Skull-Ranch 58 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 58 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Angst und Schrecken verbreiten sich unter den Farmern und Kleinranchern von Glenwood Springs, seit ein einziger Mann mit einem Rudel kaltblütiger Revolverschwinger die kleine Stadt beherrscht. Die Siedler, die in Colorado eine neue Heimat finden wollten, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. John Hinsdale, der als Bankier die verschuldeten Einwanderer in der Hand hat, ist von maßloser Geldgier getrieben. Bis auf den letzten Cent quetscht er die Siedler aus und raubt ihnen noch die letzte Habe: ihr Land.
Doch dann kommen die Männer von der Skull-Ranch nach Glenwood Springs ...


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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Landpiraten

Vorschau

Impressum

Landpiraten

von Dan Roberts

Angst und Schrecken verbreiten sich unter den Farmern und Kleinranchern von Glenwood Springs, seit ein einziger Mann mit einem Rudel kaltblütiger Revolverschwinger die kleine Stadt beherrscht. Die Siedler, die in Colorado eine neue Heimat finden wollten, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

John Hinsdale, der als Bankier die verschuldeten Einwanderer in der Hand hat, ist von maßloser Geldgier getrieben. Bis auf den letzten Cent quetscht er die Siedler aus und raubt ih‍n‍en noch die letzte Habe: ihr Land.

Doch dann kommen die Männer von der Skull-Ranch nach Glenwood Springs...

Es ist mächtig heiß. Die Sonne steht hoch am Himmel und brennt erbarmungslos herab.

Die achtzig Rinder trotten müde dahin. Drei Männer treiben diese gehörnten Biester nach Nordwesten. Und diese Männer sind erfahrene Cowboys. Sie kennen die Witterung des Landes, aber heute verspüren die Weidereiter Unruhe in sich.

Und dann erstirbt jedes Geräusch. Der Wind, der eben noch durch die Blätter der Bäume fächelte, legt sich. Fahlgelb zuckt es am Horizont auf.

Auf einmal überzieht sich der bisher strahlend blaue Himmel mit einer schmutzig wirkenden Farbe. Und die Haare der Cowboys richten sich auf. Es knistert, und bläulich schimmernde Funken tanzen über die Köpfe der Reiter.

Vier, fünf Longhorns brüllen verzweifelt.

Ein blauer, kopfgroßer, schillernder Ball taumelt plötzlich über die Rücken der Biester, und es stinkt nach verbranntem Fell.

Trockengewitter!

Die Männer blicken zum Himmel, schauen sich um, starren auf die Berge, die Bäume und reißen sich zusammen.

»Los, sie müssen laufen, rennen!«, brüllt der mächtige Mann, der an der Spitze reitet.

Brazos ist ein guter Cowboy. Er weiß, was ein Trockengewitter bedeutet. Und er weiß auch, dass sie in eine Schlucht, einen Canyon gelangen müssen, um ungeschoren davonzukommen.

Shorty reitet auf der linken Seite der kleinen Herde. Sofort reagiert der kleine Mann.

Er löst das Wurfseil vom Sattelhorn, fasst es kurz und schlägt mit dem Seilende immer wieder auf die Rücken der Longhorns ein. Und seine Stimme, die in den letzten Tagen jeden Abend die nervösen Tanten in den Schlaf sang, klingt auf einmal schrill.

»Los, lauft, ihr Mistviecher, lauft schon!«, schreit Shorty und spürt gar nicht, wie sein Gaul nervös wird.

Rosinante ist ein traurig aussehendes Pferd. Ein unerfahrener Mann hält dieses Tier sicherlich für einen müden Klepper, der keine hundert Yard mehr durchhält. Aber da täuscht er sich, denn Rosinante ist ein Klassepferd. Shorty bekam den dürren, ausgemergelten Gaul einst von Big Nose, dem Kiowa-Häuptling geschenkt, als er dem Indianer einen Gefallen tat. Und das Tier ist indianisch abgerichtet, und das heißt, dass sein Willen ungebrochen ist. Trotzdem gehorcht es jedem Zügeldruck, jedem Befehl des Reiters.

Aber jetzt wird auch dieses Pferd etwas verrückt. Es spürt besser als sein Herr, dass sich ein höllisches Gewitter zusammenbraut, und es drängt in Sicherheit.

Jimmy Twodance, der junge Cowboy reitet am Schluss. Ihm fällt auf, dass sich seine Kameraden seltsam verhalten. Aber er ist unbekümmert und wundert sich darüber, dass Brazos und Shorty auf einmal wie die Verrückten auf die Longhorns einschlagen.

Doch wie von selbst werden die gehörnten Biester vor Jimmy schneller.

Sie fallen in Trab und jagen nach wenigen Sekunden im Galopp dahin. Die Schwänze der Longhorn-Tanten sind steil aufgerichtet. Die Tiere stehen kurz vor einer Stampede.

»Heeeee, seid ihr verrückt geworden?«, brüllt Jimmy.

Er gibt seinem Pferd einen Schlag auf den Hals, und das Tier läuft los.

Immer schneller jagen die Rinder dahin.

Und dann knistert es in der Luft.

Jimmy erkennt den kleinen Shorty halblinks von sich und sieht, wie sich der erfahrene Cowboy dreht und windet. Es scheint, als führe Shorty im Sattel einen wilden Tanz auf.

Aber der Kleine zerrt sich nur den Revolvergurt von den Hüften und schnallt ihn hinter dem Sattel fest.

Und dann zucken die ersten Funken von den Hornspitzen der Rinder. Die weit ausladenden, nadelscharfen Hörner werden in blaues Licht getaucht. Die Entladungen tanzen über die kleine Herde, springen auf die Metallteile des Sattelzeugs und verbrennen Jimmys Pferd, das entsetzt aufwiehert.

Hier hilft keine indianische Abrichtung mehr, das Tier hat Todesangst. Es saust einfach los, prallt gegen die letzten Longhorns und macht die Biester noch nervöser.

Das wilde Gemuhe steigert sich zu einem unkontrollierten, angstvollen Brüllen, und die gehörnten Tanten sausen einfach los.

Jimmy schreit erschrocken auf, als ein stahlblau schimmernder Schein über seine Hände huscht und die Haare als gekräuselte, versengte Reste zurücklässt.

Es brennt wie Feuer, und die Haut wird innerhalb von Sekunden knallrot.

Und dann kracht der erste Blitz.

Grellweiß, blendend fährt er aus dem fahlgelben Himmel, trifft eine uralte Burr-Eiche und zerschmettert den mächtigen Stamm.

Es riecht schwefelig und verbrannt.

Shorty leitet Rosinante zur Seite, und der massige Brazos stößt einen lauten Schrei aus, um sein Tier anzutreiben. Im scharfen Winkel lenkt er das Pferd von der Spitze der Herde weg.

Sie können die Biester nur noch laufen lassen.

Zum Glück rennen sie auf eine Öffnung in dem Felsgewirr zu, und vielleicht ist dies der Eingang zu einem schützenden Canyon.

Kurze Zeit später drehen die ersten Rinder vor einer hundert Yard hohen Steilwand ab, galoppieren entlang der Felsen, die den fast runden Talkessel begrenzen und werden langsamer.

Sie erreichen den Eingang, wollen hinaus, aber da stehen die seltsamen Wesen, die manchmal wiehern, und deren anderer Teil so verrückte Sachen brüllt und es krachen lässt.

Die Longhorns werden ruhiger, fallen in Trab zurück und verteilen sich endlich im Talkessel.

»Heiliger Rauch«, ruft Shorty, »das war 'ne knappe Sache! Wir waren mitten drin in der verdammten Höllensuppe.«

Brazos brummt und meint: »Du hattest doch alle Chancen, Kleiner. Du bist doch so winzig, dass dich kein Blitz erwischt hätte. Ich war in Gefahr, denn ich rage turmhoch auf und bin für einen Blitzstrahl die richtige Beute.«

Krachend fährt ein blendend weißer Strahl zwei Yard hinter dem massigen Brazos in die Erde.

Das Pferd des Cowboys macht einen wilden Satz und wiehert gellend auf.

»Shorty, ich bin dran!«, brüllt Brazos entsetzt und gibt seinem Tier die Zügel frei.

»Das kommt davon, Dicker«, ruft der kleinwüchsige Cowboy, »immer musst du angeben. Aber wenn du genügend Blitze eingefangen hast, wird dir das schon vergehen.«

Nach wenigen Sätzen hat Brazos sein Pferd wieder unter Kontrolle. Er beruhigt das Tier, das vor Angst zittert.

Jimmy und Shorty reiten heran. Sie mustern den massigen Brazos, der sein Gesicht grimmig verzogen hat.

»Mann, ich dachte, es sei so weit«, dröhnt die Stimme des großen Cowboys. »Aber eigentlich wollte ich nicht auf einem Blitzstrahl in den Himmel reiten.«

Shorty lacht meckernd und meint: »Was heißt hier Himmel, Dicker? Dieser Blitz hätte dich in den Boden geschmettert. Die Hölle liegt nämlich irgendwo da unten, wenn die Prediger recht haben.«

Fassungslos staunt Brazos seinen kleinen Freund an.

»Giftpilze wie du kommen nach unten«, sagt der schwere Mann, »aber feine Kerle wie ich kommen nach oben. Und wenn ich dich dann auf dem Bratrost schmoren sehe, weiß ich, dass du deine verdiente Strafe erhältst.«

Die Männer sind erleichtert. Sie haben es gerade noch geschafft. Die achtzig Rinder sind friedlich und grasen sogar in dem kleinen Talkessel. Es ist natürlich kein Blaugras, wie auf der Heimatweide, aber die Tiere fressen.

Und eine halbe Stunde später verschwindet die fahlgelbe Farbe vom Himmel. Er wird wieder strahlend blau, und ein leichter Wind weht den Gestank des Trockengewitters davon.

»Also weiter«, sagt Shorty und reitet zu den Longhorns.

Unruhig blicken die Tiere auf. Eigentlich wollen sie gar nicht weiter, hier gibt es Gras, und sie fühlen sich wohl.

»Los, ihr faulen Tanten!«, brüllt der Kleine, »auf die Hufe mit euch. Wir marschieren wieder. Heute Abend könnt ihr schlafen. Jetzt wird gearbeitet.«

Widerwillig trotten die Rinder an. Und nach kurzer Zeit sind sie wieder auf dem Trail nach Nordwesten.

Am späten Nachmittag leiten Shorty und Brazos die Tiere zu einem Creek und lassen sie saufen. Die Cowboys wissen, dass sie in etwa einer Stunde ihr Ziel erreichen werden. Und dort gibt es nichts mehr für die Longhorns. Sie kommen in einen Corral. Und schon am anderen Tag haben sie sich in Steaks verwandelt.

Eine Stunde später sieht Shorty die ersten Häuser.

»Jipppiiiee!«, schreit der Kleine. »Wir haben es geschafft, Dicker! Da vorne liegt Glenwood Springs. Heute Abend lassen wir uns volllaufen.«

Brazos grinst und leckt sich über die Lippen. Er meint, schon den Geschmack von Whisky im Mund zu spüren.

Glenwood Springs ist eine neue Stadt. Und seit die Männer der Skull-Ranch zuletzt hier waren, wurden eine Menge neuer Häuser gebaut. Der Viehcorral ist weiter nach Osten verlegt worden. Dort warten die Longhorns, bis sie von den Städtern abgeholt werden.

Die Stadt braucht Fleisch. Sicher, es gibt einige kleine Rancher im County, aber die sind noch nicht so weit, dass sie die ganze Gegend versorgen können.

Und so treiben John Morgans Männer in bestimmten Abständen kleine Herden nach Nordwesten. Dem Boss ist es egal, wer zahlt, wenn nur der Preis stimmt. Und es ist einfacher, die gehörnten Tanten nach Nordwesten zu bringen als nach Kansas.

In zwei Jahren wird es anders aussehen. Dann sind die kleinen Züchter so weit, dass sie das Gebiet selbst versorgen können.

Brazos treibt sein Pferd an und galoppiert zum Corral. Er öffnet das Gatter, und Jimmy und Shorty treiben die Rinder hinein.

»So, das war's«, meint der schmächtige Cowboy, »jetzt müssen wir nur noch die Bucks kassieren. Reiten wir zu Harper.«

Ron Harper ist der Mann, der die Rinder ankauft. Er verdient mächtig gut daran, aber er hat seine Finger auch noch in anderen Geschäften.

Nebeneinander marschieren die Pferde auf die ersten Häuser zu.

Ein paar Burschen rammen kurze Pfosten in die Straße. Sie verlängern den Stepwalk.

Aber auf der anderen Seite dieser Straße stehen zwei hartgesichtige Burschen, die alles genau beobachten.

Brazos wird auf einmal hellwach. Denn solche Kerle kennt er zur Genüge. Es sind Coltschwinger, Lohnschießer, und sie bleiben nie lange in einem Ort, denn die meisten werden irgendwo vom Gesetz gesucht. Diese Kerle bleiben nur, wenn sie einen Job haben. Und die Halunken sehen ganz so aus, als fühlten sie sich hier wohl.

Brazos wendet leicht den Kopf und blickt Shorty an. Der Kleine grinst schwach und sagt: »Hat sich verändert, was?«

Und dann mustern die Revolverschwinger die drei Cowboys eindringlich.

Die Reiter der Skull-Ranch kümmern sich nicht darum. Aber sie verspüren eine leise Warnung in sich aufsteigen.

Sie reiten bis zu Harpers Haus, sitzen ab und schlingen die Zügel um einen Balken des Sidewalk-Geländers.

»Ich warte hier«, sagt Jimmy Twodance und hockt sich auf den Gehsteig.

Brazos und Shorty treten in das Office.

Ron Harper sitzt am Schreibtisch. Er sieht auf, lächelt kurz und sagt: »Ah, die Boys von der Skull-Ranch. Gut, dass ihr kommt.«

»Wir haben achtzig gehörnte Teufel hergetrieben«, sagt der kleinwüchsige Shorty. »Die Tiere sind in Ordnung, Mr. Harper. Sie stehen im Corral. Das macht also tausendsechshundert Bucks.«

Harpers Gesicht scheint unbewegt, als er sagt: »Ich muss euch 'ne traurige Mitteilung machen, Jungs. Ich kann nur noch acht Dollar pro Rind zahlen.«

Entgeistert blicken Shorty und Brazos den Geschäftsmann an. Sie warten darauf, dass er ihnen den Witz erklärt, damit sie lachen können. Aber es ist kein Witz; Ron Harper will nur noch acht Dollar bezahlen.

Shorty holt tief Luft. Aber bevor er etwas sagen kann, spricht sein schwergewichtiger Freund Brazos.

Da haben sie diese Viecher hergetrieben, gerieten in ein gefährliches Trockengewitter, und Brazos wäre beinahe vom Blitz erschlagen worden. Und da soll ein Longhorn nur noch acht Bucks bringen!

»Harper«, grollt die dunkle Stimme des massigen Cowboys, »Sie sollten uns nicht auf den Arm nehmen. Unser Boss John Morgan machte mit Ihnen den Preis von zwanzig Dollar aus. Und wir liefern seit fast einem Jahr Rinder. Sie können uns nicht erzählen, dass die Leute hier keine Steaks mehr futtern. Also, zahlen Sie die sechzehnhundert Bucks oder nicht?«

»Sorry, Boys, aber ich kann nicht«, antwortet der Ankäufer. »Der Preis für ein gutes Rind beträgt in dieser Gegend nur noch acht Dollar. Und damit hat sich die Sache. Die Smallrancher bekommen auch nicht mehr.«

Shorty stößt pfeifend die Luft aus den Lungen.

»Sagen Sie bloß, die Kleinrancher nehmen die acht Bucks und geben dafür ihre Viecher her?«

»So ist es«, antwortet Harper, »und sie sind zufrieden damit. Boys, dies ist ein neues Land. Alles muss erst mal richtig in Schwung kommen. Es ist zu wenig Geld unterwegs, und die Leute können nicht mehr zahlen. Vielleicht sieht es in einem halben Jahr schon ganz anders aus.«

Er macht eine Pause und blickt die beiden Reiter aus dem Bluegrass-Valley prüfend an. Und dann streicht sich der schlanke Harper mit der flachen Hand über das sandfarbene Haar und seufzt.

Auf einmal sieht er richtig mitgenommen aus, dieser Bursche, der seine Finger in einer Menge lohnender Geschäfte hat.

Shorty bemerkt, dass Harper gar nicht glücklich ist. Irgendwie erweckt der Mann den Eindruck, in einer Klemme zu stecken.

»Für acht Dollar pro Longhorn verkaufen wir nicht«, grölt Brazos. »Dann können wir die Beefs selber essen oder nach Kansas treiben. Dort gibt es über dreißig Bucks für unser Vieh. Mann, Harper, die Tiere wuchsen auf einer Blaugrasweide auf. Sie wissen doch selbst, dass sie viel besser sind als die Rinder, die hier gezüchtet werden.«

Harper holt Luft und antwortet: »Es geht nicht mehr, Jungs. Acht Dollar und keinen Cent mehr. Wenn ihr mein Angebot nicht annehmt, müsst ihr die Herde zurücktreiben. Ich gebe euch drei Tage Bedenkzeit. So lange können die Viecher im Corral weiden. Vom vierten Tag an muss ich pro Tier und Tag zehn Cents für Futter berechnen.«

Shorty fällt die Kinnlade herunter. Mit weit offenem Mund starrt er den Geschäftsmann an.

»Er ist verrückt geworden, Dicker«, sagt der Kleine deutlich. »Er ist wahrhaftig verrückt geworden. Mister, wissen Sie, was wir machen? Wir treiben unsere Rinder auf die freie Weide und bauen uns selbst einen Corral. Ja, genau das machen wir, und Sie können mächtig lange auf Ihre zehn Cents warten.«

Harper lächelt müde und antwortet: »Es gibt keine freie Weide mehr. Das gesamte Gebiet um die Stadt herum wurde in den letzten Monaten vermessen. Es ist eingetragen, Jungs.«

Brazos schüttelt den Kopf und meint: »Ich weiß, was los ist. Ihr wollt hier eine richtig große Stadt bauen, was? So groß wie Denver oder Kansas City. Aber wer soll hier wohnen? Es gibt doch keine Arbeit hier, Mister. Und das Land kann so viele Menschen nicht ernähren.«

Der massige Cowboy weiß, wovon er redet. Denn in der Vergangenheit trieb er Longhorn-Herden von Texas nach Kansas. Und dort sah er, dass viele Menschen, die zusammenleben, nur vom Geld anderer existieren konnten. Vom Lohn der Herdentreiber nämlich.

Plötzlich hat Brazos eine Idee.

»Oder habt ihr vielleicht Gold oder Silber gefunden?«, fragt er.

Harper schüttelt lächelnd den Kopf und antwortet: »Nein, aber dieses Land soll besiedelt werden. So ist das, Boys. Tausende von Menschen suchen Land, wollen sich eine Existenz aufbauen. Und darum schuften wir hier so.«

»Aber diese Menschen müssen auch essen!«, ruft Shorty. »Sie werden verhungern, wenn es kein Fleisch mehr gibt.«

»Acht Dollar, und keinen einzigen Cent mehr«, sagt Ron Harper und steht auf. »Überlegt euch die Sache.«

Auf einmal wirken seine Augen stechend. Lauernd blickt er die beiden Cowboys an.

»Es gibt ja noch eine andere Möglichkeit«, meint Harper leise. »Ihr versorgt uns mit Fleisch und steckt euch das Geld in die eigene Tasche. Wir werden uns schon einigen. Männer von hier übernehmen die Rinder unterwegs. Na, wie ist es?«

Shorty schießt hoch, als hätte ihn etwas gebissen. Der kleine Mann ist so zornig wie lange nicht mehr.

»Kerle wie Sie bringen das vielleicht fertig!«, ruft der Cowboy. »Wir aber stammen aus dem Süden. Und dort gelten andere Regeln, Mister. Wir bestehlen unseren Boss nicht. Und wenn Sie noch mal so einen Vorschlag machen, stopfe ich Ihnen Ihre Worte in den Hals zurück.«

Brazos steht ebenfalls auf und geht zur Tür.

»Komm, Kleiner«, sagt der massige Cowboy, »wir verschwenden unsere Zeit. Trinken wir erst mal was. Wenn mein Gehirn mit Whisky geschmiert ist, kann ich viel besser denken.«

Sie gehen hinaus. Jimmy Twodance hockt noch immer auf dem Stepwalk.

»Seht ihr die Kerle auf der anderen Seite?«, fragt der junge Reiter leise. »Sie stehen dort, seit ihr reingegangen seid. Mensch, was ist hier bloß los? Das sind doch Schießer, Coltschwinger, und ich denke, Glenwood Springs ist eine friedliche Stadt.«

»Ich kann dir sagen, was los ist!«, ruft Brazos böse. »Die Halunken wollen uns nur noch acht Dollar pro Longhorn zahlen. Und als wir ablehnten, wollte uns dieser Harper dazu bringen, Rinder zu stehlen und das Geld in die eigene Tasche zu stecken. So ist das, Jimmy. Hier stinkt etwas ganz gewaltig.«

Der junge Cowboy denkt über Brazos Worte nach.

»Wir sollten uns mal umsehen«, meint Jimmy. »Vielleicht erfahren wir was. Wer bezahlt die Revolverhelden, die an jeder Ecke stehen und die Pfosten der Vordächer stützen?«

Unauffällig blicken die drei Männer zur anderen Seite der Mainstreet. Inzwischen kamen noch drei Kerle näher und bauten sich neben den anderen hart wirkenden Coltschwingern auf.

»Sie haben was vor«, murmelt Brazos. »Sie haben es auf uns abgesehen. Greift nur nicht zu den Colts. Ich mache das schon.«

»Sind wir denn Narren?«, fragt Shorty erbost. »Wir sind nicht halb so schnell wie diese Lohnschießer. Ich habe keine Lust, eine Kugel einzufangen.«

So ist das eben in dieser Zeit. Die Cowboys können mit ihren Colts zwar umgehen, und sie schießen auf fünfzehn Schritte auch das Herz aus einem As, aber schnell ziehen können die meisten nicht.

Drei der fünf falkengesichtigen Kerle treten vom Gehsteig auf die Mainstreet und überqueren sie.

Vor dem Stepwalk auf der anderen Seite bleiben die Kerle stehen und mustern die Weidereiter.

»Sattelquetscher«, sagt einer der falkengesichtigen Kerle und grinst verächtlich, »es sind nur drei dumme Burschen, die hinter Kuhschwänzen herreiten. He, was wollt ihr hier?«

Brazos lächelt und sagt ganz freundlich: »Das geht dich 'nen Dreck an.«

Sofort versteift sich die Haltung des Mannes auf der Straße. Er kneift die Lider zusammen, und seine Rechte tastet nach dem Coltgriff.

»Blas dich nur nicht auf, Dicker«, warnt ein anderer. »Du gibst besser Antwort, wenn du was gefragt wirst.«

»Und warum?«, fragt Brazos, »bist du vielleicht der Marshal oder gar der Sheriff?«

Der Bursche lacht hart auf und antwortet: »Sternträger brauchen wir hier nicht. Wir sorgen für Ordnung, verstehst du?«

»Dann lass dich mal nicht aufhalten«, meint Shorty.

»Ich bekomme noch eine Antwort«, sagt der mittlere der drei Nachtfalken. »Wir wollen wissen, was ihr hier wollt.«

Brazos blickt Jimmy Twodance und Shorty an und sagt: »Er hat Mus in den Ohren, Freunde. Er hat gar nicht gehört, dass ich schon geantwortet habe. Aber ich will es ihm noch mal sagen.«

Der massige Mann blickt den Halunken böse an und öffnet den Mund.

»Sei vorsichtig«, warnt der Sprecher der drei Townwölfe, »wir nehmen dich in die Mangel, wenn du wieder pampig wirst.«

»Immer ran, ich zittere schon vor Angst«, brüllt Brazos und lacht laut.

Einer der Gunslinger hält plötzlich seinen Colt in der Rechten.

»Ich habe jetzt die Schnauze von euch voll«, sagt der Bursche böse. »Ihr antwortet jetzt und dann verschwindet ihr, verstanden?«

»He, was ist das?«, staunt Brazos und blinzelt.



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