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Es ist ein Job für Lebensmüde, den die vier hartgesottenen Männer aus Golden City übernommen haben: In Denver sollen sie Gold gegen Dollars tauschen. Doch die Summe zieht die Banditen an wie Aas die Geier.
Auch Hank Savage, der in Denver überall seine dreckigen Finger im Spiel hat, will sich diese fette Beute nicht entgehen lassen. Die vier Bewacher der Geldkutsche haben keine Chance gegen seine skrupellosen Coltschwinger. Aber als Savage sein Spiel bereits gewonnen glaubt, treten die Männer von der Skull-Ranch auf den Plan ...
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Coltgewitter
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0066-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Coltgewitter
von Dan Roberts
Es ist ein Job für Lebensmüde, den die vier hartgesottenen Männer aus Golden City übernommen haben: In Denver sollen sie Gold gegen Dollars tauschen. Doch die Summe zieht die Banditen an wie Aas die Geier.
Auch Hank Savage, der in Denver überall seine dreckigen Finger im Spiel hat, will sich diese fette Beute nicht entgehen lassen. Die vier Bewacher der Geldkutsche haben keine Chance gegen seine skrupellosen Coltschwinger. Aber als Savage sein Spiel bereits gewonnen glaubt, treten die Männer von der Skull auf den Plan ...
»Es ist verrückt, Doby!«, ruft Sid Merret halblaut und zornig. »Seit zwei Tagen steht unser Wagen im Hof der Bank! Jeder Narr kann sehen, dass wir auf etwas warten. Die Tore zum Wagenhof stehen den ganzen Tag offen. Wir fordern doch einen Überfall geradezu heraus, Doby!«
Doby Carter streicht sich durch seinen pechschwarzen Bart und tastet unsicher mit der Linken zum Revolvergurt, über dem sich ein mächtiger Bauch spannt.
»Sid, wir haben unsere Befehle«, sagt der Dicke. »Die Burschen in Golden City haben sich genau ausgedacht, wie wir vorgehen sollen. Und dabei bleiben wir. Es ist unser Job, eine Kutsche voller Gold nach Denver zu bringen und das Gold gegen Dollars einzutauschen. Woher sollten unsere Bosse wissen, dass die Staatsbank erst die Greenbucks anfordern muss? Niemand hat damit gerechnet, dass die Bank nicht genügend Bargeld vorrätig hatte. Es war ja auch ein Haufen Gold, den wir anschleppten.«
Sid Merret sagt ein paar Worte, die Doby nicht versteht.
Der Dicke geht zum Fenster, an dem Merret steht und auf den Wagenhof der Staatsbank hinausschaut.
»Da, wieder so ein Kerl im Frack«, sagt Sid hart. »Der Bursche trägt zwei Revolver am Gurt. Er ist ein Townwolf, ein Mann vom schnellen Eisen. Ich sah ihn schon gestern. Und wenn ich mich nicht täusche, schaute er vorgestern zu, als wir ankamen.«
Doby erreicht das Fenster, blickt hinaus und schnauft unwillig.
»Da ist niemand, Sid«, sagt er. »Du solltest die Finger von der Flasche lassen. Kein Mensch ist dort unten zu sehen.«
»Wenn du dich ein einziges Mal schneller als eine Schnecke bewegen würdest, könntest du auch sehen, was ich sehe«, sagt Merret wütend Du bist ein Narr, Doby. Und du wirst an meine Worte denken, wenn uns die Halunken auf der Heimfahrt mit heißem Blei einheizen!«
Sid Merret ist ein schlanker Bursche, der das Temperament einer Dynamitpatrone mit glimmender Lunte hat.
Er wirkt, als könne er jeden Moment explodieren und eine Menge Unheil anrichten. Aber er ist einer der schnellsten Männer mit dem Revolver, die in Golden City leben. Und dabei ist Sid in den drei Jahren seiner Zeit in Golden City immer ehrlich geblieben. Niemals fiel er auf die Kerle rein, die ihm einen Haufen Dollars für seine Fähigkeiten mit dem Colt zahlen wollten. Und immer hat er zugeschaut, wie diese Burschen zur Hölle gejagt wurden, wenn sie zu gierig wurden.
Seine Ehrlichkeit und seine Zuverlässigkeit brachten ihm diesen Job ein. Ihm und den drei anderen Männern zahlen die Geschäftsleute aus Golden City einen mächtig guten Lohn, wenn sie die Kutsche mit den Dollars zurück zur Goldstadt bringen.
Der Besitzer des General Store, die anderen Händler und der Marshal waren der Meinung, dass es so nicht weitergehe.
In beinahe jedem Geschäft steht eine Goldwaage. Und die Digger zahlen mit dem gelben Dreck, den sie aus der Erde kratzten, sogar die Ordnungsstrafen, die der Marshal verhängt.
Und so suchten die führenden Männer in Golden City sich vier harte Burschen und vertrauten ihnen einen Haufen Gold an, den diese vier in Denver, der Hauptstadt des Territoriums, gegen Dollars eintauschen sollen.
Der ruhige und besonnene Doby Carter ist der Anführer der kleinen Gruppe, der neben Sid Merret noch Malcolm Rees und Wade Everett angehören.
Malcolm und Wade sind halbe Waldläufer. Sie riechen Verdruss förmlich, und sie sind wahre Künstler mit ihren Gewehren.
Die beiden hocken in guter Deckung im Wagenhof und beobachten die Neugierigen, die am geöffneten Tor vorbeimarschieren.
Merret schaut weiterhin aus dem Fenster.
Doby Carter schüttelt den Kopf. Er hat nichts gesehen. Aber er weiß, dass auch Sid einen sechsten Sinn für Gefahren hat.
Seufzend dreht sich der dicke Doby um und geht schwerfällig zur Tür.
»Ich sehe mal nach Malcolm und Wade«, sagt er. »Vielleicht ist ihnen dieser Kerl auch aufgefallen, den du gesehen hast.«
Bevor Carter die Tür erreicht, klopft draußen jemand.
»Ich bin's, Wade«, sagt ein Mann.
Und jetzt zeigt Doby, dass er nicht der lahme Fettwanst ist, für den ihn Sid hält.
Carter hat Wade nicht gesehen, als er den Hof verließ, und so ist der Anführer der vier Männer misstrauisch.
Er zieht seinen Colt und gleitet zur Seite.
Sid schaut Doby an, der auffordernd mit dem Kopf nickt.
»Komm rein, Wade«, sagt Sid Merret.
Die Tür schwingt auf. Doby steht im toten Winkel und hat den Eintretenden vor der Mündung. Ein Fremder, ein Angreifer, hätte keine Chance.
»Ihr seid ja mächtig nervös«, sagt der untersetzte, hellblonde Wade und schließt die Tür hinter sich. »Aber ich denke, ihr habt auch allen Grund dazu.
Habt ihr vor ein paar Minuten den Kerl im schwarzen Gehrock gesehen?«
»Haben wir, Wade«, antwortet Sid, »das heißt, ich habe ihn gesehen.«
»Er sah zu, wie wir abluden«, sagte Wade. »Und gestern schlich er mehrmals am Tor vorbei. Ich glaube, wir sollten uns auf etwas gefasst machen. Der Bursche ist von der hungrigen Sorte. Sein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht, wenn er in den Wagenhof starrt. Er weiß, dass in Kürze hier eine Menge Geld verladen wird, und denkt sich bestimmt schon einen Plan aus, wie er uns um die Dollars erleichtern kann.«
Doby Carters Gesicht verzieht sich zu einer nachdenklichen Maske.
»Weißt du, wer er ist?«, fragt er Wade.
»Keine Ahnung, aber er scheint ein Townwolf zu sein«, antwortet Wade Everett.
»Hat er euch gesehen?«, will Doby wissen. »Ich meine, könntest du oder Malcolm dem Kerl unauffällig folgen, ohne dass er euch erkennt?«
Wade nagt an seiner Unterlippe und zögert mit seiner Antwort.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagt er. »Aber ich denke, er hat Malcolm und mich gesehen. Und wenn er der Kerl ist, für den ich ihn halte, wird er uns auch erkennen, wenn wir ihm irgendwo in der Stadt über den Weg laufen.«
»Mist, verdammter«, murmelt Doby. »Ich wünschte, wir könnten jemanden hinter ihm herschicken. Wir müssen herausfinden, wer er ist.«
»Wir hätten überhaupt nichts gemerkt, wenn wir nicht andauernd beobachten würden«, sagt Sid. »Wir sollten froh sein, dass uns die Bank diesen Raum zur Verfügung gestellt hat. Von hier aus halten wir den ganzen Wagenhof unter Kontrolle.«
Doby fasst einen Entschluss. Er macht den Versuch, seinen Bauch unter den Revolvergurt zu zwängen, aber die Anstrengung ist vergeblich.
Die beiden anderen Männer blicken den Dicken gespannt an. Sie kennen ihn so gut, dass sie wissen, was diese Bewegung zu bedeuten hat.
Doby wird ihnen eine bedeutsame Mitteilung machen!
»Also los«, sagt der Dicke, »beschreibt mir den Burschen möglichst genau. Ich mache mich selbst auf den Weg und suche ihn.«
»Etwa knapp sechs Fuß, eher ein Zoll weniger«, sagt Sid mit halbgeschlossenen Lidern. »Schwarze Haare, die bis über die Ohren reichen, und dichte, buschige Brauen. Augenfarbe wahrscheinlich dunkel, ein scharfes Gesicht wie ein Habicht, Doby, und lange schlanke Hände. Der Kerl ist schlank und wirkt trainiert; er hat kein Gramm Fett an seinem Körper.«
Doby grunzt verächtlich und streicht sich über seinen Bauch.
»Wie ist er gekleidet?«, will der Dicke wissen.
»Schwarzer Tuchanzug mit langen Rockschößen«, antwortet Sid, »dazu trägt er eine Baumwollweste mit großen Karos in Rot und Grün. Um den Hals hat er sich eine goldfarbene Krawatte gebunden. Er ist ein richtiger Gentleman, ein Städter, aber er wirkt verdammt gefährlich.«
»Vergiss nicht die zwei Revolver am Gurt«, sagt Wade. »Der Bursche macht den Eindruck, als könne er damit gut umgehen.«
Doby Carter schließt die Augen und stellt sich den Mann nach der Beschreibung vor. Schließlich nickt der Dicke und sagt: »In Ordnung. Wenn er in der Stadt ist, finde ich ihn. Hoffentlich hat er sich nicht irgendwo verkrochen. Ich denke, er ist ein Spieler. Also begebe ich mich zuerst in die Höhlen des Lasters.«
»Red nicht so geschwollen«, sagt Sid. »Und pass auf, dass dir kein Flittergirl über den Weg läuft. Wenn es dich erst mal eingefangen hat, kommst du so schnell nicht wieder raus.«
Doby verzieht sein Gesicht. Die dummen Bemerkungen der anderen nerven ihn.
»Wir sehen uns später«, sagt Doby und watschelt zur Tür.
Als er gegangen ist, sagt Wade kopfschüttelnd: »Ich kann es nicht verstehen. Immer bewegt er sich so, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Aber wenn es darauf ankommt, ist er wie eine dicke Kanonenkugel.«
»Das ist sein Trick«, antwortet Sid Merret, »niemand traut ihm zu, dass er schnell ist. Doby hat dadurch einen großen Vorteil, Wade.«
Everett nickt und geht zur Tür.
»Ich bin im Wagenhof«, sagt er.
Merret zieht sich einen Stuhl neben das Fenster und sorgt dafür, dass sein Kopf von der Straße aus nicht zu sehen ist.
Doby marschiert langsam an der offenen Hoftür vorbei und blickt ganz beiläufig auf den Platz. Es sieht so aus, als schaue er nur, weil dort eine offene Tür ist.
Aber der Wagenhof scheint ihn nicht weiter zu interessieren. Er geht weiter und verschwindet aus Sids Gesichtskreis.
Nach kurzer Zeit erreicht Doby Carter den Vergnügungsbezirk und schiebt sich unternehmungslustig den Hut in den Nacken.
Er steuert auf einen Saloon zu, über dessen Eingang ein Schild verkündet, dass der Gast die »Rose von Colorado« betritt und den besten Whisky westlich des Mississippi bekommt.
Doby watschelt schwerfällig zum Tresen, schnauft und bestellt sich einen Schnaps.
Über die fünfzehn Yards lange Theke schlittert ein gefülltes Glas und bleibt genau vor dem Dicken stehen.
Er greift zu, trinkt langsam und sieht sich um.
Es ist ruhig im Saloon. Sieben oder acht Gäste sitzen an den Tischen. Der richtige Betrieb wird wohl erst nach Einbruch der Dunkelheit einsetzen, denkt Doby.
Der Keeper schlendert neugierig näher. Er hat den Dicken noch nie gesehen.
»He, Mister«, sagt Doby, »wo kann ich denn ein Spielchen machen? Ich habe Lust auf eine schöne Pokerpartie.«
Der glatzköpfige Keeper, der nur noch einen spärlichen Haarkranz dicht über den Ohren besitzt, verzieht verächtlich das Gesicht.
»Wir spielen hier nur Billard«, sagt der Mann hinter dem Tresen. »Karten können Sie im Denver Saloon spielen. Aber sehen Sie sich vor, dass Ihnen die Gambler dort nicht das Fell über die Ohren ziehen. Es sind Kartenhaie, Berufsspieler, und ich denke, es kommt ihnen nicht darauf an, auch mal..., na ja, Sie verstehen schon.«
Doby nickt freundlich und bedankt sich. Er wirft ein Geldstück auf den Tresen und trinkt sein Glas leer.
»Die Mainstreet hinauf«, sagt der Keeper, »nach zweihundert Yards links in die Rocky Street. Dort ist der Denver Saloon. Die Rocky Street bildet die Grenze des Rotlichtbezirkes. Auf dieser Seite hier gibt es nur Saloons für die anständigen Bürger der Stadt. Nur selten verirrt sich einer der wilden Kerle hierher. Und wenn, zieht er schnell wieder ab, denn diese Vergnügungen sind nicht nach dem Geschmack der rauen Burschen.«
Doby bedankt sich noch einmal und verlässt die »Rose von Colorado«.
Wenige Minuten später erreicht er die Querstraße und geht langsam über den Stepwalk. Der Denver Saloon ist ein richtiger Amüsierpalast, der sogar zwei Stockwerke hat. Drei große Pendeltüren bilden den Eingang zum Saloon. Mehr als vierzig Pferde sind am Stepwalkgeländer angebunden, und sicherlich steht noch eine Menge Tiere in den Mietställen.
Ein Orchestrion hämmert im Innern des Saloons eine wilde Melodie.
Doby grinst und steigt vom Sidewalk in den Staub der Straße. Der Dicke ist zu faul, die Füße richtig hochzuheben, und schleift die Stiefel einfach durch den Dreck. Mächtige Wolken wirbeln auf und hüllen Doby wie in einen Schleier.
Endlich erreicht er die mittlere Pendeltür und tritt ein.
Ein riesiger Spiegel hängt hinter dem Tresen an der Wand. Er ist genauso lang wie die Theke, wohl mehr als zwanzig Yards.
Denver ist ein Zentrum in diesem wilden Land Colorado. Hier hat die Territoriumsverwaltung ihren Sitz, und hier laufen alle Fäden zusammen. Von hier aus wird Colorado erschlossen. Und so bleibt es nicht aus, dass sich ständig eine Menge Fremder in Denver aufhält. Und all diese Menschen wollen sich amüsieren und ihren Spaß haben.
Geschickte Geschäftsleute ziehen ihren Vorteil aus dieser Tatsache. Sie bieten alles, was für Geld, für harte Dollars, zu haben ist.
Doby hält sich nicht am Tresen auf.
Er geht langsam zur linken Seite des Raumes hinüber. Dort stehen grünbespannte Kartentische, Faro-Räder und andere Glücksspiele.
Gegenüber, auf der rechten Seite, ist das Podium, auf dem am Abend sicher eine Kapelle spielt. Aber jetzt ist nur das gewaltige Orchestrion in Betrieb.
Doby scheint unschlüssig zu sein und sieht sich um.
Viele Tische sind frei, aber offensichtlich kann sich der Dicke nicht entscheiden.
Endlich watschelt er langsam in die hinterste Ecke des Raumes. Ein Kartentisch steht direkt neben einer Treppe, die in die oberen Stockwerke führt. Die Stufen sind kaum zu sehen. Sicherlich ist das die Treppe für die Angestellten des Saloons.
Doby setzt sich, rutscht auf dem Stuhl hin und her und nimmt ein Bündel Dollarscheine aus der Tasche.
Schritte nähern sich. Doby schaut auf und blickt in das harte, habichtähnliche Gesicht, das Sid ihm beschrieben hatte.
»Poker, Mister?«, fragt der schlanke Mann mit rauer Stimme.
»Sicher, aber kein Einsatz, der bis in den Himmel reicht«, antwortet der Dicke.
»Ich schicke Ihnen jemanden«, sagt der Habichtgesichtige und wendet sich um.
»Sie spielen nicht?«, wundert sich der Dicke.
»Nein, ich bin der Boss des Spielsaales«, sagt der schlanke Mann mit der karierten Weste. »Ich entscheide in Streitsituationen und beobachte den ganzen Saal.«
»Oh, gehört Ihnen der Denver Saloon? Oder haben Sie den Saal gemietet?«, fragt Doby respektvoll.
»Nein«, wehrt der andere ab und lächelt sparsam, »ich bin ein Angestellter des Hauses.«
Doby lächelt ebenfalls und meint: »Trotzdem denke ich nicht daran, Ihnen meine ganzen Dollars hierzulassen.«
»Wir sind fair«, sagt der Habichtgesichtige und geht endlich davon.
Der Dicke bleibt ruhig. Sein Gesicht wirkt gleichgültig. Aber irgendwie spürt Doby, das etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Er lässt sich nichts anmerken. Seine Finger liegen auf dem Dollarpäckchen.
Nach kurzer Zeit tritt ein Mann in einem schwarzen Anzug, der Kleidung der Berufsspieler, an den Tisch.
»Hank Savage schickt mich«, sagt der Kartenhai, »ich heiße Talbot, Fred Talbot. In ein paar Sekunden haben wir einen dritten Mann hier, wenn Sie einverstanden sind.«
Doby nickt und nennt seinen Namen.
Der Berufsspieler hebt die Hand und winkt.
Eine nicht mehr ganz junge Frau in einem weiten Kleid mit tiefem Ausschnitt bringt ein Tablett mit Kartenpäckchen.
Als sich die Frau vorbeugt, schaut sie Doby in die Augen. Der Dicke erkennt, dass Besorgnis, ja Furcht im Blick der Bedienerin stehen, aber er kann jetzt keinen Rückzieher machen.
»Hey, hier steigt eine Pokerpartie, sagte mir Hank Savage!«, ruft ein Mann und setzt sich auf einen freien Stuhl. »Ich bin Frank Geardon, ich handele mit Vieh. Also, wir spielen gegen die Bank?«
Der Kartenhai nickt und nimmt ein versiegeltes Kartenpäckchen auf. Er zerreißt das Papier und mischt.
In gleichmäßigem Takt fliegen die Karten über den Tisch.
Das Spiel ist ruhig, nicht aufregend oder gar hektisch. Nie wandern mehr als hundert Dollar über den Tisch.
Der Viehhändler spielt geschickt. Er blufft nur dann, wenn er seiner Sache sicher ist, und er lässt sich auch nicht durch den Berufsspieler dazu verleiten, unvorsichtig zu setzen.
Doby nimmt die Karten auf. Er hält drei Neunen, ein As und eine Dame in der Hand. Der Dicke wirft As und Dame ab. Und er hat wahrhaftig Glück! Denn bei den beiden neuen Karten sind die vierte Neun und ein wertloser König.
Doby Carter hat einen Vierständer in seinen dicken Fingern. Sein Gesicht bleibt wie bisher ausdruckslos.
Er hat ein As und eine Dame abgeworfen. Dazu hält er einen König auf der Hand. Seine vier Neunen können nur noch von vier Zehnen oder vier Buben geschlagen werden.
Doby wartet, bis der Berufsspieler eröffnet.
Das blasse Gesicht des Kartenhais bleibt unbewegt. Aber auf einmal sagt der Mann im schwarzen Anzug: »Ich setze dreihundert zur Eröffnung.«