Skull-Ranch 69 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 69 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Eines Tages taucht ein geheimnisvoller Fremder im Bluegrass Valley auf. Er nennt sich Dean Blaking, aber ob er wirklich so heißt, kann er nicht sagen. Frachtkutscher fanden ihn schwerverletzt irgendwo in New Mexico. Alles, was vor jenem Tag geschah, ist aus seinem Gedächtnis gelöscht. Nur ein Gürtel mit den Initialen D.B. ist ihm als Brücke in die Vergangenheit geblieben.
Als Dean Blaking einen Job auf der Skull-Ranch annimmt, ahnt er nicht, dass er damit alle in große Gefahr bringt. Denn Killer sind hinter D.B. her, und Dean Blaking weiß nicht, weshalb...


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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Warum wollt ihr mich töten?

Vorschau

Impressum

Warum wollt ihr mich töten?

von Dan Roberts

Eines Tages taucht ein geheimnisvoller Fremder im Bluegrass Valley auf. Er nennt sich Dean Blaking, aber ob er wirklich so heißt, kann er nicht sagen. Frachtkutscher fanden ihn schwerverletzt irgendwo in New Mexico. Alles, was vor jenem Tag geschah, ist aus seinem Gedächtnis gelöscht. Nur ein Gürtel mit den Initialen D.B. ist ihm als Brücke in die Vergangenheit geblieben.

Als Dean Blaking einen Job auf der Skull-Ranch annimmt, ahnt er nicht, dass er damit alle in große Gefahr bringt. Denn Killer sind hinter D.B. her, und Dean Blaking weiß nicht, weshalb...

Dean Blaking zahlt sein Bier und steckt das Wechselgeld in die Innentasche seiner Jacke. Als er zum Glas greift und den ersten Schluck trinkt, spürt er eine Warnung in sich.

Unauffällig schaut sich der mittelgroße Mann um.

Der dunkelhaarige Kartenhai im schwarzen Anzug streicht sich gerade über die Haare. Der Blick des Gamblers ist auf den Eingang des Zeltsaloons gerichtet.

Dort nickt ein anderer Kerl kaum merklich und verlässt das Zelt.

Deans Gesicht bleibt unbewegt. Er wendet sich seinem Bier zu und trinkt das Glas aus.

Als er sich umwendet, streift sein Blick den Spieler, der ins Leere zu starren scheint. Aber in den grünlich schimmernden Augen des Kartenhaies blitzt ein Funke auf, als sich Blaking in Bewegung setzt.

Dean geht mit langen Schritten auf den Ausgang des Zeltsaloons zu. Und als der irgendwie kräftig wirkende Blaking ins Freie tritt, ist er gewarnt.

Sie versuchen es von beiden Seiten. Harte Fäuste umklammern Deans Oberarme.

»Da haben wir ja den Hundesohn, der Nick um seine sauer verdienten Dollars brachte«, sagt ein Mann mit rauer Stimme.

Dean sinkt etwas in sich zusammen. Die anderen haben das Gefühl, dass er aufgibt, dass er sich nicht wehren wird. Aber das ist ein Irrtum. Und dieser Irrtum kommt die beiden Kerle teuer zu stehen.

Blaking spannt plötzlich alle Muskeln an und scheint zu explodieren.

Die beiden Hundesöhne brüllen überrascht auf, als sich der scheinbar zum Aufgeben bereite Mann in einen gnadenlosen Faustkämpfer verwandelt.

Dean zieht die Rechte hoch und trifft den Mann genau auf den Punkt. Er bricht zusammen, ohne ein Wort von sich zu geben. Der andere klatscht gerade die Rechte auf den Griff seines Revolvers. Sicher spürt der Halunke, dass er den Fremden auf einfache Art nicht ausrauben kann. Und er will das Bündel Dollar haben, das der mittelgroße Mann mit dem sandfarbenen Haar vorhin sehen ließ.

Aber er schafft es nicht. Blaking schnellt das linke Bein vor. Die Stiefelspitze trifft das Handgelenk des Hundesohnes. Und mit einem Aufschrei lässt der Kerl den Colt fallen und starrt Dean wild an.

Blaking macht einen langen Schritt und schmettert dem Burschen die Rechte an die Schläfe. Wie von einer Kugel gefällt, bricht der Halunke zusammen.

»Eine verdammt böse Stadt, dieses Stagebreak«, sagt Blaking laut und schüttelt den Kopf.

Er geht zu dem Fuchswallach, der am provisorischen Hitchrack angebunden ist und zieht den Sattelgurt nach.

Und als Dean aufsitzen will, sagt eine scharfe, wilde Stimme hinter ihm: »Mister, umdrehen, aber schnell!«

Gelassen wendet Blaking den Kopf. Der Spieler aus dem Zeltsaloon steht vier Yard entfernt und hält einen Derringer in der Hand. Und die Mündungen der Waffe weisen auf Dean.

»Was war hier los?«, will der Spieler wissen. »Was haben Sie mit meinen beiden Freunden angestellt, Mann?«

Dean nimmt den Fuß aus dem Steigbügel und dreht sich um.

»Das geht Sie ja wohl nichts an, Kartenhai«, sagt er hart.

»Es sind meine Freunde«, gibt der Bursche in Schwarz zurück. »Ich will wissen, was los war.«

»Sie wollten mich wegschleppen«, antwortet Dan. »Wahrscheinlich waren sie hinter meinen Dollar her. Ich war am Tresen unvorsichtig. Und du, Mister Kartenhai, gabst den Halunken das Zeichen. Denn nur du konntest sehen, dass ich 'ne Menge Geld mit mir rumschleppe.«

Der Gambler verzieht seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Er hebt die Hand mit dem Derringer etwas höher.

»Du solltest meinen Freunden ein paar Dollar zustecken«, sagt der Kartenhai. »Dann sind sie vielleicht nicht so böse, wenn sie wieder wach werden. Sie können mächtig schlimm werden, diese beiden Burschen.«

Dean hat endgültig genug.

Er marschiert auf den Spieler zu, der die Lider aufreißt und den untersetzten Fremden ungläubig anstarrt.

»Bleib stehen, oder ich geb' dir 'ne Kugel!«, ruft der Mann in Schwarz mit einem nervösen Unterton in der Stimme.

»Ich trage keine Waffe«, antwortet Dean, »wenn du schießt, wäre das Mord. Und dafür gibt es selbst in einem Diggercamp den Strick, Mister.«

Der Kartenhai bewegt die Lippen und flucht lautlos. Er hat keine andere Chance, wenn er diesen Fremden um sein Geld erleichtern will. Er muss es auf eine Schlägerei ankommen lassen.

Aber da ist Blaking auch schon dicht vor dem Gambler. Der reißt die Rechte mit dem Derringer hoch, will die kleine Waffe in Deans Gesicht schmettern, aber es gelingt ihm nicht.

Mit dem Unterarm blockt Blaking den Hieb ab und schlägt ansatzlos zu.

Der Spieler schwankt einen Moment, der Derringer fällt zu Boden, und dann bricht der Mann in Schwarz zusammen.

»Ein verdammt böses Nest«, murmelt Dean und geht zu seinem Fuchswallach.

Sekunden später sitzt der Mann im Sattel und presst dem Pferd die Absätze in die Flanken. Willig geht das Tier an und marschiert im Schritt durch die sogenannte Mainstreet des Camps, das größtenteils aus Zelten und windschiefen Bretterhütten besteht.

Niemand achtet sonderlich auf den Mann im Sattel. Wen geht es schon was an, wenn sich ein paar Kerle prügeln? Die Männer hier haben zu tun. Sie wühlen in ihren Claims jeden Kubikinch Erde um und hoffen auf den großen Fund, auf die Bonanza, die sie schlagartig zu reichen Männern macht.

Aber am Abend haben nur wenige mehr als eine Unze Gold in den Beuteln. Und wenn der gelbe Stoff gewogen ist, bringen ihn die Digger zu den Kartenhaien, den Saloonschwalben und an die Whiskytränken. Denn ein Mann, der mehr als fünfzehn Stunden am Tag hart schuftet, hat sich Erholung und Abwechslung verdient.

Von dem wenigen Gold bleibt den Maulwürfen nichts als ein schwerer Schädel am nächsten Morgen. Sie wollen leben, sich austoben. Und niemals geben sie die Hoffnung auf. Sie haben den gierigen Blick in den Augen. Und jeder ist davon überzeugt, eines Tages den großen Fund zu machen.

Aber kaum einer schafft es.

Der Wallach wirbelt mit seinen Hufen dichte Staubwolken auf. Die Mainstreet ist gut einen Fuß hoch mit Dreck bedeckt.

Als Dean den Trail erreicht, der nach Nordosten führt, lässt er den Fuchs in Trab fallen. Je eher sie dieses böse Camp hinter sich lassen, desto eher kann Blaking wieder tief durchatmen.

Er weiß nicht, warum ihn die Revolver stören, die in Stagebreak fast jeder Mann trägt. Er weiß nicht, warum er eine Abneigung gegen diese harten Augen hat, die in jedem Gesicht zu sehen sind.

Dean Blaking weiß überhaupt nicht viel über sich selbst.

Er denkt über die Revolver nach, sieht Feuerblumen vor seinem geistigen Auge aufblitzen, sieht Männer fallen und glaubt für eine Sekunde, er könne sich endlich erinnern. Aber da schiebt sich wieder eine schwarze Wand vor sein Gedächtnis.

Dean flucht laut, und der Wallach stellt die Ohren auf, als lausche er.

»Ich kann ganz gut für mich sorgen«, sagt Blaking und betrachtet seine Fäuste.

Alte Narben, die von der Arbeit mit dem Wurfseil herrühren, schimmern weißlich auf den Handrücken und den Gelenken auf.

»Ich war wohl mal Cowboy«, murmelt der Mann. »Aaaahhh, ich suche mir jetzt endlich einen Job. Im Nordosten gibt es eine große Ranch, im Bluegrass Valley soll sie liegen. Vielleicht brauchen sie dort einen Reiter.«

Dean erfuhr gestern davon, dass alle paar Wochen zwei Männer einige Tonnen Rindfleisch nach Stagebreak schaffen. Aber der Digger, der das erzählte, hielt den Fremden für verrückt. Denn in einem Claim kann doch ein Mann viel schneller und viel mehr Geld machen. Reitet er hinter Kuhschwänzen her, verdient er höchstens dreißig Dollar im Monat bei freier Station.

Aber Blaking verspürt Widerwillen in sich, wenn er an die schmutzigen Burschen denkt, die den Boden durchwühlen. Sie alle werden von den Geschäftemachern übers Ohr geschlagen. Die leichten Mädchen ziehen den Diggern die letzten Dollars aus der Tasche, und die letzten Cents gehen für schlechten Schnaps drauf, der sicher mit allen möglichen Dingen versetzt ist.

Dean lässt die Zügel locker. Der Fuchswallach trabt bergauf. Allmählich wird der Trail enger. Zu beiden Seiten ragen Douglasfichten hoch in den Himmel. Weiter oben wachsen Wacholderbüsche und Krüppelkiefern. Und zwischen den Bäumen wuchern Bergkräuter wie ein dichter Teppich.

Die Sonne sengt heiß herab. Sie hat den Scheitelpunkt ihrer Bahn fast erreicht.

Dean zieht sich den Hut etwas tiefer in die Stirn und beobachtet aufmerksam das Land. Denn sicher treiben sich hier Banditen herum. Das Goldland hat alle möglichen krummen Burschen angelockt.

Der Wallach schnaubt und fällt in den Schritt zurück. Bisher war der Weg nicht so sehr steil, aber jetzt kommt ein langgezogenes Stück, das hart ansteigt.

Und als Pferd und Reiter die Höhe erreichen, zügelt Dean das Tier.

Er blickt in ein riesiges Tal hinab. Das Gras schimmert bläulich im Sonnenschein. Einige Bäche durchziehen das Valley, das überall Bauminseln und Sträucher aufweist.

Aber Dean sieht auch die vielen Trails, die hier münden. Es muss schwer sein, das Gelände zu überwachen. Ganz sicher hat der Rancher unter Viehdieben zu leiden.

Blaking schaut beinahe zehn Minuten in das Tal. Einige Seen schimmern im Sonnenlicht auf. Und in der Nähe des größten Sees erkennt Dean ein paar Gebäude. Sie sind zu weit entfernt, um Einzelheiten entdecken zu können.

»Also los, Alter, bald weidest du auf Blaugras«, sagt Blaking zu seinem Pferd. »Und vielleicht bekommen wir auch einen Job.«

Er zupft am Zügel, und der Wallach geht an.

Als das Tier in das weite Tal hinabsteigt, wendet sich Dean im Sattel um. Die Hügelkette, die er gerade durchquert, wird von mächtigen Bergen überragt. Grau schimmern die kahlen Steinflächen der Gipfel im Sonnenlicht. Blaking weiß noch nicht, dass die Hügel die Cochetopa Hills und die kahlen Felsen die Sangre-de-Christo-Kette heißen. Aber er wird es bald erfahren. Denn irgendwie spürt er, dass dieses Tal ihn aufnehmen wird. Ihm ist, als kehre er heim. So etwas wie dieses Bluegrass Valley bietet Männern einer bestimmten Sorte eine richtige Heimat.

Blaking lächelt schwach und schüttelt den Kopf.

»Was denke ich nur für einen Unsinn«, murmelt er. »Wer weiß, wem das Tal gehört? Vielleicht jagen die Besitzer mich mit Hunden von ihrem Land. Aaaahhh, abwarten, vielleicht bekomme ich auch einen Job.«

Endlich erreicht der Wallach die Talsohle und trabt durch das mehr als fußhohe Bluegras.

Er hebt witternd den Kopf und prustet. Dean kennt das; der Fuchs riecht andere Pferde. Also müssen Reiter in der Nähe sein.

Blaking zupft am Zügel und leitet sein Tier um eine Bauminsel herum.

Mehr als sechshundert Longhorns grasen in knapp einer halben Meile Entfernung. Und dann sieht Dean auch Reiter. Sie jagen hinter einem Rind her, das mit steil aufgerichtetem Schwanz davonsaust. In der Ferne steigt eine fadendünne Rauchwolke zum Himmel. Dort wird ein Feuer brennen, in dem die Cowboys die Brandeisen erhitzen.

Das fliehende Rind ändert seine Richtung. Es hält genau auf Blaking zu, der noch vierhundert Yard entfernt ist. Er versperrt dem wütenden, verängstigten Tier den Weg zur Bauminsel. Das Biest muss ein Bulle sein. Er senkt den Kopf, wirft ihn plötzlich hoch und stößt ein drohendes Brüllen aus. Dieser mächtige Schrei soll wohl eine Warnung sein. Denn mit seinem Instinkt hat der Stier den fremden Reiter schon gewittert.

Blaking schaut sich um. Ein Pferd jagt von rechts heran. Der Reiter sitzt geduckt im Sattel und lässt das Tier einfach laufen. Undeutlich erkennt Dean, wie der Mann etwas hinter dem Sattel löst. In der nächsten Sekunde flattert ein roter Tuchfetzen durch die Luft. Der Reiter hält halbschräg auf den durchgehenden Bullen zu.

Schrille Schreie klingen auf. Nervös wendet der Stier den Kopf. Auf einmal sieht er den umherwirbelnden Fetzen, stemmt die Beine in die Grasnarbe und kommt schließlich zum Stehen.

Zornig brüllt der junge Bulle auf. Er stampft mit den Vorderhufen in das Blaugras, dass große Fetzen losgerissen werden.

Und dann rennt das Biest los.

Es nimmt den Reiter mit dem roten Tuch an. Sicher denkt der Bulle, dass er seinen Peiniger erledigen kann. Der Abstand zwischen beiden beträgt kaum noch hundert Yard. Der Reiter hat genügend Zeit, dem wütenden Stier auszuweichen.

Aber Dean fühlt irgendwie, dass der Bursche in Gefahr ist. Blaking presst dem Wallach die Hacken in die Seiten. Der Fuchs rennt los. In schrägem Winkel galoppiert Dean auf den Stier zu. Er will ihn ablenken, ins Leere laufen lassen, aber das gehörnte Biest ist jetzt vollkommen verrückt geworden.

Es kümmert sich nicht um die wilden Schreie des zweiten Reiters, der von der Seite heranjagt. Der Bulle rast auf den anderen Cowboy zu. Das Weidepferd ist ein geschicktes Tier. Es wartet bis zum letzten Moment, bevor es sich zur Seite schnellt. Der Stier rast ins Leere. Zornerfüllt brüllt er auf, drehte sich um, und eine Tonne eisenharter Muskeln jagen wieder voran.

Und jetzt macht der Cowboy einen Fehler. Er reißt am Zügel, will sein Tier nach rechts zwingen, aber das Weidepferd folgt seinem Instinkt und macht einen Satz zur anderen Seite. Mitten im Sprung fühlt es den Zügeldruck. Und jetzt weiß das Tier nicht, wie es reagieren soll. Gehorcht es seinem Instinkt, verstößt es gegen die andressierten Regeln. Gehorcht es aber seinem Reiter, so wird der Stier Sieger werden.

Diese kurze Zeitspanne genügt dem wütenden Bullen. Er senkt den Kopf. Die nadelscharfen Hornspitzen schimmern gelblich im grellen Sonnenschein. Das flatternde Tuch ist nur noch einen halben Yard vom Kopf des Bullen entfernt.

Und dann schlenkert das Biest seinen Schädel nach rechts. Es sieht aus, als wolle es nur den Kopf schütteln, aber dieser Schlenker kostet das Weidepferd das Leben.

Das nadelscharfe Horn reißt den Leib des Tieres beinahe einen halben Yard weit auf. Wie vom Blitz getroffen bleibt das Pferd stehen. Sein Reiter hat nicht damit gerechnet. In hohem Bogen saust er aus dem Sattel, fliegt über den Kopf des zusammenbrechenden Pferdes hinweg und landet hart auf dem Boden.

Nach zwei oder drei Sekunden stemmt sich der junge Cowboy hoch und kommt wieder auf die Beine. Das Pferd liegt ein Stück hinter ihm. Noch lebt das Tier, und der junge Reiter weiß, was er zu tun hat.

Er tut es, ohne lange nachzudenken.

Der Weidereiter zieht seinen Colt, zielt und feuert. Das Pferd ist sofort tot. Der Mann steckt den Revolver ins Holster und hebt die Linke, in der er ein rotes Hemd hält, zum Kopf. Sicher will er sich den Schweiß abwischen, aber er vergisst den wütenden Bullen.

Hufe donnern über das Blaugras. Überrascht schnellt der Cowboy herum. Er sieht die Hörner, die seinem Reitpferd den Garaus gemacht haben und wirft sich zur Seite. Das linke Horn des Stieres reißt das Hemd in zwei Stücke, die im aufkommenden schwachen Wind flattern.

Der vor Wut halb verrückte Bulle bremst seinen Lauf ab, dreht sich um und senkt erneut den massigen Schädel.

Dean stößt einen wilden Schrei aus. Der Fuchswallach streckt sich, holt das Letzte aus sich heraus und jagt in rasendem Galopp auf den Cowboy zu, der unsicher nach seinem Colt tastet.

Von der anderen Seite rennt der Bulle auf den Mann zu.

Es geht um zwei oder drei Sekunden. Diese kurze Zeitspanne entscheidet über Leben oder Tod des jungen Weidereiters.

Blaking leitet sein Tier mit der Linken. Die Rechte streckt er griffbereit zur Seite.

Und dann sieht der Cowboy den Fremden. Der junge Kerl stößt sich vom Boden ab, schnellt beinahe einen Yard weit schräg durch die Luft und erreicht Deans Handgelenk. Blaking wendet seine ganze Kraft auf, um den Mann aufs Pferd zu ziehen.

Als es geschafft ist, donnert der Stier über die Stelle, auf der vor Sekunden noch der Cowboy gestanden hat. Sofort ändert das Tier seine Laufrichtung und nimmt den neuen Gegner an.

»Der Bastard ist wirklich verrückt!«, brüllt Blaking.

Und dann sieht er die beiden Fetzen des roten Hemdes, die der Weidereiter noch immer mit seinen Fingern umklammert.

Blaking stößt einen Fluch aus und reißt das Tuch an sich. Er schaut über die Schulter zurück. Der Bulle ist nur noch drei oder vier Yard entfernt. Dean lässt die Fetzen los.

Der Reitwind hebt das ruinierte Hemd hoch. Wie ein aufgeblähter Kinderballon schwebt das rote Tuch auf den Stier zu.

Der reißt den Kopf hoch, erwischt mit beiden Hornspitzen je ein Stück des Hemdes und brüllt wütend auf, als ihm der rote Stoff über die Augen fällt. Das gehörnte Biest rast einfach davon, obwohl es kaum etwas sehen kann. Sein Zorn ist zu groß. Er muss dieses verdammte rote Tuch endlich loswerden!

Der fremde Cowboy, der beinahe unter die Hufe des Bullen geraten wäre, liegt quer vor Dean über dem Pferderücken.

»O Mann, der Kerl hatte den Satan im Leib!«, ruft der junge Bursche. »Wenn du nicht gekommen wärst, hockte ich jetzt schon auf einer Wolke und würde meine Flügel bewundern.«

Dean grinst und antwortet: »Bist du sicher, Cowboy? Vielleicht würdest du jetzt auch in der Hölle schwitzend Kohlen schaufeln, damit das große Feuer nicht ausgeht.«

Der andere schweigt ein paar Sekunden.

»He, kannst du mich richtig aufsitzen lassen?«, fragt er endlich. »Brazos braucht mich doch nicht so zu sehen. Er hat mich sicher die ganze Zeit beobachtet. Aber er braucht doch keine dämlichen Bemerkungen zu machen, was Mister?«

Blaking schaut zurück. Der wilde Bulle trampelt auf die Hügelkette zu und fegt gerade ein paar junge Fichten zu Boden, als er einfach weiterrennt.

»Na gut, Cowboy«, sagt Dean, »aber welcher Teufel hat dich denn geritten, dass du ein rotes Hemd nahmst, um das Biest anzutreiben? Jedes Kind weiß doch, dass die Stiere verrückt werden, wenn sie einen roten Fetzen sehen.«

Blaking zügelt das Pferd und hilft dem jungen Kerl, zu Boden zu rutschen. Als sich der Bursche erhebt, grinst er den Fremden entwaffnend an und sagt: »Ich bin Hank Malone, und ich habe gar nicht gemerkt, dass es mein rotes Hemd war, das ich erwischte. Verdammt, es war mein einziges Reservehemd.«

Er blickt zu den Hügeln hinüber und kratzt sich am Kopf.

»Hm, vielleicht sollte ich mit einem neuen Gaul hinter dem verrückten Biest hersausen. Wenn er noch was von meinem zweiten Hemd übriggelassen hat, kann ich es noch flicken.«

»Schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf«, meint Blaking. »Du findest höchstens noch winzige Fetzen. Denk lieber darüber nach, was du deinem Vormann wegen des toten Pferdes erzählen wirst.«

»Auch das noch«, murmelt der junge Kerl, »das gibt einen harten Tanz mit Quade. Und Brazos fuchtelt mir eine Stunde lang mit den Fäusten vor dem Gesicht herum, wette ich.«

»Na komm schon, oder willst du zu Fuß gehen?«, fragt Dean und streckt seine Hand aus.

Er zieht, und mit einem Ruck schafft es der junge Bursche. Er sitzt hinter dem Fremden auf dem Rücken des Fuchswallachs.

Dean schnalzt mit der Zunge, und das Tier geht an.

»Ist Brazos dein Vormann?«, fragt er.

»No Sir, eigentlich nicht«, antwortet der Cowboy, »der Vormann heißt Chet Quade. Die Reiter erzählen, er sei früher mal einer der großen Revolverkämpfer gewesen. Er muss mächtig schnell mit dem Colt sein. Und der Boss ist John Morgan. Ihm gehören das Tal, die Rinder und die Männer.«

»Also ist dieser Brazos der Bestman, was?«, fragt Dean.



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