Skull-Ranch 37 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 37 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Alle Anzeichen deuten auf einen harten Winter hin. Einige Rancher lassen noch eine Herde zu einer der großen Rinderstädte treiben, um von dem Erlös Vorräte und Munition zu kaufen. Für die Wegelagerer, Townwölfe und manche Indianerstämme sind diese letzten Trecks der Saison eine gute Chance, noch einmal fette Beute zu machen.
Auch John Morgan, der Boss der Skull-Ranch, hat eine Mannschaft nach Dodge geschickt. Für Chet Quade und die Männer aus dem Bluegrass Valley beginnt ein wahrer Höllentrail ...


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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Durch die Weiße Hölle

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0070-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Durch die Weiße Hölle

von Dan Roberts

Alle Anzeichen deuten auf einen harten Winter hin. Einige Rancher lassen noch eine Herde zu einer der großen Rinderstädte treiben, um von dem Erlös Vorräte und Munition zu kaufen. Für die Wegelagerer, Townwölfe und manche Indianerstämme sind diese letzten Trecks der Saison eine gute Chance, noch einmal fette Beute zu machen.

Auch John Morgan, der Boss der Skull-Ranch, hat eine Mannschaft nach Dodge geschickt. Für Chet Quade und die Männer aus dem Bluegrass Valley beginnt ein wahrer Höllentrail...

Der mächtige Bulle, der an der Spitze der Herde geht, wirft den Kopf hoch und grollt warnend und zornig.

Unruhig pendelt der massige Schädel hin und her, und die kleinen Augen funkeln tückisch, suchen den Feind, den das schwere Tier mit seinem Instinkt spürt.

Und dann schlenkert der Stier den Kopf zur Seite.

Das nadelspitze rechte Horn streift den Pferdeleib. Shorty stößt einen zornigen Schrei aus, als sein Tier einen erschreckten Sprung macht.

»Du verdammtes Biest!«, brüllt der kleine Cowboy, »du mickriger Nachkomme von Old Mossy! Troll dich, lauf weiter, bevor ich mir einen Knüppel suche und dir deinen dummen Schädel eindresche. Lauf, du Mistkerl, wir wollen heute noch über den Pass!«

Shorty trägt seinen Spitznamen wahrhaftig zurecht! Denn am Boden ist er ein Zwerg. Aber im Sattel, da ist der kleine Mann einsame Klasse.

Sitzt er auf einem Pferderücken, wirkt er wie ein normal gewachsener Mann. Und all sein Können beweist, dass er kein kleiner Angeber ist, sondern ein richtiger Cowboy, dem jeder Rancher im Süden gerne einen Job anbieten würde.

Und seine Erfahrung sagt Shorty, dass Verdruss im Anzug ist.

Er hebt den Kopf und wittert förmlich. Argwöhnisch betrachtet der Kleine den Himmel, der sich mit gelblich roten Streifen bezogen hat.

Und dann weiß Shorty, was geschehen wird.

Für eine Sekunde erschrickt er. Denn die Herde, die aus mehr als achthundert halbwilden Longhorns besteht, ist weit auseinandergezogen.

So ist das nun einmal beim Treiben über lange Strecken, über Hunderte von Meilen: Dem Leitstier folgt eine Gruppe von Longhorndamen, die den Harem des großen Bosses bildet. Und dahinter trotten die schwächeren Stiere mit ihren Kühen. Sie achten darauf, dem Führer dieser Herde nicht zu nahe zu kommen, denn sonst sind sie ihren Harem los.

Shorty richtet sich in den Steigbügeln auf und legt die Hand über die Augen. Der Küchenwagen ist mehr als eine Meile entfernt, und jetzt brauchen die Reiter der Skull-Ranch jeden Mann!

Ein Herbstgewitter zieht auf, und Shorty hofft, dass nicht die Hölle aufbrechen wird, denn die gehörnten Biester sind mächtig nervös. Eine Stampede können sie nicht brauchen.

Der Kleine tastet nach dem Revolvergriff, aber als er merkt, was er da macht, zieht er die Hand zurück, als hätte er glühende Kohlen berührt.

Ein einziger Schuss kann die Herde in Panik bringen. Und dann stellen die Rinder die Schwänze steil auf und rasen davon, als sei der Satan persönlich hinter ihnen her.

Und nichts und niemand auf der Welt kann sie aufhalten. Sie bleiben erst dann stehen, wenn sie völlig ausgepumpt sind oder an ein Hindernis gelangen, das sie nicht bewältigen können.

Der Stier brüllt abermals, und jetzt liegt noch mehr Unruhe in den grollenden Lauten, die aus seiner Kehle förmlich hervordonnern.

Shorty wendet sich im Sattel um.

Ein Reiter jagt auf die Spitze der Herde zu.

Unter der Staubschicht schimmert es golden auf. Und an der linken Seite des Mannes baumelt ein Säbel herab!

Shorty atmet auf, als er den General erkennt, und hebt warnend die Hand.

Carrington versteht sofort und zügelt sein Tier. Im Schritt reitet er an Shortys Seite und wischt sich mit dem schmutzigen Uniformärmel über das Gesicht.

»Irgendetwas stimmt nicht«, sagt der General heiser und hustet kurz.

Er spuckt aus und flucht leise, denn sein Hals ist trocken. Und bei jedem Wort spürt er den Dreck zwischen den Zähnen, den er heute bereits schluckte.

»Ein Gewitter, General«, sagt Shorty«, »nur ein verdammtes, elendes Gewitter. Und wenn wir nur ein wenig Pech haben, sausen uns die gehörnten Teufel in alle Himmelsrichtungen davon.«

Carrington lebt schon einige Zeit auf der Skull-Ranch. John Morgan ist der Mann, den der alte General im Bürgerkrieg zur Kapitulation zwang. Und als Carrington aus Empörung über die Behandlung der Indianer seinen Abschied nahm, erhielt er nur noch Viertelsold.

Er erinnerte sich an Morgan, den er als guten Soldaten und ebenbürtigen Gegner schätzte, und machte sich auf den Weg nach Colorado. Denn dort, im Bluegrass Valley, sollte sich dieser Rebellenmajor John Morgan inzwischen eine Ranch aufgebaut haben; wenigstens besagten das damals die Gerüchte.

Und so gelangte Norman Carrington auf die Skull-Ranch. Er ist einer jener Männer, die zum Salz der Erde gehören.

Ohne ihn hätte es Morgan oft nicht geschafft.

Zudem ist der General bei den Kiowa beliebt, die eigentlich die Herren des Landes dort sind.

Shorty verdrängt diese Gedanken. Aber sekundenlang denkt er noch daran, dass dieser alte Graukopf doch ein mächtig guter Rindermann geworden ist.

»Wir müssen lagern«, sagt der kleine Reiter drängend, »wir können den Pass heute nicht mehr bezwingen, General. Die Biester springen wie die Kaninchenböcke zur Paarungszeit, wenn uns das Gewitter auf dem Weg zur Wasserscheide erwischt. Und dann hüpfen die Fleischtanten einfach in den Abgrund.«

Carrington nickt und sieht sich um.

»Ich reite zu Doc Smoky«, sagt er entschlossen. »Er soll einen Lagerplatz aussuchen. Brazos wird sicher bereits gemerkt haben, was in der Luft liegt, und sofort reagieren, wenn wir abschwenken. Und Chet macht den Schlussmann, er kann nur dafür sorgen, dass nicht zu viele Rinder seitlich ausbrechen.«

Shorty nickt nur und blickt Carrington nach, der in weitem Bogen vom Leitstier wegreitet und dann sein Pferd in Galopp bringt.

Nach wenigen Minuten erreicht der General den Chuckwagon. Carrington wundert sich etwas, denn Doc Smoky leitete das Gespann nicht auf die Passstraße zu, sondern in einen halbkreisförmigen Ausschnitt, der wie ein kleiner Talkessel in die massiven Flanken des Gebirges hineinragt.

Und von dem alten Koch, dessen zerfurchtes Gesicht wie eine ausgetrocknete, rissige Landschaft aussieht, ist keine Spur zu entdecken.

Carrington überzeugt sich davon, dass die Bremse des Küchenwagens angezogen ist, und zieht sein Pferd herum.

Und dann sieht er den kleinen Doc Smoky. Das heißt, er sieht ihn eigentlich nicht, denn der General erkennt nur ein mächtiges Bündel Reisig, aus dem einige dickere Stämme herausragen.

Dieses Bündel bewegt sich schwankend auf den Chuckwagon zu. Ab und zu dringt ein böser Fluch aus den Zweigen heraus. Endlich fällt das riesige Bündel zu Boden.

Doc Smoky richtet sich ächzend auf und reibt sich mit der Linken den Rücken.

»Ich will in der Hölle braten«, ruft der Alte wütend. »Ich schleppe mich hier mit dem Brennholz ab und zerbreche fast in zwei Stücke, und du hockst da oben im Sattel und betrachtest dir grinsend, wie der arme alte Doc Smoky schuftet. Ha, General, das eine sage ich dir: Du bekommst heute Abend keine Biskuits, o nein, du nicht! Und wenn die gehörnten Biester durchgehen, werfe ich dich mitten hinein in den Wald aus klappernden Hörnern. Du hast mich verstanden, eh?«

Carrington grinst und antwortet: »Shorty macht sich Sorgen, Doc. Er denkt, dass es ein Gewitter gibt. Die Rinder sind mächtig nervös.«

»Er macht sich Sorgen, ha!«, ruft der alte Koch mit vor Erregung fistelnder Stimme. »Was glaubst du denn? Aus welchem Grund bin ich hierhergefahren, du Yankee-General? Bin ich denn verblödet? Bin ich ein alter Knacker, der zu gar nichts mehr taugt? Seit gestern Abend weiß ich, dass ein Gewitter kommt. Mach, dass du zur Herde zurückkommst, du Blaujacke, und hilf mit, die Biester in diesen Canyon zu treiben. Hier sind sie sicher. Und wenn sie verrücktspielen, so können wir sie in diesem kleinen Tal festhalten und brauchen sie morgen nicht einzeln aufzusammeln.«

Carrington zupft am Zügel und trabt davon.

Hinter sich hört er noch lange Doc Smokys zornige Stimme und grinst. Der alte Koch ist ein erfahrener Mann. Er zog mit mehr als acht Treibherden von Texas nach Kansas und kennt alle Tricks und kennt auch das Wetter.

Und sicherlich suchte er so viel Feuerholz zusammen, um eine Kette aus Lagerfeuern vor dieser Einbuchtung in der Felswand zu entzünden. Die Rinder sehen die Feuer und trauen sich nicht davonzulaufen.

Shorty grinst erleichtert, als er Carringtons Bericht hört, und meint: »Auf den alten Smoky ist immer noch Verlass. Er hat einen richtigen Rinderverstand. Manchmal glaube ich, er ist mit diesen tückischen Biestern irgendwie verwandt.«

Und dann treibt der kleine Reiter den mächtigen Stier an. Er flüstert dem massigen Tier Koseworte zu und brüllt ihn in der nächsten Sekunde an und benutzt die schlimmsten Schimpfworte.

Der Leitstier geht schneller. Er hebt den Kopf, wittert nach vorne und scheint irgendwie zu spüren, dass er dort vorne Sicherheit finden wird.

Und nach einer knappen Stunde erreicht die Spitze der achthundert Köpfe zählenden Herde Longhorns den Kreisbogen, der sich beinahe eine halbe Meile tief in die Felsen erstreckt.

Doc Smoky stellte den Küchenwagen so hin, dass er an einer der vorderen Ecken dieses Halbkreises eine Deckung nach draußen bildet.

Hinter dem bereits flackernden Feuer plätschert ein kleiner Bach aus den Felsen, und sein Bett beschreibt einen weiten Bogen, bevor der Wasserlauf in den Talkessel fließt.

Der Rest der Herde erreicht den schützenden Talkessel. Die Tiere drängen sich dicht aneinander, als suchten sie Schutz vor einer unsichtbaren Gefahr, vor einem Feind, den sie fühlen, aber nicht erkennen können.

Chet Quade galoppiert zum Küchenwagen und grinst sein wildes, verwegenes Grinsen. Seine weißen Zähne blitzen unter dem dunklen Schnauzbart, und der ehemalige Revolverkämpfer weiß, dass sie es geschafft haben.

»Hooohh, weiter, ihr Mistviecher, weiter!«, dröhnt Brazos‹ Stimme, »lauft, bis ihr euch an den Hörnern der anderen aufspießt. Los, macht, dass ihr in Deckung kommt, ihr verdammten Rindviecher. Aaaahh, ich wünsche mir, dass ihr euch schon in harte Dollars verwandelt hättet. Dann wäre für uns die harte Arbeit nämlich vorbei, und ihr wäret auf dem Wege in den Osten, wo ihr zu Fleischextrakt und schönen Steaks verarbeitet werdet. Lauft schon, ihr verdammten Bluegrass Longhorns!«

Brazos, der massige Cowboy, der sicher mehr als zweihundert Pfund wiegt, stimmt ein Lied an, das seit Jahrzehnten auf den Weiden des Südwestens gesungen wird.

Und irgendwie beruhigen sich die nervösen Rinder wahrhaftig. Es ist, als gehöre dieser Song zu einem Tag wie diesem.

Der mächtige Cowboy reitet im Schritt entlang der unsichtbaren Grenzlinie zwischen den äußeren Vorsprüngen der Einbuchtung und singt beruhigend.

Zwei, drei Reiter der Skull-Ranch traben heran und lösen den großen Mann ab, der sein Tier zum Feuer treibt.

»Hooo, Smoky, alter Pfannenschwenker«, ruft Brazos, »wie ist es mit Kaffee? Bevor der alte Petrus seine Wasserfässer entleert, wollen wir uns noch mal richtig aufwärmen.«

Der Koch blickt auf und verzieht sein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen.

»Da kommt er, der Bulle«, sagt Smoky bitter, »er brüllt wie eine Meute wilder Treiber, und der futtert für zehn, aber er arbeitet nur wie ein kleiner, schmächtiger Bursche, der gerade seine eigenen Stiefel tragen kann.«

Brazos treibt sein Pferd dicht an das Feuer und beugt sich herab.

»Pass auf, Doc Smoky«, grollt die Stimme des Riesen, »wenn du so weitermachst, verkaufen wir dich in Dodge als Ochsen! Aber ich glaube nicht, dass wir viel für dich bekommen, denn eigentlich hast du ja gar kein Fleisch mehr auf den Knochen, du bist ja ein wandelndes Häufchen Fleischextrakt!«

Smoky packt seinen Hosenbund und reißt ihn mit einem wilden Ruck hoch.

Aber bevor er zur gusseisernen Pfanne greifen kann, bevor er dem mächtigen Brazos diese Pfanne an den Kopf schlagen kann, zuckt der erste Blitz vom Himmel herab.

Es knistert, und die Männer spüren, wie sich ihre Haare aufrichten wollen. Sofort knoten sich die Reiter die Sturmriemen ihrer breitkrempigen Hüte fest unter das Kinn und leiten die Pferde herum.

Jimmy Twodance, der junge Cowboy, jagt heran und treibt die kleine Remuda der Weidepferde vor sich her.

Diese Tiere sind darauf abgerichtet, sich in der Nähe halbwilder Longhorns zu bewegen, und diese Pferde werden auch eine kleine Panik inmitten der Rinder einigermaßen heil überstehen.

»Jimmy, eine Feuerlinie!«, brüllt Brazos mit dröhnender Stimme.

Und der junge Reiter begreift sofort. Er jagt zu Doc Smoky, der ihm ein brennendes Bündel Zweige entgegenhält. Jimmy galoppiert los. Sekunden später folgen ihm Shorty, Brazos und die drei anderen Reiter, die dieses Treiben mitmachen.

Kurze Zeit später brennen zehn Feuer auf der Grenzlinie zwischen Talkessel und freiem Land. Und drei der Treiber reiten im Schritt immer zwischen diesen Feuern hin und her und singen beruhigend.

Abermals stinkt es nach verbranntem Laub, als ein weiterer Blitz herabzuckt.

Und dann wird es beinahe taghell, so schnell folgen die Wetterstrahlen einander. Ein gefährliches, dröhnendes Rollen übertönt jedes andere Geräusch.

Es kracht, als stürze die Welt ein, aber kein Tropfen Regen fällt. Die Luft ist von einem schwefeligen Brandgeruch erfüllt, der den erfahrenen Treibern den Schweiß auf die Stirnen treibt.

Sie wissen, welche Panik ein Gewitter unter den Rindern anrichten kann. Und insgeheim beten alle Männer der Skull-Ranch um Regen.

Doc Smoky arbeitet nervös und schnell. Der Alte spürt, dass Regen fallen wird. Und er will das Essen für die Männer vorher fertig haben, denn der Oldtimer fühlt, dass eine Menge Wasser herabkommen wird.

Er hält das Stück einer alten Wagenachse bereits in der Hand und will es gegen die große Pfanne hämmern, aber Smoky zieht den Kopf ein und lässt das Eisen fallen.

Er muss die Männer auf andere Weise zum Essen heranholen.

Denn das Klingen des Metalls könnte die Rinder total verrückt machen. Jetzt schon laufen die jüngeren Stiere unruhig im Kreise herum, und ihr Harem folgt ihnen.

»Kommt, und holt es euch, oder ich werfe es in den Regen!«, ruft Doc Smoky halblaut.

»Er ist verrückt geworden«, sagt Chet fassungslos und treibt sein Pferd zum Küchenfeuer. »Er ist wahrhaftig verrückt geworden. Vom Regen ist nichts zu spüren.«

»Warte nur ab, du neunmalkluger Revolvermann«, antwortet Smoky grimmig, »warte nur ab. In einer halben Stunde wirst du schwimmen lernen, verlass dich darauf.«

Chet steigt ab und hockt sich nach Cowboyart auf die Hacken.

Er nimmt den Blechteller und den Becher und kaut langsam.

Ein wütender, dumpfer Laut lässt ihn hochfedern. Chet verschüttet die Hälfte seines Kaffees, aber Doc Smoky sagt nichts. Er starrt aus zusammengekniffenen Lidern zur Herde hinüber.

Einer der jungen Stiere hat es gewagt. Er greift den Boss der Herde an, den alten Burschen, der bisher unbestritten der Anführer der gehörnten Biester war.

Und der Alte stellt sich zum Kampf!

Dröhnend prallen die mächtigen Leiber aufeinander. Scharf knallen die Hörner, als sie zusammenstoßen.

Der junge Stier will dem Alten mit einer geschickten Bewegung des Kopfes ein Horn in den Leib rammen und mit der nadelscharfen Spitze die Bauchdecke aufreißen.

Aber der Alte ist ein erfahrener Kämpfer. In zahllosen Auseinandersetzungen behauptete er sich auf der Bluegrass-Weide und bleibt gelassen.

Im letzten Moment pendelt er zur Seite, springt mit allen Vieren zugleich hoch und wirft sich im Sprung herum.

Sein Horn dringt in den Muskelberg des Jüngeren, und der Angreifer schreit wild und zornig auf.

Die übrigen Rinder bleiben stehen. Sie scharren mit den Hufen und treten hin und her. Aber sie bleiben stehen.

Und als einer der neuen Reiter auf die Herde zu jagt, springt Doc Smoky auf und läuft wieselflink auf den Mann zu.

»Hank, lass sie kämpfen!«, ruft Smoky heiser. »Lass sie nur in Ruhe; solange die beiden miteinander beschäftigt sind, bleiben die anderen still.«

Der hagere Hank nickt und zügelt sein Pferd.

Er reitet erst seit kurzem für John Morgan, für die Skull-Ranch, und es ist bereits drei Jahre her, seit er hinter Rindern hersauste. In diesen drei Jahren wühlte Hank die Berge Colorados um, er suchte Gold, aber er hatte kein Glück. Doch dafür hatte er Zeit genug, sich von der Gier nach dem gelben Dreck zu befreien. Er griff sofort zu, als er hörte, dass die Skull-Ranch Cowboys suchte.

Die beiden halbverrückten Stiere lassen voneinander ab, drehen sich, senken die Köpfe und starren sich aus tückischen Augen an.

Und jetzt greift der mächtige Alte an!

Er rast wie ein Ungewitter voran und trifft seinen Herausforderer voll!

Der jüngere Bulle brüllt vor Angst, dreht sich, aber das nadelscharfe Horn des Alten reißt ihm die Schwarte auf.

Endlich lässt der Führer der Herde von dem Jüngeren ab und bleibt stehen.

Der Herausforderer schwankt und geht zur Seite. Er bricht in die Knie. Der Alte hebt den Kopf, wirft ihn weit zurück und brüllt seinen Triumph heraus.

In der gleichen Sekunde zucken drei, vier Blitze gleichzeitig herab und schlagen inmitten der Herde ein.

Die Rinder stehen wie erstarrt. Aber dann bewegen sie sich alle gleichzeitig. Sie bewegen die Beine und wollen davonrasen. Rücksichtslos trampeln die Tiere aufeinander los.