditenstadt ausräuchern. Kein Job für einen Mann allein. Dan Canby braucht die Hilfe von ehrlichen, entschlossenen Männern. Und er findet sie bei den Leuten von der Skull-Ranch ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Banditenstadt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8738-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Banditenstadt

von Dan Roberts

Zwischen den stolzen Bergketten der Rocky Mountains und den sanften Blaugrastälern Colorados ist der Teufel los. Seit Monaten überfallen wilde Horden von Desperados Kutschen, Goldtransporte und einsam gelegene Farmen. Immer wieder gelingt es den Banditen, spurlos in den Bergen zu verschwinden.

Aber jetzt hat US-Marshal Dan Canby den rauen Desperados den Kampf angesagt. Als einsamer Satteltramp getarnt, will er ihren Schlupfwinkel aufspüren und die Banditenstadt ausräuchern. Kein Job für einen Mann allein. Dan Canby braucht die Hilfe von ehrlichen, entschlossenen Männern. Und er findet die Leute von der Skull-Ranch.

Shorty sieht zu der kleinen Bretterhütte hinüber und seufzt. Zumindest diese Nacht muss er noch hier verbringen.

Die Rinder legen sich bereits hin.

Dreiundzwanzig Tiere hat Shorty zusammengetrieben, und es sind alles Tiere, die in den nächsten Tagen kalben werden.

Die Skull-Ranch ist auf jedes Kalb angewiesen, denn der Viehbestand ist noch ziemlich gering.

So kam es, dass John Morgan dem drahtigen Shorty den Auftrag gab, die Kühe, die bald so weit sind, zur Ranch zu treiben.

Der kleine Mann, der am Boden wie ein unscheinbarer Wicht wirkt, stößt einen schrillen Schrei aus und treibt sein Pferd an.

Drei der Longhorndamen haben sich abgesondert. Wahrscheinlich wollen sie nichts mit diesem winzigen Burschen auf dem Pferderücken zu schaffen haben.

Aber Shorty ist ein Rindermann. Beruhigend spricht er auf die Kühe ein und drängt sie mit seinem Pferd in Richtung der Hütte. Widerwillig marschieren die Tiere los. Unwillig muhen sie und wenden die Köpfe.

Klappernd stoßen die Hörner aneinander, und einmal hat Shorty das deutliche Gefühl, dass ihn die Rinder vorwurfsvoll anschauen.

»Verdammt, lauft schon!«, ruft er laut. »Ich will morgen früh sofort zur Ranch, merkt euch das. Ich habe keine Lust, erst hinter euch herzureiten. Los, lauft schon!«

Abschätzend schaut Shorty zur Sonne hoch. Die letzten kräftigen Strahlen scheinen grell über die Bergspitzen.

Hoffentlich kommen die drei Tanten zur Ruhe, denkt Shorty. Er weiß, dass die Kälber wichtig für die Ranch sind. Und das heißt, dass sie wichtig für alle sind, die für John Morgan und damit für die Skull-Ranch reiten.

Fast eine halbe Stunde hockt der kleine Bursche im Sattel und singt. Worte sind es nicht, die er über die Lippen bringt. Er singt einfach, er lässt Töne aus seiner Kehle heraus und freut sich darüber, dass die Rinder still werden.

Shorty blinzelt in das letzte helle Licht. In diesem Hochtal, das von steilen Felsen eingeschlossen ist, wird es früh dunkel.

Die drei unwilligen Longhornkühe haben sich gelegt. Sie beachten Shorty gar nicht, der langsam an ihnen vorbeireitet.

Übertrieben höflich zieht er den Hut und murmelt einen Gruß.

Die Longhorns käuen wieder und kümmern sich nicht um Shorty. Sie wissen, dass dieses komische Wesen, das halb wie ein Pferd und halb wie ein Mensch aussieht, die verrücktesten Einfälle hat.

Sie warten einfach ab. Und vielleicht werden sie eines Tages triumphierend muhen!

Shorty grinst und rollt sich eine Zigarette. Als er vor der Hütte vom Pferd springt und krummbeinig zu diesem Bretterverschlag geht, hängt der Glimmstängel halb erloschen zwischen seinen Lippen.

Shorty trägt seinen Spitznamen wahrhaftig zu Recht. Ein normal großer Mann kann dem kleinen Burschen auf den Kopf spucken, wenn Shorty kein Pferd zwischen den Beinen hat.

Aber im Sattel, da ist er besser als andere!

Shorty rückt sich den zerbeulten Hut zurecht und zieht an der Zigarette. Er stößt einen halblauten Fluch aus und fingert ein Streichholz aus der Hemdentasche.

Als er das Schwefelholz an einem Brett der Hütte anreißen will, bricht der Phosphorkopf ab und fällt zu Boden.

Und jetzt flucht Shorty lästerlich!

Es ist nicht so, dass er geizig ist, aber er hat nur wenige Zündhölzer bei sich, und das Feuer in der windschiefen Bretterhütte, die John Morgan hochtrabend Vorwerk nennt, ist bestimmt erloschen.

Aber der kleine Bursche ist ein schlauer Kopf. Er bückt sich und sucht den Boden nach dem abgebrochenen Zündholzkopf ab.

Und diese Bewegung rettet ihm das Leben!

Heiß fährt eine Kugel über Shortys Rücken.

Der Cowboy lässt sich fallen, hört den Knall und weiß, dass er kaum eine Chance hat. Trotzdem zieht er den Revolver.

Eine Winchester peitschte eben. Und der Schütze hockt sicherlich in guter Deckung.

Pferdehufe hämmern auf dem Boden. Shorty schätzt, dass mindestens fünf oder sechs Reiter auf das Vorwerk zukommen.

Das ist also das Ende, denkt der Cowboy. Hier, mitten in Colorado, in diesem wilden Land, da werde ich sterben.

»Er hat sich bewegt!«, schreit ein Mann. »Er kann noch nicht tot sein. Gebt ihm eine Kugel, los!«

Shorty spürt Wut und Trauer zugleich. Er weiß, dass er gegen ein entschlossenes Rudel von Banditen nichts ausrichten kann, denn er ist nur ein einzelner Mann.

»Treibt die Rinder, hooohhh, treibt sie, jagt sie hoch, los! Wir brauchen diese gehörnten Biester. Treibt sie, laufen sollen sie, diese dicken Tanten.«

Shorty knirscht mit den Zähnen. Banditen wollen sich dieser Longhornkühe bemächtigen, und das kann er doch nicht zulassen.

Der Cowboy beherrscht sich bis zu den alleräußersten Grenzen seiner Geduld.

Erst als die Hufeisen dicht neben ihm aufschlagen, spannt sich Shorty an. Die erloschene Zigarette hängt noch immer zwischen seinen zusammengepressten Lippen. Der Hut liegt ein paar Yards weiter im halbhohen Gras.

»Er rührt sich nicht. Er ist hinüber«, sagt ein Mann.

»Unsinn, er hat eine Schramme auf dem Rücken«, erwidert ein anderer. »Dieser Kerl springt gleich hoch und feuert seinen Colt ab.«

Shorty spürt den Tabak der zerkauten Zigarette zwischen den Zähnen, und die Wut wird übermächtig in ihm.

Wie ein Marder wirft er sich auf einmal herum und reißt den Revolver hoch.

Verwischt sieht er drei, vier dunkle Gestalten, und er drückt ab.

Zwei gellende Schreie beweisen Shorty, dass er getroffen hat, aber das ist auch das letzte, was er wahrnimmt.

Ein gewaltiger Schlag trifft seinen Schädel. Und danach wirbeln rote Feuerräder vor seinen Augen. Bunte Farbflecken wachsen, werden immer größer, und als sich zwei dieser Flecken vereinigen, entsteht ein schwarzes, grundloses Loch, dem Shorty nicht widerstehen kann.

Er fühlt, wie er hineinfällt, und dann weiß er nichts mehr.

Etwas Weiches, Warmes berührt Shortys Gesicht. Prustend schnaubt das Rinderpferd seinen Atem aus. Shorty stöhnt, als ihn der Luftzug trifft.

Der kleine Cowboy dreht sich herum.

Unwillkürlich tastet er nach dem Revolver, aber Shorty erreicht die Waffe nicht.

Und dann fällt ihm ein, was passiert ist.

Reglos bleibt der Weidereiter liegen.

Angestrengt horcht er. Kein Geräusch ist zu hören. Shorty schlägt die Lider auf. Entsetzt zuckt er zusammen und hält die Hände vor die Augen.

Er sieht nichts! Dieser Schlag gegen den Schädel hat ihn das Augenlicht gekostet, glaubt Shorty.

Aber dann erkennt er kleine Lichtpunkte am Nachthimmel.

»Heiliger Rauch, es ist Nacht, sonst nichts«, stöhnt der kleine Reiter.

Schlaff sinkt er zurück. Sein Kopf dröhnt wie eine Indianertrommel, auf der gerade die Fäuste eines roten Mannes eine Melodie hämmern.

Vorsichtig betastet Shorty seinen Kopf. Er spürt verkrustetes Blut unter den Fingerspitzen und weiß auf einmal, dass er unwahrscheinliches Glück gehabt hat.

»Da hat der große Lord seinen Daumen dazwischengehalten«, sagt der Cowboy leise. »Einen Viertelzoll mehr nach links, und ich wäre im Himmel.«

Trotz des hämmernden Schmerzes steht Shorty auf. Er weiß, dass er überfallen wurde, und er ahnt, dass einige Stunden vergangen sind.

Es ist sein Job, die Kühe zusammenzuhalten, aber von den Tieren ist nichts mehr zu sehen.

Wütend flucht Shorty. Er spuckt seinen Zorn förmlich hinaus. Erst als das Pferd abermals schnaubt, wird der Cowboy still.

»Wir müssen den Halunken folgen«, sagt Shorty zu seinem Pferd. »Wir müssen die Spur aufnehmen. Ich kann es doch nicht zulassen, dass diese Bastarde die Rinder der Skull-Ranch wegtreiben!«

Shorty geht schwankend zur Hütte und taumelt in den einzigen Raum des Vorwerks. Irgendwo ist hier ein Spiegel. Das weiß der Cowboy. Und bevor er losreitet, will er seine Verwundung genau sehen.

Nachdem er Feuer gemacht hat, findet der Weidereiter die Spiegelscherbe. Sie lehnt dicht neben dem Kamin auf einem rauen, ungehobelten Brett, das an der Wand der Hütte hängt.

Erschrocken zuckt Shorty zusammen.

Die blutige, verkrustete Wunde hat ihm fast einen Viertelzoll Haut mitsamt den Haaren gekostet.

Er wagt es nicht, das geronnene Blut abzuwaschen, um die Verwundung genauer in Augenschein zu nehmen.

»Ich muss zur Ranch«, spricht Shorty halblaut zu sich selbst.

Er hat auf einmal erkannt, dass er keinerlei Chance gegen die Nachtfalken hat, die vor Stunden die Kühe fortgetrieben haben.

Es ist finster, und wie es aussieht, wird erst nach einigen Stunden die Sonne aufgehen. In der Dunkelheit der Spur zu folgen, ist sinnlos. Vor allem wird Shorty als einzelner Mann überhaupt nichts gegen die Rustler ausrichten.

Der kleine Cowboy schluckt seinen Zorn herunter und schwingt sich auf das Pferd. Beinahe wird es Shorty schlecht, sein Magen hat sich wohl selbstständig gemacht und hüpft wild im Bauch umher.

Und als das Tier angeht, ist Shorty froh, dass es den Weg zur Skull-Ranch wohl alleine finden wird.

Halb besinnungslos hängt der Cowboy im Sattel und klammert sich mit letzter Kraft fest. Nach einer Zeit, die ihm wie Stunden vorkommt, taucht ein klarer Gedanken in seinem Kopf auf.

Eine Gehirnerschütterung, denkt Shorty, ja, der Schlag der Kugel hat mein Gehirn durcheinandergebracht. Und darum ist mir so schlecht.

Erst im Morgengrauen nähert sich das Rinderpferd der Ranch. Es geht im Schritt, und es scheint, als wüsste das Tier von der Verwundung seines Reiters, so behutsam setzt es Fuß vor Fuß.

Shorty spürt nichts davon, dass ihn Doc Smoky und Chet Quade aus dem Sattel heben. Sie haben das Pferd gesehen und sind ihm entgegengeritten.

Und Shorty spürt auch nicht, wie die Wunden ausgewaschen werden; er ist bewusstlos. Nur einmal, als Chet ihm die Schrammen mit Whiskey auswäscht, zuckt der Körper des kleinen Cowboys zusammen.

Aber Shorty kommt nicht zur Besinnung.

Erst nach Stunden murmelt er wirre Worte. Er spricht von den Rustlern und der Fährte, die unbedingt verfolgt werden muss.

John Morgan sitzt im Bunkhouse neben Shortys Bett und lauscht auf jedes Wort. Der Boss der Skull-Ranch nickt grimmig, als er die wenigen Worte hört. Nun weiß er wenigstens ungefähr, was geschah.

Big Nose, der Kiowa-Häuptling, ließ sicherlich nicht die tragenden Kühe abtreiben. Nein, es waren Banditen, die sich irgendwo in den Bergen verkrochen haben.

In den letzten Wochen haben die Reiter der Skull mehrfach Männer gesehen, die jeder Begegnung auswichen. Irgendwo in den Bergen muss es einen Schlupfwinkel geben, in dem sich die Desperados sicher fühlen.

Dan Canby reitet seit mehr als zwei Wochen durch dieses wilde, ungezähmte Land. Vor vier Tagen ließ er sich zum letzten Mal rasieren. Er hat sich noch immer nicht so richtig an das Gefühl der Stoppeln in seinem Gesicht gewöhnt.

Abgerissen sieht er aus, der mittelgroße Mann. Das Hemd ist schmutzig und verschwitzt, und die Wildlederjacke zeigt Flecken. An beiden Ärmeln sind die Nähte ein Stück weit aufgerissen.

Dan steckt nachdenklich den Zeigefinger in das Loch seines rechten Hosenbeines und schüttelt den Kopf.

Lediglich die Waffen wirken gepflegt. Der Rappwallach ist staubbedeckt, und sicherlich sehnt er sich genau so nach einem Bad wie sein Reiter.

»Ein Satteltramp, ja, bestenfalls sehe ich wie ein heruntergekommener Cowboy aus«, sagt Dan halblaut.

Und dabei ist dieser schlanke Mann in Wahrheit ein US-Marshal!

Der Stern steckt im Futter des linken Stiefels, und sein Bestätigungsschreiben des Gouverneurs im Futter des anderen.

Doch in der Satteltasche liegt ein zusammengefalteter Steckbrief. Und das Gesicht auf diesem Steckbrief ist Dan Canbys Gesicht.

Seit Monaten überfallen kleinere Horden von Desperados Kutschen, Goldtransporte und einsam gelegene Farmen.

Immer wieder gelang es den Banditen, in die Rocky Mountains zu entkommen. Jegliche Verfolgung musste nach Tagen ergebnislos abgebrochen werden.

Und so dachte sich der Marshal einen Plan aus. Dan weiß, dass seine Idee verdammt gefährlich ist, aber er sah keine andere Chance.

Irgendwo in den Bergen müssen die Gesetzlosen einen Schlupfwinkel besitzen, zu dem sie sich zurückziehen. Niemand kennt diesen Ort, aber Dan erfuhr von Gerüchten, die diesen geheimnisvollen Schlupfwinkel erwähnten.

So kam es, dass aus dem US-Marshal Dan Canby der Bandit Dan Canby wurde. Er hat seine Story gut gelernt, ja. Und der Steckbrief hängt wahrhaftig in allen Orten aus.

Canby hat angeblich eine Bank überfallen und dabei zwei Männer erschossen. Die Beute konnten ihm seine Verfolger wieder abjagen, aber Canby selbst entkam.

Der Marshal hofft, dass er mit dieser Geschichte bei den Gesetzlosen aufgenommen wird.

Aber dazu muss er sie erst einmal finden.

»Na los, mein Alter«, sagt Dan zu seinem Pferd, »wir müssen über diesen Pass. Vielleicht finden wir einen feinen Ort zum Lagern und ruhen uns ein paar Stunden aus.«

Der Wallach geht gleichmäßig die Steigung hoch. Und als er die Wasserscheide erreicht hat, zügelt Canby das Tier.

Überrascht blickt Dan in ein weites Tal hinab, dessen Boden mit bläulich schimmerndem Gras bedeckt ist.

Canby hat bereits von den Blaugrastälern in Colorado gehört, doch nun sieht er ein solches Tal zum ersten Mal.

»Heiliger Rauch«, sagt er und fühlt, dass dort unten der richtige Ort für einen richtigen Mann sein könnte.

Mehrere Wasserläufe kommen aus den Bergen und münden in einige Seen. Undeutlich erkennt Canby Enten, die vom Ufer des größten Sees aufsteigen.

Natürlich hat Dan auch die Longhorns gesehen, die dort unten das fette, gesunde Gras abweiden. Aber er denkt noch nicht weiter darüber nach.

Er lässt den Anblick des Tales auf sich wirken.

Einige Hügelketten ziehen sich in nördlicher Richtung. Waldstücke steigen an den Hängen hinauf, und auf den Terrassen, die zu den schroffen Felsen führen, stehen uralte Baumriesen.

Dan schüttelt das Gefühl ab, das ihn überkommen hat. Es ist wirklich ein Paradies, das dort unten vor ihm liegt.

»Die Longhorns«, murmelte Canby. »Irgendjemand hat seine Chance erkannt und dieses Bluegrass Valley in Besitz genommen.«

Der Marshal sieht einige Gebäude, die in der Nähe des größten Sees liegen.

Links und rechts an das Haupthaus sind kleinere Gebäude angebaut. Ganz links sieht Dan den Brunnen. Auf der rechten Seite liegt wohl der Stall, der mit einem Vordach versehen ist.

Die Gebäude sind von einem Stangenzaun eingefasst. Vor der überdachten Veranda des Haupthauses, ein ganzes Stück weit entfernt, unterbricht ein typisches Ranchtor den Zaun.

Dan holt sein Fernglas aus der Satteltasche und hebt es an die Augen.

Der Rancher ließ einen mächtigen Bullenschädel auf dem Querbrett oben zwischen den Torpfosten befestigen.

Canby ahnt, welchen Namen diese riesige Ranch trägt.

»Skull-Ranch heißt sie, denke ich«, sagt Dan halblaut, »ja, sicherlich heißt sie Skull-Ranch, denn dieser mächtige Schädel lässt eigentlich keinen anderen Namen zu.«

Der Marshal erinnert sich an die Rolle, die er spielt. Er weiß nicht, ob er beobachtet wird, und so verhält er sich wie ein Mann, der sich seiner Sache gar nicht sicher ist.

Unruhig blickt er über die Schulter zurück, sucht den Trail und den Pass ab. Zögernd lässt er den Wallach ein paar Schritte gehen.

Ein Beobachter muss glauben, dass sich der Satteltramp gar nicht wohl fühlt beim Anblick dieser Ranch dort unten.

Canby weiß, dass er zur Ranch muss.

Vielleicht können ihm die Männer dort einen Hinweis auf das Versteck der Banditen geben.

Dan schätzt die Entfernung ab und denkt, dass er gegen Mittag um den See herumgeritten sein wird und die Gebäude erreicht.

Während der Rappe abwärtsgeht, mustert der Marshal die Zugänge zu diesem Tal. Und auf einmal weiß er, dass der Rancher mit seinen Männern eine mächtig schwere Aufgabe hat.

Nur mit einer kleinen Armee können die vielen Trails überwacht werden. Dieses herrliche Tal ist nicht abgeschlossen, oh nein. Und sicherlich schlafen die Männer dort unten des Nachts nur mit einem Ohr und mit einem Auge.

Canby denkt an die Banditen, Indianer und an die wilden, gesetzlosen Camps. Goldsucher durchwühlen in nicht allzu großer Entfernung den Boden nach dem gelben Metall. Sie brauchen Fleisch, und die Longhorns der Ranch bieten ihnen dieses.

»Du musst schon ein besonderer Mann sein, Ranchboss«, murmelt Dan. »Du musst stark und mächtig werden, wenn du dieses Tal nicht eines Tages verlieren willst.«

Canby gibt die Zügel des Wallachs frei und lässt das Tier laufen.

Kurz vor dem höchsten Stand der Sonne reitet Dan unter dem Bullenschädel durch. Die Gebäude liegen ruhig und verlassen in der Mittagshitze. Dan zügelt sein Tier vor der Veranda und sieht sich um.

»Na, Mister, alles gesehen, was Sie sehen wollten?«, fragt eine Stimme.

Canby erstarrt. Nichts hat ihn gewarnt, er verspürte nicht das Gefühl drohender Gefahr, als er den Rappen hier zügelte.

Aus einem Schaukelstuhl, der im Schatten des Verandadaches steht, richtet sich ein grauhaariger Mann auf.

Ungläubig mustert Dan die Generalsuniform, die der Grauhaarige trägt.

Mit einer gewohnheitsmäßig wirkenden Bewegung streicht sich der General durch den Kinnbart.

Dan schabt mit dem Handrücken über seine Stoppeln und grinst schwach. Er weiß, dass er sicherlich nicht vertrauenerweckend aussieht. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Und plötzlich spürt Canby, dass er nicht nur von diesem General beobachtet wird.

»Ihr seid mächtig vorsichtig hier, was?«, fragt Dan. »Ich habe einen langen Ritt hinter mir, General. Sind Sie der Besitzer dieser Ranch?«

Der Mann in der Uniform weiß, was der abgerissen aussehende Satteltramp sagen will. Im Westen wird die Gastfreundschaft groß geschrieben.

»Nein, John Morgan gehört die Skull-Ranch«, entgegnet der General. »Wenn Sie ein paar Minuten warten, kommt er heraus. Suchen Sie einen Job, Fremder?«

Dan schüttelt abweisend den Kopf.

»Kommen Sie auf die Veranda«, lädt der Uniformierte den Satteltramp ein.

Dan steigt ab und geht die wenigen Stufen hinauf. Einladend deutet der General auf ein paar Stühle, die um einen kleinen Tisch herumstehen.

Canby setzt sich. Auf einmal spürt er, dass er Hunger und Durst hat.

Mit leichtem Knarren öffnet sich die Tür des Haupthauses.

Dan spürt, wie sich seine Rückenmuskeln anspannen. Scheinbar gleichgültig wendet er den Kopf.

Ein noch junger Mann steht in der Türöffnung. Ein schwarzer Schnauzbart hängt über seine Mundwinkel herab.

Und die ganze Haltung des jungen Mannes, die Gelassenheit und Selbstsicherheit lassen nur einen Schluss zu.

Canby schaut zum Revolver und ist sicher.