Skull-Ranch 31 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 31 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Die drei Männer von der Skull schauen mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel. In der flirrenden Hitze halten sie die dunklen Punkte dort oben zunächst für eine Täuschung. Doch dann gibt es keine Zweifel mehr: Geier kreisen über der Prärie! Was mag die Aasfresser angelockt haben? Hier im Territorium der Navajos treiben seit einiger Zeit Skalpjäger ihr blutiges Unwesen. Und immer wieder fallen Siedler den Rachezügen der Indianer zum Opfer.
Die Reiter von der Skull spornen ihre Pferde an. Sie sind auf eine furchtbare Entdeckung gefasst ...

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Skalpjäger

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9733-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Skalpjäger

von Dan Roberts

Die drei Männer von der Skull schauen mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel. In der flirrenden Hitze halten sie die dunklen Punkte dort oben zunächst für eine Täuschung. Doch dann gibt es keine Zweifel mehr: Geier kreisen über der Prärie! Was mag die Aasfresser angelockt haben?

Hier im Territorium der Navajos treiben seit einiger Zeit Skalpjäger ihr blutiges Unwesen. Und immer wieder fallen Siedler den Rachezügen der Indianer zum Opfer.

Die Reiter von der Skull spornen ihre Pferde an. Sie sind auf eine furchtbare Entdeckung gefasst ...

Heiß brennt die Sonne herab. Die drei Männer sitzen zusammengesunken in den Sätteln. Die Kleidung der Reiter ist mit feinem grauem Staub bedeckt. Ab und zu schimmert ein Stück blaues Tuch durch die Schmutzschicht auf der Uniform des dritten Mannes.

Er trägt die Uniform und die Abzeichen eines Generals der Kavallerie.

Die beiden anderen Männer sind wie Weidereiter gekleidet. Und eigentlich ist nichts Besonderes an diesen drei Männern, die durch die Staubwüste reiten.

Aber ein erfahrener Mann erkennt, dass alle drei zu einer ganz besonderen Art von Männern gehören: Es sind Kämpfer, Pioniere; Männer, die sich ihrer selbst sicher sind.

»Wann erreichen wir endlich diesen Navajo-See, Chet?«, fragt der Mann an der Spitze.

Er schiebt seinen mächtigen Lederhut etwas in den Nacken und hustet.

»Verdammter Staub«, flucht Doc Smoky und legt sein verwittertes Gesicht in grimmige Falten.

»Ein paar Stunden noch«, antwortet der Reiter hinter ihm. »Aber der Staub hört bald auf, Doc.«

Der Alte, Koch der Skull-Ranch in Colorado, sagt etwas sehr Unfeines.

General Carrington lacht. Aber dieses Lachen endet in einem krampfhaften Husten.

»Sag mir, General«, fordert Doc Smoky, »warum die Armee ausgerechnet in New Mexico so viele Pferde ankauft! Warum müssen wir durch diesen Dreck reiten? Wenn ich mir vorstelle, dass unsere Blaugras-Pferde hier geschunden werden, bricht mir das Herz.«

»Ich habe keine Ahnung«, antwortet der General, »wirklich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Colorado noch Territorium ist.«

»Stell dich nicht so an, Doc«, sagt Chet Quade, der dritte Skull-Reiter. »Du bist doch so ausgetrocknet, dass dir ein wenig Staub und Sonne nichts ausmacht.«

»Hah!«, fährt der alte Koch auf, »ich habe mich an Colorado, an das Bluegrass Valley gewöhnt, das ist es, Chet. Ich bin ein alter Mann und kann mich nicht mehr so schnell auf diese Hitze einstellen.«

Chet Quade grinst. Sein schwarzer Schnurrbart sträubt sich etwas.

»Du alter Lügner«, sagt er, »sonst behauptest du, dass du uns allen noch etwas vormachst. Und jetzt schiebst du dein Alter vor und jammerst.«

Doc Smoky antwortet nicht.

Der Trail durch den Sand beschreibt eine Biegung, schlängelt sich um einige Felsbrocken herum, die durch eine Laune der Natur irgendwann einmal hierher geraten sind.

»Verdammt!«, sagt Doc Smoky und richtet sich im Sattel auf.

Sieben oder acht Vögel breiten die Schwingen aus und flattern auf.

»Geier«, sagt Chet Quade und presst seinem Pferd die Hacken in die Seiten.

Das Tier fällt in Trab und jagt nach wenigen Schritten im Galopp voran.

In der flirrenden Hitze können die drei Männer nicht erkennen, was die Aasvögel anlockte. Vielleicht ist es nur ein Stück Wild, das hier verendete.

Carrington und Doc Smoky bringen ihre Tiere ebenfalls in Galopp. Große Staubfahnen wirbeln unter den Hufen der Pferde auf, als sie hinter Chet herjagen.

Und dann erkennen die Reiter der Skull-Ranch einen umgestürzten Wagen!

Chet springt aus dem Sattel und läuft auf den leichten Kutschwagen zu. Die beiden Zugpferde sind bereits tot.

Quade vermutet, dass unter dem umgestürzten Wagen ein Mensch liegt.

Und dann schwingen sich Doc Smoky und der General aus den Sätteln.

Gemeinsam fassen sie zu und stemmen den Wagen hoch. Krachend fällt er auf die Räder und wippt ein paar Mal in der Federung.

Eine Frau liegt reglos vor den Männern.

Ihre Lippen sind bereits durch die Hitze aufgesprungen, und nur ab und zu hebt sich ihre Brust in einem schwachen Atemzug.

»Wasser, los!«, sagt Doc Smoky scharf. »Und ein paar saubere Tücher.«

Behutsam hebt der Alte den Kopf der Frau an. Sand rieselt aus den dunklen Haaren.

Smoky schaut zur Sonne und sagt: »Stellt den Wagen so, dass er Schatten bietet. Ich will die Frau nicht zu viel bewegen, Sie scheint wohl nur erschöpft zu sein.«

Vorsichtig tastet der Koch die Arme und Beine ab. Anschließend untersucht er die Rippen und legt seinen Kopf auf den Oberkörper der Frau.

»Na, was ist?«, fragt Chet von vorne.

Er löst die Zügel und Geschirre der Kutschpferde.

»Sie wird es gut überstehen«, antwortet Doc Smoky. »Warum schlug der Wagen um? Der Weg ist doch ganz glatt.«

»Die Pferde wurden erschossen«, antwortet Quade mit einem grimmigen Unterton in der Stimme. »Die Kugeln sitzen genau in den Schädeln. Die Tiere müssen sofort tot gewesen sein, Doc.«

»Spuren?«, will der General wissen, der dem Koch Wasser und ein sauberes Hemd bringt.

»Nichts, gar nichts«, antwortet Quade.

Während Doc Smoky das Hemd in Fetzen reißt und die Lappen mit Wasser tränkt, spannen Carrington und Quade ihre Tiere vor die toten Pferde und ziehen sie zur Seite.

Der alte Koch tupft vorsichtig die aufgesprungenen, rissigen Lippen der jungen Frau mit den nassen Lappen ab.

Geduldig wiederholt er immer wieder diese Bewegungen und sorgt auch dafür, dass ein paar Tropfen in den Mund der Frau rinnen.

Chet und der General schieben den Wagen so, dass er wenigstens etwas Schatten wirft. Die Sonne steht hoch, und es wird noch zwei Stunden dauern, bis sie so weit gewandert ist, dass der Wagenschatten größer wird.

»Was ist mit der Frau?«, fragt Quade.

»Wenn sie zu sich gekommen ist, fragen wir sie«, antwortet Doc Smoky giftig. »Wie lange sind die Pferde schon tot?«

»Vier Stunden mindestens, schätze ich«, sagt Chet. »Und so lange liegt sie auch unter dem Wagen.«

»Das war ihr Glück«, meint der alte Koch. »Hätte sie in der Sonne gelegen, wäre sie genauso tot wie die Gäule.«

Behutsam wäscht er das Gesicht mit einem nassen Hemdenfetzen ab.

General Carrington klettert in den Wagen und beobachtet die Sandwüste. Eigentlich kann sich niemand in dem welligen Gelände verbergen. Aber dem erfahrenen General gibt es zu denken, dass Chet keine Spuren fand.

»Es dauert nicht mehr lange«, sagt Doc Smoky leise. »Ein paar Minuten noch, dann wird sie die Augen aufschlagen.«

Der Koch blinzelt etwas und schaut zu Chet hoch, der mit dem Rücken zur Sonne steht.

»Vielleicht solltest du ein wenig zur Seite gehen«, empfiehlt Smoky. »Wenn sie beim Aufwachen dein Gesicht sieht, fällt sie sofort wieder in Ohnmacht.«

Quade grinst und geht zwei Schritte zurück.

Aber jetzt treten im vollen Sonnenschein seine indianerhaften Züge erst recht hervor.

Und Doc Smoky, der doch nur einen Spaß machen wollte, hat wahrhaftig recht!

Die Frau öffnet die Lider. Sekundenlang starrt sie nach oben. Und dann bewegen sich ihre Augen. Und das erste, was sie sieht, ist Chets Gesicht!

Sie bäumt sich auf, streckt die Hände abwehrend aus und wimmert leise, während sich ihr Gesicht zur Maske der Angst verzieht.

»Ruhig, Miss, ganz ruhig«, sagt Doc Smoky ganz sanft. »Ihnen geschieht nichts mehr. Sie sind hier bei Freunden. Sie dürfen sich nicht anstrengen, Miss. Bleiben Sie ganz ruhig. Wir bringen Sie schon wieder auf die Beine.«

Und die Worte des alten Mannes verfehlen ihre Wirkung nicht.

Die Hände der jungen Frau greifen nach Doc Smokys Arm. Und als er sich lächelnd vorbeugt, weicht die Angst etwas aus dem Gesicht, das von den dunklen Haaren umrahmt wird.

Die Frau versucht ein Lächeln. Ihre rauen Lippen verziehen sich etwas. Aber als der Schmerz aufzuckt, tritt Verzweiflung in den Blick der jungen Frau.

Sie will etwas sagen, denkt Doc Smoky.

»Warten Sie«, sagt er drängend, »Ihr Mund ist völlig ausgetrocknet. Warten Sie noch ein paar Minuten. Dann können Sie uns erzählen, was passiert ist.«

Der alte Koch tränkt einen großen Fetzen des Hemdes mit Wasser und schiebt ihn zwischen die rissigen Lippen. Sofort saugt die Frau an dem Stoff.

Hoffnungsvoll blickt sie auf Doc Smoky, der den Kopf schüttelt.

»Immer langsam«, sagt er, »zuerst muss sich ihr Mund wieder an das Wasser gewöhnen.«

Chet lächelt. Er weiß, dass der Alte diese halbverdurstete, erschöpfte Frau wieder zu sich bringen wird.

Aber Chet verspürt auch ein unbehagliches Gefühl.

Eine Warnung schwingt in ihm: die Warnung vor einer drohenden Gefahr.

Von dem schlanken, geschmeidigen Mann geht auf einmal eine Drohung aus. Er tritt ein paar Schritte zur Seite, lehnt an dem Hinterrad des Kutschwagens und mustert aus zusammengekniffenen Lidern die Umgebung.

»Irgendetwas zu sehen, Norman?«, fragt er den General.

»Nein«, antwortet Carrington, »aber ich habe so ein komisches Gefühl, Chet.«

Der erfahrene Offizier spürt auch die Gefahr, die diesen Ort umgibt. Auch ihm ist unbehaglich zumute, und er erwartet, in den nächsten Minuten angegriffen zu werden.

»Ich hole die Pferde«, sagt Chet leise.

Er geht scheinbar gleichgültig an dem Wagen vorbei. Einem Beobachter muss es ganz natürlich vorkommen, wie Quade die drei Pferde näher an die Kutsche heranführt.

Und als er die Gewehre aus den Scabbards zieht, hebt Doc Smoky witternd den Kopf.

»Es riecht nach Verdruss«, sagt der Alte auf einmal.

Für einen Moment vergisst er die geschwächte Frau. Aber als er ihre zerrenden Hände an seinem Arm spürt, blickt er sie wieder an und lächelt verlegen.

»Indianer«, sagt die dunkelhaarige Frau ganz schwach, »viele Indianer. Sie nahmen den Kutscher mit.«

Die Anstrengung ist zu viel gewesen. Die Lider schließen sich. Doc Smoky flucht halblaut. Aber der Brustkorb der Frau hebt und senkt sich in gleichmäßigen Zügen. Sie ist nicht mehr so schwach wie vor kurzer Zeit.

Ihr fehlte wohl nur Wasser, und jetzt erholt sich ihr Körper allmählich wieder.

»Habt ihr das gehört?«, fragt der Alte grimmig. »Indianer überfielen die Kutsche. Wir sollten auf alles vorbereitet sein, Freunde.«

Er richtet sich auf, zieht den Revolver und überprüft die Patronen.

»Chet«, sagt Carrington leise, »sieh mal unauffällig in die Richtung, in der wir ritten. Dort sind einige Felsen. Fällt dir etwas auf?«

Quade dreht sich zu dem General um und tut so, als spreche er mit ihm. In Wirklichkeit mustert er den Weg durch die Sandwüste.

Auf einmal zischt er scharf durch die Zähne.

»Es sind keine Felsen«, sagt er hart, »es sind Indianer. Sie bewegen sich langsam auf uns zu. Es ist eine Falle, Freunde, und wir sitzen mittendrin!«

Rasselnd lädt Carrington seine Winchester durch.

Obwohl der General ein wirklicher Freund der roten Rasse ist, wird er hier doch sein Leben bis zur letzten Patrone verkaufen.

Chet steigt in den offenen Kutschwagen. Das Gewehr hält der schlanke Mann in der Armbeuge. Im Bruchteil einer Sekunde ist die Waffe schussbereit.

Und dann weist Carrington mit der Hand nach hinten.

Eine gewaltige Staubwolke wirbelt hoch.

Auf dem Trail, den die Männer der Skull-Ranch nahmen, jagen mindestens dreißig Reiter heran. Wahrscheinlich sind es noch mehr, schätzt Quade.

»Ich wette meinen Hut gegen einen Monatslohn, dass es Indianer sind«, sagt Doc Smoky.

Er öffnet den Verschluss seiner alten Sharps und überprüft die Ladung.

»Eine so schäbige Wette nimmt niemand an«, antwortet Chet Quade.

Er blickte angestrengt nach Nordwesten. Dort bewegen sich die grauen, wie Steine wirkenden Gegenstände auf einmal schneller durch den Sand.

Und überall wachsen Gestalten aus dem Boden, die wie mit Staub gepudert aussehen.

»Sie haben sich eingegraben«, sagt Carrington rau. »Die Apachen wenden solche Tricks an. Ist das eine Kriegshorde der Jicarillas?«

Chet schüttelt den Kopf.

»Nein, soviel ich weiß, treiben sich hier nur Navajos rum«, antwortet er.

»Das ist eine große Beruhigung«, sagt Doc Smoky spöttisch. »Die Navajos sind ja nur höchstens genauso schlimm wie die Apachen. Warum warnte uns niemand, dass die roten Männer auf dem Kriegspfad sind?«

»Ha, das ist eine gute Frage«, antwortet Chet. »Wahrscheinlich bist du den Leuten in Santa Fé und Los Alamos sehr lästig gefallen, dass sie sich die Warnung sparten. Sie dachten sich wohl, dass ein Kerl wie du einfach ausgerottet gehört. Und so hielten sie den Mund, die Zahlmeister der Kavallerie. Das haben wir davon, dass wir dich alten Kerl immer mitschleppen. An uns dachte niemand, und wir fahren mit dir zur Hölle, Doc.«

Der Koch lacht laut auf und meint: »Sie kannten sicher eure Meinung über mich. Und sie fanden, dass solche Freunde, wie ihr es seid, einem alten Kämpfer zum Stiefelputzen nachgeschickt werden müssten.«

Und jetzt kommen die Indianer in jagendem Galopp näher.

Die Krieger aus den Erdlöchern hetzen im Wolfstrab auf den Wagen zu.

»Wir sind eingekreist«, stellt Carrington nüchtern fest.

In einer Reflexbewegung schlägt er sich den Staub von der Uniform. Das Gold seiner Rangabzeichen blitzt in der Sonne.

General Norman Carrington, der Offizier, der kein Kommando mehr besitzt, findet sich innerlich damit ab, dass er die nächste halbe Stunde nicht überleben wird.

Er denkt nur, dass es schade ist, durch Indianer getötet zu werden. Denn wegen seiner menschlichen Einstellung zur roten Rasse quittierte er den Dienst.

Er war nicht mit der Politik der Regierung einverstanden. Dickschädlig empfahl er seinen Vorgesetzten in Washington, das Indianerproblem doch einfach dadurch zu lösen, dass die Weißen endlich einmal die geschlossenen Verträge einhielten.

Aber ein solcher General war nicht tragbar, und so lief Carrington gegen Mauern. Als er in seinem Gebiet auf die Einhaltung der entsprechenden Verträge bestand, wurde es hart, mächtig hart für ihn.

Er quittierte den Dienst, erhielt nur noch Viertelsold und das Recht, seine Uniform tragen zu dürfen.

Und in Colorado, im Bluegrass Valley, fand Norman Carrington eine neue Heimat.

Und nun steht er im offenen Kutschwagen, die Winchester in der Armbeuge, und wartet auf seinen Tod.

Ein schwacher Wind kommt auf und zerrt an dem weißen Kinnbart des Generals, der grau gepudert vom Staub ist.

Die Krieger ziehen den Kreis um den Wagen enger. Sie halten ihre Waffen, moderne Winchestergewehre, in den Fäusten.

Doc Smoky hebt die Sharps an die Schulter und zielt auf einen großen, muskulösen Navajo, der langsam näher kommt.

Und dann verhält der Anführer der Horde sein Pferd vor dem Kutschwagen.

»Hätte ich doch nur meine Würfel bei mir«, murmelt Doc Smoky. »Sicher würde ich dem Kerl alle Waffen und Pferde abgewinnen.«

»Er wird verrückt«, sagt Chet leise, »Doc, das ist nicht Big Nose! Das ist ein blutdürstiger Navajo!«

Und dann spricht der Indianer.

Er redet in der weichen Sprache seines Stammes. Und es ist ihm vollkommen egal, ob die Weißen seine Worte verstehen.

Chet lauscht angestrengt und verzieht sein Gesicht zu einem angestrengten Grinsen.

Er wartet, bis der Anführer der Krieger fertig ist, und antwortet ihm stockend in der Sprache der Navajos.

Sekundenlang ist der Häuptling überrascht.

Chet tritt vor, hält die Winchester in der Armbeuge und bleibt abwartend dicht vor dem Pferd des roten Mannes stehen.

Und dann antwortet der Häuptling in gutem Amerikanisch!

»Vetter«, sagt er, »warum bist du bei diesen weißen Halunken? Du gehörst zu uns, auch wenn du ein Comanche bist.«

Chet, dessen Großmutter eine Comanchin war, erklärt, dass er keinen Grund hat, weiße Männer und Frauen umzubringen.

»Du bist ein Narr, Vetter«, antwortet der Häuptling leidenschaftslos. »Eines Tages werden dich die Weißen töten. Und du stirbst nur deswegen, weil du ein wenig Blut des roten Mannes in dir hast.«

Chet lehnt die Winchester an das Wagenrad und setzt sich auf das Trittbrett.

Der Häuptling verzieht sein Gesicht anerkennend und steigt ab.

Vor Quade setzt sich der Anführer der Kriegerhorde hin.

»Wo ist der Kutscher?«, fragt Carrington von oben, vom Wagen herab.

»Uff«, entfährt dem Häuptling ein Laut der Überraschung, »du bist ja wirklich ein Vater der Pferdesoldaten.«

»Ich war es«, antwortet Carrington bitter, »weil ich als Freund der roten Rasse galt, musste ich mein Kommando abgeben.«

Der Häuptling blickt dem General forschend in die Augen.

»Spricht er wahr?«, fragt der Indianer in seiner Sprache den sehnigen Chet.

»Er spricht wahr«, antwortet Quade.

»Er ist ein guter Mann.«

»Ich bin Washita«, erklärt der rote Mann würdevoll. »Ich bin der Kriegshäuptling der Navajos. Wir haben geschworen, alle Weißen zu jagen und zu töten.«

»Warum?«, fragt Chet einfach.

Lange Zeit schweigt der Anführer der Indianerkämpfer. Als er in Chets dunkle Augen blickt, nickt er leicht.

»Der Kutscher ist nicht mehr auf dieser Welt«, sagt er beinahe sanft. »Er ist in seinen Jagdgründen. Und bestimmt sehen sie so aus, dass er dort die schönsten Wagen und Pferde sieht.«

Washita streckt die Rechte aus, deutet auf sein Pferd. Und nach einigen Sekunden erkennt Chet einen Skalp, der an einer Lederschnur baumelt.

»Warum?«, will Quade abermals wissen.

»Du kommst doch von dort«, sagt der Häuptling und deutet in die Richtung, in der Santa Fé liegt. »Du musst es doch wissen, Vetter.«

Chet schüttelt den Kopf.

»Wir wissen gar nichts«, sagt er. »Als wir vor zwei Tagen abritten, sprach niemand davon, dass sich die Navajos um die Kriegstrommel sammeln.«

»Geld«, sagt Washita nur, und er spuckt dieses Wort förmlich aus.

Er fährt mit der Hand durch die Luft, und ein kleiner Staubwirbel steigt von seinem bronzefarbenen Körper auf.

Fast alle Indianer sind nur mit einer ledernen Hose oder einem Lendenschurz bekleidet. Um den Hals tragen sie einen Beutel mit ihrer Medizin. Und einen weiteren Lederbeutel befestigen die Krieger an ihren Satteldecken. Dieser Behälter birgt wohl die Munition und den Proviant.

»Für jeden Skalp zahlen die weißen Väter acht Dollar«, sagt der Indianer. »Es reiten drei Männer durch dieses Land, das uns gehört. Diese drei nehmen Skalpe. Aber sie töten nicht nur Krieger und junge Männer, nein, sie bringen Kinder und Squaws um. Jeder tote Indianer bringt ihnen acht Dollar, Vetter.«

Chets Gesicht wird zu einer wie steinern wirkenden Maske. Nur die schwarzen Augen funkeln. Washita beugt sich etwas vor.

Als er diesen Blick sieht, nickt er.

Zorn und Schmerz stehen in Quades Blick geschrieben, und der Kriegshäuptling versteht.



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