Skull-Ranch 56 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 56 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Mit lauernden Blicken mustert das Banditen-Quartett die steilen Felswände beiderseits der alten Postkutschenstraße. Der Ort ist wie geschaffen für einen Überfall.
Die Hopkins-Brüder, ihre Schwester Angie und ihr Anführer Roscoe Murdock sind auf dem langen Trail von Alabama nach Colorado. Hinter ihnen liegt eine blutige Spur von Verbrechen. Ihr Steckbrief ziert so manches Sheriff's Office. Und deshalb wollen die Alabama-Halunken nach diesem Überfall für eine Weile untertauchen. Bei ihrem ehemaligen Nachbarn John Morgan auf der Skull-Ranch ...


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Alabama-Halunken

Vorschau

Impressum

Alabama-Halunken

von Dan Roberts

Mit lauernden Blicken mustert das Banditen-Quartett die steilen Felswände beiderseits der alten Postkutschenstraße. Der Ort ist wie geschaffen für einen Überfall.

Die Hopkins-Brüder, ihre Schwester Angie und ihr Anführer Roscoe Murdock sind auf dem langen Trail von Alabama nach Colorado. Hinter ihnen liegt eine blutige Spur von Verbrechen. Ihr Steckbrief ziert so manches Sheriff's Office. Und deshalb wollen die Alabama-Halunken nach diesem Überfall für eine Weile untertauchen. Bei ihrem ehemaligen Nachbarn John Morgan auf der Skull-Ranch ...

Der mittelgroße Mann zügelt sein Pferd und blickt nach hinten.

Seine Gefährten lassen ihre Tiere langsam gehen und grinsen. Es liegt etwas Hinterhältiges, Brutales in diesen Gesichtern.

Und selbst die junge Frau wirkt, als sei sie zu allem fähig.

»Hier?«, fragt einer der beiden Reiter nur.

»Ja, hier«, antwortet der Mittelgroße, »ich denke, wir haben eine gute Chance, an ein paar Dollars zu kommen.«

»Wann fährt die Kutsche hier vorbei?«, fragt der zweite Mann, dessen Schultern auffällig breit sind.

»Randy, ich weiß es nicht«, antwortet der Mittelgroße. »Wir warten ebenso lange.«

»Nun gut, Roscoe, aber ich habe Hunger«, sagt Randy.

Roscoe Murdock seufzt.

Dieser verfressene Randy Hopkins, denkt der Anführer der Reiter. Er wird eines Tages seinen letzten Cent in Essen umgesetzt haben, und dann steht er verloren da. Ohne seinen Bruder Sid und seine Schwester Angie wäre er schon lange in irgendeinem Jail gelandet oder aufgehängt worden. Er ist wirklich ein Dummkopf.

Sid, Randy und Angie haben die blonden Haare und die strahlend blauen Augen ihrer Mutter geerbt.

Und vom Vater bekamen sie die Ruhelosigkeit und die Gemeinheit mit.

Sie alle drei sind wild und zu jeder Schandtat fähig. Und bestimmt hätten sie schon lange das Ende ihres zügellosen Lebens erreicht, wenn sich Roscoe Murdock nicht der ehemaligen Nachbarn angenommen hätte.

Als der Krieg zu Ende war, die fürchterliche Auseinandersetzung zwischen Nord- und Südstaaten, kamen die Gebrüder Hopkins und Murdock nach Alabama zurück.

Es war alles tot, zerstört. Kaum ein Haus war unbeschädigt geblieben. Und die Yankee-Soldaten besaßen die absolute Macht.

Nur Angie hatte sich gut durchgeschlagen. Mit sicherem Instinkt machte sie sich an einen Hauptmann heran, den sie aber bald gegen einen Major eintauschte.

Angie ging es gut unter der Besatzung. Es sprach sich schnell herum, dass sie mit ihrer Gunst ziemlich großzügig umging.

Aber die Nachbarn in Alabama beachteten die junge Frau nicht mehr. Sie ließ sich mit den verdammten Blaujacken ein, und das war beinahe noch schlimmer als der verlorene Krieg.

»Hoffentlich bekommen wir so viel, dass wir uns mal wieder in einem richtigen Bett ausschlafen können«, sagt Angie mit dunkler, voller Stimme. »Ich habe die Nase vom freien Himmel voll, Jungs.«

Sid lachte und meinte anzüglich: »Wie dein Ausschlafen aussieht, kann ich mir schon denken. Ich brauche bloß Roscoe anzusehen. Er sieht ziemlich zerrupft aus.«

Murdock grinst nur, und auch das Mädchen lacht.

Ihre Brüder wissen, dass sie was mit Roscoe angefangen hat, aber es stört weder Sid noch Randy.

Sie sind der Meinung, dass Angie alt genug ist, um zu wissen, was sie tun oder lassen muss.

Und sie alle drei sind ruhelos, auf dem langen Trail, der nirgendwohin führt.

Denn niederlassen können sie sich nicht. Es wäre zu gefährlich. Irgendwann einmal kommt jemand, der sie kennt, und dann spielt der Teufel zum Tanz auf.

Viele Überfälle gehen auf das Konto dieser vier Menschen. Seit sie von Alabama nach Westen zogen, frischten sie ihre Vorräte und ihr Geld mit der Beute aus Überfällen auf.

Roscoe blickt zur Straße, die hier durch einen Einschnitt zwischen hohen Felsen verläuft.

Der Ort ist für einen Überfall wie geschaffen. Und sicher wissen das auch die Kutscher und Begleiter. Sie werden aufmerksam sein, aber gegen vier Gewehre können sie nicht viel ausrichten.

»Wir bleiben auf dieser Seite«, sagt Roscoe Murdock und streicht sich über das sandfarbene Haar.

Der mittelgroße Mann verspürt Unbehagen in sich, eine schwache Warnung, die er sich nicht erklären kann.

»Warum verteilen wir uns nicht?«, fragt Randy erstaunt. »Du hast uns doch mal gesagt, dass man den Gegner in die Zange nehmen muss, Roscoe.«

»Weil ich es so will«, antwortet Murdock hart.

Er spricht nicht von seiner Vorahnung. Es hätte keinen Sinn, die Geschwister Hopkins würden ihn auslachen.

»Lass es, Randy«, sagt Sid sanft, »wir sind bisher immer gut mit Roscoe gefahren. Glaub mir, er weiß, was er tut.«

Angie kichert und strahlt Murdock an.

»Führt die Pferde so weit zurück, dass sie nicht gesehen werden können«, befiehlt Roscoe. »Aber sorgt dafür, dass die Tiere nicht gefesselt sind.«

Sid sieht den älteren Mann lange an und fragt: »Hast du Vorahnungen, Captain?«

Murdock zieht die Schultern hoch und murmelt: »Weiß nicht, kann sein. Auf jeden Fall müssen wir vorbereitet sein. Ich habe keine Lust, an einem Strick zu baumeln und Schaukel für die Krähen zu spielen.«

Sid lacht humorlos auf und meint: »Dazu haben wir alle keine Lust. Aber was ist, wenn deine Ahnung eintrifft? Wohin reiten wir?«

Roscoe grinst wölfisch und sagt: »Nach Colorado trailen wir dann, Sid. Du erinnerst dich doch noch an John Morgan, oder?«

»Sicher, wir nannten ihn immer Onkel John!«, ruft Angie. »Und er hat doch auch eine Tochter, Mary-Lou. Sie war ein hochnäsiges Biest. Aber im Krieg verging ihr das.«

»Was ist mit Onkel John?«, fragt Randy.

»Er besitzt im Herzen von Colorado eine Ranch«, antwortet Murdock gedehnt. »Und er ist aus Alabama, genau wie wir. Wenn wir wegmüssen, kriechen wir bei John unter. Er wird seinen alten Nachbarn doch bestimmt einen Gefallen tun.«

Sid wiegt bedenklich den Kopf und meint: »Er ist ein eisenharter Kerl, unser ehemaliger Nachbar. Und für ihn stand stets fest, was Recht war. Glaubst du, er nimmt uns auf?«

Murdock verzieht sein Gesicht zu einem boshaften Lächeln und antwortet: »Wir müssen ihm ja nicht auf die Nase binden, was wir in den letzten Jahren getrieben haben.«

»Hoffentlich begreift Randy das«, sagt Angie seufzend.

Der Breitschultrige dreht sich im Sattel, blickt seine Schwester böse an und sagt: »Du hältst mich wohl für einen Dummkopf, Angie, was?«

»Wie hast du das nur erraten?«, fragt sie zurück. »Du bist wirklich manchmal etwas begriffsstutzig, Randy.«

Er lächelt schlau und meint: »Aber nicht, wenn es um meinen Hals geht!«

»Ruhe«, befiehlt Murdock scharf und hebt die Hand.

Er lauscht und nickt nach einer Weile.

»Macht euch fertig«, sagt er. »Angie, bring die Pferde weg und gib uns mit deinem Gewehr Deckung.«

Alle sitzen ab, recken sich und nehmen die Gewehre aus den Scabbards.

Die Waffen sind gepflegt, wenn auch die Ausrüstung der vier Reiter alt und schäbig wirkt.

Sid, Randy und Angie ziehen die Halstücher über Mund und Nase.

Die junge Frau ist wie ihre Brüder gekleidet. Und wären nicht die entsprechenden Rundungen, so könnte sie als Mann gelten, wenn sie einen Hut trägt, der das halblange, hellblonde Haar verbirgt.

Angie treibt die Pferde so weit zurück, dass sie nicht gesehen werden können.

Murdock zieht sein Halstuch hoch und sagt gedämpft: »Also, wie immer, Jungs, Randy schießt das vordere Deichselpferd ab. Sid nimmt den Kutscher, wenn er sich wehrt, und ich besorge das Reden.«

Die beiden Männer nicken nur.

Ihre blauen Augen wirken hart und gefühllos, und die hochgezogenen Halstücher verstärken diesen Ausdruck noch.

Und dann rollt die Kutsche in den Hohlweg.

Randy reißt die Winchester an die Schulter.

Der Schuss peitscht, und das vordere Zugtier bricht zusammen.

»Hooooohh, hooooooooh, anhalten, ihr Ziegenböcke!«, brüllt der Mann, der die Zügel hält.

Er reißt an den Leinen und stemmt den linken Fuß auf das Pedal der Bremse.

Die Eisenreifen reiben quietschend über den Bremsklotz, und dann steht die schwere Concord-Kutsche.

Der Fahrer bleibt reglos sitzen. Er weiß, wie es weitergeht.

Aber der zweite Mann auf dem Bock rechnet sich wohl eine Chance aus. Er greift unter den Sitz, reißt eine Winchester heraus und springt mit einem gewaltigen Satz zu Boden.

Er federt in den Knien, will in die Deckung des Wagenkastens laufen, als ein Gewehr peitscht.

Der Beifahrer dreht sich um sich selbst, lässt seine Winchester fallen und bricht zusammen.

»Das ist keine Sonntagsschulstunde!«, brüllt Roscoe Murdock. »Euch geschieht nichts, wenn ihr vernünftig seid. Habt ihr das kapiert?«

Der Kutscher winkt mit der Rechten.

»Alles raus aus dem Wagen!«, brüllt Roscoe.

Aber nichts rührt sich.

»Wir haben keine Passagiere!«, ruft der Kutscher zurück. »Wir fahren leer, und nur die Post wird befördert.«

Roscoe holt tief Luft, betrachtet die Spuren der eisenbereiften Räder, die sich tief in den Boden eingegraben haben und lacht heiser auf.

»Willst du mich zum Narren halten?«, fragt der Anführer der Banditen. »Was hast du geladen? Es ist mächtig schwer, das sehe ich an den Spuren.«

Der Kutscher sitzt reglos auf dem Bock.

Endlich hebt der Fahrer den Kopf und sagt: »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es bei der Wells-Fargo-Station in Santa Fé abgeladen wird.«

Roscoe überlegt und befiehlt: »Sid, du deckst uns von hier oben. Randy und ich gehen runter. Ich will wissen, was der Wagen geladen hat.«

Sid Hopkins nickt nur. Er kennt seine Aufgabe, und er wird sie erfüllen.

Roscoe und Randy klettern wieselflink den Abhang hinunter und achten darauf, immer ein paar Yards zwischen sich zu haben.

Sie erreichen den Wagenschlag.

Randy hält seine Winchester schussbereit, als Murdock die Klinke packt und mit einem gewaltigen Schwung die Tür aufreißt.

Kein Mensch sitzt auf den Lederpolstern.

Flache Holzkisten bedecken den gesamten Boden und sind bis zur Oberkante der Sitze gestapelt.

Die Kisten haben keinen Aufdruck und keine Markierung.

»Los, Randy, mach mal eine auf«, fordert Murdock.

Randy Hopkins bückt sich, zieht sein Bowieknife aus dem Stiefelschaft und hebelt den Deckel von einer Kiste.

Roscoe stößt einen Pfiff aus, als er die grauen Leinensäcke sieht. Er weiß genau, was sie enthalten.

Randy hebt einen solchen Sack hoch. Es klirrt, als ob Metall gegen Metall stoßen würde.

»Was ist das?«, fragt Roscoe und vollführt mit seinem Messer einen blitzschnellen Schnitt.

Und dann ergießt sich ein Strom von silbernen Dollarmünzen aus dem Sack in die offene Kiste.

»Heiliger Rauch«, flüstert Randy Hopkins, »wir haben es geschafft, Roscoe. Wir haben es wirklich geschafft. Das ist ja ein Vermögen!«

Murdock flucht böse.

Erstaunt fragt Roscoe: »Was hast du? Das ist doch genug für uns alle.«

»Und wie sollen wir das Geld wegschaffen?«, fragt Roscoe. »Wir haben keine Packtiere. Mehr als ein Dutzend Säcke können wir pro Pferd nicht mitnehmen. Sonst haben wir gegen Verfolger keine Chance. Begreifst du denn nicht, dass diese Dollars zu schwer sind?«

Allmählich dämmert es Randy.

»Wenn es Scheine wären«, sagt er, »dann hätten wir...«

»Dann hätten wir ausgesorgt«, fährt Murdock böse fort. »Hier, pack dir so viel Säcke auf, wie du tragen kannst, und bring sie nach oben. Angie soll mit den Pferden herankommen.«

Murdock belädt den kräftigen, breitschultrigen Randy mit so vielen Leinensäcken, dass sich der Halunke mächtig anstrengen muss.

Bevor er zur Seitenwand des Tales geht, nimmt Roscoe das Gewehr seines Kumpans an sich und marschiert so weit vor, dass er den Kutscher und auch den reglos liegenden Beifahrer sehen kann.

Randy stapft weiter und klettert unter Flüchen und Schnaufen zu seinem Bruder hinauf.

Sid hilft, und Randy lässt die schweren Säcke einfach fallen.

»Angie, komm her!«, brüllt er und winkt mit beiden Armen.

»Du Idiot!«, faucht Sid, »jetzt weiß der Kutscher dort unten, dass wir jemand namens Angie bei uns haben. Was meinst du, wie schön das auf einem Steckbrief aussieht!«

Randy grinst dümmlich und meint: »Was soll's, Sid? Wir können den Kerl auf dem Bock doch nicht am Leben lassen.«

»Du hast wohl vergessen, was Roscoe sagte!«, ruft Sid scharf. »Wir töten nur im Notfall!«

Randy will antworten, aber als er die angespannte Haltung seines Bruders bemerkt, hält er den Mund.

Wenn Sid sich konzentriert, darf er nicht gestört werden. Randy hat schon einmal mit Sids Coltlauf Bekanntschaft gemacht, als er seinen Bruder irgendwie störte, und das war ein mächtig unangenehmes Erlebnis.

»Wir müssen weg«, sagt Sid hart. »Ich höre eine Menge Pferde, die näherkommen.«

Auch Roscoe hat den Hufschlag gehört.

Der Führer der Halunken läuft auf den Hang zu und verlässt sich darauf, dass er von Sid gedeckt wird.

Aber der Kutscher unternimmt nichts.

Aufmerksam beobachtet er, wie Randy seinem Kumpan über die Kante der Talwand hilft.

Und jetzt schnellt sich der Fahrer des Wagens vom Bock, rollt zweimal um sich selbst und gelangt in die Deckung des Wagenkastens.

»Verdammt«, flucht Randy, »jetzt wird er eine Menge erzählen, der Hund. Ich geh runter und erledige ihn.«

»Du bleibst«, befiehlt Roscoe scharf, »oder willst du hängen? Bist du eigentlich taub? Hörst du nicht, dass mindestens zehn Reiter herankommen?«

Randy horcht und zieht ein langes Gesicht.

»Wir sollten machen, dass wir wegkommen«, meint er unruhig.

»Ach, darauf bist du auch schon gekommen?«, fragt Sid spöttisch.

Angie erreicht mit den vier Pferden die Männer und bleibt direkt im Schatten der Kutsche stehen.

Sid und Roscoe verteilen die Leinenbeutel. Es sind sechzehn Stück, so dass jeder Reiter vier der klirrenden Säcke mitnehmen muss.

»Los, los, machen wir, dass wir wegkommen«, drängt Murdock.

Er schwingt sich in den Sattel und reitet an.

Sid, Randy und ihre Schwester Angie folgen ihm.

Das Mädchen wendet sich im Sattel um, blickt zurück und erkennt eine Menge blaue Uniformen.

»Es sind Yankee-Soldaten!«, ruft sie halblaut und presst ihrem Pferd die Absätze in die Seiten.

»Da erwischen wir mal einen richtigen Geldtransport, und es klappt nicht!«, ruft Sid Hopkins wütend. »Warum habt ihr diese Säcke mitgebracht? Warum habt ihr keine Scheine genommen?«

Roscoe lacht böse auf und antwortet: »Weil keine Scheine dabei waren, wenigstens nicht in der einzigen Kiste, die wir öffnen konnten. Es wird eine Ladung Münzen für die Bank in Santa Fe sein, die dort gefahren werden. Anders kann ich mir die Begleitung durch Soldaten nicht vorstellen. Die Ladung ist für die Staatsbank bestimmt. Und das heißt, dass wir sehr bald sämtliche US-Marshals auf den Fersen haben werden.«

Diesmal braucht er Roscoe nichts weiter zu erklären. Selbst Randy Hopkins begreift, denn wenn die Münzen für die Staatsbank bestimmt waren, so unterliegt der Transport den Bundesgesetzen. Und das heißt, dass die Männer mit den Wappenschildern aufsitzen werden.

»Und nun?«, fragt Angie.

»Wir reiten nach Colorado, zu John Morgan«, antwortet Roscoe hart. »Bevor wir etwas Neues anfangen, muss erst Gras über diese Sache gewachsen sein. Vielleicht reiten wir ein paar Monate bei John hinter Rinderschwänzen her und verdienen dreißig Dollar den Monat. Auf jeden Fall kriechen wir dort unter.«

»Heeee, ich bin doch kein Cowboy«, sagt Randy entrüstet. »Ich habe keine Lust, zu arbeiten. Ich will auf einfache Art und Weise an Dollars kommen, und nicht als Sattelquetscher.«

»Halt den Mund, Randy«, sagt Murdock hart. »Wir haben keine andere Wahl. Und merk dir: Wir sind schon lange unterwegs. Zu Hause ist alles zerstört. Die Besatzer lassen keinen Südstaatler hochkommen. Wir haben uns eben nach Westen durchgeschlagen und immer wieder zwischendurch einen Job angenommen.«

Immer wieder reden Angie, Sid und Murdock in den nächsten Tagen und Wochen auf Randy ein. Andauernd wiederholen sie, was sie sich ausdachten und hoffen, dass Randy es kapiert.

Denn ein falsches Wort kann bei Morgan Misstrauen hervorrufen, und dann ist es aus mit dem Verkriechen im Herzen Colorados.

Einige Tage später verhalten die drei Männer und die Frau ihre Pferde und blicken zu den Felsen hinauf.

Der Weg führt steil bergan und mündet oben zwischen zerklüftetem Gestein. Dort ist die Passhöhe, und wenn Roscoes Informationen richtig sind, liegt hinter dieser Felsbarriere das Bluegrass Valley.

»Weiter«, sagt Murdock mit müder Stimme, »wir wollen heute Nacht in richtigen Betten schlafen.«

Sid und Angie blicken ihren Bruder Randy an, der eine Grimasse schneidet und anschließend sagt: »Hört nur auf, ich hab es ja kapiert. Erzählt mir nur nicht wieder, was ich sagen darf und was nicht. Ich weiß es! Wir sind harmlose Leute, kommen aus Alabama, weil wir hörten, dass John Morgan sich ein Rinderreich geschaffen hat. Und da wollten wir mal sehen, ob er nicht einen Job für uns hat oder uns weiterhelfen kann. Unterwegs haben wir alle Arbeit angenommen, die wir bekommen konnten, und es war wenig genug.«

»Na prima, du hast es wirklich kapiert«, sagt Sid grinsend.

»Wir haben es ihm ja auch oft genug vorgekaut«, murmelt Angie.

»Weiter, weiter«, drängt Roscoe, »der Weg ist steil, und die Tiere sind müde. Wir müssen die Höhe erreichen.«

Sie lassen die Pferde angehen. Müde trotten die Tiere den Trail hinauf.

Sid bringt sein Pferd neben Murdocks Tier und sagt: »Was meinst du, sind sie noch hinter uns her?«

Roscoe schüttelt den Kopf und antwortet: »Ich glaube nicht. Wir haben einen weiten Bogen geschlagen. Eigentlich hätten wir von Süden in dieses Blaugrastal kommen müssen. Aber nun reiten wir von Osten ein. Nein, ich glaube, wir werden nicht mehr verfolgt. Aber Steckbriefe werden unterwegs sein, hängen in jedem Office eines Sternträgers.«

Sid flucht leise. Die Steckbriefe stören ihn.

»Vielleicht hatte Randy doch recht«, meint Sid. »Wir hätten den Kutscher umbringen sollen. Es wäre sicherer gewesen.«

»Was war mit dem Beifahrer? Ist er tot?«, will Roscoe wissen.

Sid schüttelt den Kopf und antwortet: »Nein, ich glaube nicht. Ich erwischte ihn in der rechten Schulter.«

Murdock nickt nur.

Er weiß, dass sie mindestens ein paar Monate untertauchen müssen, bis die Menschen nicht mehr an den Überfall denken.

Erst dann können sie weiterziehen.

Roscoe Murdock schiebt den Hut etwas zurück und blickt auf die Passhöhe hinauf.

Die Sonne steht bereits tief. Die Strahlen verwandeln die kahlen Felsen in rötlich schimmerndes Gestein.

»Wir schaffen es heute nicht mehr«, sagt Sid. »Am besten, wir sehen uns nach einem Lagerplatz um.«

»Warte, bis wir oben sind«, antwortet Roscoe.

Die Pferde gehen immer langsamer. Sie sind müde, denn sie wurden in den letzten Wochen wahrhaftig nicht geschont.

Und dann ist die Passhöhe erreicht.

Die drei Männer und Angie verhalten die Tiere und blicken in das weite Tal hinab.



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