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Vor dem Ranchhouse zügelt der junge Reiter sein Pferd. Abschätzend wandert sein Blick zwischen den beiden Männern auf der Veranda hin und her. "Ist John Morgan hier?"
Der Boss der Skull-Ranch geht langsam auf den Fremden zu. "Was wollen Sie von mir?"
Schweigend überreicht der Bote ihm einen Brief. Hastig öffnet John Morgan den Umschlag und überfliegt die Nachricht. Mit bleichem Gesicht wendet er sich dann an den schwarzhaarigen großen Mann, der sich bislang im Hintergrund gehalten hat. "General Carrington soll hängen. Der einzige, der ihm helfen kann, bist du, Quade ..."
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Ein Marshal namens Quade
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba/Bassols
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-9342-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ein Marshal namens Quade
von Dan Roberts
Vor dem Ranchhaus zügelt der junge Reiter sein Pferd. Abschätzend wandert sein Blick zwischen den beiden Männern auf der Veranda hin und her. »Ist John Morgan hier?«
Der Boss der Skull-Ranch geht langsam auf den Fremden zu. »Was wollen Sie von mir?«
Schweigend überreicht der Bote ihm einen Brief. Hastig öffnet John Morgan den Umschlag und überfliegt die Nachricht. Mit bleichem Gesicht wendet er sich dann an den schwarzhaarigen Mann, der sich bislang im Hintergrund gehalten hat. »General Carrington soll hängen. Der Einzige, der ihm helfen kann, bist du, Quade …«
Quade verhält sein Pferd und schiebt sich den Hut in den Nacken. Dort vorne, in einer kleinen Senke liegt Liberal.
Von hier, aus einer Meile Entfernung, sieht die Stadt ganz ruhig und friedlich aus. Chet holt ein Fernglas aus der Satteltasche und hebt es an die Augen.
Er stellt die Schärfe ein und mustert die Mainstreet der Stadt. Ein paar Pferde sind an den Hitchracks angebunden, und vor dem General Store steht ein flacher Ranchwagen.
Einige Frauen gehen über die Stepwalks und betreten Geschäfte. Es ist wirklich alles ganz friedlich.
Chet fragt sich, was dort in Liberal wohl geschehen sein mag. Der alte General ist in Not. Er wollte Sam Parsen besuchen, einen pensionierten General, der einer der wenigen alten Freunde Carringtons ist.
Chet verstaut das Glas wieder in der Satteltasche und schnalzt mit der Zunge. Das Pferd geht an. Im Schritt reitet Chet auf Liberal zu.
Und als er den breiten Fahrweg erreicht, der inmitten der Häuser die Mainstreet bildet, spürt Quade etwas.
Er schiebt sich den Hut in die Stirn, so dass der größte Teil des Gesichtes im Schatten der Krempe liegt.
Und als Chet die ersten Holzhäuser erreicht, ist kein Mensch mehr auf der Mainstreet und den Gehsteigen zu sehen.
Quade verzieht sein Gesicht zu einem freudlosen Grinsen. Die Bürger haben sich in ihre Häuser verkrochen, und nun lauern sie hinter den Fenstern. Sie wollen sehen, wer dort in ihre Stadt kommt. Sie wollen herausbekommen, um welchen Mann es sich handelt.
Und so verhalten sich nur Menschen, die unsicher sind, die Angst haben.
Chet hockt scheinbar lässig im Sattel, aber alles in ihm ist angespannt.
Die Rechte liegt hoch auf dem Oberschenkel, dicht neben dem abgewetzten Kolben des schweren Revolvers.
Chet ist bereit.
Und dann hört er ein metallisches Schnappen.
Wie der Blitz ist Quade aus dem Sattel. Er hat den Revolver gezogen und zielt über den Pferderücken hinweg auf eine Veranda.
»Hohoho, ein richtiger Puma, was?«, fragt eine brüchige Stimme. »Du bist ein Berglöwe, was, Mister? Aaahh, nun ist schon wieder einer dieser Kerle vom schnellen Eisen hergekommen. Bald wird hier so viel Blei durch die Luft fliegen, dass man nicht mehr atmen kann. Wer hat dich kommen lassen, Mister?«
Chet atmet aus und sucht mit seinen Blicken die anderen Häuser ab. Nirgends entdeckt er eine Gefahr für sich.
Der alte Mann auf der Veranda ist der einzige Mensch, den Chet entdecken kann.
Langsam geht Quade um sein Pferd herum. Den Colt hält er schussbereit in der Hand.
»Leg den Revolver weg, Mister«, sagt der Alte.
Er entspannt vorsichtig die Hähne einer Parkerflinte und lehnt sie neben sich an die Wand.
Chet mustert den alten Mann mit dem weißen Haarkranz. Helle, blaue Augen halten Quades Blick stand.
Chet holstert den Colt und stellt den linken Fuß auf die unterste der drei Stufen, die auf den Vorbau hinaufführen.
»Nun, Mann, wer rief dich?«, fragte der Weißhaarige leise. »Du bist doch ein Revolvermann, oder?«
Chet blickt den Alten abschätzend an. Schließlich grinst Quade und antwortet: »Ich weiß wahrhaftig nicht, was dich das angeht, Großvater. Ich komme von dort.«
Chet deutet mit der Linken nach Nordwesten. Irgendwo in dieser Richtung liegt Colorado.
Der Weißhaarige schüttelt den Kopf und sagt tadelnd: »Mein Junge, du solltest etwas höflicher sein. Du kannst mich doch nicht einfach Großvater nennen! Ich bin der Town Mayor hier. Und ich erwarte, dass man mich höflich behandelt.«
Chet grinst, und es ist ein scharfes, verwegenes Grinsen, das er zeigt.
»Du solltest dir ein Schild um den Hals hängen«, sagt Quade. »Und auf diesem Schild sollte stehen, dass du der Town Mayor bist. Dann weiß jeder Fremde sofort Bescheid. Und noch was, Großvater: Solange du mich Junge nennst, nenne ich dich Großvater. Und komm ja nicht auf die komische Idee, den Marshal auf mich zu hetzen. Ich kenne die Gesetze wohl genauso gut wie er. Und er kann mir nichts anhängen.«
Der Weißhaarige legt den Kopf schief und lacht leise.
»Also gut«, sagt er, »schließen wir Frieden, mein Junge?«
»Sicher, Großvater, einverstanden«, antwortet Chet.
»Ich heiße Jim, Jim Merret«, sagt der Alte.
»Chet Quade«, stellt sich Chet vor und beobachtet den Bürgermeister aufmerksam.
Aber keine Reaktion ist zu erkennen. Merret mustert Chet, die drei Pferde, und sagt kaum hörbar: »Du hast einen langen Trail hinter dir, Chet. Und die Pferde sind ganz ausgezeichnete Tiere. Sie fressen wohl besonderes Gras, auf der Heimatweide, meine ich.«
Chet nickt nur.
»Wohin willst du, Quade?«, fragt der Bürgermeister abermals.
»In Liberal lebt doch ein General Samuel Parson«, sagt Chet, »den möchte ich besuchen. Wo finde ich Sam Parson, Town Mayor?«
Die hellblauen Augen bohren sich förmlich in Chets Blick. Und auf einmal wirkt der alte Bürgermeister hart.
»Du reitest geradeaus auf der Mainstreet weiter, Quade«, sagt er. »Hinter den letzten Häusern liegt der Stiefelhügel. Dort findest du drei frische Gräber. Im dritten ganz rechts liegt Parson. Er war ein verdammt guter Mann.«
Chet atmet aus. Er verzieht keine Miene.
Quades Gedanken jagen sich. Irgendwie ahnt er, dass Carrington im Zusammenhang mit dem Tod seines Freundes in Gefahr ist.
»Nun«, sagt Chet leise und fast gleichgültig, »es gibt ja noch mehr Generäle. Ich suche mir einen anderen, denke ich.«
Merrets Gesicht entspannt sich. Ein Lächeln huscht über die verwitterten Züge.
»Versuch’s im Jail«, rät der Bürgermeister. »Dort findest du noch einen General. Und er langweilt sich mächtig, dieser Bursche mit den goldenen Sternen auf den Schulterstücken.«
Chet nickt und geht zurück zu den Pferden.
»Hey Junge«, raunt der Town Mayor, »das Telegramm schickte ich. Der Marshal weiß Bescheid. Aber wir können nicht helfen. Doch lass dir das alles von Carrington erklären. Hundertfünfzig Yards die Straße runter, dort ist das Marshal’s Office.«
Chet schwingt sich in den Sattel und reitet an.
Vier Häuser vor dem Office steht ein Mietstall. Quade hält und rutscht vom Pferderücken. Die große Tür steht offen, und Chet führt seine Tiere in den Stall.
Der Stallmann sitzt auf einer Futterkiste und schaut Chet entgegen.
»Das Übliche«, sagt Quade, »aber geben Sie allen dreien Hafer.«
»Macht zwei Dollar, Mister«, sagt der mittelgroße Stallmann. Er steigt von seiner Kiste herab und hinkt auf Chet zu. Sicherlich war der Mann früher einmal Cowboy und ist jetzt froh, dass er sich mit dem Mietstall sein Geld verdienen kann.
Chet zahlt und dreht sich um.
An der Tür bleibt er stehen. Irgendetwas stimmt nicht.
Sorgsam sucht Quade die Mainstreet ab. Er kann keine Gefahr entdecken. Auch hinter den falschen Fassaden der Häuser scheint sich niemand zu verbergen.
Unbehaglich rückt sich Chet den Revolvergurt zurecht.
Und dann sieht er etwas! Gegenüber vom Marshal’s Offices steigt eine feine, kaum sichtbare Staubwolke vor dem Stepwalk auf.
Wenn die Sonne nicht genau dorthin scheinen würde, könnte niemand diesen Staub entdecken.
Argwöhnisch mustert Chet die Stelle. Unwillkürlich legt er die Rechte an den Revolverkolben.
Eine Tür klappt gegen die Wand. Chet sieht sich um. Die Tür muss auf seiner Seite der Straße geöffnet worden sein.
»Ich hole uns was zu essen, General«, sagt ein Mann.
Und dann klappt die Tür wieder zu. Der Marshal, denkt Chet, und dann begreift er!
Er springt einen Schritt vor und zieht den Revolver.
In der gleichen Sekunde hämmern Pferdehufe über den Boden. Von rechts galoppieren vier oder fünf Reiter die Mainstreet entlang. Die Hufe der Tiere wirbeln den fußhohen Staub in dichten Schwaden auf.
»Gegenüber, Marshal! Unter dem Stepwalk!«, schreit Chet und feuert auf die Stelle, an der er vor wenigen Sekunden die feine Staubwolke sah.
Der Marshal reagiert sofort. Aber er ist nicht schnell genug. Er wirft sich zur Seite, doch der heimtückische Schütze unter dem Gehsteig erwischt den Sternträger.
Chet schießt einen Fächer unter den Stepwalk.
In der gleichen Sekunde sind die Reiter heran. Quade wirft sich zurück. Er hat sich verschossen.
Die Gesichter der vier Männer auf den Pferden sind nicht zu erkennen. Die Burschen haben ihre Halstücher bis dicht unter die Augen hochgezogen.
Und ein fünftes Pferd jagt an einer langen Leine hinter den anderen her.
Chet rennt zu seinen Tieren und reißt die Winchester aus dem Scabbard. Mit einigen langen Sätzen erreicht er die Stalltür und hebt den Kolben an die Schulter. Für einen sicheren Schuss ist die Entfernung schon zu groß.
Aber Chet riskiert es.
Seine Kugel trifft das letzte Pferd. Das Tier bricht zusammen. Die vier Reiter entkommen in jagendem Galopp.
Quade lädt seinen Revolver auf und behält ihn in der Rechten.
Mit einigen Sprüngen überquert Chet die Mainstreet. Er schaut unter die Bretter des Stepwalks und erkennt sofort, dass der Mann tot ist.
Chet zerrt den Körper heraus und dreht ihn um. Das Gesicht ist Quade völlig fremd.
Quade richtet sich auf und läuft zurück.
Ein untersetzter, blonder Mann liegt auf dem Gehsteig. Vorsichtig dreht Chet den Mann um und stößt einen schrillen Pfiff aus, als er die Wunde sieht.
Die Kugel drang in die linke Brustseite ein und muss kurz über dem Herzen im Körper stecken.
Das karierte Hemd des Marshals ist nur schwach mit Blut getränkt. Der Stern auf der rechten Seite ist verkratzt. Es ist ein einfacher Blechstern, den der Schmied sicherlich aus einer Konservendose geschnitten hat.
Chet dreht sich um. Der Stallmann steht vor der Tür und starrt herüber.
»Gibt es einen Doc hier?«, ruft Chet. »Wenn ja, dann hol ihn. Der Marshal lebt noch. Er wird es vielleicht überstehen.«
Der Stallmann humpelt davon.
Chet kniet neben dem Marshal nieder. Der schwer Verwundete atmet langsam, aber gleichmäßig.
Auf einmal flattern seine Augenlider. Mühsam, als seien sie bleischwer, öffnet der Marshal die Lider.
Der blonde Schnauzbart bewegt sich, zittert, und kaum hörbar fragt der Marshal: »Hast du den Bastard erwischt?«
»Ja, leider zu gut«, antwortet Chet, »er ist tot.«
Das Gesicht des Gesetzesbeamten nimmt einen zufriedenen Ausdruck an. Und dann wird er wieder besinnungslos.
Ein kleiner Mann rennt über den Stepwalk. Er ist nicht mehr jung, dieser ganz in schwarz gekleidete, hagere Mensch, der in der Rechten das Wahrzeichen seines Berufes schwingt: eine schwarze Bügeltasche.
»Gehen Sie zur Seite, Mister, ich bin Doc Gibson«, fordert der Arzt Chet auf.
»Sie steckt wohl dicht über dem Herzen, denke ich«, sagte Chet. »Er hat eine Chance, wenn Sie ein halbwegs guter Knochenflicker sind.«
Behutsam untersucht der Arzt den Marshal und nickt schließlich.
»Er schafft es«, sagt er ruhig. »Und außerdem bin ich nicht nur gut, sondern auch der einzige Arzt auf achtzig Meilen in der Runde. Helfen Sie mir, Thompson in mein Haus zu tragen, Fremder.«
Chet sieht sich um. Mehr als zwanzig Menschen stehen in weitem Kreis um sie herum. Quade mustert die Leute und sagt laut: »Also los, hängt irgendwo eine Tür aus und legt Thompson vorsichtig darauf. Es ist doch euer Marshal, nicht wahr?«
Chets Stimme hatte einen befehlenden Tonfall. Und sofort laufen ein paar der neugierigen Zuschauer, um die Anweisung des Fremden auszuführen.
Innerhalb weniger Minuten ist der Marshal abtransportiert. Vier oder fünf Männer stehen noch vor Chet.
Einer, ein schwerer, muskulöser Bursche schiebt sich einen Schritt vor.
Seine Arme sind von zahllosen schwarzen Punkten bedeckt. Chet weiß, dass es der Schmied sein muss, der hier vor ihm steht, denn diese schwarzen Punkte sind Verbrennungen, in die Schmutz eindrang, bevor sie verheilten.
»Sie sollten sich schon mal eine gute Rede zurechtlegen«, sagt der schwere Mann mit grollender Stimme. »Immerhin waren Sie dabei, Fremder.«
Chet grinst scharf und wild.
Für eine Sekunde zuckt der Schmied zurück.
»Dort, sieh dort hin, Mister«, fordert Chet den massigen Mann auf und weist mit der Hand auf den Toten, der neben dem Gehsteig auf der anderen Seite der Mainstreet liegt. »Dieser Kerl hatte sich unter dem Stepwalk verkrochen. Ich entdeckte ihn zu spät, aber ich warnte den Marshal noch.«
Die Bürger gehen langsam auf die andere Seite der Straße.
Niemand kennt den hartgesichtigen Schießer, der jetzt tot im Staub liegt.
Chet lehnt an der Wand zum Office und wartet.
Von links kommt der Town Mayor über den Gehsteig.
»Also los, gehen wir rein«, sagt der Bürgermeister und blickt Chet abschätzend an. »Kaum bist du hier, Junge, bricht die Hölle auf. Ha, so habe ich mir das auch gedacht, als ich dich vor einer halben Stunde sah. Oh verdammt, was ist nur los in dieser Stadt?«
Der Bürgermeister öffnet die Officetür und tritt ein.
Chet folgt lautlos und sieht sich um. Gegenüber der Tür sind drei Zellen mit zolldicken Eisenstäben abgeteilt.
Und in der mittleren Zelle steht General Carrington.
»Wird auch Zeit, dass du kommst, Chet«, sagt der weißhaarige General.
Chet holt sich einen Stuhl und setzt sich an das Gitter.
»Ich muss ein Protokoll aufnehmen«, meint der Town Mayor. »Wer hat außer dir noch etwas gesehen, Quade?«
»Der Stallmann vielleicht«, antwortet Chet und schildert, wie er auf den Mörder aufmerksam wurde.
»In Ordnung«, sagt der Bürgermeister, »ihr könnt euch ruhig unterhalten, während ich schreibe.«
Chet grinst den alten General an und fragt: »Also, Norman, wie bist du denn in die Klemme gekommen?«
»Angeblich habe ich meinen Freund, General Parson ermordet«, antwortet Carrington. »Vor genau zwei Wochen geschah es. Ich ging mit Sam zum Stall hinter dem Haus. Auf einmal krachte ein Schuss, und Sam fiel tot zu Boden. Ich sah das Mündungsfeuer, es war bereits dunkel, Chet, und feuerte. Sekunden später jagte ein Pferd davon. Der Bursche hatte die Hufe des Tieres wohl mit alten Säcken umwickelt, denn es war kaum etwas zu hören.«
»Und du standest neben dem Toten, und in deinem Colt fehlte eine Kugel«, sagt Chet ruhig.
»Genauso war es«, bestätigte der General. »Und dann kam Betsy aus dem Haus gerannt. Sie starrte mich wie ein Ungeheuer an und fing an zu schreien. Sie hörte erst auf, als ihr der Doc eine halbe Stunde später ein Beruhigungsmittel gab.«
»Und warum solltest du General Parson umbringen wollen?«, fragt Chet.
Carrington zögert etwas. Schließlich blickt er auf. In seinen blauen Augen steht ein gequälter Ausdruck.
»Sam kannte meine Lage«, sagt Carrington leise. »Er hatte ein Testament hinterlassen Chet. Und darin steht, dass ich die Hälfte seines Besitzes erben sollte, wenn er stirbt. Die andere Hälfte gehört Betsy, seiner Tochter. Sie ist erst zwanzig Jahre alt. Sam hatte sehr spät geheiratet.«
»Wusstest du von dem Testament?«, will Chet wissen.
In seinen dunklen Augen schimmert Besorgnis.
»Ja«, antwortet Carrington. »Sam erzählte mir und Betsy davon. Das Mädchen war einverstanden, aber ich lehnte ab. Chet, ich habe doch die Skull-Ranch. Dort habe ich doch alles, was ich brauche. Warum sollte ich mich denn noch in meinem Alter mit einer Farm oder einer Ranch abgeben.«
»Aber niemand glaubt dir«, stellt Quade fest. »Und du hockst hier im Jail und wartest darauf, dass die Jury zusammentritt.«
»Der Bezirksrichter kommt nächste Woche nach Liberal«, sagt der Bürgermeister vom Schreibtisch des Marshals her. »Wir haben zwar einen Friedensrichter, aber bei einer derartigen Anklage warten wir lieber auf den Bezirksrichter.«
Forschend schaut Chet den Town Mayor an.
»Oder ist es deshalb, weil Sie nicht an Carringtons Schuld glauben?«, fragt Chet.
»Hoh, du hast ja Sie zu mir gesagt, Junge!«, ruft der Bürgermeister. »Aber das kannst du dir sparen. Es stimmt. Wir halten Carrington gar nicht für fähig, einen solch kaltblütigen Mord zu begehen.«
»Wie kamst du denn auf den Einfall, das Telegramm von Doge City aus abzusenden?«, will Quade wissen.
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